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übrigen Christenheit bliebe, erstattete der Priester seinem Kloster und Bischöfe ab und zu Bericht und bat in zweifelhaften Fällen um Rat. Der Bischof besuchte dagegen zu Zeiten Priester und Gemeinde mit größerm Gefolge in feierlichem Festgewande und ehrte sie, indem er des Priesters Wirken anerkannte und der ganzen Gemeinde den Segen erteilte. Dieser Tag wurde zum Feiertage, dessen sich die Gemeinde gern erinnerte, und den sie stets mit Freuden kommen sah.
18* Karl der Große.
800.
1. Im Jahre 768 wurde Karl der Große König des Franken-reichs. Karl war ein schlichter Mann und ging einfach einher wie die übrigen seines Volkes. Er trug ein leinen Wams und ebensolche
Beinkleider, einen Rock von einheimischem Tuche, mit einem seidenen
Streifen besetzt, Schuhe, die mit verschiedenfarbigen Bändern an den Fußen befestigt waren, und bisweilen einen kurzen weißen oder grünen Mantel. An seiner Seite hing ein großes Schwert mit goldenem Wehrgehänge. Nur an Reichstagen und hohen Festen erschien er in voller Majestät; dann schmückte eine goldene, von Diamanten strahlende Krone sein Haupt, und ein langer Mantel, der mit goldenen Bienen
wie übersät war, umwallte seine Glieder. Sonst haßte er ausländische
Kleidung. Mit Unwillen bemerkte er, wie seine Edeln sich in feine, seidene Gewänder kleideten. Er war ein echt deutscher Mann, maß sieben seiner eigenen Fußlangen, und seine Gestalt war voll hoher Würde. Seine Augen leuchteten dem Freunde und Hilfeflehenden freundlich, dem Feinde aber furchtbar. Er war der beste Fechter und Schwimmer unter seinen Franken.
2. Karl war unermüdlich thätig. Sein Schlaf war kurz; oft stand er des Nachts vom Lager auf, nahm Tafel und Griffel, um sich in der Schreibkunst zu üben, oder er betete. Auch stellte er sich ans Fenster und betrachtete ehrfurchtsvoll den gestirnten Himmel. Bei Tische hatte er den Brauch eingeführt, aus guten Büchern vorlesen zu lassen. Karl war ein Freund der deutschen Sprache und Art; er ließ deshalb auch die alten Volks- und Heldensagen, die bis dahin nur mündlich überliefert worden, sammeln und aufschreiben. Zweimal des Tages besuchte er die Kirche. Er hatte tiefe Ehrfurcht vor dem Worte Gottes, ließ es oftmals auf Pergament abschreiben und las fleißig darin. Gern unterhielt er sich mit gelehrten Männern über die Vorzeit, über die Bücher der heiligen Schrift und über göttliche Dinge. Mit großem Eifer suchte er der christlichen Kirche in seinem Reiche aufzuhelfen, und seine Hofschule sollte ein Muster für alle andern Schulen im Lande sein; er achtete es auch nicht unter seiner Würde, einmal selbst Schulaufseher zu sein. Die von ihm erbaute Kirche zu Aachen schmückte er mit kaiserlicher Pracht; hier feierte er
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl_der_Große Karl Karl Karl Karl Karl Karl
Fleisch u. s. w. im Haushalte nötig hatten. Außerdem mußte der Bauer persönliche Dienste, Hand- und Spanndienste, in Haus und Hof, Feld und Wald des Grundherrn leisten; diese hatten den Namen Herrendienste. Dafür hatte der Priester das geistliche Amt zu verwalten und der Grundherr den Kriegsdienst zu versehen, so daß Rechte und Pflichten gleichmäßig verteilt waren.
2. In kriegsreichen Zeiten, die über unser Vaterland kamen, wurde der Kriegsdienst bald als die vornehmste Steuer betrachtet und auch wohl Blutsteuer genannt. Die Grundherren erlangten nach und nach das Recht, diese Steuer allein leisten zu dürfen und führten die Wehrlosigkeit der Bauern herbei. Den Bauern wurde dagegen die Pflicht auferlegt, alle andern Steuern aufzubringen, so daß Rechte und Pflichten nach beiden Seiten ungleiche Verteilung fanden. — Wie das Wild im Walde und der Fisch im Wasser, so galten auch die im Schoße der Erde verborgenen Schätze als herrenlos; sie gehörten nicht dem Grundeigentümer, sondern nach dem Volksglauben den Erdgeistern, denen sie mit Gewalt oder Lift abgenommen werden mußten. Der König hatte das Recht, diese Erdschätze mit dem Banne zu belegen; ihre Gewinnung und Ausbeutung wurde als Königsrecht betrachtet. Alle Bergwerke und Salzquellen gehörten darum dem Könige.
25. Die Anfange des Keamtenstandes.
Die alte Zeit kannte Beamte in unserm Sinne nicht; erst die größere Ausdehnung des Staatsverbandes, wie sie unter den fränkischen Königen und unter dem Einflüsse der Lehensherrschaft vor sich ging, die Ober- und Unterordnung der christlichen Kirche und die Ausbildung eines eigenen Lehrstandes, wie ihn die Einführung des Christentums in dem Priesterstande mit sich brachte, machte einen besondern Beamten-ftand nötig. Die Grafen, Bischöfe und Priester waren die ersten besoldeten Beamten im heutigen Sinne, während die Gauvorsteher, Herzöge und Priester zur Zeit des Heidentums unsern unbesoldeten Gememdebeamten zu vergleichen sind. In feierlicher Weise wurde den Beamten ihr Amt übertragen und die gewissenhafte Führung desselben zur Pflicht gemacht. — Diese Beamten bekamen kein Geld als Lohn, sondern so viel Höfe mit allem Zubehör, als zur Bestreitung ihres Lebensunterhalts erforderlich war; sie behielten dieselben so lange zur Nutznießung, als sie den Dienst nach des Herrn Willen versahen. Man nennt dies Naturallöhnung.
26. Da« Kehensheer.
1. Seit dem Eindringen der Lehensherrschast war im Heerwesen eine große Veränderung vorgegangen. Die Grundlage der Heerpflicht war nicht wie früher mehr der Grundbesitz, sondern nur die reichen
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ihm das Klostergebäude in Wittenberg als Familienwohnung. Briefe an Frau und Kinder lassen erkennen, daß Luthers Ehe eine glückliche war. Der Kaiser versuchte noch auf zwei Reichstagen, zu Speier und zu Augsburg, die neue Lehre zu dämpfen, aber es war vergeblich; denn wenn er auch Luthers Lehre abhold war, so konnte er doch die Lutheraner zu seinen Kriegen, die er mit den Türken führte, nicht entbehren und mußte darum manches zugeben, was ihm nicht gefiel. So festigte sich die lutherische Lehre, trotz Kaiser und Papst, besonders in Norddeutschland, breitete sich immer weiter aus und führte dahin, daß überall lutherische Gotteshäuser entstanden und lutherische Gottesdienste gehalten wurden.
2. Um dieselbe Zeit, da Luther in Wittenberg lehrte, trat auch in der Schweiz ein Mann, Namens Zwingli, und später noch ein anderer, Namens Calvin, auf und lehrten gegen die damals gebräuchliche Weise der katholischen Kirche. Sie stimmten zwar in vielen Stücken mit Luther überein, unterschieden sich aber auch wieder in andern sehr wesentlich von ihm. Luther und Zwingli kamen zwar in Marburg zusammen, um eine Einigung zu erzielen, doch vergebens; jeder beharrte aus seiner Meinung und wollte sich durch den andern nicht davon abbringen lassen. So gingen sie unverrichteter Sache auseinander, und wie Luther in der Wittenberger Gegend, so sammelten Zwingli und Calvin besonders in der Schweiz ihren Anhang und rissen sich damit von der katholischen Kirche los. Im Gegensatze zu den Lutheranern, die sich auf dem Reichstage zu Speier auch den Namen Protestanten zugezogen hatten, weil sie gegen alles, was ihnen katholischerseits zugemutet wurde, protestierten, erhielten Zwinglis Anhänger den Namen Reformierte. Neben der Bibel wurde der lutherische Katechismus für die Lutheraner und der Heidelberger Katechismus für die Reformierten fortan die Richtschnur, wonach in den Schulen gelehrt und das gottesdienstliche Leben geordnet wurde. Aus den Dichtungen der lutherischen und reformierten Geistlichen entstanden dann für jedes Bekenntnis mit der Zeit auch noch eigenartige Gesangbücher, die den Gefühlen der Gemeinde Ausdruck verleihen und beim Gemeindegesange im Gottesdienste zur Anwendung kommen sollten. Später hat sich die Lehre der Reformierten auch noch in Norddeutschland ausgebreitet, so daß Kurhessen und Rheinland vorwiegend reformiert sind, und sich in den Lippeschen Landen und in Ostfriesland neben lutherischen auch viele reformierte Gemeinden finden. Luther hat der Errichtung und Pflege protestantischer Kirchengemeinden bis an sein Lebensende durch Wort und Schrift gedient; er starb am 18. Februar 1546. Kurz vor seinem Tode rief ihm ein Freund zu: „Ehrwürdiger Vater, wollt Ihr auf die Lehre Jesu, wie Ihr sie gepredigt habt, auch sterben?" Luther antwortete: „Ja!" Sein Leib liegt in der Kirche zu Wittenberg vor dem Altare begraben.
3. Diejenigen, die auch noch fernerhin den Papst als den Vater der Christenheit und Stellvertreter Jesu auf Erden verehrten, nannten sich fortan besonders katholische oder römische Kirche. Die katholische Kirche hatte durch den Abfall der Lutheraner und Reformierten in Deutschland an Zahl verloren, sie suchte dieselbe anderwärts wieder-
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Extrahierte Personennamen: Namens_Zwingli Namens_Calvin Calvin Jesu
bis sie schließlich kleine deutsche Verse an dessen Stelle setzten. Diese Verse erhielten deshalb den Namen Leisen. Schon früher hatten deutsche Mönche an Stelle des langgedehnten Halleluja ähnliche Verse in lateinischer Sprache gemacht, die man Sequenzen, d. h. Folgen, nannte. Manche dieser Sequenzen wurden später ins Deutsche übersetzt und mit den Leisen und guten Volksliedern auch in den Liederschatz der Kirche aufgenommen. Dazu kamen die kirchlichen Gedichte der Geistlichen und Lehrer. Manche Dichter machten, ähnlich wie die Mönche und das Volk früherer Zeiten, auch zugleich die Melodie zu ihren Liedern. Dadurch erhielt die kirchliche Musik eine würdige Bereicherung, und der Choral wird darum seit jener Zeit in beiden Kirchen ebenso gut gepflegt, wie es früher mit der Messe seitens der katholischen Kirche geschah.
Die Kanernkriege.
1. In der Reformationszeit ging die alte Naturalwirtschaft allmählich in die Geldwirtschaft über. Die reichen Goldfelder Amerikas lieferten so viel Gold und die neu erschlossenen Bergwerke so viel Silber, daß der Wert des Geldes sank. Es gehörten nun größere Summen zum reich werden, und die Waren kosteten mehr Geld als früher. Dazu kam, daß die Kaufleute immer größere Handelsverbindungen anknüpften, und die Handwerker die alten Zunftgesetze wenig oder gar nicht mehr beachteten. Die alte Gleichheit sank mehr und mehr dahin, und großer Reichtum stellte sich bitterer Armut gegenüber. In dieser Zeit war der Lehensbauer besonders schlimm daran, da er nur wenig Rechte, aber viele Wichten hatte. Die Grundherren mehrten ihm seine Abgaben und Dienste von Jahr zu Jahr, so daß er zuletzt kaum besser daran war als die unfreien Knechte zur Zeit des Heidentums.
2. Darüber wurden die Bauern unwillig und empörten sich gegen ihre Herren. Sie schrieben in zwölf Artikeln, was ihnen zu Unrecht geschehen sei, und was sie verlangen müßten, um mit ihren Herren ferner in Frieden leben zu können. Darin heißt es: Wir sind beschwert, daß etliche Herren sich haben zugeeignet Wiesen und Acker, die doch einer Gemeinde zugehören. Selbige werden wir wieder zu unserer Gemeinde nehmen, wenn sie nicht redlich erkauft sind. Wir wollen den Brauch, genannt der Todfall, ganz und gar abgethan haben und nimmer leiden, daß man Witwen und Waisen das Ihrige nehme, wie es an vielen Orten in mancherlei Gestalt geschieht. Wir sind beschweret, daß viele Güter das Pachtgeld nicht aufbringen, und die Bauern das Ihrige darauf einbüßen und verderben. Wir begehren, daß die Herrschaft diese Güter durch ehrbare Leute besichtigen lasse und nach der Billigkeit eine Pacht bestimme, damit der Bauer seine Arbeit nicht umsonst thue. Wir wollen uns nicht weiter be-
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und weltlicher Lust entsagten, um die strengen Gelübde der Keuschheit, des Gehorsams und der Armut zu übernehmen. Eine Probezeit ging dem Gelübde, das knieend am Altar geleistet wurde, voraus; dann wurde dem neuen Ritter, als Schirmherrn der Kirche, ein Schwert umgegürtet und ihm von Priesters Hand ein weißer Mantel mit schwarzem Kreuze als Ordenskleid gereicht. Der Tag des Ordensritters war streng geregelt und durch bestimmte Andachtsübungen in sechs Abschnitte geteilt. Mit andern Rittern, Priestern und dienenden Brüdern bewohnte er gemeinsam ein Ordenshans und war dem Komtur oder Ordensmeister seiner Genossenschaft in allen Stücken zu Gehorsam verpflichtet. Über dem ganzen Orden stand der Großmeister, der seinen Sitz in Marienburg hatte.
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Zeit fort. „O Straßburg, du wunderschöne Stadt," „Es ritten drei Reiter zum Thore hinaus" und viele andere davon sind noch heute Eigentum unseres ganzen Volkes. Auch das Schauspiel wurde damals bei uns ins Leben gerufen; es ging aus den geistlichen Spielen hervor, welche zur Weihnachts-, Passions- und Osterzeit in den Kirchen oder auf besondern Gerüsten, die auf Kirchhöfen oder freien Plätzen errichtet waren, aufgeführt wurden und meistens Stoffe aus der heiligen Geschichte behandelten. In diese geistlichen Spiele drangen mit der Zeit weltliche Gestalten und spaßhafte Szenen, so daß allmählich Fastnachtskomödien daraus wurden. Solche Schwänke und Fastnachtsspiele dichteten besonders die Meistersinger viel.
43. Dir Simonie.
1. Die Bistümer, Klöster und Kirchen waren durch Schenkungen, Vermächtnisse, Kauf, Pfändung und Belehnung nach und nach zu großem Reichtnme gekommen. Im alten Sachsenlande war z. B. ein Drittel des Grund und Bodens in den Besitz geistlicher Herren gelangt. Bischöfe und Äbte wurden deshalb überall zu den Großen des Reichs gerechnet und hatten gleich den Fürsten Gewalt und Macht, über Recht und Unrecht ihrer Gutslente zu richten. Gerne nahmen daher die jüngern Söhne reicher Adelsgeschlechter und fürstlicher Häuser den Bischofsstuhl oder die Abtswnrde in Besitz. Sie pflegten aber nach gewohnter Weise ganz weltlich zu leben, zogen in ritterlicher Rüstung in den Kampf oder zur Jagd und wohnten in eigenen, prachtvollen Häusern, die oft ganz entfernt vom Kloster oder der Bischofskirche lagen. Ihre geistlichen Pflichten ließen sie durch Stellvertreter oder Vikare ausüben. So geschah es, daß die Oberhirten selbst nicht mehr Vorbilder ihrer Herde waren, und ihr weltlicher Sinn verbreitete sich gar oft auch unter den Domherren und Mönchen. Mit der Zeit wurde es sogar üblich, die geistlichen Ämter für Geld zu erwerben, und Fürsten und Herren scheuten sich nicht, solche Stellen für ihre Kinder zu kaufen, gleichviel, ob diese sich dazu eigneten oder nicht. Päpste, wie Gregor Vii., haben gegen diesen Mißbrauch geeifert und alle, die durch Kauf oder Simonie in ihr Amt gekommen waren, für abgesetzt erklärt. Das wirkte aber immer nur kurze Zeit.
2. Das kirchliche Lebeu hat durch die Simonie großen L-chaden erlitten; denn die Männer, die nur um irdischen Vorteils willen ein geistliches Amt übernommen hatten, , gaben durch unziemliches und schaudhaftes Leben den Gläubigen Ärgernis und den Ungläubigen Anlaß, verächtlich über die Kirche und ihre Einrichtungen zu denken. Doch dabei blieb es nicht; das verderbliche Beispiel wirkte fort. Auch in die Klöster drang das weltliche Treiben, und wie einst Hildesheimer Bischöfe ihre Bibliothek in einen Waffensaal verwandelten, so kümmerten sich zuletzt auch viele Mönche mehr um einen guten Trunk
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im kühlen Klosterkeller, als um Gebet und Stubium in einsamer Zelle. Es war nur natürlich, daß unter diesen Umständen auch Söhne und Töchter von Bürgern und Bauern ins Kloster liefen, um da ein bequemes Leben zu haben. Die Priester, welche aus den Klöstern unter he Leute gingen, waren meist ungelehrt und vermochten nicht, die Gemeinden in christlicher Lehre zu unterweisen und zu einem gottgefälligen Leben anzuhalten. Mit Wallfahrten, Reliquiendienst, Heiligenverehrnng und Spenden an Geistliche und Kirchen glaubte das Volk alles gethan zu haben, was zu seinem Seelenheile nötig war; an eine wirkliche Besserung des Lebens dachte es nicht mehr. So kam es, daß bereits fünfhundert Jahre nach der Einführung des Christentums Unwissenheit und Aberglaube Gottlosigkeit und sündhaftes Leben in Deutschland derart überhand genommen hatten, daß alle ernstgesinnten Christen eine Besserung der Kirche an Haupt und Gliedern wünschten.
44> Die entarteten Kloster schulen irnlt ersten Stadtschulen.
1. Zu jener Zeit sah es auch in den meisten Klosterschulen traurig aus. Die Schüler wurden oft zwanzig Jahre alt und konnten weder lesen noch schreiben. Die Hauptsache war das Singen und Latein-lernen, bamit die Schüler ans der Straße den Brotreigen singen und^in der Kirche das Hochamt, die Messe, mitfeiern konnten. In dem Maße, wie die Städte wuchsen, Handel und Verkehr mit entfernten Ländern sich hoben, stellte sich aber auch das Bedürfnis heraus, durch Unterricht im Lesen, Schreiben und Rechnen für den Beruf besser vorbereitet zu werden. Daher gründeten die Bürger in den Städten Schreib- und Rechenschulen für ihre Knaben. Diese Stadtschulen hatten mit den heutigen aber nur wenig Ähnlichkeit; sie wurden gewöhnlich an den meistbietenden Geistlichen verpachtet, der nun als Rektor der alleinige Herr der Schule war. In irgend einem Winkel der Stadt richtete er seine Schule ein und mietete sich Gehilfen oder Lokaten, die zu ihm in demselben Verhältnisse standen, wie der Geselle zu feinem Meister. Gefiel es dem Gesellen nicht mehr, ober zahlte ihm der Rektor den Lohn nicht, so zog er gleich andern wandernden Gesellen von dannen, um sich in einer andern Stadt eine ähnliche Stellung zu suchen. Gelernt wurde auch in den Stadtschulen nicht viel.
2. Unterrichtsweise und Zuchtmittel waren in diesen Schulen roh und grausam, und die Rute führte auch hier ein strenges Regiment. Ein Schüler erzählt davon: „Ich war acht Jahre alt, da kam ich zu einem Schulmeister, wenn der voll Weins war, zog er mich schlafend vom Strohsack, nahm mich bei den Füßen und zog mich umher, daß mir das Haupt auf der Erde nachschleppte. Danach nahm er eine Stange und zwang mich, daß ich hinaufklettern mußte, dann ließ er die Stange ans der Hand gehen und mich zu Boden
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in der Mark nicht aufkommen". Friedrich führte eine gewaltige Büchse, die faule Grete, mit sich, und wo die schweren Kugeln derselben gegen die Mauern prasselten, da war kein langer Widerstand möglich. Die Herren mußten sich vor dem Nürnberger Tand, wie sie den Burggrafen spöttisch genannt hatten, doch demütigen. Danach versammelte Friedrich die geistlichen und weltlichen Herren, die Mannen und Städte der Mark, um Gericht zu halten. Den Schuldigen wurden alle ihre Lehen genommen, und es wurde ein Landfriedensgesetz erlassen, nach dem jede Selbsthilfe streng untersagt war und jedermann gehalten sein sollte, sein Recht bei den bestellten Gerichten zu suchen. Nun konnte der Bürger die Waffen niederlegen und seinem Gewerbe wieder nachgehen, der Bauer seine niedergebrannte Hütte aufrichten und den Acker bestellen und der Handelsmann ungefährdet seine Straße ziehen.
3. Danach verließ Friedrich die Mark wieder und begab sich zu der vom Kaiser angesetzten Kirchenversammlung nach Konstanz. Hier verlieh ihm der Kaiser auf offenem Markte und in feierlicher Versammlung die Mark Brandenburg als erbliches Eigentum nebst der Kurfürsten- und Erzkämmererwiirde aus Dankbarkeit für seine Verdienste und in der Absicht, daß Friede und Besserung erhalten bleibe und zunehme. Als Kurfürst von Brandenburg kehrte Friedrich in die Mark zurück. Noch fünfundzwanzig Jahre hat er mit allen Kräften zum Segen seines Landes, aber auch für die Einheit des deutschen Reichs und die Stärkung des Kaisertums gewirkt. Er war ein würdiger Vorfahr der deutschen Kaiser aus dem Hause Hoheuzollern.
51* Lateinschulen und Universitäten.
1. Ju den Klosterschulen erhielten die Geistlichen eine Gelehrten» Bildung, die dem Nichtgeistlichen oder Laien völlig fremd blieb, die aber dem Gelehrten eine höhere Stellung im Staate oder in der Kirche sicherte. Anfangs waren die Geistlichen die alleinigen Träger dieser Bildung; bald aber erkannten auch andere den hohen Wert einer guten Schulbildung und suchten dieselbe im Kloster zu erlangen, jedoch ohne die Absicht, sich für den geistlichen Stand vorzubereiten. Für die Ausbildung solcher Schüler war in vielen Klostern eine besondere Schule errichtet, die man zum Unterschiede von der andern, in welcher nur zukünftige Mouche unterrichtet wurden, die äußere Klosterschule nannte. Als aber die gute Sitte und die Lust am Lernen in vielen Klöstern verloren ging und von Italien her die Weisheit der alten Griechen und Römer bei uns einzog, da machte sich mancher ganz vom Kloster und der Kirche los und lehrte und lernte fortan in besondern Schulen, wie es die Weisen des Altertums forderten.
2. Diese neuen Pflanzstätten der Wissenschaft wurden Hochschulen ober Universitäten, ihre Lehrer Professoren und ihre Schüler Studenten genannt. Die erste deutsche Universität wurde in Prag errichtet; bald
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
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Nur solche, die sich die nötigen Kenntnisse in einer Präparanden-anstatt ober hohem Schule erworben haben, können nach vorhergegangener Prüfung in das Seminar ausgenommen werden. Dort werden sie von altern, tüchtigen Lehrern, die gewöhnlich noch in besondern Prüfungen ihre Befähigung dazu erwiesen haben, in den Kenntnissen unterwiesen, die das Leben und der Beruf des Lehrers erforbern. Daneben müssen sie in einer Volksschule, die mit dem Seminare verbunben ist, unter Anleitung und Aufsicht der Seminar-lehrer das Unterrichten lernen. Durch die Seminare erhielt auch die beutsche Volksschule eine einheitlichere und bessere Gestalt.
108. Die Misst»«.
1. Die Entbecknng der neuen Welt und des Seewegs nach Ost-indteu führte die Christen Europas wieder mit Heiben zusammen und erinnerte sie von neuem an das Wort des Herrn Jesus: „Lehret alle Völker und taufet sie!" Zuerst würde bxefe Mahnung von den Katholiken beachtet. Mitglieder des Jesuitenordens gingen schon zur Reformationszeit nach Indien, Japan, China und Amerika, um das Christentum daselbst zu verkündigen; sie betreiben auch heute noch katholische Mission in den Heibenlänbern. Spater sinb den Katholiken auch die andern Religionsgemeinschaften gefolgt und haben befonbere Hauser gegrünbet, in benen die Missionare für ihren Berns ausgebildet werben; das sinb die Missionsanstalten. Solche Missionsanstalten giebt es z. B. in Berlin, Hermannsburg in der Lüneburger Heide, Basel, Barmen und Leipzig. Jeder junge Mann, der Liebe zu Jesu und den Heiden in sich trägt, sich körperlich und geistig stark genug fühlt, die Beschwerden dieses Berufes zu ertragen, kann sich zum Missionare ausbilden lassen.
2. Die Kirchentrennung trieb die katholische Kirche auch an, durch ihre Orden innere Mission zu treiben, d. h. unter Christen das erloschene und gefährdete Glaubensleben neu beleben und erhalten zu helfen. Die evangelischen Kirchen sind dann auch darin ihrem Beispiele gefolgt, so daß es jetzt in der gesamten deutschen Christenheit Anstalten für innere Mission giebt. Für die Kinder im vorschulpflichtigen Alter sind Krippen und Warteschulen errichtet. Dem schulpflichtigen Alter bienen die Waisenhäuser und Rettungsanstalten. Die der Schule Entwachsenen sinben in Jünglingsvereinen und Dienstboten-schulen Unterhaltung und Belehrung. Den Reisenben und Arbeitslosen thun sich die Herbergen zur Heimat und Mägdeherbergen auf. Der sittlich Verkommenen und Arbeitsscheuen nehmen sich die Magdalencn-asyle und Arbeiterkolonien an, und den bereits mit Zuchthaus Bestraften gehen noch liebend die Vereine für entlassene Sträflinge nach. In großen Städten, wo auch das Elend gewöhnlich am größten zu sein pflegt, sind Stadtmissionare, die Notleidende und Hilfe-
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Extrahierte Personennamen: Hauser
Extrahierte Ortsnamen: Europas Indien Japan China Amerika Berlin Hermannsburg Lüneburger_Heide Basel Barmen Leipzig
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