— 53 —
Rußland muß die Temperatur der Luft in den verschiedenen
Gegenden sehr verschieden sein. In den südlichsten Gegen-
den, auf der Halbinsel Krim und am Schwarzen Meere, ist das
Klima mild und schön, der Winter kurz und der Sommer
lang und heiß: hier gedeihen Südfrüchte, und selbst das
Kameel findet sich vor. Weiter nach Norden in dem mitt-
leren Rußland wird die Luft schon rauher als in dem nörd-
lichen Deutschland. Weite fruchtbare und mit Getreide wohl
angebaute Landstrecken wechseln mit ausgedehnten Waldungen
ab; doch sind mehrere tausend Q.-Meilen noch unbebaut. In
dem hohen Norden dagegen, wo die weite Ebene allen Nord-
stürmen offen ist, herrscht strenger Winter, und nur mühsam
fristen in diesen traurigen, schneereichen, oft morastigen Ein-
öden die Bewohner ihr Leben. Die wichtigsten Erzeugnisse
des Landes sind Holz, das in großer Menge aus den nörd-
lichen und mittleren Provinzen zur weiteren Verschiffung nach
den Ostseehäfen gebracht wird, Rindvieh, Mineralien aller
Art, selbst Silber, Gold und Platin, auch Diamanten im Ural,
Getrerde, das sogar ausgeführt wird, und Flachs und Hanf als
ein sehr bedeutender Handels-Artikel. Von charakteristischen
Thieren sind insonderheit das Rennthier, das Elenthier und
die Pelzthiere: Zobel, Hermeline, Füchse:c. zu merken.
§• 55.
Bewohner.
Gegen hundert verschiedene Völker, die sich durch Lebens-
art und Cultur sehr von einander unterscheiden, bewohnen
das weite Russische Reich. Die, welche dem Europäischen
Rußlande angehören, lassen sich in drei Völkerstämme zusam-
menfafsen. Der zahlreichste derselben ist der der Slaven,
welcher über 40 Mill. umfaßt, und zu dem die Russen,
Kosaken, Polen, Serbier, Lithauer, Letten und
Kuren gehören. Im Allgemeinen stehen diese Völker in
Vergleich mit den übrigen Europäern bis jetzt nur noch auf
einer niederen Stufe der Bildung, befangen in Unwissenheit
und Aberglauben, dem Trünke ergeben, aber zugleich auch
geschickt zum Nachahmen fremder Kunst und fremder Sprache,
einfach in ihrer Lebensweise, tapfer dem Feinde gegenüber
und seit der jüngst erfolgten Aufhebung der Leibeigenschaft
nach Bildung strebend. Alle Russen bekennen sich zur
Griechisch-katholischen Kirche, die Letten und Ku-
i
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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Extrahierte Personennamen: Zobel
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Russische_Reich Polen
— 64 —
Halbinsel, welche wieder von den Westgothen verdrängt
wurden. Nach zwei Jahrhunderten mußten diese den aus
Afrika unter Tarik (Gibel al Tarik) herüberkommenden
Arabern weichen (Xeres de la Frontera 711), und
nur in den A st u r i s ch e n Gebirgen erhielt sich ein Häuflein
Gothen unabhängig unter eigenen christlichen Königen. Karl
der Große gewann das Land zwischen den Pyrenäen
und dem E b r o, und gründete hier die S p a n i s ch e Mark.
Doch noch immer blieben die Araber Herren des Landes,
bis ihr Reich in mehrere kleine Staaten zerfiel, und diese
Schwäche von den Christen zu ernsteren Angriffen auf sie be-
nutzt wurde. Ihre völlige Vertreibung gelang jedoch erst am
Ende des 15ten Jahrhunderts durch die vereinigte Macht
der Castilifchen Königin Jfabella mit dem Arago-
nis'chen Könige Ferdinand. Nun begann Spaniens
glänzendste Epoche; es herrschte allein in der neuen Welt,
die es aufgefunden (Christoph Columbus 1492) und
unterworfen (^Ferdinand Cortez) hatte, und in der
alten dehnte es seine Macht unter K a r l V. und P h i l i p p Ii.
auf eine außerordentliche Weise aus. Aber eben so schnell
sank es wieder, als die Niederlande und die Flotten
verlorengingen. Ein dreizehnjähriger Erbfolge-Krieg (1701—
1714) schlug dem Reiche neue Wunden, für die es nie
wieder Heilung gefunden hat. Spanien trat seit jener
Zeit in Hinsicht seiner politischen Bedeutung in die Klasse
der Staaten zweiten Ranges. Die Dynastie der Bonr-
bons gelangte aus den Spanischen Thron, sie wurde
von Napoleon I. verdrängt, aber nachdem die Halbinsel sieben
Jahre ein Schauplatz der blutigsten Kriege gewesen war,
kehrte sie im Jahre 1814 auf diesen Thron zurück, dessen
Rechte zu beschränken sie 1820 durch einen Volks-Aufstand
gezwungen wurde. Gegenwärtig hat Spanien, nach Vertrei-
bung der Königin Jsabella, einen König aus dem Hause
Savoyen. Diese Unruhen hatten die Bewohner der unermeß-
lichen Besitzungen der Spanier in Amerika, bisher unter har-
tem Drucke gehalten, benutzt, sich unabhängig zu erklären,
und selbst den äußersten Anstrengungen Spaniens ist es nicht
gelungen, diese Länder sich noch länger zu sichern.
Schon seit dem Ende des elften Jahrhunderts, wo
Henri, ein Französischer Prinz von Bourgogne,
der den Spaniern wichtige Dienste gegen die Araber ge-
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
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Extrahierte Personennamen: Tarik Karl Königin_Jfabella Ferdinand Christoph_Columbus Cortez Napoleon_I. Königin_Jsabella Henri
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Spaniens Spanien Spanien Amerika Spaniens
— 84 —
ser selbst ist zwar strenger als bei uns, aber während dessel-
den der Himmel fast stets heiter und der Schnee fest. Noch
rauher aber wird es in den Gegenden jenseits des Polar-
kreises, wo wochenlang die Sonne nicht aufgeht, und zu an-
derer Zeit wieder eben so lange über dem Horizont verweilt;
während dieser Zeit wird die Hitze fast drückend, während
jener dagegen die Kälte sehr groß. In den südlichen Gegen-
den der Halbinsel findet man noch Laubholz-, namentlich
Buchen-Waldungen; nördlicher kommt nur Nadelholz und die
Birke fort; doch auch diese schrumpfen in dem höheren Nor-
den zu Knieholz und Zwergbäumen zusammen, und ver-
schwinden endlich ganz. Getreide wird nur in den südlichsten
Provinzen Schwedens gebaut, doch reicht der Ertrag nicht
für .die Befriedigung des Bedürfnisses aus; dagegen baut
man Hanf und Flachs sehr häufig. Der Haupt-Reichthum
des Landes aber besteht in Holz und dem aus demselben ge-
wonnenen Theer, in den Erzeugnissen des Mineralreichs,
namentlich in Eisen, das in großer Menge und von trefflicher
Beschaffenheit gefunden wird, und in Kupfer; einen gänzlichen
Mangel dagegen hat das Land an Salz. Die Viehzucht ist
bedeutend. Pelzthiere werden in großer Menge erlegt. Die
Flüsse sind reich an Lachsen, und der Häringsfang an den
südlichen Küsten liefert jährlich 1 Million Tonnen.
§. 103.
Bewohner.
Drei verschiedene Völkerstämme bewohnen diese Halbinsel;
der erste, zahlreichere, ist ein germanischer, und es gehö-
ren zu demselben die Schweden und Norweger. Beide,
wiewohl durch Sprache und Sinnesart nah verwandt, befein-
deten sich doch lange; sie sind groß, stark, unverdrossen zur
Arbeit, tapfer, mäßig, von einfachen, reinen Sitten und von
edler Gastfreiheit. Unter den Wissenschaften ist es besonders
die Naturkunde, welche hier sorgsame und scharfsinnige Pfleger
gefunden hat (Lmn6, Berzelius). Der zweite, im Norden
wohnende Bölkerstamm sind die Lappen oder Same, ein
verachtetes, schwächliches Volk, das etwa nur 14,000 Seelen
zählt; sie sind kaum vier Fuß hoch, haben ein plattes, blei-
ches Gesicht, eine schmutziggelbe Hautfarbe und zeigen eine
entschiedene Abneigung gegen anstrengende Beschäftigung. Unter
ihnen giebt es noch Heiden. Der dritte Völkerstamm sind die
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— 112 —
man sowohl im Norden als im Süden Asiens den Wechsel
unserer Jahreszeiten nicht; in jenem herrscht ein langer, kal-
ter Winter und ein kurzer Sommer, in diesem eine lange
trockene Jahreszeit, und eine kurze, vom Juni bis Septem-
der dauernde, durch Regengüsse bezeichnete. Der Norden
Asiens liefert dem Binnenhandel Rußlands so wie seinem
Handel mit China sehr geschätztes Pelzwerk, namentlich Zo-
bel-, Fuchs- und Marderfelle. Doch besteht der Hauptreich-
thum Sibiriens in dem Ertrag seiner Bergwerke, welche
.Gold, Kupfer, Eisen und Platin liefern. Der Süden des
Erdtheils übertrifft in der Mannigfaltigkeit seiner Erzeug-
nisse alle übrigen Theile der Erde. Im S. des Kaukasus
und in Klein-Asien ist großer Reichthum an Baumwolle,
Manna, balsamischen Harzen und edlen Südfrüchten. Die
meisten Europäischen Obstarten möchten wohl hier ihr eigent-
liches Vaterland haben. Arabien erzeugt den gewürzigsten
Kaffee und ist seit den ältesten Zeiten durch seinen Weih-
rauch berühmt. Persien liefert Seide und Baumwolle.
Indiens Gewürze haben das Land seit Jahrtausenden den
Europäern wichtig gemacht, auch seine Diamanten und Perlen
sind vielberühmt, so wie unter den Erzeugnissen seiner Thier-
welt der Elephant als das größte und der Tiger als das
wildeste Landthier nennenswerth ist. China endlich bringt
die Theestaude hervor, von deren Blättern jährlich mehr als
90 Mill. Psuud an Europäer und Amerikaner für etwa
30 Mill. Thlr. verkauft werden, wiewohl der Verbrauch der-
selben in dem eigenen Vaterlande selbst sehr groß ist.
§. 130.
Bewohner.
Kein Erdtheil bietet eine größere Mischung und Man-
nigfaltigkeit der Bewohner dar, als Asien; es sind besonders
drei Hauptstämme zu unterscheiden, 1) der K a u k a s i s ch e,
der West-Asien und den westlichen Theil von Süd-
Asien innehat, 2) der Mongolische, der in Hoch-und
Ost-Asien wohnt, 3) der Malaysche, den wir in Süd-
Asien und auf den Inseln des Indischen Oceans antreffen.
Die Bewohner Kaukasischen Stammes haben als charak-
teristische äußere Merkmale langes dichtes Haar, gerundete
Nase, längliches Gesicht und eine weiße Hautfarbe. Unter
ihnen zeichnen sich die am südlichen Abhänge des Kaukasus
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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Extrahierte Ortsnamen: Asiens Asiens Rußlands China Hauptreich-
thum_Sibiriens Kaukasus Klein-Asien Indiens China West-Asien Asien Asien
den und Osten hindurch glückliche Eroberungen ausgedehnt
wurden. Doch schon im dritten Jahrhundert n. Chr. entrissen
dem auch innerlich verfallenden Staate von Osten andrängende
Völker viele seiner Provinzen, und nach 1200jähriger Dauer
stürzte endlich, unter Romulus Augustulus, das Reich
zusammen. Das häufig verheerte Italien kam nun unter
die Herrschaft der O st g o t h e n, dann 570 unter die Longo-
bar den, dann 774 unter die Franken, und 962 unter die
Könige Deutschlands, die sich zu Rom die Kaiserkrone auf-
setzen ließen. Durch diese Stürme war die Bevölkerung Jta-
liens eine andere geworden, indem an die Stelle entarteter
Römer Nachkommen Deutscher Stämme getreten waren. Von
Deutschen Kaisern begünstigt, knüpfte Italien zur See einen
lebendigen Verkehr mit dem Orient an, und führte die von
dort ihm kommenden Waaren seinen nördlichen Nachbaren
Zu. So errangen Venedig, Genua, Pisa und Mai-
land glänzenden Wohlstand. Unterdessen waren die Päpste
zu Rom bemüht, sich und Italien von dem mächtigen Ein-
flusse Deutschlands loszureißen, und so entstanden jene hesti-
gen Kämpfe mit den Hohen staufischen Kaisern im 12ten
und 13ten Jahrhundert, in denen die Nord-Italienischen Städte
sich Reichs-Freiheit erstritten, so daß die Deutschen Kaiser
in Betreff ihrer mit Titularherrschaft sich begnügen mußten.
Eine neue Epoche für die Geschichte Italiens beginnt
mit der Auffindung des Seewegsnach Ostindien, indem
nun der Indische Waarenzug eine andere Richtung nimmt,
und der Glanz der Italischen Städte dadurch erlischt. Von
nun an wird Italiens Geschichte ruhiger; seine Staaten theil-
ten nur die Schicksale der größeren Mächte Europa's; so ka-
men die Lombardei und Toskana an Oe st reichische,
Neapel und Parma an Bourbonische Fürsten. Na-
Poleon I. wandelte den politischen Zustand auch dieses
Landes um, machte das nördliche Italien zu einem König-
reich, Rom zu einer Französisckendepartemental-Stadt, und
setzte seinen Schwager Mürat zum König von Neapel
ein. Doch mit dem Fall Napoleon's I. kehrte auch seit 1815
die frühere Lage der Dinge wieder.
Im Jahre 1859 wurden durch revolutionäre Bewegun-
gen in den Staaten Italiens die politischen Verhältnisse der
Halbinsel gänzlich verändert. Der König von Sardinien
nahm den Titel „König von Italien" an, und vereinigte
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Extrahierte Personennamen: Romulus_Augustulus
Extrahierte Ortsnamen: Italien Deutschlands Italien Genua Rom Italien Deutschlands Italiens Seewegsnach_Ostindien Indische_Waarenzug Italiens Neapel Italien Rom Neapel Italiens Sardinien Italien
— 79 —
genden ist jene Jahreszeit nur durch Stürme und Regen-
güsse bezeichnet. Der Boden ist fruchtbar, aber die Trägheit
seiner Bewohner macht, daß der Anbau desselben im höchsten
Grade vernachlässigt ist; dennoch ist die natürliche Prodnctions-
kraft des Landes so groß, daß es nicht allein seine Bewohner
nährt, sondern sogar Erzeugnisse liefert, die andern Ländern
zugeführt werden können, namentlich Oliven , Tabak, Wein,
Seide und Baumwolle. Von den Erzeugnissen des Mineral-
reichs hat besonders der Marmor durch die schönen Knnst-
werke, welche die Griechen aus demselben fertigten, eine hohe
Berühmtheit erlangt; aber die Unwissenheit der jetzigen Be-
wohner, und zum Theil selbst ihre religiösen Begriffe, lassen
diese Schätze unbenutzt liegen.
§. 95.
Bewohner.
Den bei weitem größten Theil der Halbinsel beherrschen
die Türken oder Osmanen. wie sie sich nach einem ihrer
früheren Anführer nennen. Sie sind Tartarischer Abkunft,
haben aber, wiewohl es ihnen gelungen ist, gebildetere Völker
zu unterjochen, fortdauernd noch ihre angestammten rohen Sit-
ten bewahrt. Sie sind körperlich wohl gebaut und stark, aber
geistig stumpf, sinnlichem Genüsse ergeben, und haben wenig
wissenschaftliche Bildung. Erst iu neuerer Zeit sind die Herr-
scher bemüht gewesen, mehr von den Sitten, den Kenntnissen
und den Einrichtungen der übrigen Europäischen Völker den
Türken zuzuführen. Der Handel ist in den Händen der Grie-
chen, Armenier und Juden; drei Viertheile der Bewohner des
Türkischen Reiches gehören diesen Volksstämmen an, und nur
ein Viertheil sind Osmanen. Gewerbliche Betriebsamkeit sin-
det man im Ganzen wenig, nur in der Verfertigung von
Leder-, Baumwollen- und Eifenwaaren haben die Türken eine
gewisse Berühmheit erlangt. Das Religionsbuch der Muha-
medaner ist der Koran, ihre Priester heißen Jmans, ihre got-
tesdienstlichen Gebäude Moscheen. Die Türkische Sprache ist
der Arabischen verwandt. Als ein erst in neuerer Zeit wie-
derum selbstständig gewordenes Volk, bewohnen den südlichen
Theil der Halbinsel und mehrere Inseln die Griechen,
Nachkommen der früheren Herren des Landes, jetzt aber durch
den Druck langer Knechtschaft heruntergekommen, doch sich
immer noch durch tapferu Muth, hohe Vaterlandsliebe und
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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- 89 —
Mitte des 5ten Jahrhunderts n. Chr. unter Heng ist und
Horsa hinüber kamen, die Scoten zwar zurückwarfen, sich
aber selbst in den Besitz des Landes setzten und vergeblich
von dem Könige A r t h n r und seinen Helden bekämpft wur-
den. Die Briten wanderten theils nach dem gegenüber liegen-
den Frankreich aus (Bretagne), theils flüchteten sie sich in
die westlichen Gebirgsländer von Wales. Die sie-
den Königreiche, welche die Deutschen hier gestiftet hatten,
wurden im Anfange des 9ten Jahrhunderts durch Egbert
zu einem Reiche vereinigt, und durch Alfredden Großen
zu Macht, Wohlstand und Bildung erhoben. Allein in der
Mitte des Ilten Jahrhunderts brachte Wilhelm der Er-
oberer das Reich unter Normannische Herrschaft und
vernichtete, was unter den Angelsachsen von Deutscher Freiheit
noch geblieben war. Der königlichen Gewalt gegenüber erhob
sich die der Adligen, welche im Anfang des 13ten Jahr-
Hunderts sich eine Acte, die Magna Charta genannt, er-
zwangen, durch welche die monarchische Gewalt eingeschränkt
ward. Fast zwei Jahrhunderte lang kämpften nun die Eng-
länder mit den Franzosen um die nördlichen Provinzen
Frankreichs, bis endlich die letzteren siegreich aus dem Kriege
hervorgingen. Heftige innere Kriege erschütterten dann in
der letzten Hälfte des 15ten Jahrhunderts das Reich, indem
man nicht blos um politische Rechte, sondern auch um reli-
giöse Meinungen kämpfte, seit die Ideen der Kirchen-Reform
von Deutschland herüber kamen. Beruhigend in dieser Be-
Ziehung war die 45jährige Regierung der Königin Elisa-
beth, welche den Haushalt des Staats zu ordnen und eine
Seemacht zu schaffen bemüht war. Doch unter ihren unklu-
gen Nachfolgern trat das Parlament in offenen Kampf gegen
die königliche Macht, und Oliver Cromwell stellte sich
unter dem Titel eines Protektors an die Spitze der neuen
Republik; allein schon nach sieben Jahren (1660) rief man
Karl Ii. aus dem Exil wieder auf den Thron. Leider aber
begann er auf's neue, das Volk mit Härte zu behandeln, und
als sein Nachfolger Jacob Ii. in seinem Sinne zu regieren
fortfuhr, rief man den Schwiegersohn des Königs, Wilhelm
von Oranien, auf den Thron und schloß Jacob sammt
seinem Sohne von demselben aus. Seit jener Zeit entwickelte
sich die Nation innerlich zu größerer Freiheit, äußerlich zu
größerer Macht. Zwar verlor England am Ende des vorigen
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
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Extrahierte Personennamen: Egbert Wilhelm Oliver_Cromwell Karl_Ii Karl Jacob_Ii Wilhelm
von_Oranien Wilhelm Jacob
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Bretagne Wales Frankreichs Deutschland England
— 145 —
Einen besonderen Reichthum entwickelt Amerika in sei-
nem Pflanzenleben. In den von Europäern urbar gemach-
ten Gegenden gedeihen alle Europäischen Obst-, Getreide- und
Gemüse-Arten; Cacao, Vanille, die breite Fackeldistel mit der
Cochenille sind eigenthümliche Erzeugnisse des Erdtheils, wel-
cher zu gleicher Zeit auch das Baterland der Kartoffeln und
des Tabacks ist. Die ungeheuren Urwälder sowohl Nord- als
Süd-Amerika's liefern die trefflichsten Nutz- und Farbehölzer,
namentlich Cedern-, Brasilien-, Campesche- und Mahagoni-
Holz. Kleiner und schwächer als in der alten Welt sind die
Erzeugnisse des Thierreichs. Der Tapir kommt an Größe
dem Elephanten nicht gleich, und der Alligator ist bedeutend
kleiner als das Krokodil. Doch ist der Kondor größer als
einer der Raubvögel unseres Erdtheils, und der Felshahn, der
Aras und der Colibri übertreffen an Farbenpracht alle Vögel
der alten Welt. Zu den nutzbarsten Thieren gehört den Be-
wohnern Grönlands das Rennthier, so wie in Süd-Amerika
das Lama und die feinwollige Vicunna. Die großen Gras-
Ebenen Süd-Amerika's sind mit zahllosen Heerden verwilder-
ter Pferde und Ochsen bedeckt, und in den Sümpfen leben
Frösche, Eidechsen und Schlangen von riesiger Größe. Dane-
den ist die feuchte Hitze dieser Gegenden der Erzeugung der
mannigfaltigsten Gewürme und Insekten, die oft in unglaub-
licher Menge die Luft erfüllen, vorzugsweise günstig. Was
die Europäer am meisten nach Amerika gelockt hat, ist der
Reichthum des Landes an edlen Metallen, von denen Silber
besonders in Nord- und Central-Amerika, Gold sowohl in
Nord- als in Süd-Amerika gefunden wird. Nach von Hum-
boldt's Mittheilungen beträgt das in 311 Jahren hier geför-
derte Silber 513 Millionen Mark, und das Gold 10 Mil-
lionen Mark; aus dem ersteren würde sich eine Kugel von
63', aus dem letzteren eine von 11/2 Fuß im Durchmesser
verfertigen lassen. Außerdem liefert Columbien Platina,
Brasilien Diamanten, Peru Smaragden, Mexiko
Quecksilber und Zinn, und die Gegenden am Oberen- und
Michigan-See Blei, Kupfer, Eisen und Zink.
§• 146.
Bewohner.
Als Amerika entdeckt ward, fand man hier eine Bevöl-
kerung, die in körperlicher sowohl, als in geistiger Hinsicht
Bor mann, Erdbeschreibung. Viii. Aufl. 10
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San]]
TM Hauptwörter (200): [T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide]]
Extrahierte Personennamen: Columbien_Platina
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Süd-Amerika Amerika Central-Amerika Süd-Amerika Brasilien Peru Mexiko Oberen- Michigan-See Amerika