TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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12
Erste Periode. 476-811.
nern begünstigt, das wehrlose Sicilicn, Unterikalien und Nom,
behauptete dieß durch eine merkwürdige Vertheidigung 537 und
538 gegen des 536 abgesetzten Theodat's Nachfolger, Vitiges,
schloß diesen bald- in Ravenna ein und nöthigte ihn 539 zur Er-
gebung. Seine Abberufung zum persischen Kriege gestattete den
über den Po zurnckgedrangten Gothen unter ihrem tapfern Kö-
nige Totilas die Wiedereroberung fast des ganzen Italien's, und
der 543 wieder dahin gesandte Belisar wurde durch Geringfügig-
keit seiner Kriegsmacht von entscheidenden Unternehmungen zu-
rückgehaltcn. Erst gegen den besser unterstützten Narses verlor
Totilas 552 bei Tagina Schlacht und Leben; dasselbe Schicksal
hatte sein Nachfolger Tejas 553 am lactarischen Berge, und nach-
dem räuberische fränkisch-alemannische Schaaren durch Schwert,
Mangel und Krankheit vernichtet worden waren, fiel der Gothen
letzter Platz Conza 555, und das verödete Italien war griechische
Provinz. Das gothische Gallien und Deutschland war schon frü-
her den Franken überlassen. Im südlichen Spanien den (siebzig-
jährigen) Besitz mehrerer Küstenstriche zu erwerben, gaben Thron-
strcitigkeiten im westgothiscben Reiche den Griechen Gelegenheit.
Von den Persern mußte Iustinian dagegen mehrmals den Waf-
fenstillstand erkaufen; Bulgaren und Slaven drangen öfter tief
in das Reich ein; die Freundschaft der Awaren wurde durch
Iahrgelder erworben. Tief cinwirkend auch in späterer Zeit war
Iustinian's, besonders durch Tribonianus ausgeführte, Gesetz-
gebung*); die Baukunst wurde durch kaiserliche Begünstigung,
durch die Erbauung der Sophienkirche, gehoben, die Industrie
durch Verpfianzung des Seidenbaus aus China vermehrt. Kirch-
liche Streitigkeiten wurden durch des Kaisers Vorliebe genährt,
führten aber nicht zu gewaltsamen Ausbrüchen. Die unter die,
fem Glanze verborgene innere Schwäche zeigte sich aber schon
unter Iustinus Ii. (565 — 578) durch den Verlust eines groß-
. fien Theils Italien's und furchtbare Verheerungen der Awaren.
Der edle Tiberius regierte nur bis 682. Mauritius (582 —
603) wurde durch die von ihm strenge behandelte Armee gestürzt;
der von dieser erhobene Phokas(603—610)verlor, durch wilde
*) Sie bestand in den Pandccttn oder Digesten (Stellen aus 39 Juristen),
den Institutionen (einer kurzen Uebcrstcht jener), dem Codex (einer zweimal be-
arbeiteten Sammlung kaiserlicher, früherer und eigner Gesetze) und den No-
vellen (später» Gesetzen).
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Extrahierte Personennamen: Tiberius
Extrahierte Ortsnamen: Ravenna Conza Italien Gallien Deutschland Spanien China Mauritius
Einleitung. 5
madkschen (mongolischen) Hunnen, welche 375 aus 2lsien über
die Wolga nach Europa wanderten und zunächst die Alanen, das
östlichste deutsche Volk, unterwarfen, gegen das römische Reich ge-
drängt. Die Ostgothcn unter ihrem bejahrten Könige Hermanrich
erlagen denselben. Den Westgothen bewilligte der Kaiser Valens
die verlangte Aufnahme in das römische Reich, sie wurden aber
durch harten Druck zum Aufstande getrieben, besiegten den Kai-
ser Valens selbst 378 bei Adrianopel und erhielten von dessen Nach-
folger Theodosius Wohnsitze in Mösien als römische Bundesge-
nossen. Als nach dem Tode, dieses Kaisers 395 das römische
Reich in zwei, einander nicht befreundete, Reiche zerfiel, drang
der kriegslustige Balte Alarich, welcher von den Westgothen zum
Könige erhoben worden war, 396 plündernd bis an den Pelo-
ponnes vor, und er erlangte dadurch die Statthalterschaft über
das östliche Illyrien. Als Feldherr des oströmischen Kaisers griff
er 401 Italien an, brach nach einiger Zeit verheerend in dieß
Land ein, kämpfte bet Pollentia 403 gegen Stilico und zog sick-
erst 404 zurück, nachdem ihm die Verwaltung des westlichen Illy-
rien's und ein Iahrgehalt zugestanden war. Die schon 405 un-
ter Radagais in Italien cindringenden gemischten deutschen
Schaaren, rieb eine Niederlage bei Florenz, Kälte und Mangel
meistentheils auf. Allein 406 drangen Vandalen, Alanen
und Sueven (unter ihnen wahrscheinlich die Ueberreste jener
Schaaren) über den Oberrhein und nach Verheerung Gal-
liens durch die Pyrenäen 409 nach Spanien, wo, mit den Ein-
wohnern theilend, die erstern besonders in Bätica, die zweiten
in Lusitanien und der carthagischen Provinz, die letzten in Gal-
lacicn sich niederließen. Alarich hatte bereits 408, zur Erzwin-
gung des Iahrgehaltes und anderer versprochnen Geldsummen,
Rom eingeschlossen, jedoch gegen große Lieferungen sich wieder
entfernt; 409 nöthigte er die Stadt durch eine zweite Belage-
rung zur Uebergabe und erhob ihren Präfeeten Attalus zum Kai-
ser, entsetzte ihn aber Ungehorsams wegen bald wieder; 410 er-
oberte er Rom durch Verrath, plünderte es und starb 411, im
Begriff, über Sicilien nach Afrika zu gehen. Sein Schwager
und Nachfolger Ataulf, bald mit Placidia, des Kaisers Honorius
Schwester, vermählt, zog nach dem südlichen Gallien, und sein Nach-
folger Wallia (415 — 419) gründete hier in dem für die Bekrie-
gung der Deutschen in Spanien von den Römern ihm abgetre-
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Extrahierte Personennamen: Theodosius_Wohnsitze Honorius
Schwester Honorius
Extrahierte Ortsnamen: Europa Illyrien Italien Italien Florenz Spanien Bätica Lusitanien Gal- Rom Afrika Gallien Spanien
11
§. 1. Ostgothen und Vandalen.
senschaftliche Erziehung die Unzufriedenheit der gothischen Gro-
ßen, so daß sie ihn bald diesen und einem zügellosen Leben ü&er;
lassen mußte. Nach seinem Tode mußte sie Theodat zum Mit-
regenten wählen; allein dieser, nicht zufrieden mit dem Königs-
titel, strebte durch ihre Ermordung 534 nach dem Alleinbesitz der
Macht und gab so den Griechen einen Vorwand zum Angriff.
Des van dalisch en Reichs Blüthe wird durch den Tod des
Stifters Geiserich (477) begränzt, welcher es selbst schon durch
grausame Behandlung der katholischen Provincialen schwächte;
afrikanische Hitze und Annahme einheimischer Sittenlosigkeit brach
die deutsche Kraft, und Angriffe der Mauren beschränkten bald
das Reich, welches überdieß nie zu geordneter Einrichtung ge-
langte und durch Unbestimmtheit der Thronfolge wiederholt zer-
rüttet wurde. Der Sturz des mit Kaiser Zustinian I. befreun-
deten Hilderich durch Gelimer veranlaßte jenen zum Kriege.
§. 2. Das griechische Kaiserthum bis 842 *). (Unter-
gang des vandalischen und ostgothischen Reichs.) Die
Neuperser und die tatarischen Völker an der
Donau.
Das schon damals in sich unkräftige griechische Kaiserthum
wurde unter Zenol. (474 — 491) und Anastasius!. (491 — 518)
durch die, frühem theologischen Streitigkeiten sich anschließenden,
monophysitischen zerrüttet. Auf den darauf von der unter ihm
stehenden Leibwache erhobenen Zustinus I. (518 — 527) folgte
dessen Neffe Zustinian I. (527 — 565), welcher, obwohl ohne
Willenskraft und Geisteshoheit, durch Sinn für großartige Un-
ternehmungen und Erkennung und Benutzung ausgezeichneter Ta-
lente seine Regierung zur glänzendsten Zeit des griechischen Kai-
serthums machte. Nachdem er, ermuthigt von seiner entschlosse-
nen Gemahlinn Theodora, einen Aufstand zweier vereinigten Par-
teien der Rennbahn, der grünen und blauen, (die Nika), durch
Velisar hatte unterdrücken lassen, eroberte dieser ohne Mühe 533
und 534 das vandalische Reich und wandte sich dann gegen
das ostgothischc. Schnell eroberte er 635, von den Einwoh-
*) Gillhon, the history of the decline and fall of tlie Roman
cmpire. 12 Vol. Leips. 1821. Vol. Vii. ctc. Schlosser, Geschichte der
bilderslürmenden Kaiser des oströmischea Reichs. 1812.
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13
§. 2. Griechen.
Grausamkeit und wegen weiter Verheerungen der Perser ver-
haßt. Thron und Leben durch einen Aufstand, welcher den He-
raklius (610—641) auf den Thron erhob. Im I. 618 selbst
in seiner Hauptstadt zugleich durch Awaren und Perser bedroht,
wußte er durch beharrliche Ausdauer, nach Befriedigung jener,
diese allmälig wieder zurückzudrängen und durch den Sieg bei
Ninive (627) die frühem Grenzen wiederherzustellen; allein das
Wiedereroberte und Anderes verlor er bald darauf an die Araber,
und er schwächte sein Reich durch Anregung der monotholetischen
Streitigkeiten noch mehr. Die Fortdauer derselben, Bedräng-
niß durch die Araber, welche Nordafrika eroberten und selbst
.(das nur durch das griechische Feuer gerettete) Constantinopel
669—676 (und 717 und 718) belagerten, größere Beschränkung
in Italien durch die Langobarden und Verheerungen der Bulga-
ren undchasaren erfüllen die Geschichte verfolgenden, meist durch
Grausamkeit ausgezeichneten Kaiser. Der bessere und kraftvollere
Leo Iii., der Zsaurer, (717—741) veranlaßte durch das Ver-
bot der unchristlichen Bilderverehrung 726 den langwierigen und
verderblichen Bilderstreit und dadurch zahlreiche innere Auf-
stände, den fast gänzlichen Verlust des noch griechischen Italiens
und auch Rom's Empörung, während Araber und Bulgaren fort-
während das Reich bekriegten. Nachdem die Bilderverehrung
auf kurze Zeit durch die herrschsüchtige Kaiserinn Zrene, welche
797 ihren eigenen Sohn Constantin Vi. Porphyrogenitus blen-
den ließ, hergcstellt gewesen war, machte erst die völlige und dau-
ernde Wiederherstellung derselben durch Theodora, die Vormün-
derinn ihres Sohnes Michaelas Iii. (842—867), 842 dem Bil-
derstreit ein Ende *).
Das neupersische Reich, gewöhnlich vom Zndus, Iapar-
tes und Tigris begrenzt, zeigt die Einförmigkeit eines durch Sit-
tenverderbtheit, Serailränke und Satrapcnempörungen sinkenden
*) Das griechische Kaiserthum, welches der festen Lage der Hauvtstadt,
fortdauernden altern Einrichtungen, den ausgezeichneten Eigenschaften mehrerer
Kaiser und Staatsmänner, höherer Geistesbildung und der Planlosigkeit der
ansturniendcn Nölk.r fein langes Dasein verdankt und durch Sitte, Ceremoniel,
Kunst und Wissenschaft auf das Abendland einwirkte, behielt im Ganzen das
von Constantin dem Großen geordnete Hof- und Staatswesen. Ein unum-
schränkter, oft dcsvotischcr, Kaiser, dessen Würde meist erblich war, oft auch
durch das Heer vergeben wurde, stand an der Spitze, ihm zur Seite ein, von
ihm selbst gewählter, Staatsrath und ein völlig machtloser Senat. Mehr als
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Extrahierte Personennamen: Leo_Iii Leo Constantin Porphyrogenitus Theodora Constantin
55
§. 10. Griechen. Tataren.
Verholten Einfälle der Araber und Bulgaren nicht abweh-
ren. Nach dem baldigen Tode seines Bruders Alexander folgte
sein Sohn Constantin V. Porphyrogenitus (913 — 959), wel-
cher, nur mit Büchern, Künsten und Schriftstellerei beschäftigt,
die Regierung aus Trägheit bis 944 seinem Mitkaiser und Schwie-
gervater, Romanus 1. Lecapenus, überließ. Sein Sohn Roma-
nus Ii. (959—963) wurde von seiner herrschsüchtigcn Gemahlin«
Theophano vergiftet, und diese vermählte sich mit dem vom Heere
ausgerufencn tapfern Nicephorus Phokas (963 — 969), der bis-
her in Gemeinschaft mit seinem Bruder Leo die Araber stegreich
bekämpft, selbst Kandia und Aleppo eingenommen hatte und als
Kaiser Cypern und 2lntiochien erobern ließ. Verhaßt durch Strenge
und Abgabendruck, fiel er durch eine Verschwörung, deren Haupt,
der tapfere Johannes Tzimiszes (969—976), die Bulgarei,
Apamea, Berytus und Nistbis eroberte. Ihm folgte des Kai-
sers Nomanus Ii. Sohn, Basilius Ii. (st. 1025), welcher mit
seinem Bruder Constantin Vi. (st. 1028) den Kaisertitel theilte,
— seine Schwestern waren Theophano und Anna — die Chafa-
ren, unterstüht durch die Russen, überwältigte, das von ihnen
besessene Taurien mit seinem Reiche vereinigte und das sich auf-
lehnende Bulgarien nebst Servien und Kroatien (1018) unter-
warf. Constantin's Tochter Zoe (st. 1052) erhob durch Vermäh-
lung und Adoption vier Kaiser auf den Thron, unter welchen
das Reich von den Petschenegen sehr bedrängt und von den Nor-
mannen in Italien sehr geschmälert wurde. Ihre Schwester
Theodora (1054—1056) ernannte, da mit ihr das macedonische
Kaiserhaus erlosch, Michael Vi. zum Nachfolger; allein an seine
Stelle erhob die Armee schon 1057 einen ausgezeichneten Feld-
herrn aus der angesehenen komnenischen Familie, Isaak I.,
welcher des Reiches Wohlfahrt und Sicherheit kräftig förderte,
aber wegen Kränklichkeit schon 1059 abdankte. Unter seinen, zum
Theil der Familie Dukas angchörenden Nachfolgern gingen fast
alle asiatischen Besitzungen an die Seldschuken verloren und auch
des Reiches innerer Zustand verfiel; erst der von der Armee aus-
gerufene Neffe Jsaak's, Alexius 1. Komnenus (1081—1118),
stellte Kriegszucht und Ordnung in der Verwaltung wieder her,
behauptete sich durch muthvolle Unterdrückung von Verschwörun-
gen, besiegte Petschenegen und Komanen und trat später den
Kreuzfahrern ebenso geschickt als entschlossen gegenüber.
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TM Hauptwörter (100): [T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin]]
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Constantin_V._Porphyrogenitus Constantin_V. Lecapenus Nicephorus_Phokas Leo Leo Kandia Johannes_Tzimiszes Constantin Anna_— Theodora_( Michael_Vi Isaak_I. Isaak_I. Alexius_1._Komnenus
66 Dritte Periode. 1696 —1273.
Bulgarien und Kleinasien den selbstverschulderen Untergang. Meist
einzeln folgten ihnen im Herbst die Fürsten und Herrn, und,
längere Zeit durch die mißtrauischen und feindseligen Griechen
aufgehalten, vereinigten sie sich endlich 1097 zur Belagerung vc"1
Nicaa, welches sich aber den Griechen ergab. Durch Besiegung
der Seldschuken in der Schlacht bei Dorylaum bahnten sie
sich den Weg durch Kleinasien; aber auf diesem Wege durch Mam
gel besonders an Wasser, ungewohnte Hitze, Krankheiten und um
ablässige Angriffe der leichtberittenen Feinde geschwächt, so wie
auch bald durch den Abzug Balduin's, welcher im christlichen
Edessa Graf wurde, eroberten sie erst nach achtmonatlicher Be-
lagerung 1098 Antiochien (wo Boemund sich ein Fürstenthum
errichtete) und behaupteten es durch Besiegung eines großen Geld-
schukenheeres unter Korboga von Mosul. Erst nach sehr müh-
seliger Einschließung wurde das.feste und wohlbesehte Jerusalem
(15. Jul. 1099) erstürmt, und Gottfried, zum Oberhaupte des
neuen Reiches gewählt, aber sich mit dem Herzogstitel begnügend,
sicherte cs durch einen Sieg über ein ägyptisches Heer bei Aska-
lon. Zhm folgte schon 1100 als König sein Bruder Balduin 1.
(st. 1118), welcher mit Edessa den ihm verwandten Balduin be-
lehnte und mit Hilfe neuer Pilgerschaaren und genuesischer Schiffe
Akkon 1101, Tripolis, wo Bertram, der Sohn Raimund's von
Toulouse, zum Grafen ernannt wurde, 1109, und Berytus und
Sidon eroberte *).
Das besonders durch die Kreuzzüge reifende Ritterthum
ging hervor theils aus der schon bei den alten Deutschen üblichen
feierlichen Wchrhaftmachung, theils aus der allmäligcn engern
*) Das neu entstandene Reich, gleichsam eine Colonie des Abendlandes,
nach welcher fortwährend ausgcwanderr wuödc, war ein nach dem Muster des
französischen eingerichteter Lehnsstaat, zunächst geordnet durch die Afstfen von
Jerusalem, eine von Gottfried veranstaltete Auswahl von Gesetzen. Die Wurde
des Königs war erblich, er selbst beinahe nur der erste Baron des Reiches;
der Senefchall, Connetable und Marschall waren die ersten Hof- und Reichs-
beamten. Die im Besitz der Italiener besindlichen Seestädte waren fast unav,
hängig. Die Häupter der Geistlichkeit, die Patriarchen von Jerusalem und
Antiochien, hatten großen Einstuß; allein die Absicht, das Reich zu einem
geistlichen zu machen, konnten sie nicht durchführen. In Palästina ließen steh
meist nur solche nieder, welche in der Heimath eigenthumslos waren, ihre
Nachkommen fpullancn) waren ein treuloses, verworfenes und lasterhaftes Ge-
schlecht. Die längere Behauptung der morgenländifchen Eroberungen war vor,
nänilich das Verdienst der geistlichen Ritter.
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Extrahierte Personennamen: Gottfried Bertram Sidon Gottfried
§. 3. Dritter und vierter Kreuzzug. 71
Krieg 1181 zur Unterwerfung und zu mehrjähriger Entfernung.
Mit den Lombarden versöhnte sich der Kaiser 1183 im Frieden
zu Kostnitz, nach welchem sie ihm Treue schwuren, die Rega-
lien innerhalb der Städte behielten, für die außerhalb derselben
der kaiserlichen Bestätigung bedurften und ihnen Fortdauer ihres
Bundes und Befestigungen gestattet wurden. Nach der Feier
eines glänzenden Reichstages zu Mainz (1184) zur Ertheilung
des Ritterschlages an seine Söhne begab sich Friedrich zum sechsten
Male nach Italien und feierte zu Mailand 1186 die Vermäh-
lung seines ältesten Sohnes Heinrich's mit Kon stanze, der
Vatersschwester und Erbinn Wilhelm s Ii. Ein Kreuzzug 6e»
schloß die Reihe seiner Thaten.
§. 3. Der dritte Kreuzzug*) und der deutsche Ritter»
orden**). Das Pabstthum in dieser Periode, n am ent»
lich unter Innocenz lll. und der vierte Kreuzzug. Der
Krcuzzug gegen die Albigenser, die Bettelorden
und die Inquisition.
Der Verlust des schon länger in sich uneinigen und be-
drohten Ierusalem's, welches der tapfere und edelmüthige Eju»
bide Saladin, der sich nach dem Tode des letzten fatimidischen
Khalifen von Aegypten (1171) zum Beherrscher dieses Landes
und bald auch Syriens aufgeschwungen hatte, in Folge der Be-
siegung des Königs Veit von Lusignan bei Hittin oder Tiberias
1187 eroberte, erregte im Abendlande großen Eifer für einen
dritten Kreuzzug, und selbst Friedrich I., Philipp Ii., August
von Frankreich und Heinrich Ii. von England und nach seinem
baldigen Tode Richard Löwenherz nahmen das Kreuz. Der Kai-
ser Friedrich I. trat zuerst, nachdem seinen Gesandten unge-
hinderter Durchzug durch Ungarn, Griechenland und das Reich
von Iconium versprochen war, 1189 in Begleitung eines seiner
Söhne, Friedrich's von Schwaben, und anderer Großen mit
einem zahlreichen, wohlgeordneten Heere seinen Zug an, mußte
sich aber erst durch Gewalt Erfüllung des Versprochnen vom grie-
chischen Kaiser erzwingen und durch Eroberung Iconium's den
mühvollen Weg durch Kleinasien eröffnen; er ertrank schon 119ü
im Flusse Saleph, und nur ein Theil des Heeres folgte seinem
*) Wilke» Iv. **) Voigt, Geschichte Prcußens Ii, 10 ff.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Wilhelm Innocenz Innocenz Friedrich_I. Friedrich_I. Philipp_Ii Philipp August Heinrich_Ii Heinrich Richard_Löwenherz Friedrich_I.
Extrahierte Ortsnamen: Mainz Italien Mailand Erbinn_Wilhelm Syriens Frankreich England Ungarn Griechenland Schwaben Kleinasien
73
§. 3. Dritter und vierter Kreuzzug.
düng, entsetzte den König von England, zwang Portugal zur
Zahlung eines Lehnzinses und gebot auch über die Kirche mit
gleicher Einsicht und Kraft. Auf seinen Antrieb vereinigten sich
1202 Markgraf Bonifaz von Montferrat, Graf Balduin von
Flandern, Graf Ludwig von Blois und andere französische Herrn
zum vierten Kreuzzuge*); sie verglichen sich mit den Venetia-
nern, welche sich ihnen unter dem Dogen Heinrich Dandolo am
schlossen, über die Ueberfahrt und eroberten diesen Zara; allein
da Alexius Angelus ihnen für die Wiedereinsetzung seines, vom
eignen Bruder Alexius Iii. gestürzten, Vaters, des griechischen
Kaisers Isaak's Ii., große Geldsummen, Teilnahme am Kreuz-
zuge und Vereinigung der griechischen mit der römischen Kirche
versprach, so wandten sie sich gegen Constantinopel und er-
zwangen durch einen Angriff 1203 Isaak's Wiedererhebung. Die
versuchte Erfüllung des Versprochenen und der rohe Uebermuth
der Kreuzfahrer veranlaßte 120-1 einen Aufstand, durch welchen
Alexius Murtzuphlus zum Kaiser erhoben wurde; jedoch schon am
12. und 13. April 1201 erstürmten und plünderten jene Constan-
tinopel. Graf Balduin wurde zum Kaiser des jetzt entstehenden,
ein Vierttheil der Eroberungen umfassenden, lateinischen Kai-
serthums gewählt, die Venetianer nahmen Küsten und Inseln,
Bonifaz wurde König von Thessalonich, viele französische Herrn
wurden lehnspfiichtige Besitzer einzelner Landschaften, während
andere (wie Epirus und Aetolien unter dem Michael Angelus)
sich unabhängig behaupteten, Uneinigkeit und geringe Anzahl der
Lateiner und Religions- und Nationalhaß der Griechen gegen sie
ihre Herrschaft kurzdauernd machte und im griechischen Kleinasien
ein Kaiserthum Nicäa unter Theodor Laskaris (st. 1222) und
ein anderes zu Trapezunt unter Alexius Komnenus entstand.
Fortdauernde Krcuzzugsschwärmerei veranlaßte sogar 1212 ei-
nen Zug von französischen und deutschen Kindern, welche
indeß theils vor der Einschiffung umkamen, theils nach derselben von
Sklavenhändlern verkauft wurden. Erfolglos war der vom Pabst
Honorius Iii. bewirkte Kreuzzug des Königs Andreas Ii.
von Ungarn, des Herzogs Leopold's von Oesterreich und ande-
rer deutschen Großen (1217); nach des Königs Rückkehr erober-
ten zwar die übrigen, sehr verstärkten Kreuzfahrer Damiette (1219),
mußten es aber schon 1221 wieder räumen.
') Wilkcn V.
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Bonifaz_von_Montferrat Bonifaz Graf_Balduin_von
Flandern Ludwig_von_Blois Ludwig Heinrich_Dandolo Heinrich Alexius_Angelus Alexius_Iii Alexius_Murtzuphlus Balduin Bonifaz Michael_Angelus Theodor_Laskaris Alexius_Komnenus Honorius_Iii Honorius Andreas_Ii
Extrahierte Ortsnamen: England Constantinopel Thessalonich Epirus Nicäa Ungarn Oesterreich
I
1
§. 9. Gnech. u. latein. Kaiftrthum. 93
welcher sich auch um Verbesserung der Gesetze verdient machte,
alleiniger Herr des Reiches wurde *).
Norwegen wurde nicht weniger als die beiden andern Reiche
durch innere mit großer Wildheit geführte Kriege zerrüttet,
welche auch durch die Ansprüche unächter Sprößlinge des Königs-
hauses vermehrt wurden. Erst Hakon V. oder der Alte (1217
—1262) stellte Einheit und Ruhe wieder her und unterwarf sich
1261 Island mit Hilfe der dortigen Bischöfe. Sein Sohn
Magnus Vii. (1262 — 1280) erwarb sich durch Verbesserung
und Vermehrung der altern norwegischen Gesetze den Beinamen
Lagabäter**).
§. 9. Das griechische und das lateinische Kaiserthum;
Servien und Bulgarien.
Johannes oder Kalojohannes (1118 —1143), der Sohn
Alexius I., ordnete mit weiser Sparsamkeit die Verwaltung des
Reiches, bekriegte mit Glück und Ruhm die Seldschuken und das
am Endendes 11. Jahrh.'s besonders in Cilicien entstandene Kö-
nigreich Armenien und besiegte die Petschenegen. Sein Sohn
Manuel (1143 — 1180), welcher, mit Muth und Geisteskraft
begabt, das Reich zu noch größerer Macht erhob, setzte auch
nicht ohne Ruhm den Kampf gegen die Seldschuken fort und er-
hielt Servien in Unterwürfigkeit. Manuel's unmündiger Sohn
Alexius Ii. wurde von einem Enkel des ersten Alexius, dem küh-
nen Andronikus***), 1183 verdrängt (während Isaackomnenus
*) Die zahlreichen iunevn Kriege erhöhten die Macht der durch Abkunft,
Grundbesitz oder Verdienst Angesehenen, und Magnus Ladulas begründete durch
Erlheilung von Abgabeusreiheit an Beamte und die ihm zu Pferde Kriegsdienst
Leistenden einen Adel, ohne jedoch schon die alte Freiheit de6 Volkes zu beein-
trächtigen. Der Einflug und das Ansehen der Geistlichkeit, deren Oberhaupt
der Erzbischof von Upsala war, stieg um so mehr, als ihre Abhängigkeit von
dem entfernten Nom nicht streng sein konnte. Die alten Bolksversamnilungen
hörten während jener Unruhen aus; nur Vornehmere wurden bisweilen vom '
Könige versammelt. Ritterthum und Turniere fanden unter Magnus I. Eingang.
**) Der Thron, von welchem 1209 die unächten Svrößlinge des Königs-
hauses ausgeschlossen wurden, wurde 1273 sur erblich im haarfagrschcn Ge-
schlcchte erklärt. Ein Adel bildete stch aus den Beamten und den königlichen
Lehnsmännern; die Geistlichkeit hatte bedeutende Vorrechte, die Bauern be-
wahrten ihre alte Freiheit vollständig und bildeten mit jenen Ständen den
Reichstag. Das Emporkommen der Städte wurde durch die Armuth des Lan-
des und später durch große, sich über alle skandinavischen Länder ausdehnende
Vorrechte der Hanse verhindert.
***) Wilken, Andronikus Komnenus; in v. Raumer'ö histor. Taschen«
buche. Jahrg. 1811.
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte], T128: [Kaiser Heer Reich Stadt Jahr Alexander Rom Zug Tod Konstantinopel], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter]]
Extrahierte Personennamen: Gnech Hakon_V. Magnus Magnus Johannes Alexius_I. Manuel_( Muth Alexius_Ii Alexius Magnus_Ladulas Magnus Magnus_I. Wilken Andronikus_Komnenus