§ 525. Dritter Hauptteil: Die wirtschaftlichen Verhältnisse Deutschlands. 34
Silber erzeugt Deutschland weit mehr als alle andern europäischen Länder
zusammen (aber die Vereinigten Staaten 4mal, Meriko 5mal soviel wie Deutschland). Die
Hauptsilberstätten Deutschlands haben das Erzgebirge (Freiberg, s, aber 8 245!) und der Harz.
Das wichtigste Salzgebiet Deutschlands ist die nördliche und südliche Umgebung des Harzes
(Staßfurt, Schönebeck); im ganzen hat Deutschland 16 Salzbergwerke und 70 Salinen. Rund
sechsmal so groß wie die Kochsalzgewinnung Deutschlands ist die Gewinnung von Abraum--
(Kali-)Salzen, die bisher nur in Deutschland (bei Staßfurt an der Bode) gefunden wurden.
Petroleum wird in Deutschland nur weuig gewonnen (fast 100 000 t; hauptsächlich in der
Lüneburger Heide' dagegen Vereinigte Staaten 17 Mill., Rußland 8 Mill. t, Rumänien 1v4 Mill.,
Galizien Zu Mill. t).
Industrie (§ 403-413).
1. Mit seiner Industrie steht Deutschland in der Welt an 3. Stelle (Vereinigte Staaten,
England, Deutschland, Frankreich).
2. Hervorragend ist die deutsche Eisenindustrie, die nur von der englischen übertrofsen
wird und jährlich für 1 Milliarde Mk. Waren an das Ausland abgeben kann (1895 noch keine
halbe); die englische gibt vielleicht für l1/3 Milliarden Mk. ab (weil England weniger Einwohner,
also weniger Eigenverbrauch hat). Die Kruppsche Gußstahlfabrik ist die größte Fabrik
der Welt (§ 182); die wichtigsten Eisenindustriegebiete siud das Ruhrkohlengebirge, die Ober-
schlesische Platte und Luxemburg-Lothringen, also die Stätten, an denen große Mengen Eisen
gewonnen werden.
3. Auch die deutsche Webeindustrie führt für 1 Milliarde Mk. aus (nachdem sie den In--
landbedarf von vielleicht 2 Milliarden Mk. befriedigte). Aber um das zu können, muß sie zuvor
für lx/3 Milliarden Mk. Rohstoffe vom Ausland kaufen, was die Eisenindustrie Deutschlands
nicht nötig hat (warum nicht?). Wir kaufen jährlich für reichlich 500 Mill. Mk. Baumwolle
(davon 3/4 aus den Bereinigten Staaten, das übrige aus Britisch-Jndien und Ägypten, in den
letzten Iahren eine kleine Menge auch bereits aus Deutsch-Ostafrika und Togo!) und für fast
400 Mill. Mk. Wolle (aus Argentinien und Australien). Die Hauptgebiete der Baumwoll-
industrie sind der thüringisch-sächsische Jndustriebezirk, das Ruhrkohlengebiet und der elsässische
Bezirk (Mülhausen), die der Wollindustrie der thüringisch-sächsische Bezirk und die Niederlausitz
(Kottbus, Guben usw.), die der Leinen industrie der Fuß der Sudeten und die Bielefelder Ge-
geud, die der Seidenindustrie in erster Linie Krefeld, dann Elberfeld-Barmen, Düsseldorf n. a. m.
Englands Ausfuhr an Baumwoll waren ist über 5 mal so groß wie die Deutschlands
(Hauptursache des englischen Reichstums!), seine Ausfuhr an Webewaren überhaupt etwa 3 mal so
groß. Frankreich steht in der Baumwollindustrie Deutschland etwas nach (1834 hatte es 5 mal soviel
Spindeln wie Deutschland!). Es übertrifft Deutschland aber erheblich in der Seidenindustrie.
4. Den ersten Platz in der Welt nimmt Deutschland ein mit seiner chemischen Industrie
(Farben, Drogen, Ausfuhr 300 Mill. Mk.! Früher England die Vormacht), seiner Rübenzucker-
erzeuguug (Ausfuhr 200 Mill. Mk., dann folgt Österreich-Ungarn), seiner Spielwarenindustrie
(Ausfuhr 80 Mill. Mk.) und seinem Buchdruckergewerbc (Deutschland das Land der Bildung).
Seeschiffahrt (§ 415—418).
§ 525. Deutschlands Seehandelsflotte steht mit ihren 4640 Schiffen in der Welt
an zweiter Stelle; die englische ist 4vzmal so groß, die französische 21/2mal fo klein. Im
Jahrzehnt 1895/1905 stieg die Flotte der Welt um 70%, die englische um 47%, die
deutsche aber um 234%.
Die Hamburg-Amerika-Linie in Hamburg und der Norddeutsche Lloyd in Bremen sind
die größten Schiffahrtsgesellschaften der Welt. Die Doppelschrauben-Schnelldampser
Kaiser Wilhelm Ii., Kaiser Wilhelm der Große, Kronprinz Wilhelm, Kronprin-
zessin Eeeilie (N. L.) und Deutschland (H.-A.-Linie) haben sich den Ehrentitel „Deutsche
Ozeanflieger" erworben und legen die Fahrt nach Amerika in 5^—6 Tagen zurück (23v2 See-
meilen = etwa 40 km in der Stunde). Die drei größten Schiffe der Welt waren bis vor kurzem
„Amerika", „Kaiserin Augusta" (H.-A.-Linie) und „George Washington" (N. L.),
jedes rund 225 in lang. Jedes dieser Schiffe ist so lang wie ein Eisenbahnzug von 30 Wagen;
sie überragen aufgerichtet den Kölner Dom noch um die Höhe einer kleinen Kirche von 50 m
Höhe und könnten, wenn es Frachtdampfer wären, so viel Waren laden wie 2000 Eisenbahnwagen!
1907 schuf eine englische Gesellschaft zwei noch größere und schnellere Schiffe (Lusitania und
Mauretania), 244 m lang. Augenblicklich baut sowohl die Hamburg-Amerika-Liuie als auch die
englischeeunard-Linie ein Schiff von 50000re g.-Ton. (Washington27000, Mauretania 32000).
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg]]
Extrahierte Personennamen: Meriko Freiberg Wilhelm Wilhelm Wilhelm Mauretania
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Deutschland Deutschland Deutschlands Deutschlands Staßfurt Deutschland Deutschlands Deutschland Deutschland Galizien Deutschland England Deutschland Frankreich Deutschlands Britisch-Jndien Deutsch-Ostafrika Togo Argentinien Australien Niederlausitz Guben Krefeld Englands Deutschlands Frankreich Deutschland Deutschland Deutschland Deutschland England Deutschland Deutschlands Hamburg Norddeutsche_Lloyd Bremen Deutschland Amerika Washington Lusitania
— 35 —
bauen manche Flüsse die meist sehr fruchtbaren Deltas ans, oder sie liesern ihren Schlamm
an die Oceane ab, die ihn dann an den Festlandsrändern als Marschboden ablagern. (Die
Marschen der niederländischen und deutschen Nordseeküste.)
Bei dieser vielseitigen Bedeutung der Flüsse, — hingewiesen werde auch noch ans
ihren Fischreichtum, — kann es nicht wunder nehmen, wenn die Menschen sich mit Vor-
liebe au ihren Usern ansiedelten, so daß wir die größten Städte meist auch an größeren
Strömen finden. — Als Grenzen haben die Flüsse seltener Bedeutung (siehe S. 5), am
wenigsten bei Kulturvölkern.
3. Bedeutung der deutschen Flüsse für die Schiffahrt.
Die deutschen Flüsse sind sehr ebenmäfsig über das Land verteilt. Die
fünf parallelen Ströme Rhein, Weser, Elbe, Oder und Weichsel halten sich
in grofser Gleichmäfsigkeit ca. 170 km von einander entfernt, so dafs keine
Gegend benachteiligt wird. Am günstigsten ist freilich Norddeutschland be-
dacht, denn nach hier, nach der Tiefebene, drängt naturgemäfs alles vom
höheren Süden kommende Wasser. Hier haben die Ströme deshalb ihren
wasserreichen Unterlauf, und hier auch entfaltet sich ein ausgedehntes Netz
von Nebenflüssen, die infolge ihres ruhigen Laufes fast alle der Schiffahrt
dienstbar werden. Süddeutschland hat ciufser der Längsader des Rheins zwei
Querflüsse, die parallel zwar, aber in entgegengesetzter Richtung das Land,
durchziehen (Main und Donau).
Eine außerordentlich günstige Wasserstraße bildet der Rhein. Von größter
Wichtigkeit ist er besonders für Süddeutschland, da er der einzige Fluß ist, der
diesem Teil Deutschlands den Zugang zur Nordsee erschließt. Vor den übrigen
Strömen Deutschlands hat er besonders noch zwei Vorzüge: er hat als Alpen-
fluß einen mehr gleichmäßigen Wasserstand (siehe S. 34), und er wird infolge
der milderen Winter des Westens kürzere Zeit vom Eise gefesselt. Ungünstig
dagegen ist es, daß er seine Mündung in einem fremden Lande hat, doch wird
dieser Umstand dadurch etwas gemildert, daß das kleine Holland von Deutsch-
land wirtschaftlich sehr abhängig ist. — Ursprünglich bot der Rhein der Schiff-
fahrt manches Hindernis. In der Oberrheinischen Tiefebene, bis wohin er viel
Geröll und Sand mitführt, teilt er sich in eine große Zahl seichter Arme, von
denen keiner sich für die Schisfahrt eignete; man mußte deshalb ganze Strecken
kanalisieren (siehe Karte, Atlas S. 7, Karton Straßburg). Bei Bingen, beim
Lorlei und an anderen Stellen brausten mächtige Strudel, erzeugt durch
Felsenriffe. Erst nachdem diese durch Sprengungen beseitigt wurden, ist auch
die Strecke von Bingen bis zur Tiefebene eine gesicherte Fahrstraße. Größere
Schiffe können bis Mainz, kleinere bis Straßburg gelangen, während die
Kahnfahrt sich bis an den Rheinfall erstreckt. Die deutsche Rheinstrecke wird
von reichlich 3000 Schiffen (darunter 300 Dampfer) mit einer Trag-
fähigkeit von ca. 600 000 Tonnen befahren.
Bei weitem übertroffen wird fein Verkehr durch denjenigen der Elbe,
auf der alljährlich über 10000 Schiffe (ca. 500 Dampfer) mit einer
Tragfähigkeit von einer Million Tonnen verkehren. Sie hat eben den Vorzug,
daß sie die Mitte Deutschlands durchquert, daß ihre Mündung in Deutsch-
land liegt, und daß die Reichshauptstadt in ihren Bereich fällt. Auch ist sie
der Fluß, den Österreich als Wasserweg zum Ocean benutzt. — Große Fluß-
schiffe gelangen bis Magdeburg, kleinere bis weit ins Böhmische hinein.
Die Weser bleibt hinter diesen beiden Hauptadern weit zurück; ihr Ver-
3*
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland]]
TM Hauptwörter (200): [T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
— 225 —
letzten 50 Jahren verlor sie ringsum 2 m! Eben unter dem Wasser liegt
der weitgedehnte Sockel, bis auf den der verloren gegangenen Teil der Insel
abgetragen wurde. Aus ihm ruht die heutige Insel „wie eine Cigarrenkiste
aus einem großen Tisch".*)
(l(uto)trtm und (Dkrltrtm.) Im Südosten hat sich eine Partie Dünen-
sand dem Felsen vorgelagert. Dieselbe trägt die Unterstadt, während die
Oberstadt oben auf dem Felsen liegt. Eine Treppe von anwähernd
200 Stufen und ein Aufzug (beide im Bilde kenntlich) vermitteln den Ver-
kehr zwischen beiden. Aus Dünensand besteht auch die neben Helgoland
gelegene kleine Badeinsel, kurz „die Düne" genannt. Aus dieser, nicht ans
Helgoland selbst, nehmen die zahlreichen Badegäste Helgolands (jährlich ca. 9000)
die erfrischenden Seebäder. Die tüchtigen Schwimmer suchen die Windseite und
kämpfen hier mit der donnernden Brandung; die übrigen baden in dem rnhigen
Wasser der Schutzseite.
Wichtigkeit der Insel.) Obgleich uur klein, ist die Insel doch von
großer Wichtigkeit. Gleichmäßig genau vor der Ausmündung von vier wichtigen
Wasserstraßen gelegen (Weser, Elbe mit Nordostseekanal, Eider), ist sie zunächst
ein sicheres, von der Natur gesetztes Seezeichen. Ihr Leuchtturm macht die
von draußen ankommenden Schiffe rechtzeitig auf die Gefahren des nahen Watten-
meeres (S. 226) aufmerksam. In Kriegszeiten aber ist sie ein wichtiger Stütz-
pnnkt und Kohlenplatz für die Kriegsflotte. Von hier aus kann dieselbe
wirksam den Zugang zu den deutschen Küsten decken. Unterstützt wird sie dabei
kräftigst von mächtigen Mörsern, die wohlverwahrt in das Gestein der Insel
eingelassen sind und 600 Pfund schwere Geschosse in weitem Bogen ans die See
hinauszuschleudern vermögen. — Bis vor kurzem gehörte diese interessante und
wichtige Insel, die buchstäblich vor uusern Thüren liegt, noch den Engländern^),
so daß sie 1870 von den Franzosen als Stützpunkt benutzt werden konnte.
Kaiser Wilhelm Ii. fand aber bald nach feinem Regierungsantritt einen Weg
(Eintausch gegen afrikanisches Gebiet), diese deutsche Insel wieder in deutschen
Besitz zu bringen (1890).
(Grwerbs)weige.) Der Ackerbau lohnt sich auf der Insel nicht. Die
hübsche grüne Fläche, die unser Bild uns zeigt, enthält neben einigen Kartoffel-
beeten nur eine kurzuarbige Schafweide. Einen Haupterwerbszweig bildet die
Fischerei, und Fische vertreten hier fast die Stelle des Brotes. Ein nicht ge-
ringer Teil der Helgoländer lebt vom Lotsenberuf, dem fast 400 Mann ob-
liegen. (Belehrung über Lotsendienst.) Endlich aber bringen die 10000 Fremden
viel Geld aus die Insel; ohne sie würden die 2000 Helgoländer wohl nicht
existieren können. Die ganze Unterstadt besteht fast nur aus Hotels.
In Übereinstimmung mit den Farben seiner Insel führt -der Helgoländer eine
grün-rot-weiße Flagge. Sie wird uns gedeutet durch den bekannten Wahlspruch:
„Grön is bat Land, (die Oberfläche)
rood is de Kant, (die Steilküste)
will is de Sand, (die Düne)
____ dal is de Flagg vnn't hillige Land." (Helgoland — Heiligland)
x) Ich zitiere damit den treffenden Ausdruck eines Helgoländer Kollegen, der vor
Jahren die Freundlichkeit hatte, mich über die Verhältnisse der Insel aufzuklären.
_2) Die Engländer haben es überall verstanden, sich an den Küsten anderer Völker
einzunisten. An Frankreichs Küste gehören ihnen die Normannischen oder Kanal-Jnseln, an
Spaniens Küste das wichtige Gibraltar und von italienischem Grund und Boden das
schwefelreiche Malta.
Harms, Vaterländische Erdkunde. 15
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm Harms
Extrahierte Ortsnamen: Helgoland Helgoland Helgolands Helgoland Frankreichs Spaniens Malta
— 235 —
ertragfähig zu machen, durch das Moorbrennen, durch die Fehn- und durch
die Moordammkultur.
1. Das Moorbrennen ist die ältere und mangelhaftere Kulturform. Man
hackt oder pflügt die oberste Schicht in Schollen aus und zündet diese an. Das
Schwelen derselben verursacht den lästigen Höhenrauch (Heerrauch), der sich
fast über ganz Deutschland, ja bis nach Osterreich hinein verbreitet. Am meisten
l,at natürlich der Moorbrenner selbst darunter zu leiden. In dickem Rauch
stehend verrichtet er seine Arbeit. Das geschwärzte Gesicht triest von Schweiß,
die Augen sind gerötet, die Kleidung ist von Staub und Asche bedeckt. Der
Qualm ist so dicht, daß man die Sonne wie eine rote Scheibe erblickt. In die
Asche wird dauu Buchweizen gesäet, der häufig reichen Ertrag gijbt, oft aber
auch durch Nachtfröste empfindlich leidet. „De Bankweite is en Slump-Koren,
wenn hei aber insleit, en Plnmp-Koren."
2. Viel gründlicher wird das Moor umgestaltet bei der Fehnkultnr. Zu-
nächst wird vom Fluß aus ein Kanal durch das Moor gezogen, entweder mit
Schaufel und Spaten oder mittelst der Torfbagger. Das sind dnrch Dampf
getriebene Maschinen, die sich langsam fortschreitend durch das Moor gleichsam
hindurchfressen, die aufgenommene Erde als gepreßten Torf wieder von sich
geben und einen breiten Kanal hinter sich zurücklassen. Letzterer hat eine
doppelte Wichtigkeit. Er dient zur Entwässerung des Landes und zugleich an
Stelle von Landstraßen, die im Moor außerordentlich schwierig anzulegen sind,
als Verkehrsweg. An den Seiten dieses Kanals beginnt man nun mit der
Bodenkultur. Die oberen, leichteren Torfschichten werden abgegraben und zur
Seite gelegt, die darunter liegenden Massen aber zu Torf verbacken, bis man
den sandigen Untergrund erreicht hat. Den Torf frachtet der „Fehntjer" längs
des Kauals nach den Küstenplätzen, verkauft ihn und bringt als Rückfracht
Dünger, z. B. Straßenkot, Marschschlick ?c. mit heim. Nun kann das „Land-
machen" beginnen. Die aufgesparte obere Torfschicht wird auf deu entblößten
Sandgrund gestürzt und beides zusammen mit dem Dünger gründlich durch-
gearbeitet. Auf diese Weise eutsteht ein sehr fruchtbarer Boden, der nicht
bloß Roggen, Gerste und Hafer, sondern oft auch Weizen und Rapfaat in
reicher Fülle trägt. Allmählich können sich die Fehntjer an Stelle der ersten
armseligen, aus Torserde gebauten Hütten kleine freundliche Ziegelsteinhäuser
bauen, und mit der Zeit bietet das Fehn einen fesselnden Anblick. Der Kanal
ist als Handelsstraße immer wichtiger geworden. Bunt bewimpelte kleine und
große Fahrzeuge beleben ihn. An seinen Ufern erheben sich Schissswerften,
da mit dem steigenden Verkehr immer mehr neue Schiffe und Kähne gebaut
werden müssen. Zeilensörmig ziehen sich die freundlichen Häuser mit schmucken
Gärten, begleitet von einem Ziegelsteinsteg, am Kanal entlang. Auf fruchtbarem
Acker weidet schweres Marschvieh oder wiegt sich ein üppiges Korn; — alles
rühmt den Fleiß und die Ausdauer der Fehntjer, die eine trostlose Einöde durch
saure Arbeit in eine blühende Landschaft umwandelten, und gleichermaßen einen
gesegneten Ackerbau als auch eine flotte Industrie hierherzogen. Die bedeutendste
Fehnkolonie ist Papenburg, unweit der Ems, am Rande des Saterlandes ge-
legen. Vor 200 Jahren gegründet, ist der Ort bereits aus einer Fehnkolonie
zu einer Stadt von 6000 Einwohnern geworden. Mit seinen fast 200 Schiffen
ist es der wichtigste Seehandelsplatz Hannovers, übertrifft also selbst das
an der Küste liegende Emden.
3. Weniger mühevoll und doch gleichfalls von großen Erfolgen begleitet
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Osterreich Papenburg Hannovers Emden
— 267 —
größere Schiffe überall bei einander vorbeikommen; dennoch sind sechs Ausweiche
stellen von 100 m Breite geschaffen, in denen große Schiffe verweilen müssen,
falls ihnen ein Geschwader von Kriegsschiffen entgegenkommt.
(4. Drücken und Schleusen.) Indem der Kanal Eisenbahnlinien, Chansseen
und Landstraßen zerschnitt, wurde eine Reihe Brücken und Fähren nötig. Die
ersteren sind entweder feste Hochbrücken (2) oder Drehbrücken (3) oder Ponton-
brücken. Die beiden Hochbrücken gehören zu den großartigsten Bauten der Welt.
Die eine überführt bei Grünenthal die von Neumünster nach Westen (nach
Heide), die andere bei Levensau die von Kiel nach Norden (nach Eckernförde)
gehende Eisenbahn. Unser Bild veranschaulicht uns die Kieler (.Levensauer)
Hochbrücke. In kühnem Bogen schwingt sie sich von einem Kanalufer zum
Fig. 72. Hochbrücke bei Levensau (Kiel).
anderen. Sie spannt 164 m (die Grünenthaler 156 m) und ist die grösste
Bogenbrücke der Welt. {Die ähnlich gebaute Duorobrücke bei Porto hat
eine Weite von 161 m.) —- „Der höchsten Schiffe höchste Masten zielin
unter ihrem Bogen hin", der sich nicht weniger als 42 m {Vergleich!) über
dem Wasserspiegel erhebt, und edle Schiffe ungehindert passieren lässt. (Die
riesigen Mafse des Brückenbogens werden uns besonders klar, wenn wir den
darüber hinrollenden Zug und das, cdlerdings kleine Haus rechts im Bilde
dazu in Vergleich stellend) Der Eindruck, den die Großartigkeit und Kühnheit
des Baues, besonders von unten her gesehen, auf den Besucher macht, ist un-
beschreiblich. Hier wird die kühnste Phantasie durch ein Gebilde der Wirklichkeit
übertroffen. Man staunt und staunt, hält es nicht für möglich und sieht es
doch als eine Thatsache vor sich. —
Zwei andere großartige Bauten liegen jetzt, nach Fertigstellung des Kanals,
im Wasser verborgen, die beiden mächtigen Schleusen an den Ausmündungen
des Kanals. Jede ist als Doppelschleuse gebaut mit je eiuer Kammer für die
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
— 269 —
Flotte den Zugang zu dem einen oder anderen bedrohten Meer unmöglich
machen konnte.
(6. Einweihung.) In den Tagen vom 19.—22. Juni 1895 fand die
feierliche Eröffnung des Kanals statt, ein Fest so großartig und glanzvoll,
wie es Europa wohl selten oder nie erlebte. Alle europäischen Staaten be-
teiligten sich an der Weihung dieses für die Schiffahrt des ganzen Erdteiles
wichtigen Werkes. Der Kieler Hafen bot in diesen Tagen ein Bild, wie
die Welt es vorher nie gesehen und in Jahrhunderten vielleicht nicht wieder
sehen wird. Die herrliche Föhrde war belebt von Kriegsschiffen aller see-
fahrenden Nationen. Da sah man friedlich nebeneinander gelagert außer 26
deutschen die auserlesensten Schlachtschiffe Englands, Frankreichs, Italiens,
Amerikas n. s. w., 53 an der Zahl, darunter die größten Kolosse, die bis jetzt
gebaut wurden, wahre schwimmende Festungen.^) Und neben diesen 79 Kriegs-
schiffen erblickte mau eine große Zahl von kleinen und großen Handels- und
Verkehrsfahrzeugeu, mit bunten Wimpeln reich geschmückt.
Die Reihe der Festlichkeiten wurde eröffnet durch eine große Vorfeier in
Hamburg am 19. Juni, an der bereits sämtliche deutscheu Fürsten teil-
nahmen. Am 20. Juni, morgens 4 Uhr begann dann von Brunsbüttel aus
die Durchfahrt durch den Kanal, an der sich 24 deutsche und ausländische Schiffe
beteiligten. Vorauf fuhr die kaiserliche Dacht „Hohenzollern" mit dem Kaiser
an Bord. Dann folgten der „Kaiseradler" (die alte „Hohenzollern") und der
prächtige (zur australischen Reichspostlinie gehörige) Schnelldampfer „Kaiser
Wilhelm Ii.", auf welchen sich sämtliche deutsche Fürsten, zahlreiche Minister,
Gesandte u. s. w. befanden. Die dann folgenden vier Schiffe (Angusta Viktoria,
Trave, Rugia, Columbia) gehörten der Hamburg-Amerikanischen Paketfahrt-
Aktien-Gesellschast und dem Norddeutschen Lloyd (Bremen) und hatten die
Mitglieder des Bundesrates, des Reichstages und des Landtages an Bord.
Darauf folgten außer noch einem deutschen Kriegsschiff (Grille) und der kleinen
Dacht des Erbgroßherzogs von Oldenburg, 15 ausländische Schiffe
(2 Engländer, 2 Italiener, 1 Österreicher, 1 Franzose, 1 Russe, 1 Spanier,
1 Schwede, 1 Norweger, 1 Amerikaner, 1 Rumäne, 1 Däne, 1 Nieder-
länder und 1 Türke). In angemessenen Abständen bewegte sich diese stattliche
Reihe von 24 Schissen längs der neugeschaffenen Wasserstraße, auf der ganzen
Strecke überall begrüßt von freudig bewegten Menschen. Um 12^ Uhr nahte
sich die „Hohenzollern" der Holtenauer Schleuse. Hoch oben auf der Kommando-
brücke stand der jugendliche Kaiser, begrüßt von dem ungeheuren Jubel der auf
den Anhöhen seit langem begierig wartenden Menge. Das zahlreich aufgestellte
Militär, z. T. in Uniformen aus der Zeit Friedrichs des Großen, präsentiert,
die Musik spielt kräftige vaterländische Weisen, die Hunderte von Fahnen und
Wimpeln des herrlich geschmückten Festplatzes an der Schleuse flattern im Winde,
des Jubelns der Menge will kein Ende werden, — ein erhebender, unvergeß-
licher Augenblick! Jetzt gleitet das majestätische Schiff feierlich langsam durch
die Schleusenkammer, jetzt tritt es in den Hafen ein, — da donnert von mehr
als 100 Schiffen der Kaifersalnt über die Föhrde, 33 Schüsse von jedem Schiff;
*) Die von England herübergekommenen vier Turmschiffe (Royal Sovereign, Em-
press of India, Resolution und Repulse) halten je reichlich 14 000 Tonnen, zwei italienische
Schlachtschiffe 13860 (Re Umberto) und 13 300 (Sardegna). Auch ein russisches (Rnrili)
und ein französisches Kriegsschiff (Hoche) waren größer als die schwersten deutschen Panzer.
(Kurfürst Friedrich Wilhelm, Brandenburg, Weißenburg, Wörth, je reichlich 10000 Tonnen.)
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm Schwede Friedrichs Hoche Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Europa Englands Frankreichs Italiens Amerikas Hamburg Rugia Columbia Oldenburg England Sardegna Brandenburg Weißenburg Wörth
— 304 —
Stellung in der Welt einnimmt. In manchen Zweigen bietet es im
letzten Jahrzehnt selbst dem ersten Industrieland der Welt, England,
mit Erfolg die Spitze (S. 301). In einigen Fabrikationszweigen
(Chemische, Papier-, Rübenzncker-Jndustrie, Buchdrucferei-Gewerbe) nimmt es
die erste Stelle in der Welt, in der Eisen-Jndustrie die zweite, in
der Textil-Jndustrie teils die zweite, teils die dritte Stelle in
Europa eiu.
7. Handel und Verkehr.
a) Binnenschiffahrt.
Die Verhältnisse für die Binnenschiffahrt sind in Deutschland außerordentlich
günstig, was wir im einzelnen bereits (S. 35) gewürdigt haben (Flüsse von
einer Verkehrsbedentung wie Rhein und Elbe finden sich in keinem anderen
Lande). Auf 100 Quadratmeilen kommen in Deutschland 8, in Großbritannien
und Frankreich nur je 4 Meilen Wasserstraßen.^) Diesen Vorzug verdankt
Deutschland seinen großen Strömen, nicht seinen Kanälen, denn das deutsche
Kanalnetz (S. 36) bleibt erheblich hinter demjenigen Großbritanniens und
Frankreichs und verhältnismäßig auch hinter demjenigen Belgiens und der Nieder-
lande zurück. (Deutschland besitzt ca. 2000, Großbritannien und Frankreich je
5000 km Kanäle.) —
Die Zahl der für die Binnen- (also Fluß-, Kanal-, Haff- und Küsten-)
Schiffahrt bestimmten Schiffe betrug 1887 rund 20 000, darunter 1153 Dampf-
schiffe. (Tragfähigkeit der 20 000 Schiffe reichlich 2 Mill. Tonnen; engl. Tonne
als Raummaß der Schiffe — 2,82 cbm.) Die Heimat dieser 20 000 Schiffe
weist folgende Tabelle nach:
Fahrgebiet . Zahl Zer Schiffe Tragfähigkeit in t
Elbgebiet 10 600 1 Mill.
Rhein- „ 3 000 600 Tsd.
Oder- „ 3 100 300 „
Ostseeküste 1 500 88 „
Weichselgebiet 720 64 „
Weser- „ 410 43 „
Donau- „ 83 10 „
Ostfries. Kanäle 500 10 „
Emsgebiet 250 7 „
Bodensee 58 5 „
Nordseeküste 80 2 „
Wir entnehmen derselben etwa folgendes: a) Auf der Elbe und ihren
Nebenflüssen und Kanälen fahren rnnd 10 000, im Gebiet des Rheines 3000 Schiffe,
b) Die Küstenschiffahrt der Ostsee ist nach der Leistungsfähigkeit 40 mal so
bedeutend als diejenige der Nordsee. (Wattenmeer! S. 226.) Vergl. dagegen See-
schissahrt (s. weiter unten). — c) Die Schiffahrt auf dem Bodensee ist nach ihrer
Leistungsfähigkeit doppelt so wichtig als diejenige der Küstenschiffahrt der Nordsee.
*) Die Gesamtlänge der Binnenschiffahrts-Straßen beträgt 12x/2 Tfd. km; davon
können mit eineni Tiefgang von 1,50 m reichlich 2 Tsd., mit eineni Tiefgang von 1 m
4v9 Tsd., mit einem Tiefgang von 0,75 m 21/a Tsd., mit einem Tiefgang unter 0,75 m
3x/2 Tsd. km befahren werden. — Die schiffbare Strecke im Flußgebiet des Rheins beträgt
2790 km, im Gebiet der Elbe 2606, im Gebiet der Oder 1802, im Gebiet der Weser
1175 km.
2) Die übrigen Kanäle Deutschlands sind den betreffenden Flußgebieten zugerechnet.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
Extrahierte Ortsnamen: England Europa Deutschland Rhein Deutschland Frankreich Deutschland Frankreichs Belgiens Deutschland Frankreich Weser- Nordseeküste Ostsee Rheins Deutschlands
— 305 —
(Über die Hauptsitze des Binnenhandels^) sei folgendes mitgeteilt:
Berlin ist nicht bloß für Deutschland, fondern für das ganze europäische Fest-
land der wichtigste Binnenhandelsplatz (S. 253). Über die große Bedeutung
Leipzigs für den Handel erfuhren wir schon S. 197 Genügendes. An seinen
Handelsbeziehungen nimmt Halle mit Erfolg teil (S. 166). Magdeburgs
Bedeutung für den Handel ist begründet in der Nähe Leipzigs und in seiner
Lage an der Elbstraße Hamburg-Dresden, welch letzteres den Handel mit
Böhmen vermittelt. Der Handel des östlichen Deutschland wird beherrscht durch
Breslau und Posen, der des südwestlichen durch Straßburg, Mannheim
und Frankfurt. Den Handelsmittelpuukt des südlichen Bayerns bilden München
und Augsburg, des nördlichen Nürnberg. Im niederrheinischen Gebiet ragt
vor allen Köln, daneben Düsseldorf hervor. Hannover endlich ist gewisser-
maßen ein von Bremen aus vorgeschobener Binnenhandelsplatz, der zu einem
großen Teil das westliche Norddeutschland beherrscht.)
d) Die Seeschiffahrt.
Obgleich von den größeren Staaten Europas Großbritannien, Frankreich,
Skandinavien, Spanien-Portugal, Italien und die Balkaustaaten günstiger zum
Meere liegen als unser Vaterland, so steht dieses doch mit seiner See-
Handelsflotte in Europa an zweiter Stelle, (nach einer Aufstellung des
„Bureau Veritas" vom 1. September 1892 an zweiter Stelle überhaupt; indem
der Tonnenraum auch der Schiffe der Vereinigten Staaten übertroffen wurde;
— 2 900 000 Registertonnen ä 2,82 cbm gegen 2 710 000 —). 1884 hatten
Handelsschiffe Großbritannien 18500, Deutschland reichlich 4300, Nor-
wegen nicht ganz 4300, Frankreich 3000; davon waren Dampfer 5000 bezw.
600, 250, 500. Bei weitem der größte Teil der Handelsflotten besteht also
noch aus Segelschiffen, die vielfach den Vorzug haben, weil sie zwar langsamer
aber billiger transportierend) Im Jahre 1892 betrug der „effektive Tonnen-
gehalt",^) also die Leistungsfähigkeit der genannten Flotten, für Großbritannien
20 Mill., für Deutschland fast 3 Mill. (1894: 3 170 000), für die Ver-
einigten Staaten 23/4 Mill., für Norwegen 2 Mill., für Frankreich l3/4 Mill.
Registertonnen (Bureau Veritas, Scobel S. 43). Die Handelsflotte der
Welt zählte damals 27 000 Segler und 12 000 Dampfer mit zusammen
37 Mill. Registertonnen (essekt.). Auf die englische Flotte, die nach obigem
sieben mal so leistungsfähig als die deutsche und zwölf mal so leistungsfähig
ist als die französische, kommt also über die Hälfte (54^) der gesamten Re-
gistertonnen.
Trotz alledem sind die englischen von den deutschen Schiffen auf einem
x) Da die Bedeutung der nachbenannten Plätze zum mindesten ebensosehr durch
den Eisenbahn- als durch den Binnenschiffahrtsverkehr bedingt ist, so kann dieser Absatz
auch bis zum Abschnitt „Eisenbahnen" verschoben werden.
2) Bis 1892 hatte Deutschland das größte Segelschiff der Welt; es war die
„Maria Rickmers" ans Bremen, ein stolzer Fünfmaster von 3800 Registertonnen, der
leider im Herbst des genannten Jahres verloren ging. Jetzt ist ein französischer Segler
der größte (3600 Tonnen), dann folgt ein Engländer (2400) und darauf der deutsche
„Robert Rickmers" aus Bremen mit 2200 Tonnen.
3) Bei Summierung von Registertonnen der Segler und Dampfer setzt man die
Registertonnen der letzteren, der größeren Leistungsfähigkeit entsprechend, dreifach in
Rechnung. So erhält man den „effektiven Tonnengehalt", der am besten die Leiftungs-
Fähigkeit zum Ausdruck bringt.
Harms, Vaterländische Erdkunde. 20
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Scobel Harms
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Deutschland Magdeburgs Nähe_Leipzigs Elbstraße_Hamburg-Dresden Deutschland Breslau Posen Straßburg Mannheim Frankfurt Bayerns Augsburg Nürnberg Norddeutschland Europas Frankreich Skandinavien Spanien-Portugal Italien Europa Deutschland Frankreich Deutschland Norwegen Frankreich Deutschland Bremen Bremen
— 136 —
Hier stand einst die stattliche Schönburg mit vier großen Bergfrieden. Sie wurde
wie so manche deutsche Burg und so mancher deutscher Ort durch den „Aller-
christlichsten" (Ludwig Xiv.) zerstört (S. 127).
3. Der Lorelei- (besser Lurlei-)Felsen. Von Obenvesel hingt uns
das Dampfschiff in ganz kurzer Frist (3—4 km Entfernung) bis zum Lurlei-
feisen. Wie ein finsterer Riese (132 m über dem Rheinspiegel!) stellt er sich
dem Fluß in den Weg, der gezwungen ist, ihn in scharfem Bogen zu um-
gehen. Zugleich ivird er bis auf 166 m eingeengt. (.Breite bei Rüdesheim
836 m, im übrigen durchschnittlich 400 m, an der Grenze 734 m.) Zur
Rechten gewahren wir den Lorelei-Tunnel. Sein Fuß seht sich in Klippen
Fig. 34. Der Lorelei-Zelsen.
unter dem Wasser fort, hinüber zum anderen Ufer. Dieselben wurden früher
von den Schiffern noch mehr gefürchtet als das Binger Loch.^) — „Mit dem
Ausdruck ei' bezeichnet man am Rhein die Schieferklippen (z. B.
Schwarze Lei, Rauschlei, Kirchlei). Lurlei ist eine Felsklippe, an der das
Wasser lurlt, d. h. wirbelt und brandet." — Allbekannt ist die Sage von
der Jungfrau Lorelei, die dort oben „sitzet wunderbar". Ihrem Sange
lauschend, versäumt der Schiffer auf die Klippen zu achten, die dann ihm
und seinem Schiff zum Verderben werden. Man hat sich viel gemüht, die Ent-
stehung dieser Sage auszudecken. Daß hier früher manche Schiffe zerschellten, ist
1) Die Lurlei-Klippen bilden die dritte der gefährlichsten Stellen; die zweite, das
„Wilde Gefährt", befindet sich zwischen Bacharach und Kaub.
2) So in Scobel, Geographisches Handbuch zu Andrees Handatlas. Dagegen Hey!
in Meyers Reisebüchern (Rheinlande): Iure Lei = lauter Lei — nichts als Lei; — uach
Simrock die laureude Lei; — Mehlis in „Landschaften des Mittelrheins" (Spamer) will
Lorelei — heulende Lei (lören — henlen, f. auch Hosea 7, 14).
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]