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Die Indianer gehören in der Regel zur ärmeren Volksklasse.
Die „Indios fideles", meist Nachkommen altindianischer Kulturvölker,
sind Landarbeiter, Handwerker, Hirten, Träger, Dienstleute, Bergleute
u a. m. und werden von den Kreolen und den Mestizen sehr gedrückt.
— Zu den wilden Jndianerstämmen, „Indios bravos", der Anden ge-
hören die jetzt einigermaßen unterworfenen, rittgewaudten Araucauos
im s. Chile und die Puhnencheu iu den Araucarienwäldern der f.
Cordilleren. — In Patagonien und zwar auf deu ö. Abhängen der
Cordilleren und in der patagonischen Steppe die hochgewachsenen und
jagdkundigen Patagouier (— Tatzenfüßler), und auf den Feuer-
laudsiuseln das schwächliche, nur etwa uoch 1000 Köpfe starke Fischer-
Volk der Pescherähs.
Auch die südamerikanischen Hochebenen sind altindianische Kulturstätten.
Namentlich auf den Hochflächen von Peru und Bolivia blühte bei der Entdeckung
dieser Länder durch die Spanier ein ähnliches, vielleicht noch höher entwickeltes
Kulturleben, wie in Mexico. Hier war das „Reich der Jneas" ( = Herren).
Das sehr genau geordnete Staatswesen der „Sonnensöhne" steht in seiner Art
einzig in der Geschichte da. Alles Land war Staatseigentum und zerfiel der
Nutznießung nach in drei Teile: Sonnenlaud, von dessen Erträgen die
prächtigen Sonnentempel unterhalten und die Priester besoldet wurden;
Jncaland, für den Hofstaat des Kaisers (Kaziken) und den Unterhalt der
Regierungsbeamten, und Volksland, das in so viel Ackerlose geteilt war, als
Familien vorhanden waren. Müßiggang wurde schwer bestraft. Handwerker,
Bergleute, Metallschmelzer arbeiteten für den Staat, waren also gewissermaßen
Beamte. Es gab Gelehrte, Dichter, Musiker, und Schauspieler, ain meisten indes
Ackerbauer. Aus den Hochflächen baute man Mais und Kartoffeln, in den
heißen Niederungen Baumwolle, Bananen und Manioc. Als Haustier war
das Lama sehr geschätzt. Eiserne Geräte und Waffen kannten die Jncavölker
nicht. Die Bevölkerung wohnte in Städten und Dörfern, hatte feste Plätze,
Bergwerke, Kunststraßen, Brückenbauten und großartige Wasserleitungen zur
künstlichen Bewässerung des Erdreichs. Die Gemeinsamkeit alles Eigentums
erleichterte die Herstellung solcher großen Staatsarbeiten. Unter dem Bilde
der Sonne verehrte man einen unsichtbaren Schöpfer der Welt. Menschenopfer
erforderte der Sonnendienst nicht. Die Leichen der Verstorbenen wurden
mumifiziert. Die „peruanischen Mumien" (hockende Stellung) sind seltener und
wertvoller, als ägyptische.
„Als die heilige Wiege des Reiches galt die Plateaustadt Cuzco (= Nabel),
mit engen Gassen, weiten Festplätzen, einem fabelhaft reichen Sonnentempel
und einer Bergfeste, welche in ihrer Großartigkeit die Bewunderung der Spanier
erregte. Die Mauern enthielten wahre Eyklopensteine, einzelne 10 X 5 X 2 m,
gebrochen und behauen ohne Eisen, aus 20—70 km entfernten Brüchen geholt
mit Hilfe der Lamas. Fünfzehn Jahre lang sollen 20 000 Mann an der
Riesenseste gearbeitet haben; aber den Spaniern erschien sie als das Werk des
Teufels. Unfern der Hauptstadt war das peruanische Versailles, Uucay, der
Lieblingssitz des Hofes, in köstlich grünem Thal, vor rauhen Winden geschützt,
von Brunnen und Bächen belebt, deren kristallklares Wasser durch unterirdische
Silberkanäle rann und goldene Badewannen füllte, in herrlich duftenden
Gärten, wo zwischen den Gewächsen des warmen und gemäßigten Klimas auch
künstliche prangten, z. B. Maisstöcke aus purem, massivem Golde." (Egli).
Die spanische Herrschaft über „Kreolien" dauerte drei Jahrhunderte.
Alljährlich ging der Überschuß der Einkünfte in großen Mengen von
Edelmetall mit der „Silberslotte" nach Spanien ab. Amerika war
nur für Spanien da! Von 1810—1825 erfochten die Kolonialländer
unter Bolivars Führung ihre Unabhängigkeit. Aber weder die spanische
Herrschaft noch die Befreiung von derselben hat den Ländern Segen
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Extrahierte Personennamen: B._Maisstöcke
Extrahierte Ortsnamen: Chile Patagonien Peru Mexico Cuzco Versailles Spanien Amerika Spanien
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stolzen Wasserfällen und zahlreichen Geysiren ein landschaftliches Bild eigene
artiger wilder Schönheit darbietet.
Von der Nord-Pacifikbahn führt eine Nebenlinie den Besucher bis auf
8 km Entfernung vom Nordrande des Parkes, von wo aus er zu Fuß, zu
Pferde oder Wagen seinen Weg fortsetzen muß. Neuerdings hat eine Gesell-
schaft die Beförderung von Touristen ° durch den Nationalpark unternommen.
Von der Endbahnstation Cinnib ar wird man auf fechsfpännigen Mail-Coaches
an den Eingang des Parkes gebracht °. eine wilde Fahrt über Sandhügel und
Wassergräben, an rauchenden Rinnsalen und am wild dahinschießenden Aellow-
stone-River entlang. Dann schwenken die Gespanne in einen weiten Thalkessel
ein, in dessen Mitte der Holzbau des Mammoth Hot Springs-Hotels liegt,
mit der anstoßenden Station der Park-Miliz, die das Nationalheiligtum zu
hüten hat. Nach einem genau geregelten Plane werden die Reisenden nun in
einer Reihe von Tagen nach den wichtigsten Sehenswürdigkeiten geführt. Doch
herrscht in dem ganzen Unternehmen ein derartiges Ausbeutungssystem, daß
die Zahl der Besucher gering ist. Erst wenn einmal eine Bahn in dieses
Wunderland führt, wird dieses in verdientem Maße gewürdigt werden. Der
Haupteingang von der Nordseite her bildet das Thal des Aellowstone-River,
der als Hauptfluß den ganzen Park von S nach N. durchströmt. Die Haupt-
sehenswürdigkeit dieses Flußgebietes ist der „große Canon," dessen Länge
sich auf 50 km beläuft, also länger als der Riesengebirgskamm ist. Die steilen,
kahlen Wände der Riesenschlucht senken sich 500 m abwärts. In grausiger
Tiefe erblickt man den Aellowstone, der einen schmalen, hellgrünen Faden durch
die schaurige, von giftigen Gasen überlagerte Tiefe zieht. — Die zweite Sehens-
würdigkeit ist der Aellowstonefee. Er liegt iin Herzen des Parkes bei
2360 m Höhe, ist der größte unter allen Hochgebirgsseen Nordamerikas und
wird an Höhenlage im Westkontinent nur vom Titicacasee übertroffen. Zahl-
reiche kleinere Seen und Springquellen umsäumen seine Ufer, und von den
dicht bewaldeten Bergen eilen zahlreiche Sturzbäche dem Seebecken zu. — Das
dritte Wunder des Parkes ist geologischer Natur. An einer Felswand
eines ö. Nebenthales vom Aellowstone <East Fork) erheben sich K50 m hoch in
verschiedenen Stusen übereinander „etwa 20 versteinerte Wälder, und
zwar die Baumstämme noch aufrecht, mit Wurzeln und Zweigen in den Felsen
eingekettet. Die Holzstruktur ist in der Regel wohl erhalten, und nicht selten
findet man im Innern von hohlen Coniferen oder Laubholzstämmen prächtige
Drusen von Amethyst oder buntfarbigem Quarz " (Zittel). — Die letzte der
großartigen Naturerscheinungen sind die großen Geysirbecken um den
Feuerlochfluß, w. vom Mllowstonesee. Der „Riesen-" und der „Turm-
geysir" werfen dicke, heiße Wassersäulen bis zu 100 und 150 rn Höhe empor.
Im Schlammkrater des „Farbentopfs" brodelt beständig ein Brei feiner
Schlammerde, deren eine Hälfte weiß, die andere rosenrot gefärbt erscheint.
Aus den nischenartigen Spalten der „Grotte" steigen in mehrstündigen
Zwischenräumen symmetrisch nach allen Richtungen heiße Wasserstrahlen empor.
In manchen Geysiren beträgt die Temperatur 80—100° C. Zahlreiche Sol-
fatare und Schlammvulkane vervollständigen das Eruptionsbild, daß bei seiner
Großartigkeit, wunderbaren Farbenpracht und den vielgestaltigen Schwefel-, Kalk-
und Kieselsinterablagerungen nirgends auf der Erde in gleicher Weise wieder auftritt.
Zwischen dem Felsengebirge und dem Küstengebirgszuge dehnt sich
ein 1200—1600 m hohes Hochlandsgebiet aus, das von den
Flüssen in tiefen, schluchtenartigen Thalrinnen durchflössen wird. Der
bedeutendste Fluß ist der Colorado mit seinen tiefen Canons
(känjons) und Nadelfelsen. Er ergießt sich in den kalifornischen Golf.
Der Hochlandsgürtel ist wasserarm bis wüstenartig und reich an Salz-
seen. Das größte dieser Steppengewässer ist der große Salzsee.
An seinem Südufer liegt die große Salzseestadt, der Hauptort
der schwärmerischen Religionsgesellschaft der Mormonen, welche für
die Kultur des Hochlandsgebiets von Utah (jnta) viel geleistet hat.
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weniger warm für uns, so daß von unserer Regierung der Oftgrenze gegen
früher mehr Beachtung geschenkt werden muß, namentlich seit Frankreich so
eifrig um Rußlands Gunst wirbt.)
Die Grenzen gegen Österreich fallen in der Hauptsache mit
den Sudeten, dem Erzgebirge und dem Böhmerwald zusammen. Zwar
sind auch hier mannigfach Lücken — u. a. die Donaus^assg, — und die
Gebirge haben zahlreiche Übergänge, so dass die beiden Länder durch ca.
20 Eisenbahnen miteinander verbunden werden konnten, aber das kann zur
Zeit, wo Deutschland und Österreich eng befreundete Mächte sind, keine
Besorgnis erregen.
Im Süden schützt der mächtige Alpenwall hinreichend gegen feind-
liche Einbrüche. —
6. Deutschlands Geschichte und Kultur, beeinflußt durch die Lage.
Die centrale, zu großeu Teilen offene Lage ist im Laufe der Geschichte
häufig verhängnisvoll für Deutschland geworden. 1. Von Osten her, der Donau-
straße solgeud (s. o.) brachen verwüstend die Hunnen herein, durch deren
Vorstoß bekanutlich fast alle deutschen Stämme in Bewegung gerieten. Durch
dasselbe Thor drangen später wiederholt die Magyaren, bis Heinrich I. nud
Otto I. ihren räuberischen Gelüsten ein Ziel setzten. Ebenfalls von Osten her
kamen die Slaven, das Land bis zur Elbe füllend, nachdem die früher hier
seßhaften deutschen Stämme, vom Strudel der Volkerwanderung erfaßt, westwärts
abgezogen wareu. — 2. Im Westen versuchte Frankreich, nachdem es in dem-
selben Maße erstarkt war, in dem Deutschland durch Uneinigkeit sich geschwächt
hatte, mit großer Zähigkeit, deutsches Gebiet an sich zu reißen. Zunächst be-
teiligte es sich am dreißigjährigen Krieg und trug als Beute das Elsaß, aller-
dings ohne die freien Reichsstädte, wie Straßburg u. a., davou. Daun folgten
die Raubkriege Ludwigs Xiv., dereu zweiter Lothringen zu Fraukreich brachte,
und deren dritter gegen die Pfalz gerichtet war. An 1200 Städte und Dörfer,
darunter Heidelberg, Speier und Worms, wurden eingeäschert, und noch heute
erzählt die Heidelberger Schloßruine von jenen schrecklichen Zeiten. Kaum 100
Jahre später treffen wir die Franzosen, am siebenjährigen Kriege teilnehmend,
wieder mitten in Deutschland, und nur dem tapferen Preußeuköuig ist es zu
danken (Roßbach), daß nicht wiederum deutsche Gebiete an den ländergierigen
Nachbar fielen. Es folgt die Zeit der Revolutionskriege und im Anschluß
daran die Gewaltherrschaft Napoleous. Halb Deutschland gehorchte ihm, und
die französische Grenze wurde über Hamburg und Lübeck hinaus bis an die
Ostsee verlegt. Durch die offeue Westgrenze herein und durch die offene Ost-
grenze hinaus wälzte sich dann die ungeheure Armee, die Napoleon gegen
Rußland ins Feld führte. Und als dann endlich sein Stern zu erlöschen be-
gann, da wurden all die Schlachten, in denen das Schicksal fast ganz Europas
zur Entscheidung kam, naturgemäß in Deutschland als dem Mittelpunkte des
Erdteils ausgesochten. 55 Jahre später dachten die Franzosen abermals Deutsch-
land iu einem „Spaziergang" zu durchstreifen, aber jetzt endlich hatte das
deutsche Volk seine 200jährige Schwäche überwunden und trat dem Erbfeind
mit seiner alten Urkraft entgegen, diesmal die Schlachten auf französischen
Grund und Boden verlegend. — 3. Im Norden faßten seit dem 30jährigen
Krieg die Schweden festen Fuß. Ihre vollständige Verdrängung gelaug den
preußischen Königen erst 1815. Selbst das kleine Dänemark versuchte eine
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_I. Otto_I. Straßburg Ludwigs_Xiv. Ludwigs_Xiv. Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Böhmerwald Deutschland Deutschlands Deutschland Frankreich Deutschland Heidelberg Worms Deutschland Roßbach Napoleous Deutschland Hamburg Ostsee Europas Deutschland Schweden
— 26 —
dem Bauwerk der Erdoberfläche in die Erscheinung getreten, denn gerade das Wasser ist
es, das an der Gestaltung der Erdoberfläche eine Riesenarbeit geleistet hat und noch leistet,
und zwar das Wasser iu allen seinen Erscheinungsformen, als Meer, See, Fluß, Regeu,
Tau, Reif :c. — Die erdaufbauende Thätigkeit des Wassers wollen wir uns an einem
Beispiel auf engbegrenztem Raum veranschaulichen.
Wir stehen auf einem großen gepflasterten Hofplatz, an den eine geneigte Acker-
fläche grenzt. Die Steinpflasterung möge für uns ein Stück Urgebirge bedeuten. Es
regnet, und das von dem Acker herabkommende schmutzige Wasser läuft auf den Hofplatz.
Hier, wo es auf wagerechter Fläche allmählich vom Fließen aufhört, sinkt der Schmutz
nieder und bildet Sand- und Schlammablagerungen. Werden diese nie entfernt, so lvird
der Hofplatz nach und nach von einer Schlammschicht vollständig bedeckt werden, — das
Urgebirge ist von neuen Erdmassen überdeckt. In der allerersten Zeit der Urperiode
konnte das natürlich noch nicht geschehen, da die höher gelegenen Gebiete, von denen herab
Schlamm und Sand hätten heruntergespült werden sollen, selber noch felsenhart waren.
Aber im Laufe der Zeit zermürbten die Einflüsse der Atmosphäre — (besonders geschieht
das durch Frost und Hitze) — die Gebirge, die der Regen dann immer wieder rein wusch.
Das Abgetragene wurde in die Ebenen und Niederungen oder auch iu die Oceane ge-
schwemmt, wo im Laufe der Jahrtausende über dem Urgebirge Erdschichten von ungeheurer
Mächtigkeit eutstanden. Unser Regenwasser konnte nur das niederschlagen, was es unter-
wegs mit sich fortgerissen hatte, die Flüsse und Oceane führen aber auch Eigenprodukte
mit sich, die sie ablagern können. Es sind das vor allem die Kalk- und Salz bestand-
teile des Wassers, wozu noch die kalkigen Schalen gewisser Tiere kommen. Durch Ab-
setzung derartiger Stoffe sind die Kalk-, Kreide- und Salzschichtungen und -gebirge
entstanden. — Wir müssen also bei der heutigen Erdkruste unterscheiden
a) das Urgebirge, b) die durch das Wasser besorgten Schichtungen, und zwar
1. sandige und thonige, 2. kalkige, 3. salzige Schichtungen.
Nach drei Jahren kehren wir von einem Aufenthalt in der Fremde in die Heimat
zurück und fucheu unseren Hofplatz auf. Wir hatten gebeten, ihn nicht zu benutzen, auch
den auftreibenden Schmutz nicht zu entfernen. Es hat sich denn auch eine stattliche Schicht
gebildet. Mit einem kleinen Löffel graben wir in dieselbe hinein. In der oberen Schicht
finden wir ab und zu ein Haferkorn und Haferspreu: Das Feld muß im letzten Sommer,
sagen wir 1894, mit Hafer bestellt gewesen sein. Etwas tiefer suchen wir vergeblich nach
irgend welchen Ernteresten. Die Schicht wird im Winter, als der Acker gepflügt war,
abgesetzt sein. Wieder ein wenig tiefer finden wir hin und wieder Weizenkörner, sogar
eine ganze Weizenähre entdecken wir; wir sind in der Frühjahrsschicht des Jahres 1893
angekommen. Dann fehlen wieder Körner und Spreu, wir sind wieder in einer Winter-
schicht, Sie hat aber gegen die frühere eine auffällig hellgraue Farbe. Wir untersuchen
sie und finden, daß sie stark mit Mergel durchsetzt ist. Über die Ursache fiud wir nicht
lange im unklaren: Der Acker muß im Winter 1892 bemergelt worden sein, wobei der
Mergel längere Zeit frei liegen blieb. Noch tiefer bringen wir Rapssaatkörner und -schoten
zu Tage, ein Beweis, daß das Feld im Sommer 1892 mit Rapssaat bebaut war. Wir
graben weiter und treffen schwärzlich gefärbte Massen. Bei näherer Untersuchung finden
wir, daß sie mit torfartigem Material durchsetzt sind. Wir schließen, daß der Acker im
Winter 1892 wohl mit Torfstreu bedüngt wurde. Die unterste Schicht hat eine lehmgelbe
Farbe. Wahrscheinlich lag der Acker im Jahre 1891 als Brache. Er war vielleicht sehr
tief gepflügt, so daß infolge der sehr dünnen Ackerkrume der gelbe Lehm vielfach zum
Vorschein kam. — Wir sind auf dem Steinpflaster angekommen. Es war eine interessante
Untersuchung. Die aufgeschwemmten Massen erzählten uns in ihrer stummen Sprache die
Geschichte des benachbarten Ackers. Wir machen noch mit einem langen Messer einen
scharfen Schnitt durch die Erdschichten. Nach Entfernung der vorderen Massen erkennen
wir an den bloßgelegten Schnittflächen deutlich die dünnen, übereinanderliegenden Schichten,
die sich meist schon durch ihre Farbe, sonst aber durch die Einschlüsse voneinander unter-
scheiden. Wir zählen von unten nach oben folgende sieben Schichten: die lehmige Schicht
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29 —
sich immer mehr, wenn verhältnismäßig auch nur um ein Winziges, verringerte. Die
Erdrinde, alsv das Urgebirge mit den darauf lagernden Formationen, mußte sich dem
verkleinerten Erdkern anpassen. Dabei zerriß und zerbarst sie vielfach, ihre Schichten
richteten sich auf, falteten sich oder schoben sich wohl gar übereinander. So kam alles in
die größte Unordnung, und die Geologen, die Erforscher der Erdrinde, haben unsägliche
Mühe, um sich und uns Klarheit über die erdgeschichtlichen Vorgänge zu verschaffen. Diesen
Vorgängen des Abrutfcheus und Faltens verdanken die heutigen Gebirge ihre Entstehung.
Doch die Veränderungen aus unserem Hofplatz sind noch nicht abgeschlossen. Nun
der Platz durch die Senkungen uneben geworden ist, beginnen die Regenschauer ans
demselben eine nivellierende Thätigkeit. Um diese ungestört vor sich gehen zu lassen, bauen
wir, — d. h. hübsch in der Phantasie, der wir ja überhaupt Hosplatz wie Acker verdanken,
— einen Damm zwischen Acker und Hofplatz, so daß neue Aufschwemmungen nicht mehr
stattfinden können. Wir sehen nun, wie das Wasser die Schichten, die es früher aufbaute,
wieder zerstört. Von den Hügelchen wird das lose Erdreich wieder abgewaschen und nach
den niedrigeren Stellen getragen. Hier entstehen also über den bisherigen Schichten neue,
allerjüngste Ablagerungen, während dort durch Abtragung der jüngeren, der „Haferschicht" :c.,
ältere Schichten bloßgelegt werden. Während also an der einen Stelle die jüngste, die
„Haserschicht von 94" in der Tiefe begraben wird, finden wir an einer anderen vielleicht die
älteste, die lehmige von 1891 zu Tage liegend. — (So grenzen z. B. die im Rheinischen
Schiesergebirge bloß liegenden Formationen der Vor-Kohlenzeit hart an das Schwemm-
land der Kölner Bncht.) — Stellenweise werden sogar alle Schichten wieder abgetragen,
das Steinpflaster — das Urgebirge — tritt zu Tage. (Schwarzwald, Brocken ic.) Auch
kleine und große Rinnen wäscht das Wasser aus, die es sich immer mehr vertieft. Ver-
laufen mehrere solcher Rinnsale neben- und durcheinander, so bilden die dazwischen stehen-
bleibenden Partien gleichsam kleine Berge. So hat das Wasser auch im großen auf
der Erde Tafelländer zu «Gebirgslandschaften ausgewaschen. (Siehe Sächsische
Schweiz.)
Wir haben folgendes gefunden: 1a) Die Unebenheit der Erdoberfläche ist
in der Hauptsache begründet in der fortschreitenden Abkühlung, oder
anders, in der Zusammeuschrumpfuug der Erde. 1b) Die Gebirgsbildung
beruht überwiegend auf Abrutschungen, Faltungen und Auswaschungen
der Erdoberfläche. 2. Bei der Bildung der Erdoberfläche haben die Zer-
mürbungskräfte (Luft, Niederschläge, Frost und Hitze) und das Wasser eine große
Rolle gespielt, indem durch ihre Thätigkeit die Höhen abgetragen, und die
Ebenen und Senkungen des Urgebirges mit mächtigen Erdschichten bedeckt
wurden. 3. Durch entstehende Spalten drang häufig die glutflüssige
Masse des Innern und überdeckte stellenweise die Erdschichten (Eruptiv- oder
vulkanische Gesteine).
Alle Kräfte, die unserer Erde ihr heutiges Gepräge gegeben haben, sind anch heute
noch an der Arbeit, sie immer aufs neue umzugestalten. Auch heute noch wird von allen
Höhen das Erdreich heruntergeschwemmt in die Niederungen und schließlich in die Lceane:
Alles Festland ist auf der Wanderschaft begriffen hinab auf den Meeres-
grund. Dort unten werden die Festländer der Zukunft aufgebaut, einer
Zukunft freilich, die sein wird, wenn Millionen Menschengeschlechter dahingegangen sein
werden und die Himmelskörper viel tausendmal ihre Kreise vollendeten. — Auch die Mächte
des Erdinnern sind noch heute in Thätigkeit. Auch jetzt noch brechen die feurigen
Massen, wenn auch wohl seltener, aus der Erde hervor („feuerspeiende" Berge), und auch
heute noch werden vielleicht ganze Länder allmählich gehoben, während andere sich ebenso
allmählich senken. (Das nördliche Skandinavien hebt sich, während das südliche Schweden
sich senkt.) Alles auf Erdeu ist dem Wechsel unterworfen, selbst der Boden unter unseren
Füßen, selbst das mächtigste Gebirge. Der Allbezwingerin, der Zeit, der Ewigkeit, muß
sich alles fügen. Wie die Erde von Jahreszeit zu Jahreszeit ihr Kleid wechselt, so er-
neuert sie von Jahrtausend zu Jahrtausend, oder sagen wir von Jahrmillion zu Jahr-
milliou durch Ab- und Umlagernng sich selber, ihr Fleisch und Blut.
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welchen Pflanzen die jetzigen Steinkohlenlager entstanden sind. Das Hangende derselben
ist meist ein schwarzer Schiefer, und auf ihm finden sich zahllose Abdrücke. Sie rühren
aber nicht von kleinen Moospflänzchen her, sondern von großen kraut-,
st rauch- und baumartigen Gewächsen. Besonders häusig findet man Abdrücke von
Farnkräutern und -bäumen. Andere Abdrücke weisen auf sogenannte Schuppen-
bäume hin (nach ihrer schuppigen Rinde so benannt), die 15—20 m hoch waren. „Es
sind die kräftigen Ahnen eines jetzt verkommenen Geschlechtes, der Bärlappgewächse, die
sich höchstens 1/4—3/4 m erheben." (Roßmäßler.) Außerdem wuchsen in den „Steinkohlen-
Wäldern" 5—6 m hohe Schachtelhalme, — die jetzigen Schachtelhalme werden nur bis
zu x/2 m hoch, — und andere Gewächse mehr. Bon den Bäumen findet man mitunter
im Hangenden noch die aufrechtstehenden versteinerten Stämme (f. Bild), während das
„Liegende" — die unter den Steinkohlen liegende Schicht, die meist aus Schieferthonen
n. f. f. besteht, — noch oft die Spuren von Wurzeln erkennen läßt. Es steht deshalb fest: wo
jetzt Steinkohlenlager sich befinden, grünte einst eine waldähnliche Vegetation. Doch dürfen
wir dabei nicht an unsere Wälder denken. Waldbäume iu unserem Sinne (wie Buchen,
Eichen, Tannen ?e.) gab es überhaupt uoch nicht, das Ganze läßt sich viel eher mit den
Dschungeln, jenen Rohr- und Gesträuchdickichten des sumpfigen Ganges-Delta, vergleichen.
Unter ganz ähnlichen Bedingungen wie diese, — Sumpfboden und heißes Klima, —
müssen auch die Steinkohlen„wälder" emporgewuchert fein.^) Es herrschte damals ein
tropisches Klima in Deutschland, und der feuchte Boden war in der Hervorbringung
kolossaler Pflanzenmengen, die wahrscheinlich dicht wie ein Torfmoospolster standen,
geradezu unerschöpflich. Ein einzelner Wald aber, und sei er noch so üppig, kann kein
ganzes Flötz Steinkohlen bilden; zusammengepreßt und verkohlt würde er vielleicht nur
die Dicke eines Brettes haben. Und doch giebt es Flötze von 15, 16 und 17 m Stärke.
Sie konnten nur durch eiue Art Moorbildung entstehen. Bei Zunahme der Feuch-
tigkeit, etwa durch Überflutung der Niederung, versumpfte der Wald und starb ab,
aber auf seinem torfigen Moder wucherte schnell eine neue, ebenso üppige Pflanzenwelt
empor. Nach kürzerer oder längerer Frist teilte sie das gleiche Schicksal. So ging es
durch Jahrtausende, bis aus irgend welchen Ursachen, durch Senkung oder durch Einbruch
des Oceans, die Überlagerung neuer Erdschichten begann. Wir sehen, daß das Kohlen-
lager weniger aus dem zur Zeit der Erdbedeckung grünenden Wald, als vielmehr aus
dem aufgehöhten Modergruud entstanden ist. Unser Satz, daß die Kohlenlager Vorzeit-
liche Moore seien, ist also zutreffend, nur habeu wir es mit einer Moorbildung „im
großen Stil" zu thuu, bei der die Stelle der kleinen Torfpflänzchen durch mächtige Ge-
wachse bis zu Baumhöhe vertreten wurden. •— Aus irgend welchen Gründen nahm nieist
die Erdaufschwemmung ein Ende, ehe noch die Senkung (Depression) ausgefüllt war, und
sogleich entstand ein neues Sumpfdickicht gleich dem ersten. So wurde das Material für
ein zweites Flötz gebildet u. s, f. Sehr lehrreich ist in dieser Beziehung das Stein-
kohlenlager der Kap Breton-Insel (Neuschottland), welches deutlich sieben alte Erd-
oberslächen mit ebenso vielen Wäldern erkennen läßt. Zahlreiche Stümpfe der-
selben finden sich eingebettet in den über den Flötzen lagernden Sandsteinschichten. So-
viele Flötze wir in einem Steinkohlenlager antreffen, so oft war letzteres eine lustig
grünende Erdoberfläche. Je nachdem längere oder kürzere Zeit bis zur neuen Sand- und
Schlammbedeckung verfloß, wurde das Flötz mehr oder weniger mächtig. Die Sumpf-
gebiete müssen oft einen sehr großen Umfang gehabt haben; so beträgt z. B. das Areal
des Saarbrückener Kohlenlagers 200, des Ruhrkohlengebietes 2000, das des Pittsburger
Reviers in Nordamerika gar an 100 000 qkm. (Vergleich! — Parallele; die großen
i) Auch die Frage, worin eine so umfangreiche Sumpfbildung zur Steiukohlenzeit
begründet gewesen sein sollte, hat eine Beantwortung gefunden. Verschiedene Umstände
weisen darauf, daß zur Karbonzeit besonders viel Festland entstand. Auf einem neuen
Boden ist aber der Wasserabfluß noch nicht geregelt, da die Wasser sich erst selber die Ab-
flußrinnen nagen müssen. So bildeten sich denn auf deu karbonischen Festländern überall
neben eigentlichen Seen auch viele ausgedehnte, flachfchüsselige, schnell versumpfende Wasser-
ansammlungen.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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— 95 —
forschen. Alljährlich wird vom Staate eine bestimmte Summe für diesen Zweck
ausgeworsen. — Die Römer erlagen dann später den Alemannen, die ihrerseits
schließlich von den Franken unterworfen wurden. Noch später entwickelte sich
hier das Herzogtum Schwaben, das nach manchen Wandlungen sich zum König-
reich Württemberg herausgestaltete.
Zusammenstellung der charakteristischen Merkmale: Hügelige
Mulde; mildes, sonniges Klima; freundliche Landschaften; reicher
Getreide-, Obst- und Weinbau auf fruchtbarem Lößboden; zahl-
reiche gewerbthätige Mittelstädte; große Salzlager.
Zusammenstellung und Eintragung der betreffenden Namen ins Namenheft
(s. hinter „Schwäbischer Iura").
Der Lös;.
Wiederholt tritt uns in Deutschland als Träger hoher Fruchtbarkeit der Löß ent-
gegen. Man darf ihn als eine Art sandigen Lehm bezeichnen. Doch unterscheidet er sich
auch wieder wesentlich von diesem. Er klebt nicht, sondern ist locker, feinpulverig und
mehlig abfärbend. Seine Farbe schwankt zwischen ockergelb und braun. — In ungeheuren
Mengen findet er sich in Nordchina, wo er gleichfalls die außerordentliche Fruchtbarkeit
des Landes bedingt. Er ist meist von feinen Röhrchen durchzogen, liegt nicht wie die
Formationen fchichtenweise und enthält viele Gehäuse von Landschnecken. Dagegen fehlen
ihm die Reste von Meertieren, wie wir sie in den bekannten Formationen finden. Aus
diesen und anderen Thatsachen ist man zu dem Schluß gekommen, daß der Löß, —
wenigstens was die Lößflächen Asiens betrifft, — nicht eine Wasser- (Schichten-)bildnng,
sondern ein Produkt des Windes sei. Bekannt ist, wie der Wind den Sand zu mäch-
tigen Düueu zusammenweht und diese über die Küstengebiete wandern läßt. Noch
weit mehr Macht hat er über den allerseinsten Erdstaub. Ihn trägt er, ihn immer
wieder aufnehmend, über die weitesten Erdräume. An geeigneten Stellen wird derselbe
dann von der Grasnarbe festgehalten. Diese wird nach und nach von ihm überdeckt, strebt
jedoch, sich wieder über ihn emporzuarbeiten. Kaum ist ihr das gelungen, so haben sich
auch schon wieder neue Staubmassen zwischengelagert, worauf die Vegetation sich aufs
neue hebt n. s. f. So „wächst" der Boden gleichsam immer höher. Die jeweilige ältere,
vom Staube bedeckte Grasnarbe stirbt ab und hinterläßt im erhärtenden Boden das eigen-
tümliche Röhrensystem. In China, in der Mongolei und anderen Teilen Asiens haben
diese vom Winde aufgebauten Erbmassen teilweise eine Mächtigkeit von 700 in gewonnen!
Flüsse schneiden in einem solchen Boden stets tief und steilwandig ein und nehmen in
dem leicht abfärbenden Erdreich eine gelbe Farbe an. Diesem Umstand verdanken der
Hoang-Ho (hoang —gelb, ho — Fluß) und das Gelbe Meer (chinesisch Hoang-hai) ihren
Namen. Sogar der Titel des chinesischen Kaisers, Hoang-ti (ti = Herr) ist daraus
hergeleitet.
Ob nuu auch die deutsche Lößerde die für den asiatischen Löß (vom Freiherrn
von Richthofen) nachgewiesene Entstehungsgeschichte hat, steht für alle Gebiete noch nicht
fest. Manche Gelehrte halten an der älteren Ansicht fest, daß die deutschen Lößablagernngen
ein Schlämmprodukt der eiszeitlicheu Gletscherwasser seien.
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Nordchina Asiens China Mongolei
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f) Höhlen.
Wie alle Kalksteingebirge ist auch der Jura reich an Höhlen. Sie sind
in der Hauptsache durch das ins Gebirge so massenhaft eindringende Wasser ans-
gewaschen worden. Die größeren derselben, namentlich diejenigen der Fränkischen
Schweiz, — so nennt man den nördlichsten Teil des Fränkischen Jura, —
sind beliebte Zielpunkte der Reisenden. Ihre größte Anziehungskraft besitzen sie
in den sogenannten Tropfsteingebilden. Ähnlich wie am Dachrand die Eis-
zapfen, so entstehen an der Höhlendecke Kalksteinzapfen. Jeder herabfallende
Tropfen Wasser läßt nämlich einen Teil seines Kalkgehaltes zurück, und da jeder
wie das bekannte Nasentröpfel die herabragenden Spitzen zum Ausgangspunkt
sucht, so werden diese allmählich immer weiter nach unten herabgebaut, bis sie
schließlich den Boden erreichen. Andere Gebilde schlagen die umgekehrte Rich-
tuug ein und wachsen von unten nach oben. Sie werden durch die unten
aufschlagenden Tropfen nach und nach ausgebaut. Die Tropfsteingebilde sind
im allgemeinen kegel- und säulenförmig, haben aber meist die wunderlichsten
Formen und werden dann oft dementsprechend von den Höhlenführern mit be-
sonderen Namen belegt, als „Mönch, Ritter, Glocke" u. s. w. Beim Anschlagen
geben sie meist einen klingenden Ton. Unser Bild (Atlas, Anhg. S. 6) veranschau-
licht uns in geeigneter Weise eine solche Tropfsteinhöhle mit zahlreichen Tropfstein-
gebilden. (Das Motiv ist freilich aus Kraiu in Österreich, Adelsberger Grotte.) —
Um den Besuchern ein besonderes Vergnügen zu machen, beleuchtet man die Kalk-
höhlen hin und wieder mit bengalischem Licht. Das ist dann ein seltsamer,
prächtiger Anblick! Die Wände, die Decke und die Tropfsteinfiguren glitzern
und funkeln in lebhaftem Feuer, und der Besucher glaubt sich in die unter-
irdischen Zauberschlösser der Märchen, in die Wohnungen der Zwerge und
Kobolde versetzt.
Für den Naturforscher haben diese Höhlen noch einen besonderen Reiz.
Man findet in ihnen, meist im Schlamm vergraben, außerordentlich viele Knochen-
reste vorweltlicher Tiere und zwar aus der Zeit des älteren Schwemmlandes
(Diluvium). Vorzugsweise sind es Knochen des Höhlenbären, der Höhlenhyäne,
des Riesenhirsches und des Mammuts. Letzteres ist dasselbe Tier, das man
heute noch mit Haut und Haaren aus dem Eise Sibiriens hervorzieht. Neben
und zwischen diesen Knochen findet man Steinäxte, steinerne Pfeilspitzen, steinerne
Messer :e., also die bekannten Geräte des ersten Menschengeschlechtes. (Gewisse
französische Höhlen bergen neben diesen Hinweisen auf die Existenz von Menschen
zur Diluvialzeit auch Knochen desselben, z. B. ganze Schädel.) Wir sehen
also, daß die ersten Menschen schon mit einem untergegangenen Tier-
geschlecht zusammenlebten, und daß sie sich in der Juragegend der Höhlen
als Wohnungen bedienten. Die größte Menge der Knochen dürften Abfälle
der Mahlzeiten dieser Höhlenbewohner sein. Anscheinend wnrde bei denselben
mit Vorliebe Fleisch und Mark des Höhlenbären verzehrt.
Aus der Jurazeit.
Die deutschen Gelehrten haben sich lange Zeit mit besonderer Lorliebe mit der
Juraperiode beschäftigt. Das deutsche Juragebirge ist nämlich reich an interessanten
Fossilien und erregte dadurch früh die Aufmerksamkeit der Forscher. Besonders schön er-
halten sind die Abdrücke und Bersteinerungen in dem Solnhosener Gestein. In der
Gegend von Solnhofen muß jahrtausendelang ein feiner kalkiger Schlamm ab-
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Extrahierte Personennamen: Francke Konrad_Ii Konrad Ernst
von_Schwaben Ernst Ludwig_der_Springer Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Merseburg Halles Mainz-Frankfurt Deutschland Oberrheinische Strafsburg_S.
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eine zum Zechstein (Nach-Kohlengebirge, Dyas) gehörige Schicht mergeligen
Schiefers gebunden, den es gleichsam durchtränkt hat (Erz-Imprägnation,
s. S. 179 Fuß). Schon Luthers Vater war ein „Kupferschiefer"-Bergmann.
Eisleben A und Mansfeld h sind die beiden wichtigsten Örter des Distrikts.
Seit 18901) befindet sich der Mansfelder Distrikt in schwerer
Notlage; eine Menge Gruben siud „ersoffen"! Der Bergmann hat
immer schwer mit dem im Berg so massenhaft zirkulierenden Wasser (woher?)
zu kämpfen, und deshalb sind auch im Mansselder Distrikt zahlreiche große
Pumpen aufgestellt, deren jede in der Minute 70 cbm hebt und zwar so hoch,
daß es durch einen hoch gelegenen Stollen in die Saale ablausen kann.')
Jahrelang hatten sie in ausreichender Weise das Wasser beseitigt, da brach im
Juli 1890 eine schwere Katastrophe herein: ein zwischen Eisleben und Halle
gelegener See (s. Karte), der Salzige See genannt, fand durch ein „Einfallloch"
unterirdischen Abfluß und ergoß sich in die Maulwurfsgänge, welche der Berg-
mann sich in jahrhundertelanger Arbeit geschaufelt hat; „dem Gnom der-
mahlte sich die Nixe." In zwei Jahren, vom Juli 1890 bis Februar 1892
glitten von den 60 Millionen cbm, die der See enthielt, volle 40 Millionen
hinab und verursachten dort unten eine fürchterliche Sintflut. Da entschloß sich die
„Gewerkschaft", — Besitzer ist hier nicht der Staat, sondern die „Kupferschiefer-
bau treibende Gewerkschaft", •— den See anzukaufen — und auszupumpen,
ein Unternehmen, das ca. 24 Millionen Mk. verschlang. Es wurdeu gewaltige
Pumpwerke errichtet, von denen jedes 120 cbm Wasser in der Minute heraus-
hob — (in I.1/2 bis 2 Minuten ein Schulzimmer leer!) — und auf eine Höhe
von 12 m brachte, von wo es längs eines früheren Abflusses, der Salzke, in
die Saale abfließen konnte. So verschwand denn der Salzige See von der
Landkarte! Das Unglück war damit aber noch nicht beseitigt. Die ungeheuren
hinabgesunkenen Wasser wogten in der Tiefe weiter! Sie füllten nicht bloß
die Stollen, sondern auch die Hohlräume — „Schlotten" genannt, — die
durch das Bergwasser seit alters in den Gips und Salzstein ausgewaschen waren.
Hier setzten sie die Aushöhlung in zügelloser Weise sort und schufen wahrschein-
lich Schlotten von großer Ausdehnung. Dadurch werden wieder Erdstürze
bedingt, indem Deckenteile der Höhlen sich ablösen und niederstürzen. Grade
unter der Stadt Eisleben scheinen sich solche bedrohliche Vorgänge abzn-
spielen. Wiederholt wurden die Bewohner durch donnerähnliches Poltern und
heftige Erderschütterungen erschreckt. Einzelne Häuser schwankten, bekamen Risse
und wurden von den Bewohnern verlassen. Eine Kirche mußte gestützt werden,
weil man ihren Einsturz fürchtete. Neben ihr entstand ein Loch von 21/2 m
Länge und l1/2 m Breite. Die Angst der Bewohner ist erklärlicher Weise keine
geringe; überängstliche Gemüter fürchten, über kurz oder lang könne die ganze
Stadt in die Schlotten hinabsinken. Andererseits weist man darauf hin, daß
ähnliche Vorfälle —- Erschütterungen, Risse in Häusern 2c. — sich in jedem
Bergwerksdistrikt, namentlich auch in Steinkohlen-Bergwerken ereignen, so daß
zu besonderer Aufregung kein Grund vorliege. ^)
1) Das Folgende in der Hauptfache nach einem Artikel in der „Deutschen Warte":
„Die Sintflut in den Mansfelder Erzrevieren" (von Wilhelm Fischer).
2) Der „Schlüsselstollen" ist gegen sechs Stunden (33 km) lang. (Vergl. oben.)
3) Vielleicht ist der eine oder andere Kollege ans Eisleben oder Umgegend so
freundlich, dem Verfasser über die gegenwärtige Sachlage einige Mitteilungen zu machen,
wofür derselbe sehr dankbar sein würde.
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TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T161: [Luther Wittenberg Jahr Martin Freund Wartburg Universität Melanchthon Kurfürst Worms], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
Extrahierte Personennamen: Bergmann Wilhelm_Fischer Wilhelm