3. Ostasien.
143
der Ostseite etwas mehr als an der Westseite; am stärksten befeuchtet ist
der 3. Der Wintermonsun bringt namentlich der Westküste starken Schnee-
fall, doch sind auch die östlichen Küstenstriche oft hoch mit Schnee bedeckt.
b) Wirtschaftsleben. Das milde Klima und der fruchtbare Verwitteruugs-
bodeu haben die Bodenkultur zu hoher Entwicklung gelangen lassen. Bis jetzt
dieuen zwei Fünftel der Bodenfläche, und zwar die Talniederungen und die uu-
tereu Berggehäuge, sorgfältig betriebenem Ackerbau; eine etwas größere Fläche,
nämlich die Höhen, nimmt der Wald ein. Unter den Erzeugnissen des Boden-
baues steht der Reis obenan, einträglich ist ferner die auf die Kultur des Maul-
beerbaums gegründete Seidenzncht^, wichtig auch der Anbau von Tee.
81. Japanische Bronzearbeiter.
In den Gewerben waren die Chinesen Lehrmeister der Japaner. Aber diese haben die gewerbliche Tätig-
keit in einer Weise weiterentwickelt, daß die japanischen Handwerker die chinesischen nunmehr, namentlich
auch in der Herstellung von Metallwaren, weit übertreffen.
Auf trocknem, nicht künstlich bewässertem Ackerlande baut mau Gerste, Weizen,
Hirse- und Bohnenarten, Baumwolle und Tabak. Die Wälder des klimatisch
begünstigten Südens weisen neben einigen tropischen Gewächsen (Palmen,
Bambus) immergrüne Laubhölzer der subtropischen Zone auf; im Norden
erscheinen Buchen- und Ahornarten sowie nordische Nadelhölzer. Auf
Kiuschiu und im 8 von Hondö werden Kampfer- und Talgbaum kultiviert,
im N wächst der Lackbaum 2. Eine fehr wichtige Rolle als Erwerbs- und
1 Japan ist der zweite Rohseideproduzent der Erde.
2 Die Früchte des Talgbaumes liefern eine Talgart, der Saft des Lackbaumes bietet
den Rohstoff für die berühmten japanischen Lackwaren.
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170
B. Länderkunde. — Ii. Australien und Polynesien.
der Erdgeschichte angehören: die Beuteltiere, deren größter Vertreter das
Riesenkänguruh ist, und das Schnabeltier, an Gestalt dem Biber ahn-
lich, aber mit breitem, entenartigem Schnabel. Am reichsten ist noch die
Vogelwelt vertreten, die Emn-Stranße, schwarze Schwäne, weiße Adler, bunt-
farbige Leierschwäuze und Papageienarten aufweist. Von Raubtieren lebt
in Australien nur der Dingo, ein gelber wilder Hund.
§ 124. f) Wirtschaftsleben. Bis zur Besiedlung durch die Europäer war Australien
ein armes Land mit einer auf niedriger Kulturstufe stehenden Bevölkerung. Die
Ursachen lagen zumeist in der Ungunst des Klimas und der Abgeschlossenheit
der Lage. Dann fehlte es an Nutzpflanzen und Nutztieren, durch welche die Be-
wohner zum Ackerbau oder zur Viehzucht veranlaßt worden wären. Australien
begann erst Kulturland zu werden, als nach Besitzergreifung des Festlandes durch
die Engländer englische und auch deutsche Kolonisten zu Ende des 18. Jahrhunderts
hier ansässig wurden. Sie brachten Feldfrüchte und Haustiere mit, die eine gedeih-
liche Entwicklung fanden, und gaben großen Gebieten des Erdteils ein ganz
anderes Aussehen, indem sie die natürlichen Bedingungen ausnutzten oder durch künst-
liche Bewässerungsanlagen vorher unergiebige Strecken kulturfähig machten. Heute
erzeugt Australien, besonders im regenreicheren südöstlichen Viertel, reiche Ernten an
Weizen und Hafer, die zum großen Teile dem Welthandel zugeführt werden. Wärmere
Gebiete sind von der Maiskultur in Benutzung genommen. Die nördliche Tropen-
region liefert Zucker, Tabak, Ananas und Bananen. Großen Erfolg hat auch die
Einführung der Weinrebe gehabt, die Wein und Rosinen spendet. Südaustralien
und Tasmanien sind ein reiches Obstland, auch der Tabak kommt gut fort. Auf
die riesigen Weiden, zunächst des Ostteiles, wurden Wiederkäuer gebracht. In der
Gegenwart nährt Australien in seiner etwas landeinwärts gelegenen trockneren Klima-
zone neben Argentinien unter allen Ländern der Erde die größte Zahl von Schafen
und ist (mit Argentinien) zum ersten Wollausfuhrland der Erde geworden.
Dazu tritt noch ein
großer Bestand an Rin-
dern und Pferden. Be-
deutend sind die Mine-
ralschätze des Landes.
Australien ist eins der
ergiebigsten Goldlän-
der; der Bergbau liefert
ferner Silber, Kupfer,
Zinn und Steinkohlen.
Zwischen den einzelnen
Bundesstaaten bestehen
wegen der Verschieden-
artigfeit der Erzeug-
nisse rege Handelsbe-
ziehungen. An dem
auswärtigen Handel
Australiens sind Eng-
land und in geringerem Maße Deutschland, Frankreich und die Vereinigten Staaten
beteiligt. Mit der Entwicklung des Handels wurden die Verkehrseinrichtungen
(Fig. 103) verbessert und vermehrt. Australien steht durch Dampfer und Kabel-
103. Verkehrskarte von Australien.
(1:90 Millionen.)
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Extrahierte Ortsnamen: Polynesien Australien Australien Tasmanien Argentinien Argentinien Deutschland Frankreich Australien
3. Ozeanien. — Rückblick.
175
c) Bestandteile. 1. Mikronesien Meininselwelt). Dem Deutschen Reiche
gehören die Marianen, Karolinen, Marshall-Jnseln^.
2. Polynesien (b. i. Vielinselwelt). Englisch: der Fidschi-Archipel, die Tonga-
oder Frenndschasts-Jnseln. Französisch: die Gesellschafts-Jnseln mit Tahiti.
Deutsch: von den Samöa-Jnseln Upölu mit Apia und Sawain. Der Union
gehörig: Tutuila, eine der Samöa-Jnseln.
Nahezu in der Mitte zwischen Amerika und Australien liegen die als Kohlen-
und Wasserstation des Stillen Ozeans wichtigen, darum von der Union erworbenen
Hawaii-Juseln, die nur 150000 Einwohnerzählen. Die größte, Hawaii, sogroß
wie Holstein, hat mehr als 200 Krater, darunter den über 4000 m hohen, sehr sanft
ansteigenden, umfangreichsten tätigen Vulkan der Erde, den Mauna Loa, d.i.
großer Berg. Er trägt auf seinem Südostabhang einen flachen Kegel, denkilauea,
mit einem riesigen, von glühendflüssigen Lavaseen erfüllten Krater. Ausgedehnte
Zuckerrohr- und Ananaspflanzuugeu liefern der Insel die Hauptgegenstände des
Handels. Der Hauptort Honolulu (50) liegt auf einem kleinen Eilande.
Ubersicht über die größeren Städte in Tausenden.
Sydney . . 600 Adelaide fast 200 Aucklaud . . 90 Newcastle . 70 § 128.
Melbourne. 575 Brisbane . 150 Wellington . 75 Honolulu. . 50
Rückblick auf Australien und Polynesien.
Australien ist unter den Kontinenten am ungünstigsten gelegen, da es von den
für den Weltverkehr wichtigsten Erdteilen, von Europa und Amerika, am weitesten
entfernt ist. Zu dem am nächsten benachbarten Asien vermittelt eine reiche Inselwelt
zwar den Übergang, indes kehrt Australien Asien seine klimatisch und wirtschaftlich un-
günstigste Seite, den „Rücken", zu. Daher entwickelte sich hier kein Verkehr. Ungünstig
ist auch die nach Umriß und Aufbau geringe Gliederung. Die Niederschläge werden
von den Randgebirgen dem inneren Tafelland weggefangen. Wie bei einer Insel
bildet die Küste, besonders im So, die Hauptstätte der menschlichen Siedlungen und
des Verkehrs.
Eigenartig, von den anderen Erdteilen stark verschieden, ist die Tierwelt, arm an
Arten und Vertretern.
Dürftig ist auch die Pflanzenwelt. Sie entbehrt einheimische Ackerbaupflanzen.
Die Wolle europäischer Schafe und die Ernten europäischer Getreidearten liefern heute
den Hauptertrag der Bodennutzung. Sie bilden neben Erzen auch die Hauptgegen-
stände der Einfuhr nach Deutschland.
Australiens Mineralschätze an Gold, Silber, Kupfer und Kohlen sind bedeutend.
Es ist das dritte Goldland der Erde.
Die Bewohner sind meist britischer Herkunft. Die Deutschen bilden Inseln im
englischen Volksmeer.
Die ^nseln Polynesiens find entweder hoch und vulkanisch oder niedrige Korallen-
eilande. Ihre Armut an einheimischen Pflanzen- und Tierarten ist noch größer als die
'Australiens. Kokospalmen, deren Früchte Hauptgegenstand der Ausfuhr sind, und
Fische liefern der Bevölkerung hauptsächlich den Unterhalt.
* S, §§ 180, 181.
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Extrahierte Ortsnamen: Ozeanien Amerika Australien Hawaii Holstein Honolulu Sydney Adelaide Melbourne Brisbane Wellington Honolulu Polynesien Europa Amerika Asien Asien Deutschland Polynesiens
C. Südamerika.
225
c) Bodenerzeugnisse. In den nördlichen Andenländern ziehen tro-
pische Urwälder, in denen Palmen den Hauptbestandteil bilden, die Hänge
des Gebirges hoch hinauf Sehr zahlreich sind die immergrünen, lorbeer-
artigen Cinchonen oder Fieberrindenbäume sowie Kokasträucher. In Höhen
von etwa 3000 m, an der oberen Grenze des Gebirgswaldes, beginnt der
Gürtel der alpinen Sträucher und Stauden, dem sich noch die Region
des ewigen Schnees anschließt. Am Fuße der Anden gedeihen Kakao
(Ecuador ist neben Brasilien der bedeutendste Kakaoproduzent der Erde),
Kaffee, Tabak, Zuckerrohr und Kautschuk liefernde Pflanzen; die Hochflächen
eignen sich zum Ackerbau Mais, Kartoffeln2) und durch ihre weiten Gras-
flnren zur Viehzucht. Der mittlere Teil der Anden ist mit Ausnahme
der wohlbenetzten Ostseite waldarm, ja stellenweise Wüste (Atacäma). Das
gemäßigte Klima und die reichen Niederschläge des Südwestens gestatten
den Anbau von Weizen und von zahlreichen eingeführten Nutzpflanzen, Obst,
Futterkräutern, Gemüse.
An charakteristischen Tierformen besitzen die Andenländer das Lama,
das gleich dem ihm verwandten Kamel als Lasttier verwandt wird, den
Kondor und den Kolibri. Zahlreiche Haustiere wurden eingeführt; so hat
z. B. in Chile die Schafzucht große Bedeutung erlangt. An den Küsten und
auf den Küsteninseln leben zahlreiche Seevögel, deren Dünger im Laufe der
Jahrhunderte zu Schichten von oft 40 m Mächtigkeit angewachsen ist (Guano).
Das Vikuuja ist jetzt fast ausgerottet.
Wichtig sind die südamerikanischen Anden wegen ihres Mineralreichtums.
Der Bergbau auf Silber, Zinn, Kupfer, Gold, Salpeter (in der Atacäma-
Wüste), der auch die europäischen Ansiedler lockte, bildet wie im W Nord-
amerikas vor Bodenbau und Viehzucht die Grundlage für das Wirtschaft-
liche Leben der Bevölkerung und ließ die höchstgelegenen menschlichen Sied-
lnngen der Erde entstehen.
cl) Bewohner. Die ehemals unter spanischer Herrschaft stehenden Andenländer
führten zu Anfang des vorigen Jahrhunderts gewaltsam ihre Loslösung vom
Mutterlands herbei. Aus dem spanischen Koloniallande bildeten sich Republiken,
in denen noch heute die spanische Sprache und die katholische Religion vorherrschen.
Unaufhörliche innere Kämpfe haben die Entwicklung der Staaten indes gehemmt;
nur Chile erfreut sich eines geordneten Staatswesens und eines blühenden Wirt-
schasts- und Geisteslebens. Die Bewohner sind teils Mischlinge, teils Weiße
(besonders Kreolen), teils Indianer. Die einstigen Jndianerkulturen sind nur
noch in Spuren erhalten.
6) Staaten und Siedlungen.
1. Chile [tsthtle] ist der südlichste und längste, dazu der bestregierte und mächtigste
Kordillerenstaat. Den Lebensnerv seines Wirtschaftslebens bildet der Bergbau auf
Salpeter und — jedoch in viel geringerem Maße — die Gewinnung von Kupfererzen.
Neben den Nachkommen der Spanier spielen die eingewanderten Deutschen, etwa
11000, die durch deutsche Schulen auch das Deutschtum ihrer Kinder bewahren,
1 Das Küstengebiet Colömbias ist wahrscheinlich die Heimat der Kokospalme.
2 Die Andenländer sind die Heimat der Kartoffel,
Lennarz, Erdkunde für Seminare. in
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Dorf der Ewheneger bei Bismarckbnrg (710 m) im Innern Togos mit einziehender Hanssa-Karawane.
Der wanderlustige Haussa besucht als eifriger Händler vom Sudan aus das Innere Togos. Er bringt vorwiegend Baumwollstoffe und Salz. Die Ewheneger
liefern ihm als tüchtige Schmiede, Gerber, Sattler, Töpfer, Pflanzer und Viehzüchter Tauschwaren mancher Art, besonders Kolanüsse. Ansehnlich ist der Wohlstand
der Ewhe, luftig und geräumig sind ihre Wohnungen, die in den Küstenorten schon gern nach europäischem Vorbild gebaut werden. Das Gebirge im Innern
ähnelt in seinen Formen dem Harz. Über den Wald ragen an feuchten Stellen Olpalmen und Wollbäume hoch empor.
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3. Deutsch-Südwestafrika.
245
6. Der deutsche Anteil an der Kalahari im 0. Er besteht aus eiuer
Landschaft mit zahlreichen hohen Dünen und mit Kalkpfannen, die vielfach
als Wasserstelleu wichtig sind.
Im N Südwestafrikas, der schon in das Tropengebiet mit Zenitalregen
hineinreicht, werden die Niederschlüge reichlicher; an die Stelle der Strauch-
steppe tritt die Buschsteppe. Im Kaokofelde erscheinen zuerst spärlich, dann
häufiger Palmen (Dum- und Fächerpalmen), auch der Charakterbaum der
afrikanischen Steppe, der Affenbrotbaum, stellt sich ein. Mit der An-
Näherung an das Knn^ne- und Okawängo-Gebiet geht die Buschsteppe in eine
Parklandschaft mit lichten Wäldern und Galeriewaldstreiseu über.
d) Die Tierwelt. Sie ist reich an Arten, jedoch durch rücksichtslosen
Jagdbetrieb stark verringert worden. Elefanten, Löwen, Flußpferde, Giraffen
und Büffel treten nur noch in den nördlichen Gebieten auf. Dagegen be-
völkern Antilope, Springbock und Zebra neben Leopard, Luchs, Hyäne und
Schakal die Savannen in großer Zahl. In allen offenen Landschaften lebt
der Strauß. Tauben und Hühner, auch Geier sind überall anzutreffen. Fla-
mingos, Pelikane und Pinguine kommen zahlreich an der Küste vor, die den
genannten Vögeln ihre Guanolager verdankt. Schildkröten, Eidechsen,
Schlangen, darunter einige sehr giftige, Bärenpaviane und Bienen finden sich
häufig. Die schlimmsten Plagen des Landes sind Wanderheuschrecken und
Termiten. Der Fisch- und Robbenreichtum der Küstenströmung wird wegen
der Hasenlosigkeit und der starken Brandung nur von Hottentotten in der
Walfischbai ausgenutzt.
c) Wirtschaftliche Verhältnisse. Die Beschaffenheit der Küste und des §
Küstengebietes, ferner die große Trockenheit und der Mangel an kräftigen
Wasserläusen erschweren den wirtschaftlichen Aufschwung der Kolonie, die
größtenteils eiu hochgelegenes, dürres Steppenland ist. Ausgedehnt und
zahlreich sind die Weiden für Rinder im N, für Schafe, Fleisch- und Angora-
ziegen im 8. Straußen- und Bienenzucht werden mit gutem Erfolg betrieben.
In Gebieten mit reichlicher Bewässerung, z. B. in kleinen Talmulden mit dauern-
den Quellen und in Flußbetten, die Grundwasser führen, gedeihen Getreide,
Gemüse, Südfrüchte, Tabak, Wein und Dattelpalmen, jedoch nicht in solchen
Mengen, daß sie für die Ausfuhr in Betracht kämen. Eine beträchtliche Er-
Weiterung der Viehzucht, die bei dem Charakter des Landes stets die vor-
nehmste Erwerbsquelle bleiben wird, aber auch eine ansehnliche Vergrößerung
der anbaufähigen Bodenfläche ist wohl möglich, wenn durch Anlage von
Bohrbrunnen, Staubecken, Schöpfwerken, die schon in größerer Zahl vor-
Händen sind, für regelmäßige Befeuchtung Sorge getragen wird (Wasser soll
der Boden in genügender Menge enthalten).
An Bodensch ätzen werden in Dentsch-Südwest Kupfer, Diamanten, Eisen,
Blei und Zinn und Spuren von Gold gefunden. Die größten abbauwürdigen
Kupferlager liegen im Otäwi-Gebiete, wo die Otawi-Minen- und Eisenbahn-
gesellschaft die geförderten Erze teilweise an Ort und Stelle verhüttet. Diamanten
S-bud 146) kommen in dem wüstenhaften Hinterlande der Lüderitzbncht vor.
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252
B. Länderkunde. — V. Die deutschen Kolonien.
§ 177. c) Wirtschaftsleben. Der Nutzungswert Deutsch-Ostafrikas liegt zurzeit
im Handel mit den von den Eingeborenen gewonnenen Erzeug-
nissen und in der Anpflanzung tropischer Nutzgewächse. Die wirt-
schastliche Tätigkeit der Eingeborenen vollzieht sich noch vielfach in der Form
der Sammelwirtschaft (Kautschuk, Kopan, Wachs), doch wird auch der
Bodenbau von den Negern gepflegt. Die bestangebauten Landschaften sind
das Zwischeuseegebiet, das Dschaggaland am Kilimandscharo, das Kondeland
am Njüssa-See, die Landschaft Uh^he und die Gegend von Taböra. Die Er-
zeuguisse der Negerwirtschaft, wie Getreide, Mais, Reis, Sesam, Hülsen-
srüchte, Erdnüsse, Baumwolle und Kopra, spielen im Ausfuhrhandel bis jetzt
nur eine geringe Rolle.
153. Sisalpflanzung in Deutsch-Ostafrika.
1910 waren in Ostafrika etwa 30 Millionen Pflanzen angebaut. Sie ergaben eine Hanfernte von rund
10 000 Tonnen im Werte von je etwa 500 Mark.
Von großer Wichtigkeit für das Wirtschaftsleben der Kolonie ist die
Viehzucht; sie wird jedoch durch die Rinderpest und die Tsetsefliege
leider bedroht. Zur Viehzucht sind besonders die höher gelegenen Land-
schaften des Binnengebietes geeignet; das Zwischenseegebiet führt in steigenden
Mengen Häute und Felle aus, die auf der Britischen Ugündabahn zur Küste
und von dort meist nach Amerika zur Handschuhfabrikation befördert werden.
Für den tropischen Plantagenbau sind die Küste, das feuchte Ost-
afrikanische Schiefergebirge, das Kilimandscharo- und Meru-Gebiet, das Koude-
land und die Landschaften südlich des Viktoria-Sees in erster Linie geeignet.
1 Ein dem Bernstein ähnliches Horz einer Leguminosenart, das aber auch fossil im
Boden gefunden wird. Es dient zur Herstellung feiner Lacke und Firnisse.
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Extrahierte Ortsnamen: Deutsch-Ostafrikas Njüssa-See Deutsch-Ostafrika Ostafrika Amerika
3, Südafrika.
197
feuchten Gegenden des 0 Kaffee, Baumwolle und Zuckerrohr ihr Gedeihen
finden. Reichen Gewinn bringt die Ausbeute der Bodenschätze (Gold,
Diamanten und Kupfer, Kohlen und Eisen).
c) Bevölkerung. Einheimische Stämme sind die Buschmänner und die
Hottentotten. Jene, durch ihre kleine, fast zwerghafte Gestalt auffallend, stehen
auf niedriger Kulturstufe. Wegen ihrer Feindschaft gegen die Weißen wurden sie im
Kaplande verfolgt und in die Kalahäri zurückgedrängt. Sie sind an Zahl geringer
geworden. Die Hotteutotteu, von Haus aus Viehzüchter, machen sich als Viehhirteu
und als Diener der Weißen nützlich. Von Viehzucht leben auch die zur großen Familie
der Bäntu gehörigen Sulukafsern. Gleichfalls Zweige der Bäntuneger sind die
Hererö(nnr noch etwa 16 000) und die Ow ämb o in Dentsch-Südwestasrika. Zahl-
reich ist die eingewanderte europäische Bevölkerung, die durch die Gunst
der Erwerbsverhältnisse und das gesunde Klima angelockt wurde. Unter den Weißen
bilden die Holländer, etwa 600000 Köpfe, die Mehrheit. Um 1800 ging das
Kcipland in den Besitz der Engländer über; sie dehnten ihre Herrschaft bis an den
Tanganjika und Njassa aus und unterwarfen vor nicht langer Zeit auch die Buren-
staaten nach hartem Kampfe. Den Engländern verdankt Südafrika seinen gewal-
tigen Fortschritt. Seitdem Südwestafrika deutsch wurde, nimmt hier die Zahl der
Deutschen stetig zu.
d) Einzelländer. §
1. Das Kapland. Während der trocknen Jahreszeit ist das Hochland öde und
pflanzenlos, in der Regenzeit aber, wenn die Gewitterregen wie Wolkenbrüche
niederprasseln, bedeckt es sich in kürzester Frist mit farbenprächtigen Blumen und
mit Gräsern und lockt dann Rndel von Antilopen herbei, denen Scharen von Raub-
tiereu folgen.
Ackerbau Mais, Weizen, Wein) und Viehzucht (Schafe, Ziegeu, Riuder, Strauße)
bilden die wirtschaftlichen Grundlagen des Landes. Ausgeführt werden in
hohen Werten: Gold, Diamanten, Wolle und Straußenfedern. Am Nordfuße des
Tafelberges, der dicht au der Küste zu Brockenhöhe aufsteigt, blühte Kapstadt {Iib,
Bild 118) als Haupthafeu des Kaplandes und Halteplatz der Segelschiffe auf den
Fahrten nach und von Ostindien auf. Es ist der Ausgangspunkt der Kap—kairo-
Bahn, die über Kimberley [kimberle] (30), im größten Diamantendistrikt der Erde
gelegen, nordwärts bis über den Sambesi hinaus vollendet ist und diesen Flnß
in der unmittelbaren Nähe der Viktoriasälle ans einer der größten Brücken der Welt
überschreitet.
2. Das gold- und kohleureiche britische Transvaal und der diamantenreiche
britische Oränje-Freistaat, die beide der Baal [fal] trennt, sind von der Ostküste durch
hohe, paßarme Gebirge abgeschuitten. Der Hanptort und zugleich die größte Stadt
Südafrikas, Johannesburg (250), liegt in den bedeutenden Goldfeldern an dem
Witwatersrand, einem westöstlich streichenden Bergrücken. Neben der Ausbeute der
Mineralschütze betreibt die Bureubevölkerung Viehzucht, namentlich Schafzucht.
3. Die britische Kolonie Natal 1 liegt im Lande der Snlnkaffern, eines Rinder
züchtenden Bergvolkes von großer Tapferkeit. Durban [bör&'it] oder Port Natal
(d. i. Weihnachtshafen, entdeckt am Weihnachtstage 1497 durch Vasco da Gama, 70)
i Seit 31. Mai 1910 bilden die Kapkolonie, Natal, Transvaal und Oranje-Freistaat den
„Bund von Südafrika".
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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TM Hauptwörter (200): [T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr]]
210
B. Länderkunde. — Iv. Amerika.
um dem Kabeljau- und Robbenfänge obzuliegen. Im arktischen Festlandsgebiet
gewährt die Jagd ans Pelztiere (Nerze, schwarze und weiße Bären, Stinktiere
[Skunks], Biber, Ottern, Zobel) Indianern wie weißen Trappern ^ den Unter-
halt. Äußerordentlich groß ist die Holzausfuhr aus dem nördlichen Wald-
gebiet, dessen riesenhaft ausgedehnte Nadelwälder die weiten Flächen des Kana-
difchen Schildes bis zur Tundrenzone und des westlichen Gebirgslandes über-
ziehen. Der wichtigste und verbreiterte Baum des pazifischen Küstengebietes
ist die schlanke und oft 100 m hohe Douglastanne. Ein breiter, stellenweise
durch große Bodenfruchtbarkeit und durch hohe Sommerwärme ausgezeichneter
Gürtel vom St.-Lorenzstrom bis zum Winnipeg-See ist ein sehr bedeutendes
Ackerbau- und Viehzuchtgebiet (Weizen, Hafer, Gerste, Mais; Rinder,
Schweine, Schafe, Pferde; vgl. § 155). Die Halbinsel zwischen Hurou- und
Erie-See wird ihrer Fruchtbarkeit wegen der „Garten Kanadas" genannt.
Wie die Landwirtschaft, fo sind auch Gewerbe und Handel Britisch-
Nordamerikas in aufsteigender Entwicklung begriffen. Das wird durch die
reichen Bodenschätze des Landes (Kohlen, Eisen, Nickel, Blei, Kupfer, um
Klondike und in Britisch-Colnmbia Gold) und seine zahlreichen, ständig sich
erweiternden Verkehrsverbindungen bedingt (das Binnenschiffahrtssystem Kana-
das ist das größte der Welt!). Kanada ist ein zukunftsreiches Land.
Der Handel des Deutschen Reiches mit Britisch-Nordamerika ist durch
die auf die deutschen Waren gelegten hohen Einfuhrzölle erschwert und, obgleich
300000 Deutsche dort ansässig sind, ohne größere Bedeutung.
b) Staatliche Verhältnisse und Siedlungen. Britisch-Nordamerika umsaßt
die Herrschaft Kanada (Dominion of Canada) und die Insel Neufundland
mit Labrador. Die Herrschaft Kanada bildet einen locker gefügten, aus sieben
Provinzen bestehenden Bundesstaat unter der Oberhoheit Englands.
Die Bewohner, etwa 7,5 Mill., stammen meist aus Großbritannien und Irland,
viele auch aus Frankreich, das früher ganz Kanada besaß. Den Indianern, heute
meist seßhafte Bauern geworden, sind (wie in der Union) bestimmte Wohnsitze, sog.
„Reservationen", angewiesen. In den Tundren an den Küsten des Arktischen
Meeres leben etwa 5000 Eskimos, die ein Nomadendasein führen oder doch
wenigstens zwischen Sommer- und Winterlagern wechseln.
Längs der beiden Kanadischen Pazifikbahnen, die von Halifax [hällifaxl nach
Vancouver [wänküw'r]^ und zu einem nördlich gelegenen Hafen sühren und die
schnellste Reise von England nach China und Australien ermöglichen, dringt die Be-
siedlung ins fruchtbare Innere und in die edelmetallreichen Gebiete vor. Infolge der
starken Einwanderung von Kolonisten weicht der Wald im 8 zusehends den Acker-
sturen und Viehtriften.
Toronto (400) ist der Getreidemarkt am Ontario-See. Montreal möntriöl
(475), der industriereiche Haupthafen für das Seengebiet an dem 4^ Monate im
Jahre zugefrorenen St.-Lorenzstrom, wird durch Eisenbahnen mit den Getreide-
gebieten und mit dem atlantischen Hasen Halifax (50), der britischen Hauptflotten-
station in Nordamerika, verbunden. Montreal ist das Handelszentrum und die
1 Trapper (engl. „Fallensteller") = nordamerikanischer Pelzjäger.
2 Fahrtdauer 5-J- Tage, Luftlinien-Entfernung — 2mal Berlin—lissabon. Die Eisen-
Kahnfahrt Berlin—lissabon dauert 2 Tage 11 Stunden.
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Extrahierte Personennamen: Zobel
Extrahierte Ortsnamen: Amerika St.-Lorenzstrom Winnipeg-See Hurou- Nordamerikas Britisch-Colnmbia Kanada Britisch-Nordamerika Neufundland Kanada Englands Irland Frankreich Kanada Halifax Vancouver England China Australien Toronto Ontario-See Montreal St.-Lorenzstrom Halifax Nordamerika Montreal
A. Nordamerika.
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schönste Stadt des Landes. Quebec [fhri&ef] (80), mit überwiegend Französisch
sprechender Bevölkerung, ist der tiefe Sommerhafen für die großen transatlantischen
Dampfer und führt die Weizenernten des Gebietes um Wiuuip eg (140) sowie Holz
aus. Den Verkehr vermitteln meist See- und Flußdampfer, die unter Benutzung
von Kanälen von Quebec bis in den Oberen See fahren. Die Länge dieser Schiff-
fahrtslinie beträgt 3000 km. Die politische Hauptstadt des Landes und Sitz der
Regierung ist Ottawa (90), der größte Holzhandelsplatz Kanadas.
Der an wertvollen Wäldern und an Gold reiche Streifen längs der Westküste
heißt Britisch-Colümbia. Seine für den Verkehr nach Asien günstige Lage
sichert ihm eine glänzende Zukunft, wie der Aufschwung des Hafens Banconver
(100) beweist. Unweit der Grenze von Alaska in dem goldreichen Gebiet von Klon-
dike liegt Dawson City [daß'n ßitij im Mittelpunkte der Goldgräbereien.
Auf der meist von Fischern bewohnten Insel Neufundland, deren vorge-
lagerte Bank (150000 qkm) einen der ergiebigsten Fischgründe bildet, landen die
von Irland ausgehenden europäischen Kabel. Die Hauptstadt ist St. Johns (40)
mit lebhaftem Handel- und Schiffahrtsverkehr.
3. Vereinigte Staaten von Nordamerika (Union).
9,7 Mill. qkm, 93 Mill. E.1, 10 E. auf 1 qkm.
Fast gleich Europa, l^mal so viel E. wie Deutschland, aber nur^ so dicht bevölkert.
a) Wirtschaftsleben. Reichliche Niederschläge und hohe Sommerwärme § 155.
bieten dem Pflanzenbau im 0 des Landes etwa bis 100° W die günstigsten
Bedingungen. Am wenigsten ergiebig ist der No der atlantischen Ebene, wo
die Ketten der Alleghanies sich der Küste nähern. Dafür ist dieses Gebiet mit
einer buchten- und hafenreichen Fjordküste fowie mit wasserreichen, schiffbaren
Küstenflüssen ausgestattet und hat in seiner ausgezeichneten Verkehrslage zu
Europa und in der Nähe ergiebiger Kohlen- und Eisenerzlager natürliche Vor-
züge, die einen ausgedehnten Handel und eine vielseitige Industrie be-
gründeten. Nach 3 wird die Ebene breiter, die Küste sumpfig und Hasen-
arm. — In der landwirtschaftlichen Ausnutzung des Bodens treten drei
große Zonen hervor. Die nördliche Zone baut Getreide, besonders Weizen '
an (das Gebiet westlich der großen Seen ist die Kornkammer der Union), die
Mitte Mais und Tabak, der L Baumwolle. In diesen vier Erzeugnissen
ist die Union der erste Produzent der Erde^. Reis und Zuckerrohr liesern
die sumpfigen Niederungen des subtropischen Küstensaumes in reicher Fülle.
Große Räume der bis zum Felsengebirge reichenden Prärieflüchen,
ehemals die Weideplätze zahlloser Bnffelherden und die ergiebigen Jagd-
gründe der Rothäute, werden heute von Ungeheuern Rinder-, Schweine-,
Schaf- und Pferdeherden belebt, die im 8 das ganze Jahr im Freien
bleiben. Die blühende Viehzucht der inneren Nordstaaten erstreckt sich
infolge der gewaltigen Maiserzeugung namentlich auf Rinder- und
1 Dazu Porto Rico mit 1 Mill. und die Besitzungen im Stillen Ozean mit 8.2 Mill. E.
— Die Republik Kuba hat 2 Mill. E.
2 Die Union liefert an Weizen (1905) 20%, an Mais (1906) fast Soo/0 an Baum-
wolle 70%, an Tabak (1906) 30 bis 340/0 der Welternte.
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Extrahierte Ortsnamen: Nordamerika Quebec Quebec Ottawa Holzhandelsplatz_Kanadas Asien Alaska Goldgräbereien Neufundland Irland Nordamerika Europa Deutschland Europa Kuba