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schlankem, aber kräftigem Wuchs und außerordentlich kriegerisch. Als Waffe führen sie
große lederne Schilde, 2 m lange Speere und Schwerter. Sie sind ein reines Hirtenvolk,
ohne feste Wohnsitze und leben von Milch und dem Fleisch und dem Blut der Tiere. Wo
eine Horde für einige Augenblicke Halt macht, schlägt man leichtgebaute Hütten auf, die
kreisförmig angeordnet werden, damit man einen Raum für das Vieh gewinnt. Ein Dorn-
verhau, der das Ganze umgibt, gewährt Schutz gegen wilde Tiere und feindliche Überfälle.
Die Maffai sind von N. her erobernd vorgedrungen und waren wegen ihrer Raubzüge
lange Zeit der Schrecken der Bantuvölker und der Handelskarawanen. Verschiedentlich haben
deutsche Schutztruppen siegreich gegen sie gefochten, ohne doch ihrer völlig Herr zu werden.
Was sie nicht vermocht, das hat die Rinderpest zuwege gebracht, die 1891 verheerend ganz
Ostafrika heimsuchte. Sie vernichtete ihre Herden, die einzige Quelle ihres Unterhaltes,
und damit war ihre Macht gebrochen. Zwei Drittel des Volkes sind zugrunde gegangen.
Die übrigen haben sich zwar nach dem Erlöschen der Pest wieder erholt, aber sie bilden
jetzt keine Gefahr mehr für die übrigen Stämme. — Wie im N. die Massai, so sind im
S. unsers Schutzgebietes Zulustämme, wie die Wahehe und die Mafiti, die allerdings
auch zu den Bantunegern gehören, gefährliche Eindringlinge gewesen.
Wirtschaftliches. Deutsch-Ostafrika ist wohl das für die Zukunft Wirtschaft-
lich wertvollste unsrer Schutzgebiete. Es liefert als Erzeugnisse der Sammel-
Wirtschaft insbesondere Kautschuk, Elfenbein, Kopalharz und Wachs.
Im Gegensatze zu Kamerun hat auch die Wirtschaft der Eingebornen einen
erheblichen Anteil an der Erzeugung von Gütern, und wenn erst das Land
noch mehr durch Bahnen erschlossen ist, wird dieser Beitrag noch bedeutend zu-
nehmen. Für die Ausfuhr kommen namentlich in Betracht Kopra, Erdnüsse
und Sesam, sowie Häute und Hörner. Zu großen Hoffnungen berechtigen
die von Europäern angelegten Pflanzungeu, die ständig an Umfang zunehmen
und als Haupterzeugnisse bis jetzt Sisalhanf, Kautschuk, Baumwolle und
Kaffee liefern.
Wie in Kamerun, so nimmt auch hier die Ausfuhr an Elfenbein ständig ab.
Die Vorräte, die viele Häuptlinge in früheren Zeiten aufgehäuft hatten, gehen allmählich
zu Ende, und die Zahl der Elefanten ist infolge der eifrigen Verfolgung immer geringer
geworden. Durch strenge Jagdgesetze sucht die Regierung der Ausrottung des wertvollen
Tieres vorzubeugen.
An Kautschuk liefernden Pflanzen ist Ostafrika ärmer als Kamerun, und bei dem
Raubbau, der auch hier getrieben wird, werden die Wälder in absehbarer Zeit erschöpft
sein. Einen Ersatz dafür bieten die von Europäern angelegten Pflanzungen. Kopal ist
ein dem Bernstein ähnliches Harz, das zur Herstellung von feinen Lacken und Firnissen
verwendet wird. Man findet es verhärtet in größeren und kleineren Stücken in dem Erd-
boden eingebettet; geringere und weniger wertvolle Mengen gewinnt man auch von jetzt
noch lebenden Bäumen. Das Wachs stammt größtenteils von wilden Bienen, z. T.
auch von verwandten Infekten, und wurde früher von den Negern, die den Honig ein-
sammelten, weggeworfen, bis sie von Händlern auf seinen Wert aufmerksam gemacht
wurden. Leider hat die steigende Nachfrage die Neger auch hier zum Raubbau veranlaßt,
durch den die nützlichen Tiere meist zu gründe gerichtet werden.
Unter den Ausfuhrerzeugnissen der Eingebornenwirtschast steht bis jetzt Kopra an
erster Stelle (1910: 1,9 Mill. Mk.). Schon vor einigen Jahren gab es im Küstengebiete
über 1 Million Kokospalmen; seitdem hat ihre Zahl noch erheblich zugenommen, und neben
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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— 333 —
(1,50-1,60 m), haben ein breites, plattes Gesicht mit vorstehenden Backenknochen, eine
braungelbe Hautfarbe und schwarzes, straffes Haar. Sie bewohnen nicht nur Grönland,
sondern auch die Randgebiete Nordamerikas, und ihre Gesamtzahl schätzt man auf 40000
Köpfe. Die Eskimo haben es in bewundernswerter Weise verstanden, sich in ihrer Lebens-
weise den unwirtlichen Gegenden, die sie bewohnen, anzupassen und die spärlichen Gaben
der nordischen Natur auszunutzen. Da es eßbare Pflanzen nur in geringer Zahl gibt, sind sie
hauptsächlich auf tierische Nahrung angewiesen. Sie machen Jagd auf Seehunde, Walrosse,
Fische, Seevögel und Renntiere und benutzen dabei Harpunen, Bogen, Schlingen und
Fallgruben. In einem langen, ganz mit Fellen überzogenen Einmannsboote, dem Kajak,
der nur in der Mitte eine Lffnung für den Körper des Ruderers hat, wagen sie sich
sogar weit auf das stürmische Meer hinaus. Das wichtigste Jagdtier ist der Seehund,
der ihnen fast alle Lebensbedürfnisse liefert: Fleisch als Nahrungsmittel, Speck zur
Heizung und Beleuchtung der Wohnung, Felle zur Bekleidung, Sehnen, die als Zwirn
benutzt werden, Därme, die man zu Segeln und Fensterscheiben zusammennäht, und
Knochen, aus denen man allerlei Geräte fertigt. Die Kleidung, die sich bei Männern und
Frauen nur wenig unterscheidet, besteht hauptsächlich aus Fellen, in den von europäischer
Kultur beeinflußten Gegenden auch aus dicken Wollstoffen. Als Wohnungen dienen im
Sommer Zelte mit Fellüberkleidung; die Winterhäuser liegen z. T. in der Erde, sind aus
Steinen und Rasen erbaut und haben zum Schutz gegen die Kälte häufig einen gang-
artigen Vorraum. „Doch gibt es in Westgrönland jetzt auch bessere Häuser, deren Wände,
Decken und Fußböden von Dielen sind, und in denen sich Tische, Stühle, Spiegel, Bilder,
Uhren und Lampen befinden." Als einzige Haustiere hält man Hunde, die zum Ziehen
der Schlitten verwendet werden.
Schon im Mittelalter hatten sich Normannen an der Küste Grönlands niedergelassen
und Ansiedlnngen gegründet, die aber später wieder eingingen. Da war es im 18. Jahr-
hundert ein norwegischer Pfarrer auf den Lofoten, Hans Egsde, in dem der Gedanke
erwachte, über die Schicksale seiner vor Jahrhunderten in Grönland verschollenen Lands-
leute Erkundigungen einzuziehen und den Eingeborenen das Evangelium zu bringen. Er
sand die nötige Unterstützung, segelte 1721 nach Grönland, gründete eine Niederlassung und
hat bis 1736 unter großen Entbehrungen selbstlos unter den Eskimo als Missionar und
Kulturförderer gewirkt. Andre, später auch Herrnhuter Missionare, haben sein Werk fort-
gesetzt. Das bewohnte Grönland gehört heute zu Dänemark. Um die Bewohner vor
Ausbeutung zu schützen, hat sich die Regierung das alleinige Handelsrecht gewahrt. Kein
fremdes Kaufmannsschiff darf an der Küste landen. Der Handel ist des Eises wegen auf
den Sommer beschränkt. Das Land liefert Robbenspeck, Fischleber, Felle von Seehunden,
Blaufüchsen und Bären, Eiderdaunen, Tran, Walfisch- und Walroßzähne, Stockfische und
auch einige Erze, Blei, Zink, Zinn, Eisen sowie Kryolith, das bei der Herstellung des
Glases verwendet wird. — Die Hauptanfiedlung ist Jnlianehaab (3000 E.).
2. Die Nordische Inselwelt Amerikas (S. 245).
3. Spitzbergen (65000 qkm) liegt n. von Europa zwischen dem 76. und 80. Breiten-
kreise. Es besteht aus vier größeren und vielen kleinen gebirgigen Inseln, die von zahl-
reichen Fjorden zerrissen sind. Das Innere der Hauptinsel ist mit Eis bedeckt, von dem
sich Gletscher in die Fjorde hinabziehen. Die Westseite wird von einem Arm des Golf-
stroms berührt. Daher ist das Küstengebiet hier eisfrei. Die Inseln sind unbewohnt,
werden aber im Sommer von Walfisch-, Walroß- und Robbenjägern ausgesucht. Neuerdings
sind sie auch zu einem beliebten Reiseziel für Nordlandsreisende geworden. — 200 km s. von
Spitzbergen liegt vereinsamt die Bäreninsel (68qkm),noch weiter sw., zwischen Skandinavien
und Grönland, Jan Mayen (370 qkm), das einen 2550 m hohen erloschenen Vulkan trägt.
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Extrahierte Personennamen: Hans_Egsde Jan_Mayen
Extrahierte Ortsnamen: Nordamerikas Westgrönland Grönland Spitzbergen Europa Spitzbergen Skandinavien
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wiegend die Nama oder Hottentotten. In der Kalahari Hausen die ihnen der-
wandten Buschmänner. Beide gehören der südafrikanischen Rasse an. Den
übrigen Teil des Landes haben Bantuneger in Besitz, und zwar wohnen im
mittleren Teile die Damara oder Hsrero, im N. die Ovambo. Dazu
kommen dann noch in den wenig zugänglichen Gebirgsgegenden die Berg-
damara, über deren Volkszugehörigkeit man noch im Zweifel ist, und im S.,
um Rehoboth, die Bastards, ein Mischvolk aus Hottentotten und Buren. Die
Zahl der Weißen betrug 1911 13962, mehr als in allen unsern andern
Kolonien zusammengenommen. 11140 davon waren Deutsche.
Die Hottentotten und Buschmänner sind S. 63 ausführlich behandelt worden.
Die in unserm Schutzgebiet wohnenden Nama (etwa 14000 Köpfe) sind eifrige Viehzüchter
und waren früher ein wohlhabendes und auch politisch kräftiges Volk. In der ersten
Hälfte des vorigen Jahrhunderts unterwarfen sie unter ihrem Häuptling Jonker Afrikaner
die Hereros und dehnten ihre Herrschaft auch über das Ovamboland aus. Nach seinem
Tode aber (1860) machten sich die Herero wieder frei, und in jahrzehntelangen Kämpfen
mit diesen sowie auch in den Ausständen gegen die deutsche Herrschaft haben sie ihre Macht
gänzlich eingebüßt, und ihre Zahl ist sehr zusammengeschmolzen. Sie sind jetzt gänzlich
verarmt und müssen sich ihren Unterhalt zum großen Teil durch Arbeit bei den Weißen
verdienen. Ihre geringe Arbeitslust macht sie aber zu einem wenig wertvollen Völker-
bestandteil unsrer Kolonie. Da die Mission schon lange unter ihnen gearbeitet hat, sind
die meisten Christen. Sie können lesen und schreiben und kleiden sich europäisch. Ihre
alte Wohnweise in bienenkorbartigen Hütten oder Pontocks haben sie aber beibehalten (S. 65).
Die erst im 18. Jahrhundert von N. her eingewanderten Damara oder H6rero
(18000) sind ein körperlich kräftiges, kriegerisches und zur Arbeit anstelliges Volk. Vor
dem großen Ausstande (S. 360), der auch ihre Macht gebrochen hat, besaßen sie große
Viehherden. „Die Herero gelten aber als lügenhaft, hochmütig, betrügerisch und unreinlich.
Unvorteilhafte Charaktereigenschaften sind ferner ihre Tücke und Hinterlist, ihre zügellose
Roheit und kaltherzige Grausamkeit, die bei aller Gerechtigkeit eine eisern strenge Bevor-
mundung des unzuverlässigen und gefährlichen Volkes nmfomehr nahe legen, als es den
Weißen stets frech und unverschämt entgegengetreten ist. Anderseits sind die Herero
brauchbar für schwere Arbeiten beim Berg- und Bahnbau, und vor allem schätzt man sie
als tüchtige Viehzüchter, deren ganzes Leben in der Sorge um ihre Herden aufgeht. Alle
sind eifrigst auf die Vermehrung ihres Viehstandes bedacht, der ihren Reichtum bedingt und
mit dem ein schwunghafter Handel betrieben wird" (Hafsert).
Im Gegensatze zu den umherziehenden viehzüchtenden Hereros sind die ihnen nahver-
wandten Ovambo (60000) seßhafte Ackerbauer, die den Boden gut bearbeiten und für
ihr Vieh schützende Ställe besitzen. Auch in der Bearbeitung des Eisens und in Flecht-
arbeiten sind sie sehr geschickt. Ebenso haben sie sich als Arbeiter im Dienste der Weißen
bei Bahnbauten und in Bergwerken als fleißig und anstellig bewährt. Von europäischen!
Einfluß sind sie noch wenig berührt worden, was sich u. a. auch darin zeigt, daß sie säst
unbekleidet gehen. Ihr Land ist bis jetzt noch nicht in regelrechte Verwaltung genommen
worden, wird aber in Zukunft wohl die Kornkammer des Schutzgebietes werden.
Die Bergdamara, so genannt im Gegensatz zu den viehzüchtenden Damara, gleichen
in ihrem Äußern den Bantnnegern, reden aber die Sprache der Hottentotten. Wahr-
scheinlich sind sie als einer der ersten Bantustämme in das Gebiet der Hottentotten ein-
gebrochen, dann aber von diesen überwältigt worden. Von den andern Völkerschaften immer
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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— 403 —
Kulturstufen. Große Unterschiede bestehen zwischen den Menschen auch
bezüglich ihrer Kultur. Zur Kultur rechnet man alles, was das Leben des
Menschen über das des Tieres erhebt. Dazu gehören die Art des Nahrnngs-
erwerbs, die Wohnweise, die Beschaffung von Gebrauchsgegenständen (Hausrat,
Kleidung, Schmuck), Handel und Verkehr und das geistige und gesellschaftliche
Leben, (Wissenschaft, Kunst, Sittlichkeit, Religion, Leben in Familie, Gemeinde,
Staat). Kennzeichnend für den Kulturzustand eines Volkes ist insbesondere das
Wirtschaftsleben, einmal, weil sich in ihm offenbart, bis zu welchem Grade
sich ein Volk die Gaben und Kräfte der Natur dienstbar gemacht hat, und zum
andern, weil erst ein höher entwickeltes Wirtschaftsleben mit seiner reichen
Gütererzeuguug dem Menschen die nötige Muße zu geistiger Beschäftigung
gewährt. Ohne jede Kultur ist kein Volk. Selbst die rohesten Stämme haben
Werkzeuge, künstliche Wohnungen, Schmuck; sie verstehen Feuer zu machen und
besitzen auch Anfänge geistigen Lebens, die über die reinen Naturtriebe hinaus-
reichen. Aber bei vielen ist doch ihr Dasein gänzlich abhängig von der natür-
lichen Beschaffenheit der von ihnen bewohnten Länder, so daß man sie mit
Recht als Naturvölker bezeichnen kann. Die höher stehenden Völker scheidet
man, je nach dem Grade der erlangten Kultur, in Halbkulturvölker und
eigentliche Kulturvölker.
1. Naturvölker. Ihr Streben geht fast ganz in der Befriedigung ihrer leiblichen
Bedürfnisse auf. Am tiefsten stehen die Sammelvölker, die, unstät umherziehend, von
dem leben, was ihnen die Natur von selbst darbietet, daneben auch wohl etwas Jagd und
Fischfang treiben (Buschmänner Iv, S. 64, Australier S. 212, Botokuden S. 315).
Weiter fortgeschritten sind die Jäger- und Fischervölker (Indianer Nordamerikas S. 266,
Eskimo S. 332).
2. Halbkulturvölker. Sie unterscheiden sich von den Naturvölkern dadurch, daß
sie bleibendes Eigentum besitzen, das nicht dem augenblicklichen Bedürfnis, sondern
der Erzeugung neuer Güter dient. Zu ihnen gehören die Nomaden, wandernde Hirten-
Völker, deren Besitz in ihren Herden besteht. Sie bewohnen hauptsächlich die Steppen- und
Wüstengebiete Asiens und Afrikas (Araber S. 5, 114, Tibetaner S. 181, Mongolen S. 154,
Kirgisen S. 190, Hottentotten S. 65). Eine höhere Stufe nehmen im allgemeinen die
Ackerbau treibenden Völker ein. Der Ackerbau macht den Menschen seßhaft; er
nötigt zur Erfindung von allerlei Ackergeräten; das bewegliche Zelt macht der dauerhaften
und besser eingerichteten Hütte Platz, und das dichtere Beisammenwohnen führt zu den
ersten staatlichen Einrichtungen. Pflug und Wagen sind den Halbkulturvölkern meist noch
unbekannt. Der Ackerbau wird als Hackbau betrieben, und die Ernteerzeugnisse, vor-
wiegend Wurzelknollen und Baumfrüchte, doch auch Getreide, werden nach Hause getragen.
Manche Nomadenvölker, wie z. B. die Araber, besitzen übrigens eine höhere Kultur als
die Hackbau treibenden Völker. (Sudauneger S. 45, Malaien S. 146, Polynesier S. 239).
3. Kulturvölker. Auch bei ihnen bildet die Landwirtschaft die Grundlage der
Kultur. Aber der Ackerbau wird in besserer Weise, mit Zuhilfenahme von Pflug, Wagen,
Zugtieren und Maschinen, mit Düngung und z. T. künstlicher Bewässerung betrieben. Die
gesteigerten Lebensbedürfnisse führen zu mannigfacher Teilung der Arbeit. Es bilden sich
die Berufszweige der Handwerker, der Kaufleute, der Gelehrten. Bergbau, Industrie und
26*
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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— 170 —
Grenzflüssen fällt er steil ab, während er sich nach W. zur Mainebene allmählich
verflacht.
Waldreichtum. Das ganze Gebirge ist ein rauher und wilder Landstrich.
In den höheren Teilen ist der Ackerbau unbedeutend und fast ganz auf Sommer-
früchte beschränkt, von denen besonders die Kartoffel gebaut wird. Der Reichtum
des Spessarts besteht in seinen herrlichen Waldungen, die fast das ganze Berg-
land bedecken. Im Gegensatze zum Schwarzwald, wo das Nadelholz vorherrscht,
finden wir hier vorzugsweise Laubwälder, besonders Eichenwälder. Nirgendwo
sonst in Deutschland liefert die Eiche ein so vorzügliches Holz. Manfndet dort
Stämme von 30 bis 40 in Höhe und mehreren Metern Umsang. Aus keiner
andern deutschen Waldgegend wird darum auch so viel schönes Eichenholz aus-
geführt. Auch Buchenwaldungen sind in Menge vorhanden.
Die Wälder beherbergen zahlreiches Wild. Nicht nur Hasen und Rehe,
auch Hirsche und Wildschweine gibt's in Menge. Früher hielten sich in der
Waldwildnis des Spessarts auch häufig Räuberbanden auf, wodurch das Gebirge
arg in Verruf kam.
Erwerbszweige. Der Spessart ist dünn bevölkert. Im ganzen Gebirge gibt
es keine Stadt, sondern nur ärmliche Dörfer, die weit zerstreut auseinander
liegen. Der Ackerbau ist wenig lohnend. Der Haupterwerbszweig ist die
Waldwirtschaft. In den Wäldern, die meist Staatseigentum sind, finden
die Bewohner als Tagelöhner Beschäftigung. Sie fällen die Bäume, richten die
Stämme zu und schaffen sie zum Main hin, auf dem sie zu Flößen vereinigt
zum Teil bis nach Holland gehen, wo das Holz meist zum Schiffsbau ver-
wendet wird. Ein Teil des Holzes wird auch im Gebirge selbst verarbeitet, so
besonders viel Buchenholz zu Faßdauben.
Das Gebirge enthält ferner einen guten roten Sandstein, der ein vor-
treffliches Baumaterial liefert. Besonders an den Ufern des Mains find viele
Steinbrüche in Betrieb und gewähren zahlreichen Arbeitern Beschäftigung. Sehr
vorteilhast ist dabei die Nähe der großen Städte Frankfurt und Mainz, die viele
Bausteine verbrauchen, und wohin der schiffbare Fluß den Versand außerordentlich
erleichtert.
f. Geologisches.
Das Schwäbisch-Fränkische Stufenland ist ein großes Senkungsfeld (S. 120) und
hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Im Altertum der Erde erhob sich hier ein
mächtiges Gebirge, das aber noch weit über unser Gebiet hinausreichte, ganz West- und
Mitteldeutschland erfüllte und sich bis nach Frankreich hinein erstreckte. In den heute
noch vorhandenen Gebirgen dieser Landschaften, im Wasgen- und Schwarzwalde, im
Rheinischen Schiefergebirge, im Harz, im Thüriuger Walde, im Fichtel- und im Erzgebirge,
findet sich überall dieselbe nö. Faltenrichtung, während die Gebirge selbst z. T. in ent-
gegengesetzter Richtung streichen (Vogesen und Schwarzwald nach N., Thüringer Wald und
Harz nach N.-W.). Das macht es im höchsten Grade wahrscheinlich, daß wir in ihnen
die Trümmer eines einst zusammenhängenden großen Kettengebirges vor uns haben,
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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TM Hauptwörter (200): [T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land]]
Extrahierte Ortsnamen: Schwarzwald Deutschland Main Holland Mains Frankreich Rheinischen_Schiefergebirge Fichtel- Schwarzwald
379
überein. Weiter abwärts beginnt das Gebiet der Schwarzerde, der Wald schwindet
mehr und mehr und macht dem Ackerland Platz. Die feuchte Talniederung mit
ihrem üppigen Graswuchse ernährt große Viehherden. Bei Samara bereits
beginnt die nur spärlich angebaute Grassteppe (S. 381), bei Zarizyn die Wüsten-
steppe (S. 383). Eine sehr wichtige Erwerbsquelle für die Anwohner des Stroms
ist der Fischfang. Die Wolga ist vielleicht der fischreichste Strom der Erde.
Namentlich der Unterlauf beherbergt unglaubliche Mengen von Stören, Hechten,
Welsen, Weißfischen u. a. Arten. Etwa 10000 Fahrzeuge mit einer Bemannung
von 50—60000 Personen dienen dem Fischfang, und nach einer neueren Be-
rechnung wurden in einem Jahre 400 Mill. kg Fische gefangen. Der wert-
vollste Fisch ist der Stör, der nicht nur ein sehr schmackhaftes Fleisch, sondern
in seinen Eiern auch den bekannten Kaviar liefert und aus dessen Schwimm-
blase man den vorzüglichen Fischleim, die Hausenblase, bereitet.
Der Kaviar wird von mehreren Störarten gewonnen, besonders vom gemeinen
Stör, vom Hausen und vom Sterlet. Ein Fisch liefert 12—20 kg. Der frische
R^gen wird mit Ruten geschlagen und dann aus ein Fadensieb gebracht, durch dessen
Maschen die Eier hindurchfallen, während die Häute und das Fett des Eierstocks zurück-
bleiben. Die reinen Eier werden, je nachdem sie frisch genossen oder versandt werden
sollen, schwächer oder stärker gesalzen. Der Kaviar bildet in Südrußland ein wichtiges
Volksnahrungsmittel und wird in großen Mengen ausgeführt (1907: 1,95 Mill. kg
im Werte von 4,2 Mill. Mk.).
Siedlungen. Das Wolgagebiet ist überwiegend von Großrussen besiedelt.
Zwischen diesen aber, teils zerstreut, teils in größeren Bezirken zusammenwohnend, leben
mehrere andre Völkerschaften: Finnen, Tataren und eigentliche Mongolen. Die Finnen,
die man im Gegensatze zu den n. und w. auch als Wolgafinnen bezeichnet, gliedern
sich wieder in mehrere Stämme (Wotjaken, Tschermissen, Mordwinen, Tschuwaschen u. a.).
Sie haben feste Wohnsitze, treiben Ackerbau und Viehzucht und sind meist Christen,
wenigstens dem Namen nach. Die Tataren (3fiz Mill.) gehören zur türkischen Völker-
familie. Sie hatten früher das ganze Steppenland in Besitz, sind aber jetzt aus Süd-
rußland fast ganz verdrängt. Nur in der Krim hat sich ein Rest erhalten, die Krim-
tataren. Den Hauptstamm bilden die Kasanschen Tataren, die in der Umgegend
von Kasan als Ackerbauer und Kaufleute leben und sich überall im Reiche als Kellner
und Lastträger finden. Ö. von ihnen bis zum Ural wohnen die Baschkiren (600000) mit
stark mongolischem Gepräge. Sie sind größtenteils Ackerbauer, Jäger und Arbeiter. Im
s. und ö. Teil der Kaspischen Steppe treffen wir auf die Kirgisen, die als echtes Nomaden-
volk mit ihren Herden von Kamelen, Rindern und Schafen ein wanderndes Leben führen.
Die Tataren sind sämtlich Mohammedaner. Zu den eigentlichen Mongolen gehören die
w. der untern Wolga wohnenden Kalmücken (S. 384).
Die größeren Städte des Gebiets liegen sämtlich an der Wolga. Tw er (55000 E.)
ist schon genannt worden (S. 377). Rybinsk (26000), an der Einmündung der Scheksna,
ist ein sehr lebhafter Schiffahrtsplatz, da hier die Kanalstraßen aus dem Newa- und
Dwinagebiet münden, und kann als der Wolgahafen von Petersburg bezeichnet werden.
Jaroslawl (70 000 E.) hat bedeutende Webeindustrie. Weiterhin folgt das durch seine
Dressen weltberühmte Nischnij-Notvgvrvd (95 000 E.), das höchst malerisch am rechten
Okaufer in Stufen bis zu einer Höhe von 120 m emporsteigt. Auf der andern Seite, im
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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344
Ö. von Südschweden liegen zwei größere Inseln, Öland (1350 girrn, 34000 E.)
und Gotland (3150 qkm, 54000 E.). Beide gehören nicht mehr zum Baltischen Schilde,
sondern sind abgesprengte Teile der Russischen Tafel und aus silurischen Kalken und
Schiefern aufgebaut. Öland, nur durch den schmalen Kalmarsund vom Festlande getrennt,
ist 150 km lang, aber nur 8—15 km breit. Es wird von einem öden, mit Heidekraut
bedeckten flachen Kalkrücken durchzogen, dem aber an der Westseite eine fruchtbare Küsten-
ebene vorgelagert ist. Gotland zeigt einen ähnlichen Aufbau, ist aber, da der Kalkfels meist
mit einer Erdschicht überdeckt ist, viel fruchtbarer und reich an Wald. Die einzige Stadt
der Insel, Wisby (7500 E.), war im Mittelalter, bevor Lübeck emporkam, die führende
Stadt im Hansabunde und der Hauptstapelplatz des Ostseehandels. 1361 wurde es durch
den dänischen König Waldemar Iv. Attertag erobert und furchtbar gebrandschatzt, und
seitdem trat der Verfall ein. Von der Größe dieser alten Beherrscherin des Ostseehandels
zeugen noch die heute viel zu umfangreichen, mit mächtigen Türmen bewehrten Stadt-
mauern, die 18 meist zerfallenen Kirchen, von denen nur noch eine benutzt wird, u. a.
Ruinen. Wegen seines herrlichen Klimas ist Wisby jetzt ein vielbesuchtes Seebad.
2. Schweden im allgemeinen.
Wirtschaftliche Verhältnisse. Schweden hat vor Norwegen den großen Vor-
zug, daß es bedeutend weiter nach S. reicht und zu einem großen Teile aus ebenem
oder doch niedrig gelegenem Lande besteht. Freilich im Verhältnis zur Gesamt-
fläche des Landes und im Vergleich mit den meisten andern Ländern Europas
nimmt das eigentliche Kulturland auch hier einen recht bescheidenen Raum ein.
Auf das Ackerland entfallen 8,5 °/0, aus Wiesen und Weiden 3,6 °/0 der Boden-
fläche, immerhin bedeutend mehr als in Norwegen. Fast die Hälfte (48 %) ist
mit Wald bedeckt, etwa 2/s sind ertraglos. Allein auf die Seen entfallen 8 °/0,
aus Sümpfe 4 % der Landfläche.
Unter den Erwerbszweigen steht die Landwirtschaft, von der fast die
Hälfte der Bevölkerung lebt, obenan. Die Hauptgebiete des Ackerbaus sind die
Landschaft Schonen und die Seensenke. Die Hauptfeldfrüchte sind Hafer
(1906: 1,1 Mill. 4), Roggen (675000 t) und Kartoffeln (1,55 Mill. t),
im N. neben Kartoffeln besonders Gerste (330000 t), im S. auch Weizen
(186000 t), Zuckerrüben (156000 t Zucker), Flachs, Tabak und Hopfen.
Die Getreideernte reicht nicht aus zur Versorgung des Landes und muß durch
eine ansehnliche Zufuhr ergänzt werden (1906: 48 Mill. Mk.) Sehr stark
wird die Viehzucht betrieben. Mit seinem Rinderbestand steht Schweden im
Verhältnis zur Volkszahl an zweiter Stelle unter den Ländern Europas (52 Rinder
auf je 100 E., in Dänemark 71, Finnland 51, Deutschland 34). 1906 wurden
für 36 Mill. Mk. Butter ausgeführt. Die Haupteinnahme aber bringt dem Lande
die Forstwirtschaft (S. 339). Der Wert der Ausfuhr an Holz und Erzeug-
nissen des Holzgewerbes (Holzstoff, Papier, Möbel, Streichhölzchen usw.) hatte
1906 einen Wert von 264 Mill. Mk. Sehr reich ist Schweden an Boden-
schätzen. Eisen findet sich fast überall. Die Hauptgrubenbezirke sind bei
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Extrahierte Personennamen: Waldemar_Iv
Extrahierte Ortsnamen: Gotland Gotland Norwegen Europas Norwegen Europas Dänemark Finnland Deutschland Schweden
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sehen haben die höher und etwas geneigt gelegenen Flächen, die dem Wasser
den Abfluß gestatten. Die feuchten Moose machen hier trockenen Flechten
Platz, die mit ihrer gelbgrauen bis graubraunen Färbung der Landschaft ein
überaus ödes Gepräge aufdrücken. Das ist die trockene oder Flechtentundra,
während man jene als feuchte oder Moostundra bezeichnet. Da beide bei
einiger Unebenheit des Bodens häufig miteinander abwechseln, so wird dadurch
die Eintönigkeit des Landschaftsbildes etwas gemildert. Hin und wieder trifft
man auch wohl auf grüne Wiesenflecke mit überaus lebhaft gefärbten Blumen
oder auf niedrige Polarweiden und zwerghaftes Birken- und Beerengesträuch,
das nur wenig aus dem Polster der niedrigen Pflanzen hervorragt. Der Ge-
samteindruck der Tundra aber, dieser Steppe und Wüste des Nordens, ist der
ertödender Einförmigkeit und Öde.
Die Küste des Eismeeres hat mehrere starke Einbuchtungen, darunter als größte
das Weiße Meer und die Tscheßkajabai, durch welche die Halbinseln Kola und
Kanin abgegliedert werden. Während auf Kola und an der ganzen Westküste des Weißen
Meeres eine Granitplatte mit zwar niedrigen, aber scharf gezogenen Rändern an das Meer
herantritt, ist die ö. Hälfte der Küste, wenige kurze Strecken abgerechnet, ganz flach und
besteht aus jüngeren Ablagerungsschichten. Die Grenze zwischen Land und Meer erscheint
weithin verwischt, da im Winter eine dicke Eis- und Schneedecke Land und Wasser einhüllt,
der kurze Sommer aber die Ufer in einen schwammigen Sumpf auflöst. Vor der Tscheß-
kajabai liegt die von einigen Samojedenfamilien bewohnte Tundreninsel Kolgujew
(3500 qkm), weiter ö. die langgestreckte, sich weit nach N. ziehende große, felsige Doppel-
insel Nowaja-Semlja (92000 qkm), die als eine Fortsetzung des Urals zu betrachten
ist und das europäische vom asiatischen Eismeere scheidet. S. von ihr bestehen zwischen
beiden Meeren zwei Verbindungen: die breite Karische Pforte und die schmälere
Jugorische Straße, zwischen denen die Insel Waigatz liegt.
Erwerbsquellen und Bewohner. Der unwirtlichen Natur des Landes ent-
sprechend ist die Bevölkerung sehr spärlich. Kaum 2 Millionen Menschen be-
wohnen das Gebiet, nur 1,2 kommen im Durchschnitt auf das qkm. Die
Ansiedlungen sind auf die Flußufer beschränkt, da diese meist noch die einzigen
Verkehrswege sind. Der Ackerbau liefert nur dürftige Erträge an Gerste,
Rüben und Kohl und wird nur als Nebenbeschäftigung betrieben. Doch haben
russische Bauerngemeinden im Gebiet der Suchona, wo das Klima etwas milder
ist, mit Erfolg Sümpfe entwässert und ein namentlich für den Anbau von Hafer
und Flachs geeignetes Ackerland gewonnen. Auch die Viehzucht ist unbedeutend.
Die Haupterwerbsquelle der Bewohner bildet die Ausbeutung des Waldes:
das Fällen, Flößen und der Versand, z. T. auch die Bearbeitung des Holzes
und die Gewinnung von Teer und Pottasche. Dazu kommt dann noch die
Jagd auf Pelztiere u. a. Wild und an den Küsten die Fischerei auf Kabeljaue,
Heringe und Lachse. Die Tundra ist ohne feste Ansiedlungen und wird nur
von Jägern, Fischern und Renntiernomaden, deren Herden sich von der Renn-
tierflechte nähren, durchzogen.
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Der Handel hat in Aus- und Einfuhr einen Wert von je 10 Mill. Mk. Aus-
geführt werden besonders Fische, Wolle, gesalzenes Fleisch, Eiderdaunen, Seehunds-
felle und Tran, eingeführt Getreide, andre Lebensmittel, Holz und Jndustrieerzeugnisse.
Bewohner. Die Isländer sind Norweger (Normannen). Die ersten Ansiedler
landeten im Jahre 874 und wurden bald durch neue Ankömmlinge verstärkt. Um 1000
wurde das Christentum und später die Reformation eingeführt. Die Ansiedler bildeten
einen Freistaat, kamen aber nach mancherlei Wirren 1264 unter die Herrschaft Norwegens
und 1381 mit diesem an Dänemark. Seit 1874 hat Island eine eigene gesetzgebende
Versammlung, das Althing mit zwei Kammern. — Die isländische Sprache hat
sich verhältnismäßig wenig geändert und steht daher dem Altnordischen am nächsten.
Schon früh haben die Isländer eine reiche Sagenliteratur entwickelt, und noch jetzt sind
die alten Erzählungen im Volke lebendig. Das Hauptwerk ist die Edda. Überhaupt sind
die Isländer trotz ihrer Abgeschlossenheit von der Welt geweckten Geistes und haben Sinn
für Bildung und Wissenschaft. Obwohl es keine Volksschulen gibt, lernt doch jedes Kind
lesen und schreiben. Der Unterricht wird teils von den Eltern, teils von Wanderlehrern
gegeben. In der Hauptstadt Reykjavik gibt es ein Gymnasium und eine theologische und
eine medizinische Fakultät, in Akureyri eine Realschule. Etwa 20 Zeitungen, mehrere
Zeitschriften und öffentliche Büchersammlungen befriedigen das Lesebedürfnis.
Die Siedlungen bestehen zu einem großen Teil aus einzelliegenden Bauernhöfen
(Abb. 71). Bei dem Mangel an Holz wurden die Häuser früher fast alle aus Torf ge-
baut. In neuerer Zeit gewinnen Holz- und Steinhäuser mehr und mehr das Übergewicht.
Die größeren Ortschaften, darunter vier Städte, liegen alle an der Küste oder in deren
Nähe. Die Hauptstadt ist Reykjavik (reichawik, 7000 E.), an einer Bucht der Südwest-
küste. „Die Häuser sind meist einstöckig, aus Holz gezimmert, mit doppelten, wohl aus-
gefütterten Bretterwänden, oder aus Riegelwerk, innen warm getäfelt, alles in einfachster
Bauart wie in einem Dorfe."
Kolonialbesitz. Außerhalb Europas besitzt Dänemark a) einige Niederlassungen
an der Westküste Grönlands und b) drei westindische, zur Reihe der Kleinen Antillen
gehörende Jnselchen: St. Thomas, St. Croix und St. John (360 qkm, 31000 E.).
Xii. Skandinavien.
(770000 qkm, 7,7 Mill. E., 10 auf 1 qkm).
1. Übersicht.
Lage und Größe. Skandinavien, die größte Halbinsel Europas, hängt nur
durch eine verhältnismäßig schmale Landbrücke mit dem Rumpfe des Erdteils
zusammen. Die Entfernung zwischen dem Bottnischen Busen und dem Varanger-
fjord am Nördlichen Eismeere mißt kaum 500 km, während der Küstenumfang,
möglichst gradlinig gemessen, das Neunfache beträgt. Die Halbinsel erstreckt
sich von dem auf der kleinen Insel Magerö gelegenen Nordkap (71 °) in sw.
Richtung bis zur Breite von Tilsit (551i2°) und gliedert sich im S. wieder
in zwei ungleiche kleinere Halbinseln, die das Skagerrak einschließen. Der west-
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Extrahierte Personennamen: Thomas John_(
Extrahierte Ortsnamen: Norwegens Island Reykjavik Akureyri Reykjavik Europas Skandinavien Skandinavien Europas Bottnischen_Busen Nordkap_( Tilsit
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aber ihre Weidegebiete immer mehr eingeengt und sie größtenteils genötigt, sich in festen
Ansiedlungen niederzulassen. Nur etwa 1/10 des Volkes führt noch das alte, umherschweifende
Leben. Das sind die Renntier-, Berg- oder Fjeldlappen. Sie leben vom Ertrage
der Renntierzucht. Wer eine Herde von 300—500 Stück besitzt, gilt als wohlhabend. Im
Sommer zieht der Lappe mit seiner Herde wegen der in den Niederungen unerträglichen
Mückenplage aus die kühleren Hochflächen, im Winter kehrt er in die tiefer gelegenen
Landstriche und Waldgebiete zurück. Als Wohnung benutzt die Familie während der
warmen Jahreszeit ein Zelt von wollenen Decken (Abb. 79), im Winter eine etwas fester
gebaute Hütte aus Steinen und Birkenzweigen, die von außen mit Rasen überdeckt, im
(Nach einer Originalaufnahme der Photoglob-Co. in Zürich.)
Abbildung 79. Lappenlager mit Sommerzelten.
Innern mit Renntierfellen überkleidet wird. Das Renntier gewährt dem Lappen fast alles,
was er gebraucht. Es ist sein Last- und Zugtier und versorgt ihn mit Milch, Käse und
Fleisch. Die Felle werden zu Kleidungsstücken und zur Bereitung des Nachtlagers benutzt,
aus dem Geweih und den Knochen allerlei Geräte geschnitzt, aus den Därmen Stricke
gedreht. Doch kommen die Lappen jetzt mehr und mehr mit der Kultur in Berührung,
wie schon die Kleidung auf unserm Bilde zeigt, und Kaffee und Tabak sind ihnen zu un-
entbehrlichen Genußmitteln geworden. Die seßhaften Fischerlappen leben hauptsächlich
vom Fischfang und von der Jagd auf Marder, Eichhörnchen, Bären, Fischottern, wilde
Renntiere und Vögel. Die geistigen Fähigkeiten der Lappen sind beschränkt, ihre Bildung
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