Iv. Der Dreißigjährige Krieg 1618—48.
165
und die Ernennung des Erzherzogs Ferdinand zum Nachfolger des alten und kinderlosen Matthias in den österreichischen Erb-landen riefen in Böhmen eine große Gärung hervor. Als nun die Protestanten zu Braunau und Klostergrab (bei Teplitz) auf geistlichem Territorium Kirchen bauten, wozu sie nach dem Majestätsbrief das Recht zu haben glaubten, — was zweifelhaft war — ließ der Abt von Braunau die eine schließen, der Erzbischof von Prag die andere einreißen. Da die Beschwerden darüber zurückgewiesen wurden, erschienen im Mai 1818 unter der Führung des Grafen Matthias von Thurn bewaffnete Haufen auf der Prager Schloßkanzlei und warfen die kaiserlichen Statthalter Slawata (spr. Släwata) und Martinitz und deren Geheimschreiber Fabricius zum Fenster hinaus; alsdann wurde eine revolutionäre Landesregierung von 30 Direktoren eingesetzt und ein ständisches Heer unter Thurn ausgerüstet. Dieser an sich ziemlich geringfügige Aufruhr wurde die Veranlassung zu dem gewaltigen, lange erwarteten Kriege.
1. Der Religionskrieg des Kaisers gegen die Protestanten 1618-29.
a) Der böhmische Krieg 1618 — 21. Angesichts des Aufstau-§ 136. des starb Matthias 1619, und Ferdinand trat die Regierung in den habsburgischen Erblanden an. Die Böhmen erhielten Hilfe durch den kühnen Söldnerführer Grafen Ernst von Mansfeld; Schlesien, Mähren, Österreich, Ungarn schlossen sich den Aufständischen an; Thurn erschien vor Wien. Nur mit Mühe konnte sich Ferdinand aus größter Gefahr retten.
Trotzdem setzte er seine Erwählung zum Kaiser — als Ferdinand Ii. regierte er von 1619 — 37 — durch. Doch die Böhmen erhoben den Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz und die Ungarn den Fürsten Gabriel Bethlen (Bethlen Gabor) auf den Thron. Da aber schloß Ferdinand einen Bund mit Spanien-, dem Papst und der Liga, ja auch mit Johann Georg von Sachsen, der den calvinistischen Friedrich V. haßte, und veranlaßte die Union zur Neutralität. Diesem Bunde stand Friedrich allein gegenüber; auch von seinem Schwiegervater Jakob I. von England, mit dessen Tochter Elisabeth er vermählt
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Matthias Matthias_von_Thurn Släwata Matthias Ferdinand Ferdinand Ernst_von_Mansfeld Ernst Ferdinand Ferdinand Ferdinand_Ii Ferdinand Friedrich_V. Friedrich_V. Gabor Ferdinand Johann_Georg_von_Sachsen Johann Friedrich_V. Friedrich_V. Friedrich Friedrich Jakob_I._von_England Elisabeth
Extrahierte Ortsnamen: Braunau Teplitz Braunau Prag Prager_Schloßkanzlei Ungarn Wien Ungarn
56
Zweite Periode. Von 843—1056.
sehen Klöstern waren auch St. Gallen (Notker), Hirsau und Fulda Stätten der Gelehrsamkeit und Bildung. Unter dem Eindruck der großen Zeitereignisse nahm die Geschichtschreibung wieder einen Aufschwung.
Nicht minder erheblich war die Entwickelung der Kunst. Der Kirchenbau1 weist Schöpfungen auf wie die in romanischem Stil erbauten Dome zu Speier, Mainz, Worms und Bamberg; die bedeutendsten romanischen Profanbauten sind die Kaiserpfalz zu Goslar und die Wartburg (Ende des 12. Jh.). Namhaft sind auch die Leistungen in der Erzgießerei, der Miniaturmalerei und der Elfenbeinschnitzerei.
1) Das altchristliche Gotteshaus ist hervorgegangen aus der antiken Basilika; es besteht aus einer durch Säulenreihen in drei oder fünf Schiffe geteilten Halle; das Mittelschiff ist breiter und höher als die Seitenschiffe und endet auf der Ostseite in eine halbkreisförmige Nische, die Apsis. Dann schob man zwischen Apsis und Langhaus ein Querschiff ein, welches vom Mittelschiffe durch einen auf zwei Säulen ruhenden Bogen, den Triumphbogen, abgeschlossen wurde. Der Turm, wenn vorhanden, steht abgesondert. Neben der Basilikenform gab es auch achteckige, kuppelüberwölbte Bundbauten (Baptisterien); ein solcher ist z. B. Karls d. Gr. Palastkapelle zu Aachen.
Für die byzantinische Kunst sind charakteristisch die kuppelgedeckten Zentralbauten, wie die Hagia Sophia (§12 Anm.) und die Markuskirche in Venedig.
Die vom 10. bis ins 13. Jh. herrschende romanische Kunst übernahm aus der altchristlichen den Rundbogen und den Grundriß und Aufbau der Basilika, erweiterte jedoch die Apsis zum Chor (unter ihm befand sich eine niedrige Gruftkirche, die Krypta); auf der Westseite schließen zwei Türme ein Portal ein, oder ein Westchor, dem zuweilen ein zweites Querschiff vorgelagert ist, bildet den Abschluß. An die Stelle der Säulenreihen treten vielfach bogenübeispannte Pfeiler als Stütze der Mauern des Mittelschiffs. Die flache Holzdecke wurde allmählich verdrängt durch das Kreuzgewölbe. Zur Gliedeiung der Wände dienen Lisenen, der Bundbogenfries und andere Zierglieder. Die Plastik stand durchaus im Dienste der Baukunst.
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20
Erste Periode. Vom Ende des . Jh. bis 843.
Die Gründe für den raschen Verfall und Untergang der germanischen Mittelmeerstaaten liegen
1. darin, daß die germanische Bevölkerung dieser Staaten, an Zahl sehr gering, von der römischen Bevölkerung leicht aufgesogen wurde;
2. in dem Gegensatz des Bekenntnisses der Germanen und der Römer;
3. in dem Umstande, daß auch bei den Germanen sich bald ein Stand von Latifundienbesitzern bildete, wodurch die Zahl der Gemeinfreien abnahm und also die Wehrkraft sank, während dem Königtum in dem neuen Adel ein Todfeind erwuchs;
4. in dem bald eintretenden sittlichen Niedergänge und in der Untüchtigkeit der meisten Herrscher;
5. in der Gegnerschaft Ostroms.
15. 5. Ergebnisse und Wirkungen der ostgermanischen Wanderung.
1. Die ostgermanische Wanderung hatte zunächst eine gewaltige Völkerverschiebung zur Folge: die Gebiete östlich von der Elbe-Saale und vom Böhmerwald waren von den Germanen geräumt und von den Slawen besetzt worden.
2. Der Germanen hatten antike Kulturelemente1 und als einen Teil der römischen Staatskultur auch das Christentum und zwar, weil Wulfila2 Arianer war, das arianische aufgenommen.
3. Anderseits fielen die westeuropäischen Völker nunmehr in die Naturalwirtschaft zurück, und es erfolgte überhaupt ein Rückgang der gesamten Kultur.
4. Nach dem Untergange des allbeherrschenden weströmischen Reiches begann die Gliederung Europas in die selbständigen Staatsgebiete, wie sie im wesentlichen noch jetzt bestehen.
1) Bezeichnend für den Kulturfortschritt der Germanen sind die Lehnwörter, wie Mauer (murus), Ziegel (tegula), Kalk (calx), Stube (stufa, stuba = Ofen), Kammer (camera), Tisch (discus), Schüssel (scutella), Pfanne (patina), Sichel (secula), Socke (soccus), Sohle (solea), Müller (molere) usw.
2) Wulfila (Ulfilas) wurde als Kind kappadokischer Eltern im Lande der Goten (311) geboren, bekehrte, zum Bischof der Goten geweiht, einen Teil des Volkes zum arianischen Christentum, übersetzte die Bibel ins Gotische und starb (381) in Konstantinopel.
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Extrahierte Ortsnamen: Ostroms Böhmerwald Europas Konstantinopel
90 Siebente Periode. Von 1789 bis zur Gegenwart. — Erster Abschnitt. Von 1789—1815.
Philipp von Orleans, der sich nun Citoyen Egalite nannte und für den Tod Ludwigs Xyi. gestimmt hatte. Der Dauphin (Ludwig Xvii.) wurde dem Schuhflicker Simon übergeben, der, nachher ersetzt durch Kommissare des Stadtrats, das unglückliche Kind zu Tode marterte (f Juni 1795). Sogar J)anton und seine An- f hänger schickte Robespierre auf das Schafott.
Um jeden Zusammenhang mit der Vergangenheit zu tilgen’ wurde ein neuer Kalender eingeführt; die republikanische Ära sollte mit dem Herbstäquinoctium, dem 22. Sept., 1792 beginnen, das Jahr 12 Monate (Vendemiaire, Brumaire, Frimaire; Nivöse, Pluviöse, Yentose; Germinal, Floreal, Prairial; Messidor, Thermidor, Fructidor) zu je 30 Tagen und der Monat 3 Dekaden zählen; am Jahresschluß folgten 5 (oder 6) der Festfeier geweihte jours com-plementaires (Sansculottides1)2. Ein Werk von dauerndem Wert war die Einführung des metrischen Maß- und Gewicht-systems. Fanatiker des Atheismus wie H6bert setzten es durch, daß der Stadtrat jede Religion verbot und den Kultus der „Vernunft“ einführte, deren erstem Feste eine allgemeine Kirchenschändung folgte; aber Robespierre schickte die Hebertisten auf die Guillotine und ließ beschließen, daß das französische Volk das Dasein des höchsten Wesens und die Unsterblichkeit der Seele anerkenne.
ß) Versuch einer lcomm i m is tischen Gesellschaftsordnung. Der Vernichtungskrieg der Kommune und des Wohlfahrtausschusses galt nicht so sehr den „Aristokraten“ als den „Reichen“, den „Bourgeois“. Es genügte nicht, daß der Staat, d. h. die Besitzenden, ungezählte Millionen zur Fütterung des Proletariats hergab: man beging bei jedem Aufruhr offenen Raub an ihnen und verlangte, daß die Preise der Waren durch den Staat, d. h. die Nichtbesitzenden, festgesetzt werde; und in der Tat wurde durch Gesetz (Sept. 1793) für eine große Menge von Gegenständen des täglichen Bedarfs ein Zwangspreis bestimmt. Gelang es, was mit allen Mitteln blutiger Gewalt versucht wurde, dies durch-
1) Der Name Sansculottes für die Jakobiner kommt daher, daß sie im Gegensatz zu den Kniehosen (culottes) der monarchischen Zeit lange Hosen (.pantalons) trugen. Ihre rote Mütze ist die Kappe der Galeerensklaven.
2) Der republ. Kalender wurde von Napoleon 1805 (Jahr Xiy) aufgehoben.
im. /Ukfrufw
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Extrahierte Personennamen: Philipp_von_Orleans Philipp Ludwigs_Xyi Ludwigs Ludwig_Xvii Ludwig Simon Napoleon
Iv. Die Gründung des Königreiclis Italien und des Deutschen Reiches 1858 — 1871. 173
dann auch der Stadt, deren Leiden täglich wuchsen: zu dem Hunger und den sonstigen Schrecknissen der Belagerung kam noch ein Aufstand der kommunistischen Arbeitermassen. Ende Januar begann Jules Favre mit Bismarck Unterhandlungen, die am 28. Jan. zu der Übereinkunft von Versailles führten: alle Forts wurden übergeben und die Besatzung kriegsgefangen; ein Waffenstillstand (außer für den östl. Kriegsschauplatz) zum Zweck der Wahlen für eine Nationalversammlung in Bordeaux ward festgesetzt. Am 26. Febr. folgte der Yorfriede von Versailles, der am 10. Mai 1871 durch den Schlußfrieden von Frankfurt a. M. bestätigt wurde. Vom 1. — 3. März wurde ein Teil der Stadt Paris von deutschen Truppen besetzt. In dem Frieden trat Frankreich das Elsaß außer Beifort und Deutsch-Lothringen mit Metz ab und zahlte 5 Milliarden Francs Kriegskosten. Am 16. Juni hielt der greise Heldenkaiser seinen Siegeseinzug in Berlin.
c) Das Deutsche Reich und seine Verfassung. Daß der Preis § 139. des siegreichen Krieges die langersehnte Einigung Deutschlands sein müsse, der Gedanke lebte in aller Herzen; die Ansicht, daß das Oberhaupt der Nation den Kaisertitel führen müsse, vertrat am frühesten und lebhaftesten der Kronprinz, dachte sich aber das neue Reich als Einheitstaat. Demgegenüber erfolgte nach Beseitigung mancher Schwierigkeiten der Eintritt der süddeutschen Staaten in den Norddeutschen Bund (die entscheidenden Verträge wurden im Nov. 1870 abgeschlossen), der so zum Deutschen Reiche erweitert wurde. Ein nach Bismarcks Konzept geschriebener Brief Ludwigs H. von Bayern und eine Adresse des Norddeutschen Reichstages an König Wilhelm überwanden schließlich dessen Bedenken wegen des neuen Titels; die Kaiserproklamation fand im Spiegelsaale des Schlosses zu Versailles am 18. Januar 1871 statt. Vom gleichen Tage ist des Kaisers Botschaft „An das deutsche Volk“, an deren Schluß es heißt:
„Uns aber und unsern Nachfolgern an der Kaiserkrone wolle Gott verleihen, allzeit Mehrer des Deutschen Reiches zu sein> nicht an kriegerischen Eroberungen, sondern an den Gütern und Gaben des Friedens, auf dem Gebiete nationaler Wohlfahrt,
Freiheit und Gesittung.“ ,
■ jt f 4z. fcvjula^ Xw-efarv.-
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Extrahierte Personennamen: Jules_Favre Ludwigs_H._von_Bayern Ludwigs Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Italien Versailles Versailles Frankfurt_a._M. Paris Frankreich Berlin Deutschlands Bismarcks Versailles
56 Sechste Periode. Von 1648 — 1789. — Zweiter Abschnitt. Von 1740 — 1789.
und das neue Toryministerium Lord Bute setzte durch, daß die Zahlungen an Friedrich eingestellt wurden.
1762. Da rettete ihn ein glücklicher Zufall. Im Januar starb Kaiserin Elisabeth, und es folgte ihr Neffe Peter Iii., der Sohn ihrer älteren Schwester und des Herzogs von Holstein -Gottorp (Haus Holstein-Gottorp). Sofort schloß er mit Friedrich Frieden und ein Bündnis und ließ ein Heer unter Tscherny-schew zu ihm stoßen. Darauf machten auch die Schweden Frieden zu Hamburg (Mai). Freilich wurde Peter Iii., der seiner Yorliebe für Friedrich allzu unbedacht Ausdruck gab, im Juli von seiner Gemahlin Katharina Ii., einer geborenen Prinzessin von Anhalt-Zerbst, vom Throne gestoßen und von Alexei Orlow ermordet. Die neue Zarin löste zwar das Bündnis und rief Tschernyschew zurück, hielt aber den Frieden aufrecht. Friedrich bewog den russischen Feldherrn, noch einige Tage bei ihm zu bleiben, griff Daun bei Burkersdorf (sw. von Schweidnitz) an und schlug ihn (Juli); Daun hielt die untätig zuschauenden Russen noch für Friedrichs Verbündete. Die letzte Schlacht des Krieges wurde bei Freiberg in Sachsen geliefert (Oktober), wo Prinz Heinrich die Österreicher und Reichstruppen besiegte. Bei der Erschöpfung aller Staaten war nun das Verlangen nach Frieden allgemein.
Gleichzeitig mit diesem siebenjährigen Landkriege wurde zwischen England und Frankreich, dem sich auch Spanien anschloß, ein siebenjähriger See- und Kolonialkrieg geführt, in dem die Engländer die Haupterfolge in Nordamerika und Ostindien davontrugen.
1763. Dieser Krieg wurde beendet durch den Frieden von Paris, in dem England von Frankreich Canada und alles Land bis zum Mississippi gewann. Am 15. Februar folgte der Friede zu Hubertsburg (ö. von Leipzig) zwischen Preußen, Österreich und Sachsen, der an dem Besitzstände der Staaten nichts änderte.
Jeder äußeren Ehrung entgehend, langte Friedrich fast verstohlen (am Abend des 30. März) in seiner Hauptstadt an, die er seit sieben Jahren nicht gesehen hatte.
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Extrahierte Ortsnamen: Holstein Haus_Holstein-Gottorp Schweden Hamburg Anhalt-Zerbst Schweidnitz Friedrichs Freiberg Sachsen England Frankreich Spanien Nordamerika Ostindien Paris England Frankreich_Canada Leipzig Sachsen
212
Wiederholungs - Tabellen.
1870 27. Okt. Kapitulation von Metz (Bazaine, Friedrich
Karl).
Nov./Dez. Siege Manteuffels über Faidherbe bei Amiens, an der Hallue, bei Bapaume (Jan.). 2./4. Dez. Schlacht bei Orleans.
1871 Jan. Sieg Goebens bei St. Quentin. Chanzy bei
Le Mans von Friedrich Karl vernichtet. Kämpfe Werders an der Lisaine gegen Bourbaki.
18. Jan. Kaiserproklamation zu Versailles.
28. Jan. Konvention von Versailles.
1. Febr. Übertritt der Armee Bourbakis auf Schweizer Gebiet bei Pontarlier.
26. Febr. Yorfriede zu Versailles.
1. März. Einzug der Deutschen in Paris.
10. Mai. Schlußfriede zu Frankfurt.
seit 1871 Dritter Abschnitt. Kämpfe um soziale Probleme und imperialistische Ziele.
I. Das Deutsche Reich und das Ausland.
1872 Dreikaiserzusammenkunft in Berlin.
1877 —1878 Russisch-türkischer Krieg.
1878 Berliner Kongreß.
1879 Bund zwischen Deutschland und Österreich.
1883 Anschluß Italiens (König Humbert).
Beginnende Annäherung Frankreichs und Rußlands.
1886 Alexander aus Bulgarien vertrieben. — Sein Nachfolger Ferdinand von Koburg. seit 1891 Engere Freundschaft zwischen Rußland und Frankreich.
1894—1895 Chinesisch-japanischer Krieg. Niederlage Chinas. Friede von Shimonoseki.
1897 Griechisch-türkischer Krieg, veranlaßt durch einen Aufstand in Kreta gegen die türkische Herrschaft (Morde von Armeniern seit 1898). Niederlage der Griechen.
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Extrahierte Personennamen: Metz Friedrich
Karl) Friedrich Karl Jan Chanzy Le_Mans_von_Friedrich_Karl Friedrich Karl Alexander Alexander Ferdinand_von_Koburg Ferdinand Shimonoseki
Extrahierte Ortsnamen: Amiens Versailles Versailles Versailles Paris Frankfurt Berlin Deutschland Italiens Frankreichs Bulgarien Frankreich Chinas Kreta
26
Ii. Germanen und Römer.
Der Wanderzug der Kimbern und Teutonen durchflutete die sumpf- und moorreichen germanischen Arwälder und stieß in den Ostalpen auf römisches Reichsgebiet. Die Bitte um Weideplätze fand bei den römischen Beamten kein Gehör, denn sie hofften, mit den schlecht bewaffneten Laufen schnell fertig zu werden. Da erlag ein konsularisches Leer ihrem Ungestüm. Während jedoch Rom in dem „Kimb rischen Schrecken" zitterte, zogen die Sieger, anstatt ins römische Reich einzudringen, quer durch Süddeutschland, setzten über den Rhein und stiegen in das fruchtbare Rhonetal hinab. Lier vernichteten sie während eines Jahrzehntes mehrere Leere, die zum Schutze der transalpinischen Provinz herbeieilten. Nun ging es nach Spanien; doch zur festen Niederlassung kam es auch hier nicht/ Vielmehr wandte sich der Laufe wieder über die Pyrenäen zurück, um durch die Alpenpässe in die Poebene vorzudringen. Aber vor dem Einfalle trennte er sich. Dem kriegskundigen Konsul Marius gelang es, bei Aquä Sextiä 102 die Teutonen und bei Bercellä 101 die Kimbern zu vernichten. Die Menschenlawine, vor der Rom gebebt hatte, ruhte unter der Scholle oder diente im Sklavenjoch. An heldenmütiger Tapferkeit germanischer Männer und Frauen hatte es freilich nicht gefehlt. Aber sie konnte Roms Sieg nicht hindern: hier straffe militärische Ordnung und planvolle Taktik, dort wildes Anstürmen regelloser Laufen; hier kriegserfahrene Führer, deren strenges Kommando keine Widersetzlichkeit duldete, dort nur das anfeuernde Borbild der Führer, denen jegliche Strafgewalt abging, denn nur den Priestern stand das Strafrecht zu; hier erprobte Schutz-und Trutzwaffen: Panzer, Lelme, Arm- und Beinschienen, feste Fußbekleidung, dort dagegen Sippenhaufen, die nur mit eisengespitzten Lolz-spießen, Keulen oder Schwertern bewaffnet waren und barfuß, barhäuptig und vielfach nackt kämpften. Nur Edelinge waren besser bewaffnet.
Das gleiche Schicksal bereitete fünfzig Jahre später Cäsar den germanischen Stämmen, die unter Ariovists Führung im heutigen Elsaß über den Rhein gezogen waren, um sich in Gallien anzusiedeln. Selbstbewußt zwar trat Ariovist, der erste Germane, den wir aus Cäsars „Gallischem Krieg" persönlich kennen, dem römischen Statthalter entgegen, als dieser ihn zu einer Unterredung einlud. „Wenn Cäsar," so
geschichtlichen Funden kennen, aus seinen Wohnungen und Gräbern; in manchen Alpenseen sind Reste alter Pfahlbauten entdeckt worden, aus denen die Arbewohner gegen wilde Tiere geschützt waren, und in Urnen und Lünengräbern fanden sich zahlreiche steinerne Geräte und Waffen aus einer Zeit, der das Metall noch unbekannt war, der Steinzeit. Einer etwas späteren Periode gehören Werkzeuge und Schmuckfachen aus Bronze an. Erst in den letzten Jahrhunderten vor Christi Geburt wurde die Verarbeitung des Eisens auch nördlich der Alpen allgemeiner.
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Extrahierte Personennamen: Marius Marius Aquä_Sextiä Cäsar Cäsars Cäsar Cäsar
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Spanien Rom Rhein Gallien Christi
Ii. Germanen und Römer.
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Trotz zahlreicher Kämpfe war also weder den Germanen die Gewinnung Galliens noch den Römern die Unterwerfung Germaniens gelungen. Rhein und Donau blieben für die ersten Jahrhunderte die Grenzen, und auf die Zeiten der Kämpfe folgte ein Zeitalter fruchtbarer Verkehrsbeziehungen zwischen den einstigen Gegnern. Immer zahlreicher traten germanische Jünglinge in römische Kriegsdienste; germanische Häuptlinge mit ihren Gefolgschaften wurden insbesondere gern in die kaiserliche Leibgarde aufgenommen; denn man kannte ihre Tapferkeit und Treue.—And wie anziehend mußte die römische Kultur auf die Natursöhne wirken! Zwar lebte die große Masse des römischen Volkes in Stadt und Land in überaus gedrückter Lage, aber um so unwiderstehlicher zog das Glänzende des Kaiserreiches den Sohn der nordischen Wälder an: die prächtigen Bauten, die schönen und zweckmäßigen Geräte, die Vergnügungen und Genüsse des Lebens. So kehrten zahlreiche Germanen der Leimat dauernd den Rücken und siedelten sich im römischen Reiche an. Andere aber kamen wieder heim und brachten die fremden Sitten und Einrichtungen mit. An die Stelle der Lolzhütte trat nun hier und da das steinerne Laus mit dicken Mauern (murus), mehreren Kammern (camera), Fenstern (fenestra) und Türen (porta, Pforte). Die Lolzschindel und das Strohdach wurden vielfach durch die Ziegel (tegula) verdrängt. In den Gärten gediehen bald aus Italien und Gallien stammende Fruchtsorten, wie Äpfel, Birnen, Pfirsiche (persicum), Kirschen (cerasus) und Pflaumen Dazu wohlschmeckende Gemüsearten, wie Kohl und Spargel. Südliche Reben schmückten Lügel und Flußufer, und zahlreiche Winzer (vinator) kelterten ihre Trauben.
Bald kamen von Süden und Westen her die römischen Ländler. Einzeln und in Karawanen drangen sie auf den schmalen Waldwegen in das Innere Germaniens und brachten Tauschwaren mit: römische Münzen mit den Bildnissen der Kaiser, Waffen, Geräte für Feld und Garten und manches Schmuckstück für die germanischen Frauen: Armbänder, Ketten, Spangen und Spiegel. Dafür tauschte man Lörner und Läute der Tiere des Waldes, Gänsefedern, Mohrrüben und anderes ein. Mit den Gegenständen drangen auch die fremden Bezeichnungen ein und leben noch heute als „Lehnwörter" fort.
Nicht mit der gleichen Bequemlichkeit konnte der Germane römisches Gebiet betreten. Daran hinderte seit dem Ende des ersten Jahrhunderts der limes („Grenzwall"), auch Ladrianswall genannt, weil Kaiser Ladrian ihn vollendete. Das war eine von Regensburg bis Koblenz reichende, gegen sechzig Meilen lange Befestigung, die von der Donau bis in die Gegend von Schwäbisch-Gmünd aus einer zweieinhalb Meter hohen Bruchsteinmauer und
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114 V. Landesherrschasten und Reichsreform in Deutschland.
grafen von Lessen besaßen schon eine recht ansehnliche Macht. Nach solcher Festigung und Abrundung strebten auch die loser zusammen--gefügten Herrschaften des Südens und Westens, und so sind gerade Schwaben und Franken die Schauplätze des erbittertsten Ringens der Fürsten mit Städten und Rittern geworden, die sich der Aus-dehnung der fürstlichen Gewalt bisweilen mit Erfolg widersetzten. Reichsfreie Bauernschaften konnten sich jedoch nur an der friesischen Nordseeküste und im Schutze der Schweizer Berge behaupten.
In den um den Vierwaldstätter See gelegenen „Waldstätten" Schwyz, Uri, Unterwalden und Luzern übten die Labsburger Reichsvogtei- und andere Rechte aus. Den beiden ersteren hatte Friedrich Ii. Reichsfreiheit verliehen. Das erweckte auch in den Unterwaldnern, die mit ihnen in vielfachen Beziehungen standen, Luft, den Habsburgischen Einfluß abzuschütteln. Dies gelang ihnen zunächst nicht, und da Rudolf I. von seinen Rechten dort einen milden und gemäßigten Gebrauch machte, konnte diese Anabhängigkeitsbewegung zu seinen Lebzeiten keine rechte Kraft gewinnen. Erst nach seinem Tode (1291) schlossen die drei Bauernschaften einen „ewigen Bund" zur Aufrechterhaltung ihrer „alten Rechte". Auch unter Albrechts Regierung kam es im Widerspruch zu der in der Tellsage enthaltenen Überlieferung zu keinen Gewalttaten. Der Gegensatz gegen die Habsburger veranlaßte dann Leinnch Vii., den drei Orten ihre Reichsfreiheit zu verbriefen, und die Befugnisse der Labsburger wurden beseitigt. Nach der Doppelwahl von 1313 schlugen sich die „Schweizer" auf die bayrische Seite. Als 1315 Lerzog Leopold von Österreich, der Bruder Friedrichs des Schönen, gegen sie zog, erlitt er bei Morgarten eine schwere Niederlage. Der Ewige Bund wurde nunmehr erneuert und die Reichsfreiheit der Waldstätten von Kaiser Ludwig dem Bayern endgültig anerkannt. Bald schlossen sich auch die Lande Luzern, Zürich, Glarus, Zug und Bern an, freilich nicht ohne die Lerrfchaftsrechte benachbarter Fürsten, besonders der Labsburger, zu verletzen. Damit war der Bund der „acht alten Orte" fertig. Österreichische Ritterheere versuchten 1386 und 1388 das Land zu unterwerfen; die Niederlagen, die ihnen die Schweizer Bauern bei Sempach und Näfels bereiteten, bildeten wohl Grundlagen für die Tellsage. Auch in der Winkelriedsage ist die Kunde von der Tapferkeit und Öpferfreudigkeit der freiheitsliebenden Bergbewohner aufbewahrt worden. Als die Berner von Lerzog Karl dem Kühnen von Burgund das benachbarte Waadtland beanspruchten, konnte die Eidgenossenschaft gegen diesen mächtigen Fürsten sogar erobernd vorgehen. 1476 besiegten sie seine Söldnerscharen bei Granfon und Murten und drangen im folgenden Jahre sogar bis Nanzig vor, wo
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Rudolf_I. Rudolf_I. Albrechts Albrechts Leopold_von_Österreich Leopold Friedrichs Ludwig_dem_Bayern Ludwig Lerzog_Karl_dem_Kühnen_von_Burgund Karl
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Schwyz Unterwalden Luzern Glarus Sempach Murten Nanzig