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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. 2 - S. 26

1913 - Grünstadt : Riedel
26 standen die Graphitfabriken Passau's, Obernzells usw., welche Schmelztiegel u. a. liefern, die großartigen Bleistiftfabriken, die Porzellanfabriken in Passau u. a. O. und ferner die bedeutende Glaswarenindustrie des Böhmerwaldes, die an 140 Glashütten zählt, als deren Folge wieder die berühmte Spiegelfabrikation in Fürth anzusehen ist. Der Granit des Fichtelgebirges und der Alpengegenden rief die großen Steinschleifereien ins Leben. Die verschiedenen To nlager Ober- und Niederbayerns veranlaßten die Fabrikation von Ton- und Zementwaren in großem Maßstabe. So finden wir in der Umgebung von München große Ziegeleien, Fabrikation von feuer- festen Ziegeln und Trottoirsteinen. Im Gebirge haben sich große Zementsabriken aufgetan, und Weltruf haben die Steinplatten Solenhofens erlangt. Sehr bedeutend ist aber auch die Salzgewinnung im Berch- tesgadener Lande. Außer der bergmännischen Erarbeitung wird das Salz in Salinen gewonnen. Berchtesgaden, Reichenhall, Traun- stein, Rosenheim, nebst Kissingen an der Saale und Dürkheim in der Pfalz produzieren durchschnittlich pro Jahr 3/4 Millionen Zentner dieses unentbehrlichsten aller Gewürze und damit steht Bayern in Deutschland an vierter Stelle. Ueber die „Organisation der Gewerbe." S. „B. u. L." Iii. Jahrgang. _______ Verkehrsmittel in früherer Zeit. Die mannigfaltigen Bedürfnisse des Lebens, die Sorge für des Leibes Notdurft, Wohlbehagen und Bequenllichkeit führte die Menschen der ältesten Zeiten schon zum gegenseitigen Ein- und Austausch von Gütern aller Art. Rote Mittelmeerkorallen in den Pfahlbauresten der Schlveiz bezeugen uns Gebietern des Dampfes und der Elektrizität, daß die Menschen äonenferner Tage über unsere bekanntesten Alpenwege schon südeuropäische Waren transportierten. Eine indische Kaurimuschel, in einem pommerschen Hünengrabe ge- funden, liefert den Nachweis, daß auch die vorgeschichtlichen Be- wohner Norddeutschlands mit dem Orient in Verbindung standen, dem Orient, der nachmals die mächtigsten und ausgedehntesten Handelsbeziehungen schuf von den Phöniziern des Altertums bis zu den Venetianern des Mittelalters und den Briten der Gegenwart herab. Das Emporblühen der alten großen Kulturstaaten ist nicht sowohl der Kriegstüchtigkeit ihrer Heere, sondern auch ihrer inneren Erstarkung, dem wachsenden Reichtum zuzuschreiben, welcher zum großen Teile als Frucht eines mächtigen Handels angesehen werden rnuß. Das glänzende Emporkommen der mittelalterlichen deutschen Städte, die 'Macht und das Ansehen der „Hansa", imponierender fast als die des Reiches selbst, beruhen auf gleicher Grundlage.

2. 2 - S. 72

1913 - Grünstadt : Riedel
72 dem Kartoffel- und Futterbau Raum zu gewähren. So wehen im Sommer die gelben Wogen des Kornes über die Sand- und Ton- böden des Westrichs wie über den Löß der Vorderpfalz, es reifen die nährenden Knollen da wie dort und überall duften in gleicher Weise die rötlichen Blüten des Klees. Allerdings bedingen die kli- matischen Verhältnisse mancherlei Unterschiede. Nur die sonnigen Hänge der Haardt reifen die köstlichen Produkte unter den Pfälzer Weinen. Am Glan, an der Alsenz, an der Blies verlangt der Weinstock schon die geschützesten Lagen um Aussicht auf Ertrag zu gewähren. Der Hafer bevorzugt Gegenden mit reicheren Nieder- schlägen, weshalb er in dem regenreichen Südwesten der Pfalz vor- züglich fortkommt, während die inbezug auf Feuchtigkeit wenig an- spruchsvolle Gerste im niederschlagsarmen Nordosten (Frankenthal, Kirchheimbolanden) einen weit größeren Teil der landwirtschaftlich benützten Fläche einnimmt als in der übrigen Pfalz. (S. I. Jahrg.) Der Unterschied in der mittleren Jahrestemperatur zwischen dem Westen und Osten der Pfalz beträgt zwar nur einen Grad (9 bezw. 10"). Doch ermöglicht dieser Unterschied in der Vorderpfalz noch den Anbau von Tabak und Hopfen, ebenso Mandeln und Aprikosen, während Kernobst in allen Teilen der Pfalz ein gutes Gedeihen findet. Vom Bau der Pflanzen. 1. Die Zellen. Es ist etwas Wunderbares um das Walten der Natur! Ko- chende glutflüssige Massen wandelten sich in totes starres Gestein. Zermürbt und zerrieben, zerfiel der leblose Fels und bildete den Ackerboden, auf dem unser Fuß dahinschreitet zur Arbeit und zur Erholung. Und er ist nicht tot, dieser Boden. Tausend Kräfte sind in ihm rege, auflösend, zersetzend und wieder neu gestaltend. Bald kleidet er sich in die farbenbunte Hülle, die seinem Antlitz die belebende Anmut verleiht, die mannigfach gewebte Pflanzendecke vom rau- schenden Eichwald bis zu den goldgrünen Moospolstern herab. Noch wunderbarer erscheint uns aber, wenn wir sehen, wie diese unend- liche Pflanzenhülle, die sich um die Glieder des Erdballs gelegt hat, aus den kleinsten und zartesten Anfängen sich bildet, handele es sich nun um den sturmtrotzenden Körper der Eiche oder um das ver- krüppelte Stengelchen einer armen Flechte. Das Mikroskop erst gab uns Einblick in den wunderbaren Bau der Pflanzen und ließ uns die Bausteine erkennen, die ihren Leib zusammensetzen. Ungemeine feine und zarte Gebilde sind es von runder, länglicher oder eckiger Form; wir heißen sie „Zellen", weil sie nach Gestalt und Lagerung vielfach Aehnlichkeit mit den gleichnamigen Gebilden der Bienenwaben aufweisen.

3. 2 - S. 73

1913 - Grünstadt : Riedel
73 Eine feste Haut, Membran, umschließt die kleine Zelle als stützende und schützende Wand, woher auch ihr Name „Zellwand." Den Inhalt bildet eine dickschleimige, eiweißähnliche Masse, der „Bild u ngs stoff" oder das »Protoplasma" auch „Plasma". Nach der Mitte zu verdichtet sich dasselbe gewöhnlich zu einem rund- lichen Körper, dem „Zellkern" mit dem noch dichteren „Kern- körperchen". Den übrigen Raum füllt weicheres, sogenanntes „Zellplasma" (Cpptoplasma) aus, in welchem rund um den Zellkern herum kleine Körperchen schwimmen, welche Farbstoffe, zumeist grüne, enthalten und „Chromatophoren", Farbträger, genannt werden. Sie sind es, welche die Blätter in ihr schmuckes Grün kleiden. Mit zunehmendem Alter gehen in der Zelle merkwürdige Wandlungen vor. Der Zellinhalt wird mehr und mehr zusammen- gedrängt und macht verschiedenen Hohlräumen, „Vakuolen", Platz, die sich mit einer wässerigen Flüssigkeit, dem „Zellstoffe", an- füllen. Indem die Zelle selbst an Größe noch etwas zunimmt, ver- einigen sich schließlich alle Vakuolen zu einem einzigen mit Zellsaft erfüllten Hohlraum, bei dem das Protoplasma nur noch einen dünnen Wandbelag bildet. In diesem Stadium hat die Lebenstätigkeit des Plasmas ihr Ende erreicht, die Zelle gilt als tot. Aber sie ist für den Pflanzen- körper keineswegs wertlos geworden. Im Gegenteil, höher organi- sierte Pflanzen können ohne die toten Zellen gar nicht existieren, denn sie dienen als Wasserbahnen, in denen die Nahrungssäfte zir- kulieren, tragen vieles zur mechanischen Festigkeit bei und sind für die Holzbildung von größter Bedeutung. Von besonderem Interesse ist die Zirkulation der Zellsäfte durch die Zellwände hindurch. Wir finden hier genau denselben Vorgang, den wir beobachten können, wenn wir eine Salz- oder Zuckerlösung in einem mit Pergament luftdicht verschlossenen Glase in reines Wasser legen. Nach gewisser Zeit finden wir, daß trotz des Verschlusses das Wasser Salz oder Zucker, die Lösung dagegen Wasser ausgenommen hat, daß also durch die Pergamentwand ein Ausgleich der beiden verschiedenartigen Flüssigkeiten stattgefunden hat. Auch der Zellsast ist eine ähnliche Lösung, die verschiedene Stoffe wie Zucker, Wachs, Kalkerve, Kiesel- erde, Schwefel, Phosphor, ja sogar Eisen, Oel, Körnchen von Stär- kemehl, Gifte, Gummi, Harz, Färb- und Gerbstoffe enthält. Führen zwei benachbarte Zellen Säfte verschiedenartiger Lösung, so findet zwischen ihnen derselbe Austausch statt wie zwischen dem Wasser und dem Inhalte des Glases. „Auf diese Weise wandern in der Pflanze die Stoffe von einer Zelle zur andern", und hierauf beruht das Geheimnis der Ernährung. Bei reichlich vorhandenem Safte ist die Zellhaut straff gespannt, herrscht Mangel an solchem, so fällt die Wand schlaff zusammen. Hieraus erklärt sich das Welk- und Frischwerden der Pflanzen.

4. 2 - S. 100

1913 - Grünstadt : Riedel
100 — Gewerbliche Verarbeitung von Pflanzenstoffen. Mehr und mehr läßt unsere moderne Zeit das alte Bibelwort sich bewahrheiten, daß „der Mensch Herr sei über die Erde." Zu tausend Diensten haben die Erdbewohner die Tierwelt herangezogen. In nicht minder mannigfaltiger Weise verstand es menschlicher Scharfsinn auch das Pflanzenreich sich nutzbar zu machen. Welch eine Fülle der Verwendungsmöglichkeiten tut sich uns hier auf von der Wurzel bis zum Blatt, der Blüte und der Frucht! Die Pflanze „muß den Menschen heilen, wenn er krank ist, ihn nähren und tränken, muß Gifte und Alkoholgetränke spenden, ihn kleiden und als Werkzeug seiner Gedanken dienen." Die eine deckt mit ihren Blättern und Brettern sein Dach, die andere liefert ihm Taue und Segel, Bindfaden und Zwirne. Von der dritten erhält er Klötze, Bretter, Balken, Maste und Stangen für seine Brücken, Häuser und Schiffe, wie auch das Material für die behagliche Ein- richtung seiner Wohnung. Wieder andere geben Gummi, Kautschuck, Pech, Teer, Opium oder bieten dem Maler die köstlichen Farben, aus denen seine Kunst ihre heitere Wunderwelt erstehen läßt. Eine Menge von Gewerben hat sich auf die Nutzbarkeit der verschiedensten Pflanzenarten und Pflanzenteile gegründet. Am mannigfachsten ist wohl die Verwendungsmöglichkeit des Holzes. Welche ausgedehnte Benützung erfährt es doch als Bau- stoff! Da trägt es als starkes Gebälk Decken und Dach des Hauses und spannt sich dort als feste Brück eüber den Strom. Auf seinen Wellen gleitet es als Nachen ebenso leicht wie das Riesen- gebäude des Ozeandampfers über schaukelnde Meereswogen. Tausend Gestalten nimmt das Werkholz unter den ge- schickten Händen des Schreiners, des Drechslers an. Alle die ver- schiedenen Eß-, Putz- und Ziertische mit ihren kunstvoll gedrehten Füßen, der Schreibtisch des Gelehrten wie die kunstlose Holzpritsche des Schneiders, die prunkvolle Bettstatt des Reichen wie die einfache Kinderwiege, die Dutzende von Stuhl-, Sessel-, Bank- und Schrank- formen, Kisten und Kasten bestehen ganz oder doch zum größten Teile aus Holz. Die tausenderlei Sachen und Sächelchen, womit das Christkind zu Weihnachten die liebe Kinderwelt bedenkt, ent- stammen ebenfalls zumeist irgend einem Holzhofe. Und was wird heute nicht alles in und aus Holz geschnitten und geschnitzt vom feinsinnigen Bildwerk des Künstlers an, vom zierlichen Stock- und Schirmgriff bis zum unförmigen Kochlöffel herab l Die Fabrikation unserer Musikinstrumente ist an das Vor- handensein der verschiedensten Holzarten gebunden. „Die meisten Instrumente sind äußerlich mit Mahagonifurnieren überzogen, die aus Mittelamerika stammen. Das Holz zu den Resonanzböden ist auf den Hochgebirgen unseres Vaterlandes gewachsen. Es ist aus-

5. 2 - S. 78

1913 - Grünstadt : Riedel
78 Luft, die auf diese Weise für Menschen und Tiere gesünder und zuträglicher gemacht wird. Daher auch die große Bedeutung des Pftanzenlebens für die gesundheitlichen Verhältnisse ganzer Gegen- den und die Bedeutung der Wälder als große Sauerstoffreservoire. Unermeßliche Mengen von Kohlensäure werden von den Pflanzen verschlungen, die Menschen und Tieren so notwendigen Sauerstoff- massen, deren Lebenslust, aber ausgeschieden. So wirkt, sich fortwährend selbst ergänzend, die Natur bei ihrer stillen Arbeit, und stets bleibt sich das Verhältnis der ein- zelnen Bestandteile in der atmosphärischen Lust nahezu gleich. Trotzdem der Atinosphäre täglich ungeheure Kohlensäuremengen zu- geführt werden (ein erwachsener Mensch atmet beispielsweise täglich etwa 900 g Kohlensäure aus, was auf die zu 1400 Millionen Köpfen gerechnete Menschheit schon 1200 Millionen kg pro Tag ausmacht und allein die Schornsteine der Krupp'schen Werke in Essen geben täglich 21/2 Millionen kg Kohlensäure an die Lust ab), nimmt doch der Gehalt der Luft an diesem Stoffe nicht wesentlich zu. Nach den neuesten wissenschaftlichen Forschungen sollen 10 Oo0 Liter Luft nur 31/2 Liter Kohlensäure im Gewichte von etwa 7 g enthalten, und auch davon sind wieder 8/n Sauerstoff und nur 3/n Kohlenstoff. Hierin haben wir die kolossale Bedeutung der Pflanzendecke zu erblicken, welche die Oberfläche unseres Planeten umschließt. 4. Nahrungsumwandlung. Assimilation. Unter allen Nahrungsstoffen, deren die Natur sich zum Aufbau ihrer Organismen bedient, ist der wichtigste und unentbehrlichste der Kohlenstoff. Wie bereits hervorgehoben, entnimmt die Pflanze ihren ganzen Bedarf hieran nur aus der Luft, indem sie die in der- selben enthaltene Kohlensäure durch die Spaltöffnungen in das Zellen- innere einführt. Wie der Name andeutet, ist aber die Kohlensäure eine Ver- bindung von Kohlenstoff und Sauerstoff. Es muß daher, soll der Kohlenstoff gebrauchsfertig sein, diese Verbindung erst gelöst werden I Dazu sind aber nur die durch Blattgrün gefärbten Kügelchen in den Zellen als besonders hiefür bestimmte Organe befähigt. Aber auch sie können diese Arbeit nur dann verrichten, wenn Licht und Wärme ihnen wirksame Unterstützung leihen. Nach allen Beobachtungen und Erfahrungen hat die Wissenschaft unwiderleglich festgestellt, daß ohne Licht keine Pflanze assimilieren kann und daß diese Tätigkeit in der Nacht im Dunkeln überhaupt ruht. So haben wir also die Chlorophpllkörper als die Laboratorien zu betrachten, in denen durch Zersetzung der Kohlensäure der Kohlen- stoff zum Aufbau der organischen Substanz gewonnen wird. Zugleich aber tritt hier noch das Wasser mit den in ihm aufgelösten Mine-

6. 2 - S. 109

1913 - Grünstadt : Riedel
.109 Wie viele dieser den Körper durchrollenden Stoffmengen gehen aber demselben auf ihrem nie rastenden Kreisläufe verloren! Durch die unzähligen Poren der Haut tritt in feinen Tröpfchen der Schweiß, unermüdlich sondern die Nieren Harnstoffe ab und scheiden sie aus und als Wasserdampf haucht die Lunge ganze Wolken von Flüssig- keit mit jedem Atemzuge in die Luft. So großem Verbrauche flüssiger Stoffe muß ein gleich großer Ersatz entsprechen, sobald der Körper das Ersatzbedürfnis anmeldet. Wir nennen dieses Bedürfnis „Durst." Die Mittel, welche wir zu seiner Stillung verwenden, heißen wir „Getränke." Als natürliches, seinem Zwecke auch vollkommen entsprechendes Getränk bietetet sich dem Menschen das „Wasser." Das Tierreich beut ein gleich vorzügliches Mittel, nicht nur geeignet das brennende Durstgefühl zu befriedigen, sondern dem Körper auch noch eine Reihe wichtiger Nährstoffe (Eiweiß, Fett, Zucker 2c.) zuzuführen: die „Milch." Indes hat das verfeinerte Bedürfnis des modernen Kultur- menschen noch verschiedene Nebenforderungen geltend gemacht und so eine Reihe von künstlichen Getränken geschaffen, die täglich in großen Mengen bereitet und genossen werden. Für die Sommerhitze fordert man Erfrischung und Kühlung und verschafft sich dieselbe durch „kohlensaures Wasser" oder „Limonaden". Die kühleren Jahreszeiten bringen „w ä r m e n d e, anregende" Getränke zu Ehren und versammeln häufiger als sonst die trinkende Menschheit um „Teekessel" und „Kaffeekanne." Andere erfreuen sich an der narkotischen Wirkung alkoholhaltiger, gegorener Getränke, trinken also lieber Wein, Bier 2c. Wer Gewicht darauf legt, daß die Flüssigkeit, welche er zu sich nimmt, dem Blute auch Nährstoffe zuführt, dem stehen schwach und kräftig nährende Getränke zur Verfügung. Ersteren zählen die Fruchtsäfte, Emulsionen, z. B. Mandelmilch, letzteren Milch, Schokolade, Fleischbrühe u. a. zu. Eine ganz große Reihe von Ge- tränken hat sich die Heilkunde dienstbar gemacht um damit der leidenden Menschheit Heilung, Erquickung und Linderung zu bringen. (Pfefferminze, Wermut, Schafgarbe, Tausendgüldenkraut, Kamille, Fenchel, Baldrian, Wegerich 2c.) Genußmittel. Wie wir sahen, verfolgt die Aufnahme einer Reihe von Ge- tränken nicht die Absicht dem Genießenden Nährstoffe zuzuführen, die seinem Körper Ersatz bieten könnten für die Substanzen, welche durch den Stoffwechsel verbraucht wurden. Ihnen ist nur die Aufgabe zugewiesen eine bestimmte, mehr oder minder wohltuende

7. 2 - S. 115

1913 - Grünstadt : Riedel
115 Wasser, in den übrigen Fällen Milch zu. Beide verrührt, geben den zähen Teig, der einen Zusatz von Hefe erhält, die zumeist aus Hefe- pilzen besteht. Wird die Masse auf einige Zeit einer mäßigen Wärme ausgesetzt, so beginnt die Teigmassesich plötzlich zu regen; sie schwillt auf, Blasen bilden sich, kurz, der Teig gärt. Dablei platzen wie beim Kochen die Zellwände, die Stärkekörnchen wandeln sich in Zucker um, der von den Hefepilzen sofort in Alkohol und Kohlen- säure zerlegt wird. Letztere als leichtes Gas sucht zu entweichen, sammelt sich aufsteigend in größeren und kleineren Blasen und treibt so die Teigmasse auseinander. Dieser Vorgang setzt sich im Backofen so lange fort, bis die Hefepilzchen durch die Backofenhitze getötet werden. Nun hört die Gärung zwar auf, dafür setzt ein andrer Vorgang ein. Die Back- ofenhitze verwandelt die im Teige steckenden Flüssigkeiten, Wasser, Milch, Alkohol, in Dampf, der gleichfalls zu entweichen sucht und die Auflockerung der Teigmasse vollendet. Auf diese Weise erhalten wir ein lockeres schwammiges und dadurch gesundes Gebäck. Beim Brotbacken wird zur Gärung noch hie und da der früher allgemein benutzte Sauerteig verwendet, der ganze Kulturen von Hefepilzen einschließt, welche die Teigmasse, der sie zugesetzt werden in rasche Gärung bringen. Da der Sauerteig aber stets „Milch-" oder „Essigsäure" enthält, teilt sich dem Brote stets ein stark säuerlicher Geschmack mit. Auch die Hefe kann derartige Nachteile manchmal im Gefolge haben. Außerdem entsteht durch die Gärung auch ein nicht unbeträchtlicher Verlust an Stärkemehl. Zur Vermeidung dieser Uebelstände hat man neuerdings Er- satzmittel für Hefe und Sauerteig gefunden. Es gehört hierher das Backpulver, ein Gemisch von phosphorsaurem Kalk und kohlen- saurem Natron; des weiteren die sogenannte „Schnellhefe", die zur Hälfte aus Stärkemehl und zur Hälfte aus Weinsäure besteht. Beide Mittel entwickeln in der Teigmasse unter dem Einflüsse der Feuchtigkeit gleichfalls Kohlensäure, die beim Entweichen den Teig ebenso lockert wie dies bei der Gärung geschieht. (S. auch „B. u. L." Iii. Jahrg. S. 113-114.) Aufbewahrung pflanzlicher Nahrungsmittel. Luft und Feuchtigkeit, dem Hausfrauenfleiße in der Hand- habung der Reinlichkeit willkommene und unentbehrliche Gehilfen, in der Speisekammer wehrt man sie mit allen Mitteln ab. Führen sie doch, wie bereits andern Ortes („B. u. L." Iii. Jahrg. S. 116) dargetan, die Fäulnispilze und Gärungserreger herbei, bereu Be- rührung unsern Speisen Verderben bringt. Das Geheimnis einer guten Verwahrung und Haltbarmachung unserer Nahrungsmittel liegt daher zumeist in der Kunst die verderblichen Urheber der Gärung und Fäulnis fernzuhalten. . - , •; - rr, Sra £* ’stfttii hiuiq

8. 2 - S. 91

1913 - Grünstadt : Riedel
91 wonnen. Die Vorzüge einer feinen weißen Wäsche lernten wir erst dann so recht kennen, als man die Bereitung und Verwendung der wertvollen „Reisstärke" verstand. Selbst Stengel und Stroh der Pflanze finden eine recht ausgiebige Benützung zu den ver- schiedenartigsten Geflechten, sowie zur Bereitung des Papieres. Siam und die großen S u n d a i n s e l n besitzen zwei Palmen- arten, deren Mark ein Stärkemehl liefert, das in ähnlicher Weise als Nährmittel verwendet werden kann wie der Reis. Diese so- genannten „Sagopalmen" fällt man vor dem Blühen,spaltet ihre Stämme und entnimmt ihnen das sehr dichte Mark. Zerrieben, und mit Wasser angerührt, durch ein Tuch geseiht, setzt sich das Stärke- mehl ab, das als „Sagomehl" in den Handel kommt und aus dem ein gern gegessenes Brot sich herstellen läßt. Indes wird das Sago- stärkemehl durch verschiedene einander folgende Waschungen und Er- hitzungen auch zu kleinen durchscheinenden Körnern verarbeitet, die unter dem Namen „Perlsago" durch den Handel zu uns gebracht werden. Singapore ist der Hauptausfuhrplatz für das Sagomehl wie für das daraus gewonnene Produkt, das auch bei uns häufig als Suppenbeilage Verwendung findet. Gewürze. Aller irdischen Sorgen vordringlichste ist die Sorge für die Befriedigung des nagenden Hungers. So wie dieses Bedürfnis in genügendem Maße gestillt werden konnte, machte schon auf den tiefsten Stufen der Menschheit der Geschmack seine Rechte geltend, eine verfeinerte Zubereitung der Speisen verlangend. So finden wir denn schon bei den Naturvölkern, die am niedrigsten stehenden Men- schenfresser nicht ausgenommen, eine mehr oder weniger starke Ver- wendung von Gewürzen. Die alten Kulturvölker Asiens, Aegypter, Griechen und Römer machten von den Gewürzen Ostindiens, die sie durch Kara- wanen bezogen, nicht nur den ausgiebigsten Gebrauch, sie bildeten die Kochkunst gerade hinsichtlich des Würzens mit ganz besonderer Rafinesse aus. Im Mittelalter artete die Zuhilfenahme der ver- schiedenen Gewürzarten bei der Bereitung der Speisen geradezu zu einem gesundheitsschädlichen Mißbrauch aus. „Selbst sehr teure Ge- würze, wie Safran und Ambra, letztere für Fleischspeisen, wurden im Uebermaße verwendet. Der Pfeffer stieg im 13. und 14. Jahr- hundert zu einem solchen Preise, daß er für die ärmeren Klassen unerschwinglich wurde und fast als Zahlungsmittel dienen konnte. „Teuer wie Pfeffer" wurde damals eine sprichwörtliche Redensart".

9. 2 - S. 93

1913 - Grünstadt : Riedel
93 Der Kaffee. Der Wintersturm pfeift um das Dach und jagt die wirbelnden Flocken ans Fenster. Frierende Gestalten huschen draußen eilig vor- über, weiß überschneit, mit blaugefrorenen Gesichtern. Garstig ist's draußen in Schnee und Kälte. Aber gemütlich und traulich sitzt sich's bei uns im warmen Zimmer. Das Feuer im Ofen surrt eine gar angenehme Weise und auf dem Tische dampft aus Tassen und Kannen der duftende Nachmittagskaffee. Wie er nun von Großen und Kleinen mit Behagen geschlürft wird, denkt kaum jemand daran, daß so ein Morgen- oder Nach- mittagsschlückchen des braunen Trankes vor hundert Jahren zu den verbotenen Genüssen zählte. Napoleon I. hatte die Kontinentalsperre gegen England verhängt um dessen Handel lahm zu legen, die Quellen seines Reichtums zum Versiegen zu bringen. Das ganze europäische Festland sollte von den angelsächsischen Krämern keinen Ballen Ware mehr beziehen. Mochten sie ihren Kaffee, ihren Zucker, ihre Baum- wolle, ihre Gewürze, 2c. für sich selber behalten! Wehe dem Fein- schmecker, den die „Kaffeeriecher", die napoleonischen Polizisten, bei der verpönten Leckerei ertappten! Ihm drohte sichere Gefängnisstrafe. Da war es denn gut, daß der Gebrauch des Kaffees auf dem Lande kaum noch bekannt war. Nur in den Städten, und auch hier nur in den Kreisen der wohlhabenden Bürger, erlaubte man sich den damals noch ziemlich teueren Genuß. Auf dem Lande geschah dies noch sehr selten. Nur allmählich hat das fremdländische Getränk die Morgensuppe verdrängt, die ehemals die ganze Familie, Herrschaft und Gesinde, um den Tisch vereinigte. Gibt es doch heute noch Ortschaften in unserer Pfalz, wo die Kartoffel- oder Wassersuppe noch immer ihr altes Recht behauptet. Wie bei uns, so hat der Kaffee überall in der Welt seinen Platz sich erst erobern müssen, selbst in seinem Heimatland Arabien. G e m a l E d d i n, ein arabischer Oberpriester, hatte auf einer Reise das ihm noch fremde Getränk kennen gelernt. Heimgekehrt, erkrankte er, verwendete es als Heilmittel und siehe da, es vertrieb ihm die Kopf- schmerzen, ermunterte seine Lebensgeister und erwies sich in jeder Beziehung aíé nützlich. Nun empfahl er den Trank allen ihm unter- gebenen Derwischen (mohammedanische Mönche) und setzte sie dadurch in Stand nachts leichter wachen und ihre Gebete verrichten zu können. K h a i r Bei, ein türkischer Emir (Statthalter) in Mekka, wollte die Vorzüge des Kaffeegenusses nicht einsehen und verbot ihn daher 1511 als mit dem „Koran" nicht vereinbar. Die verfolgten Kaffeetrinker wandten sich aber an den Sultan und der „Beherrscher aller Gläu- bigen" entschied zu ihren Gunsten. Nun war dem Kaffeegenuß im Orient freie Bahn geöffnet. Muhammedaner, Juden und Christen genossen ihn und unter Sultan Solimán Ii. kam er 1534 auch

10. 2 - S. 74

1913 - Grünstadt : Riedel
74 In diesen Vorgängen haben wir indes nur die Erfüllung der Aufgaben zu erblicken, die der toten, bloßes Gefäß gewordenen Zelle von der Natur zugewiesen find. Welche Funktionen sind nun aber dem lebenden Gebilde ge- worden? Sie sind die geheimnisvollen Werkstätten, in denen das Wachstum der Pflanze vor sich geht, das nichts anderes ist, als eine mehr oder minder rasche Vermehrung der Zellen. Nun findet aber niemals eine freie Neubildung der Zelle statt, die Vermehrung beruht lediglich auf Teilung älterer, sogenannter Mutterzellen. Die Trennung gehbaus vom Kerne. Derselbe spaltet sich in zwei Hälften, die nach oben und unten von einander abrücken. Inmitten der Trennungsschicht bildet sich ein Häutchen als neue Zellwandung aus und damit ist die Teilung und das Entstehen einer Tochterzelle voll- zogen, die dann in gleicher Weise Protoplasmazellen zu bilden ver- mag. So bilden sich nach und nach größere Vereinigungen immer neuer Zellorganismen, die Zellgewebe, aus. Wie wir bereits gesehen, schwimmen um den dichteren Plas- makern herum kleine Körperchen, die „Chromatophoren" oder „Farbträger" genannt. Bei den Blättern, wie bei allen grünen Pflanzenteilen enthalten sie einen grünen Farbstoff, das „Chloro- phyll" oder „Blattgrün." Von ihnen haben ihre Träger, die Chromatophoren, den Namen „Chlorophyllkörper." Sie leihen den Pflanzen das grüne Gewand, sie bergen aber auch das winzige Laboratorium, in welchem die Umwandlung der rohen Bodenstoffe in die verschiedenartigen Pflanzensäfre vor sich geht. 2. Die Ernährungsorgane. Zellen und Zellengewebe bauen sich aus Stoffen auf, welche die Ernährungswerkzeuge des Pflanzenwesens aus Boden, Wasser und Luft entnehmen und ihrem Körper zuführen. Diese Werkzeuge sind Wurzeln und Blätter, die durch den Stengel (Stamm) mit seinen etwaigen Verzweigungen untereinander verbunden werden. Entsprechend den Gebieten, aus denen die Pflanzen ihre Nähr- stoffe nehmen, strecken sie die Laubkrone der Luft und dem Lichte entgegen, während sie ihre Wurzeln tief in den Erdboden hinab- senken. Ihnen kommt die Doppelaufgabe zu durch die innigste Ver- bindung der ganzen Wurzelmasse mit dem Erdboden dem empor- strebenden Körper ein sicheres Fundament, festen Halt zu gewähren, zugleich aber auch das Wasser und die in demselben aufgelösten mineralischen Nährstoffe des Bodens aufzusuchen und aufzunehmen. Um diesen Zweck zu erfüllen, was mit dem stärkeren Wachstum, z. B. bei Bäumen, immer schwerer wird, müssen sich die Wurzeln nach allen Richtungen „tastend und fühlend" verbreiten und oft weit- hin verzweigen. Aber selbst die feinsten Verästelungen sind außer- dem noch dicht besetzt mit ungemein zarten Härchen, den sogenannten
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