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1. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 48

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
48 Kein Damm, kein Feld! Nur hier und dort Bezeichnet ein Baum, ein Turm den Ort. Bedeckt ist alles mit Wasserschwall; Doch Zusehens Bild schwebt überall. — Das Wasser sinkt, das Land erscheint Und überall wird schön Luschen beweint. — Und dem sei, wer’s nicht singt und sagt, Im Leben und Tod nicht nachgefragt! Johann Wolfgang v. Goethe. 36. Heinrich Hilgard. Ht^enige Pfälzer wissen etwas Genaueres von ihrem Landsmann Hein- ^^rich Hilgard oder, wie er sich in Amerika umgenannt hat, Henry Billard (spr. Willfahr). Wer in den letzten Jahren in Speyer gewesen ist, weiß wohl durch die Gedenktafel am Königsplatz, daß Hilgard ein Speyerer Kind war, und die Zweibrücker wissen, daß er in ihrer Stadt ein schönes Waisenhaus hat erbauen lassen und daß eine Straße und ein öffentlicher Platz, ans dem seit 1905 die Schillerlinde gepflanzt ist, seinen Namen tragen. Einige wissen auch, daß Hilgard in Amerika stein- reich geworden ist, so reich wie Herr Kannitverstan, und vielleicht wissen sie sogar, daß er eine große Eisenbahn im Westen von Nordamerika ge- baut hat. Das ist alles. Man sollte aber von Hilgard mehr wissen, von seinem Leben und von seinen Werken. Sein Leben lehrt, wie die Not den Menschen erzieht. Seine Werke aber sind uns ein Beweis dafür, daß das Beste, was der Mensch auf Erden leisten kann, im gemeinnützigen Wirken besteht, nicht im Erwerben für sich, sondern im Schaffen für das große Ganze, für die Mitmenschen in Gegenwart und Zukunft. I. Heinrich Hilgard wurde im Jahre 1835 zu Speyer geboren als der Sohn eines Friedensrichters. Sein Vater war ein strenger und ernster Mann, seine Mutter aber eine freundliche, nachsichtige Frau. Den größten Teil seiner Kindheit verbrachte Hilgard in Zweibrücken, wohin sein Vater 1839 als Staatsanwalt versetzt worden war. Der Knabe hatte eine glückliche Kindheit; er spielte gerne im Haus und ans der Straße, mit seinen Schwestern, den Nachbarskindern und den Schulkameraden. In der Volksschule, dann im Gymnasium rückte er von Jahr zu Jahr vor. Da lenkte die unruhige Zeit der Jahre 1848/49 sein Leben znm ersten Male ans der geraden Bahn.

2. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 59

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
59 Es muß sein, daß es Minuten gibt, wo einer dem anderen ins tiefste Herz hineinschaut. Und ich sag': ,Da haben wir einen Gedanken gehabt, aber ich trinke jetzt nichth — und mir wird plötzlich angst und bang, mir ist, als wäre ich mitten im Walde von Räubern angefallen worden und doch red' ich vom Wetter und von allerlei. Der Buchhalter macht das Buch zu, dreht den Schlüssel am Kasten ab, zieht einen anderen Rock an, greift nach seinem Hut und steckt meinen Schuldschein in die Tasche. Ich bekomme eine Höllenangst vor dem Buchhalter und plötzlich reiß' ich inich los, fasse die Tür und renne und stolpere, daß ich fast zu Boden falle, zum Hause hinaus; aber ich wende mich um und jetzt renne ich dem Buchhalter gerade auf die Brust; ich wende mich wieder ab und springe die Treppe hinauf und: ,1187 Gulden 30 Kreuzer bin ich schuldigt schreie ich der Witwe zu, die oben auf der Treppe steht. Ich habe der Witwe bei Heller und Pfennig meine Schuld bezahlt. Das tröstet mich jetzt und das nehme ich mit ins Grab". Bertold Auerbach. 41. Von der Roheit. ^H>it rohen Menschen will kein Gebildeter zu tun haben; der Edle verabscheut vv t sie und geht ihnen aus dem Wege; der Anständige weist sie von sich und duldet sie in keiner Gesellschaft. Die Rohen haben ihre Freude an unanstän- digen Reden, schamlosen Gebärden, an grobem Tone, am Schreien und Toben, am Fluchen und Schimpfen, am Quälen, Ärgern, Zerstören und Freveln. Ihr Lebensweg führt ins Zuchthaus oder doch ganz nahe daran vorbei. Es ist ein sehr natürliches Bestreben, daß wir das Andenken an große Begebenheiten und große Männer auf die Nachwelt zu bringen und durch Denkmale gleichsam lebendig zu erhalten suchen; tun wir doch dasselbe für unsere Toten, auch wenn sie nichts getan haben, was ihre Namen berühmt machen könnte. Auf dem schlichtesten Kirchhofe findet man Denksteine und wären es nur einfache Kreuze; und das eben ist das Schöne, Haß das ein- fachste Denkmal ebensogut wie das kostbarste die Erinnerung an die Verstor- benen weckt und von der Liebe der Hinterbliebenen Zeugnis gibt. Nun gilt es bei allen gebildeten Leuten für einen ruchlosen Frevel, wenn ein roher Mensch an dem Denkmal eines Verstorbenen rührt. Sollten da nicht erst recht die Denkmale, die ein ganzes Volk seinen großen Toten gesetzt hat, heilig sein? Ist es nicht eine Schande für ein Volk, wenn es die Kunstwerke mancherlei Art, die der Staat, die Gemeinden oder Privatleute auf Straßen und öffent- lichen Plätzen, in Gärten und Anlagen aufgestellt haben, durch besondere Wächter oder Einfriedungen gegen den Frevel roher Menschen schützen muß? Es ist ein abscheuliches Bubenstück, wenn semand zerstört oder beschädigt, was der Fleiß des Künstlers in langer Zeit geschaffen, was wohldenkende Menschen hingestellt haben, damit jeder Vorübergehende es mit Lust beschaue und mit- genieße.

3. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 73

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
fangen sollte um vor die rechte Schmiede zu kommen. Auf einmal ruft eine weibliche Stimme: „He, lieber Mann, was suchen Sie denn?" Ich sehe auf und — wunderbar — 'C§ war die Frau vom Kirchen- konzert. Ehe ich noch den Hut recht abgezogen hatte, stand schon ein Dienstmädchen neben mir, das mich einlud hinauf ins Zimmer zu kom- men. Daß ich's kurz mache! Hier war ich an die rechte Schmiede ge- kommen. Der Mann der Frau wies mir die Wege, gab mir Rat, und — meine Angelegenheit wurde bald und gut zu Ende gebracht. Wer hätte mir damals in der Kirche gesagt, daß der Mann jener Frau bald in die Hauptstadt befördert werden und mir für solch geringe Höflichkeit ein zehnfacher Vergelter sein würde? Kurz, Höflichkeit macht Edelmann und Bürger, jung und alt, Mann und Weib beliebt. Wer's besser wissen will, versuche es mit der Unhös- lichkeit. Er wird wohl sehen, wie weit er kommt. Nach Hugo Weber. 45. Aus dem Nadelstand in den Adelstand. Jm Jahre 1832 wurde ganz Hyeres, ein Städtchen in der Nähe von 1 Toulon, durch die Nachricht in Trauer versetzt, daß der Freiherr Stulz von Ortenberg gestorben sei. Dieser Mann war wenige Jahre vorher als Millionär nach Hyeres gekommen und war hier bald ein doppelter Millionär geworden; denn alles, was er anfaßte, schien sich unter seinen Händen in Gold zu verwandeln. Aber er hatte auch alle Zeit eine offene Hand und liebte, sein Glück mit anderen zu teilen. In Hyeres stiftete er ein Krankenhaus, ließ einen herrlichen Brunnen herstellen und beschenkte die katholische Kirche mit einer kostbaren Orgel. Die Mittel für die evangelische Kirche in Marseille wurden fast gänzlich von ihm hergegeben. Kein Wunder, daß die Nationalgarde mit Fahnen und Trauermusik den Leichenzug begleitete und daß an der Gruft tief empfundene Reden die Verdienste dieses Mannes priesen. In seinem Heimatdorf Kippenheim in Baden aber setzte man Georg Stulz ein Denkmal; denn auch hier hatte er ein Krankenhaus errichten und die Kirche ausbauen lassen. Für die Polytechnische* Schule und das Lehrerseminar in Karlsruhe hatte er je 30 000 Franken gestiftet und verschiedenen wohltätigen Zwecken hatte er 300 000 Franken zugewandt. Um dieser Ehrentaten willen hatte ihn der Großherzog von Baden in den Adelstand erhoben. Georg Stulz war L J. 1778 in Kippenheim bei Lahr geboren. Ein Schneider war sein Vater und Schneider sollte auch Georg Sieh Fußnote Seite 49.

4. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 84

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
84 Deutsches Haus in deutschem Land Schirme Gott mit starker Hand! -I- -i- * Nicht Fleiß, nicht Müh’, nicht Arbeit nützt, Wenn Gott der Herr das Haus nicht schützt. * * * Wo Fried’ und Einigkeit regiert, Da wird das ganze Haus geziert. * * * Alles ist an Gott gelegen; Menschen richten wenig aus. Gib, o Herr, nur deinen Segen, So ist wohl bestellt das Haus! * * * Segne, Herr! Mann, Weib und Kind, Segne Haus und Hausgesind, Segne, die mir sind verwandt, Segne, wer mir ist bekannt! * * * Nur ein Glück, eins gibt’s hienieden, Fast für diese Welt zu gut, zu groß: Häuslichkeit! in deines Glückes Frieden Liegt allein der Menschheit großes Los. 52. Mein Vaterhaus. 3n Straßburg und Köln, in Frankfurt und Berlin habe ich viele schöne Häuser gesehen. Da waren solche mit Türmchen und Balkon, mit Pfeilern und hallen, mit zierlichen Figuren und pracht- vollen Läden. Da waren auch große, herrliche Paläste, wo Fürsten und reiche Leute wohnen, wo Palmen hinter den Fenstern grünen, von lieblicher Musik umrauscht, wo Purpur und Seide, Gold und Silber, Diamanten und Juwelen zu Hause sind. Da habe ich auch Kirchen und Dome gesehen, majestätische Bauwerke, die ich mit Ehrfurcht und Bewunderung angestaunt. Und dann? Und dann ist immer wieder vor meine Seele ein Haus getreten — so ganz anders wie diese. Es hat nicht Türmchen und Balkon, die auf Marmorpfeilern ruhen. Es steht nicht in Straß- burg, nicht in Berlin, hat nicht Palmen noch Springbrunnen; keine Diamanten und Juwelen zieren seine Bäume. Es liegt weitab vom

5. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 90

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
■90 Bürger besaßen, so wandte sich die Industrie hauptsächlich den Städten zu. Durch Schutzzölle vor dem Mitbewerb des Buslandes ge- sichert, gelangte sie zur mächtigen Entfaltung und gegenwärtig hat sie einen solchen Umfang angenommen, daß sie einem viel größe- ren Teil unseres Volkes Rrbeit zu bieten vermag als die Landwirtschaft. Durch die eigene Vermehrung und den ungehemmten Zufluß neuer Urbeitskräfte vom Lande trat in den Industriestädten ein überschnelles Wachstum ein, wofür wir ja auch in unserer Pfalz an Ludwigs- hafen a. Uh., einem der hauptsitze der deutschen chemischen Industrie, ein Beispiel haben. Die zugezogenen und eingesessenen Menschenmengen bedurften aber auch einer entsprechenden Behausung. Ls war natürlich nicht möglich jeder der neuen Familien ein besonderes Häuschen zu bauen, wie es ehedem in Stadt und Land deutsche Sitte gewesen war. Die Urbeiter- bevölkerung mußte sich anfänglich an den armseligsten Wohnungen ge- nügen lassen,- dann entstanden große Miethäuser, in denen die Familien sich oft in übermäßiger Zahl neben- und übereinander schichteten. Zu einem eigenen, wenn auch bescheidenen heim vermochten nur wenige zu gelangen. Dazu war Grund und Boden in der Nähe ihrer Urbeits- stätte schon zu teuer geworden und das zum Bauen einer eigenen Heimstätte erforderliche Kapital zu schwer und nur zu einem hohen Zinsfuß erhältlich. viele Familien litten unter der Wohnungsnot, die sie auf engem Baume zusammendrängte und die Ursache körperlicher und sittlicher Gefahren für das heranwachsende'geschlecht wurde. Dazu beanspruchte die Wohnung einen verhältnismäßig zu großen Teil des Urbeits- verdienstes; der häufige Wohnungswechsel ließ in den Familien das Gefühl der Unstätigkeit und Unsicherheit entstehen und erschütterte oft den Haushalt, denn ,,dreimal umgezogen ist so viel wie einmal ab- gebrannt", sagt ein altes Sprichwort. Die Binder fanden zu Spiel und Erholung nur die engen Höfe und die von gefahrdrohenden Fahrzeugen erfüllten Straßen,' viele sahen in ihrer Iugend kaum einen Wald oder Berg, sie wußten nichts vom fröhlichen Tummeln in Busch und Hain, sie sahen nichs von Teich und Bach, die Tiere der freien Natur blieben ihnen fremd, sie lernten nie das Gefühl der Freude und der Erholung kennen, das wir auch unbewußt im Verkehr mit Gottes Schöpfung gewinnen. Um fühlbarsten machten sich natürlich alle diese Nachteile in den Großstädten mit ihren Hunderttausenden und Millionen von Menschen bemerkbar. Uber auch kleine Drte, die eine rasche gewerbliche

6. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 91

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
91 Entwicklung genommen hatten, blieben von den bedauerlichen Miß- ständen des mangelhaften Wohnens nicht verschont. Eine durchgreifende ijilfe war mit Schwierigkeiten verbunden, die sich innerhalb weniger Jahre nicht beseitigen ließen. Wohl hatte mancher menschenfreundliche Fabrikherr oder Wohltäter für einen kleinen Kreis von Familien Musterwohnungsstätten geschaffen durch Errichtung von Rrbeiteransied- lungen, wo jeder Arbeiter sein kleines Haus für sich allein bewohnen konnte und dazu die Nutznießung eines Stückes Garten oder Feld besaß. Oder man hatte große Häuserblocke errichtet, wo die Mieter in größerer Zahl beisammen wohnten,' jeder besaß eine ab- geschlossene Wohnung für sich und durfte daneben die der Gesamtheit dienenden Annehmlichkeiten eines Bades, eines Kinderspielplatzes, einer Bücherei, einer Wasch- und Trockenanstall u. s. w. genießen. Oie große Masse der Arbeiter in Stadt und Sand konnte aber an diesen Werken edler Menschlichkeit keinen Rnteil nehmen. Die Fürsorge für eine allgemeine Verbesserung in den Wohnungs- verhältnissen der minderbemittelten Klassen erhielt erst einen lebhaften Rnstoß durch die Sandesversicherungsanstalten, die einen Teil ihrer angesammelten großen Geldbestände zur Förderung des Baues von Heimstätten oder von mietbaren Kleinwohnungen zu verwenden be- gannen. Bahnbrechend wirkten insbesondere zwei Versicherungsanstal- ten, die zu Hannover und die der Nheinprovinz. Sie vereinigten haupt- sächlich Industriearbeiter zu Baugenossenschaften, veranlaßten sie zum Erwerb günstigen Baugeländes, ließen Musterpläne für Rrbeiterhäuser aufstellen und gingen den Genossenschaften mit Geld reichlich an die Hand, so daß heute schon Tausende fleißiger und haushälterischer Land- und Industriearbeiterfamilien im Besitze einer Heimstätte, eines eigenen kleinen Rnwesens, sind. Ruch die großen staatlichen Betriebe, wie Eisenbahn- und Postverwaltung, die Betriebe der Bergwerke und Staatswerkstätten, wendeten bedeutende Summen aus Staatsmitteln auf um ihren Rrbeitern und Rngestellten genügende und angenehme Wohnungen zu schaffen. Oie Versicherungsanstalten haben bis jetzt in Deutschland gegen 300 Millionen Mark zum Bau von Klein- häusern und Kleinwohnungen verwendet. Sie verleihen ihre Gelder gegen erste Hypothek zu einem Zinsfuß von 3—3vs °/o, wenn der Schuldner sich zu einer jährlichen kleinen Teilzahlung des empfangenen Darlehens verpflichtet. Selbstverständlich haben solche kleine Rnwesen keinen Platz in den großen Städten mit ihren vielstöckigen Miet- und Geschäftshäusern. Diese neuen Heimstätten sind nur zu ermöglichen in den Vororten der

7. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 94

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
94 weite Reifen in die deutschen Lande machen, verleiht doch pfälzischer Stein dem Hause, wo über das Wohl und wehe unseres ganzen Volkes beraten wird, dem Reichstagsgebäude in Berlin, einen Teil seines Schmuckes ! Doch gibt es auch bei uns Sandsteine von geringerem werte ; denn nicht alle besitzen ein gleichmäßig feinkörniges Gefüge, manche zeigen vielmehr sehr weiche Stellen (Lebereinschlüsse) und sind daher für Bauzwecke nicht verwendbar. Rls Schmuck hat unser Stein seine hübschen Farben. Luntsand- stein wird er darum genannt. 5lm weitesten verbreitet sind der rote und der weiße Sandstein. Ersterer findet sich wohl am besten und mächtigsten bei Weidenthal und Frankenstein. Uber auch von Enken- bach, Hardenburg, Schopp, Rnnweiler, Dürkheim, Landstuhl, Blies- kastel und anderen Orten werden solche Steine verschickt. Unter den weißen Steinen gebührt wohl dem Königsbacher die Palme,' denn er hat den Ruf unserer pfälzischen Steine fest gegründet. Frankweiler, Klingenmünster, Grethen, Wattenheim liefern ähnliche Steine. Einer der ersten, die den wert des weißen Sandsteines erkannt haben, ist wohl König Ludwig I. gewesen. Nirgends tritt die Schönheit dieses Steines besser hervor als an der von ihm erbauten Villa Ludwigshöhe. Graue und grüne Steine finden sich in der Nord- und Westpfalz, so bei Tontwig, Rirkel-Neuhäusel, Hochstätten. Rot und weiß, das sind die Hauptfarben unseres Steines und wie sinnvoll erscheint es, daß die Stirnseite des altehrwürdigen Speyerer Domes diese Farben zeigt! Sst es nicht als wollte der Stein vom Rheine aus mit Stolz auf seine Heimat, unser reizendes Gebirgsland, hinweisen? Ls ist selbstverständlich, daß ein so wertvolles Material wie unser Sandstein das Bild der pfälzischen und der in weiterem Umkreise gelegenen Städte und Ortschaften bedeutend beeinflußt: am Rhein die mächtigen Dome von Speyer und Worms, in anderen Städten die hübschen, in neuem Stil gehaltenen Villen, in den Dörfern der Haardt die hohen Torsäulen und -bogen, auf den Bergen die alten Burgen mit ihren riesigen Ouadern und fast überall die hohen, kastellartigen Kirchtürme! Unser Sandstein ist für uns auch von großer volkswirtschaftlicher Bedeutung. Nach zuverlässigen Rngaben sind in der Pfalz über 300 betriebene Sandsteinbrüche und diese zahlen jährlich an Steinbrecher und Taglöhner über zwei Millionen Mark als Rrbeitslohne. Das ist eine hübsche Summe! Uber noch großer ist der Betrag, der jähr- lich aus der Bearbeitung des Steines fließt. Gibt es doch in der

8. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 123

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
123 in den tieferen Teilen der Lunge die alte, unbrauchbare Luft auf- gespeichert. Damit wir aber reine Luft erhalten, müssen wir möglichst viel im freien atmen. Das versäumen viele, weil sie die große Be- deutung sauerstoffreicher Lust nicht kennen. In den Ltädten pflegt die Luft im allgemeinen infolge des bedeutenden Verkehrs und der großen Zahl der gewerblichen Betriebe am meisten verunreinigt zu sein,' am reinsten und daher unserer Gesundheit am zuträglichsten ist sie da, wo sich wenig Ltaub erhebt, also in Wäldern, über wiesen, Gewässern und am Meeresstrande. Um dem Blute in genügender Menge Sauerstoff zuführen zu können muß der Brustkasten auch erweitert und weit erhalten werden. Dies geschieht durch aufrechtes Gehen, gerades Litzen, kräftiges Utmen und körperliche Übungen. Gebückte Haltung beim Gehen und Litzen, schwaches Utmen und enge Kleidung verengern die Brust in gefahrdrohender weise. Rlle krankhaften Zu- stände der Lunge begünstigen die Entstehung der Tuberkeln, in denen die Bakterien wuchern. Lesebuch von Schanze. 72. Der Kurort „Zum Sonnenbad". liegt der Kurort „Zum Sonnenbad"? Vergebens wirst du ihn auf der Landkarte suchen und doch liegt er dir so nahe. Bist du ein Stadtbewohner, der keinen Garten zur Verfügung hat, so gehe in die städtischen Anlagen und auf die Kinderspielplätze, dann wandelst du im Kurorte „Sonnenbad". Wohnst du aber auf dem Lande oder in der Nähe desselben, dann sprudelt in Garten, Feld und Flur die Heilquelle des Sonnenbades in wahrhaft überreichlichem Maße vom Himmel auf dich herab. Dabei bist du keineswegs das einzige lebende Wesen, das in dem Lichtmeer Gesundung und Kräftigung sucht. Dort auf jenem Bauernhöfe liegt der Hund behaglich in der Sonne ausgestreckt; nicht weit davon genießt die Katze mit wohlgefälligem Schnurren und zufrieden blinzelnden Augen die Heilkraft der Sonne und in den heißen Sand wühlen die Hühner sich ein, lüften bald den einen, bald den anderen Flügel, drehen und wenden sich, damit die belebenden Sonnenstrahlen sie an allen Körperstellen bescheinen können. Auch die Waldvögel draußen, namentlich Amseln und Drosseln, machen es so. „Die Pflanze selbst kehrt sich dem Lichte zu." Und der Mensch? In ängstlicher Lichtfeindschaft verdunkelt er die Zimmer mit Vorhängen und Fensterläden zu grabgewölbartigen Räu- men und meidet möglichst jeden Gang im Sonnenschein nur um nicht einige Schweißtropfen zu verlieren. Daher die kränklichen Milchgesichter vieler Kinder, daher das große Heer der Blutarmen und Bleichsüchtigen, der Schwächlinge an Nerven und Muskeln. Geht hinaus in den lachenden

9. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 228

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
228 Der Rest ist bald erzählt. Rls nach einigen Wochen eine an die Stadtverwaltung gerichtete Eingabe um Errichtung einer Wasser- leitung bei den Bürgern in Umlauf gesetzt wurde, fand sie eine große Zahl Unterschriften. Eine Besprechung und Rbstimmung des Stadtrates über den Punkt ,,Wasserleitung" ergab die Rnnahme des gestellten Rntrages mit einem Mehr von zwei Stimmen. Die Bürgerversamm- lung genehmigte die Rufnahme der notwendigen Gelder. Die Bohrversuche in der Umgegend lieferten gutes Wasser in reichlicher Menge. Ein Wasserwerk wurde erbaut, längs der Straße wurden tiefe Gräben zur Rufnahme der Leitung aufgeworfen, auf der angrenzenden hohe gewaltige Zementgewölbe als Wasserkammern auf- geführt, die Leitungsröhren durch die Straßen gelegt, Rnschlüsse für die Häuser fertiggestellt, Wassermesser in den Rellern gesetzt und eines Tages hieß es: ,,Morgen wird die Wasserleitung dem Betriebe über- geben." Das war ein Tag der Erwartung und der Freude! Ein Umdrehen des Hahnen und siehe, die Leitung ergoß ihr reichliches Uaß in kräftigem Strahle! Sooft man probierte — und man probierte oft — sooft dasselbe Schauspiel! Das zischte in der Rüche, auf dem Gange, in der Waschküche, in dem Keller, bei uns und bei anderen, unter, über und neben uns! Ein Ruck — und verschwunden und verstummt war der ganze Spuk. Sa, die Wasserleitung! wer hätte so etwas vor zehn Sahren gedacht! Michael Müller. 120. Aus „Hermann und Dorothea.“ Y\ 7"as wäre das Haus, was wäre die Stadt, wenn nicht immer Jeder gedächte mit Lust zu erhalten und zu erneuen Und zu verbessern auch, wie die Zeit uns lehrt und das Ausland! Soll doch nicht als ein Pilz der Mensch dem Boden entwachsen Und verfaulen geschwind an dem Platze, der ihn erzeugt hat, Keine Spur nachlassend von seiner lebendigen Wirkung! Sieht man am Hause doch gleich so deutlich, wes Sinnes der Herr sei, Wie man, das Städtchen betretend, die Obrigkeiten beurteilt. Denn wo die Türme verfallen und Mauern, wo in den Gräben Unrat sich häufet und Unrat auf allen Gassen herumliegt, Wo der Stein aus der Fuge sich rückt und nicht wieder gesetzt wird, Wo der Balken verfault und das Haus vergeblich die neue Unterstützung erwartet: der Ort ist übel regieret.

10. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 301

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
301 geborstene hatten, zerbrochene Zäulen, kunstvoll gehauene Fenster- gesimse, — wahrhaftig, ein überwältigender Rnblick! lvehe wird es einem ums herz in diesen Ruinen! Und mitten in dir, mein Pfälzerwald, da wohnt ein Volk, be- scheiden gesegnet an irdischen Gütern, aber gar reich an Gemüt, gar treu und bieder, mitunter von herzerfrischendem Humor, — ein Volk, erfüllt von Liebe und Treue zu seinem Pfälzerwalde, zu seiner Heimat, seinem Vaterlands, zu seinem Könige und Fürsten und nicht in letzter Linie erfüllt von Liebe und Treue zu seinem Gotte. Tausende und Ubertausende rufen und jubeln: ,,G Pfälzerwald, wie schön bist du!" Fritz Claus. 150. Das Bauernhaus an der Haardt. (7>ie Weindörfer vor der Haardt zeichnen sich aus durch zwei besonders ^ gebildete Teile des Hauses: das Hochparterre* als die äußere Folge des hochgewölbten Kellers und das freie, hochgewölbte Hoftor. Der mächtige Keller ist hier oft das halbe Haus. Dem innerlich Bedeutsamsten gibt aber das Volk wie der echte Künstler auch nach außen den eigenartigsten Schmuck. Darum hat der alte Pfälzer Weinbauer seinen Keller da geziert, wo er sozusagen ans Licht tritt — im Keller- loch; er hat sich ein Ornamentstückff geschaffen, das sich vielleicht in dem Volksbau der ganzen Welt nicht wiedersindet: ornamentierte Kellerlöcher. Könnten wir doch alle mit schönen Formen ziellos umhertastenden Bau- meister vor diese ornamentierten Kellerlöcher führen oder auch in die Ställe mancher Ökonomen der Pfalz, Ställe, die wahre Prachthallen sind, massiv aus Stein, mit Pfeilern und Kreuzgewölben! Die gleiche schöne Wirkung des Wahren und Notwendigen spricht aus den großen Hoftoren des pfälzischen Weinlandes. Diese gewaltigen steinernen Rundbogen sind die Triumphbogen des Landmannes, durch die er mit dem hochbeladenen Erntewagen einzieht. Und wie jeder gern den mächtigst getürmten Wagen heimführen möchte, so hat auch jeder nach dem höchstgewölbten Bogen gestrebt, als dem eigentlichen Steindenkmal seines Reichtums. Die Hochparterre mit den verzierten Kellerlöchern und die hochgewölbten, schmuckreichen Hoftore stellen uns Wein und Brot dar als den Grundschatz dieser Weindörfer. Der pfälzische Bauer schmückt übrigens nicht bloß seine Kellerlöcher, er schmückt auch seine Fenster, nur nicht so großartig wie jene. Das * Parterre — Erdgeschoß, in der Pfalz 1. Stockwerk eines Hauses. 1 Ornament — Schmuck, Verzierung.
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