2. Die Bevölkerung besteht überwiegend aus Arabern, welche
hauptsächlich Ackerbauer und Nomaden sind. Auch dem Sumpflande
hat sich das arabische Wesen angepaßt. Was dem Beduinen der
heiße, kahle Wüstenboden, das Kamel und sein Wollzelt, das sind dem
Stamme der Madan die Sümpfe, der Büffel und die Schilfhütte.
Der Sumpfboden liefert dem Madan die Ackerstellen für den Reisbau,
die Weideplätze für seine Büffel, den Brennstoff und das Baumaterial
für die Wohuuug; die Flüsse liefern ihm eine Menge schmackhafter
Fische. Wie der Beduine ein ausgezeichneter Reiter, Jäger und Räuber
ist, so ist der Madan ein vortrefflicher Reisbauer, Schiffer, Fischer,
Schwimmer und Pirat geworden. Auf seinem leichten Schilfboot
durchschießt er die zahllosen Lagunen und Kanäle und entgeht leicht
dem ihn verfolgenden Feinde.
Sonstige Volksbestände Mesopotamiens sind Türken, Juden,
Perser und auf der linken Seite des Tigris nomadisierende Kurden.
3. Staatliche Verhältnisse und Orts künde. Mesopotamien gehört zum
Gebiete der asiatischen Türkei. — Bagdad (= Geschenk Gottes) (145 Tsd. E.),
alte Chalifenstadt am Tigris, der feenhafte Schauplatz der Märchen aus
1001 Nacht, war zur Zeit Harun al Raschids die erste Stadt der Welt mit
2 Mill. E. Heute nur ein Schatten früherer Größe; Knotenpunkt des Verkehrs
zwischen Arabien und Persien, Mittelmeer und Persergolf. — Mosul, am
obern Tigris, einst blühende Industriestadt (Musselinstoffe), jetzt zurückgegangen.
Gegenüber am andern User des Tigris die Ruinen von Ninive. — Hilleh,
am Euphrat; in der Nähe die Ruinenfelder von Babylon, aus denen heute
noch der Rest eines Mauerkolosses des „Birs Nimrud" oder „Turmes von Babel",
der Rest des Tempels, der dem Himmelsgott Bel geweiht war, emporragt. —
Basra, die alte Märchenstadt Balsora am Schatt el-Arab, seit Versandung
des Flusses gesunken, hebt sich jetzt wieder als Haupthafen des Persergolfs.
5. Syrien.
(282 000 qkm, 2 Mill. E., 7 auf 1 Clkm).
Syrien (so groß wie Italien), das östliche Küstenland des Mittelmeeres,
ist im wesentlichen eine Kalksteinplatte, die sich nach dem Euphrat und der
syrisch-arabischen Wüste senkt und längs der Mittelmeerküste von Berg-
ketten durchsetzt ist. Man unterscheidet einen größern nördlichen Teil,
das eigentliche Syrien, einen kleinern s. Teil, Palästina,
und endlich als Anhängsel des Plateaus die Halbinsel Sinai.
a) Das eigentliche Syrien, Soristan, zeigt in seinem Boden-
aufriß vier von N. nach S. verlaufende Längsstreifen: Küstenebene,
Küstengebirge, Winnenthal und inneres Hochland.
Die K üstenebene besteht in Nordsyrien aus einem breiteren Küstensaum,
der landeinwärts von einem mäßigen Bergzuge eingehegt wird. Dieser wird
von dem Orontes (jetzt Nahr el-Asy = stürmischer Fluß) durchbrochen, und
dieses Durchbruchsthal bildet seit altersher die natürliche Pforte vom Mittelmeer
zum Euphratgebiet. Der südliche Teil der syrischen Küstenebene ist das alte
St am ml and der Phönizier. Das schmale Küstenland trägt in zahllosen
Mauertrümmern und Grabstätten das Gepräge einer einst dichten Besiedelung,
gegen welche die gegenwärtige Öde scharf absticht. Die alten Häfen sind durch
Hebung und Versandung der Küstenstrecken größtenteils unbrauchbar geworden.
®er Libanon (= weißes Gebirge, so genannt wegen seiner Kalkmassen)
besteht aus zwei parallel in nordsüdlicher Richtung streichenden Hauptgebirgs-
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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— 25 —
mit den Hindus vermischt haben. Sie haben dunkle Hautfarbe, mitt-
leren Wuchs, volle Lippen und dichtes Haar, zeigen in ihrem Wesen
Offenheit, Heiterkeit und Tapferkeit, andererseits aber auch ein hohes
Maß von Selbstsucht. Die Frau nimmt als „Herrin des Hauses"
neben dem Manne, dem „Herrn des Ackers", durchweg eine geachtete
Stellung ein. Ein Hauptstamm der Dravidas sind die hochveranlagten
Singhalesen im mittleren und s. Ceylon.
Die Inder oder Hindus sind nach den Chinesen die zahlreichste
aller Nationen der Erde. Etwa um das Jahr 2000 v. Ch. stiegen
sie von den nw. Hochflächen hinab in das Pandschabgebiet und drangen
erobernd nach Hindostän und Dekhan vor. Die herrliche Natur der
neuen Heimat begünstigte bei dem Volke sehr früh die Entwicklung
einer blühenden Knltnr. Die Hindus trieben bereits im grauen Alter-
tum Kunstweberei in Baumwolle, sind die Erfinder der dekadischen
Ziffern *), leisteten Großartiges in der Astronomie und in andern
Wissenschaften. Alte griechische Schriftsteller (z. B. Herodot) berichten
von den Palastbauten, den Riesenstädten und dem Reichtum indischer
Fürsten, von den indischen Staatseinrichtungen, Straßenbauten und
dem Gewerbefleiß der Bewohner. Noch heute bewuudert man die
Meisterwerke indischer Dichtungen (Mahabharata, Rigveda, Sakuutala).
Die uralte Religion der Inder ist der Brahmaismus.
Daruach ist Brahma der Urgrund aller Dinge und durchdringt als
Weltseele das All. In ihm vereinigt sich die Dreieinigkeit oder
Trimnrti der indischen Götterlehre: Jndra, der Schöpfer,
W i s ch n u, der Erhalter und S ch i w a, der Zerstörer. Unter letzterem
verehrt man das in steter Veränderung sich immer neu gestaltende
Leben. Die heiligen Bücher der Bedas wurden bereits vor 3000
Jahren in der alten Sanskritsprache (— der Reinen) verfaßt,
deren Studium eiue bedeutende Umwandlung und Erfrischung in den
europäischen Sprachwissenschaften hervorgerufen hat.
Außer diesen Hauptgottheiten verehrt man noch zahlreiche Untergötter,
gute und böse. Auch an die Seelenwanderung glaubt der Hindu, und manche
Tiere sind ihm heilig. Der Brahmaismus schreibt zahllose Ceremonieen,
Reinigungen, Weihungen, Räucherungen und Gebete vor. „Gute Werke, Gebete,
Entsagung, Opfer und Selbstpeinigung gehören zu einem frommen Lebenswandel."
Die Lehrer der Religion, die Priester, sind die gelehrten Brahminen; besondere
Tempeljungsrauen, Bajaderen, tanzen bei der Feier religiöser Festlichkeiten;
Fakirs bezeugen durch undenkbare Selbstpeinigung ihre Frömmigkeit. Mancherlei
unmenschliche Sitten, die eng mit dem religiösen Kultus zusammenhängen, sind
von den Engländern fast ganz ausgerottet. Dazu gehört die Witwenver-
brennung und der Brauch fanatischer Büßer bei der Feier des „Wagen-
festes" zu Ehren des Gottes Krischnah, sich von den Rädern des großen
Götterwagens zermalmen zu lassen. — Die Quellen des Ganges, das
heilige Benäres und andere heilige Stätten sind vielbesuchte Wallfahrtsorte.
Die Tempel, Pagoden genannt, sind oft schwerfällige Steinkolosfe, im Innern
aber aufs herrlichste geschmückt. Besonders berühmt sind die Höhlentempel bei
Bombay (Elefanta, Salfette u. a.) und nö. von B. im Binnenlande diejenigen
von Ellora.
*) Man nennt sie „arabische Ziffern", weil sie durch den mittelalterlichen
Verkehr der Araber nach dem europäischen Westen kamen.
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— 93 —
abgeben. In den übrigen Strichen herrscht Trockenheit, und im
Kalaharigebiet und auf der Westküste empfindlicher Regenmangel.
Das Klima der Kapstadt hält mau für eins der gesundesten der Erde.
2. Die Bewohner. Die Bevölkerung des Tafellandes bestand
ursprünglich aus der südafrikanischen Rasse, von der sich in den
mittleren und nw. Gebieten noch die Hottentotten und die klein-
gestaltigen, räuberischen Buschmänner erhalten haben. Dann
drangen von No. her die kräftigen Kaff er n ein, ein Zweig der
Bantnneger. Andere Negerstämme des Tafellandes sind die Bassuto-
und Betschuaueustämme, sowie die Herero und Ovambo in
Deutsch-Südwestafrika. Die Hauptbeschäftigung aller dieser Stämme
ist Viehzucht und Jagd. Die Betschnanen und Ovambo treiben auch
Ackerbau, während die Buschmänner lediglich ein Sammelvolk sind.
Die Hottentotten, von oen Holländern einst ihrer eigenartigen, mit
Schnalzlauten untermischten Sprache wegen so genannt (während sie selber sich
Koi-Koin Urmenschen, „Menschen der Menschen" nennen), sind unter Mittel-
große (145—160 cm), haben fahlgelbe, bisweilen rötlich-graue, zur Faltenbildung
neigende Haut, büschelförmiges, versilztes Haar und ein rautenförmiges Gesicht,
welches von den hervorstehenden Backenknochen auf- und abwärts winkelartig
verläuft. Ein charakteristisches Merkmal der Hottentotten ist auch Fettsteiß-
bildung. Man macht wohl den Hottentottenstämmen den Vorwurf, daß sie
faul, schlaff, unreinlich und stumpfsinnig seien, aber, wie sich herausgestellt hat,
vielfach mit Unrecht. Allerdings liebt der Hottentotte schwere und andauernde
Arbeit nicht; aber dies bringt sein Hirten- und Jägerleben mit sich. Sein
Körper und seine Hütten lassen inbezug auf Sauberkeit viel zu wünschen übrig;
aber mancherlei muß durch den großen Wassermangel seiner Heimat entschuldigt
werden. Er beschmiert den Körper mit Fett, salbt ihn mit Diomasalbe und
bemalt sein Gesicht mit Rötel. Unterstützt durch überaus scharfe Sinne, ent-
wickelt der Hottentott in der Ausübung der Jagd große Geschicklichkeit und
steht im Kriege tapfer seinen Mann. Hervorzuheben wäre noch die musikalische
Begabung der Hottentotten.
Die Kleidung besteht aus Lendengürtel und Überwurf von Schaf-, Wild-
katzen- und Schakalfell, wozu bei größern Wanderungen noch Sandalen aus
Leder oder Flechtwerk kommen. Die zeltartigen Hütten sind backofenförmig
und bestehen aus biegsamen, am Feuer gehärteten Stangen, die mit Matten
und Fellen belegt und mit Steinen beschwert sind. Mehrere Töpfe und Kessel
bilden das Hausgerät, weiche Felle das Lager. Die Thüröffnung dient zugleich
als Rauchabzug und kann durch eine Matte verschlossen werden. Zahlreiche
Hütten, kreisförmig aneinander gereiht, bilden einen „Kraal." Im innern
Raum desfelber bergen die Hottentotten nachts ihre Herden.
Von den zahlreichen Hottentottenstämmen sind nur noch drei Nationen übrig
geblieben: die Nama, die Griqua und die Korana. Sie sind bereits stark mit
europäischem und anderem Blute gemischt, und die Zahl der „Bastarde" ist
bei ihnen groß.^ Am reinsten ist das Hottentottentum noch bei den Nama
erhalten. Die Hottentotten stehen unter Häuptlingen („Kapitänen"); größere
Verbände sind selten. Die Ausbreitung des Christentums hat unter ihnen be-
deutende Fortschritte gemacht. — Auch unter den anderen Eingeborenen Süd-
asrikas gewinnt die christliche Lehre immer mehr Boden.
Europäer leben vorzugsweise im Kaplande, im Gebiet von
Natal und in den Burenrepubliken. Die Europäer der Küstenstädte
sind Kaufleute und Händler, Garten- und Weinbauern, die im Binnen-
lande Viehzüchter, Gold- und Diamantensucher. Die Boeren oder
Buren, Abkömmlinge eingewanderter holländischer Bauern, kräftige,
hünenhafte Gestalten und eifrige Calvinisten, treiben in ihren Staaten-
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
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— 109 —
warmer Meeresstrom, und das Klima ist hier milder. Hier finden sich
auch die meisten Ansiedelungen der Eskimos und Europäer.
Tier- und Pflanzenwelt sind in dieser Einöde spärlich
vertreten. Der kurze Sommer entlockt dem Boden des Küstengebiets
eine grüne Pflanzendecke: Gras, Blumenschmuck, Flechten und Moose,
niederes Gesträuch, Rausch- und Moosbeeren. Die schwarze Rauschbeere
und die rote Moosbeere sind wertvoll als Beikost zu dem täglichen
Seehundsfleisch. Das Löffelkraut dient frisch als Salat, wird ge-
sammelt und zu wohlschmeckenden Kohlsuppen verwertet und ist zugleich
das beste Arzneimittel gegen den Skorbut. Die Riesen des grön-
ländischen Oprik (— Wald) sind Weide und Birke, welche fingerdick
werden, sehr ästig und verkrümmt am Boden hinkriechen und, sich
gegenseitig stützend, mannhoch werden können, so daß sich hier das
zwerghafte wilde Rentier verbergen kann. Polarfüchse, weiße Hasen,
Eidergänse und Schneehühner beleben noch diese Wildnis. Der Schrecken
der schwächern Geschöpfe ist indes der Eisbär.
An Mineralien hat man Silbererze und das zur Aluminium-
sabrikatiou wertvolle Kryolith gefunden. In den Kohlenlagern finden
sich elldicke Baumstämme, ein Beweis, daß Grönland auch einst eine
üppige Vegetation aufzuweisen hatte.
2. Die Bewohner. In den Niederlassungen der Dänen und
Herrnhuter leben gegen 300 Europäer. Die übrige Bevölkerung,
etwa 10200 Köpfe, besteht aus den Jnnuit oder Eskimos. Die
Eskimos sind das bekannteste der nordamerikanischen Polarvölker
und bewohnen die Küsten und Inseln des n. Polarmeers von Grön-
land bis zum Beriugsmeer. Sie gehören zu den kleinsten Bewohnern
der Erde und erscheinen in ihren körperlichen Merkmalen als Über-
gangsstämme von den mongolischen zu den amerikanischen Völkern.
Als echtes Polarvolk haben sie sich in Wohnung, Kleidung und
Lebensweise dem polaren Klima vorzüglich angepaßt. Im Sommer
wohnen sie in Zelten mit Felldach; die Winterwohnnngen sind back-
ofenartig in die Erde gegraben und oberhalb durch dicke Schneewände
vor der grimmen Winterkälte geschützt. Bei manchen Stämmen —-
namentlich in Grönland — bestehen die Wände aus dicken Steinmauern,
die Balken aus Treibholz und die Dachlage aus Fellen, Moos und
Erde. Die zahlreichen Seehunde des Polarmeeres gewähren den Es-
kimos alles, was sie zu ihrem Lebensunterhalte gebrauchen. Ihr
Fleisch und Thran dienen zur Nahrung; mit den Fellen kleiden sie sich,
bereiten daraus ihre Lagerstätte, decken damit ihre Wohnungen und
überziehen damit ihre Kähne. Speck und Thran schaffen ihnen Licht
und Wärme in den kalten Wintertagen. Die Knochen liefern mancherlei
Werkzeuge. Bei der Jagd auf Seehunde benutzen sie leichte, lange
Einmanns-Böte (Kajaks) aus einem Holz- oder Fischbeingestell mit
Seehundsfell überzogen. Im Winter ist der Hundeschlitten das all-
gemein gebrauchte Fahrzeug. Selbst den König der Eiszone, den
gefürchteten Eisbär, wissen ! die Eskimo mit Mut und Geschick
zu erlegen.
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— 115 —
kriegerischer Rothäute und weißer Jäger. Systematische Abschlachtereien,
von dollarhungrigen Gesellschaften ins Werk gesetzt und von abeuteuer-
lustigen Jägern und gedankenlosen Indianern ausgeführt, haben die
nach Tausenden zählenden Bisonherden bis auf klägliche Reste ver-
uichtet. *) Das westwärts schreitende Kulturleben mit seinen An-
siedeluugen, Ackerfeldern und Bahnbauten hat auch die freien Indianer
auf immer enger werdende Gebiete eingeschränkt.
e) Das Gebirgs- und Hochland des Westens beginnt
mit dem großartigen Gebirgssystem der Felsengebirge. Wie eine
gewaltige Mauer steigen dieselben aus dem Prairieengebiete empor.
Sie setzen sich vorzugsweise aus Gesteinen der Primärformation zu-
sammeu und bestehen aus mehreren wildzerklüfteten Ketten, deren Gipfel
die Höhe der Alpen erreichen. Zu ihnen gehört Longs Peak (4350 m)
und Grays Peak, die ihre Namen nach den ersten wissenschaftlichen
Erforschern dieser Gebirgsgebiete erhalteu haben, und als höchster der
Blauka Peak (4 410 m). Eine eigenartige Erscheinung mancher
Gebirgsabschnitte ist die Einschaltung von Querketten zwischen die
Längsgebirge, wodurch merkwürdige gebirgsumrandete Becken, sogenannte
„Parks" entstehen. Der merkwürdigste dieser Parks ist der „National-
park" im Quellgebiet des Iellowstone River.
Der Nationalpark gehört zu den interessantesten Wunderländern der
/ Erde. Er wurde 1872 vom Kongreß zu Washington für alle Zeiten zum
unveräußerlichen Nationaleigentum erklärt,**) von jeder Besiedelung und Jagd
ausgeschlossen und soll in seinem Naturzustande erhalten bleiben. Das Gebiet
umfaßt einen Flächenraum von 9 250 km (= 1/2 Schleswig-Holstein oder
== Kärnthen) und breitet sich um das Quellgebiet des Aellowstone River größten-
teils am Nordwestende des Staates Wyoming aus. Im wesentlichen besteht
der „Zauberpark der Union" aus einem Hochthalbecken von 2000 m mittlerer
Höhe, welches von Bergketten umrahmt und durchzogen wird und mit seinen
schneebedeckten Gipfeln, waldreichen Höhen, grünen Thälern, grausigen Schluchten,
*) Am 1. Januar 1889 betrug der Gesamtbestand der amerikanischen
Bisons nur noch 1090 Stück. Davon entfielen auf Brilisch-Nordamerika 560;
in Gefangenschaft wurden 256 gehalten und im „Nationalpark" am Iellowstone
River waren 200 Stück unter Schutz und Aufsicht der Regierung gestellt. —-
Die naturhistorische Abteilung des National-Museums zu Washington hat es
sür nötig gehalten, sich eine Anzahl von Skeletten, Häuten und Schädeln dieses
edlen Wildes zu sichern, ehe es zu spät ist.
In den s. Strichen der Hudsonsbeiländer des britischen Nordamerika hat
man in den letzten Jahren allerdings noch Moschusochsen und Büffel in be-
deutender Zahl angetroffen, wahrscheinlich die letzten Reste jener Herden, die einst
die Prairie durchstreiften und endlich weiter nordwärts ungestörte Weideplätze
fanden. Aber einmal entdeckt, werden sie bald dem fanatischen Jagdeifer der
Rothäute und Weißen zum Opfer fallen, falls dies nicht bereits geschehen. —
Bon den 200 Büffeln im Nationalpark zählte man 1896 nur noch 50; so sehr
ist ihre Ziffer infolge Wilddieberei gesunken. Da man bei der eigenartigen
Natur des Nationalparks den Tieren nicht hinreichend Schutz gewähren kann,
besteht die Absicht, den Rest oder doch eine größere Zahl nach dem zoologischen
Garten in Washington zu überführen.
**) Die erste Kunde von diesem wunderbaren Gebiete brachte ein General
aus den Jndianerkriegen 1869 mit. Genau erforscht und beschrieben wurde
es 1871 von Prof. Hahden, der auch vorschlug, es zum Staatseigentum zu
erklären. Zu den spätern Forschern des Gebiets gehört u. a. der berühmte
Geologe Zittel.
8*
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Extrahierte Personennamen: Grays_Peak Zittel
Extrahierte Ortsnamen: Washington Schleswig-Holstein Wyoming Iellowstone
River Washington Nordamerika Washington
— 34 —
Die Bewohner Tibets sind Mongolen und gehören größten-
teils zum Stamme der Bhota. In den Steppen des N. und W.
sind sie Nomaden, im S. und O. des Hochlandes seßhaft. Sie treiben
hier Ackerbau und Viehzucht, fertigen große Wollgewebe und Filze,
sowie Metallgeräte für den Hausbedarf. Tibet ist der Hauptsitz des
u. Buddhismus. Das geistliche und zugleich weltliche (aber von
China abhängige) Oberhaupt ist der Dalai Lama, welcher in einem
P.achtpalast bei der Kloster- und Wallfahrtsstadt Lhasa (= Götter-
land) residiert. In den (etwa 3000) Klöstern, die in abgeschlossenen
Wüstenstrecken und unzugänglichen Gebirgsthälern erbaut sind, leben
zahlreiche Mönche in stiller Abgeschiedenheit. Gewöhnlich tritt aus jeder
Familie ein Sohn in den Priesterstand. „Der Gottesdienst betäubt
durch Gepräge, Musik und Weihrauch, hat Prozessionen und Wallfahrten,
Schutzheilige, Weihwasser, Beichte und Rosenkranz" und ist in hohlem
Formelwesen erstarrt.
b) Die Randgebirge Tibets treten scharf im S., W. und N.
hervor. Zu dem Zuge des Himalaja gesellt sich in Westtibet die
mit ihm parallel laufende Karakorumkette (600 km lang) mit einer
Kammhöhe über 7000 m und dem zweithöchsten Berge der Erde, dem
über 8 600 m hohen D apsang.*) Der Karakornm ist nach dem
gleichnamigen, 5 655 in hohen Paß benannt und besteht aus einem
System vieler paralleler Gebirgsfalten, deren Thäler im ö. Teil (ähnlich
wie im benachbarten Tibet) durch Schutt- und Sandmassen größtenteils
gefüllt sind, so daß hier die Hochflächenbilduug vorherrscht. Wilder
und gewaltiger siud die westlichen Ketten. Das ganze Gebirge gehört
der Carbon- und Triasformation an.
Das Paunrplatcau („Dach der Welt") erhebt sich zwischen
Hoch- und Niederturkestan und verbindet die Hochflächen von Vordem
und Hinterasien. Das Wort „Pamir" bedeutet eiu kaltes, den Frost-
winden ausgesetztes Gebiet, ein Land der Öde und des Todes. Das
ganze Hochland liegt über der Zone des Waldwuchses und des Anbaus
zwischen 3 800 — 4 300 m, ist mit Buschwerk und Gras bewachsen
oder mit Geröll bedeckt. In ihrem ö. Teil besteht die Pamir aus
Hochsteppen, die sich zwischen niedrigen Bergzügen ausdehnen; im W.
ist sie ein durchfurchtes und zerklüftetes Gebirgslaud, dessen Ausläufer
sich gegen die Steppen des Amn verflachen. — Die Pamirleute sind
arischer Abstammung, aber vielfach mit mongolischem Blute gemischt.
Sie führen größtenteils ein wildes Nomadenleben.**) — Das Pamir-
hochland ist neuerdings von den Russen besetzt; das s. gelegene
Kafiristan beanspruchen die Engländer.
Der Kuenlun schiebt sich vom Pamirhochlande als ein mächtiger
Gebirgskeil bis tief nach China hinein. Das Schneegebirge hat eine
*) Neuerdings ist man in Fachkreisen geneigt, diese Benennung aufzu-
geben. Doch ist eine andere allgemein anerkannte noch nicht vorhanden. Die
Engländer nennen den Berg neuerdings Gvdwin Austen.
**) Die dänischen Forscher Llifsen und Felipsen haben 1897 im Pamir-
gebiet ein bis dahin unbekanntes Zwergvolk entdeckt, das von Jagd und
Viehzucht lebt. Auch die Haustiere dieses Volkes sind von zwerghaftem Wuchs.
Der Zwergstamm huldigt dem Feuerdienst.
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Extrahierte Personennamen: Dalai_Lama
Extrahierte Ortsnamen: Tibets China Lhasa Tibets Westtibet Tibet Niederturkestan China
— 48 —
a) Die Eingeborenen (wenig über x/2 Mill.) gehören der
mongolischen Rasse an und gliedern sich in zahlreiche Hirten-,
Jäger- und Fischervölker. Nur wenige sind zu einem seßhaften Leben
übergegangen. Ihre religiösen Vorstellungen sind noch vom Heidentum
beherrscht, selbst da, wo äußerlich das Christentum angenommen wurde.
Da russische Geistliche selten unter ihnen erscheinen, so behauptet uach
wie vor das Schamanen tum das Feld. Die zahlreichen Götter
werden durch rohe, aus Holz geschnitzte und mit Lappeu und Flitter
behängte Götzenbilder verkörpert, die in heiligen Hainen, auf Bergen
und in besondern Götterhütten aufbewahrt und von den Schamanen
überwacht werden. Diese spielen als Priester, Wahrsager, und zanber-
kündige Wunderdoktoren eine große Rolle. — Unter den Kirgisen und
den tatarischen Stämmen am Altai ist der Islam sehr verbreitet. —
Die meisten der eiugebornen Stämme gehen durch Vermischung mit
den Russeu dem Uutergange entgegen.
Westsibirien wird in den s. Steppenländern von Kirgisenhorden durch-
schweift, die hier mit ihren Herden ein Wanderleben fllhren und ihr „weißes
Haus", die breit-kuppelförmige Filzjurte, bald hier bald dort aufschlagen.
Weiter n. ist das Gebiet der finnischen Ostjaken, die teils als Fischer bis zum
Mündungsgebiete des Ob anzutreffen sind, teils als Renntiernomaden bis zum
n. Ural streifen, wo sie häufig mit den Samo jeden zusammentreffen.
Das Gebiet zwischen Jenissei und Lena nehmen die Tungusen ein, die zu
den zahlreichesten Volksstämmen Sibiriens gehören und von allen das größte
Bodengebiet, von der Jenissci-Mündung bis zum Amur, einnehmen. Sie
ernähren sich von Jagd und Fischfang, züchten im Tundragebiet Renntiere, im
Amurgebiet Pferde. Das Gebiet der mittleren und unteren Lena haben die
I akut en(200 000) imie, ein weit nach N. vorgeschobener, türkischer Volksstamm, noch
zahlreicher als die Tungusen. Ihre Sprache hat die russische vielfach im
Handel verdrängt. Der zahlreichste und am meisten fortgeschrittene Stamm
unter den Eingebornen Sibiriens sind indes die Buräten, welche in einer
Stärke von 210000 Köpfen die s. Alpengegend um den Baikalsee und die
steppenartigen Grenzgebiete der Mongolei inne haben. Die Mehrzahl derselben
bekennt sich zum Buddhismus. Bei ihnen fanden die Russen zahlreiche Tempel,
Schriftkenntnisse und Anfänge von Litteratur.
Den N£>. Sibiriens bewohnen zahlreiche kleinere Vvlksstämme, die man
unter dem Rainen „sprachlich vereinsamte Nordasiaten" zusammenfaßt und als
Neste von Völkern betrachtet, die ehemals weiter verbreitet waren. Sie zeigen
vorwiegend mongolische, aber daneben auch eigenartige Züge. So erinnern die
hünenhaften Gestalten eines Zweiges der Tschuktschen an den amerikanischen
Typus. Andere Restvölker sind die Korjäken und Kamtschadalen.
d) Die Eingewanderten machen 7/s der Bevölkerung Sibiriens
aus und sind russische und polnische Ansiedler oder Abkömmlinge von
solchen. Namentlich trifft man dieselben in der Ackerbanzone vom Ural
bis zum Altai und Baikalsee an, wo auch die wichtigsten Städte West-
sibiriens liegen. Vielfach haben sich die Einwanderer mit den ver-
schiedenen Mongoleustämmen Sibiriens vermischt, was aus ihren Gesichts-
zügen und der Sprache („Sibirjak") besonders ersichtlich ist.; Auch haben
die „Sibirjaki" mancherlei in Sitten und Lebensweise von den Mongolen-
stämmen angenommen. Sie sind Ackerbauer, Handwerker, Beamte und
Kaufleute.
Ein trauriges Los haben die „Verschickten." Rußland benutzt noch
heute Sibirien als Verbannungsland für Verbrecher. Die Strafgefangenen
werden je nach der Schwere ihres wirklichen oder vermeintlichen Verbrechens zur
Zwangsansiedelung oder zur Zwangsarbeit verurteilt. Die schwerste Strafe
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Extrahierte Personennamen: Fischer
Extrahierte Ortsnamen: Westsibirien Lena Sibiriens Sibiriens Mongolei Sibiriens Sibiriens
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sondern zerbrechen ihm Flügel und Glieder und lassen es langsam
verenden, damit das Fleisch mürber wird. Dasselbe Zerbrechen der
Glieder wenden sie bei Gefangenen und Sklaven an, die sie auffressen
wollen." Auf dem Dampfer, den Hinde zur Rückkehr nach der Küste
an den Stanleyfällen bestieg, mußten sechs Bangala in Eisen gelegt
werden, weil sie zwei erkrankte Matrosen, auch Baugalas, verspeist
hatten. „Die meisten Kongostämme huldigen der Menschenfresserei und
jeder Stamm hat eine Vorliebe für bestimmte Teile des menschlichen
Körpers. Nirgends wird das Fleisch roh gefressen; es wird gekocht,
gebraten, geräuchert. Am Ubaugi herrscht ein vollständiger Handel
mit Menschenfleisch. Auch bei den Basongo, im Äquatorbezirk, am
Tumbasee — überall Handel mit Menschenfleisch. Die auf frischer
That Ergriffenen oder Überführten werden zu harten Strafen, selbst
zum Tode verurteilt, aber bis heute hat alles Einschreiten dieser
fürchterlichen Unsitte keinen Abbruch gethan."
Nördlich von den Wohnsitzen der Kongoneger, im Gebiete der
rechten Kongozuslüsse und bis zu den linken obern Nilzuflüssen einer-
seits und dem Schari andererseits wohnen die hellfarbigen Mischvölker
der Niam-Niam (= Fresser, von den Nuba ihrer Menschen-
fresserei wegen so genannt) und Maugb attu. Auch bei diesen groß-
gestaltigen, kriegerischen Völkern ist der Kannibalismus stark ausgebildet.
Ihre Länder machen wegen des ausgedehnten Ackerbaues den Eindruck
gut kultivierter Gegenden. — Zwischen den Negerstämmen des Kongo-
beckens, ja bis an die Wasserscheide des Kongo und Nil, finden sich
sogenannte „Zwergvölker",*) wahrscheinlich die versprengten Reste
eines den Buschmännern verwandten Urvolkes, das sich einst über ganz
Zentral- und Südafrika ausgebreitet haben mag, von den nachrückenden
stärkeren Negern aber vernichtet oder in unzugängliche Wälder ver-
drängt worden ist. Sie erreichen eine Größe von 1,24 bis 1,45 m,
wohnen in Erdhöhlen oder einfachen Grashütten und leben ausschließlich
von der Jagd. Sie sind heimtückisch und hinterlistig und schießen auf
ihre Feinde aus sicherm Versteck mit vergifteten Pfeilen. Zu diesen
Zwergvölkern Juuerafrikas gehören u. a. die Akka, deren Gebiet
nö. von den Stanleyfällen liegt.
3. Kolonialgebiete.
a) Portugiesischer Besitz. (1v3 Mill. qkm, 12,< Mill. E.). Unter
dem Namen Angola werden die Distrikte Loanda, Benguela, Mossamedes,
Kabinda und der Anteil am Kongogebiet zusammengefaßt. Der Besitz reicht
von Deutsch-Südwestafrika bis zur Kongomündung und wird landeinwärts
vom Kongostaat und am Sambesi von engl. Gebiet begrenzt. Die bedeutendsten
Städte sind Loanda (10 Tsd. E.) und Benguela. Das Kolonialgebiet kam
bereits zu Beginn des 16. Jahrhunderts an die Portugiesen, litt jedoch bis in
die neueste Zeit an schlechter Verwaltung und Vernachlässigung. Erst die
neueste Kolonialbewegung seit 1884 hat auch die Portugiesen aufgerüttelt.
Plantagenbau und Handel beginnen sich zu heben, und in den Verkehrsver-
Hältnissen ist durch begonnene Eisenbahnbauten ein erfreulicher Fortschritt
zu verzeichnen.
*) Bereits geographische Schriftsteller des Altertums berichten von
Pygmäenvölkern in Jnner-Afrika.
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große Fischfluß, der im s. Teil des Kolonialgebietes nach dem
Oranje geht, löst sich zur Trockenzeit in Lachen auf. Der Boden ist
für die Bewahrung der Regenmenge sehr ungünstig. Der Regen schlägt
einfach dnrch Sand und Kies, fließt sogleich ab und sammelt sich in
tiefer gelegenen Flußbetten, die dann wohl periodisch zu reißenden
Strömen werden.
Das überaus trockene Klima, das übrigens für den Europäer
äußerst zuträglich ist, scheiut im Gegensatz zu der Nähe des Meeres
mit seinen senchtigkeitsreichen Winden zu stehen. Aber die feuchten
Passatwinde, welche vom iudischen Ozean wehen, kommen auf der West-
seite Afrikas bereits ganz trocken an, und die feuchten westlichen Seewinde
werden durch die kalte Benguelaströmung genötigt, ihr belebendes Naß
in großartigen Gewitterregen bereits vor der Küste ins Meer zu eut-
laden, so daß sie nun beim Aufsteigen über die erhitzten Ebenen immer
trockener werden. So entsteht die Regenarmut des Landes, die das
ganze Hochflächengebiet in eine dürftig bewachsene Steppe verwandelt
hat. Übrigens ist an ergiebigen Grundwasserstellen kein Mangel, und
die Eiugebornen zeigen im Auffinden derselben großen Spürsinn. Das
Jahresmittel beträgt 20 0 C. Doch steigt au heißen Tagen die Hitze
auch aufs Doppelte, fällt dagegen nachts wohl bis uuter Null.
Das landschaftliche Gepräge des innern Hochlandes bietet bei dem
Steppencharakter des Landes wenig Abwechslung. Das strohgelbe, aber durch-
weg nahrhafte Gras ist ein vortreffliches Futter für die Herden der Nomaden-
bevölkerung. Aber auch duftende Blumen und Kräuter, mannigfache Arten
von Zwiebelgewächsen, ferner Euphorbien und Kaktus, sowie mancherlei Wurzel- und
Knollengewächse kommen vor. In den Thalrinnen erscheint Buschwerk und
Baumwuchs, der sich manchmal zu waldähnlichen Gruppen ausschwingt. ^Eigent-
liche Wälder, sowie Getreidefelder giebt es nur in dem n. Ovambolande). An
den Gehängen der schluchtenartigen Flußbetten wuchern Akazienarten, wilde Feigen-
bäume, Cypressenbäume, Dorngebüsch, Farnbäume und Baumlilien. Das Holz
mancher der etwa 40 Baumarten ist äußerst hart und für jene trockenen
Gegenden als Nutzholz sehr geschätzt. — Die weiten Hochebenen sind von einer
Menge Weide- und Raubwild belebt. Zwar haben die großen Dickhäuter und
auch der Löwe sich bereits nach dem Innern Afrikas zurückgezogen und kommen
hier nur noch selten vor; aber Antilopen, Zebras, Giraffen und Büffel bilden
nebst Straußen, Trappen, Tauben und allerlei Feldhühnern sehr willkommene
Jagdbeute. An den Tränkstellen lauert der blutdürstige Leopard^ feige Hyänen
und Schakale umschleichen die menschlichen Lagerstätten-, giftige Schlangen und
Skorpione, sowie lästige Insekten sind Menschen und Tieren in gleicher Weise
eine Plage.
2. Die Bewohner sind in der n. Landeshälfte Neger, im S.
Hottentotten (S. 93). Die nördlichen, an Niederschlägen reicheren und daher
fruchtbareren Landstriche am Kunene sind von denovambo 'bewohnt,
einem ackerbautreibenden Negervolke, dessen Wohnsitze auch noch weit
über den Kuueue ins portugiesische Gebiet reichen. Ihre inmitten des
Ackers gelegenen Gehöfte sind mit Palissaden umgeben und machen
einen festungsartigen Eindruck.
Im Hinterlande der Walfischbai haust der Negerstamm der Herero
und im S. der Hottentottenstamm der Nama. Beide sind eifrige
Viehzüchter, und ihr Sinnen und Trachten ist in erster Linie daraus
gerichtet, eine möglichst große Herde zu besitzen. Viehherden von
10—40 000 Stück sind keine Seltenheit bei den Häuptlingen. Für
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Schnabeltier und den fuchsroten, hundeartigen Dingo. An
Vögeln sind dem Festlande eigen: weiße Adler, schwarze Schwäne,
der Emu oder australische Strauß, der prächtige Leier schwänz und
zahlreiche Papageien (darunter der Kakadu), aber keine Singvögel.
Demnach hatte das Australfestlaud keine einzige wichtige Nah-
rungspslanze, welche eine dichtere Bevölkerung hätte ernähren können,
ebensowenig Haustiere aufzuweisen. Erst die Europäer führten
europäische und tropische Kulturpflanzen und unsere
Haustiere und Singvogel in Australien ein.
e) An Mineralien weist das Festland Reichtum an Gold'"),
Steinkohlen und Kupfer aus. Auch Salz und Zinn ist vorhanden.
Die „Goldwäscherei" ist jetzt indes bereits sehr wenig lohnend, und das
Gold muß regelrecht bergmännisch als „Berggold" gewonnen werden.
2. Die Gewohner scheideu sich in Ureinwohner und eingewanderte
Völker. Erstere sind die dunkelfarbigen, häßlichen Austrolueger, deren
es noch 55 000 giebt. Bei der armseligen Tier- und Pflanzenwelt
ihrer Heimat kamen sie nicht über ein wildes Wanderleben hinaus,
sind ein Sammelvolk, das sich von dem ernährt, was ihr äugen-
blicklicher Aufenthalt ihnen bietet. In geringzähligen Horden streifen
sie auch heute noch im Innern des Landes umher, wohueu in Höhlen
und im Busch oder bauen kunstlose Zelte und ernähren sich von der
Jagd, vom Fischfang und von der Bettelei bei den Weißen, denen sie
auch durch Diebstahl sehr lästig werden. In der Not verschmähen sie
auch Wurzeln, Ranpen, Eidechsen und Würmer nicht als Nahrung.
In hohem Grade ist ihnen Geschmeidigkeit der Glieder, Gewandtheit
im Klettern und Schwimmen und eine außerordentliche Schärfe der Siuue
eigen. Die giftlose Wildbiene, die kleiner als unsere Fliege ist, erspähen
sie noch, wenn sie über 18 m hoch ihrem Baumneste zufliegt. Bei
manchen Stämmen soll noch Kannibalismus anzutreffen sein. Mit dem
Nierenfett des erschlagenen Feindes reiben sie ihren Körper ein, in der
Meinung, daß dann die Kraft des Erschlagenen anf sie übergehe.**)
Zu ihren Waffen gehören ein Speer und ein Wurfbrett, der gefürchtete
„Bumarang", auch Schußwaffen, wenn sie ihrer habhaft werden können.
Ihre geistigen Fähigkeiten sind keineswegs so gering, wie man früher
annahm. Doch sind alle Versuche, sie an ein seßhaftes, arbeitsames
Leben zu gewöhnen, an ihrem Hang zu unthätigem Leben und zum
Umherschweifen gescheitert. Ihre Zahl schmilzt immer mehr zusammen,
und in Tasmanien, wo ein wahrer Vernichtungskrieg gegen sie geführt
wurde, sind sie bereits ausgestorben.
Die Zahl der Kolonisteil ist in Australien erstaunlich schnell
gewachsen. Die ersten derselben waren Verbrecher, die man aus England
dorthin brachte, und die 1788 Sydney gründeten. Noch bis 1867
benutzte England einzelne Gebiete Australiens als Verbannungsort.
Mit Anfang dieses Jahrhunderts erfolgte der starke Zuzug freier Ein-
Wanderer, der bis jetzt andauert. Naturgemäß sind in erster Linie
*) Die Goldproduktion in den Jahren 1851—89 betrug 2®/3 Mill. kg
und hatte einen Wert von 70 Milliarden Mark.
**) Vergl. Gerstäcker: „Im Busch."
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Extrahierte Personennamen: Gerstäcker
Extrahierte Ortsnamen: Australien Tasmanien Australien England Sydney England