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1. Einpräge- und Wiederholungsheft zu H. Harms, Länderkunde von Europa - S. 15

1911 - Leipzig : List & von Bressensdorf
Österreich-Ungarn. §414. Öfterreicb-Ungarn* § 414. I. Das Land. 1 % mal so groß als das Deutsche Reich. — Eine scharf umgrenzte geographische Einheit, in der Hauptsache bestehend aus einem Tieflandbecken, dem größten Europas (Ungarn), einer uralten, hügeligen Mulde (Böhmen) und den Randgebirgen beider. Zu 82 % einem einzigen Flußgebiet augehörig. — Eingeschoben zwischen dem europäischen Norden und Westen und dem Morgenland; infolgedessen wichtiges Durchgangsland für Güter und Menschen (Kreuzzüge! heute Orient-Expreß und die Linie Wien—saloniki), aber auch durch ein Jahr- tausend der Kampfplatz zwischen abendländischen und morgenländischen Völkern; infolgedessen völkisch ein Trümmerstaat ohne eigne Nation, zurzeit mit heftigen Nationalitätskämpfen. Ii. Das Volk. (Über die Geschichte s. §§ 229, 227, 205.) Slawen zwar fast die Hälfte bildend, aber vielspaltig, so daß die Deutschen mit % der Bevölkerung (Magyaren V6) bisher das Übergewicht hatten, namentlich wegen ihrer Bedeutung als Kulturträger. In den beiden Hauptbecken vollziehen sich auch die beiden Hauptkämpfe: Deutsche gegen Magyaren, Deutsche gegen Tschechen. Seit 1867 zwei Reichshälften; die österreichische von geradezu ungeheuer- licher Form — zusammengesetzt aus 17 verschiedenartigen Kronländern, — die ungarische ein- heitlich abgerundet, bestehend aus 2 gleichartigen Königreichen; in Osterreich 36 % Deutsche, 23 % Tschechen und Slowaken, in Ungarn 43 % Magyaren, 12 % Deutsche. An Stelle der Realunion von den Magyaren eine Personalunion erstrebt (in erster Linie ungarische statt deutsche Heeressprache). Die wirtschaftlichen Leistungen dem fruchtbaren Erdreich und den reichen Boden- schätzen noch nicht entsprechend. Ertrag an Körnerfrüchten geringer als iu dem kleineren Deutsch- laud. Wald in Osterreich 33 %, in Ungarn 28%, Holzausfuhr in Europa au 3. Stelle. — Vieh- bestand nicht ganz so groß wie in Deutschland; Ungarn weniger Pferde als das gleich große Preußen. Kohlengewinnung l/it Roheisenerzeugung V7 der Deutschlands (Hauptland für beides Böhmen, für Eisen auch Steiermark). Goldgewinnung größer als in Deutschland (Siebenbürgisches und Ungarisches Erzgebirge, elfteres vielleicht bedeutendstes Lager Europas); Kupfer in Ungarn, Blei in Kärnten/ für Quecksilber Krain (Jdria) Hauptland Europas; Galizien drittwichtigstes Petroleumland, viel Salz, zahlreiche Mineralquellen. Bedeutung der Industrie für das Erwerbsleben noch gering (Osterreich an 16., Ungarn an 12. Stelle in Europa). Der Westen, besonders der Nordwesten darin vom Osten sehr ver- schieden: die Sudetenländer und einige Alpenländer ganz hervorragende Industriegebiete, die ungarischen Länder zum Teil fast industrielos Der Handel entspricht noch keineswegs der bedeutsamen Lage und der reichen natürlichen Ausstattung. Ursachen: die kurze Küste mit ungünstigem Hinterland, die hohe Gebirgsumwallung, die Mängel der Donaustraße (dagegen große Bedeutung der Elbe, § 233), der Bildungsrück- stand, der politische Hader, die Rückständigkeit der Balkanstaaten und die Vorliebe des Groß- Handels für den Seeweg. a) Die österreichische Reichshälfte. 1. Die österreichischen Alpenländer (Ost-Alpen s. §158) ausgezeichnet durch lanv- schaftliche Schönheit (Touristenverkehr Tirols und des Salzkammerguts), durch Sennenwirtschaft und Bodenschätze (Salz in Tirol und Salzkammergut, wichtiges Eisenlager in Steiermark, Blei in Kärnten, Quecksilber in Krain; auch Kohlen). Tirol anziehend durch seine großartige Alpen- welt wie durch die Eigenart seiner tapferen, treuen, sangesbegabten Bewohner mit ihren schönen Volkstrachten; wichtig als Durchgangsland (Brennerpaß, Arlbergtnnnel); das sonnige Etschtal mit reicher Pflanzenwelt italienischen Gepräges. Salzburg gleichfalls ein vielbesuchtes Alpenland mit großartigen Wasserfällen, bekannt durch das Wildbad Gastein und durch die herrlich gelegene Landeshauptstadt, eine der schönsten Städte Europas. Kärnten, das Gebiet der oberen Drau, schon mit bedeutenden Talebenen; der 26 km lange Bleiberg die reichste Bleifundstätte Europas. Steiermark, von der Mur durchflössen, wichtig durch ein großes Eisenlager, das den besten Stahl Europas liefert, auch mit bedeutenden Kohlenlagern. Krain in seiner südlichen Hälfte Karstland mit eigenartigen Karsterscheinungen (Adelsberger Grotte, Zirknitzer See, unterirdische Flüsse); das Quecksilberbergwerk von Jdria das zweitbedeutendste Europas. Ober-Österreich im Norden mit schöner Donanstrecke, im Süden mit dem herrlichen, salzreichen Salzkammergut, der „östereichi- scheu Schweiz". Nieder-Österreich mit fruchtbaren Becken (das Tulluer Feld, das industriereiche Wiener Becken, das an Schlachtörtern reiche, steppenförmige Marchfeld) und dem schönen, lebens- frohen Wien.

2. Die fremden Erdteile - S. 26

1898 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 26 — In engster Verbindung mit der Religion steht das Kastenwesen der Inder. Ursprünglich gab es vier Kasten: 1) die Priester oder Brahminen, die Inhaber der göttlichen Offenbarung und der Gelehrsamkeit, 2) die Krieger, 3) die Banianen, (Landbesitzer, Kaufleute und Vertreter des Großgewerbes) und 4) die Sud ras oder Knechte, Bauern, Arbeiter und niedere Gewerbsleute, denen das Gesetz vorschreibt, den ersten drei Kasten zu dienen. Doch sind heute anstelle der beiden letzten Kasten zahllose neue getreten. Fast jeder Beschäftigungszweig bildet eine Kaste, eine Arbeitsteilung, die nur bei den günstigen Naturverhältnissen des Landes und bei der Dichtigkeit der Bevölkerung möglich war. Das zähe Festhalten der Inder am Kastenwesen erschwert sehr die Ausbreitung abendländischer Kultur und wirkt auch lähmend auf die Entwickelnng der Volkskraft. Insonderheit ist es auch der christlichen Mission sehr hinderlich. Sehr verachtet sind die Parias, die aus deu Kasten Ansgestoßeneu. Manche Forscher führen die Abstammung der Zigeuuer, deren Sprache den indischen Dialekten ähnelt, auf die Parias zurück. Die Hiudus sind von mittelgroßer Gestalt, haben eine stark gebräunte Hautfarbe, ovales Gesicht und schwarzes, glattes Haar. Sie gelten ihrem Charakter nach für sanft und harmlos und neigen zu beschaulichen Betrachtungen Nur wenige Stämme sind kriegerisch. Der Hindu ist sehr geschickt in allerlei Handfertigkeit, bewundernswert als Gaukler, mäßig in seiner Lebensweise, nicht selten aber auch entnervt und verweichlicht. Nationaler Sinn und Vaterlandsliebe sind bei ihm sehr gering entwickelt. Die Hauptnahrungsquellen der Hindus sind Ackerbau und Gewerbesleiß. In großen Mengen an- gebaut werden Baumwolle, Reis, Weizen, Bananen, Thee, Mohn, Jute und Indigo. An Erzeugnissen des Gewerbefleißes sind Metall- waren, Schnitzereien in Holz und Elfenbein und feine Shawls berühmt. Ein lebhafter Biuuen- und Außenhandel befördert den Warenverkehr. Die Engländer haben Anbau, Gewerbefleiß und Handel so sehr gefördert, daß fast die Hälfte der asiatischen Ein- und Ausfuhr auf Indien kommt. Ein großartiges Bahn netz, nach dem europäischen und dem der Union das bedeutendste, fördert den inländischen Verkehr. Die Anzahl der Engländer in Indien ist übrigens sehr gering (203 000 E.), und doch sind sie die Herren Indiens. 3. Staatliche Verhältnisse und Ortskunde. Das Wunder- land Indien lockte seit den ältesten Zeiten die Eroberer und Kaufleute an. Im Mittelalter vermittelten Araber und Venetianer den Handel zwischen Indien und dem Abendlande. Erst seit der Entdeckung des Seewegs nach Ostindien knüpften die europäischen Seemächte, die Portugiesen, Franzosen und späterhin die Engländer, mit Indien un- mittelbare Beziehungen an. Inzwischen hatte ein mongolischer Eroberer in Indien ein großes mohammedanisches Reich gegründet. Der Fürst führte den Titel Großmogul, und seine glänzende Hauptstadt war Delhi, damals eine Stadt von der Größe Londons. Noch heute ist daher namentlich im Judusgebiet der Mohammedanismus sehr ver- breitet. Im Laufe der Zeit gewannen die Engländer immer mehr

3. Die fremden Erdteile - S. 31

1898 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 31 — Gewürze, als Kampferbaum,*) Gewürznelken,**) Muskatnüsse,***) Sagopalme,f) und auf den Philippinen Manilahanftf) auf. Herrliche Früchte, Cocosfff) und Brotfrucht inbegriffen, namentlich aber Zuckerrohr und Reis gedeihen in Menge. Auch die Tierwelt ist aus den Inseln reich entwickelt. Es seien nur erwähnt der Orang-Utan (Sumatra und Borneo), der Königstiger (auf Sumatra und Java), der Elefant als wichtigstes Haustier, das Heer der Papageien und die Gewürz- taube. — An Mineralschätzen ist besonders Borneo reich. (Gold, Diamanten, Eisen.) 2. Die Bewohner des Archipels gehören der malayischen, Rasse an und gliedern sich in zahlreiche Stämme, die aus gar ver- schiedeueu Stufen der Bildung und Gesittung steheu. Die wilden Stämme im Innern von Borneo, Sumatra und den Philippinen find heidnische Barbaren und nur zum Teil zu Reisbau und seßhaften Wohnungen fortgeschritten. Die wilden Dayaken im Innern Borneos sind gefürchtete Kopfjäger. Die Köpfe der Besiegten werden daheim als Zeichen der Tapferkeit aufgepflanzt. Die wilden Battak- stämme im Innern von Sumatra sind noch Kannibalen. Die mehr oder weniger kultivierten Stämme bekennen sich zur Lehre Mo- Hammeds, sind sorglose Ackerbauer, sehr geschickt in allerlei Hand- sertigkeit, was sich beim Bau ihrer Wohnungen, bei der Herstellung von Haus-, Feld- und Fischereigeräten zeigt, ferner schlaue Händler und an manchen Küstengebieten und Inseln gefürchtete Seeräuber. Das gebildetste Volk unter den Malayen sind die Javanen. Die ältesten Kulturträger Javas waren Inder, welche den Buddhismus auf der Insel ausbreiteten. Auf den Einfluß dieser buddhistischen Vorzeit Javas ist die javanische Schriftsprache zurückzuführen, sowie mancherlei Wissenschaft und Kunstfertigkeit. Großartige Tempelruiuen erinnern an jene Kulturepoche. Im 15. Jahrhundert mußte der Buddhismus dem Islam weichen, der jetzt die herrschende Religion der Javanen ist. Die Anzahl der Javanen beträgt gut die Hälfte aller Bewohner des Archipels. Ihr Ackerbau, namentlich die Reis- kultur, steht auf einer sehr hohen Stufe der Entwickelung. Die be- deutendsten javanischen Industriezweige sind Schiffbau, Zuckerraffinerie, Holzschnitzerei, Papier- und Lederfabrikation. — Das Christentum *) Durch Auskochen des Holzes vom Kampferbaum gewinnt man ein festes ätherisches Öl, Kampfer. Verwendung in der Medizin; Mittel gegen Motten. **) Die getrockneten Blütenköpfe des G ewü rznelkenbaume s, der auf den Molukken heimisch ist, aber auch auf Java, besonders aber auf Pemba und Sansibar kultiviert wird. Von hier kommt der größte Teil dieser Ware in den Handel. **'*) Dxr Same des Muskatnusbaumes, auf den Molukken heimisch, aber auch in andern Tropenländern kultiviert. Der Samenmantel, welcher den Nußkern umgiebt, kommt als Muskatblüte in den Handel. f) Aus dem Marke der Sagopalme wird ein Mehl gewonnen, das als Nahrungsmittel und Stärke dient.. " ff) Aus den Fasern der mehrjährigen Stämme von musa textilis ge- wonnen. Dient zu Geweben und Seilerarbeiten. ttt) Die Kerne werden in Platten geschnitten, getrocknet und kommen als „Kopra" in den Handel.

4. Die fremden Erdteile - S. 41

1898 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 41 — ganzen Erde gehören derselben an. Im chinesischen Tieflande, das etwa so groß als das Deutsche Reich ist, wohnen etwa 150 Mill. Leute, j Die ungeheure Dichtigkeit der Bevölkerung nötigt jährlich Tausende zur Auswanderung. In Indien, Australien und den Küstenländern des großen Ozeans erscheinen die genügsamen und betriebsamen chinesischen „Kulis" als bedrohliche Mitbewerber des weißen Arbeiterelements. Der Chinese ist ein unermüdlicher Arbeiter und schlauer Händler, zeigt musteriafle'sparsamkeit und bewundernswerte Genügsamkeit. Er ist nicht, wie der Hindu, Gemüts-, sondern Verstandsmensch. Alles Ausländische betrachtet er indes mit großer Geringschätzung. Daher haben denn auch in China die großen Errungenschaften der Neuzeit auf dem Gebiete der Industrie und des Verkehrs so gut wie gar keine Berücksichtigung gefunden. Diese Eigentümlichkeit ist der eigenartigen Kulturentwickelung des chinesischen Volkes zuzuschreiben. Die.kultur der Chinesen ist uralt, vielleicht älter als die der alten Ägypter. "Die Träger derselben waren die außerordentliche Fruchtbarkeit des Tieflandes, das günstige Klima mit seinen Monsunen und der Mineralreich- tum der Gebirge. Das Land gewährte demnach seinen Bewohnern alle zum Leben notwendigen Bedürfnisse in reicher Fülle und machte ihnen den Verkehr mit der Fremde entbehrlich. Dazu kam die abgeschlossene Lage des Landes. Durch Meer, Gebirge und Wüstenstrecken, endlich durch Länder mit niederem Kulturstandpunkt war es von den jeweiligen Kulturländern getrennt. War es da nicht natürlich, daß die Chinesen, von lauter „Barbaren" umgeben, ihr. Land „das Reich der Mitte" nannten? Infolge der Jahrtausende langen Ab- sonderung der Chinesen von andern Kulturvölkern mußte ihre Kultur eigenartige. Formen annehmen und schließlich einer gewissen Erstarrung anheimfallen.j Mit beispielloser Zähigkeit haben die Chinesen stets an uraltem Herkommen und altersgrauen Überlieferungen festgehalten, dabei aber bereits frühe eine bedeutende Höhe in ihren Kulturbestrebungen erreicht. Sie kannten schon lange vor den Europäern die Buchdruckerkunst, das Papier, den Kompaß, die 'Stein- kohlenseuerung, das Porzellan, die Gasbeleuchtung und das Schießpulver. — Allein trotz aller Abneigung hat der Chinese schließlich sein Land dem Welt- ' verkehr öffnen müssen, und durch die wenigen Pforten (22 Freihäfen) zieht abendländische Kultur in das alte Reich. Auch ist mit dem Bau von Eisen- bahnen bereits ein Anfang gemacht. Die(chinesische Sprach^ besteht aus einsilbigen Wörtern, die in ver- schiedenen Stimmbiegungen gesprochen werden, "um""M"'kvelhen die Flexion durch Zusatz anderer Wörter ersetzt wird. Die.....Zahl der verschiedenen Wort- begriffe beläuft sich auf mehrere Tausend. Diej Schrift, zeigt senkrechte Reihen- bildung, und jeder Wortbegriff hat einen bestimmten Charakter. Im gewöhnlichen Verkehr genügen 2000, zum Verständnis der chinesischen Litteratur 5000 Wort- zeichen. Im ganzen soll es aber gegen 40000 Schriftzeichen geben. Dielauptnahruugsquelle der Chinesen ist der Ackerbau. In dieser Hinsicht ist China das erste Land der Erde. Die Felder werden je nach Bedarf fleißig be- und entwässert, die Dungmittel in zahlreichen Formen angewandt. Selbst auf deu Seen und Flüssen schwimmen Bambusflöße mit Gemüsefeldern, ja ganze Ansiedelungen. Die ^anpt- Produkte sind Tbee und Reis. Alljährlich zieht der Kaiser nach altem Brauche mit eigener Hand eine Furche mit dem Pfluge auf dem heiligen Acker in Peking, um so den Bauernstand zu ehren. — Der chinesische Gewerbefleiß liefert ausgezeichnete Seiden- und Baumwolleuzeuge, Porzellanfabrikate, Schnitzereien, Lackwaren und Tusche in den euro- päischen Handel. — Binnenhandel und -Verkehr wird durch zahlreiche Kanäle gefördert; unter ihnen der bereits erwähnte rheinlange Kaiserkanal.

5. Die fremden Erdteile - S. 44

1898 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 44 — an immer mehr einzubürgern. Das Hauptnahrungsmittel ist Reis, daneben See- und Süßwasserfische und verschiedene aus Hülsenfrüchten bereitete Speisen. Schlachtvieh wird in geringer Menge verbraucht. Japan ist eigentlich ein Land ohne Haustiere. Der National-Japaner, der weder Milch trinkt, noch auch Fleisch ißt, hat für die Kuh keine Verwendung. Das Pferd ist in Japan auch nicht 'heimisch und wird nur zum Gebrauch für Fremde eingeführt. Die Lastkarren werden von Kulis gezogen, oder geschoben und die „Equipagen" oder Sänften werden von Lakaien oder gemieteten Männern befördert. Hunde finden sich in großen Rudeln verwildert; doch giebt es keine zahmen Haushunde, da der Japaner sie weder zur Wacht noch auch zur Jagd verwendet. In dieser Eigenschaft finden sie in Japan auch nur wieder bei den Ausländern Verwendung. Schafe und Ziegen sind ebenfalls unbekannt, ebenso wenig werden Schweine gehalten. Wolle wird nicht verwendet, da Japan bekanntlich große Baumwollbaumpflanzereien hat und durch seinen Reichtum an Maulbeerbäumen neuerlich auch vorzügliche Seideuzüchtereieu besitzt, so daß wolleues Zeug in Japan beinahe gar- nicht getragen wird. Schweinefett ist in der Küche des Japaners ein unbekanntes Ding. Maultiere und Esel siud auf der Insel ebenfalls fremd. Hühner werden wenig, Enten und Tauben höchst selteu und auch nur von Ausländern gehalten. Doch räumt das rastlos vordringende europäische Kulturleben auch immer mehr mit der althergebrachten Er- nährungsweise des Volkes auf. Die Hauptnahrungsquellen sind Ackerbau, Kunstgewerbe und neuerdings Großindustrie und Haudel. Jnbezug auf Gewerbe und Wissenschaft waren die Japaner bis in die neueste Zeit noch Schüler der Chinesen und lebten in ähnlicher Abgeschlossenheit wie diese. Seitdem es aber den Nordamerikanern gelungen ist, (1854) Japan dem Verkehr mit Europa und Nordamerika zu öffnen, hat das geweckte japanische Volk überraschend schnell viele Fortschritte unserer Kultur inbezug auf Gewerbe, Eisenbahn-, Telegraphen-, Heer- und Unterrichtswesen angenommen, so daß die Japaner unstreitig das gebildetste mongolische Volk sind. Zahlreiche junge Japaner studieren auf westeuropäischen Universitäten und werden dann in ihrer Heimat Förderer abendländischer Kultur. Sogar die Despotenherrschaft ist abgeschafft und eine Staatsverfassung mit Volksvertretung eingeführt. Der Mikado ist das weltliche und geistliche Oberhaupt. — Die Japaner sind außerordentlich fleißig im Anbau des Bodens. Selbst steile Berg- abhänge zeigen bei sorgfältiger künstlicher Bewässerung noch ergiebige Terrassen- kultur. Das japanische Kunstgewerbe ist uralt, und die japanische Industrie ist derjenigen aller andern asiatischen Kulturländer weit voraus. Die Japaner liefern ausgezeichnete Seidenstoffe, Glas-, Marmor-, Porzellan- und Lackarbeiten, sowie eigenartige Kunstschnitzereien. Hauptausfuhrstoffe sind indes Thee und Rohseide. 3. Orts künde, a) Auf der Hauptinsel Hondo oder Nippon: Tokio (=» Osthauptstadt) Hst. mit 1,3 Mill. E., in einer fruchtbaren Ebene, in der Mitte der Ostküste, an einer breiten, inselgeschmückten Hafenbucht gelegen, ist bei seiner vortrefflichen Lage zu einer Riesenstadt von dem Umfange Londons angewachsen. Das kaiserliche Residenzschloß, umwallt und durch Äaumgehege dem Blick Uneingeweihter entzogen, bildet mit seinen Gärten, Teichen, Villen, Flüssen, Brücken einen Stadtteil für sich. Prachtvolle Tempel, stillgelegene Paläste der Großen, niedrige Bürgerhäuser, heilige Haine, Gärten, Warenhäuser und das bunte Volksgemisch in den schmalen Straßen der belebten Stadtviertel machen in ihrer Gesamtheit auf den Europäer einen großartigen, wenn auch eigenartigen Eindruck. Eine Bahnlinie, die älteste in Japan, verbindet Tokio mit der europäisch angelegten, aufblühenden Hafenstadt Jokohäma (160 Tsd. E.)

6. Vaterländische Erdkunde - S. 286

1897 - Braunschweig : Wollermann
— 286 — zelueu wie für die Gesamtheit eine edle, erhebende Freude. Verächtlich und zugleich in sich selber unzufrieden ist darum jeder Müßiggänger, der reiche sowohl wie der arme. Wirklich wertvoll ist alle Kultur aber nur dann, wenn sie durch die Kultur, besser gesagt. Veredelung der Menschheit gekrönt wird (geistige und sittliche Kultur). Alle materielle Kultur ist auch nur dann von Bestand, wenn sie von einem Volke getragen wird, das in allen seinen Gliedern geistig und sittlich veredelt ist. Das sogenannte klassische Altertum (Griechen, Römer) hatte den großen Mangel, daß nur ein ganz kleiner Bruchteil der betreffenden Völker teil hatte an den geistigen Schätzen der Nation. Deshalb brachen seine Kulturzustände in einem Trümmerhaufen zusammen. Die neue Zeit ist bemüht, sich vou diesem Fehler frei zu halten. Sie bestrebt sich (vor allem durch die Volksschulen), das ganze Volk geistig und sittlich zu vervollkommnern. Wird ein Volk in diesem Bestreben lässig, so muß einst seine Kultur, und sei sie noch so hoch entwickelt, mit Naturnotwendigkeit über ihm zusammenbrechen wie ein Gebäude, das zu schwach fundamendiert wurde. Daß unser Vaterland vor diesem Schicksale bewahrt bleibe, dazu muß jeder Einzelne nach Kräften mitwirken. Für den schlichten Mann des Volkes gilt es, die Schulzeit nach Kräften aus- zunützen, Fortbildungsschulen zu besuchen, wo solche sich finden, bildende Bücher zu lesen, sich in seinem Berufe tüchtig zu machen und in der Gottesgemeinschaft sittliche Kraft zu erwerben. Die Gelehrten müssen sich bemühen, die gesicherten Ergebnisse ihres Forschens dem ganzen Volke nahe zu bringen, und die Regierenden müssen eifrigst bestrebt sein, die Kinderschulen zu heben (kleine Schülerzahlen in den einzelnen Klassen, allgemeine Volksschule, geistige und körperliche Aus- bildnng) und Bildungsanstalten für Jünglinge und Jungfrauen (Fort- bildnngsschulen), wie für Erwachsene überhaupt (vergl. die Volkshochschulen Dänemarks S. 47) zu errichten. Nur diejenigen Nationen, die energisch diese Wege wandeln, werden ihre Kultur hinüberretten aus den gegenwärtigen in zukünftige Zeiten: Hoffen wir, daß unter ihnen auch unser geliebtes, wegen seiner Volksbildung oft gerühmtes Vaterland sei! Daß Deutschland nach feiner Lage zum Äquator und Pol und zum Meer und Festland mit zu den begünstigtsten Ländern der Erde gehört, haben wir bereits früher erörtert. Auch haben wir hin und wieder gesehen, daß es in diesem und jenem Kulturzweig eine hohe Stufe erreicht hat. Jetzt müssen wir im Zusammenhang klar legen, wie es um seine kulturellen Zustände bestellt ist. Dabei schlagen wir folgenden Gang ein: I. Die Leistungen des deutschen Volkes (aus dem Gebiet der materiellen Kultur): 1. Ackerbau und Viehzucht, 2. Forstwirtschaft, 3. Fischerei und Jagd, 4. Bergbau, 5. Industrie, 6. Handel. Ii. Das Volk selbst (Art und geistige Kultur): 1. die Verbreitung des deutschen Volksstammes, 2. die einzelnen Stämme, 3. Verfassung und Wehrkraft, 4. Reli- gionsverhältnisse, 5. geistige Kultur, 6. der deutsche Volkscharakter. 2, Ackerbau und Viehzucht. a) Fruchtbarkeit. Mit welchem Erfolg in einem Staat der Ackerbau betrieben werden kann, hängt in erster Linie von der Fruchtbarkeit des Bodens ab. Auf uuserm Gange durch die deutschen Landschaften lernten wir fruchtbare und unfruchtbare Gegenden kennen. Wir stellen zunächst die fruchtbaren zusammen (unter Be-

7. Vaterländische Erdkunde - S. 311

1897 - Braunschweig : Wollermann
— 311 — für 40 000 000 Mk. Kurzwaren. 40 000 000 „ Steinkohlen, Braunkohlen, Koks, Torf (Gesamt- Ausfuhr 131 Mill., Einfuhr 95 Will.). „ 30 000 000 „ Thonwaren. „ 30 000 000 „ Zink und Zinkwaren (S. 297). „ 30 000 000 „ Drogen, Apotheker- und Farbwaren (S. 303). In andern Hauptposten gleichen sich Ein- und Ausfuhr mehr oder weniger aus. (Baumwolle und Baumwollenwaren mit Einf. 247, Ansf. 201 Mill. Mk.; Wolle und Wollwaren Einf. 404, Ansf. 318 Mill. Mk.; Seide und Seiden- waren Einf. 163, Ausf. 180 Mill. Mk.) 8. Rückblick auf den Stand der materiellen Kultur. Blicken wir auf die gesamten Leistungen unseres Volkes aus dem Gebiete der materiellen Kultur zurück, so ergiebt sich, daß wir vollauf Grund haben, aus unsere Stellung nnter den Kulturvölkern stolz zu seiu. Es ist vielleicht nicht überflüssig, das ausdrücklich zu betonen. Wir Deutschen neigen nun einmal — ganz entgegen den Franzosen — dazu, andere Länder als die bevorzugteren anzusehen. Eine eingehende Beschäftigung mit der Kulturgeographie zeigt uns, daß wir zu einer fo bescheidenen, fast verzagten Auffassung keinerlei Grnnd haben. Das oft gehörte Urteil, als sei Deutschland ein armes, Frankreich z. B. dagegen ein reiches Land kann uns nach unseren Betrachtungen wenig gerechtfertigt erscheinen. Deutschland hat, wenigstens unter den größeren Staaten, den bedeutendsten Ackerbau Europas; es steht in gewissen Bergbau-Produkteu an erster, in den meisten andern an zweiter Stelle, hat in deu letzten Jahrzehnten in vielen Industrie- zweigen und auf den meisten Gebieten des Welthandels einen größeren Aufschwung genommen als jedes andere Land, so daß es im Welthandel nur noch von einem einzigen Volk der Erde übertroffen wird und in seiner Industrie durchweg ebenfalls die zweite Stelle behauptet; es hat die meisten Eisenbahnen die meisten Telegraphen- leitungen Europas, das mustergültigste Postweseu der Welt und daneben (s. u.) unter den größeren Staaten die wenigsten Schuldeu (Frankreich pro Kopf 652, Deutschland 221 Mk ), — welchen Grund haben wir also, unser Land als ein „armes", gegen andere zurückstehendes anzusehen? Dabei haben wir gänzlich abgesehen von dem hohen Standpunkt der geistigen Kultur, mit der wir uns weiter unten beschäftigen werden. — Wahrlich, was wir bislang erreichten, kann uns nnr mit frohem Mut erfüllen zu frischem, kräftigem Weiterstreben! Freilich, einen dunklen Schatten zeigt das freundliche Gemälde unserer materiellen Kultur: die außerordentlich hohe Getreideeinfuhr und die derzeitige Notlage der Landwirtschaft. Darüber kann kein Zweifel sein: Das wichtigste Gewerbe eines Landes ist die Landwirtschaft. Ernährt werden können wir nur durch die Produkte des Bodenbaues, und es ist darum kein gutes Zeichen, wenn ein Volk nicht soviel Getreide baut, als es selber gebraucht. Die Industrie ist immer eine unsichere Volksversorgerin. Eine Volksexistenz, die, wie z. B. die englische, fast ganz ans den Einnahmen aus der Industrie gegründet ist, steht immer auf zweifelhaften Füßen. Einst muß die Zeit kommen, wo die Länder, die heute den Industriestaaten ihre Waren abnehmen.

8. Das Deutsche Reich - S. 110

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 110 — Die Bevölkerungsdichtig keit des gesamten Gebietes ist sehr verschieden. Denn während im rheinisch-westfälischen Jiidnstriebezirk auf 1 qkm oft bis 500, im Becken von Neuwied auf 1 qkm 300, im Rheintal 150—175 Leute und darüber wohnen, weist die Eifel aus gleicher Bodensläche nur 30—40, das südöstliche Sauerlaud nur 40—50 Bewohner auf. Im allgemeinen sind die Flußtäler und Industrie- bezirke dicht, die rauhen Gebirgsslächen dünn bevölkert. Die Nahrungsquellen entsprechen den natürlichen Verhältnissen des Landes. Im Verbreitungsgebiete der Kohle und des Eisens, also in den nördlichen Distrikten, herrscht Bergbau und Industrie vor. Der Kohleureichtum ist die Grundlage einer ausgedehnten Industrie, zu der die Eisen- und Galmeilager das Rohmaterial liefern. So sind Tausende und Abertausende in Hüttenwerken und Fabriken beschäftigt, sodaß nur etwa 1/7 der Bewohner den Boden als Ackerbauer bestellt. Im Rheintal und in den Gebirgsnebentälern begünstigt das milde Klima in reichem Maßstabe Weinbau, Garteubau, Acker- Wirtschaft und Fremdenverkehr, und die großartigen Handels- und Berkel)rsbeziehuugen des Rheinlandes beweist das Bahnnetz mit seinen vielverzweigten Schienensträngen und die lebhafte Rhein- schiffahrt. Die Hochflächen und obern Berglandschaften endlich nötigen den Bewohner zu Waldwirtschaft, Viehzucht und Ackerbau. In politischer Hinsicht haben die mittelrheinischen Gebiete von jeher eine große Rolle gespielt. Schon im Altertum durch die Römer kultiviert, blieben sie das ganze Mittelalter hindurch das wichtigste Gebiet Deutschlands, in welchem von den 7 Kurfürsten vier ihre Herrschast hatten: die Erzbischöse von Trier, Köln und Mainz und der Psalzgraf. Die deutschen Kaiser selber wurden in Aachen, später in Frankfurt gekrönt und in Speier begraben. Ist nun auch der Schwerpunkt des neuen Deutschen Reichs mehr nach Osten gerückt und die Kaiserstadt Berlin der Hauptsammelplatz politischer, nationaler und geistiger Krast geworden, so zählen die rheinischen Gebiete immer- hin zu den reichsten und dichtbevölkertsten Gegenden des Reichs, und der Rhein in seiner Gesamtentwickelung bildet noch immer die längste und natür- lichste Verkehrsstraße Mitteleuropas in nord-südlicher Richtung. Freilich ist für die reichen Rheingaue die französische Nachbarschaft gar gefährlich, und oft haben um den Besitz der schönen Stromgegenden erbitterte Kämpfe stattgesunden. Doch ist der Besitz jenes Bodens mit deutschem Blute erkauft und soll uns nie wieder entrissen werden. Das Rheinland bietet in einer großartigen Natur einen weltgeschichtlichen Boden, und es ist daher kein Wunder, daß der Deutsche mit allen Fasern seines Herzens an diesem Lande hängt. „In der Tat ist uns", führt Kutzen aus. „der Rhein ein Heiliger- Strom. Was dem Inder der Ganges, das ist dem Deutschen der Rhein. Seine User sind die wahre Heimat der Deutschen, der ehrwürdige Herd aller deutschen Kultur. Religion, Recht, Kunst und Sitte haben von ihm aus über die Gaue unseres Vaterlandes Verbreitung gesunden". „Das ist der heil'ge Rhein, Ein Herrscher, reich begabt, Des Name schon, wie Wein Die treue Seele labt. Es regen sich in allen Herzen Viel vaterländ'sche Lust und Schmerzen, Wenn man das deutsche Lied beginnt Vom Rhein, dem hohen Felsenkind". (Max v. Schenkendors),.

9. Das Deutsche Reich - S. 145

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 145 — Strom anschwillt. Nach dem Durchbruch durch das Elbsandsteingebirge zieht sie in nordwestlicher Richtung eine breite Stromfurche durch das sächsische Bergland, tritt dann in das deutsche Tiefland eiu und mündet nach langem Laufe in die Nordsee. Die Oder entquillt der Südecke des Gesenkes und tritt durch die mährische Pforte iu deutsches Gebiet ein. Abgesehen von ihrem Quellgebiet ist sie ein vollkommener Tieflandstrom, der zunächst im schleichen Tieflande in nw. Richtung den Sudetenzug begleitet und dann sich in größtenteils nördlicher Richtung durch Brandenburg und Pommern zur Ostsee wendet. Vom Sudetenzuge geheu ihr viele Neben- flüsse zu, so die Oppa vom Gesenke, die Neiße aus dem Glatzer Gebirgskessel, die Weistritz vom Eulengebirge, die Katzbach vom Katzbachgebirge, der Bob er, der bedeutendste der Sudetenflüsse, mit dem Queis vom Riesengebirge und die Lausitz er Neiße vom Jsergebirge. 2. Die Bewohner. Die Bevölkerung des Sndetenznges ist fast durchweg deutscher und zwar oberdeutscher Abstammung, verwandt mit den Bayern und Österreichern. Ihre Mundart läßt den oberdeutschen Dialekt klar erkennen; doch hat sie durch Jahrhunderte lange Berührung mit dem Nieder- deutschen viel von ihrer Härte verloren, und man zählt sie daher gern der mitteldeutschen Sprachgruppe zu*). Sprichwörtlich ist das freundliche, gefällige und gesellige Wesen der Schiester; ihre Königstreue haben sie namentlich in Preußens Unglückszeit bekundet. — Als Bruchteile sklavischer Völker wohnen im äußersten Nw. Wenden, in einzelnen Tälern des So. Tschechen. Im österreichischen Gebiet sind die Nationalitäten gemischt. Bezüglich des Religionsbekenntnisses herrscht in der Nordwesthälfte des Sndetenznges die evangelische Konfession vor, in der Grafschaft Glatz und weiter gen So. die katholische Kirche; im übrigen find die Konfessionsverhältnisse ge- mischt. — Die Volksdichte ist durchweg bedeutend. Nur wenige Bezirke des Nw. haben 80 Einwohner auf 1 qkm, vorherrschend wohnen 100—150 auf 1 qkm und im Eulengebirge und im Waldenburger Gebirge noch erheblich mehr. Die Hauptnahrungsquellen der Sudetenbewohner sind Landwirtschaft, Industrie, Bergbau und Fremdenverkehr. Der Ackerbau blüht besonders in den fruchtbaren Hügel- und Flach- ländern, welche den Fuß des Gebirges begleiten. Aber an den Gebirgs- abhängen gestattet die Sommerwärme den Getreidebau noch bis 600 in empor. Getreidebau, ferner Flachsbau und Viehzucht sind die Haupt- zweige des landwirtschaftlichen Betriebes. Daneben ist aber auch die Industrie, namentlich die Leinen- Weberei und allerlei Gebirgsindustrie sehr entwickelt. Die schlesische Leinwand hat Weltruf. Sie nimmt in Schlesien den ersten Rang in der Textilindustrie ein und hat die ehemals blühende *) Vergl. die Schriften von Holtei im schleichen Dialekt. Tromnau, Lehrbuch der Schulgeogravhie Ii.*** 10

10. Das Deutsche Reich - S. 179

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 179 — Verkehrs dankt die Provinz größtenteils deutscher Arbeit und der segens- reichen Fürsorge der Hohenzollernfürsten. An dem Polen rühmte man von jeher Liebenswürdigkeit in der persönlichen Erscheinung, Gastfreiheit, angeborenes Schönheitsgefühl, leichte und schnelle Auffassungsgabe. Rasch und lebhaft ist sein Em- pftnden, glühend seine Liebe für seine Religion, sein Volkstum und seine Muttersprache. Der polnische Arbeiter ist geschickt und anstellig, genügsam und willig, auch ein guter Soldat. Leider ist er auch ein Liebhaber des Branntweins, der in den vielen Brennereien im Lande selbst bereitet wird. Eine eigentümliche Erscheinung im Wirtschaftsleben der Landbevölkerung in Posen und Westpreußen ist die sogenannte „Sachsengängerei". Tausende von polnischen Landarbeitern ziehen im Frühjahr nach den Rübenländern und Industriegebieten des Westens, aber nur Hunderte kehren zu Beginn des Winters mit ihrem ersparten Verdienst wieder heim. In und um Berlin, in der Gegend von Magdeburg, Halberstadt, Eisleben und andern Gebieten der Provinz Sachsen, ferner um Leipzig und in den westfälischen Jndustriebezirken gibt es viele Polenkolonien. In den größten derselben findet polnisch- katholischer Gottesdienst statt, und es erscheinen auch polnische Zeitungen. Durch diese Wanderzüge erwächst der Landwirtschaft des Ostens großer Schaden. — Dem polnischen Adel wirft man bei Anerkennung aller oben genanuteu guten Eigenschaften Leichtlebigkeit und Vernachlässigung seiner wirtschaftlichen Verhältnisse vor. Die ,,polnische Wirtschaft" ist beim Deutschen sprichwörtlich geworden. Durch leichtsinnige Ver- schwendung sind viele ehemals reiche polnische Adelsfamilien bettelarm geworden. Mit Ausnahme einiger Bezirke im Südosten der Provinz Posen sind fast alle Polen katholisch. Die einflußreiche polnische Geistlichkeit vertritt sehr eifrig die Sache der Religion und des polnischen Volkstums. Landwirtschaft mit landwirtschaftlicher Industrie ist die Hauptnahrungsquelle der Bevölkerung. In den Städten haben Gewerbfleiß und Handel ihre Heimstätte. Letzterer ist größtenteils Zwischenhandel zwischen Rußland und den Binnenländern Deutschlands und wird durch ein verhältnismäßig dichtes Bahn netz, die Wasser- straßen der Warthe und Netze und durch den 30 km langen Brom- berger Kanal gefördert. Dieser wurde 1772/73 von Friedrich dem Großen erbaut, hat im ganzen 10 Schleusenwerke (8 zur Brahetreppe, 2 zur Netzetreppe gehörig) und wird bei der höchsten Teilstrecke durch den Speisekanal aus der obern Netze mit Wasser versehen. Er dient vorzugsweise der Holz- flößerei und dem Getreidehandel. Der Bergbau liefert Salz (Jnow- razlaw) und Brannkohlen. 3. Ortskunde. Posen (117 Tsd. E.), Hst. der Provinz, in der Mitte derselben an der Warthe gelegen, starke Festung, welche die große ostwestliche Verkehrsstraße nach Berlin deckt, gehört zu den ältesten Städten des Posener Landes, war lange Zeit Herrschersitz der großpolnischen Herzöge und bereits im Mittelalter eine bedeutende Handelsstadt mit mancherlei 12*
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