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1. Leitfaden beim ersten Unterricht in der Geschichte für Töchterschulen - S. 77

1873 - Eisenach : Bacmeister
Blick auf außerdeutsche Reiche. 77 sammlung) zu Kostnitz oder Constanz zu Stande (1414 —1418), durch welches aber keine Verbesserung der gerügten Uebelstände zu Stande kam, sondern nur ein neues Verbrechen begangen wurde, nehmlich daß der Gottesmann Johann Hus aus Böhmen verbrannt wurde, weil er sich herausgenommen hatte, gegen Hohe und Mächtige zu sehr die reine Wahrheit zu sagen (1415; in demselben Jahre, in welchem das Haus Hohenzollern die Mark Brandenburg bekam). Als nun nach dem i. I. 1419 erfolgten Tode des (ehemaligen deutschen Kaisers und) Königs von Böhmen Wenzel, Sigismund — der sich gegen Hus wortbrüchig und ehrlos benommen — König von Böhmen werden sollte, so brachen die erzürnten Böhmen los und es erfolgten von 1419 —1436 die schrecklichen Hussitenkriege. Als Anführer der Hussiten sind besonders Ziska und die beiden Pro-copius zu nennen. Der Krieg endigte damit, daß Sigismund als König von Böhmen anerkannt wurde. Mittlerweile war in Basel ein neues Concilium zusammengetreten (1431 —1449), dessen Verhandlungen ebenso unfruchtbar und erfolglos für die Verbesserung der kirchlichen Uebel waren wie die des Constanzer Conciliums. § «2 Die Jungfrau von Drleans; die englisch -französischen Kriege und der englische Rosenkrieg. Mit Sigismund, welcher keine Söhne hinterließ, starb der luxem-' burgische Mannsstamm, welcher dem deutschen Reiche vier Könige oder Kaiser gegeben hatte, aus. Nun folgten hintereinander nur noch Kaiser aus dem habsburgischen Hause von 1437—1806. Aber ehe wir an die Geschichte dieser mit Albrecht Ii. anfangenden Herrscherreihe gehen, wollen wir nicht versäumen, unsere Blicke auf die Geschichte einige anderer Ereignisse und anderer Völker und Reiche zu richten, welche nicht übergangen werden dürfen. Vorab muß berichtet werden, daß Sigismund die Schlacht bei Nikopolis (1396) gegen die Türken verlor. Diese Türken (oder „Osmanen", von einem ihrer ersten Herrscher so genannt) hatten seit 1326 im nördlichen Kleinasien ein Reich gegründet: ihr immer siegreiches Fußvolk, „Janitscharen" genannt, machte sie unwiderstehlich: sie faßten bald festen Fuß in Europa in dem Gebiete des griechischen oder byzantinischen Kaiserreiches, und Sultan Murad I. nahm (seit 1361) seine Residenz in Ädrianopel; er siel nach einem Sieg über die Servier bei Kossowa (1389). Sein Nachfolger Bajazet I. (genannt „der Blitz") dehnte

2. Realienbuch für Volks-, Bürger- und Töchterschulen - S. 159

1911 - Bühl (Baden) : Konkordia-Verl.
159 Erde. So empfing mancher Bösewicht seinen Lohn. Später aber artete die Feme- aus, so daß ost auck Anschuldige aus Rache verurteilt wurden. v. Die Fotter oder Tortur. Am einen Angeklagten zum Geständnis zu bringen, wurde früher bei den Gerichten allgemein die Folter oder Tortur ^angewandt. Konnte oder wollte der Angeklagte die Schuld nicht zugeben, so ergriffen ihn die Folterknechte, entkleideten ihn, zogen ihm den „Marterkittel" an und quälten ihn mit Marterwerkzeugen aller Art so lange, bis er die Schuld zugab. Sehr ost kam es vor, daß Anschuldige sich als schuldig bekannten, um nicht noch länger gefoltert zu werden. Friedrich der Große war der erste Fürst in Deutschland, der die Tortur verbot. c. Hexenverbrennung. Gar schlimm erging es den sogenannten Heren, d. h. solchen Personen, die nach der Meinung der Leute mit dem „Teufel" in Ver- bindung standen und ihren Mitmenschen Böses zufügten. Stand eine Person als „Hexe" in Verdacht, so wandte man die „Hexenprobcn"' an. Bei der „Wasserprobe" wurde sie an einem Seile in etwa I m tiefes Wassev gelassen und galt als Hexe, wenn sie wieder von selbst an die Oberfläche kam. Bei der „Wiegprobe" erfolgte Freisprechung, wenn das Gewicht unter 40 Kz betrug. Bei der „Tränenprobe" wandte man die Folter an, und die Person galt als Hexe, wenn keine Tränen kamen. Viele Millionen Menschen, meist alte, häßliche Frauen, wurden aus dem Scheiterhaufen als „Hexen" verbrannt. 175. Ludwig der Bayer und Friedrich der Schöne. 1313. a. Durch die Aneinigkeit der deutschen Fürsten kamen i. I. 1313 zwei Könige auf den Thron, Ludwig dex Bayer und sein Verwandter und Jugendfreund Friedrich der Schöne von Österreich. Daraus entstand ein langjähriger unseliger Bürgerkrieg, durch welchen Deutschland schrecklich verwüstet wurde. Endlich besiegte Ludwig durch die Klugheit seines Feldhauptmanns S chw epp ermann seinen Gegnev bei Mühldorf am Inn (1322). Friedrich wurde gefangen genommen; aber sein Bruder setzte den Kainpf gegen Ludwig fort. b. Drei Jahre war Friedrich gefangen. Da kam Ludwig zu ihm und bot ihm. Versöhnung an, Friedrich sollte seine Freiheit erlangen, wenn er auf die Krone verzichte und seine Anhänger zum Frieden bewege. Da diese aber vom Frieden nichts wissen wollten, stellte er sich, seinem gegebenen Worte treu, freiwillig wieder als Gefangener. Aber diese Ehrenhaftigkeit und Treue war Ludwig tief gerührt x beide lebten von jetzt an wieder unzertrennlich als Freunde und regierten sogar ge- meinschaftlich. 176. Die Kirchenversammlung oder das Konzil zu Konstanz» 1414—1418. a. Siebzig Jahre lang, nämlich von 1308—1378, hatten die Päpste ihren Sitz nicht in Rom, sondern in Avignon (awinjoñ) in Südfrankreich. Als nun zu Rom wieder ein Papst gewählt wurde, erkannten ihn die französischen Geistlichen nicht an und wählten einen Gegenpapst, hierdurch entstand eine Spaltung in der Kirche. Auf einer Kirchenversammlung zu Pisa in Italien wurden jene zwei Päpste als abgesetzt erklärt und ein neuer gewählt. Jetzt waren drei Päpste vorhanden, und die Ver- wirrung wurde noch größer. Als Kaiser regierte damals Sigismund von. Böhmen. Durch seine Bemühungen wurde endlich eine allgemeine Kirchen- versammlung nach Konstanz berufen, um die eingetretenen Mißstände zu beseitigen. Das Konzil setzte die drei Päpste ab und wählte einen neuen, der nun allgemein anerkannt wurde. b. Zu denen, welche laut die Verbesserung der Kirche verlangt hatten, gehörte auch Johannes Äus. Dieser war ein berühmter Prediger und Professor an der Universität zu Prag. Er hatte Lehren vorgetragen.

3. Theil 2 - S. 219

1867 - Breslau : Max
Fehmgerichte. 217 Avignon, der ihn gar in den Bann that*), war eine Quelle vie- ler Verwirrung. Zwar zog Ludwig nach Italien, ließ sich in Rom von einigen besonders dazu ernannten vornehmen Römern krönen, erklärte den ihm feindlichen Papst in Avignon (Johann Xxii.) für abgesetzt und ließ in Rom einen andern wählen; aber die Römer, erbittert über eine ihnen aufgelegte Steuer und über die Plünderungen der deutschen Kriegsknechte, empörten sich, verfolgten ihn beim Abzüge mit Steinwürfen und verjagten sei- nen Papst, der nun, nachdem er in die Hände seines erbitterten Gegners, Johann Xxii, gefallen war, zu lebenslänglicher Ge- fangenschaft verurtheilt wurde. Die Fürsten waren mit Ludwig höchst unzufrieden und drei Jahre vor seinem Tode sagten sie ihm geradezu: „Das Reich ist unter dir, Baier, sosehr verfallen und geschwächt worden, daß man auf alle Art vorbeugen muß, daß es nicht wieder an einen baierschen Fürsten gelange." In der That war damals in Deutschland jede Ordnung aufgelöst; überall Rechtslosigkeit, überall Fehde, Unterdrückung des Schwächern durch den Stärkern und Ungerechtigkeit. Dies gab Veranlassung zu der Entstehung der Fehmgerichte in West- phalen, die von der Mitte des 13. bis gegen Ende des 15. Jahr- hunderts bestanden zu haben scheinen. Die Freigerichte waren wohl im Grunde nichts weiter als eine Fortbildung der alten Grafengerichte über freie Männer und Grundbesitzer, worin über eigentliche Vergehen derselben (Friedensbrüche) von Schöffen aus ihrer Mitte geurtheilt wurde, nur daß sie ganz allmälig ihre Be- fugnisse auch über die Grenzen ihrer Heimath und ihres Standes ausgedehnt und einerseits freie Männer aus allen Theilen des Reiches unter ihre Besitzer aufgenommen hatten, wie sie ander- seits auch die Rechtsgiltigkeit ihrer Urtheile über ganz Deutsch- land und alle Stände des Volkes mit Ausnahme der Geistlichkeit behaupteten und durch ihre überall zerstreuten Mitglieder die Execution derselben vollziehen ließen. Zugleich bildete sich aus *) Der gegen Ludwig erlassene Bannfluch lautete: „Verflucht sei Ludwig bei seinem Eingänge, verflucht bei seinem Ausgange! Der Herr schlage ihn mit Wahnsinn, Blindheit und Tollheit! Der Himmel sende über ihn seine Blitze'! Der Zorn Gotteö und der Apostel entbrenne gegen ihn in dieser und der zu- künftigen Welt! Der Erdkreis kämpfe gegen ihn, der Boden öffne sich und ver- schlinge ihn lebendig! Alle Elemente seien ihm entgegen! Sein Haus werde öde! -Leine Kinder mögen daraus vertrieben werden und in die Hände Derer fallen, die sie tobten!"

4. Mittlere Geschichte - S. 208

1848 - Leipzig : Brandstetter
208 die Kaiser zur Krönung nach Nom kamen, pflegten sie dem entgegenreiten- den Papste beim Absteigen die Steigbügel zu halten; Friedrich that dieses nicht und Hadrian verweigerte ihm deshalb den üblichen Friedenskuß mit den Worten: Weil du mir die schuldige Ehre nicht bezeigt hast, die Deine Vorfahren, die rechtgläubigen Kaiser, unseren Vorfahren, den römischen Päpsten, aus Ehrerbietung gegen die Apostel Petrus und Paulus erzeigt haben, so gebe ich Dir nicht den Friedenskuß, bis Du mir Genugthuung leistest." Friedrich bequemte sich endlich zu dieser Ceremonie, denn die Ehrfurcht vor dem Priesterthume des Papstes war so groß, daß man sie für keine Erniedrigung ansah. Nun wurden König und Papst bald Freunde, und gemeinschaftlich verabredeten sie sich zur Unterdrückung des aufrühreri- schen Volkes. Bald kamen auch die Abgesandten der Römer zu Friedrich; sie versprachen ihm zwar die Krönung, forderten jedoch die Anerkennung ihrer alten Gewohnheiten und neuen Einrichtungen und ein Geschenk von 5000 Pfund Silber von ihnl. Friedrich gerieth hierüber in Zorn und antwortete den Gesandten: „Mit Erstaunen vernehmen wir euere abge- schmackten Reden, in welchen ihr von der ehemaligen Würde und Herr- lichkeit' Roms redet, als ob Ihr nicht wüßtet, daß nicht blos römische Herr- schaft, sondern auch römische Tugend an die Deutschen übergegangen sind. Darum regieren euch deutsche Könige, darum rathschlagen für euch die Fürsten, darum kämpfen für euch deutsche Ritter. Ich komme nicht, von euch zu empfangen, sondern um euch zu retten, weil ihr in euerer wilden Zwietracht zu Grunde geht." So sandte er die erschrockenen Abgeordneten zurück, ließ in der Nacht im Einverständnisse mit dem Papste 1000 Kriegs- männer in aller Stille in die Stadt einziehen und kam Tages darauf selbst nach Nom, wo er von Hadrian Iv. zum römischen Kaiser gekrönt wurde. Allein die Römer ruheten nicht; noch immer war die Menge derjenigen groß, welche völlige Freiheit und Unabhängigkeit vom Kaiser und Papste zu erstreben suchten. Die Unzufriedenen rotteten sich zusammen und überfielen eines Tages das deutsche Lager, wurden aber nach einem blutigen Gefechte durch Herzog Heinrich den Löwen zurückgeschlagen. Gerne hätte Fried- rich schon dießmal die überall sichtbare Widerspenstigkeit gezüchtigt, allein er eilte nach Deutschland zurück, wo seine Gegenwart nothwendig ge- worden war. Auf seinem Rückzüge sperrten ihm die Veroneser den Weg nach Tyrol, aber der kühne Pfalzgraf von Baicrn Otto von Wittels- bach erzwang mit tapferem Arme den Durchgang. . Zn Deutschland stellte Friedrich den Landfrieden her, zerstörte die Raubschlösser, bestrafte diejenigen Ritter, welche durch Wegelagerung Wan- derer und Kaufleute beunruhigten und die Straßen unsicher niachten, und einen Pfalzgrafen und Erzbischof, die beide das Land mit verwüstender Fehde beunruhigten, verurtheilte er nebst zehen anderen Grafen zum Hunde- tragen, doch erließ er dem Erzbischöfe, mit Berücksichtigung der geistlichen Würde, die Strafe. Heinrich dem Löwen, der noch immer seine alten

5. Neuere Geschichte - S. 59

1848 - Leipzig : Brandstetter
59 cm demselben Tage, an welchem er in Wittenberg als Sieger einzvg, wurde sein alter Nebenbuhler, König Franz I. von Frankreich, in die Gruft getragen. Der Landgraf Philipp von Hessen sah sich von allen Seiten verlassen; aus das Zureden des Herzoges Moritz, seines Schwiegersohnes und des Kurfürsten von Brandenburg, die eine Versicherung der kaiserlichen Gnade für ihn erhalten hatten, ergab er sich zu Halle, doch so, daß ihm die persönliche Freiheit in keiner Weise geschmälert sein sollte. Der Kaiser verzieh ihm, war aber unredlich genug, eine Fälschung seiner Näthe gut zu heißen und den Landgrafen in Haft zu behalten. Vergebens berief sich Herzog Moritz auf das kaiserliche Versprechen; dießmal war er un- erbittlich. Doch nicht lange sollte sich der Kaiser seines Sieges erfreuen, denn er zerfiel jetzt wieder mit dem Papste Paul Ui. Dieser verlegte das Concil von Trient nach Bologna (März 15 47 ) und zog seine Truppen aus Deutschland zurück. Karl war hierüber sehr erbittert und veranstaltete darauf einen neuen Reichstag zu Augsburg (Jan. 1548), um über die Mittel zu berathschlagen, durch welche der Religionssireit in Deutschland auch ohne ein Concil beigelegt werden könnte. Der Reichstag stellte es in des Kaisers Ermessen, die nöthigen Mittel zu ergreifen, um „bis zur amtlichen Erörterung des gemeinen Concils die Religionssachc christlich anzustellen," und den Frieden nicht weiter zu gefährden. Auf seinen Befehl wurde daher durch katholische und protestantische Theologen das sogenannte Interim (d. h. die Erklärung, wie er es bis zur endlichen Entscheidung des Conciliums mit der Religion gehalten wissen wollte) verfaßt und überall als kaiserliche Anordnung bekannt gemacht. Dieses Interim erregte große Bewegungen in ganz Deutschland; besonders heftig erklärten sich mehre Reichsstädte dagegen, weßhalb endlich gegen sie die Reichsacht ausgesprochen wurde. Mochte nun der Uebermuth der Spanier und die schmachvolle Behandlung deutscher Fürsten durch den Kaiser den Kurfürsten Moritz aufgereizt, oder mochte er schon länger den Entschluß gefaßt haben, dem Kaiser gegenüber zu treten, — genug er begann von Karl sich abzuwenden und ließ auch das Interim in seinem Lande nicht einführen. Der Kaiser hatte freilich Ursache, ihn zu schonen und ließ ihm diesen Widerspruch hingehen, ja er trug ihm selbst auf, die widerspenstige Stadt Magdeburg zu belagern. Während dieser Bewegungen starb Papst Paul Iii. (1549). Sein Nachfolger Julius Iii. ging wenigstens insofern auf den Willen des Kaisers ein, daß er das Concil in Trient wieder eröffnete (1551), er forderte aber nachdrücklich die Betheiligung der evangelischen Fürsten an dem Concile. Diese erhoben darauf sehr begründete Einwendungen und neue Gefahren ernster Art schienen wieder für Deutschland einzutreten, als Kurfürst Moritz auftrat, um sie zu zerstreuen. Die Belagerung Magde- burgs hatte er schon absichtlich in die Länge gezogen, jetzt wollte er sich vor der Welt seiner zweideutigen Handlungsweise wegen reinigen, die

6. Geschichte des Mittelalters - S. 243

1861 - Leipzig : Brandstetter
243 Fürsten, daß es scheine, als ob Hadrian die Reichskrone für ein Lehen halte; denn das Wort deneüeinm heißt eine Wohlthat, bezeichnte aber damals auch ein Lehen. Der Legat aber fragte: „Von wem hat der Kaiser das Reich, wenn nicht vom Papste?" Hierüber gerieth der tapfere Pfalz- graf Otto von Wittelsbach in solchen Grimm, daß er das Schwert aus der Scheide riß und dem stolzen Priester den Kopf gespalten haben würde, wenn es der Kaiser nicht verhindert hätte. Indessen hatte Mailand auf's Neue sein Haupt erhoben. Das arme Lodi mußte für die Demüthigung seiner Unterdrücker büßen. Die Ein- wohner wurden verjagt, die Felder verwüstet, die Mauern niedergebrannt. Friedrich rüstete zu einem raschen Zug über die Alpen. Im August 1158 schlug der Kaiser sein Lager bei Lodi aus. Der Anblick der muthwillig zerstörten Stadt steigerte den Groll des deutschen Heeres. Nach einer harten Belagerung von vier Wochen ward Mailand zur Unterwerfung gezwungen. Die Konsuln, die Geistlichkeit und der Adel kamen ohne Ober- kleider, entblößten Hauptes und barfuß mit Schwertern auf den Nacken, die Bürger mit Stricken um den Hals, um Gnade bittend in das kaiser- liche Lager. Friedrich ließ durch vier italienische Rechtsgelehrte und acht und zwanzig beisitzende Räche die kaiserlichen Rechte in Italien untersuchen und feststellen. Nach dem nun erlassenen Grundgesetze wurde festgesetzt, daß der Kaiser das Recht habe, Herzogthümer, Markgrafschaften und Graf- schaften zu vergeben, die Vasallen zur Heeresfolge aufzurufen, die Vor- steher der Stadtgemeinden (Podesta) mit Beistimmung des Volkes zu be- stellen, und auf seinem Römerzuge nicht bloß bestimmte Lieferungen von Naturerzeugnissen, sondern auch Spann- und Fuhrdienste zu fordern. Außerdem sollten Wege-, Hasen-, Fluß- und Brückengelder, Mühlen, Fischereien, Salzquellen, Bergwerke, und das Recht, Münze zu schlagen, Mr dem Könige gehören. Alles dieses mußten nicht nur die Obrigkeiten, sondern auch die Bürger beschwören. Diese Einrichtungen, welche mit der Zeit Italien ganz dem deutschen Reiche unterworfen hätten, konnten dem Haupte der Christenheit zu Rom unmöglich gefallen. Bald entstand ein heftiger Briefwechsel zwischen Hadrian und dem Kaiser. „Der Papst möge dem Beispiele Jesu nachleben," schrieb Friedrich, „der für sich und Petrus den Zins an den Kaiser bezahlen ließ; die Kirche habe alle Güter und Rechte von der Freigebigkeit der Kaiser erhalten, darum setze er auch seinen Stamen voraus, wie es die alten Kaiser gethan hätten. Der Papst sei von der christlichen Demuth abge- wichen; er, der Kaiser, habe so nachdrücklich geschrieben, weil er gesehen habe, daß der Hochmuth, dies verabscheuungswürdige Thier, bis zum Stuhle Petri hinangekrochen sei." Hadrian nannte dagegen den Kaiser einen Heiden, einen Rebellen gegen Gott, einen Fuchs, der den Weinberg des Herrn zerstören wolle; zugleich verband er sich mit dem Könige Wilhelm von Sicilien, mit den Normannen, seinen Vasallen und mit den Mailändern, diesen unversöhnlichen, nie rastenden Feinden Fried- 16*

7. Geschichte des Mittelalters - S. 338

1861 - Leipzig : Brandstetter
338 von heftiger Krankheit befallen; er verzehrte sich in wilder Tobsucht, und in solch traurigem Zustande schied er von diesem Leben den 12. Oktober des Jahres Christi 1301. Er wurde ehrenvoll in der heiligen Petrus- kirche bestattet, an der Schwelle der Pforte, welche in eine von ihm selbst errichtete, reiche Kapelle führte." Papst Bonifacius war außerordentlich schriftkundig, von natürlichem Verstände, ein vorsichtiger und praktischer Mann und von großem Wissen und Gedächtniß. Aber er war stolz, grausam und hochmüthig gegen seine Feinde; und war von großem Muthe, gefürchtet von aller Welt. Er erhob und vergrößerte die Macht und das Recht der heiligen Kirche; er war sehr eingenommen für die seinem Stande zukommende weltliche Pracht, liebte den Reichthum und machte sich kein Gewissen über die Mittel, welche zur Bereicherung der Kirche und seiner Verwandten dienen. Ein neu gewählter Papst, Benedikt Xi., starb sehr bald nach sei- ner Erhebung und die Kardinale erwählten darauf unter dem Einflüsse und nach dem Wunsche des Königs einen französischen Erzbischof unter dem Namen Clemens V., welcher seinen Aufenthalt Anfangs zu Lyon, bald aber (seit l309) zu Avignon in Frankreich nahm. Man nennt die Zeit, in welcher das Papstthum unter dem Einfluß der französischen Herr- schaft stand, „das babylonische Exil" der Päpste, und es dauerte diese „babylonische Gefangenschaft der Kirche" bis 1376, also volle 67 Jahre. Begreiflich ist es, welche Verwirrung dadurch in den kirchlichen Angelegen- heiten herbeigeführt werden mußte. Das päpstliche Ansehen, einmal durch die weltliche Gewalt angesaßt, war nicht wieder herzustellen, da ihm der innere moralische Halt der wahren geistigen Größe fehlte und hier nur äußere Gewalten gegen einander kämpften. In Rom herrschte die heftigste Bewegung; es wurden Päpste und Gegenpäpste gewählt von der römischen und der französischen Kurie zu Rom und Avignon, so daß die Chri- stenheit zwei, ja zuweilen sogar drei Statthalter Christi zu gleicher Zeit verehren sollte. Man nennt diese stürmische Zeit, welche bis zum Jahre 1415 dauerte, „das päpstliche Schisma", d. h. die Spaltung. Der Habgier und Herrschsucht des französischen Königs mußte Cle- mens V. als Werkzeug dienen gegen den mächtigen, in stolzer Unabhän- gigkeit und schwelgerischer Pracht lebenden Orden der Tempelher- ren, welcher in Frankreich große Güter besaß, nach den Philipp groß- ßes Verlangen trug. Unter dem Vorwände geheimer Verbrechen und gotteslästerlicher Gebräuche wurden einzelne Gliecer des Ordens verhaftet und durch barbarisches und ungesetzliches Justizverfahren des Wilhelm von Nogaret durch furchtbare Folterqualen zu Geständnissen gebracht, die sie zwar in der Folge widerriefen, welche aber dennoch dazu dienen und einen Vorwand bieten mußten, die Auflösung des Ordens zurecht- fertigen. Man verfuhr hier in demselben Geiste, wie später bei den grau- samen und schändlichen Hexenprocessen. Viele der Edelsten starben eines

8. Geschichte des Mittelalters - S. 345

1861 - Leipzig : Brandstetter
345 voll glänzender Beredtsamkeit und unruhiger Thatenlust, seinem Meister nach Kostnitz gefolgt war, wurde durch die lange Haft in einem fürchter- lichen Kerker, wo er dreifach gefesselt lag, für einen Augenblick so gebro- chen, daß er den verlangten Widerruf leistete. Bald aber fand er seine Kraft wieder. Er begehrte ein öffentliches Verhör und in einer Rede von wunderbarer Schönheit bekannte er sich nur eines Verbrechens schuldig, nämlich, aus Angst vor dem Scheiterhaufen, den heiligen und untadeligen Huß einen Augenblick verläugnet zu haben. Tapfer, wie er gelebt, so ging Hieronymus zum Tode. „Ich appellire an den höchsten Richter, vor wel- chem Ihr bis in hundert Jahren mir Rede stehen sollt," waren seine letzten Worte an seine Verfolger. „Sie gingen zum Tode wie zu einem Gast- mahle," schrieb Aeneas Sylvins, der nachmalige Papst Pius Ii., „und ließen keinen Laut von sich hören, aus dem man hätte schließen kön- nen, daß sie unglücklich wären; kein Weltweiser hat so viel Heldenmuth auf dem Todteubette bewiesen, als sie auf dem Scheiterhaufen." Dies war der Beginn des Konciliums. — Während dieser Vorgänge ward zugleich eine Untersuchung gegen den Papst Johann Xxiii. einge- leitet, welcher, aus Kostnitz entflohen, sich unter den Schutz Friedrich's von Oestreich, mit der leeren Tasche genannt, stellte, der ihn jedoch gegen die mächtige Kirchenversammlung nicht zu schützen vermochte. Er wurde gefangen und, nachdem die Gräuel seines Lebens an das Licht des Tages gezogen waren, vermocht, in seine Abdankung zu willigen, wie auch die beiden anderen Päpste; 1417 endlich kam die Wahl eines neuen Papstes, Martin's V., zu Stande. Von den gehofften Kirchenverbesserungen trat kaum eine einzige in's Leben. Sigmund praßte von geliehenem Gelde, Martin setzte die gewohnte Weise der päpstlichen Herrschaft fort, und das Concilium trennte sich nach beinahe vierjähriger Dauer. Die Ver- wirrung war ärger als je. §. 6. Der Hussitenkrieg. — Kaiser Sigmund. Deutsche Kaiser aus dem Hause Oestreich: Albrecht n. (1437-1439); Friedrich in. (1439-1493). Als die Nachricht von Sigmund's Wortbrüchigkeit und dem Opfer- tode der beiden Märtyrer nach Böhmen kam, „flogen die Schwerter aus der Scheide und ein furchtbarer Bürgerkrieg loderte im ganzen Reiche auf." König Wenzel wußte sich nicht zu helfen, in Prag selbst war Alles in Aufruhr; das Rathhaus wurde von dem wüthenden Volke belagert. Da fiel ein Stein aus den Fenstern — er war die Losung zum Sturme. Rathsherren, Geistliche, Alle, die nicht für Hussen's Lehre waren, wurden

9. Theil 2 - S. 56

1827 - Breslau : Max
56 land zurück. Aber auch hier gab es der Unordnungen genug, be- sonders in Burgund, wo die Befehdung der großen und kleinen Herren alle Sicherheit aufhob. Da begab sich Conrad nach Bur- gund, und machte den G ottesfrieden bekannt. Es waren näm- lich in Frankreich einige wohlmeinende Bischöfe auf den vernünf- tigen Gedanken gekommen, daß, wenn die Ritter denn durchaus der Befehdung sich nicht enthalten könnten, wenigstens einige Tage in der Woche davon ausgenommen seyn sollten. An die- sen, sollte ein allgemeiner Stillstand stattsinden, und wer ihn brache, sollte als ein Uebertreter göttlicher Gebote betrachtet werden; denn Gott habe ihn selbst geboten. Dies nannte man den Frieden Gottes. Frankreich nahm ihn zuerst an, und nun machte Conrad ihn auch in Burgund bekannt. Von Mittwochs Abend bis Montags früh sollte er gelten. Das war nun recht löblich; aber leider wurde er nicht immer gehalten, und selbst der Kaiser war nicht mächtig genug, jeden Frevler zu strafen. — Conrad starb nach einer 15jährigen ruhmvollen Regierung in Utrecht 1039. Ihm folgte sein ältester Sohn Heinrich Iii. oder der Schwarze, ein noch klügerer, tapferer und thatigerer Mann als sein Vater; so kräftig hatte seit Karl dem Großen kein Kaiser die kaiserliche Gewalt gehandhabt, als er. Zuerst zeigte er dies gegen die Ungern. Diese sonst so wilde Nation war durch die Annahme des Christenthums sehr viel milder geworden. Jetzt hatten sie ihren König vertrieben, der zu Heinrich seine Zuflucht nahm. Dieser zog drei Mal gegen die Ungern, unterwarf sie und zwang den König, das Land von ihm zu Lehen zu nehmen. Hein- rich konnte zwar diese Oberherrschaft für die Länge nicht behaup- ten; indessen war es schon eine Ehre, für einige Zeit als Herr anerkannt worden zu seyn. Eben so kräftig verfuhr Heinrich gegen die Päpste. Es gab deren damals zu gleicher Zeit drei, die sich mit einander um die Würde lebhaft stritten. Nun erschien Heinrich in Italien, berief nach Sutri im Kirchenstaate eine Kirchenversammlung, und setzte hier zwei Päpste ab; der andere mußte seine Würde auch niederle- gen, und nun wurde unter Heinrichs Vorsitz vom römischen Volke und von den Geistlichen ein neuer Papst gewählt, dies Mal ein Sachse, der ihn in Rom feierlich krönte. Denn cs war üblich geworden, daß der deutsche König nicht eher Kaiser hieß, bis er

10. Theil 3 - S. 382

1867 - Breslau : Max
382 Neue Geschichte. 3. Periode. Oestreich. waren. Der Papst Pius Vi. konnte dergleichen nicht mit gleich- gültigen Augen ansehen und beschloß (1782) selbst nach Wien zu reisen, um den Kaiser auf andere Gedanken zu bringen. Aber da kannte er ihn schlecht. Nicht nachzugeben, war Joseph fest entschlossen. Uebrigens erwies er dem Papste die größte äußere Ehre. Er reiste ihm sechs Meilen weit entgegen, nahm ihn in seinen Wagen und führte ihn selbst, unter Zulauf einer unge- heuren Volksmenge, welcher Pius Vi. links und rechts den Segen ertheilte, in Wien ein. Hier wurde dem Papste in der Hofburg eine Wohnung angewiesen, damit man ihn immer unter den Au- gen behielte. Allen Geistlichen war streng verboten, sich mit ir- gend einem Gesuch an den Papst zu wenden. Nur eine Thüre führte zu den Zimmern des Papstes, und diese wurde Tag und Nacht von den kaiserlichen Bedienten scharf bewacht, daß Niemand ohne Erlaubniß des Kaisers sich zu ihm schleichen konnte. Selbst wenn er ausging, wurde er von zahlreichen kaiserlichen Hofbe- dienten begleitet, und als er bei einer Unterredung mit Joseph von dessen Neuerungen zu sprechen anfing, brach dieser gleich ab und meinte, er möge die Unterhandlung ihren beiderseitigen Ra- then überlassen. Alles, was Pius erreichen konnte, war, daß Joseph in einigen unbedeutenden Stücken nachgab, und so reiste er nach einem Monate nach Rom zurück. Ein Jahr darauf machte ihm Joseph einen Gegenbesuch. Die Todesstrafe schaffte Joseph ganz ab und führte dagegen Zwangsarbeiten ein, die zum Theil härter als der Tod waren. Da er bemerkt hatte, daß unter seiner Mutter Regierung oft Leute vornehmen Standes, wenn sie Verbrechen begangen hatten, ohne Strafe wegkamen, oder doch nur heimlich oder mild gestraft wur- den, so befahl er, daß in Zukunft Jeder, wie er es verdiente, ohne Ansehen der Person bestraft werden sollte. Eben so streng gerecht verfuhr er bei Besetzung von Aemtern. Sonst waren die meisten hohen Beamten durch Fürsprache, selbst von Damen befördert worden; jetzt aber verlangte Joseph Verdienste und Ge- schicklichkeit, und das Einmischen der Frauen war ihm erst recht ein Gräuel.*) Eben so streng war er aber gegen sich selbst. *) An die Gemahlin eines Landgrafen von Fürstenberg, der bisher Gou- verneur von Böhmen gewesen war, sich aber dazu nicht schickte, schrieb er, nach- dem sie sich für ihren Galten verwandt hatte: „Madame, Ihr Herr Gemahl ist des Heiligen römischen Reichs Fürst von Fürstenberg und einer der angesehen-
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