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1. Lehrbuch der deutschen Geschichte für Seminare und höhere Lehranstalten - S. 697

1878 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
697 entschlo, an der Nordseite des Thringer Waldes zusammengezogen wurden. Den Oberbefehl erhielt der'ii jhrige Herzog Ferdinand von Braun schweig Neffe des Herzogs, der im siebenjhrigen Kriege sich so groen Ruhm erwarb der noch immer, trotz seiner Unflle im ersten Coalitionskriege, fr einen Feldherrn ersten Ranges galt. Ein gesondertes Corps stand unter dem Fürsten Hohenlohe, einem zwar tchtigen Soldaten, doch nicht geeignet, ein selbstndiges Commando zu führen. Ein drittes, noch kleineres Corps endlich stand unter Nchel, der zum selbstndigen Anfhrer noch weniger tauglich war. Der Unschlssigkeit im Hauptquartier des Knigs, wo man den Angriff erffnen sollte, machte Napoleon schnell ein Ende. Am 1. October schlug er eine kleine preuische Truppenabtheilung unter dem General Tauenzien bei Hof; am 10. eine andere bei Saalfeld, wo bereit Fhrer, der ritterliche Prinz 101oc6t6r. Louis F er bin (i rtb, einen braven Reitertob fanb. Diese Scharen bilbeten die Vorhut des preuischen Hauptheeres, das nach diesen Unfllen schon an den Rckzug dachte. Am 14. October hatte der grere Theil der Armee unter dem Herzog von Braun-schweig bei Auerftdt, der kleinere unter dem Fürsten Hohenlohe bei Jena, u.octbr. drei Stunben oberhalb Auerstbt, Stellung genommen, beibe von einanber getrennt und auer Zusammenhang mit einanber. Hier griff sie der Feind an. Bei Auerstbt kommandirte Davoust, bei Jena Napoleon. Auf beiden Schlachtfeldern fochten btc Preußen und Sachsen tapser, aber in Konfusion und mit den Fehlern der Un-Erfahrenheit. Sie konnten die Misgriffe ihrer Generale nicht gut machen. Ueberdies wurde der Herzog von Braunschweig im entscheidenden Augenblicke durch eine Kugel getroffen, bic ihm beide Augen zerstrte. Es fehlte an jtbtm einheitlichen Oberbefehl; jeber einzelne Fhrer traf Anorbnungen auf seine Hand; bic Truppen wrben stckweise in's Gefecht gebracht, bic Kraft des Ganzen planlos verbraucht. So enbete bic Doppel-fchlacht mit einer gnzlichen Nieberlage. Die Trmmer des geschlagenen Heeres flohen der Elbe zu. Der König Friedrich Wilhelm, der sich im Hauptquartier befunben hatte, entkam, von bcm Gcncral-Licutcnant Blcher und einigen Schwadronen geleitet, nach dem Dorfe Smmerda, wo er in eigenhndigem Schreiben Napoleon um Waffenstill-stand bat, der jedoch verweigert wurde. In Napoleon's Sieges-Bulletin heit ees: Der Erfolg dieser Schlacht besteht in 3040,000 Gefangenen (barunter mehr als 20 Generale), 300 Kanonen und 30 Fahnen. Man rechnet bei den Preußen 20,000 Tobte und Verwunbete." Diese ungeheuren Zahlen mgen kaum bertrieben sein. Auf die groe Siegesgewiheit, mit welcher die preuische Armee sich in den Kampf eingelassen hatte, folgte als Rckschlag eine im gleichen Mae bertriebene Verzweiflung. Die wichtigsten Festungen, zum Theil in gutem Vertheibigungs-zustande und mit Waffen und Munition reichlich versehen, um eine lange Belagerung aushalten zu knnen, ergaben sich ohne Schwertstreich dem ersten Haufen franzsischer Truppen, die sich vor den Thoren zeigten, so Erfurt (16. October), Spanbau (25. October), Stettin (30. October), Kstrin (1. November), Magbeb urg mit einer 24,000 Mann starken Besatzung (und 19 Generlen, die zusammen 1300 Jahre zhlten) am 8. November. Nur die Festungen Breslau, Stieg, Schweidnitz und N eis st hielten eine lngere Belagerung aus, und Kosel (Oberst Neumann), Glatz, Uberberg, (Dolberg (Nettelbeck, Lieutenant v. Schill, Gneyenau), Grau-denz (Courbiere) verteidigten sich so tapfer, da sie dem Feinde nicht in die Hnde fielen. Unmittelbar nach der Niederlage bei Jena und Auerstdt muten auch einzelne Abtheilungen des geschlagenen Heeres, von den Franzosen verfolgt, capituliren; fo Hohenlohe mit 10,000 Mann bei Prenzlow (20. October). Ehrenwerther zeigte

2. Lehrbuch der deutschen Geschichte für Seminare und höhere Lehranstalten - S. 698

1878 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
698 m der General Blcher, der mehr als 25,000 Mann um sich gesammelt hatte. Da er sich von der Oder abgeschnitten sah, wandte er sich nach Mecklenburg, um die Feinde der die Elbe zurckzuziehen. Jedoch Bernadotte, Soult und Murat bedrngten ihn sehr, und er mute sich nach L b eck wenden, wo er sich einzuschiffen hoffte. Aber von bedeutender Uebermacht angegriffen, sah er sich genthigt, am 7. November zu Ratkau bei Lbeck zu capitnliren ; doch so tapferen Widerstand hatte er in Gemeinschaft mit dem tapferen Obersten York mit , einer stark verringerten Schar geleistet, da man seine Erklrung in die Kapitulation aufnehmen mute, er ergbe sich nur, weil ihm Brot und Munition fehle. Napoleon, der es ebenso gut verstand, seine Siege zu benutzen als zu erkmpfen tom\ hne auf Hindernisse zu stoen,' nach Berlin geeilt. Als er in Potsdam ein-getroffen war, wo er alle Orte in Augenschein nahm, die an Friedrich den Groen erinnerten, erschien bei ihm eine Deputation aus Berlin und berreichte die Schlssel der Hauptstadt, in die bereits Davoust eingezogen war. Sofort nach seinem Einzge in Berlin (27. November) gebehrdete sich der franzsische Kaiser als unumschrnkter Gebieter des preuischen Staates, alle Beamten, darunter 7 Minister, wurden ohne Weiteres in Eid und Pflicht genommen; der berhmte Geschichtschrciber Johannes von Mller, der deutsche Tacitus", ward in feiner Unterredung mit dem Kaiser durch dessen Geist und Gre" von solcher Bewunderung und Liebe" erfllt, da er, frher der eifrigste Franzofenfresser, einsah, man drfe feine Krfte nicht mehr an den morsch gewordenen preuischen Staat verschwenden, sondern msse sich umdenken und der neu-aufgegangenen franzsischen Sonne zuwenden". Bis zum 25. November blieb Napoleon in Berlin und verga nicht, eine Menge von Merkwrdigkeiten und Kunstgegenstnden (die Siegesgttin vom Brandenburger Thore) nach Paris wegfhren zu lassen. In Berlin beschlo auch Napoleon, in persnlicher Erbitterung gegen das stolze England, dessen Regierung allein sich beharrlich weigerte, die Kaiferwrde des corsischen Emporkmmlings anzuerkennen, da die geschtzte Lage des Gegners vorlufig einen unmittel-baren Angriff nicht gestattete, den englischen Welthandel zu vernichten. So erging von Berlin aus (21. November 1806) das Decret, durch welches die berchtigte Continentalsperre angeordnet wurde. Demzufolge sollte aller Handel und Verkehr mit England aufhren, englische Unterthanen in den von franzsischen Truppen besetzten Gebieten als Kriegsgefangene behandelt werden, englische Waren an jedem Orte der Consiscatton verfallen. Diese Bestrafung Englands sollte nicht eher aufhren, als bis dasselbe alle von ihm eroberten spanischen, hollndischen und franzsischen Eolomen zurckgegeben htte. Ganz Norddeutschland war der Willkr Napoleon's preisgegeben, der nicht nur dem unglcklichen Herzog von Braunschweig erstarb schon am 10. November zu Ottensen bei Altona sein Land nahm, sondern auch den Kurfrsten von Heffen-Kafsel zur Flucht nthigte, allerdings eine gerechte Strafe fr dessen zweideutiges Verfahren. Mit Sachsen dagegen schlo Napoleon am 11. December Frieden; der Kurfürst erhielt den Knigstitel, trat dem Rheinbnde bei und stellte sogleich ein Hlfsheer gegen Preußen. Friedrich Wilhelm Iii., der zunchst nach Kstrin und dann mit feiner Familie nach Knigsberg geflchtet war, suchte die Trmmer seines Heeres hinter der Weichsel zu sammeln. Bei der weiteren Fortsetzung des Kampfes war er nur auf die Hlfe Rulands angewiesen; Oesterreich war durch die Schmeicheleien und Drohungen Napoleon's von jeder Theilnahme fern gehalten. Mit nur 25,000 Mann vertheidigte der tapfere Lestoeq die Uebergnge der die Weichsel und gab erst da Thorn auf, als ihm der Befehl dazu von den inzwischen herangerckten Russen zuging, denen er unter-

3. Lehrbuch der deutschen Geschichte für Seminare und höhere Lehranstalten - S. 707

1878 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
707 sich berall durch Khnheit, kluge Anschlge und rasche Ausfhrung vortheilhast aus. Nach der Niederlage bei Auerstdt hatte er durch einen khnen Reiterangriff die Ehre des Tages wieder herstellen wollen, und auf dem Rckzge war er einer der wenigen, welche die alte preuische Waffenehre glnzend bewhrten. Nach der Capitulation zu Ratkau begab er sich zunchst auf Ehrenwort nach Hamburg, wurde aber im Mrz 1807 gegen einen franzsischen General ausgewechselt und nahm an dem unglcklichen Feldzuge in Preußen bis zum Tilsiter Frieden rhmlichen Antheil. Nach Wiederherstellung des preuischen Heeres wurde'er fommanbirenber General in Pommern. Seine uere Gestalt beschreibt treffenb E. M. Arnbt:1) Trotz seines Alters trug Blcher eine Herr-liche Gestalt, groß und schnell, mit den schnsten runbesten Gliedern von Kopf bis zum Fu, feine Arme, Beine und Schenkel noch fast wie die eines Jnglings fcharf und fest gezeichnet. Am meisten erstaunte sein Gesicht. Es hatte zwei verschiedene Welten, die selbst bei Scherz und Spa, welchen U sich ganz frisch und soldatisch mit jedem ergab, ihre Farben nicht wechselten: auf Stirn, Nase und in den Augen konnten Götter wohnen, um Kinn und Mund trieben die. gewhnlichen Sterblichen ihr Wesen. Da ich es sage: in jener oberen Region war nicht allein Schnheit und Hoheit ausgedrckt, sondern auch eine tiefe Schwermuth, die ich der fchwarzdunklen Augen wegen, die der sinstern Meeresblue glichen, fast eine Meerfchwermuth nennen mochte; denn wie freundlich diese Augen auch zu lachen und zu winken verstanden, sie verdunkelten sich oft auch pltzlich zu einem frchterlichen Ernst und Zorn. War der alte Held ja auch nach dem Unglck von 1806 und 1807 als er in Hinterpommern befahl, eine Zeitlang durch seinen dunklen Zorn verrckt gewesen und hatte auf alle Fliegen und schwarze Flecke an der Wand mit dem Rufe Napoleon mit dem gezckten Schwert gestoen. Mund und Kinn aber gaben einen ganz andern Eindruck, obgleich in den uern Formen mit den oberen Theilen des Gesichts in Ueberreinstimmung. Hier fa immer die Hufarenlist gesammelt, deren Zgenspiel bisweilen sogar bis in die Augen hinauflief, und etwas wie von einem Marder, der aus feinen Fang lauscht." Blcher war kein bloer Drauf-gtiger und Husarengeneral, sondern ein Feldherr, der hell und groß den Geist, das Wesen des Krieges und feiner Aufgaben erfate. Ueber Formen und Aeuerlichfeiten fetzte er sich leicht hinweg, aber dem derben, urwchsigen Humor, mit dem er sie bersprang, folgte in wichtigen Augenblicken ein erhabener Ernst. Er war auch groß von Gesinnung , es war ihm nichts kleinlich; vielmehr neidlos und wahr, begeistert fr Vater-land und Kriegsruhm, stellte er im Felde an sich und die anderen die grten An-forderungen, war aber auch immer bereit, ehrende Leistungen anzuerkennen. Durch feilt derbes, biederes und populres Wesen war et der Abgott des gemeinen Mannes. Ihm standen wrdig zur Seite Gneisenau, seine rechte Hand, Hans David Ludwig von Uork, Friedrich Wilhelm von Blow u. a. So bereitete sich Preußen durch innere Wiedergeburt, die von den trefflichsten Mnnern gefrdert wurde, auf die groe Zeit vor, wo es die Ketten des wlfchen Gewalthabers abschttelte und sich wieder frei machte. Diese Zeit zu erleben war vielen Glcklichen beschieden, nur nicht der edlen Knigin Luise, die es zuerst verdient htte, ihr Vaterland wieber frei zu sehen. Das Unglck ihres Landes brach ihr das treue Herz. Sie starb am 19. Juli 1810 bei einem Besuche in ihrer Heimat. Ihr Tod cr)chiitlerte nicht nur die ganze knigliche Familie, sondern wurde im ganzen Lande schmerzlich empfunden. Tief ergriffen der ihr pltzliches Hinscheiden schrieb Blcher *) E. M. Arndt, Erinnerungen aus dem usseren Leben, S. 117120. Schumann u. Heinze. Lehrbuch. aq

4. Lehrbuch der deutschen Geschichte für Seminare und höhere Lehranstalten - S. 709

1878 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
709 der ungeheuren Krisis die hchste Aufgabe die fei, jn dem ganzen Volke eine freie, selbst-bewute That hervorzurufen. Er lie die Presse beinahe frei durch eine milde Censur-Instruction und beabsichtigte eine tiefgreifende Reform des ganzen Unterrichtswesens. Mit hchstem Nachdruck aber nahm die Regierung die Krftigung des Heerwesens in die Hand. Der bewhrteste ihrer Generale und zugleich der populrste der Prinzen, der Erzherzog Karl, trat an die Spitze des Kriegsministeriums und leistete in kurzer Zeit das Auerordentlichste fr die Verstrkung der Armee, fr einen einfachen und practifchen Dienst, fr eine solide und reichliche Verpflegung der Truppen. Durch Errichtung einer Landmiliz wurde das sterreichische Heer in kurzer Zeit auf 500,000 Mann gebracht. Bald nach dem Erfurter Kongre war Napoleon nach Spanien abgegangen, um an der Spitze von 300,000 Mann dies Land gewaltsam zur Ruhe zu bringen. Diese Gelegenheit wollte Oesterreich nicht ungenutzt vorbergehen lassen, und es bereitete die Erhebung vor. Zur vollstndigen Niederwerfung des gewaltigen Napoleon suchte aber Oesterreich das ganze deutsche Volk zu begeistern, ganz Deutschland wurde zu den Waffen gerufen. Sogleich erhoben sich auch die treuen Tyroler unter Andreas Hofer, dem Sandwirt von Passeier, dem ehemaligen Wildschtzen Joseph Speck-bacher und dem Capuziner Haspinger und verjagten die Bayern und Franzosen aus dem Lande (Kamps am Iselberg bei Jnsbruck). Auch im brigen Deutschland fehlte es nicht an Verbuchen, das Volk zur Erhebung gegen die Franzosen zu begeistern. So versuchte in Hessen der Oberst von Drnberg mit Hlst der Bauern, den König Strome in Kassel gefangen zu nehmen; doch miellang das Unternehmen, und Drnberg mute, im Bauernkittel verkleidet, nach England fliehen. Dadurch lie sich aber der tapfere preuische Major von Schill (Belagerung Kolberg) nicht abschrecken, eine neue Erhebung in Niederdeutschland in's Leben zu rufen. Doch von bedeutenden Streitkrften bedrngt, mute er sich nach Stralsund zurckziehen, wo er von west-flijchcn und hollndischen Truppen umschlossen, tapfer fechtend feinen Tod fand. Seine gefangenen Kameraden lie Napoleon als Hochverrter behandeln, in Braunschweig wurden vierzehn Westflinger erschossen und in Wesel elf junge Ofsiciere. Die gemeinen Soldaten wurden auf die Galeeren geschickt. Sobald Napoleon die sterreichische Kriegserklrung erhalten hatte, eilte er mit |einet gewohnten Schnelle aus Spanien herbei, sammelte besonders rheinbndische Streitkrfte um sich und zog mit diesen gegen den Erzherzog Karl, der der die bayrische Grenze vorgerckt war. Napoleon verfolgte die Taktik, sich zwischen die feind-lichen Abtheilungen zu werfen und dann jedesmal mit Uebermacht die einzelnen zu be-besiegen. So schlug er den General Fürsten Hohenzollern bei Hausen am 19. April, den General Hiller bei Abensberg am 20., den General Rosenberg bei Eggmhl am 22. und warf am 24. den Erzherzog selbst bei Regens-brg der die Donau zurck. Mit Ungestm verfolgte Napoleon seine Siege, schon am 13. Mai wurde Wien durch eine kurze Beschieung zur Kapitulation.genthigt. Indessen war Erzherzog Karl durch Bhmen herangekommen und stand Wien gegenber auf dem linken Donauufer in der weiten Ebene des Marchfeldes; hier kam es am 21. und 22. Mai bei Aspern und Elingen zur Schlacht, in der Napoleon zum 2l ersten Male vollstndig geschlagen wurde. Aber durch die Riesenschlacht von Wagram am 5. und 6. Juli wurde der Sieg wieder an die franzsischen Adler gekettet, und der muthlose sterreichische Hof ging jetzt mit Napoleon einen Waffenstillstand ein, dem dann der Friede zu Wien (Schnbrunn) am 14. Dctober 1809 folgte, u.octbr. Durch denselben trat Oesterreich ein Gebiet von 2000 Quadratmeilen mit 4 Millionen 46*

5. Lehrbuch der deutschen Geschichte für Seminare und höhere Lehranstalten - S. 712

1878 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
712 inzwischen war Rußland immer mehr zu der Erkenntnis gekommen, da die Fortdauer der Continentalsperre seinen Handel zu Grunde richten msse, und da Napoleon keineswegs geneigt sei, ihm einen wesentlichen Antheil an der Leitung der europischen Angelegenheiten zu berlassen. Auch hatte den Kaiser Alexander die Vergrerung des Herzogthums Warschau (des Bollwerks gegen Rußland) durch Westgalizien peinlich berhrt, weil er darauf gerechnet hatte, da Galizien, wenn Oesterreich es verlieren sollte, nicht anders als russisch werde. War dadurch schon der Grund zur Feiudscha st zwischen Alexander und Napoleon gelegt, so fhrte die pltzliche Vertreibung des Herzogs von Oldenburg, des Gemahls der Schwester von Alexander's Mutter, worin der Czar eine absichtliche Krnkung des Kaiserhauses erblickte, zum vollstndigen Bruch des Freundschaftsbndnisses beider Gewalthaber. Der Krieg zwischen Napoleon und Alexander war unvermeidlich geworden, und beide sahen sich nun nach Verbndeten um. Rußland gewann Schweden fr sich, wo 1810 der franzsische Marschall Bernadotte zum Thronfolger bestimmt worden war; Napoleon bestimmte, da ihm der Rheinbund ein Coutingent von 100,000 Mann stellen mute, und leicht ge-wann er den sterreichischen Minister Grafen Metternich fr cht Bndnis mit fernem Schwiegervater, Kaiser Franz, der 40,000 Mann unter dem General Graf Schwarzenberg zu der groen Armee" stellte. Auch mit Preußen kam ein isi2. Bndnis am 24. Februar 1812 zu Stande, nach welchem es 24,000 Mann zum Kriege gegen Rußland rsten mute, ohne jedoch sein Heer deshalb zu vergrern. Dieses Bndnis schlug den Muth der Patrioten so gnzlich nieder, da Scharnhorst das Ministerium niederlegte und Gneisenau und 300 andere Officiere den Abschied nahmen, weil sie lieber in Rußland und Spanien gegen Napoleon fechten wollten als uuter ihm und fr ihn. General Jork wurde Befehlshaber jenes preuischen Hlfs-corps und dem Marschall Macdonald zugewiesen, der 30,000 Mann gegen Riga fhrte, um den uersten linken Flgel der groen Armee zu bilden, sowie Schwarzen-berg die uerste Rechte derselben in Sdpolen abschlo. Im Mai 1812 war Napoleon noch in Dresden, wo ihn der Kaiser Franz und Friedrich Wilhelm Iii. begrten, und am 24. Juni fhrte er ein Heer der den Niemen, wie es die Welt noch nicht gesehen hatte. Von den 600,000 Mann, die auf dem Marsche nach Rußland waren, berschritten zunchst 450,000 Mann die Grenze; die Russen hatten kaum die Hlfte dieser Zahl entgegen zu stellen, wozu noch der Nachtheil kam, da die Einheit im Oberbefehl mangelte, da der Commandirende Barclay de Tolly als Lieflnder den Stockrussen ein Dorn im Auge war. Napoleon drang der Wilna in Rußland vor und siegte der Barclay, der sich unter steten Gefechten zurckzog und alles hinter sich zerstrte, in der Schlacht bei Smolensk i8i2. (17. und 18. August). Die Russen, aufgebracht der Barclay's bestndiges Zurck-weichen, bewogen den Kaiser Alexander, dem greisen Kutusow den Oberbefehl zu bertragen, der am 7. September bei Borodino mit etwa, 130,000 Mann gegen ebensoviel Franzosen eine Schlacht annahm. Auf 80,000 Mann wurde der beiderseitige Verlust angeschlagen, und dennoch war die russische Armee nicht etwa aufgelst, sondern sie zog sich in Ordnung zurck und stellte sich seitwrts von Moskau auf. In diese alte Hauptstadt zog zwar Napoleon am 14. September ein, doch fand er sie fast von allen Bewohnern verlassen, und gleich daraus ging sie auf Veranlassung ihres Gouver-neurs Rostopfchin in Flammen auf. Bis zum 20. waren zwei Drittheile der Stadt in Asche gelegt und die reichen Vorrthe vernichtet, von denen man den Winter der zu zehren gehofft hatte. Dennoch hielt die Hoffnung, Alexander zum Frieden zu zwingen,

6. Lehrbuch der deutschen Geschichte für Seminare und höhere Lehranstalten - S. 717

1878 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
717 Auch die Verordnung der die Bildung der Landwehr und des Landsturmes, ebenfalls am 17. Mrz, war durch einen passenden Aufruf eingeleitet, welcher die schnen. Wort am Schlu enthielt: Meine Sache ist die Sache meines Volkes." Gleichzeitig mit diesen Aufrufen erschien die Verordnung der die Stiftung des eisernen Krenzes, datirt Breslau vom 10. Mrz, eine beraus glckliche 10.Mnrz, und zeitgeme Institution, die im ganzen Volke den freudigsten Anklang fand und die eiserne Zeit, die man'durchmessen, hchst sinnreich bezeichnete. Die Aufrufe des Knigs, welche nun durch das ganze Land und weit der dessen Grenzen hinaus hallten, brachten im Verein mit allem Vorhergegangenen eine Wirkung hervor, die sich nicht gengend beschreiben lt. Das nachfolgende Geschlecht wird immer davon nur eine schwache Vorstellung haben, man mute die)e Zeit >elbst durchlebt haben. Alle Herzen wurden bis auf den Grund erschttert. Auch die Frauen, sonst wenig bekmmert um ffentliche Angelegenheiten, theilten gleichmig das allgemeine Gefhl. Es war kein Mann, kein Weib, keine Familie im ganzen Lande, die nicht schwere Unbill von den Franzosen erlitten hatte. Ganz abgesehen von der politischen Schmach, die tief gefhlt wurde, hatte fast jeder persnliche Beleidigung zu rchen und bittere Verluste zu beklagen. Seit beinahe sieben Jahren waren tausend und aber tausend Feinde im Lande, die auf Kosten desselben lebten, und denen man noch eine unerschwingliche Kriegssteuer hatte zahlen mssen. Der Sieger ist niemals sanft, aber sein Uebermuth und Hohn hatte beleidigt, aus Ariegstrotz war von ihm so mancher gemishandelt, nicht wenige, die Widerstand versucht, geschlagen, viele waren beraubt worden. Noch tiefer war gefhlt worden, was die Frivolitt des Feindes in den Familien verschuldet, die man auer Stande gewesen, zu rchen. Bestndige Ein-quartirung, nie aufhrende Lieferungen aller Art, immerwhrendes Liegen auf der Land-strae mit den Gespannen u. s. w. hatten Brger und Landmann zur Verzweiflung gebracht. Daher in allen Herzen das eine Gefhl, das schimpfliche Joch abzuwerfen und blutige Rache zu nehmen; daher der freudige Entschlu, mit Daransetzung des letzten Blutstropfens und des letzten Gutes bis zur Vernichtung zu kmpfen; daher der Aufstand des ganzen Volkes auf den Ruf des Knigs. Schon vor der Kriegserklrung an Frankreich eilte die kriegsfhige Jugend aus allen Landstraen, Wegen und Stegen zu den bezeichneten Sammelorten, da die Franzofen mit Bangigkeit erfllt wurden. Von Berlin und der Mark aus erfolgte eine vllige Auswanderung nach Schlesien, wo der verehrte König sich befand und wo ein ansehnliches Heer zusammengezogen wurde. Im stlichen Theile eilte man zu den Truppen des Generals $otk, an der Weichsel zu denen von Blow, in Pommern und der Neumark suchte man zu den Truppen von Borstell nach Eolberg durchzukommen. Hier an letzterem Orte erregte es einen besonderen Enthusiasmus, als am 25. Februar abends der tapfere Vertheidiger von Eolberg, Oberst Gneisenau, auf einem schwedischen Schiffe anlangte, und nachdem er sich fast' eine Woche aufgehalten hatte, zum Könige nach Breslau abreiste. Als nun die letzte groe Appellation des Knigs an fein Volk und die Kriegs-erklrung an Frankreich erfolgte, die, von dem kleinen, niedergedrckten, ausgesogenen Preußen ausgehend, die Welt in Erstauen setzte da geschah, wie der Dichter ge-sungen hat: Das Volk stand auf, der Sturm brach los." Die Universitten lsten sich auf, weil Studirende und Professoren zusammen die Waffen ergriffen, die oberen Klassen der Gymnasien wurden teer, die Regierungs-Eollegien und die Gerichts-Hfe schmolzen zusammen, der Landmann verlie seinen Pflug, der Handwerker

7. Lehrbuch der deutschen Geschichte für Seminare und höhere Lehranstalten - S. 719

1878 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
719 König ffentlich in diese beiden Officiere setzte, die bekannten kriegerischen Gestalten derselben, der patriotische Ton ihres Ausrufs lenkte die allgemeine Aufmerksamkeit auf dieses Corps hin. Die schwarze Kleidung bestach die Phantasie. Sie drckte die Trauer der erlittene Drangsal und Knechtschaft aus und deutete auf todesverachtende Rache, die man am Feinde nehmen wollte. Die Idee der schwarzen Schar, der Schar der Rache, hnlich der Thebanischen im Alterthum, zog unwiderstehlich die Jugend an, daher der auerordentliche Zudrang der edelsten Jnglinge, besonders der Studirenden, und die Flle der Untersttzungen von allen Seiten. Groen Einflu hatte es, da der Turnlehrer Friedrich Ludwig Jahn dabei eintrat, welcher eine groe Zahl ihm anhngender junger Männer (Friesen) warb und noch viel mehr nachzog. Besonders wurde der Zudrang befrdert, als ein Jngling, erst 21 Jahre alt, aber bereits der Nation durch seine Dichtungen theuer, Theodor Krner, aus Dresden gebrtig, diese Schar zum Eintritt whlte. In diesem Jngling schlug das Herz der Zeit am reinsten. Er war, abgleich noch so jung, schon berhmt, in weiten Kreisen geehrt, durch eigene Kraft in einer Lage, die ihm Ueberflu gewhrte, geliebt von einer zrt-lichen Braut und im Begriff, ein eheliches Band zu schlieen. Er warf dies ohne Zgern hin und eilte von Wien nach Schlesien, wo er am 19. Mrz in die Ltzow'sche Freischar eintrat. Deutschland steht auf", schreibt er an seinen Vater, der preuische Adler erweckt in allen treuen Herzen durch seine khnen Flgelschlge die groe Hoffnung zu einer deutschen Freiheit. Meine Kunst seufzt nach ihrem Vaterlande, la mich ihr wrdiger Jnger sein. Soll ich in feiger Begeisterung meinen siegenden Brdern meinen Jubel nachleiern? Ich fhle die Kraft in mir, eine Klippe sein zu knnen in dieser Vlkerbrandung, ich mu hinaus." Theodor Krner wurde durch seine be-geisterten und begeisternden Kriegsgesnge der Tyrtus des groen Kampfes, und wenn sein Lebenslauf auch nur kurz war und er die Triumphe der deutschen Waffen nicht erlebte, so hatte er doch das Schnste gekostet, was die Erde bietet, ohne ihre Bitter-feiten zu erfahren. Sein Name und seine Gesnge aber werden leben, so lange von diesem Riesenkampfe die Geschichte erzählen wird. Ende Mrz schon, vier Compagnien und zwei Escadrons stark, brach die Schar nach Sachsen auf, um gegen den Feind zu rcken. Auf den Wunsch des Majors v. Petersdorff erlie Krner einen Aufruf an seine schsischen Landsleute. Dieser hatte so auerordentliche Wirkung, da gegen 500 Mann hinzukamen. Auch weiterhin ver-strkte sich die Schar noch immer, so da sie zuletzt zu stark wurde, um als fliegendes Corps zu gelten. Groe Hoffnungen hatten sich an diese Freischar geknpft, sie gingen leider nicht in dem erwarteten Mae in Erfllung. Man hielt sich zu lange mit Werben auf und versumte darber, leicht- und flchtig in dem Rcken des Feindes zu streifen. Der Fhrer Ltzow war ein tapferer Mann, aber ohne das eigentliche Talent des Parteigngers. So verfehlte denn diese Stiftung ihre Bestimmung. Immerhin war der Wille vortrefflich, und die schwarze Schar", durch Krner's Gesang Ltzow's wilde Jagd", verherrlicht, wird in der Nation in bleibendem Andenken unsterblich fortleben. Da in Preußen jeder nur irgend kampffhige Mann mit Begeisterung zu den Waffen griff, ist nur die eine Seite der groen Leistung; die andere eben so groe war, da jeder willig Hab und Gut opferte, um so groe Heeresmassen auszursten und zu ernhren und da alles Thun und Treiben nur auf diesen groen Zweck ge-richtet war. Groe Opfer werden von allen Stnden gefordert werden", hatte der König gesagt. Der Staat war arm und konnte nichts geben. Deshalb trug das

8. Lehrbuch der deutschen Geschichte für Seminare und höhere Lehranstalten - S. 725

1878 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
725 edel und von seinem Volke geliebt, jedoch groen Entschlssen nicht gewachsen, war beim Herannahen der Verbndeten schleunigst geflohen. Von Dresden war er nach Regens-brg geflchtet, von dort auf Oesterreichs Veranlassung nach Prag. Sein Land und leine Truppen, 10,000 Streitbare unter General Thielmann in der Festung Torgau, so sich selbst berlassen, waren daher, wie es schien, in derselben Lage wie drei Monate frher Z)ork und die Ostpreuen. Aber die Stimmung in Thielmann's Truppen war nicht derart, da er einen khnen Streich htte wagen drfen; seine Ofsiciere gingen nicht aus,eine Wnsche ein, und so hielt er sich nothgedrungen parteilos. Kurz, Volk und Militr blieben unthtig, bis Napoleon herangekommen war und sie an sich nahm. Es sind Sachsens und der brigen Rheinbundstaaten Streitkrfte gewesen, die es dem franzsischen Kmser erst ermglichten, den Frhlingsfeldzug mit so groer Uebermacht zu führen, wie er es nun that. Er gelbst hatte alle Mittel seines Genies aufgeboten; nie war seine gewaltig federnde Thatkraft, sein riesiges Organisationstalent in hherer Anspannung gewesen, nie leistete er erstaunlicheres als in diesen ersten Monaten des Jahres 1813, da er neue Hunderttausende aus der Erde stampfte und nach der grten Niederlage,' die je die Welt gesehen, sich rstete, wider die Völker zu kriegen. Whrend bei den Ver-bndeten durch das Zaudern der preuischen Regierung, die aus einen freiwilligen An-Ichlu der Sachen hoffte, dann durch die Langsamkeit des russischen Hauptquartiers die kostbarsten Wochen vergeudet wurden, nutzte Napoleon jeden Tag, jede Stunde als einer, der wei, da die Zeit unwiederbringlich ist. Bis zum 3. April hatte er aus seinem Kaiserreich 350,000 Mann theils neu ausgehoben, theils feldtchtig gemacht. Diesseits des Rheins war davon freilich erst nur der dritte Theil verfgbar, aber es gab hier ja deutsche Vajallen genug, die den Mehrbedarf lieferten. So waren es doch an 200,000 Mann Franzosen und Rheinbndler, die Napoleon schlagfertig vorfand. als er Ende April in Franken und Thringen eintraf, und mit 130,000 Mann konnte er in die schsische Ebene einbrechen. Ich werde diesen Feldzug als General Bonaparte führen und nicht als Kaiser Napoleon," fagte er seinem Heere; er hielt Wort, seine Feldherrnkunst wenigstens ist der Aufgabe gewachsen gewesen. Vor einem Angriff von Seiten W i ttg en stein's, dem er eine solche Khnheit gar nicht zutraute, ganz unbesorgt, berschritt Napoleon am 30. April bei Weien-fels die Saale und marfchirte in die weite schsische Ebene ein. Er wollte der Leipzig nach Dresden vordringen und dort den Feind in einer Hauptschlacht zermalmen. Aber die Verbndeten beschlossen, ihm noch im letzten Augenblicke zuvorzukommen, ihn während seines Marsches anzugreifen. Denn hier in der Ebene zwischen Saale und Elster konnte sich ihre berlegenheit an Reiterei geltend machen und die groe Ueber-zahl feindlicher Infanterie einigermaen ausgleichen. So zog sich denn, während Napoleon abends den 1. Mai in Ltzen eintraf, die Hauptmacht der Verbndeten zwei Meilen vor ihm zusammen, um der in langgestrecktem Zuge zwischen Weienfels und Leipzig marfchirenden franzsischen Armee am folgenden Morgen in die rechte Flanke zu fallen, sie zu durchbrechen und theilweise in die Smpfe der Elster und Pleie zu werfen' Wittgensteins Anordnungen waren aber im einzelnen voller Widersprche und zum ^.heil derart, da die Zge wichtiger Truppentheile dadurch in die grte Verwirrung kommen muten." So geschah es, da der Angriff statt in der Frhe des 2. Mai erst 2 mi Zu Mittag beginnen konnte. Die Drfer Gro- und Klein - G r fch en, Rahna und Kaja, welche erst den Franzosen entrissen werden muten, und der ihnen ungnstige Boden lieen lange die Schlacht schwankend, bis Napoleon, eiligst mit seinen Scharen 41*

9. Lehrbuch der deutschen Geschichte für Seminare und höhere Lehranstalten - S. 726

1878 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
726 zurckkehrend, die Wage fr die Franzosen fallen machte. Immer neue Massen rckten auf den engen Raum, furchtbar schmetterte eine Batterie von 60 Geschtzen auf die Verbndeten, unter deren Schutz die dicht gedrngten Angriffscolonnen der Franzosen den Verbndeten die errungenen Vortheile wieder entrissen. Vergeblich war auch ein kecker Reiterangriff Blcher's, die Dunkelheit und Hohlwege verhinderten die Ueber-raschung. Nur Grogrschen, den Hauptpunkt des Schlachtfeldes, vermochte Napoleon den Verbndeten nicht zu entreien. Bei einbrechender Dunkelheit verlieen beide Theile das Schlachtfeld. Die Franzosen nannten die Schlacht die von Ltzen, die Ver-bndeten die von Gro-Grschen. Letztere hatten etwa 10,000 Mann eingebt; auch Scharnhorst war schwer verwundet und starb bald darauf in Prag, wohin er sich hatte bringen lassen, um Oesterreich zum Beitritt zur deutschen Sache zu bewegen. Durch diesen Sieg hatte Napoleon Sachsen gewonnen, die Verbndeten gingen hinter die Elbe zurck, und Napoleon hielt am 8. Mai seinen Einzug in Dresden, wohin wenige Tage spter auch der König Friedrich August von Sachsen zurckkehrte. Dieser bergab jetzt die Festung Torgau an Napoleon und lie 12,000 Mann zu dessen Heer stoen. Mit etwa 160,000 Mann berschritt darauf Napoleon die Elbe und rckte gegen die Verbndeten, die in einer Strke von 100,000 Mann eine weite aus-so. 21. Mai. gedehnte Stellung bei Bautzen eingenommen hatten. Die Preußen standen im Centrum und die Russen auf beiden Flgeln. Die Stellung war durch stark armirte Schanzen gedeckt, und vor denselben waren Truppen aufgestellt, die Uebergnge der die Spree zu beobachten. Mittags am 20. Mai drangen die Franzosen gegen die Spree vor und berschritten dieselbe unter heftigen Gefechten an mehreren Punkten. Fnf Stunden dauerte der Kampf, und nur Schritt vor Schritt gewann der Feind Boden. Als es dunkel geworden, waren die Stellungen des Vordertreffens fmmtlich den Franzosen berlassen. Nur Blcher allein hielt sich in den seinigen. Am folgenden Tage (21. Mai) mit erster Frhe begann die Schlacht auf's neue. Auf dem linken Flgel der Verbndeten blieb das Gefecht eine zeitlang im Schwanken; endlich neigte sich der Vortheil sogar auf die Seite der Verbndeten; doch nicht auf diesem, sondern auf ihrem rechten Flgel sollte der Tag seine Entscheidung finden. Schon war Ney mit berwiegenden Streitkrften dem rechten Flgel der Verbndeten halb in den Rcken gekommen, und nur der ausgezeichneten Tapferkeit der Preußen sowie den Fehlern, die Ney selber beging, war es zu danken, da die Verbndeten ihren Rckzug ohne Verlust ausfhren konnten. Keine Kanone, keine Gefangenen fielen in die Hnde der Franzosen, deren. Verlust 25,000 Mann betragen mochte, während die Verbndeten 15,000 einbten. Berlin preisgebend, zogen sich die Verbndeten nach Schlesien zurck und wiesen dabei alle Angriffe der Franzosen und Rheinbndler mit entschiedenem Erfolg ab. In dem Reitergefecht bei Hayn au in Schlesien (26. Mai) brachte Blcher den Franzosen bedeutende Verluste bei, und Blcher und Gneisenau waren nun der Ansicht, dem geschwchten Feinde in Schlesien eine neue Schlacht zu bieten. Die Russen aber unter Barclay de Tolly trennten sich von den Preußen und zogen an die Weichsel zurck, um mit Verstrkungen nach 6 Wochen zu neuem Angriff zurckzukehren. b. Der Waffenstillstand vom 4. Juni 17. August. Als die Russen kaum ihren Rckmarsch angetreten hatten und ihre Absicht noch nicht zu errathen war, bot Napoleon, der in dem blutigen Kampfe auch viel ge-litten hatte, den Verbndeten einen Waffenstillstand an, der bereits am 4. Zum zu Poifchwitz bei Jauer zu Stande kam. Beiden Theilen war somit Gelegenheit

10. Lehrbuch der deutschen Geschichte für Seminare und höhere Lehranstalten - S. 727

1878 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
727 gegeben, ihre fast gleichen Verluste zu ersetzen. Die Nachricht von dem Abschlu des Waffenstillstandes erfllte ganz Preußen mit groer Trauer, da ungeachtet aller bis-herigen Verluste der Kriegsmuth ungebrochen war; selbst die Versicherung Friedrich Wilhelm's Iii., da man den vom Feinde angebotenen Waffenstillstand nur deshalb angenommen, um dk ganze Wehrkraft des Volkes in Mue entwickeln zu knnen, vermochte die bange Sorge nicht zu heben, da man einen unvortheilhaften Frieden eingehen mchte. Erst die Folge sollte zeigen, da Napoleon sich durch diesen Waffen-stillstand unendlich geschadet hatte, und da alle Vortheile nur den Verbndeten zu gute kamen. Keine Gegend Deutschlands hat durch diesen Waffenstillstand schwerer zu leiden gehabt als die an der unteren Elbe und namentlich Hamburg. Als Berlin zu Anfang Mrz von den Franzosen gerumt worden war, hatte sich der Oberst Tetten-born mit 1200 Kosaken und einigen anderen Reitern in Bewegung gesetzt, um auch jene Gegend von den Franzosen zu subern. Diese hatten Hamburg gerumt, und am 18. Mrz hielt Tettenborn seinen Einzug in die Stadt. Da rckte jedoch vom Rhein her Vandamme unter dem Marschall Davoust mit 24,000 Mann heran und zeigte durch die blutige Unterwerfung Bremens, welches Schicksal Hamburg bevorstnde. Dennoch wollte diese Stadt weder ihre Brger bewaffnen noch die Mittel hergeben, eine ansehnliche Streitmacht auszursten, sie rechnete vielmehr auf die Hlfe der Ver-bdeten, denen es selber an Streitkrften fehlte. Dnemark war damals noch willens, sich den Verbndeten anzuschlieen und den Schutz der Stadt zu bernehmen; als es aber die Gewiheit erhielt, da dem schwedischen Kronprinzen Bernadotte fr Jemen Beitritt bereits Norwegen zugesichert war, warf es sich Napoleon ganz in die Arme. So kam denn am 30. Mai die unglckliche Stadt und gleich darauf auch Lbeck in die Gewalt der Franzosen, die erst im April 1814 abzogen, nachdem be-sonders Hamburg während dieser langen Besetzung die schwersten Opfer hatte bringen mssen. Eine Gegenwehr von nur wenigen Tagen wrde gengt haben, beiden Stdten die Freiheit zu erhalten, da der Waffenstillstand die Entscheidung schon am 4. Juni gebracht htte. Derselbe Zeitpunkt wurde auch fr das berhmte Ltzow'sche Freicorps verhngnisvoll. Ltzow beabsichtigte die Kriegsstrae von Leipzig und Erfurt nach Dresden zu durchschneiden, Transporte und Besatzungen aufzuheben und, nach Westen vordringend, die Zuzge aus den Rheinbundstaaten zu verhindern. Da er sich an den Waffenstillstand nicht kehrte, sondern noch bis zum 18. Juni die Feindseligkeiten inner-halb Sachsens fortsetzte, so lie Napoleon die kleine Schar bei Kitzen in der Nhe von Ltzen hinterlistig umringen, theils niedermachen, theils gefangen nehmen; Ltzow selbst rettete sich mit nur 21 Reitern auf weiten Umwegen der die Elbe. Die Theil-nhme des Volkes fr die Ltzower erwachte spter noch einmal, als am 26. August >et einem Streifzuge in der Nhe von Schwerin bei Gadebufch Theodor Krner, der Dichter des Befreiungskrieges, erschossen wurde. Er ruht dort unter einer Eiche, während seine Kriegslieder im Gedchtnis und Herzen des Volkes fortleben. Der Waffenstillstand, der spter bis zum 17. August verlngert wurde, brachte den gegenseitigen Parteien die Mue, wegen des Anschlusses anderer Mchte zu ver-handeln. So schlo schon am 14. Juni Preußen zu Neichenbach in Schlesien ein Buntrnts mit England dahin ab, da es 80,000 Mann fr diesen Krieg zu stellen versprach, wogegen fr die zweite Hlfte des Jahres 1813 die Summe von 4*/a Mill. Thalern zugesagt wurde, die England theils baar, theils in Bewaffnung und Bekleidung
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