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1. Die weite Welt - S. 99

1882 - Leipzig : Klinkhardt
alles geriet bei uns ins Stecken; wo wir erschienen und pochten an, ward nicht gegrüfst noch aufgethan. Wir mussten uns drücken von Ort zu Ort, der alte Respekt war eben fort. Die Sachsen. Da nahm ich Handgeld von den Sachsen; meinte, da müsste mein Glück recht wachsen. Sollten da strenge Mannszucht halten, durften nicht recht als Feinde walten, mussten des Kaisers Schlösser bewachen, viel Umstand’ und Komplimente machen, führten den Krieg, als wär’s nur Scherz, hatten für die Sach’ nur ein halbes Herz, wollten’s mit niemand ganz verderben, kurz, da war wenig Ehr’ zu erwerben. Und ich wär’ bald vor Ungeduld wieder heimgelaufen zum Schreibepult, wenn nicht eben auf allen Strassen der Friedländer hätte werben lassen. Die Wallensteiner. Seitdem denk’ ich an kein Entlaufen. Kann’s der Soldat wohl besser kaufen? Da geht alles nach Kriegessitt’, hat alles ’nen grossen Schnitt, und der Geist, der im ganzen Corps thut leben, reisset gewaltig, wie Windesweben, auch den untersten Reiter mit. Da tret’ ich auf mit beherztem Schritt, darf über den Bürger kühn wegschreiten, wie der Feldherr über der Fürsten Haupt. Es ist hier wie in den alten Zeiten, wo die Klinge noch alles thät bedeuten; da giebt’s nur ein Vergeh’n und Verbrechen; der Ordre fürwitzig widersprechen! Was nicht verboten ist, ist erlaubt; da fragt niemand, was einer glaubt. Es giebt nur zwei Ding’ überhaupt, was zur Armee gehört und nicht, und nur der Fahne bin ich verpflichte. —- Der führt’s Kommando nicht wie ein Amt, wie eine Gewalt, die vom Kaiser stammt! Es ist ihm nicht um des Kaisers Dienst; was bracht’ er dem Kaiser für Gewinst? Was hat er mit seiner grossen Macht zu des Landes Schirm und Schutz vollbracht? 7*

2. Die weite Welt - S. 139

1882 - Leipzig : Klinkhardt
139 zu machen. Sie sind gewöhnlich 12—14 Mann stark, die beiden Nataäor68 (Hauptfechter) und ihre beiden Gehilfen mit eingerechnet. Ihnen folgen die Picadores (Pikenträger) zu Pferde in Scharlachjacken, mit Silber besetzt. Ihre sehr weiten ledernen Beinkleider sind mit weichem, braunem Papier ausgestopft, welches den Hörnern der Tiere großen Widerstand leistet. Sie nehmen ihren Platz längs der Schranke in einer Reihe, zur Linken des Thores, durch das die Stiere kommen, und in einer Entfernung von dreißig bis vierzig Schritten von einander. Die Fußkämpfer, ohne Waffen oder irgend ein Verteidigungsmittel, außer ihren Mänteln, halten sich bei den Pferden, um den Pikenträgern nötigenfalls Beistand leisten zu können. Wenn dies alles nun in Ordnung ist, reitet ein Stadtdiener in altspanischer Tracht zur Hauptgalerie hin und empfängt in feinem Hute den Schlüssel zu dem Stierbehälter, der ihm vom Balkon zugeworfen wird. Der Stadt- diener befördert den Schlüssel sogleich weiter an den Hausmeister. Die Waldhörner ertönen unter dem lauten Jubel der Menge; die Thore öffnen sich, und der erste Stier stürzt heraus auf den Kampfplatz. — Wir lassen einen Reisenden den weiteren Verlauf erzählen: Der Stier stand einen Augenblick still, übersah mit wildem Blick den Schauplatz, fixierte sodann den ersten Reiter und machte einen heftigen Aus- fall gegen ihn, ward aber mit der Spitze der Pike empfangen, die der Regel gemäß nach dem fleischigen Teile des Halses gerichtet wurde. Eine ge- schickte Bewegung mit der linken Hand und dem rechten Beine lenkte das Pferd auf die linke Seite, wodurch es dem Horn des Stieres auswich, der durch die erhaltene Wunde nur noch wilder gemacht, sogleich den nächsten Pikenreiter angriff und dem Pferde desselben, das nicht so gewandt war wie das erste, eine so tiefe Brustwunde beibrachte, daß es augenblicklich tot niederfiel. Die Heftigkeit des Stoßes hatte den Reiter auf der andern Seite des Pferdes hinabgeworfen. Ein ängstliches Schweigen folgte. Die Zuschauer, von ihren Sitzen aufstehend, sahen, zwischen Furcht und Hoffnung schwan- kend, wie der wilde Stier an dem gefallenen Pferde feine Wut ausließ, während der Mann, der sich nur dadurch retten konnte, daß er bewegungs- los liegen blieb, allem Anschein nach wirklich tot war. Diese peinliche Scene dauerte jedoch nur wenige Augenblicke, indem die Fußkämpfer, unter lautem Geschrei und ihre Mäntel hin- und herfchwenkend, von allen Seiten herankamen, und die Aufmerksamkeit des Stieres von dem Pferde ab und auf sich zogen. Als nun die Gefahr des Reiters vorüber war, er wieder auf die Beine kam und ein anderes Pferd bestieg, da war der Ausbruch der Freude und des Beifalls so groß, daß man ihn am andern Ende der Stadt mußte hören können. Unerschrocken und von der Rache gespornt, griff er seinerseits den Stier an. Ohne mich jedoch in eine umständliche Schilderung der blutigen Auftritte einzulassen, die nun folgten, will ich bloß erwähnen, daß das wütige Tier die Reiter zu zehn Malen angriff, die Pferde verwundete und zwei tötete. Eines dieser edlen Geschöpfe, obgleich es aus zwei Wunden blutete, stellte sich, ohne zu wanken, dem Stiere ent- gegen, bis es zu schwach ward und mit dem Reiter niedersank. Und doch

3. Die weite Welt - S. 188

1882 - Leipzig : Klinkhardt
188 selig zu Mute, als wären sie daheim im teuern Vaterlande. — Darum merke, wenn du wandern gehst, so nimm deinen heiligen Glauben mit und deine Bibel und dein Gesangbuch. Denn in diesen dreien liegen die echten Herrlichkeiten des deutschen Vaterlandes. Wer aber ohne die auszieht, der kann wandern bis ans Ende der Welt und findet nimmer eine Heimat. Fliegende Blätter d. r. H. . 96. Der «leutsehe Auswanderer im fernen Westen. Unser Landsmann hat mit seiner Familie den Boden der „Vereinig- ten Staaten von Nordamerika“ betreten und ist, ohne längeren Aufent- halt in den grösseren Städten, seiner neuen Heimat zugewandert. Eisen- bahnen und Dampfschiffe bringen ihn auf oft wunderlichen Umwegen derselben näher, bis er sich endlich anschickt, den letzten und schwierig- sten Teil seiner Heise mit einem einfachen, von ein bis zwei Pferden gezogenen Karren zurückzulegen. Gasthäuser giebt es in den neueren, im Westen gelegenen Staaten noch sehr wenige. Unsere Reisenden kehren meist bei den an den Verbindungsstrassen wohnenden Farmers ein und bezahlen hier für Nachtlager und Kost gewöhnlich 1/2 Dollar, für die Fütterung des Pferdes nach dem Preise des Mais. Die Strassen sind nur höchst einfach: die hindernden Bäume werden niedergehauen, die sumpfigsten Stellen und tiefsten Löcher ausgefüllt. — Endlich ist eine passende Stelle zur Niederlassung aufgefunden, das Land zur Urbar- machung von der Regierung für niedrigen Preis gekauft worden, da der neue Kolonist es nicht vorzog, die erste Kultur dem Amerikaner zu über- lassen und diesem die Farm abzukaufen, ein Verfahren, das von vielen mit Vorteil angewandt wird, da der Yankee oder eingeborene Ameri- kaner europäischer Abkunft sich zur ersten Kultur des Bodens am vor- züglichsten eignet. Wir beobachten unsern Landsmann bei der Gründung seiner Nie- derlassung. Sein erstes Geschäft ist die Errichtung eines Blockhauses, wobei ihm seine nächsten Nachbarn bereitwillig beizustehen pflegen. Schwache Bäume von festem Holze werden gefällt und in gleichlange Stücke gehauen. Vier starke Stämme mit über einander stehenden Enden werden im Viereck auf einander gelegt und dadurch zusammengefügt, dass in die oberen eine Kerbe, in die unteren ein sogenannter Sattel ge- hauen wird, so dass beide in einander greifen. Dies ist die erste Grund- lage des Hauses, auf welcher sich nun in gleicher Weise eine Lage nach der andern erhebt. Doch das dadurch hergestellte Viereck ist unzu- gänglich, darum muss erst mit der Axt eine Öffnung für die Thüre und eine zweite für das aus Lehm aufzuführende Kamin gehauen werden. Fenster fehlen in diesem ersten Blockhause ganz, und das Dach besteht aus rohgespaltenen Brettern, welche nach Schweizer Art mit Steinen oder Stangen beschwert werden, damit der Wind sie nicht wegführt. Weiterhin wird das Haus, wie später auch die Felder, eingefenzt. Man fällt hierzu das beste Nutzholz, zerschneidet es in 3—4 m lange

4. Die weite Welt - S. 206

1882 - Leipzig : Klinkhardt
2 Üö W5. Wirkungen der Kälte im hohen Norden. Der amerikanische Polarreisende Kane berichtet unter anderem: Alle unsere Eßwaren wurden zu lächerlich aussehenden festen Körpern der aller- verschiedensten Formen, und es erforderte keine geringe Erfahrung, ehe wir lernten, mit den Eigentümlichkeiten ihres veränderten Zustandes fertig zu werden. So z. B. wurden die getrockneten Äpfel zu einer festen Masse von aneinander gedrängten Ecken und Winkeln, ein Konglomerats in Scheiben zerschnittenen Chalcedons^); die getrockneten Pfirsiche desgleichen. Diese aus dem Faß oder das Faß aus ihnen herauszubringen, war ein Ding der Unmöglichkeit. Wir fanden nach verschiedenen Versuchen, daß der kürzeste und beste Weg der war, das Faß samt den Früchten mit wiederholten Schlägen einer schweren Axt auseinander zu hauen und dann die Klumpen zum Auftauen hinunter zu schaffen. Sauerkraut sah aus wie Glimmer oder richtiger wie Talkschiefer. Ein Brecheisen brachte die Platten nur schlecht heraus, aber es war vielleicht das beste Werkzeug, das wir hatten finden können. Der Zucker bildete ein höchst drolliges Kompositums, das sich nur mit der Säge bearbeiten läßt. Butter und Schweineschmalz, die sich weniger verwandeln, erfordern einen schweren Schrotmeißel und Schlägel. Ihr Bruch ist muschelig. Mehl erleidet wenig Veränderung, und Melasse^) kann bei — 27° R. zur Hälfte ausgeschöpft, zur Hälfte mit einem derben eisernen Kochlöffel herausgeschnitten werden. Schweine- und Ochsenfleisch sehen wie Probestücke der Mosaiks oder wie versteinerte Eingeweide aus. Her mit Brecheisen und dem Hebebaum! denn bei — 271/20 R. ist die Axt schwerlich imstande, es zu spalten. Ein in zwei Hälften zersägtes und zwei Tage lang bei -ch lie/^R. aufbewahrtes Faß war noch ganz so widerspenstig wie Kiesel ein paar Zoll unter der Oberfläche. Ein ähnlicher Klumpen Lampenöl, der aus den Faßdauben los- gelöst war, stand da wie eine gelbe Sandsteinwalze für einen Kiesweg. Eis zum Dessert kommt, natürlich ungebeten, in aller denkbaren und undenkbaren Mannigfaltigkeit vor. Ich habe meine Erfindungskraft an einigen Sorten geprüft. Ein römischer Punsch, noch ein gut Teil stärker als der vornehmste Römer je kostete, entsteht unverweilt bei — 23° R. Man nehme einige mit Zucker bestreute Moosbeeren, thue dazu etwas Butter und siedendes Wasser, und man hat augenblicklich Erdbeer-Eis. Manches liebe Mal habe ich in den munteren Abendgesellschaften, wie sie bei uns in Philadelphia üblich sind, wahrzunehmen geglaubt, wie die Frau vom Hause, trotz ihrer mit soviel Anmut erheuchelten Ruhe, doch oft genug einen verstohlenen Angstblick auf die girrenden Tauben warf, deren Eisherzen auf dem Eß- tische vor der Zeit in Eins zusammengeschmolzen. Auf diese Dinge ver- stehen wir uns am Nordpol besser. So groß ist die Festigkeit unserer Eis- sorten, daß wir sie aus einem Besenstiel aus zähem Walnußholze servieren. Manche Stücke könnten als Knüttel dienen, um einen Ochsen niederzuschlagen. J) Eine Anhäufung, Zusammenballung. — 2) Ein Halbedelstein aus dem Kiesel- geschlechte. — 3) Mischmasch. — 4) Zuckersirup. — 5) Die Kunst durch Aneinander- fügung von vielfarbigen harten Körpern Figuren zu bilden, Fußbodenschmuck rc.

5. Die weite Welt - S. 241

1882 - Leipzig : Klinkhardt
241 — Himmels bringen sollte. Das Weihwasser sprengte der Priester am liebsten mit Olivenzweigen, und den Sterbenden salbt er noch jetzt bei der letzten Ölung mit Olivenöl. Gnde. 128. Die Baumwolle. Die Baumwollenpflanze gehört zu den Malvengewächsen. Sie findet sich bald als Kraut, bald als Strauch, in Arabien und Ägypten sogar als Baum. Sie hat drei- bis fünflappige Blätter, ziemlich große, gewöhnlich gelbe, fünfblätterige Blumen, welche einzeln in den Blattwinkeln stehen. Die Frucht ist drei- bis fünfsücherig, einem großen Mohnkopfe ähnlich, springt bei der Reife in mehrere Klappen auf und enthält mehrere Samen- körner, die in eine lange, dichte, weiße, nach dem Aufplatzen hervor- quellende Wolle gehüllt sind. Die Baumwolle wird in der Türkei, in Griechenland, in Süditalien, Spanien, Ägypten, Indien und China, ganz besonders aber im unteren Mississippi- Thale gewonnen. Hier ist der rechte Boden für die Pflanze, die ein lockeres, leichtes, mit Sand gemischtes, schon angebautes Land verlangt; hier ist auch das passende Klima, welches nicht zu trocken sein darf, weil bei Mangel an Regen die Wolle kurz bleibt. Die Kapseln müssen jeden Morgen, sobald sie aufspringen wollen, abgepflückt werden, und die aus den Kapseln gewonnene Wolle wird ent- weder durch die Hand, oder ge- wöhnlich durch eine Maschine von den Samen und Hülsen gereinigt und hierauf in große Säcke verpackt, welche in einer Presse zu gewal- tigen, viereckigen Ballen zusammengedrückt und versandt werden. Wir sind in Manchester. Ein gewaltiger Schlot und ein riesiger Würfel von Bauwerk, über 800 Fenster auf jeder Seite, ragen über alle Gebäude empor. Wir suchen ihn auf und treten in diese Riesenfabrik ein. Durch einen Wirrwarr von Wegen und Gängen kommen wir endlich in das Arbeitszimmer des Fabrikherrn, in welchem uns ein Führer beigegeben wird. Wir stehen zuerst vor zwei Un- geheuern, in deren Innern es rast und tobt wie etu gefesselter Sturm, der alle Wände seines Gefängnisses zugleich vor Wut zerplatzen möchte. Das sind die Bläser. „Was thun sie?" fragen wir den Jungen vor der einen Maschine. „Das!" sagt er, indem er eine tüchtige Hand voll Rohbaumwolle aus dem Ballen reißt und sie, nachdem er Weite Welt. 7. und 8. Schuljahr. N. O. 16

6. Die weite Welt - S. 243

1882 - Leipzig : Klinkhardt
243 Zwischen ihnen stehen einzelne verstreute Menschen, alle gespannt aufpassend und zugreifend, wenn es die Maschine verlangt. Kaum ist hier und da einer zu entdecken, und doch sind es 1800 Menschen, deren Leben und Gesundheit hier mit versponnen wird, indem sie Maschinen beaufsichtigen, welche über 120 000 spinnende Hände nicht bloß ersetzen, sondern an Feinheit und Meisterschaft der Arbeit un- endlich übertreffen. Buch der Erfindungen. 129. Der Kaffeebaum. Mancher trinkt seine Tasse Kaffee, ohne dabei weiter etwas zu denken, aber es ist wohlgethan, daß man fragt: woher kommt denn dieses Lieblingsgetränk so vieler Millionen? Das Mutterland des Kaffeebaumes ist Ara- bien. Von dort ist er nach Ost- und West- indien verpflanzt wor- den. Unser gewöhn- licher Kaffee kommt aus Amerika über Hamburg zu uns. Die Kaffeebänme sind 6 bis 8 Meter hoch, immer grün und blühen beständig. Die Blätter sind länglich, fest und glänzend; sie gleichen sehr den Pome- ranzenblättern, nur sind sie etwas länglicher. In den Blattwinkeln stehen in Büscheln die weißen Blüten. Diese Blüten leuchten hinter den Blättern hervor und verbreiten einen wür- zigen Geruch. Aus ihnen bildet sich die purpurrote, einer kleinen Kirsche ähnelnde Beere. Diese Kirsche enthält in einer knor- peligen Haut, welche in ein süßes Fleisch eingeschlossen ist, zwei Samen, die den uns bekannten Kaffee geben. Um bequem ernten zu können, läßt man den Baun: nicht sehr hoch aufschießen. Da nicht alle Früchte zugleich reifen, sammelt man die Bohnen mehrmals ein. Man breitet sie auf Tüchern in der Sonne aus, um sie zu trocknen. Dann rollt man mit hölzernen Walzen darüber hin, wobei Fleisch und schale zerspringen. Diese sondert man durch Schwingen von den Kernen. Büttner. 16*

7. Die weite Welt - S. 313

1882 - Leipzig : Klinkhardt
313 eine Teil derselben in die Knochen, der andere in Blut, der drille in andere Feuchtigkeiten übergeht, von dem wunderbaren Gewinde der Gedärme, von den Thätigkeiten des Magens — und wie diese Maschine im Stillen ihren großen Gang fortgeht, gleich einer ewigen Uhr, wenn sie von dem Künstler einmal aufgezogen ist —: in allem diesen und noch mehrerem, was sich nicht so enthüllen oder einzeln darstellen läßt, bewundern wir den großen wohlthätigen Schöpfer, so bald wir, die Einrichtung unsers Körpers selbst zu bewundern, durch die nötigen Kenntnisse in den Stand gesetzt sind. Und woraus ruht dieses wunderbare Kunstwerk? Ans zwei beweglichen Säulen, von Knochen erbaut, wie ein Gebirge ans Felsen gegründet ist. Klein und schmal ist die Flüche, worauf unsere Körper- masse ruht, und doch hinreichend, sie in die Höhe zu halten! Wer legte in die kleine Fläche die Kraft, das ganze Gebäude im Gleich- gewichte zu erhalten? Wer die Kraft, dieses Körpergebäude wandelnd zu machen? Das Gehen, noch mehr also das Springen, ist eine immerwährende Neigung zum Falle; aber der brüderliche Fuß eilt dem andern zu Hilfe, setzt sich vor und hemmt den Sturz. So schön, so weise eingerichtet, so herrlich in einander gepaßt, so voll Ebenmaßes, mit solcher Feinheit gebildet, mit so geheimer Kraft ausgestattet ist der Körper des Menschen! Freilich übertrifft uns manches Tier an körperlichen Eigenschaften, — das eine an Kräften — das andere an Schönheit der Farben, mit denen es geziert ist — ein drittes an der Schärfe des Blicks — wiederum andere an Feinheit des Gefühls — andere an Schürfe des Geruchs. Aber bezwingt nicht der schwächere Mensch den stärkeren Löwen? Leitet nicht ein Knabe den Elefanten? Bündigen wir nicht den schlauen Fuchs und locken den mißtrauischen Vogel ins Garn? Das Auge des Tieres heftet sich ans den Boden und erhebt sich höchstens nach seinem Raube oder gegen den Feind. Seine ganze Körpermasse drückt sich gegen die Erde hin; aber des Menschen Stellung verkündet den Herrn der Tiere. Und wodurch erheben wir uns so sehr -— wir, die wir mit den Tieren des Waldes so vieles gemein haben, und Kost, sinnliche Ver- gnügungen, die Art des Wachstums, so manche Schwachheit und Ge- brechen mit ihnen teilen? Wodurch? Durch unsere höheren Seelen- krüfte und die Ausbildung derselben. Schubert. 163. Bildliche Redensarten. *) à. Kopf Welche Dinge haben Köpfe (außer Menschen und Tieren)? Was heißt: Zerbrich dir den Kopf nicht? Hast du den Kopf ver- loren? Er ist nicht aus den Kopf gefallen. Viel Köpfe, viel Sinne. Er besteht ans seinem Kopfe. Die Feinde sind aufs Haupt geschlagen. Der Lehrer hat dem Schüler den Kopf zurechtgesetzt. Der Wein ist ihm zu Kopfe gestiegen. *) Dieselben sind zu erklären und dem Sprachschatze allmählich einzuverleiben.

8. Die weite Welt - S. 393

1882 - Leipzig : Klinkhardt
393 3. Und die Tugend, sie ist kein leerer Schall, der Mensch kann sie üben im Leben, und sollt' er auch straucheln überall, er kann nach der göttlichen streben. Und was kein Verstand der Verständigen sieht, das übet in Einsalt ein kindlich Gemüt. 4. Und ein Gott ist, ein heiliger Wille lebt, wie auch der menschliche wanke. Hoch über der Zeit und dem Raume webt lebendig der höchste Gedanke; und ob alles im ewigen Wechsel kreist, es beharret im Wechsel ein ruhiger Geist. 5. Die drei Worte bewahret euch, inhaltschwer, sie pflanzet vom Munde zu Munde; und stammen sie gleich nicht von außen her, euer Inn res giebt davon Kunde. Dem Menschen ist nimmer sein Wert geraubt, so lang' er noch an die drei Worte glaubt. Schiller. 220. Das Kind des Steuermannes. Joh. 8, 29. 1. „Die Segel eingezogen, und alle Mann aufs Deck!" Der Sturm kommt angeflogen aus finsterem Versteck, die Wogen wälzen rollend sich schon heran mit Macht, der Donner regt sich grollend und Mittag wird zur Nacht. 2. Doch hinten steht im Schiffe der Steuermann am Rad und lenkt mit Blick und Griffe des schwanken Kieles Pfad, weiß klug vorbei zu halten am mörderischen Riff, die Wellen kühn zu spalten, denn ihm gehorcht sein Schiff. 3. O braver Seemann, zwinge des Elementes Wut, o wackres Schisflein, dringe voran durch Sturm und Flut; viel bange Herzen zagen, und mit des Sturms Geräusch mischt sich der Kinder Klagen, der Frauen Angstgekreisch. Der Vater lässet mich nicht allein. 4. Doch still und unerschrocken sitzt dort abseits ein Kind, läßt ruhig sich die Locken zerwühlen von dem Wind, blickt stolz ins Meer vom Decke als wie von einem Thron, weiß nichts von Angst und Schrecke: des Steuermannes Sohn. 5. Ihn fragt der Männer einer: Dir macht der Sturm nicht angst? Sag' an, wie kommt es, Kleiner, daß du allein nicht bangst? Da wird von stolzem Feuer des Knaben Wange rot: „Mein Vater sitzt am Steuer, drum hat es keine Not." 6. O starker Kindesglaube! Verstehst du's, Gotteskind? Ob um dein Schifflein schnaube der ungestüme Wind, der Himmel steht im Feuer, die finstre Tiefe droht: Dein Vater sitzt am Steuer, drum hat es keine Not! * Gerok.

9. Die weite Welt - S. 87

1882 - Leipzig : Klinkhardt
87 Stellen aus. Auch die Schuster waren kunstreich geworden, ihr Hand- werk war schwierig; sie hatten Schnabelschuhe zu nähen von buntem Leder, deren Spitzen sich zuerst etwas in die Höhe erhoben und dann wie der Kamm eines Truthahns hinabhingen. Die Schneider, eine sehr ansehn- liche und wichtige Innung, waren zumeist durch die Mode geplagt; schon um 1300 war die Klage, daß ein Meister, der im vorigen Jahre noch zur Zufriedenheit gearbeitet hatte, jetzt nichts mehr galt, weil er die Kunst der neumodischen Kleider nicht verstand. So bildeten sich, während die kaiserliche Herrlichkeit sank und der Adel verwilderte, in den Städten die Grundlagen aus, auf denen das heutige deutsche Leben ruht. Wohl war die Arbeit der Bürger eine bescheidene im Vergleich zu den stolzen Kriegsthaten des Rittertums, aber man erkennt auch die Innigkeit des deutschen Gemüts in der Freude am Schaffen und in der behaglichen Sorgfalt, womit der Handwerker die überlieferten Formen seines Gewerbes künstlerisch auszubilden sich mühte. Betrachtet man dazu die Ehrbarkeit, die fromme Sitte und Mannhaftigkeit der Zünfte, so darf man wohl sagen, daß die Mauern der Städte während der Jahre der all- gemeinen Trübsal und Verwirrung die echten Keime des deutschen Lebens für die folgenden Jahrhunderte gerettet haben. Aber das Aussehen der Städte um das Jahr 1300 darf man nicht mit ihrem heutigen vergleichen. Wer am Morgen in ein Thor hereinzog, begegnete sicher dem Stadtvieh. Denn der Bürger trieb auch Landbau, selbst die vornehmen Häuser hatten in engem Hofraume Viehställe. Schweine liefen in den Straßen umher und fuhren auch wohl in die Häuser hinein, sich ihre unsaubere Nahrung zu suchen; auf abgelegenen Plätzen lagerten große Düngerhaufen. Die Hauptstraßen der vornehmen Städte waren hier und da gepflastert, aber selbst in Frankfurt wurden noch um 1400 die Hauptwege nur durch Sand und kleine Steine gebessert, und für die Dom- herren war es eine genügende Entschuldigung ihres Ausbleibens bei Ver- sammlungen, daß der Straßenschmutz zu arg sei. Wer bei schlechtem Wege ausging, fuhr in schwere Holzschuhe; von den Ratsherren wurde gefordert, daß sie diese vor der Sitzung auszogen. Auf den Straßen fand man häufig Brunnen mit Rolle, Kette und Eimer; die Bäche leitete man gern längs der hinteren Seite der Höfe, denn die Gerber, Weber, Färber und Wollspinner siedelten am Wasser. Wo es laufende Brunnen gab, standen Schöpströge von Stein und Metall daneben und an passenden Stellen gefüllte Wasserbehälter für den Fall einer Feuersgefahr. An den engen, gewundenen Straßen standen die von Fachwerk er- bauten und mit Stroh gedeckten, kleinen Häuser, mit dem Giebel nach der Straße gekehrt, häufig mit einer quergeteilten Hausthür versehen, so daß der Besitzer sich über die untere Hälfte hinauslehnen konnte; über der Thür hing an einem Schilde das gemalte Zeichen des Hauses, nach welchem der Besitzer oft genannt ward. Die Häuser stiegen nicht senkrecht in die Höhe, sondern der Oberstock sprang über den unteren vor und der zweite wieder über den ersten, so daß das oben hereinfallende Licht oft sehr be-

10. Die weite Welt - S. 112

1882 - Leipzig : Klinkhardt
112 langsam und beschwerlich das Reisen unserer Altvorderen von statten ging. Selbst die kleinste Reise war ein Unternehmen, welches die weitschichtigsten Vorbereitungen erforderte, und wobei oft Leib und Leben oder wenigstens die gesunden und geraden Gliedmaßen auf dem Spiele standen. Bei an- haltend schlechter Witterung, wie sie besonders den Uebergang des Herbstes in den Winter oder des Winters in den Frühling zu begleiten Pflegt, waren die Wege meist geradezu unpraktikabel, besonders für Frachtfuhrwerk. Hatte sich aber der Reisende durch alle die Hemmnisse und Gefahren einer kurzen Tagereise durchgearbeitet, so wartete seiner in der Nachtherberge nur karge Erholung, oft noch verbittert durch die Ungeschliffenheit des Wirtes, der seine Gäste als eine ihm auf Gnade und Ungnade verfallene Beute betrach- tete, oder auch durch die Anmaßung vornehmer Reisender. Eine etwas raschere und bequemere Reisegelegenheit bot die Flußschiffahrt. Erst von der Mitte des 18. Jahrhunderts an wurde von Staatswegen für Anlegung und Unter- haltung von Straßen gesorgt, doch erhielt z. B. Preußen erst 1787 Chausseen. Ich besitze den handschriftlichen Bericht über die Fährlichkeiten der Reise eines Bürgers von Schwäbisch-Gmünd nach Ellwangen, welche in den Spät- herbst 1712 fiel. Die Entfernung der genannten Städte von einander be- trägt etwa acht Poststnnden. Der Reisende, ein wohlhabender Mann, ging in Gesellschaft seiner Frau und ihrer Magd am Montag Morgen, nachdem er am Tage zuvor in der Johanniskirche „für glückliche Erledigung vorhabender Reise" eine Messe hatte lesen lassen, ans seiner Vaterstadt ab. Er bediente sich eines zweispännigen „Planwägelchens". Noch bevor er eine Wegstunde zurück- gelegt und das Dorf Hussenhofen erreicht hatte, blieb das Fuhrwerk im Kote stecken, daß die ganze Gesellschaft aussteigen und „bis übers Knie im Schmutz patschend" den Wagen vorwärts schieben mußte. Mitten im Dorfe Bübingen fuhr der Knecht „mit dem linken Vorderrad unversehendlich in eine Pfütze, daß die Frau Eheliebste sich Nase und Backen an den Plan- reifen jämmerlich zerschund." Von Mvgglingen bis Aalen mußte man drei Pferde Vorspann nehmen, und dennoch brauchte man sechs volle Stunden, um letztgenannten Ort zu erreichen, wo übernachtet wurde. Am andern Morgen brachen die Reisenden in aller Frühe auf und gelangten glücklich beim Dorfe Hofen an. Hier aber hatte die Reise einstweilen ein Ende, denn hundert Schritte vor dem Dorfe fiel der Wagen um und in einen „Gumpen" (Pfütze), daß alle „garstig beschmutzt wurden, die Magd die rechte Achsel auseinanderbrach und der Knecht sich die Hand zerstauchte." Zugleich zeigte sich, daß eine Radachse gebrochen und das eine Pferd am linken Vorderfuß „vollständiglich gelähmt worden." Man mußte also zum zweiten Male unterwegs übernachten, in Hofen Pferde und Wagen, Knecht und Magd zurücklassen und einen Leiterwagen mieten, auf welchem die Reisenden end- lich „ganz erbärmiglich zusammengeschüttelt" am Mittwoch ums „Vesper- läuten" vor dem Thore von Ellwangen anlangten. — Bis ins 17. Jahr- hundert machte man die Reisen fast ausschließlich zu Pferde. Allerdings erfahren wir, daß schon im 15. Jahrhundert die deutschen Hofmeister zu Wagen reisten, und im 16. wurde dieser Gebrauch bei vornehmen Personen
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