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1. Theil 3 - S. 230

1880 - Stuttgart : Heitz
230 Neue Geschichte. 2. Periode. Deutschland. geschlossenen gesetzlich vorbehalten. Und für die östreichischen Erb-länder galt nicht einmal das Normaljahr.*) In politischer Beziehung sollte in Deutschland zwar die Oberhoheit des Kaisers und des Reiches fortbestehen, aber sämmtliche Reichsstände erhielten das Recht der Landeshoheit; sie dursten unter sich und mit Auswärtigen Bündnisse schließen. Die Niederlande und die Schweiz wurden als unabhängige Staaten anerkannt. Schweden bekam Vorpommern, die Insel Rügen und einen Theil des jetzigen Königreichs Hannover (die Bisthümer Bremen und Verden); Frankreich: den Elsaß**) und die Bestätigung des Besitzes von Metz, Toul und Verdun; Brandenburg: Hinterpommern, das Erzbisthum Magdeburg und die Bisthümer Minden, Halber-stadt und Camin. Die Rheinpfalz wurde dem Sohn Friedrichs V. zurückgegeben und für ihn eine achte Kurwürde errichtet, die Oberpfalz dagegen an den Kurfürsten von 93dient abgetreten. Da nun der furchtbare dreißigjährige Krieg vorüber war, so hätte man glauben sollen, daß auch der Papst darüber seine Freude hätte bezeigen müssen. Aber im Gegentheil erließ der heilige Vater der Gläubigen eine Bulle: „Daß er aus apostolischer Machtvollkommenheit diesen Frieden verdamme, vernichte und aufhebe." Und noch heute hat bei jeder Gelegenheit der Papst den westphälischen Frieden verdammt. Papst Urban Vii. hatte kurz vorher die berüchtigte Gründonnerstagsbulle (die am Gründonnerstag öffentlich verlesen wird) erneuert. Darin verflucht der Papst noch jetzt in jedem Jahre alle Lutheraner, Calvinisten und Zwiug-liauer, desgleichen alle ihre Beschützer und alle, welche ihm nicht Gehorsam leisten. 100. Sitten jener Zeit. Es ist nicht möglich, hier eine umständliche Schilderung des traurigen Zustandes des deutschen Reiches nach dem dreißigjährigen Kriege zu geben. Viele Städte und Dörfer waren nicht *) In Schlesien behielten nur die evangelischen Herzoge und die Stadt Breslau freie evangelische Religionsübung; in jeder der drei Städte Schweidnitz, Jauer und Glogau durften die Evangelischen eine Kirche erbauen, jedoch außerhalb der Stadtmauern. Diese drei Kirchen heißen daher Friedenskirchen. **) Für die Reichsstadt Straßburg aber und noch zehn andere Reichsstädte dieses Landes wurde die Verbindung mit dem deutschen Reiche und pieichsfreiheit vorbehalten.

2. Theil 3 - S. 144

1880 - Stuttgart : Heitz
144 Neue Geschichte. 1. Periode. Deutschland. gekerkert und zuletzt aus dem Lande gejagt wurde!! Noch ärger wurde es unter Augusts Enkel, Christian Ii. Dieser, ein strenger Lutheraner, ließ seinen Kanzler Krell, der für einen heimlichen Calvinisten galt, verhaften und nach der Festung Königstein bringen, „weil er ein notorisch gottloser, böser und untreuer Mensch sei, in das Land eine verführerische Lehre eingeschleift und viel Unheil und Zerrüttung angerichtet habe." Vergebens bat seine Frau, ihn doch freizulassen, oder ihn förmlich zu verhören. Man ließ ihn 10 Jahre lang im Gefängniß, und endlich wurde er (1601) in Dresden öffentlich enthauptet!! Das Mißtrauen der verschiedenen Religionsparteien gegeneinander war so groß, daß sie selbst die unschuldigsten Einrichtungen der andern Partei anzunehmen sich weigerten. Namentlich war das mit der Verbesserung des Kalenders der Fall. Wir wissen schon, daß Julius Cäsar den Kalender dadurch in Ordnung brachte, daß er das Jahr auf 365 Tage und 6 Stunden festsetzte und daher verordnete, daß alle vier Jahre ein 366. Tag eingeschaltet werden mußte. Aber er hatte sich verrechnet: denn das Jahr besteht nur aus 365 Tagen, 5 Stunden, 48 Minuten, 45 Secunden, 30 Tertien; er hatte also 11 Minuten 14 V* Secunden zu viel angenommen. So unbedeutend dieser Unterschied auch zu sein scheint, so betrug er doch gegen Ende des 16. Jahrhunderts bereits 10 Tage. Papst Gregor Xiii. ließ daher durch einige Astronomen die Zeit recht genau berechnen, schaffte dann (1582) den alten oder Manischen Kalender in allen römisch-katholischen Ländern ganz ab und führte den neuen oder gregorianischen ein. Er warf 10 Tage aus jenem Jahre heraus, so daß man nach dem 4. October gleich zum 15. überging. Diese Einrichtung war nun recht vernünftig und ohne Beziehung auf die religiösen Streitigkeiten. Als aber auf einem Reichstage die Sache zur Sprache kam, erklärten die evangelischen Stände einmüthig, sie könnten sich diese Veränderung des Kalenders durchaus nicht gefallen lassen, denn sie glaubten, es liege eine Hinterlist zum Grunde! Und so behielten. sie denn ihren alten fehlerhaften Kalender noch länger als 100 Jahre. Jetzt ist der alte nur noch in Rußland gebräuchlich; die Abweichung beträgt aber jetzt 12 Tage, so daß die Russen an unserm Neujahrstage erst den 20, Dezember schreiben. Das Weitere von Rudolph wird unten beim 30jährigen Kriege erzählt werden. Hier mag nur noch erwähnt werden, daß

3. Theil 2 - S. 73

1880 - Stuttgart : Heitz
Heinrich Iv. Agnes. 73 Herzog Gottfried der Bärtige von Lothringen zu erfahren. Er ward seines Herzogthums beraubt, welches der elsässische Graf Gerhard erhielt, der Stammvater des spätern lothringischen Fürftengeschlechis. Daß die Fürsten mit des Kaisers kräftigen Eingreifen nicht zufrieden waren, läßt sich leicht denken, und als er seinen dreijährigen Sohn Heinrich Iv. von ihnen zum Thronfolger wählen ließ, versprachen sie diesem zwar Gehorsam, aber mit dem ausdrücklichen Vorbehalte: „wenn er mit Gerechtigkeit regieren würde." Der Kaiser starb in der Blüthe der Jahre, erst 39 Jahre alt, auf einer Jagd im Harzgebirge (1056) und wurde ebenfalls in Speier begraben. 61. Heinrich Iv., 1056. — Gregor Vii., 1073—85. Da Heinrich Iv. (1056—1106), ein erst fünfjähriger Knabe, noch nicht selbst regieren konnte, so übernahm seine Mutter Agnes die Regentschaft. Agnes war eine treffliche Frau und zärtliche Mutter; sie erzog ihr Söhnchen mit aller Liebe und Sorgfalt. Aber die deutschen Fürsten machten ihr das Leben schwer. Sie ärgerten sich, daß sie einer Frau gehorchen sollten, und überall im Reiche brachen Befehdungen los, weil nur die Furcht vor dem verstorbenen Kaiser sie bisher in Ruhe erhalten hatte. Wenn die Kaiserin einen um Rath fragte, so sahen die andern scheel dazu und thaten nun absichtlich das, was sie ärgern mußte. Auch daß sie ihren Heinrich bei sich erzog, war ihnen ein Anstoß. „Wie?" fragten sie, „der junge König, der einmal über uns gebieten soll, wächst heran unter Weibern und beim Spinnrocken? Das können wir nicht dulden." Einer der Unzufriedensten war der Erzbischof von Cöln, Hanno, ein herrschsüchtiger Mann. Der entwarf den Plan, den jungen Heinrich den treuen Mutterarmen zu entreißen, und es gelang ihm auch. Er ließ ein Schiff bauen, es recht reich und künstlich ausschmücken und den Rhein hinabsahren bis nach Kaiserswerth, wo eben Agnes mit ihrem Sohne aus einer Reise nach den Niederlanden angekommen war. Hanno that sehr freundlich, und als Heinrich bei der Tafel gerade recht aufgeweckt war, erzählte ihm der schlaue Priester viel von seinem schon eingerichteten Schiffe, welches nahe am Ufer läge. Der kleine Prinz wurde neugierig; er wollte es sehen. Hanno zog mit ihm hin, stieg ein und schnell stießen die schon dazu vorbereiteten Schiffer vom Ufer ab. Heinrich schöpfte nun Verdacht; es wurde ihm

4. Theil 2 - S. 74

1880 - Stuttgart : Heitz
Imf mm 74 Mittlere Geschichte. 2. Periode. Deutschland. ängstlich nach seiner Mutter, und da alles Flehen, wieder zurückzufahren, nichts half, so sprang er in der Angst seines Herzens über Bord, um zurückzuschwimmen. Aber der Strudel riß ihn fort, und er wäre ertrunken, wäre ihm nicht schnell ein Ritter, Eckbert von Braunschweig, nachgesprungen, der ihn herauszog und wieder aufs Schiff brachte. Hier suchte ihn Hanno zu beruhigen und brachte ihn glücklich nach Cöln, so sehr auch die jammernde Mutter am Ufer die Hände rang. Seit der Zeit hatte sie keine glückliche Stunde mehr. Ueberall fehlte ihr ihr geliebter Heinrich, der ihr nicht einmal Nachricht von sich geben konnte — in so strengem Gewahrsam wurde der Knabe anfangs gehalten. Wir haben noch einige Briefe übrig, welche damals ein würdiger Geistlicher an die unglückliche Agnes schrieb, in denen er ihr mit biederer Herzlichkeit Trost zuspricht und sie bittet, ihr Gemüth auf das hinzulenken, was über alles Irdische leicht tröstet. Sie beschloß, auf die Freuden dieses Lebens nun ganz zu verzichten und ihr Leben nur Gott zu weihen. Dazu reifte sie auch nach Rom und hier sah man sie, vom Kummer tief gebeugt, oft vor den Stufen des Altars in andächtigem Gebete zubringen. Späterhin mußte sie noch Zeuge der großen Noth ihres Sohnes und seiner tiefen Demüthigung vor dem Papste sein. Sie starb erst 17 Jahre nach der Trennung von ihrem Sohne. Heinrich führte anfänglich in Cöln ein trauriges Leben; Niemand wurde vor ihn gelassen. Nach und nach bekam er mehr Freiheit; Hanno ließ ihn endlich alles machen, was er wollte, und statt ihn sorgfältig zu unterrichten und in Geschäften zu üben, erlaubte er ihm, den ganzen Tag umherzulaufen, auf die Jagd zu gehen und Possen zu treiben. Außer Hanno war noch ein anderer ehrgeiziger Bischof in Deutschland, Adalbert von Bremen. Als Hanno's bitterer Feind mißgönnte er ihm die Vormundschaft über den jungen Kaiser. Hanno hatte den Grundsatz ausgestellt, daß derjenige Bischof, in dessen Sprengel der junge König sich aufhalte, die Aufsicht über ihn führen sollte. Diese Aufsicht hatte er bisher geführt; aber sie wurde ihm je länger je lästiger und darum näherte er sich seinem bisherigen Feinde Adalbert, den er zugleich sich dadurch zu gewinnen hoffte, und trug ihm die Aufsicht über den königlichen Knaben an, wenn er ihm dagegen die fernere Verwaltung des Reichs überlassen wollte. Adalbert ging das gern ein, und so kam Heinrich an den Hof dieses ehrgeizigen Mannes.

5. Theil 2 - S. 142

1880 - Stuttgart : Heitz
142 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Kreuzzüge. Ausbildung. Städte waren schon früher in Deutschland entstanden und vorzüglich durch Heinrich den Vogler vermehrt worden. Aber die Bewohner waren nicht viel besser als Knechte. Die großen Vorrechte und Freiheiten der Bürgerschaften schreiben sich erst aus den Zeiten der Kreuzzüge her. Vor denselben wurden die Städte durch die kleinen Fürsten und den Adel überhaupt niedergedrückt. Nun gingen die meisten derselben und gerade die wildesten nach dem heiligen Lande und ließen über die Städte Beamte zurück, die aber nicht so viel Ansehen hatten wie sie. Von ihnen ließen sich die Städter nicht so viel gefallen wie von ihren Herren und ertrotzten sich viele Freiheiten. Dieser Freiheitssinn aber entstand besonders aus dem größern Reichthnme, den die Städte durch 3) den lebhaften Handel gewannen, der durch die Kreuzzüge erst recht belebt wurde. Nirgends blühte der Seehandel mehr, als in den italienischen Seestädten, unter denen sich wieder Venedig, Genua, Pisa und Amalsi hervorthaten. Da nun damals die griechischen Kaiser in großer Sorge waren, daß die Kreuzfahrer, besonders aber die Nor-männer, ihnen das Land wegnähmen, so suchten sie die Freundschaft der italienischen Handelsstädte, besonders der Venetianer, und verliehen ihnen ungemeine Freiheiten. Zwar fühlten die Kaiser wohl dann und wann, daß sie ihnen zu viel eingeräumt hätten, und wollten ihnen die ertheilten Vorrechte beschränken; aber dazu waren die Venetianer schon zu mächtig geworden und ließen sie gleich fühlen, daß sie die Stärkern waren. Die Genueser und Pisaner wurden zwar auch von den Griechen begünstigt, aber die Venetianer behielten doch eine Zeitlang das Uebergewicht. Eben solche Freiheiten erhielten die Venetianer in den von den Kreuzfahrern eroberten Ländern in Asien, so daß jene Zeit für sie eine recht eigentlich goldene war. Ihre Handelsschiffe bedeckten alle Theile des mittelländischen Meeres, und indem sie für schweres Geld Pilgrime von Frankreich und Italien nach Palästina übersetzten und dafür die Produkte Asiens zurückführten, verdienten sie ansehnliche Summen. Um nun den Handel mit dem Morgenlande bequemer treiben zu können, legten sie bei Constantinopel, auf Candia, Corfu, Morea und an andern Küsten Colonien an; sie befuhren das schwarze Meer, erbauten eine Stadt an der Mündung des Don, das jetzige Asow, und holten von hier die Waaren, die dahin aus dem mittleren Asien auf Kameelen gebracht

6. Theil 2 - S. 218

1880 - Stuttgart : Heitz
218 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Deutschland. auch das Königreich Böhmen, und erwarb noch dazu die Mark Brandenburg, die Lausitz und Schlesien.*) Für diese Länder ist er ein wahrer Vater gewesen. Er residirte gewöhnlich in Prag, wo er eine Universität, die erste in Deutschland, anlegte, und noch sind in dieser Stadt viele herrliche Gebäude, die von ihm herrühren. Auch Breslau, welches zu seiner Zeit abbrannte, ließ er neu aufbauen und erweiterte es bedeutend. Nie ist Böhmen in solchem Flore gewesen, als unter ihm. Darum mögen ihn die Böhmen mit Rechts ehren; wir Deutsche können es nicht. Die Freunde des Hauses Baiern wollten sich ihm anfangs nicht unterwerfen und wählten zum Gegenkönig den reichen, tapfern und verständigen Grafen Günther von Schwarzbnrg. Nur ungern nahm dieser die ihm dargebotene Krone an, und hatte auch bald Ursache, seine Nachgiebigkeit zu bereuen; denn die ihm zugethanen Fürsten verließen ihn einer nach dem andern; er selbst wurde krank und nahm daher den Antrag Karls an, der ihn drückenden Krone zu entsagen, wofür ihm Karl einige Städte in Thüringen und auf dem Harze überließ. Wenige Tage darauf starb er. Der Hauptfeind Kaiser Karls war der Kurfürst Ludwig von Brandenburg, der älteste Sohn Ludwigs des Baiern. Daher kam es dem Kaiser recht gelegen, daß 1347 ein Mann auftrat, der sich für den verstorbenen Markgrafen von Brandenburg Waldemar ausgab, und den man nachher den falschen Waldemar genannt hat.**). Die Feinde des bairischen Hauses nämlich (Mecklenburg, Pommern, Anhalt, Sachsen und der Erzbischos von Magdeburg) hatten diesen Betrüger, der ein Müller, Namens Reh bock, gewesen sein soll, ausgestellt und gaben vor, ihn für den rechten Waldemar anzu- *) Die Mark Brandenburg nämlich war eine Besitzung des baierschen Hauses, indem Ludwig das Kurfürstenthum seinem Sohne Ludwig gegeben hatte. Aber Karl brachte es nach dem Tode desselben an sich, und so wurde es eine Besitzung der Luxemburger. Jenes Ludwigs von Brandenburg Frau war die berüchtigte Margarethe Mauktafch, welche diesen Namen von ihrem Schlosse Maultasch, das auf einem Berge zwischen Botzen und Meran in Ruinen herrlich liegt, führte. Ihr Vater Heinrich von Kärnthen und Graf von Tirol vermählte sie mit dem fünfjährigen Bruder Karls Iv.; da aber Margarethe den knabenhaften Ehemann verachtete und Ludwig der Baier ihr seinen ältesten Sohn Ludwig, Kurfürst von Brandenburg, antrug, so vermählte sie sich mit diesem. Sie ist wegen ihres unweiblichen Wesens und ihrer Grausamkeit berüchtigt. Da sie keine Erben hatte, so vermachte sie Tirol an das Haus Oestreich, dem es noch gehört. **) Waldemar war der letzte bedeutende Markgraf aus dem anhaltischen Hause in Brandenburg gewesen, welches 1320 ausstarb.

7. Theil 2 - S. 279

1880 - Stuttgart : Heitz
Ter sächsische Prinzenraub. 279 1455 in Sachsen*) zntrug: des sächsischen Prinzenraubes. Es lebte damals in Sachsen Knrfürst Friedrich der Sanst-müthige, der mit seinem Bruder, dem Landgrafen von Thüringen, einen Krieg führen mußte. Dabei wurden einem der Ritter des Kurfürsten, dem Kunz von Kaufungen, einige Güter verwüstet, wofür ihm der gutmüthige Friedrich eine Entschädigung gab. Aber Kuuz, ein unbändiger und übermüthiger Mensch, war damit nicht zufrieden, drohte sogar, sich an seinem Herrn zu rächen, und als ihm dieser lächelnd zurief: „Mein Kunz, siehe wohl zu, daß du mir die Fische im Teiche nicht verbrennst!" verließ er ungestüm den Hof, verband sich mit zwei andern Rittern, Mosen und Schönfels, und lauerte nur auf eine Gelegenheit zur Rache. Er wollte die beiden Prinzen, Ernst und Albrecht, entführen und sie nicht eher wiederbringen, bis ihm ein tüchtiges Lösegeld bezahlt sei. Ein treuloser Küchenjunge im Schlosse, Hans Schwalbe, war bestochen. Dieser meldete ihm eines Tages: in der nächsten Nacht könne der Streich ausgeführt werden, der Kurfürst sei nach Leipzig gereist, alle Hofleute zu einem Schmause nach der Stadt geladen, das Gesinde wolle er schon betrunken machen, und die Kurfütstiu sei mit ihren Kindern allein. Demnach erschien Kunz mit seinen Gefährten in der Nacht unten am Schlosse in Altenburg, das aus einem Felsen liegt und damals die Residenz war. Vermittelst Strickleitern, die Hans Schwalbe oben befestigt hatte, stiegen er und einige Gefährten, während die andern unten bei den Pferden blieben, in den Schloßhof und von da durch das Küchenfenster in das Schloß, wo Alle in tiefem Schlafe lagen. Leise verschloß er das Schlafgemach der Kurfürstin und ihrer Kammerfrau, öffnete durch einen Nachschlüssel das Zimmer, in dem die kleinen Prinzen (von 14 und von 12 Jahren) mit einem kleinen Grafen von Barby schliefen, und hob den ältern, Ernst, aus dem Bette. Dieser erkannte den Ritter, weckte die neben ihnen schlafende alte Kammerfrau und schrie aus Leibeskräften: „O Bule! Bule! Kunz von *) Das alte Herzogthum Sachsen war bei der Aechtung Heinrichs des Löwen aufgelöst. Den größten Theil erhielt Albrechts des Bären Sohn, Bernhard von Ascanien, nebst dem Titel eines Kurfürsten und Herzogs von Sachsen. Dies Haus Ascanien erlosch 1422, und Kaiser Sigismund belehnte mit dem Kurfürsten-thume den Urenkel Friedrichs mit der gebissenen Wange, Friedrich den Streitbaren, Landgrafen von Thüringen und Markgrafen von Meißen, der ihm im Hussitenkriege Beistand geleistet hatte. Der Sohn dieses Friedrich des Streitbaren war Friedrich der Sanftmüthige.

8. Theil 2 - S. 280

1880 - Stuttgart : Heitz
280 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Deutschland. Kaufungen will uns umbringen! Sagt's geschwind der Frau Mutter!" — „Rührst du dich, so bist du des Todes!" rief ihr dagegen Kunz zu und versicherte dem zitternden Knaben, es solle ihm nichts geschehen, wenn er gutwillig mitginge; sonst müßte er sterben. Indessen kroch der jüngere Prinz Albrecht, der von dem Lärme aufgewacht war, aus seinem Bette und versteckte sich unter die Bettstelle, so daß Mosen, der den Auftrag hatte, ihn zu entführen, statt seiner den kleinen Grafen mitnahm. Aber auf dem Hofe entdeckte Kunz den Irrthum; der Graf wurde wieder zu Bette gebracht und Albrecht vorgezogen. Indessen war die Kurfürstin erwacht, war aufgesprungen und sah, da sie nicht aus dem Zimmer konnte, aus dem Fenster, was vorging. Sie erkannte den Ritter und ries händeringend: „Ach, lieber Kunz, thue nicht so übel an mir und meinem lieben Herrn! Verschone meine Kinder! Es sollen alle deine Sachen gut werden!" Aber ihr Flehen fand kein Gehör; die Ritter entfernten sich eiligst mit den Knaben. Unten übergab er den Ernst dem Mosen und Schönfels, und wies sie an, nach Franken zu fliehen; er selbst nahm den kleinen Albrecht aufs Pferd und jagte nach der böhmischen Grenze zu. Bald darauf hörten sie hinter sich in Altenburg die Sturmglocken läuten; bald begann auch das Läuten in den andern benachbarten Dertern und trieb die Räuber zur eiligsten Flucht an. So kam Kunz bis nahe an die böhmische Grenze, die nur noch eine halbe Stunde entfernt lag; er befand sich in der wildesten Gegend des Erzgebirges, in der Nähe von Schwarzenberg, einer ganz einsamen Gegend, wo man auch jetzt nichts als das Rauschen der Waldbäche und das ferne Pochen der Hüttenwerke hört. Hier bat der Kleine, der an Durst, Hunger und Müdigkeit litt, ihn etwas absteigen und Beeren suchen zu lassen. Kunz erlaubte es, da ja die Gefahr vorüber schien; er und seine beiden Begleiter ließen die Pferde grasen und streckten sich ins Gras hin. Während dessen ging ein Köhler, Namens Schmidt, durch eine besondere Fügung der Vorsehung geleitet, mit seinem Hunde vorüber. Er erstaunte, in dieser Wildniß bewaffnete Männer, Pferde und einen wohlgekleideten Knaben zu sehen; das Sturmgeläute, das auch er vernommen , hatte ihn schon aufmerksam gemacht, und er schöpfte Verdacht. Er blieb stehen und fragte trotzig, wer sie wären und was sie mit dem Knaben vorhätten. — „Es ist ein böser Bube," antwortete Kunz, „der davon gelaufen ist und den ich nun wieder nach Hause bringe." Indeß bemerkte er, daß der Kleine dem

9. Theil 2 - S. 282

1880 - Stuttgart : Heitz
282 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Deutschland. dem Markte vorgenommen wurden, gewöhnlich — war bereits geschlossen. Mosen und Schönfels wurden nur verwiesen, aber Hans Schwalbe mit glühenden Zangen gekniffen und geviertheilt. Der brave Schmidt war nun noch zu belohnen. Auf die Frage, was er wünsche, antwortete der bescheidene Mann, er wünsche nichts, als lebenslang frei Kohlen brennen zu dürfen. Das wurde ihm nicht nur gern gewährt, sondern der Kurfürst schenkte ihm auch ein Freigut und verordnete, er solle künftig Triller heißen, weil er den Kunz so derb getrillt (niedergeschlagen) habe, und der älteste seiner Familie bis auf ewige Zeiten jährlich vier Scheffel Korn von der Regierung erhalten. Und dies geschieht noch bis heute. Diese beiden Prinzen find noch darum merkwürdig, weil von ihnen die beiden noch jetzt regierenden sächsischen Linien abstammen: das erixeftinifche und das albertinische Haus. Friedrich Iii. hat bei allen solchen Vorgängen wenig mehr gethan als zugeschaut, und hat so den Namen des Kaisers 54 Jahre geführt, bis er 1493 starb. Wie sehr er neben seiner Trägheit zugleich voll Mißtrauen war, davon gab er einen Beweis in den Verhandlungen mit Karl dem Kühnen, Herzog von Burgund (1467—77). Dieser Karl war der einzige Sohn und Erbe Philipps des Guten, der oben bei der Geschichte der Jungfrau von Orleans erwähnt wurde. Philipp hatte noch 37 Jahre nach der Verbrennung jenes Mädchens (bis 1467) gelebt und galt für den trefflichsten und galantesten Ritter seiner Zeit. Kein Fürst war so reich wie er. Ihm gehörte nicht nur fast das ganze jetzige Königreich der Niederlande, sondern auch Belgien, die Franche-Comte und Bourgogne in Frankreich. In seinen damals überreichen Ländern besaß er eine Menge prachtvoller Paläste, alle mit dem kostbarsten Hansgeräthe und den künstlichsten Tapeten versehen, mit denen man damals großen Luxus trieb. Täglich fand man bei ihm offene Tafel, und wenn er Turniere und Bankette gab, so aß man von goldenem Geschirre, und seine Trinktische strotzten von goldenen Bechern, mit edlen Weinen gefüllt. Alle feine Länder und Reichthümer hatte fein einziger Sohn, Karl der Kühne, geerbt, aber nicht feine Herzensgüte. Karl war ein stolzer, unruhiger, kriegerischer Fürst, der zwar nur 10 Jahre regiert hat, aber in dieser Zeit nie zur Ruhe gekommen ist, weil er, wie die Reichen so oft, statt das ihm verliehene Glück froh zu genießen, sich an feinen Schätzen nicht genügen ließ. So gelüstete es ihm, König von Burgund zu heißen. Dazu bedurfte

10. Theil 2 - S. 133

1880 - Stuttgart : Heitz
Letzte Kreuzzüge. 133 armseliges Pilgerkleid. Schon in den ersten Tagen der Reise kam er in Gefahr, erkannt zu werden. So kam er nach dem Dorfe Erdberg bei Wien, wo er sich nur ein paar Tage ausruhen wollte. Aber auch hier war er unbesonnen. Er ließ nämlich viel Geld sehen und wendete so viel auf, daß die Leute stutzig wurden, daß ein armer Pilger so viel auszugeben hätte. Das erfuhr Leopold und ließ ihn beobachten. Als Richard das merkte, wurde ihm bange, und um nicht erkannt zu werden, flüchtete er sich in ein anderes Wirthshaus, und als man ihm auch dahin folgte, stellte er sich an den Bratspieß in der Küche. Aber unklugerweise behielt er an der Hand, mit welcher er den Spieß drehte, einen kostbaren Ring stecken, und um sein Unglück voll zu machen, trat eben ein Diener des Herzogs ein, der ihn in Palästina gesehen hatte und sogleich wieder erkannte. Er wurde gezwungen, sich gefangen zu geben; man brachte ihn zu Leopold. Dieser ließ ihn sogleich auf der Burg Dürenstein an der Donau einschließen, und Niemand wußte, wo Richard geblieben war. Als die Nachricht nach England kam, daß er gefangen wäre, entschloß sich ein Edelmann aus Artois, Namens Blondel, seinen Gebieter aufzusuchen und so lange alle Länder zu durchziehen, bis er ihn gefunden hätte. Endlich kam er zufällig auf eine Burg im Oestreichischen, und als er da übernachtet hatte, fragte er: „Schöne Wirthin, sind Gefangene dort im Thurme?" — „Ach ja!" war die Antwort, „seit einiger Zeit sitzt dort ein Gefangener." — Blondel dachte gleich: „Das könnte wohl mein guter Herr sein!" und bat um die Erlaubniß, einige Zeit da bleiben zu dürfen. Der Kastellan erlaubte es ihm; aber vergebens bemühte sich Blondel, den Gefangenen zu Gesicht zu bekommen, so oft er auch unter dem Fenster des Thurms auf feiner Either spielte. Endlich sah ihn der gefangene König und glaubte seinen treuen Diener zu erkennen. Um ihm ein Zeichen zu geben, sang er ein Lied, das sie beide einst in glücklichern Tagen gedichtet hatten. Kaum hatte er die erste Strophe geendigt, so griff Blondel in die Saiten und sang die zweite Strophe. Der Gesuchte war also gefunden. Schnell reiste Blondel nach England zurück und verkündete hier und überall, wo Richard eingesperrt sei. Leopold, dadurch erschreckt, wagte nicht, ihn länger zu behalten, und da auch der deutsche Kaiser, Heinrich Vi., Richards Auslieferung verlangte, so übergab Herzog Leopold seinen Gefangenen dem Kaiser, welcher nun den König auf der Burg Trifels in Rheinbaiern in Verwahrung nahm. Erst nach einer dreizehn-
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