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1. Lehr- und Lesebuch für Töchterschulen - S. IX

1826 - Berlin : Dümmler
Ix einer sorgfältigen Krankenpflege gehört u. d. m. — Zn den mit Sorgfalt gewählten und mit passen- den Bibel- und Liederversen begleiteten morale schen Erzählungen, welche der zweite Hauptab- schnitt enthalt, treten nur Mädchen und Frauen auf; ihr Betragen soll die Schülerinn zur Tu- gend ermuntern oder vor der Untugend und dem Laster warnen. Der ganze dritte Hauptabschnitt dieses Buches ist recht eigentlich für Schülerin- nen bestimmt. Sie lesen in demselben von weib- lichen Geschicklichkeiten, Beschäftigungen und Ver- hältnissen; von guten Hausmüttern, von sparsa- men und erfahrenen Hauswirthinnen, von Haus- und Küchengeschäften, von achtungswerthen Vor- steherinnen des Gesindes^ von redlichen Dienst- boten, selbst von einer guten Gattinn und von einer redlichen Mutter, — sie lesen das Alles, nicht sowohl in der Absicht, damit sie, aus die- sem Abschnitte, selbst eine Wirthschaft führen, kochen, backen, u. dgl. erlernen sollen; sondern vielmehr in der Absicht, daß der Sinn und die Liebe zu häuslichen und wirthschaftlichen Be- schäftigungen schon früh bei ihnen geweckt werde, und sie schon jetzt auf ihren künftigen wichtigen Berus als Hausfrau, als Hauswirthinn, als Vorsteherinnen des Gesindes, oder auch als Dienst- boten, als Gattinn, Mutter rc. aufmerksam ge- machtwerden sollen; und dieser Zweck wird, wie ich glaube, am besten erreicht werden, wenn eine

2. Lehr- und Lesebuch für Töchterschulen - S. 103

1826 - Berlin : Dümmler
103 die harte gespannte Haut au/ der Stirn urrd die schwarze oder bleiche Farbe: so kann er aus den Betten genommen und auf Stroh, aber in ein nicht zu kaltes Zimmer gelegt werden, wo er liegen muß, bis sich die Spuren der Fäul- niß zeigen. Sind aber die Spuren des Todes nicht vor- handen, und ist er plötzlich gestorben: so darf er nicht eher aus den Betten genommen werden, als bis ein Arzt unter- sucht hat, ob er wirklich todt ist. Vor dem Ende des drit- ten Tages nach dem Tode sollte Niemand beerdigt werden. H. Von der Pflege und Wartung des Kranken. Wenn in einer Familie Jemand krank wird, so ist es die Pflicht der Seinigen, sich des Kranken liebevoll anzu- nehmen, und ihn sorgfältig zu warten und zu pflegen. Besonders ist dieß ein Geschäft der Frauenzimmer, und es ist daher gut, wenn sie sich früh mit demjenigen bekannt machen, was zu einer vernünftigen und zweckmäßigen Krankenpflege gehört, und welches die Obliegenheiten und Pflichten einer guten Krankenwärterin sind. Dazu sollen folgende Belehrungen dienen. Geduld und Freundlichkeit sind die ersten Pflichten einer Krankenwärtcrinn. Wenn der Kranke eigen- sinnig, verdrießlich, empfindlich ist; wenn er ihr unver- diente Vorwürfe macht; wenn er jetzt gerade das Gegen- theil von dem will, was er in der vorigen Minute ver- langte: so muß sie nicht unwillig werden, den Kranken nicht unfreundlich behandeln und seine unschädlichen Wün- sche ohne Murren erfüllen. Denn durch Unfreundlichkeit vermehrt und verlängert man oft seine Krankheit, und die beste Arznei und Pflege hilft nichts; ja, eine Wärterinn des Kranken kann dadurch, daß sie mit ihm zankt und ihn ärgert, seine Mörderinn werden. Sie suche vielmehr Alles, was ihn beunruhigen könnte, so viel als möglich zu entfer- nen, ^und ihn auf alle Weise zu erheitern, so gut es die Umstände erlauben. — Unermüdete Sorgfalt für den Kranken ist eine andere, wichtige Pflicht der Krankenwarterinn. Je hefti- ger die Krankheit ist, desto mehr muß sie ihre ganze Auf- merksamkeit auf den Kranken, und auf Alles, was dm

3. Lehr- und Lesebuch für Töchterschulen - S. 155

1826 - Berlin : Dümmler
155 O, wen Mutterzä'rtlichkeit nicht riihrt, Der ist keiner Zähre — Wer die Pflegerinn nicht ewig ehrt, Der ist nicht des Daseins werth! 3. Folgsamkeit und Unfolgsamkeit. Leopoldine und Elise hatten einen sehr guten Vater und eine liebe Mutter, die gegen beide Kinder gerecht und billig waren. Dennoch wurde Elise von den Eltern mehr geliebt, als ihre Schwester Leopoldine. Aber sie verdiente es auch, weil sie sich stets bestrebte, die Wünsche ihrer Eltern zu erforschen, und sich nach denselben zu richten. Es war eine Freude, zu sehen, wie heilig ihr der Wille des Vaters und der Mutter war. Jedes Wort, daß diese sprachen, jeder Befehl, den sie ihr gaben, jede Bitte, die sie an sie thaten, war Elisen theuer und werth. Fiel ihr das, was die Eltern ihr auftrugen, auch noch so schwer, so ließ sie es sich doch gefallen — ihre Eltern wollten es, dieß war für sie genug. Nach und nach hatte sie es so weit gebracht, daß sie es dem Vater oder der Mutter schon an- merkte, was sie wünschten. Noch ehe sie ein Wort darüber verloren, war Elise schon bereit, den Willen ihrer Eltern zu erfüllen. Es war natürlich, daß diese große Folgsam- keit der Tochter, den Eltern sehr gefiel, und daß diese sie deßhalb sehr lieb gewannen. Leopoldine betrug sich ganz anders, als ihre jüngere Schwester. Ihre Wünsche wa- ren oft von der Art, daß man sie nicht erfüllen konnte; ihre Einfalle thöricht, ihre Begierden heftig. Alles, wo- nach ihr gelüstete, wollte sie sogleich haben. Machte man ihr Vorstellungen, daß es nichts für sie sei, daß es ihr leicht schaden könnte, so verzog sie ihr Gesicht, es traten ihr Thränen in die Augen, und bisweilen stampfte sie wohl gar mit den Füßen. Ost wollte sie das nicht thun, was ihr die Eltern hießen, und diese mußten bisweilen Ernst und Drohungen anwenden, um sie zu irgend etwas zu bringen. Solch eine Unfolgsamkeit konnte nicht gefallen, Einmal hatte die Jugend des Ortes, wo diese zwei Schwe- stern wohnten, ein kleines Fest unter freiem Himmel. Leopoldine war auch dazu eingeladen. Allein sie hatte Halsweh, und da überdieß die Witterung etwas kühl war,

4. Lehr- und Lesebuch für Töchterschulen - S. 156

1826 - Berlin : Dümmler
156 so fanden es die Eltern für gut, sie nicht aus dem Hause zu lassen. Leopoldine weinte und beklagte sich darüber bei ihrem Lehrer, der im Hause wohnte. „Liebe Leopoldine," sprach dieser, „du thust deinen Eltern großes Unrecht. Wenn sie dir etwas befehlen oder verbieten, so haben sie gewiß ihre guten Gründe dazu. Die kannst du freilich nicht immer einsehen, aber du mußt zu deinem Vater und zu deiner Mutter Vertrauen haben, und ihnen willig ge- horchen. Daß sie dich lieben und nur. dein Bestes wollen, daran wirst du wohl nicht zweifeln. Denke nur daran, was sie bis jetzt, seit deiner Geburt an, für dich gethan haben. Sie sorgten liebreich für dich. Wie viele schlaf- lose Nachte hast du deiner lieben Mutter gemacht; welche Angst standen deine guten Eltern aus, so oft du krank warst. Wer hat dich ernährt, gekleidet, gepflegt und lieb- reich erzogen? Was wäre ohne die Liebe und Sorgfalt deiner Eltern aus dir geworden? Wem anders, als ihnen, hast du es zu danken , daß du nicht unwissend bleibst, son- dern manches Nützliche weißt und verstehest? Soll dich das nicht von ihrer großen Liebe zu dir überzeugen? Und was hast du dafür an ihnen gethan? .Nichts— gar nichts. Deine erste und heiligste Pflicht ist, daß du ihnen gerne ge- horchest, und durch deine Folgsamkeit Freude machest. Sie gewinnen freilich dabei nichts, der Vortheil davon ist ganz auf deiner Seite." Es schien, als wenn diese Worte auf Leopoldinen Eindruck gemacht hätten. Aber ihre Thränen flössen immer fort, und verschmerzen konnte sie es nicht, daß sie an dem Feste keinen Antheil nehmen sollte, beson- ders da Elise demselben beiwohnen durfte. Die Eltern machten einen Besuch. Leopoldine blieb mit den Dienst- boten allein zu Hause. Die Mutter gab ihr etwas zu stricken, und befahl ihr, sich besonders vor Zugluft in Acht zu nehmen. Zwei Stunden hindurch strickte sie fleißig fort. Aber jetzt siel ihr wieder das Fest ein. Es wurde nicht weit von dem Hause in einem großen Garten gefeiert. Das Verlangen nachzusehen, wie es dabei zugehe, wurde bei ihr immer stärker. Das Verbot der Eltern siel ihr zwar ein, aber sie beschloß , sich dennoch in den Garten hinzuschleichen, und es den Eltern zu verheimlichen. Sie verließ das Zimmer, und ging unbemerkt fort. Die ßuft

5. Lehr- und Lesebuch für Töchterschulen - S. 157

1826 - Berlin : Dümmler
157 war etwas rauh. Dieß wirkte nachtheilig auf ihren Hals. Sie erreichte den Garten, in welchem das Fest gefeiert wurde. Wie erschrack sie, als sie hier ihre Eltern erblickte, die ihre Freunde, welche sie besuchen wollten, nicht zu Hause gefunden, und sich entschlossen hatten, in den ge- dachten Garten zu gehen, und nachzusehen, wie es da zu- ginge. Vater und Mutter wurden sehr unwillig darüber, daß Leopoldine gegen das Verbot derselben das Haus ver- lassen, und sich abermals als ein ungehorsames Kind ge- zeigt habe. Sie gaben ihr scharfe Verweise, und von der Mutter bekam sie diesen Tag keinen freundlichen Blick. Dies schmerzte sie, aber sie litt nicht unschuldig. Überdies hatte die etwas rauhe Luft ihr Halsübe! verschlimmert, und in eine große Halsgeschwulst verwandelt. ,^)u selbst bist Schuld an deinen Schmerzen," sprach der Vater, „so gehet es, wenn Kinder ihren Eltern nicht folgen. Diese haben mehr erfahren, und wissen es besser, was der Ju- gend zuträglich ist; daher ist strenge Folgsamkeit eine der ersten Pflichten der Kinder." Den Tag darauf war Elise zu einer Freundinn eingeladen, die ihren Geburtstag feierte. Auf diesen Besuch hatte sie sich schon seit einigen Wochen gefreut. „Mutter," sagte sie, als dieser langersehnt Tag erschien, „heute werde ich jubeln; heute ist ein froher festlicher Tag für mich." „Liebe Tochter," sprach die Mut- ter, „ich gönne dir gern jede unschuldige Freude, und ich hatte nichts dagegen, wenn du heute deine Freundinn Emi- lie besuchtest, wäre nur deine Schwester gesund. Diese aber liegt krank, und es wäre wohl gut, wenn du bei ihr blie- best." Elise wurde bei diesen Worten etwas stutzig. Sie schwieg, aber es schien ein innerer Kampf mit ihr vorzuge- hen. Endlich sprach sie: „Du weißt liebe Mutter, wie herzlich ich Emilien liebe, und wie lange ich mich auf den heutigen Tag gefreut habe. Aber wenn du glaubst, es sei besser, daß ich zu Hause bleibe, so will ich es thun. Du mußt es am besten wissen, was gut ist." Die Mutter zog Elisen an ihr Herz und gab ihr einen Kuß. „Liebe, gute Tochter l" — sagte sie, und ihr und Elisens Augen stan- den in Thränen. Elise blieb zu Hause, obgleich die Mut- ter späterhin bemerkte, wenn sie auf ein halbes Stündchen Emiliell besuchen wolle, so wolle sie cs ihr erlauben.

6. Lehr- und Lesebuch für Töchterschulen - S. 158

1826 - Berlin : Dümmler
158 Ihr Kinder seid gehorsam euren Eltern in dem Herrn; denn das ist billig. Eph. 6, 1. Der Herr will den Water von den Kindern geehret haben, und was eine Mutter die Kin- der heißet, will er gehalten haben. Sirach 3,2. Wenn deine Eltern dir was ernstlich untersagen: So folge, ohne sie vorher: warum? zu fragen. 4. Eigensinn. Hannchen hatte einen recht häßlichen Fehler an sich. Immer sollte es nach ihrem Kopfe gehen; jeder sollte sich nach ihr richten und ihre Einfälle und Wünsche befriedigen, wenn sie auch noch so unüberlegt und thöricht waren. Dhne wichtige Ursachen und Gründe zu haben, beharrte sie bei dem, wozu sie Luft hatte; was sie sagte, sollte gel- ten; was sie angab, sollte ausgeführt werden — Hann- chen war ein eigensinniges Mädchen. An einem Sonntage war sie, als sie bereits in ihrem vierzehnten Jahre stand, in eine große Gesellschaft von Mädchen geladen. Sie versprach sich darin viel Vergnü- gen, und ging mit Freuden hin. In einen schönen großen Garten versammelten sich gegen zwanzig Mädchen. Es wurde ein Spiel vorgeschlagen. Alle waren damit zufrie- den, nur Hannchen nicht. Sie wollte, man sollte ein Spiel spielen, das sie vorschlug. Man machte ihr dage- gen die Einwendung, daß dasselbe zu wild sei, und sich mehr für Knaben, als für Mädchen schicke. Allein Hann- chen bestand eigensinnig auf ihrem Kopfe, und erklärte, daß, wenn man nicht ihr Spiel vornehmen, sie gar nicht mitspielen wolle. Dagegen können wir nichts einwenden, sprachen einige von der Gesellschaft. Jeder Mensch hat seinen freien Willen. Die Mädchen singen nun an, das zuerst vorgeschla- gene Spiel zu spielen. Hannchen verdroß dieß sehr. Sie wollte durchaus nicht mitspielen. Einige baten sie, doch nicht so eigensin- nig zu sein; da sie aber sahen, daß Hannchen, je mehr gute Worte man ihr gab, desto trotziger auf ihrem Ent- schlüsse beharrte, ließen sie sie stehen, und Niemand be-

7. Lehr- und Lesebuch für Töchterschulen - S. 159

1826 - Berlin : Dümmler
159 kümmerte sich weiter um sie. Dieß schmerzte sie tief. Nur mit Mühe konnte sie die Thränen zurück halten, die sich, aus Berdruß, in ihr Auge drängten. Die andern Mäd- chen unterhielten sich trefflich; das eigensinnige Hanncken aber empfand gar keine Freude. Das machte ihr böser Eigensinn. Den darauf folgenden Sonntag war abermals bei einer Bekannten Hannchens, eine Mädchengesellschaft. Da man befürchtete, Hannchen würde durch ihren Eigen- sinn das Vergnügen wieder stören, so lud man sie nicht ein, worüber sie sich nicht zufrieden geben konnte. Solche unangenehme Vorfälle machten Hannchen auf ihr eigensinniges Wesen aufmerksam. Sie bemühte sieh, es abzulegen, und wurde nachgiebiger, milder und sanf- ter. Jetzt erst war sie ein liebenswürdiges Mädchen. Je- dermann war ihr gut, und sie selbst konnte sich mehr ach- ten, als sonst. Es sei dir nichts so sehr, als Eigensinn verhaßt: Durch ihn wirst du dir selbst und Andern auch zur Last. 5. Die gute Schwester. Sabine hatte eine recht herzliehe Liebe zu ihren Schwe- stern und Brüdern. Wo sie ihnen nur einen Dienst oder eine Gefälligkeit erzeigen konnte, da that sie es gern und mit Freuden. Mit ^anftmuth ertrug sie die kleinen Be- leidigungen derselben, hütete sich aber aufdas Sorgfältigste, eines von ihrem Geschwister zu kränken, oder ihm wehe zu thun, und die Eintracht mit ihnen zu stören. Ihr jüngster Bruder, Philipp, war vier Jahr alt, als er sehr bösartige Blattern bekam. Seine Augen wa- ren ihm zugeschworen, Und der ganze Körper wie mit Beu- - len besäet. Bon dieser Zeit an entfernte sie sich nicht von ihm, als wenn sie in die Schule mußte, oder ihre Eltern sie ausschickten. Wahrend seiner Blindheit erzählte sie dem armen Bruder kleine-Geschichten, die sie gehört oder gele- sen hatte, oder unterhielt ihn von dem lieben Onkel und der Tante zu Lindenheim, von ihren Garten, Pferden und Hunden, und wie Vater und Mutter sich vorgenommen hatten,^ mit ihnen dahin zu reisen, sobald er wieder ge- sund wäre. Als er wieder sehen konnte, brachte sie ihm

8. Lehr- und Lesebuch für Töchterschulen - S. 160

1826 - Berlin : Dümmler
löo Bilder, bleierne Soldaten und allerhand Kindersachen, und spielte mit ihm so vergnügt, als wenn das ihre größte Lust wäre. Bei dieser liebevollen Behandlung vergaß der Knabe oft seine Schmerzen und blieb geduldig, gewann aber auch seine Schwester so lieb, daß er ihr Alles zu Ge- fallen that, was er ihr nur an den Augen absehen konnte. Siehe, wie fein und lieblich ist es, wenn Brüder einträchtig bei einander wohnen. Ps. 133, 1. Seid liebreich und vertraut, Ihr Freunde, Schwerern, Brüder; Die Eintracht baut ein Haus, Die Zwietracht reißt es nieder. 6. Das leichtsinnige Mariechen. Mariechen, sagte die Mutter zu ihrer ältesten Toch- ter, gieb mir ja auf Klärchen acht, ich muß etwas aus der Stube holen. Die Kinder waren gerade im Garten, an dem ein kleiner Fluß hinfloß. Aber Mariechen hörte nicht. Die kleine Klara hüpfte und sprang im Garten herum nach Herzenslust, und jene beschäftigte sich mit einem Sträus- chen, das sie sich gepflückt hatte. Auf einmal that es einen Fall in's Wasser. Sie sahe sich nach Klärchen um, aber diese war nicht da. Nun erhob sw ein erschreckliches Ge- schrei. Die Mutter kam und fragte ängstlich: was giebt's ? aber Marie konnte weiter nichts hervorbringen, als: Klär- chen! — Wasser! — Denkt euch, mit welchem Entsetzen die Mutter bei diesen Worten nach dem Wasser hinstürzte; aber von Klärchen war keine Spur mehr, der Strom hatte sie schon unter die Räder der nahen Mühle getrieben. Auf das Geschrei der Mutter kamen mehre Menschen zu ^)ülfe, und fanden die kleine Klare an einem Busche hängen. Alle Mittel, sie in's Leben zurück zu rufen, waren verge- bens. Marie mußte sich mit fürchterlicher Reue als die Mörderinn ihrer Schwester anklagen, denn nichts konnte sie entschuldigen, da sie schon ein Mädchen von 12 Jahren war. Die Mutter konnte ihr gutes Klärchen nie vergessen, und so oft Marie sie ansah, trat ihr eine Thräne in's Auge. Wie mußte Marie dabei leiden! Lahre vergingen, und immer

9. Lehr- und Lesebuch für Töchterschulen - S. 161

1826 - Berlin : Dümmler
161 immer noch hörte sie das Angstgeschrei ihrer unglücklichen Mutter — nie konnte sie das schreckliche Bild dieses Vor- falls ganz aus ihrer Seele vertilgen. O, habt doch Acht auf eure Kleinen, ihr erwachsenen Schwestern, damit ihr nicht ein Unglück erlebt, wie dieses war! Der Schwachen Führer will ich sein; Der Kranken will ich pflegen; Die Traurigen mit Trost erfreu'» Auf ihren Lebenswegen; Will eilen, betzustehn in Noth; Will retten aus Gefahr und Tod. > 7* Das wißbegierige Mädchen. Caroline zeigte schon in der frühesten Kindheit eine große Begierde, zu lernen und sich nützliche Kenntnisse zu erwerben. Wenn sie etwas Neues sah: so ruhte sie nicht eher, bis sie es genauer kennen gelernt hatte. Konnte sie nicht durch eigenes Nachdenken herausbringen, wozu eine - Sache nützlich wäre, und warum sie so sein müßte, wie sie war: so hörte sie nicht auf zu fragen, bis ihre Wißbegierde befriedigt war. Sehr gern ging sie in die Schule, und auch das schlimmste Wetter hielt sie nicht davon ab. Außerordent- lich groß war ihre Freude über ein neues lehrreiches Buch. Sie blätterte nicht etwa blos darin, wie es viele Kinder machen, sondern sie las es langsam und mit großer Auf- merksamkeit durch; daher blieb sie auch nie die Antwort schuldig, wenn man sie fragte , was in dem Buche enthal- ten sei. Beinahe in allen weiblichen Arbeiten, besonders im Stricken und Nähen, war sie sehr geschickt; und um es noch mehr zu werden, wurde sie die Gehülfinn einer Arau, welche sie nur unter der harten Bedingung unterrichten wollte, daß sie ein ganzes Jahr hindurch, vom frühen Morgen bis zum späten Abend, für sie arbeiten sollte, ohne Bezahlung dafür zu verlangen. Als aber dieses saure Jahr endlich überstanden war, hatte Caroline auch die Freude, nicht nur sich selbst durch ihrer Hände Arbeit reich- lich ernähren zu können, sondern auch ihrer alten kränk- lichen Mutter eine Stütze im Alter zu sein. Da ihre Wiß- begierde sie antrieb, den Umgang verständiger Menschen zu 11

10. Lehr- und Lesebuch für Töchterschulen - S. 167

1826 - Berlin : Dümmler
167 Nun verdrießt es mich erst recht, daß ich mein Geld schon ausgegeben habe, sprach Luise. Lina aber zog ihren Geldbeutel hervor, und gab dem Unglücklichen ein paar Groschen. Er dankte ihr mit ge- rührter Seele. Du hast doch Recht, sagte Luise, es ist um die Spar- samkeit eine gar schöne Sache. Wer spart, ist auch im Stande, Unglückliche zu unterstützen. Luise sing nun an, Lina's Beispiele zu folgen, und sich auch der Sparsamkeit zu befleißigen. Lina aber ging auf dem guten Wege fort, den sie betreten hatte. Ohne geizig zu sein, war sie stets sparsam; sie kam daher nicht leicht in Geldverlegenheit, und sah sich im Stande, auch Andere in ihrer Noth zu unterstützen. Wer ein Geringes nicht zu Rathe hält, nimmt für und für ab. Sir. 19, 1. Erwerbsamkeit und Sparsamkeit Die schützen uns vor Dürftigkeit; Sie füllen Haus und Keller an, Daß man auch Arme speisen kann. 12. Gei z. Henriette war, so jung sie auch noch war, schön ein kleiner Geizhals. Sie suchte immer mehr Geld zusammen zu bringen, nicht um es nützlich anzuwenden, sondern nur um es zu besitzen, und erlaubte sich dabei nicht selten sehr unerlaubter Mittel, Betrug und Ränke. Dabei scheute sie jede Ausgabe, auch wenn diese nöthig und nützlich war, und dachte nie daran, auch Andern mit ihrem Gelde zu helfen. Lieber darbte sie selbst und ließ Andere darben, ehe sie von ihrem Gelde etwas ausgab. Der Vater betrübte sich sehr über diesen unglücklichen Hang zur Kargheit. Liebes Kind, sagte er, der Geiz ist wirklich, wie die heilige Schrift sagt, eine Wurzel alles Uebels und ein schändliches Laster. Der Geiz raubt dem Menschen fast allen unschuldigen Genuß, unterdrückt die bessern Gefühle des Herzens, und ist Gott und gutenmen-- schen zuwider.^ Magst du doch allezeit recht sparsam sein, und alle unnöthige Ausgaben sorgfältig vermeiden; denn
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