Ii. Die Kreuzzüge.
65
Schwärmerei und Fanatismus erfüllt und geführt von Leuten wie dem Einsiedler Peter von Amiens und dem Ritter Walther von Saint-Savair (später durch ein Mißverständnis in Sansaver, Habenichts, verändert), veranstalteten am Rhein Judenhetzen, durchzogen plündernd Deutschland, Ungarn und das griechische Reich und fanden ihren Untergang.
Erst im Sommer 1096 machten sich die eigentlichen Heere auf; sie bestanden aus der lothringischen, normännisch-nordfran-zösischen, südfranzösischen und normännisch-italienischen Ritterschaft und wurden geführt von Gottfried von Bouillon, Herzog von Mederlothringen, seinem Bruder Balduin, Robert von der Normandie, dem Sohne Wilhelms des Eroberers, Boemund von Tarent, einem Sohne Robert Guiscards, seinem Neffen Tankred, dem mächtigen Grafen Raimund von Toulouse u. a.1; auch ein Vertreter des Papstes erschien. Viele der Fürsten wurden nur durch Eroberungsucht zu dem Zuge veranlaßt. In Konstantinopel verursachten sie Kaiser Alexios großen Schrecken. Fach vielen Schwierigkeiten setzten sie nach Kleinasien über und schlugen ein großes seldschukisches Heer (1097). Nun zweigte sich der ränkesüchtige Balduin ab und eroberte Edessa. Das Hauptheer rückte gegen Antiochla, das ihm nach mühseliger Belagerung durch Verrat zufiel (1098) und Boemund überlassen wurde, schlug ein seldschukisches Heer unter den Mauern der eroberten Stadt und zog, an Zahl sehr geschwächt, gegen Jerusalem. Am 15. Juli 1099 ward die Stadt erobert und ein entsetzliches Blutbad angerichtet. Darauf wurde Gottfried von Bouillon zum „Beschützer des Heiligen Grabes“ erkoren; ihm folgte sein Bruder Balduin I. als König.
Um 1130 erreichte die christliche Herrschaft in Syrien ihre größte Ausdehnung; sie reichte von Tarsus bis Ägypten. Die Lehnsverfassung des Abendlandes wurde verkehrterweise auf den Orient übertragen. Von dem Königreich Jerusalem waren, aber nur dem Namen nach, abhängig die Grafschaft Edessa, das Fürstentum Antiochia und die Grafschaft Tripolis.
1) Es waren also der Mehrzahl nach Franzosen; die amtliche Sprache im Königreich Jerusalem wurde französisch, seitdem heißen im Orient bis auf den heutigen Tag alle Westeuropäer Franken.
Brettschnei der, Hilfsbucb f. Seminare Ii. 3. Aufl. c
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?
140 Siebente Periode. Von 1789 bis zur Gegenwart. — Zweiter Abschnitt. Von 1815—1871.
V
§114. ß) Kirchliche Bewegungen. War in den Bestrebungen der Bibelgesellschaften, der Gründung des Gustav-Adolf-Vereins zur Rettung der evangelischen Gemeinden in der Diaspora (1832), der Aufnahme der inneren Mission ein Erstarkendes protestantischen Geistes hervorgetreten, und hatte die evangelische Kirche durch Friedrich Wilhelm Iv. in den Kreissynoden und der Generalsynode ihre Organe erhalten, so erregte der König doch auch durch sein Beiseiteschieben dieser Organe vielfache Verstimmung. Im Gegensatz zu den orthodoxen Bestrebungen Eichhorns bildeten sich rationalisierende „freie Gemeinden“ („Lichtfreunde“).
Eine starke Bewegung entstand auch in der katholischen Kirche, als der Bischof Arnoldi von Trier den „heiligen ungenauen Rock Christi“ ausstellte (1844), was die Wallfahrt vieler Tausende dorthin veranlaßte. Das bewog den schlesischen Kaplan Johannes Ronge zum Erlaß eines „offenen Briefes“ an den Bischof und zu dem Versuche der Bildung einer katholischen Nationalkirche: Bestrebungen, die anfangs großes Aufsehen erregten, dann aber im Sande verliefen. ~ ; V § 115. y) Politische und wirtschaftliche Gärungen. Auch die preußische Verfassungsfrage kam mit der Thronbesteigung Eriedrich Wilhelms Iv. in Fluß. Der Königsberger Huldigungslandtag bat mit Berufung auf die Verordnung vom 22. Mai 1815 um eine Verfassung. Die ablehnende Haltung des Königs rief Unzufriedenheit hervor, und diese veranlaßte ihn zu Maßregeln gegan die Opposition. Endlich berief er, um eine für den Bau der'ostbahn notwendige Anleihe bewilligen zu lassen, durch das Patent vom 3. Febr. 1847 die. Provinzialstände der Monarchie zu dem „Vereinigten Landtag“. Aber die Zusammensetzung dieser Versammlung, in der das Bürgertum nicht zu seinem Recht kam, und ihr Charakter als eines in Fragen der Gesetzgebung nur be-
ratenden Organs erweckte keine Befriedigung, und die Erklärung des Königs, er werde es nimmermehr zugeben, daß „sich zwischen unsern Herrn Gott im Himmel und dieses Land ein beschriebenes Blatt, gleichsam als eine zweite Vorsehung, eindränge“ rief große Verstimmung hervor. Die oppositionelle Mehrheit war überzeugt auf dem „Rechtsboden“ zu stehen; gegen sie kam der schneidigste Redner der Rechten, Otto v. Bismarc^-Schönhausen, nur mit Mühe
o
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Arnoldi_von_Trier Eriedrich_Wilhelms Wilhelms Otto
Iv. Der Protestantismus in Westeuropa.
163
deutschen und Schweizer Reformierten. Im Kampfe mit den am alten Glauben festhaltenden Urkantonen fand Zwingli 1531 in der Schlacht bei Kappel den Untergang. Infolge seines frühen Todes haben seine Bestrebungen über die deutsche Schweiz hinaus keine Bedeutung gewonnen.
Das von ihm begonnene Werk wurde von dem Franzosen Johann Calvin in Genf weitergeführt. Er hatte sein Heimatland infolge seiner evangelischen Überzeugungen verlassen müssen; denn so unbedenklich Franz I. sich in seiner äußeren Politik der Lilfe der deutschen Protestanten bediente, im Innern wollte er die Herrschaft der katholischen Kirche streng aufrechterhalten. Am seine Glaubensgenossen gegen die Verdächtigung zu verteidigen, als seien sie Aufrührer und Schwärmer, richtete Calvin an den französischen König seine erste große Schrift: „Grundriß der christlichen Religion", in der er die gereinigte Lehre in systematischer Klarheit zusammenfaßte.
Während der Germane Luther am Studium der Schrift die persönliche Äeilsgewißheit erlangt hatte und so der Gnade seines Gottes froh geworden war, stand für den Romanen Calvin die „Souveränetät Gottes", die für ihn in der willkürlichen und un° erforschlichen Vorherbestimmung (Prädestination) zum Ausdruck kommt, im Vordergrund der christlichen Verkündigung. Dementsprechend ist es die Pflicht der zur Seligkeit Berufenen, die Majestät und Herrlichkeit ihres himmlischen Königs auf Erden zur Darstellung zu bringen. Das kann nur durch reinen Wandel nach dem Gesetze Gottes geschehen; der Calvinismus hat daher etwas Starr-Alttestamentliches in seinem Wesen. Bezeichnenderweise hat er zunächst keine eigene religiöse Dichtung hervorgebracht, sondern sich für den Gemeindegesang im Gottesdienst mit einer Bearbeitung der Psalmen begnügt. Alle Einrichtungen in Kirche und Staat sollen dazu dienen, die Glieder zu christlicher Lebensführung zu erziehen. Daher waren Fragen der Verfassung für Calvin nicht so gleichgültig wie für Luther, dem es genügte, „wenn das Wort Gottes lauter und rein gelehret wird". Er fand vielmehr in der Schrift eine ganz bestimmte Gemeindeverfassung vorgeschrieben: Doktoren, Pastoren und Älteste, aus der Wahl der Gemeinde hervorgegangen, sollen gemeinsam über Lehre und Leben der Glieder wachen und gegen solche, die einen unwürdigen Wandel führen, mit strengen Zuchtmaßregeln vorgehen. So gelang es, in Genf eine Theokratie zu errichten, die an gesetzlicher Äärte wohl mit der mittelalterlichen Inquisition wetteifern konnte.
Calvin wußte seine Anhänger mit dem Bewußtsein zu erfüllen, das erwählte Volk Gottes zu sein; Gottes Kämpfe hätten sie auf
11*
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Extrahierte Personennamen: Zwingli Kappel Johann_Calvin Johann Franz_I. Luther
20
I. Germanische Art und Sitte.
Eine Anzahl unter sich verwandter Familien bildete die Sippe (Sippschaft, Freundschaft), und die Verwandten nannten sich „Ge-sippte" oder „Freunde". Nach der männlichen Seite hin hießen sie „Schwertmagen", nach der weiblichen „Spindelmagen". Sippe bedeutet Friedensvertrag; aus diesem Begriff ergab sich für die Glieder die Psiicht gegenseitiger Liebe und Äilse. Gesippte mußten einander bis zum Tode gegenseitig die Ehre wahren; sie gewährten sich Rechtsschutz und Eideshilfe (Sippschaftsfriede, Sippfchaftstreue). Kein Band galt dem Germanen heiliger als das Sippfchaftsband gemeinsamen Blutes. Dieses Gefühl der Zusammengehörigkeit deuten schon die alliterierenden Namen innerhalb der Sippfchaft an (Gibich, Günther, Gernot, Giselher; Sigmund, Siglind, Sigfried; Leinbrand, Lildebrand, Äadubrand). Friedensbruch innerhalb der Sippe war das schlimmste Verbrechen. Bruderfehde, so hieß es, werde einst dem Weltbrande vorhergehen. Der Friedensbrecher wurde für vogelfrei erklärt; seine Wohnstätte wurde zerstört, niemand durfte ihn beherbergen; wem er in den Weg kam, der hatte Recht und Pflicht, ihn zu töten. In Fällen schwerer Schädigung durch Verletzung oder Totschlag trat die gesamte Sippe rächend für den Genossen ein. Totschlag vergalt man gewöhnlich mit Blut, doch begnügte man sich schon frühzeitig mit einem „Wergeld", d. H. Manngeld, der gesetzlich bestimmten Buße für den getöteten Mann. Auch das Leer schntt nach Sippen geordnet in die Schlacht. Es stand im Kampfe Freund neben Freund, der Vater neben seinem Sohne; das zusammenhaltende Band war nicht die Disziplin, sondern die persönliche Treupflicht.
Die Gesippten wohnten gemeinsam auf einer Lichtung, die die Väter einst gerodet und zur Ackerflur hergerichtet hatten. Wurde das Pflugland im Frühling an die Haushaltungen verteilt, so blieben Wald und Weide, Bäche und Seen gemeinsamer Besitz, die Almende. Dieser Gemeinbesitz bildete die Mark, d. H. Flurgrenze und Flur, und so waren die Gesippten zugleich „Markgenossen", die den Ertrag der Mark mit einander „genossen".
Mit der Leitung der Gemeinde betraut war der Schultheiß, der Strafe „heischende"; gemeinsam mit den Markgenossen verhandelte er unter der Dorf linde, am Marksteine oder wohl auch beim schäumenden Met über Störungen des Friedens, über Beutezüge und ähnliche
Unternehmungen.
Mehrere Markgenossenschaften zusammen bildeten den wau-v er band, der im Gegensatze zu den natürlichen Blutsverbänden eine politische Einrichtung darstellte. Die Männer von fünf bis zehn Gemeinden traten zur Zeit des Neu- oder des Vollmondes zum Gauding, zur Gerichtssitzung zusammen; die
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Ii. Germanen und Römer.
Der Wanderzug der Kimbern und Teutonen durchflutete die sumpf- und moorreichen germanischen Arwälder und stieß in den Ostalpen auf römisches Reichsgebiet. Die Bitte um Weideplätze fand bei den römischen Beamten kein Gehör, denn sie hofften, mit den schlecht bewaffneten Laufen schnell fertig zu werden. Da erlag ein konsularisches Leer ihrem Ungestüm. Während jedoch Rom in dem „Kimb rischen Schrecken" zitterte, zogen die Sieger, anstatt ins römische Reich einzudringen, quer durch Süddeutschland, setzten über den Rhein und stiegen in das fruchtbare Rhonetal hinab. Lier vernichteten sie während eines Jahrzehntes mehrere Leere, die zum Schutze der transalpinischen Provinz herbeieilten. Nun ging es nach Spanien; doch zur festen Niederlassung kam es auch hier nicht/ Vielmehr wandte sich der Laufe wieder über die Pyrenäen zurück, um durch die Alpenpässe in die Poebene vorzudringen. Aber vor dem Einfalle trennte er sich. Dem kriegskundigen Konsul Marius gelang es, bei Aquä Sextiä 102 die Teutonen und bei Bercellä 101 die Kimbern zu vernichten. Die Menschenlawine, vor der Rom gebebt hatte, ruhte unter der Scholle oder diente im Sklavenjoch. An heldenmütiger Tapferkeit germanischer Männer und Frauen hatte es freilich nicht gefehlt. Aber sie konnte Roms Sieg nicht hindern: hier straffe militärische Ordnung und planvolle Taktik, dort wildes Anstürmen regelloser Laufen; hier kriegserfahrene Führer, deren strenges Kommando keine Widersetzlichkeit duldete, dort nur das anfeuernde Borbild der Führer, denen jegliche Strafgewalt abging, denn nur den Priestern stand das Strafrecht zu; hier erprobte Schutz-und Trutzwaffen: Panzer, Lelme, Arm- und Beinschienen, feste Fußbekleidung, dort dagegen Sippenhaufen, die nur mit eisengespitzten Lolz-spießen, Keulen oder Schwertern bewaffnet waren und barfuß, barhäuptig und vielfach nackt kämpften. Nur Edelinge waren besser bewaffnet.
Das gleiche Schicksal bereitete fünfzig Jahre später Cäsar den germanischen Stämmen, die unter Ariovists Führung im heutigen Elsaß über den Rhein gezogen waren, um sich in Gallien anzusiedeln. Selbstbewußt zwar trat Ariovist, der erste Germane, den wir aus Cäsars „Gallischem Krieg" persönlich kennen, dem römischen Statthalter entgegen, als dieser ihn zu einer Unterredung einlud. „Wenn Cäsar," so
geschichtlichen Funden kennen, aus seinen Wohnungen und Gräbern; in manchen Alpenseen sind Reste alter Pfahlbauten entdeckt worden, aus denen die Arbewohner gegen wilde Tiere geschützt waren, und in Urnen und Lünengräbern fanden sich zahlreiche steinerne Geräte und Waffen aus einer Zeit, der das Metall noch unbekannt war, der Steinzeit. Einer etwas späteren Periode gehören Werkzeuge und Schmuckfachen aus Bronze an. Erst in den letzten Jahrhunderten vor Christi Geburt wurde die Verarbeitung des Eisens auch nördlich der Alpen allgemeiner.
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Extrahierte Personennamen: Marius Marius Aquä_Sextiä Cäsar Cäsars Cäsar Cäsar
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Spanien Rom Rhein Gallien Christi
106 Iv. Der Verfall d. mittelalterl. .Hierarchie u. d. Reformbestrebungen usw.
waren. Ihr Besitz war infolge zahlreicher Gütereinziehungen zum großen Teil in die Lände des Königs gekommen und hatte dessen Stellung so gestärkt, daß er von den Geldbewilligungen des Parlaments unabhängiger wurde. Auch war durch die Schwächung des Adels dem Parlamentarismus einer seiner wichtigsten Träger geraubt. So kam es, daß die Tudors ein tatsächlich absolutes Regiment führen konnten, wenn auch grundsätzlich die Rechtsstellung des Parlaments nicht angetastet wurde.
Iv. Der Verfall der mittelalterlichen Hierarchie und die Reform-bestrebungen der Kirchenversammlungen.
Den Gewinn aus dem Kampfe zwischen Kaisertum und Papsttum hatten die deutschen Landesfürsten davongetragen. Inzwischen war im 13. Jahrhundert das französische Königtum erstarkt und hatte sich auch der Engländer siegreich erwehren können. So lag es für die Päpste nahe, sich gegen die letzten Reste der staufischen Macht in Italien französischer Äilfe zu bedienen: Karl von Anjou erhielt das Königreich Neapel. König Philipp Iv. wagte es nun, die Geistlichkeit und die Klöster seines Landes zur Besteuerung heranzuziehen. Darüber geriet er in Streit mit Papst Bonifaz Viii., in dem er die Großen des Reiches, Vertreter des Adels, der hohen Geistlichkeit und der Städte, zum erstenmal als »Etats Generaux« versammelte. In gewaltiger nationaler Erregung stellten sie sich auf die Seite ihres Königs. Demgegenüber faßte der Papst die Machtansprüche des Römischen Stuhls 1302 in der Bulle »Unam sanctam« zusammen, in der er ihnen einen schärferen Ausdruck gab, als es je zuvor geschehen war. Der Äeilige Vater sei der Inhaber der beiden von Christus der Kirche verliehenen Schwerter, d. h. der geistlichen und der weltlichen Gewalt\ Diese dürfe somit von den weltlichen Obrigkeiten nur im Interesse und im Aufträge der Kirche angewandt werden. Ein Fürst, der anders handle, widersetze sich der gottgewollten Ordnung. Darum sei es für jede menschliche Kreatur, wertn sie selig werden wolle, notwendig, dem römischen
1 Wie das mittelalterliche Papsttum Schriftworte im Sinne seiner Äerrschaftsansprüche anzuwenden wußte, dafür ist die in der Bulle »Unarn sanctam« gegebene Auslegung von Luk. 22, 38 und Matth. 26, 52 bezeichnend. Dort heißt es: „Daß in seiner (d. H. des Papstes) Gewalt zwei Schwerter sind, das geistliche und das weltliche, das lehren uns die Worte des Evangeliums (Luk. 22, 38). Denn als die Apostel sagten: ,Siehe, hier sind zwei Schwerter/ nämlich in der Kirche, da antwortete der Lerr nicht: ,Es ist zuviel/ sondern: ,Es ist genug/ Wer nun sagt, in des Petrus Gewalt sei das weltliche Schwert nicht, der achtet schlecht auf des Lerrn Wort (Matth. 26, 52): ,Stecke dein Schwert in die Scheide.'"
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Extrahierte Personennamen: Karl_von_Anjou Karl Philipp_Iv Philipp Bonifaz_Viii Bonifaz Christus Apostel
Die Germanen.
Eiisars Denkwürdigkeiten über den „Gallischen Krieg" und Tacitus' „Annalen" sowie insbesondere seiner „Germania" entnehmen wir die ältesten Nachrichten über unsere Vorfahren. In dem „goldenen Büchlein" der „Germania" malt der Römer seinen verweichlichten und lasterhaften Landsleuten im Stile Rousseauscher Naturbegeisterung das Bild eines trotz einzelner Schattenseiten kerngesunden Naturvolkes. Ahnungsvoll sieht er in den „blonden Barbaren" die einstigen Zertrümmerer des Weltreiches. Sie waren es, die eine neue Zeit heraufführen sollten.
I. Germanische Art und Sitte.
Die ummauerten Städte der Römer kamen unsern Vorfahren wie Gefängnisse für Knechte vor. Sie wohnten auf bäuerlichen Lof-statten, die abgesondert für sich lagen, da sie der Germane nach Belieben anlegte, „wo gerade ein stiller Lain, eine frischsprudelnde Quelle oder ein fruchtbares Grundstück dazu einlud". Inmitten der gartenähnlichen Äofwehr (5)ofrette), die durch starke Planken umfriedigt war, stand die niedrige, oft buntbemalte, schilf- oder strohgedeckte Lütte, die gleich den seitwärts liegenden Gesinde- und Wirtschafte räumen aus rohen Baumstämmen vom Lausherrn selbst notdürftig gezimmert und aufs einfachste eingerichtet war.
Noch im ersten Jahrhundert n. Chr. war der Germane in erster Linie Jäger und Viehzüchter. Lerden bildeten seinen Laupt-besitz, und der Ackerbau stand noch auf der untersten Stufe. Die Flur gehörte der „Sippe"; jährlich wurde ein Teil durch das Los als Pflugland an die Flurgenossen verteilt; und mit der Ackerflur wanderten auch die leichtbeweglichen Lütten. Erst mit der zunehmenden Anzahl der Gewanne und mit dem Aufkommen des Privatbesitzes wurden auch die Niederlassungen fester und gestalteten sich zu stattlichen Lerrenhöfen.
Die gesamte wirtschaftliche Arbeit in Laus und Feld war den Frauen und Anfreien aufgebürdet. Aber trotz ihrer niedrigen sozialen Stellung, die auch der Brautkauf und die lebenslängliche Unmündigkeit bezeugen, war die Frau hochgeachtet. Der Germane kannte keine Vielweiberei, und heilig galt ihm die eheliche Treue.
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22
I. Germanische Art und Sitte.
„Ding" mitzuraten. Nicht einmal Ehegemeinschaft verband ihn mit dem Stande der Freien.
Von den Gemeinfreien hoben sich wieder die Edelinge ab. Sie genossen aber keine politischen Vorrechte; nur durch größeren Besitz und höheres, auf Waffentaten gegründetes Ansehen zeichneten sie sich aus. Gern führten sie ihr Geschlecht auf einen göttlichen Stammvater zurück. Den Familien der Edelinge entstammten die Lerzöge, Häuptlinge und besonders die „Könige", die aber nur für die Dauer eines Kriegszuges gewählt wurden. Berühmten Häuptlingen unterstellten sich gern Scharen von Jünglingen als dauerndes Gefolge, besonders die jüngeren Söhne der Freien, die vom väterlichen Erbe ausgeschlossen waren. Sie waren in Krieg und Frieden um ihren Gefolgsherrn und durch das gegenseitige Gelübde der Treue bis zum Tode mit ihm verbunden. Ehrlos war für Lebenszeit, wer den Tod des Äerrn in der Schlacht überlebte.
Auch in der Religion bekundet sich der germanische Volkscharakter. Die Götter teilen die Vorliebe der Germanen für Jagd und Krieg, für Berge und Wald, Lame und Quellenrauschen. Freilich liegen nur über die religiösen Vorstellungen und Bräuche der nordgermanischen Völker reichere Nachrichten in den altisländischen Sagas, den Eddaliedern und der „jüngeren" Edda vor; von den Ost-und Westgermanen wissen wir in dieser Beziehung fast nichts, da Tacitus darüber sehr schlecht unterrichtet ist und spätere Geschichtsschreiber nur einzelne wertvolle Mitteilungen enthalten. Allerdings scheinen ja die religiösen Vorstellungen aller Germanen ursprünglich die gleichen gewesen, also aus gemeinsamer Grundlage erwachsen zu sein.
Auch der Germane sah sich Schritt für Schritt von einer Fülle niederer göttlicher Wesen umgeben; es sind die Elfen (Alfen, Alben, Elben), die Wasser- und Lausgeister. Im Erdinnern Hausen die Schwarzelfen, die mißgestalteten Zwerge, die der Zauber der Tarnkappe und des Gürtels mit allerhand Kräften und Künsten ausstattet. Sie fertigen funkelnde Waffen, wie das Schwert Balmung, und kunstreichen Schmuck. Im Dienste verschiedener Zwergkönige (Alberich, Gibich, Laurin) bewachen sie das verderbliche „rote Gold". Ihre lichten Geschwister, die Luftelfen, erfüllen den Luftraum; in mondhellen Nächten tanzen sie auf nebelumflorter Wiese. Täuschende Ähnlichkeit mit dem Menschen zeigen die goldhaarigen, listigen Wasserelfen (Nixen, Mummeln), die in die Tiefe ziehen, wer sich von ihnen betören läßt. Im Namen so manches deutschen Flusses oder Sees lebt die Erinnerung an sie fort. — Bald gutmütig, bald tückisch zeigt sich das Leer der Hausgeister, die als Heinzelmännchen, Kobolde, Katermann nachts in die Wohnungen der Menschen eindringen.
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I. Das theokratische Weltreich Karls des Großen.
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Christi nach außen gegen den Einbruch der Seiden und nach innen durch Anerkennung des katholischen Glaubens zu festigen. Eure Aufgabe ist es, wie Moses mit zu Gott erhobenen Landen unsern Kriegsdienst zu unterstützen, damit das christliche Volk, dank Eurer Fürbitte, von Gott geführt und ausgestattet, stets und überall den Sieg über seine Feinde habe." Dem Papste war also eine rein religiöse Aufgabe zugewiesen. Aber wie sollte sich das Verhältnis zwischen beiden Gewalten bei weniger schuhbedürftigen Päpsten und bei schwächeren Nachfolgern des Kaisers gestalten? Der Weihnachtstag des Jahres 800 hat der mittelalterlichen Geschichte des deutschen Volkes ihre folgenschwere Richtung gegeben.
Karls kraftvoller Persönlichkeit gelang es, das weite Reich in straffer Abhängigkeit zu erhalten. Trotz aller Schwierigkeiten, die das mangelhaft entwickelte Verkehrswesen einer einheitlichen Leitung entgegensetzte, kam es während seiner Regierung zu keinerlei Auflösungsversuchen. Auch die slawischen Nachbarn achteten und fürchteten feinen Namen. Er erschien ihnen als der Inhaber königlicher Macht überhaupt, und darum benannten sie ihren König mit seinem Namen: „Kral" (auch magyarisch: kiräly). In der französischen Volkssage lebt er als der größte König abendländischer Vergangenheit fort. — Karl starb im Jahre 814. Seine Leiche wurde in dem von ihm erbauten Aachener Münster beigesetzt.
Karl der Große hinterließ das ganze Reich seinem einzig überlebenden Sohne Ludwig dem Frommen. Ludwig war nicht imstande, die Herrschaft in derselben straffen Weise zu führen wie sein Vater, zumal er bald in Streit mit seinen älteren Söhnen geriet, die sich durch Teilungspläne zugunsten eines jüngeren Bruders benachteiligt glaubten; denn an dem privatrechtlichen Gedanken, daß die Äerrschergewalt wie ein persönlicher Besitz unter die Erben geteilt werden müsse, hielt man auch nach Karl dem Großen fest. Zwar vertrat die Kirche den Einheitsgedanken, aber infolge der Schwäche des Kaisers wandten sich die bedeutendsten Kirchenfürsten bereits bei seinen Lebzeiten Lothar zu, dem ältesten der drei Söhne, dem die Kaiferwürde bestimmt war. Nach des Vaters Tode vermochte er jedoch die Oberherrschaft gegenüber den jüngeren Brüdern nicht zu behaupten, zumal sie sich in den Straßburger Eidfchwüren 842 gegen ihn verbanden. 843 wurde nach häßlichenstreitfzenen der Teilungsvertrag von Verdun abgeschlossen. Man teilte nicht das Reich, der Einheitsgedanke blieb vielmehr lebendig, sondern die Herrschaft über das Reich, die ja als eine Art Lausgut der königlichen Familie galt. Lothar erhielt Italien mit der Kaiferwürde, dazu nördlich der Alpen den Ländergürtel, der etwa durch eine Linie von der Schelde-
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Extrahierte Personennamen: Karls Gott Karls Karl Karl Karl Ludwig Ludwig Ludwig Karl Karl Lothar Lothar
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Ii. Luther und die Reformation.
Dreser Schritt zog ihm zwar den jahrelangen Zorn seines Vaters zu, aber den ehrlichen Sucher trieb innere Not, er konnte nicht anders. Willig unterzieht sich der Magister nun als Novize den niederen Dienstleistungen; er fastet viel, kasteit sich und sucht voll herber Entsagung das „sündige Fleisch" abzutöten; jeder irdische Gedanke erscheint ihm als Schuld. Aber trotz aller Zerknirschung und Gebete findet er keine Ruhe; immer stärker wächst seine Angst vor dem „zornigen Gott ; auch die 21 Heiligen, die er sich zu Schutzpatronen erkor, können ihn aus den Nöten nicht erlösen. Das System kirchlicher Vorschriften und Bußübungen versagt.
Dem durch Fasten und Kasteiungen auch körperlich zermürbten Manne wird der Ordensmeister Staupitz zum Gewissensrat und Retter. „Du mußt deinem Gott nicht mit solchem Trödelwort und Puppensünden kommen und aus jedem Bombart eine Sünde machen" — rief ihm dieser einst ernüchternd zu.
Von den Außenpfaden der Kirche weist er ihn auf den Weg wahrer Buße, die dem Gebrauche der Gnadenmittel vorausgehen müsse, aber nicht ihre Folge sei; aus dem Innern müsse sie als eine das Gemüt umwandelnde Macht hervorgehen, das sei der Weg zum Frieden mit Gott, gute Werke seien nur ihr äußerliches Kennzeichen. Diese der Mystik entstammende Auffassung überkam den Gequälten wie eine Erleuchtung; und seine Gewißheit wuchs, als er später in Melanchthons Schule von dem ursprünglichen Sinne des mit „Buße" übersetzten griechischen Ausdrucks metänoia = Gesinnungswandel hörte. Daß hier Kern und Anfang alles Glaubens liege, das war das Neue, das ihn aufrichtete und in unbekannte Gedankenfernen wies. Damit war nichts Geringeres als der evangelische, innerlich freie Standpunkt des späteren Reformators errungen, ja ein neues sittliches Verhältnis zur Gottheit und damit der Beginn einer neuen Zeit. Nicht die dialektische Theologie des Mittelalters bildete hinfort feine Erkenntnisquelle, sondern die Bibel, wo er in den inneren Erlebnissen eines Paulus seine neugewonnene Glaubensgewißheit bestätigt fand.
1508 war Luther Priester geworden. Staupitz hoffte von ihm viel und veranlaßte seine Berufung an die kurfächsische Universität Wittenberg. Dem Ordensoberen und'magister eröffnete sich nunmehr ein Feld fruchtbarer praktischer und wissenschaftlicher Tätigkeit. Als Doktor der Theologie (1512) war er vollberechtigter Hochschullehrer und hatte nun auch theologische Vorlesungen zu halten; der von mutigen Entdeckergefühlen beseelte und alle hergebrachte Deutelei beiseite schiebende Erklärer des Römerbriefes und der Psalmen, der Herausgeber von Taulers „Deutscher Theologie" und der sieben Buß-
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