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1. Die fremden Erdteile - S. 134

1898 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 134 — Die Indianer gehören in der Regel zur ärmeren Volksklasse. Die „Indios fideles", meist Nachkommen altindianischer Kulturvölker, sind Landarbeiter, Handwerker, Hirten, Träger, Dienstleute, Bergleute u a. m. und werden von den Kreolen und den Mestizen sehr gedrückt. — Zu den wilden Jndianerstämmen, „Indios bravos", der Anden ge- hören die jetzt einigermaßen unterworfenen, rittgewaudten Araucauos im s. Chile und die Puhnencheu iu den Araucarienwäldern der f. Cordilleren. — In Patagonien und zwar auf deu ö. Abhängen der Cordilleren und in der patagonischen Steppe die hochgewachsenen und jagdkundigen Patagouier (— Tatzenfüßler), und auf den Feuer- laudsiuseln das schwächliche, nur etwa uoch 1000 Köpfe starke Fischer- Volk der Pescherähs. Auch die südamerikanischen Hochebenen sind altindianische Kulturstätten. Namentlich auf den Hochflächen von Peru und Bolivia blühte bei der Entdeckung dieser Länder durch die Spanier ein ähnliches, vielleicht noch höher entwickeltes Kulturleben, wie in Mexico. Hier war das „Reich der Jneas" ( = Herren). Das sehr genau geordnete Staatswesen der „Sonnensöhne" steht in seiner Art einzig in der Geschichte da. Alles Land war Staatseigentum und zerfiel der Nutznießung nach in drei Teile: Sonnenlaud, von dessen Erträgen die prächtigen Sonnentempel unterhalten und die Priester besoldet wurden; Jncaland, für den Hofstaat des Kaisers (Kaziken) und den Unterhalt der Regierungsbeamten, und Volksland, das in so viel Ackerlose geteilt war, als Familien vorhanden waren. Müßiggang wurde schwer bestraft. Handwerker, Bergleute, Metallschmelzer arbeiteten für den Staat, waren also gewissermaßen Beamte. Es gab Gelehrte, Dichter, Musiker, und Schauspieler, ain meisten indes Ackerbauer. Aus den Hochflächen baute man Mais und Kartoffeln, in den heißen Niederungen Baumwolle, Bananen und Manioc. Als Haustier war das Lama sehr geschätzt. Eiserne Geräte und Waffen kannten die Jncavölker nicht. Die Bevölkerung wohnte in Städten und Dörfern, hatte feste Plätze, Bergwerke, Kunststraßen, Brückenbauten und großartige Wasserleitungen zur künstlichen Bewässerung des Erdreichs. Die Gemeinsamkeit alles Eigentums erleichterte die Herstellung solcher großen Staatsarbeiten. Unter dem Bilde der Sonne verehrte man einen unsichtbaren Schöpfer der Welt. Menschenopfer erforderte der Sonnendienst nicht. Die Leichen der Verstorbenen wurden mumifiziert. Die „peruanischen Mumien" (hockende Stellung) sind seltener und wertvoller, als ägyptische. „Als die heilige Wiege des Reiches galt die Plateaustadt Cuzco (= Nabel), mit engen Gassen, weiten Festplätzen, einem fabelhaft reichen Sonnentempel und einer Bergfeste, welche in ihrer Großartigkeit die Bewunderung der Spanier erregte. Die Mauern enthielten wahre Eyklopensteine, einzelne 10 X 5 X 2 m, gebrochen und behauen ohne Eisen, aus 20—70 km entfernten Brüchen geholt mit Hilfe der Lamas. Fünfzehn Jahre lang sollen 20 000 Mann an der Riesenseste gearbeitet haben; aber den Spaniern erschien sie als das Werk des Teufels. Unfern der Hauptstadt war das peruanische Versailles, Uucay, der Lieblingssitz des Hofes, in köstlich grünem Thal, vor rauhen Winden geschützt, von Brunnen und Bächen belebt, deren kristallklares Wasser durch unterirdische Silberkanäle rann und goldene Badewannen füllte, in herrlich duftenden Gärten, wo zwischen den Gewächsen des warmen und gemäßigten Klimas auch künstliche prangten, z. B. Maisstöcke aus purem, massivem Golde." (Egli). Die spanische Herrschaft über „Kreolien" dauerte drei Jahrhunderte. Alljährlich ging der Überschuß der Einkünfte in großen Mengen von Edelmetall mit der „Silberslotte" nach Spanien ab. Amerika war nur für Spanien da! Von 1810—1825 erfochten die Kolonialländer unter Bolivars Führung ihre Unabhängigkeit. Aber weder die spanische Herrschaft noch die Befreiung von derselben hat den Ländern Segen

2. Die fremden Erdteile - S. 116

1898 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 116 — stolzen Wasserfällen und zahlreichen Geysiren ein landschaftliches Bild eigene artiger wilder Schönheit darbietet. Von der Nord-Pacifikbahn führt eine Nebenlinie den Besucher bis auf 8 km Entfernung vom Nordrande des Parkes, von wo aus er zu Fuß, zu Pferde oder Wagen seinen Weg fortsetzen muß. Neuerdings hat eine Gesell- schaft die Beförderung von Touristen ° durch den Nationalpark unternommen. Von der Endbahnstation Cinnib ar wird man auf fechsfpännigen Mail-Coaches an den Eingang des Parkes gebracht °. eine wilde Fahrt über Sandhügel und Wassergräben, an rauchenden Rinnsalen und am wild dahinschießenden Aellow- stone-River entlang. Dann schwenken die Gespanne in einen weiten Thalkessel ein, in dessen Mitte der Holzbau des Mammoth Hot Springs-Hotels liegt, mit der anstoßenden Station der Park-Miliz, die das Nationalheiligtum zu hüten hat. Nach einem genau geregelten Plane werden die Reisenden nun in einer Reihe von Tagen nach den wichtigsten Sehenswürdigkeiten geführt. Doch herrscht in dem ganzen Unternehmen ein derartiges Ausbeutungssystem, daß die Zahl der Besucher gering ist. Erst wenn einmal eine Bahn in dieses Wunderland führt, wird dieses in verdientem Maße gewürdigt werden. Der Haupteingang von der Nordseite her bildet das Thal des Aellowstone-River, der als Hauptfluß den ganzen Park von S nach N. durchströmt. Die Haupt- sehenswürdigkeit dieses Flußgebietes ist der „große Canon," dessen Länge sich auf 50 km beläuft, also länger als der Riesengebirgskamm ist. Die steilen, kahlen Wände der Riesenschlucht senken sich 500 m abwärts. In grausiger Tiefe erblickt man den Aellowstone, der einen schmalen, hellgrünen Faden durch die schaurige, von giftigen Gasen überlagerte Tiefe zieht. — Die zweite Sehens- würdigkeit ist der Aellowstonefee. Er liegt iin Herzen des Parkes bei 2360 m Höhe, ist der größte unter allen Hochgebirgsseen Nordamerikas und wird an Höhenlage im Westkontinent nur vom Titicacasee übertroffen. Zahl- reiche kleinere Seen und Springquellen umsäumen seine Ufer, und von den dicht bewaldeten Bergen eilen zahlreiche Sturzbäche dem Seebecken zu. — Das dritte Wunder des Parkes ist geologischer Natur. An einer Felswand eines ö. Nebenthales vom Aellowstone <East Fork) erheben sich K50 m hoch in verschiedenen Stusen übereinander „etwa 20 versteinerte Wälder, und zwar die Baumstämme noch aufrecht, mit Wurzeln und Zweigen in den Felsen eingekettet. Die Holzstruktur ist in der Regel wohl erhalten, und nicht selten findet man im Innern von hohlen Coniferen oder Laubholzstämmen prächtige Drusen von Amethyst oder buntfarbigem Quarz " (Zittel). — Die letzte der großartigen Naturerscheinungen sind die großen Geysirbecken um den Feuerlochfluß, w. vom Mllowstonesee. Der „Riesen-" und der „Turm- geysir" werfen dicke, heiße Wassersäulen bis zu 100 und 150 rn Höhe empor. Im Schlammkrater des „Farbentopfs" brodelt beständig ein Brei feiner Schlammerde, deren eine Hälfte weiß, die andere rosenrot gefärbt erscheint. Aus den nischenartigen Spalten der „Grotte" steigen in mehrstündigen Zwischenräumen symmetrisch nach allen Richtungen heiße Wasserstrahlen empor. In manchen Geysiren beträgt die Temperatur 80—100° C. Zahlreiche Sol- fatare und Schlammvulkane vervollständigen das Eruptionsbild, daß bei seiner Großartigkeit, wunderbaren Farbenpracht und den vielgestaltigen Schwefel-, Kalk- und Kieselsinterablagerungen nirgends auf der Erde in gleicher Weise wieder auftritt. Zwischen dem Felsengebirge und dem Küstengebirgszuge dehnt sich ein 1200—1600 m hohes Hochlandsgebiet aus, das von den Flüssen in tiefen, schluchtenartigen Thalrinnen durchflössen wird. Der bedeutendste Fluß ist der Colorado mit seinen tiefen Canons (känjons) und Nadelfelsen. Er ergießt sich in den kalifornischen Golf. Der Hochlandsgürtel ist wasserarm bis wüstenartig und reich an Salz- seen. Das größte dieser Steppengewässer ist der große Salzsee. An seinem Südufer liegt die große Salzseestadt, der Hauptort der schwärmerischen Religionsgesellschaft der Mormonen, welche für die Kultur des Hochlandsgebiets von Utah (jnta) viel geleistet hat.

3. Vaterländische Erdkunde - S. 9

1897 - Braunschweig : Wollermann
weniger warm für uns, so daß von unserer Regierung der Oftgrenze gegen früher mehr Beachtung geschenkt werden muß, namentlich seit Frankreich so eifrig um Rußlands Gunst wirbt.) Die Grenzen gegen Österreich fallen in der Hauptsache mit den Sudeten, dem Erzgebirge und dem Böhmerwald zusammen. Zwar sind auch hier mannigfach Lücken — u. a. die Donaus^assg, — und die Gebirge haben zahlreiche Übergänge, so dass die beiden Länder durch ca. 20 Eisenbahnen miteinander verbunden werden konnten, aber das kann zur Zeit, wo Deutschland und Österreich eng befreundete Mächte sind, keine Besorgnis erregen. Im Süden schützt der mächtige Alpenwall hinreichend gegen feind- liche Einbrüche. — 6. Deutschlands Geschichte und Kultur, beeinflußt durch die Lage. Die centrale, zu großeu Teilen offene Lage ist im Laufe der Geschichte häufig verhängnisvoll für Deutschland geworden. 1. Von Osten her, der Donau- straße solgeud (s. o.) brachen verwüstend die Hunnen herein, durch deren Vorstoß bekanutlich fast alle deutschen Stämme in Bewegung gerieten. Durch dasselbe Thor drangen später wiederholt die Magyaren, bis Heinrich I. nud Otto I. ihren räuberischen Gelüsten ein Ziel setzten. Ebenfalls von Osten her kamen die Slaven, das Land bis zur Elbe füllend, nachdem die früher hier seßhaften deutschen Stämme, vom Strudel der Volkerwanderung erfaßt, westwärts abgezogen wareu. — 2. Im Westen versuchte Frankreich, nachdem es in dem- selben Maße erstarkt war, in dem Deutschland durch Uneinigkeit sich geschwächt hatte, mit großer Zähigkeit, deutsches Gebiet an sich zu reißen. Zunächst be- teiligte es sich am dreißigjährigen Krieg und trug als Beute das Elsaß, aller- dings ohne die freien Reichsstädte, wie Straßburg u. a., davou. Daun folgten die Raubkriege Ludwigs Xiv., dereu zweiter Lothringen zu Fraukreich brachte, und deren dritter gegen die Pfalz gerichtet war. An 1200 Städte und Dörfer, darunter Heidelberg, Speier und Worms, wurden eingeäschert, und noch heute erzählt die Heidelberger Schloßruine von jenen schrecklichen Zeiten. Kaum 100 Jahre später treffen wir die Franzosen, am siebenjährigen Kriege teilnehmend, wieder mitten in Deutschland, und nur dem tapferen Preußeuköuig ist es zu danken (Roßbach), daß nicht wiederum deutsche Gebiete an den ländergierigen Nachbar fielen. Es folgt die Zeit der Revolutionskriege und im Anschluß daran die Gewaltherrschaft Napoleous. Halb Deutschland gehorchte ihm, und die französische Grenze wurde über Hamburg und Lübeck hinaus bis an die Ostsee verlegt. Durch die offeue Westgrenze herein und durch die offene Ost- grenze hinaus wälzte sich dann die ungeheure Armee, die Napoleon gegen Rußland ins Feld führte. Und als dann endlich sein Stern zu erlöschen be- gann, da wurden all die Schlachten, in denen das Schicksal fast ganz Europas zur Entscheidung kam, naturgemäß in Deutschland als dem Mittelpunkte des Erdteils ausgesochten. 55 Jahre später dachten die Franzosen abermals Deutsch- land iu einem „Spaziergang" zu durchstreifen, aber jetzt endlich hatte das deutsche Volk seine 200jährige Schwäche überwunden und trat dem Erbfeind mit seiner alten Urkraft entgegen, diesmal die Schlachten auf französischen Grund und Boden verlegend. — 3. Im Norden faßten seit dem 30jährigen Krieg die Schweden festen Fuß. Ihre vollständige Verdrängung gelaug den preußischen Königen erst 1815. Selbst das kleine Dänemark versuchte eine

4. Vaterländische Erdkunde - S. 26

1897 - Braunschweig : Wollermann
— 26 — dem Bauwerk der Erdoberfläche in die Erscheinung getreten, denn gerade das Wasser ist es, das an der Gestaltung der Erdoberfläche eine Riesenarbeit geleistet hat und noch leistet, und zwar das Wasser iu allen seinen Erscheinungsformen, als Meer, See, Fluß, Regeu, Tau, Reif :c. — Die erdaufbauende Thätigkeit des Wassers wollen wir uns an einem Beispiel auf engbegrenztem Raum veranschaulichen. Wir stehen auf einem großen gepflasterten Hofplatz, an den eine geneigte Acker- fläche grenzt. Die Steinpflasterung möge für uns ein Stück Urgebirge bedeuten. Es regnet, und das von dem Acker herabkommende schmutzige Wasser läuft auf den Hofplatz. Hier, wo es auf wagerechter Fläche allmählich vom Fließen aufhört, sinkt der Schmutz nieder und bildet Sand- und Schlammablagerungen. Werden diese nie entfernt, so lvird der Hofplatz nach und nach von einer Schlammschicht vollständig bedeckt werden, — das Urgebirge ist von neuen Erdmassen überdeckt. In der allerersten Zeit der Urperiode konnte das natürlich noch nicht geschehen, da die höher gelegenen Gebiete, von denen herab Schlamm und Sand hätten heruntergespült werden sollen, selber noch felsenhart waren. Aber im Laufe der Zeit zermürbten die Einflüsse der Atmosphäre — (besonders geschieht das durch Frost und Hitze) — die Gebirge, die der Regen dann immer wieder rein wusch. Das Abgetragene wurde in die Ebenen und Niederungen oder auch iu die Oceane ge- schwemmt, wo im Laufe der Jahrtausende über dem Urgebirge Erdschichten von ungeheurer Mächtigkeit eutstanden. Unser Regenwasser konnte nur das niederschlagen, was es unter- wegs mit sich fortgerissen hatte, die Flüsse und Oceane führen aber auch Eigenprodukte mit sich, die sie ablagern können. Es sind das vor allem die Kalk- und Salz bestand- teile des Wassers, wozu noch die kalkigen Schalen gewisser Tiere kommen. Durch Ab- setzung derartiger Stoffe sind die Kalk-, Kreide- und Salzschichtungen und -gebirge entstanden. — Wir müssen also bei der heutigen Erdkruste unterscheiden a) das Urgebirge, b) die durch das Wasser besorgten Schichtungen, und zwar 1. sandige und thonige, 2. kalkige, 3. salzige Schichtungen. Nach drei Jahren kehren wir von einem Aufenthalt in der Fremde in die Heimat zurück und fucheu unseren Hofplatz auf. Wir hatten gebeten, ihn nicht zu benutzen, auch den auftreibenden Schmutz nicht zu entfernen. Es hat sich denn auch eine stattliche Schicht gebildet. Mit einem kleinen Löffel graben wir in dieselbe hinein. In der oberen Schicht finden wir ab und zu ein Haferkorn und Haferspreu: Das Feld muß im letzten Sommer, sagen wir 1894, mit Hafer bestellt gewesen sein. Etwas tiefer suchen wir vergeblich nach irgend welchen Ernteresten. Die Schicht wird im Winter, als der Acker gepflügt war, abgesetzt sein. Wieder ein wenig tiefer finden wir hin und wieder Weizenkörner, sogar eine ganze Weizenähre entdecken wir; wir sind in der Frühjahrsschicht des Jahres 1893 angekommen. Dann fehlen wieder Körner und Spreu, wir sind wieder in einer Winter- schicht, Sie hat aber gegen die frühere eine auffällig hellgraue Farbe. Wir untersuchen sie und finden, daß sie stark mit Mergel durchsetzt ist. Über die Ursache fiud wir nicht lange im unklaren: Der Acker muß im Winter 1892 bemergelt worden sein, wobei der Mergel längere Zeit frei liegen blieb. Noch tiefer bringen wir Rapssaatkörner und -schoten zu Tage, ein Beweis, daß das Feld im Sommer 1892 mit Rapssaat bebaut war. Wir graben weiter und treffen schwärzlich gefärbte Massen. Bei näherer Untersuchung finden wir, daß sie mit torfartigem Material durchsetzt sind. Wir schließen, daß der Acker im Winter 1892 wohl mit Torfstreu bedüngt wurde. Die unterste Schicht hat eine lehmgelbe Farbe. Wahrscheinlich lag der Acker im Jahre 1891 als Brache. Er war vielleicht sehr tief gepflügt, so daß infolge der sehr dünnen Ackerkrume der gelbe Lehm vielfach zum Vorschein kam. — Wir sind auf dem Steinpflaster angekommen. Es war eine interessante Untersuchung. Die aufgeschwemmten Massen erzählten uns in ihrer stummen Sprache die Geschichte des benachbarten Ackers. Wir machen noch mit einem langen Messer einen scharfen Schnitt durch die Erdschichten. Nach Entfernung der vorderen Massen erkennen wir an den bloßgelegten Schnittflächen deutlich die dünnen, übereinanderliegenden Schichten, die sich meist schon durch ihre Farbe, sonst aber durch die Einschlüsse voneinander unter- scheiden. Wir zählen von unten nach oben folgende sieben Schichten: die lehmige Schicht

5. Vaterländische Erdkunde - S. 29

1897 - Braunschweig : Wollermann
29 — sich immer mehr, wenn verhältnismäßig auch nur um ein Winziges, verringerte. Die Erdrinde, alsv das Urgebirge mit den darauf lagernden Formationen, mußte sich dem verkleinerten Erdkern anpassen. Dabei zerriß und zerbarst sie vielfach, ihre Schichten richteten sich auf, falteten sich oder schoben sich wohl gar übereinander. So kam alles in die größte Unordnung, und die Geologen, die Erforscher der Erdrinde, haben unsägliche Mühe, um sich und uns Klarheit über die erdgeschichtlichen Vorgänge zu verschaffen. Diesen Vorgängen des Abrutfcheus und Faltens verdanken die heutigen Gebirge ihre Entstehung. Doch die Veränderungen aus unserem Hofplatz sind noch nicht abgeschlossen. Nun der Platz durch die Senkungen uneben geworden ist, beginnen die Regenschauer ans demselben eine nivellierende Thätigkeit. Um diese ungestört vor sich gehen zu lassen, bauen wir, — d. h. hübsch in der Phantasie, der wir ja überhaupt Hosplatz wie Acker verdanken, — einen Damm zwischen Acker und Hofplatz, so daß neue Aufschwemmungen nicht mehr stattfinden können. Wir sehen nun, wie das Wasser die Schichten, die es früher aufbaute, wieder zerstört. Von den Hügelchen wird das lose Erdreich wieder abgewaschen und nach den niedrigeren Stellen getragen. Hier entstehen also über den bisherigen Schichten neue, allerjüngste Ablagerungen, während dort durch Abtragung der jüngeren, der „Haferschicht" :c., ältere Schichten bloßgelegt werden. Während also an der einen Stelle die jüngste, die „Haserschicht von 94" in der Tiefe begraben wird, finden wir an einer anderen vielleicht die älteste, die lehmige von 1891 zu Tage liegend. — (So grenzen z. B. die im Rheinischen Schiesergebirge bloß liegenden Formationen der Vor-Kohlenzeit hart an das Schwemm- land der Kölner Bncht.) — Stellenweise werden sogar alle Schichten wieder abgetragen, das Steinpflaster — das Urgebirge — tritt zu Tage. (Schwarzwald, Brocken ic.) Auch kleine und große Rinnen wäscht das Wasser aus, die es sich immer mehr vertieft. Ver- laufen mehrere solcher Rinnsale neben- und durcheinander, so bilden die dazwischen stehen- bleibenden Partien gleichsam kleine Berge. So hat das Wasser auch im großen auf der Erde Tafelländer zu «Gebirgslandschaften ausgewaschen. (Siehe Sächsische Schweiz.) Wir haben folgendes gefunden: 1a) Die Unebenheit der Erdoberfläche ist in der Hauptsache begründet in der fortschreitenden Abkühlung, oder anders, in der Zusammeuschrumpfuug der Erde. 1b) Die Gebirgsbildung beruht überwiegend auf Abrutschungen, Faltungen und Auswaschungen der Erdoberfläche. 2. Bei der Bildung der Erdoberfläche haben die Zer- mürbungskräfte (Luft, Niederschläge, Frost und Hitze) und das Wasser eine große Rolle gespielt, indem durch ihre Thätigkeit die Höhen abgetragen, und die Ebenen und Senkungen des Urgebirges mit mächtigen Erdschichten bedeckt wurden. 3. Durch entstehende Spalten drang häufig die glutflüssige Masse des Innern und überdeckte stellenweise die Erdschichten (Eruptiv- oder vulkanische Gesteine). Alle Kräfte, die unserer Erde ihr heutiges Gepräge gegeben haben, sind anch heute noch an der Arbeit, sie immer aufs neue umzugestalten. Auch heute noch wird von allen Höhen das Erdreich heruntergeschwemmt in die Niederungen und schließlich in die Lceane: Alles Festland ist auf der Wanderschaft begriffen hinab auf den Meeres- grund. Dort unten werden die Festländer der Zukunft aufgebaut, einer Zukunft freilich, die sein wird, wenn Millionen Menschengeschlechter dahingegangen sein werden und die Himmelskörper viel tausendmal ihre Kreise vollendeten. — Auch die Mächte des Erdinnern sind noch heute in Thätigkeit. Auch jetzt noch brechen die feurigen Massen, wenn auch wohl seltener, aus der Erde hervor („feuerspeiende" Berge), und auch heute noch werden vielleicht ganze Länder allmählich gehoben, während andere sich ebenso allmählich senken. (Das nördliche Skandinavien hebt sich, während das südliche Schweden sich senkt.) Alles auf Erdeu ist dem Wechsel unterworfen, selbst der Boden unter unseren Füßen, selbst das mächtigste Gebirge. Der Allbezwingerin, der Zeit, der Ewigkeit, muß sich alles fügen. Wie die Erde von Jahreszeit zu Jahreszeit ihr Kleid wechselt, so er- neuert sie von Jahrtausend zu Jahrtausend, oder sagen wir von Jahrmillion zu Jahr- milliou durch Ab- und Umlagernng sich selber, ihr Fleisch und Blut.

6. Vaterländische Erdkunde - S. 114

1897 - Braunschweig : Wollermann
— 114 — welchen Pflanzen die jetzigen Steinkohlenlager entstanden sind. Das Hangende derselben ist meist ein schwarzer Schiefer, und auf ihm finden sich zahllose Abdrücke. Sie rühren aber nicht von kleinen Moospflänzchen her, sondern von großen kraut-, st rauch- und baumartigen Gewächsen. Besonders häusig findet man Abdrücke von Farnkräutern und -bäumen. Andere Abdrücke weisen auf sogenannte Schuppen- bäume hin (nach ihrer schuppigen Rinde so benannt), die 15—20 m hoch waren. „Es sind die kräftigen Ahnen eines jetzt verkommenen Geschlechtes, der Bärlappgewächse, die sich höchstens 1/4—3/4 m erheben." (Roßmäßler.) Außerdem wuchsen in den „Steinkohlen- Wäldern" 5—6 m hohe Schachtelhalme, — die jetzigen Schachtelhalme werden nur bis zu x/2 m hoch, — und andere Gewächse mehr. Bon den Bäumen findet man mitunter im Hangenden noch die aufrechtstehenden versteinerten Stämme (f. Bild), während das „Liegende" — die unter den Steinkohlen liegende Schicht, die meist aus Schieferthonen n. f. f. besteht, — noch oft die Spuren von Wurzeln erkennen läßt. Es steht deshalb fest: wo jetzt Steinkohlenlager sich befinden, grünte einst eine waldähnliche Vegetation. Doch dürfen wir dabei nicht an unsere Wälder denken. Waldbäume iu unserem Sinne (wie Buchen, Eichen, Tannen ?e.) gab es überhaupt uoch nicht, das Ganze läßt sich viel eher mit den Dschungeln, jenen Rohr- und Gesträuchdickichten des sumpfigen Ganges-Delta, vergleichen. Unter ganz ähnlichen Bedingungen wie diese, — Sumpfboden und heißes Klima, — müssen auch die Steinkohlen„wälder" emporgewuchert fein.^) Es herrschte damals ein tropisches Klima in Deutschland, und der feuchte Boden war in der Hervorbringung kolossaler Pflanzenmengen, die wahrscheinlich dicht wie ein Torfmoospolster standen, geradezu unerschöpflich. Ein einzelner Wald aber, und sei er noch so üppig, kann kein ganzes Flötz Steinkohlen bilden; zusammengepreßt und verkohlt würde er vielleicht nur die Dicke eines Brettes haben. Und doch giebt es Flötze von 15, 16 und 17 m Stärke. Sie konnten nur durch eiue Art Moorbildung entstehen. Bei Zunahme der Feuch- tigkeit, etwa durch Überflutung der Niederung, versumpfte der Wald und starb ab, aber auf seinem torfigen Moder wucherte schnell eine neue, ebenso üppige Pflanzenwelt empor. Nach kürzerer oder längerer Frist teilte sie das gleiche Schicksal. So ging es durch Jahrtausende, bis aus irgend welchen Ursachen, durch Senkung oder durch Einbruch des Oceans, die Überlagerung neuer Erdschichten begann. Wir sehen, daß das Kohlen- lager weniger aus dem zur Zeit der Erdbedeckung grünenden Wald, als vielmehr aus dem aufgehöhten Modergruud entstanden ist. Unser Satz, daß die Kohlenlager Vorzeit- liche Moore seien, ist also zutreffend, nur habeu wir es mit einer Moorbildung „im großen Stil" zu thuu, bei der die Stelle der kleinen Torfpflänzchen durch mächtige Ge- wachse bis zu Baumhöhe vertreten wurden. •— Aus irgend welchen Gründen nahm nieist die Erdaufschwemmung ein Ende, ehe noch die Senkung (Depression) ausgefüllt war, und sogleich entstand ein neues Sumpfdickicht gleich dem ersten. So wurde das Material für ein zweites Flötz gebildet u. s, f. Sehr lehrreich ist in dieser Beziehung das Stein- kohlenlager der Kap Breton-Insel (Neuschottland), welches deutlich sieben alte Erd- oberslächen mit ebenso vielen Wäldern erkennen läßt. Zahlreiche Stümpfe der- selben finden sich eingebettet in den über den Flötzen lagernden Sandsteinschichten. So- viele Flötze wir in einem Steinkohlenlager antreffen, so oft war letzteres eine lustig grünende Erdoberfläche. Je nachdem längere oder kürzere Zeit bis zur neuen Sand- und Schlammbedeckung verfloß, wurde das Flötz mehr oder weniger mächtig. Die Sumpf- gebiete müssen oft einen sehr großen Umfang gehabt haben; so beträgt z. B. das Areal des Saarbrückener Kohlenlagers 200, des Ruhrkohlengebietes 2000, das des Pittsburger Reviers in Nordamerika gar an 100 000 qkm. (Vergleich! — Parallele; die großen i) Auch die Frage, worin eine so umfangreiche Sumpfbildung zur Steiukohlenzeit begründet gewesen sein sollte, hat eine Beantwortung gefunden. Verschiedene Umstände weisen darauf, daß zur Karbonzeit besonders viel Festland entstand. Auf einem neuen Boden ist aber der Wasserabfluß noch nicht geregelt, da die Wasser sich erst selber die Ab- flußrinnen nagen müssen. So bildeten sich denn auf deu karbonischen Festländern überall neben eigentlichen Seen auch viele ausgedehnte, flachfchüsselige, schnell versumpfende Wasser- ansammlungen.

7. Vaterländische Erdkunde - S. 95

1897 - Braunschweig : Wollermann
— 95 — forschen. Alljährlich wird vom Staate eine bestimmte Summe für diesen Zweck ausgeworsen. — Die Römer erlagen dann später den Alemannen, die ihrerseits schließlich von den Franken unterworfen wurden. Noch später entwickelte sich hier das Herzogtum Schwaben, das nach manchen Wandlungen sich zum König- reich Württemberg herausgestaltete. Zusammenstellung der charakteristischen Merkmale: Hügelige Mulde; mildes, sonniges Klima; freundliche Landschaften; reicher Getreide-, Obst- und Weinbau auf fruchtbarem Lößboden; zahl- reiche gewerbthätige Mittelstädte; große Salzlager. Zusammenstellung und Eintragung der betreffenden Namen ins Namenheft (s. hinter „Schwäbischer Iura"). Der Lös;. Wiederholt tritt uns in Deutschland als Träger hoher Fruchtbarkeit der Löß ent- gegen. Man darf ihn als eine Art sandigen Lehm bezeichnen. Doch unterscheidet er sich auch wieder wesentlich von diesem. Er klebt nicht, sondern ist locker, feinpulverig und mehlig abfärbend. Seine Farbe schwankt zwischen ockergelb und braun. — In ungeheuren Mengen findet er sich in Nordchina, wo er gleichfalls die außerordentliche Fruchtbarkeit des Landes bedingt. Er ist meist von feinen Röhrchen durchzogen, liegt nicht wie die Formationen fchichtenweise und enthält viele Gehäuse von Landschnecken. Dagegen fehlen ihm die Reste von Meertieren, wie wir sie in den bekannten Formationen finden. Aus diesen und anderen Thatsachen ist man zu dem Schluß gekommen, daß der Löß, — wenigstens was die Lößflächen Asiens betrifft, — nicht eine Wasser- (Schichten-)bildnng, sondern ein Produkt des Windes sei. Bekannt ist, wie der Wind den Sand zu mäch- tigen Düueu zusammenweht und diese über die Küstengebiete wandern läßt. Noch weit mehr Macht hat er über den allerseinsten Erdstaub. Ihn trägt er, ihn immer wieder aufnehmend, über die weitesten Erdräume. An geeigneten Stellen wird derselbe dann von der Grasnarbe festgehalten. Diese wird nach und nach von ihm überdeckt, strebt jedoch, sich wieder über ihn emporzuarbeiten. Kaum ist ihr das gelungen, so haben sich auch schon wieder neue Staubmassen zwischengelagert, worauf die Vegetation sich aufs neue hebt n. s. f. So „wächst" der Boden gleichsam immer höher. Die jeweilige ältere, vom Staube bedeckte Grasnarbe stirbt ab und hinterläßt im erhärtenden Boden das eigen- tümliche Röhrensystem. In China, in der Mongolei und anderen Teilen Asiens haben diese vom Winde aufgebauten Erbmassen teilweise eine Mächtigkeit von 700 in gewonnen! Flüsse schneiden in einem solchen Boden stets tief und steilwandig ein und nehmen in dem leicht abfärbenden Erdreich eine gelbe Farbe an. Diesem Umstand verdanken der Hoang-Ho (hoang —gelb, ho — Fluß) und das Gelbe Meer (chinesisch Hoang-hai) ihren Namen. Sogar der Titel des chinesischen Kaisers, Hoang-ti (ti = Herr) ist daraus hergeleitet. Ob nuu auch die deutsche Lößerde die für den asiatischen Löß (vom Freiherrn von Richthofen) nachgewiesene Entstehungsgeschichte hat, steht für alle Gebiete noch nicht fest. Manche Gelehrte halten an der älteren Ansicht fest, daß die deutschen Lößablagernngen ein Schlämmprodukt der eiszeitlicheu Gletscherwasser seien.

8. Vaterländische Erdkunde - S. 100

1897 - Braunschweig : Wollermann
— 100 — f) Höhlen. Wie alle Kalksteingebirge ist auch der Jura reich an Höhlen. Sie sind in der Hauptsache durch das ins Gebirge so massenhaft eindringende Wasser ans- gewaschen worden. Die größeren derselben, namentlich diejenigen der Fränkischen Schweiz, — so nennt man den nördlichsten Teil des Fränkischen Jura, — sind beliebte Zielpunkte der Reisenden. Ihre größte Anziehungskraft besitzen sie in den sogenannten Tropfsteingebilden. Ähnlich wie am Dachrand die Eis- zapfen, so entstehen an der Höhlendecke Kalksteinzapfen. Jeder herabfallende Tropfen Wasser läßt nämlich einen Teil seines Kalkgehaltes zurück, und da jeder wie das bekannte Nasentröpfel die herabragenden Spitzen zum Ausgangspunkt sucht, so werden diese allmählich immer weiter nach unten herabgebaut, bis sie schließlich den Boden erreichen. Andere Gebilde schlagen die umgekehrte Rich- tuug ein und wachsen von unten nach oben. Sie werden durch die unten aufschlagenden Tropfen nach und nach ausgebaut. Die Tropfsteingebilde sind im allgemeinen kegel- und säulenförmig, haben aber meist die wunderlichsten Formen und werden dann oft dementsprechend von den Höhlenführern mit be- sonderen Namen belegt, als „Mönch, Ritter, Glocke" u. s. w. Beim Anschlagen geben sie meist einen klingenden Ton. Unser Bild (Atlas, Anhg. S. 6) veranschau- licht uns in geeigneter Weise eine solche Tropfsteinhöhle mit zahlreichen Tropfstein- gebilden. (Das Motiv ist freilich aus Kraiu in Österreich, Adelsberger Grotte.) — Um den Besuchern ein besonderes Vergnügen zu machen, beleuchtet man die Kalk- höhlen hin und wieder mit bengalischem Licht. Das ist dann ein seltsamer, prächtiger Anblick! Die Wände, die Decke und die Tropfsteinfiguren glitzern und funkeln in lebhaftem Feuer, und der Besucher glaubt sich in die unter- irdischen Zauberschlösser der Märchen, in die Wohnungen der Zwerge und Kobolde versetzt. Für den Naturforscher haben diese Höhlen noch einen besonderen Reiz. Man findet in ihnen, meist im Schlamm vergraben, außerordentlich viele Knochen- reste vorweltlicher Tiere und zwar aus der Zeit des älteren Schwemmlandes (Diluvium). Vorzugsweise sind es Knochen des Höhlenbären, der Höhlenhyäne, des Riesenhirsches und des Mammuts. Letzteres ist dasselbe Tier, das man heute noch mit Haut und Haaren aus dem Eise Sibiriens hervorzieht. Neben und zwischen diesen Knochen findet man Steinäxte, steinerne Pfeilspitzen, steinerne Messer :e., also die bekannten Geräte des ersten Menschengeschlechtes. (Gewisse französische Höhlen bergen neben diesen Hinweisen auf die Existenz von Menschen zur Diluvialzeit auch Knochen desselben, z. B. ganze Schädel.) Wir sehen also, daß die ersten Menschen schon mit einem untergegangenen Tier- geschlecht zusammenlebten, und daß sie sich in der Juragegend der Höhlen als Wohnungen bedienten. Die größte Menge der Knochen dürften Abfälle der Mahlzeiten dieser Höhlenbewohner sein. Anscheinend wnrde bei denselben mit Vorliebe Fleisch und Mark des Höhlenbären verzehrt. Aus der Jurazeit. Die deutschen Gelehrten haben sich lange Zeit mit besonderer Lorliebe mit der Juraperiode beschäftigt. Das deutsche Juragebirge ist nämlich reich an interessanten Fossilien und erregte dadurch früh die Aufmerksamkeit der Forscher. Besonders schön er- halten sind die Abdrücke und Bersteinerungen in dem Solnhosener Gestein. In der Gegend von Solnhofen muß jahrtausendelang ein feiner kalkiger Schlamm ab-

9. Vaterländische Erdkunde - S. 166

1897 - Braunschweig : Wollermann
— 166 — gegenüber. {„Die Hussiten vor N.") Auf der Strecke Naumburg-Halle treffen wir noch Weifsenf eis A und Merseburg (Ungarschlacht 933). — Eben unterhalb der Mündung der Weifsen Elster gelangen wir nach Halle ©. d) Halle. a) Schon der Name erinnert uns daran, daß hier Salz gewonnen wird. Die ganze Umgebung des Harzes, namentlich die nördliche und die östliche (s. Staßsnrt) ist nämlich reich an Salzlagern und -quellen, und diesem Salzgebiet gehört auch Halle au. Die Hallescheu Salzquellen sind zum Teil so stark, daß sie das Gradieren überflüssig machen.^) Sie liefern im ganzen an 20 000 Ctr. Salz. Die Salinenarbeiter Halles bildeten unter dem Namen „Halloren" lange Zeit eine besondere Kaste, die sich in keiner Weise, auch uicht durch Heirat, mit der Stadtgemeinde vermischte. Man hat sie abwechselnd für Nachkommen der Kelten und der Slaven gehalten, meint jetzt aber, daß sie doch deutscher, nämlich fränkischer Abstammung sind. Noch heute unterscheiden sie sich durch Sitten und Gebräuche vou den übrigen Bewohnern. Bekannt ist, daß sie das Vorrecht haben, dem Landesherrn durch eiue Gesandtschaft zum neueu Jahr Glück wünschen und an der Huldigung bei Regieruugs-Autritten teilnehmen zu dürfen. Sie empfangen bei der Gelegen- heit eine neue Fahne und ein Pferd ans dem königlichen Marstall. b) Nicht bloß einem Salz-, sondern auch einem Braun kohlengebiet gehört Halle an. Dasselbe dehnt sich (tote Karte Atlas, Anhg. S. 2 zeigt) aus beiden Seiten der Saale aus. Die hier gewonnenen Brauukohleu werden nicht bloß als Brennmaterial vertrieben, sondern sie dienen zu einem großen Teil auch zur Herstellung verschiedener Fabrikate. Man erzeugt aus ihnen Paraffin (Paraffin-Lichte!), eine Art Petroleum, Solaröl genannt, Grude (pulverisierter Brauukohlen-Coaks), Farben :c. — Diese beiden wichtigen Bodenschätze erklären schon zur Genüge das Anwachsen des Ortes auf 100 000 Eiuw. e) Dazu hat aber auch die I.age mitgewirkt. Mit der nahegelegenen, großen Schwesterstadt Leipzig bildet Halle den Mittelpunkt der großen Thüringisch-Sächsischen Bucht [yergl. Mainz-Frankfurt S. 77). Für den gesamten Verkehr aus dem nordöstlichen Deutschland in die Bucht hinein und durch diese hindurch, z. B. in der Richtung auf die Oberrheinische Tief- ebene {Eisenach-Fulda-Frankfurt), bot sich gerade bei Halle ein günstiger Übergang über die Saale {yergl. Strafsburg S. 71). d) In Halle wirkte 1693 —1727 der edle Aug. Herm. Francke als Prediger und Professor. Er ist der Grüuder der Frauckescheu Stiftungen. Die zu denselben gehörigen Gebäude bilden heute einen aus zwei Hauptstraßeu bestehenden Stadtteil. Und wie klein war der Anfang! Mit sieben Gulden stiftete der fromme Prediger eine Armenschule, um der großen geistigen Not des Volkes zu wehren! Später, 1695, nahm er drei Waisen in sein Haus auf, — der Anfang des jetzigen großen Waisenhauses. Bei seinem Tode zählten seine Anstalten bereits 2200 Kinder und nahe an 200 Lehrer. e) In unmittelbarer Nähe der Stadt liegt auf einem steilen Felsen die Ruine Giebichenstein bei dem Dorf gleichen Namens, einst ein gefürchtetes Staatsgefängnis.') Eventuell Belehrung über Salinenarbeit. 2) Hier hielt Kaiser Konrad Ii. seinen Stiefsohn, den vielbesungenen Herzog Ernst von Schwaben gesangen; hier saß auch Ludwig der Springer im Kerker.

10. Vaterländische Erdkunde - S. 181

1897 - Braunschweig : Wollermann
— 181 — eine zum Zechstein (Nach-Kohlengebirge, Dyas) gehörige Schicht mergeligen Schiefers gebunden, den es gleichsam durchtränkt hat (Erz-Imprägnation, s. S. 179 Fuß). Schon Luthers Vater war ein „Kupferschiefer"-Bergmann. Eisleben A und Mansfeld h sind die beiden wichtigsten Örter des Distrikts. Seit 18901) befindet sich der Mansfelder Distrikt in schwerer Notlage; eine Menge Gruben siud „ersoffen"! Der Bergmann hat immer schwer mit dem im Berg so massenhaft zirkulierenden Wasser (woher?) zu kämpfen, und deshalb sind auch im Mansselder Distrikt zahlreiche große Pumpen aufgestellt, deren jede in der Minute 70 cbm hebt und zwar so hoch, daß es durch einen hoch gelegenen Stollen in die Saale ablausen kann.') Jahrelang hatten sie in ausreichender Weise das Wasser beseitigt, da brach im Juli 1890 eine schwere Katastrophe herein: ein zwischen Eisleben und Halle gelegener See (s. Karte), der Salzige See genannt, fand durch ein „Einfallloch" unterirdischen Abfluß und ergoß sich in die Maulwurfsgänge, welche der Berg- mann sich in jahrhundertelanger Arbeit geschaufelt hat; „dem Gnom der- mahlte sich die Nixe." In zwei Jahren, vom Juli 1890 bis Februar 1892 glitten von den 60 Millionen cbm, die der See enthielt, volle 40 Millionen hinab und verursachten dort unten eine fürchterliche Sintflut. Da entschloß sich die „Gewerkschaft", — Besitzer ist hier nicht der Staat, sondern die „Kupferschiefer- bau treibende Gewerkschaft", •— den See anzukaufen — und auszupumpen, ein Unternehmen, das ca. 24 Millionen Mk. verschlang. Es wurdeu gewaltige Pumpwerke errichtet, von denen jedes 120 cbm Wasser in der Minute heraus- hob — (in I.1/2 bis 2 Minuten ein Schulzimmer leer!) — und auf eine Höhe von 12 m brachte, von wo es längs eines früheren Abflusses, der Salzke, in die Saale abfließen konnte. So verschwand denn der Salzige See von der Landkarte! Das Unglück war damit aber noch nicht beseitigt. Die ungeheuren hinabgesunkenen Wasser wogten in der Tiefe weiter! Sie füllten nicht bloß die Stollen, sondern auch die Hohlräume — „Schlotten" genannt, — die durch das Bergwasser seit alters in den Gips und Salzstein ausgewaschen waren. Hier setzten sie die Aushöhlung in zügelloser Weise sort und schufen wahrschein- lich Schlotten von großer Ausdehnung. Dadurch werden wieder Erdstürze bedingt, indem Deckenteile der Höhlen sich ablösen und niederstürzen. Grade unter der Stadt Eisleben scheinen sich solche bedrohliche Vorgänge abzn- spielen. Wiederholt wurden die Bewohner durch donnerähnliches Poltern und heftige Erderschütterungen erschreckt. Einzelne Häuser schwankten, bekamen Risse und wurden von den Bewohnern verlassen. Eine Kirche mußte gestützt werden, weil man ihren Einsturz fürchtete. Neben ihr entstand ein Loch von 21/2 m Länge und l1/2 m Breite. Die Angst der Bewohner ist erklärlicher Weise keine geringe; überängstliche Gemüter fürchten, über kurz oder lang könne die ganze Stadt in die Schlotten hinabsinken. Andererseits weist man darauf hin, daß ähnliche Vorfälle —- Erschütterungen, Risse in Häusern 2c. — sich in jedem Bergwerksdistrikt, namentlich auch in Steinkohlen-Bergwerken ereignen, so daß zu besonderer Aufregung kein Grund vorliege. ^) 1) Das Folgende in der Hauptfache nach einem Artikel in der „Deutschen Warte": „Die Sintflut in den Mansfelder Erzrevieren" (von Wilhelm Fischer). 2) Der „Schlüsselstollen" ist gegen sechs Stunden (33 km) lang. (Vergl. oben.) 3) Vielleicht ist der eine oder andere Kollege ans Eisleben oder Umgegend so freundlich, dem Verfasser über die gegenwärtige Sachlage einige Mitteilungen zu machen, wofür derselbe sehr dankbar sein würde.
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