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1. Von den ältesten Zeiten bis zum Westfälischen Frieden - S. 74

1903 - Berlin : Nicolai
74 gelobten den Königen, gehorsam, treu und gewärtig zu sein, d. H. auf des Königs Ruf sich zum Kriege bereit zu halten. Diese großen Vasallen bewirtschafteten die ihnen verliehenen Ländereien nicht selbst, sondern verteilten sie als Lehn an andere. Diese leisteten ihnen den Lehnseid; man nannte sie Aftervasallen. Auch die Bischöfe und Klöster waren von den Königen mit Landbesitz be-liehen worden, auch sie hatten ihre Aftervasallen. Selbst Städte und Dörfer wurden so großen Herren untertan. Es hatte also die große Masse des Volkes noch einen nähern Herrn über sich als den König; jenem gehorchten sie und folgten ihm in den Krieg, sogar gegen den König; von ihm erwarteten sie Hilfe in der Not. Die Könige kümmerten sich auch um diese Leute wenig. Nach dem Tode eines Lehnsträgers verlieh der Lehnsherr das Gut einem andern, gewöhnlich dem nächsten männlichen Verwandten. Die Lehen wurden mit der Zeit so gut wie erblich. Die großen Vasallen trotzten auf ihre Macht, auf die Menge ihrer Untertanen, gehorchten besonders schwachen Königen nur so viel, als es ihnen beliebte. Nach der lateinischen Bezeichnung der Lehen nennt man solche Zustände feudale. Zerfall des Deutschen Reiches. Lehnswesen und Wahlkönigtum sind die hauptsächlichsten Ursachen des Zerfalls der deutschen Königsmacht. Besonders die kaiserlose Zeit (das Interregnum) führte ihn herbei. Die Fürsten wählten Rudolf von Habsburg hauptsächlich deshalb, weil er keine große Hausmacht besaß, ihrer Macht also nicht gefährlich werden konnte. Den späteren Königen legten sie Bedingungen auf, durch die ihnen immer größere Rechte eingeräumt wurden. Die Könige dagegen waren nur darauf bedacht, sich einen möglichst großen Länderbesitz als Hausmacht zu schaffen, denn darauf beruhte ihre eigentliche Macht. Die Vergrößerung ihrer Hausmacht gelang besonders den Habsburgern. Sie gelangten in den Besitz der österreichischen Länder, später in den Böhmens und Ungarns. Dadurch wurden sie dem deutschen Reiche immer fremder und richteten ihre ganze Sorge auf die Erblaude. Die Reformation bewirkte neue Spaltungen im Reiche. Katholische und evangelische Fürsten traten sich feindlich gegenüber. So löste sich das Band, das bis dahin das deutsche Reich noch zusammengehalten hatte, immer mehr. Durch den Westfälischen Frieden (1648), der den Ständen völlige Selbständigkeit in ihren Gebieten einräumte, wurde die kaiserliche Macht zu einem Schatten.

2. Von den ältesten Zeiten bis zum Westfälischen Frieden - S. 80

1903 - Berlin : Nicolai
80 gingen später sogar gegen Europa vor und bemächtigten sich der Balkanhalbinsel. Ja, sie eroberten Konstantinopel, das nun die 1453 Hauptstadt des türkischen Reiches in Europa wurde. Die berühmte Sophienkirche verwandelten sie in ein mnhammedanisches Bethaus (Moschee). Die Christen hatten Mühe, die Eroberer von weiterem Vordringen in den Westen Europas abzuhalten. Folgen der Kreuzzügc. Die Kreuzzüge befreiten zwar das heilige Land nicht dauernd von der Herrschaft der Türken; dennoch hatten sie wichtige Folgen. Die Europäer lernten den Westen Asiens genauer kennen- und bereicherten dadurch ihre Kenntnisse von der Erde. Kaufleute, besonders italienische, benutzten diese Kenntnisse der asiatischen Länder und ihrer Erzeugnisse, um einen lebhaften Handel nach Asien zu treiben. Venedig gebot über eine mächtige Kriegs- und Handelsflotte, so daß man die Stadt „Königin der Meere" nannte. Auch deutsche Kaufleute benutzten die neuen Handelsstraßen, um neue Absatzgebiete für die Erzeugnisse ihres Landes aufzusuchen. Das hob den Gewerbefleiß. Man betrieb das Handwerk lebhafter und erzeugte Waren in Masse (Industrie). Handwerker und Arbeiter fanden mehr Beschäftigung und reichlicheren Lohn. Der erweiterte und lebhaftere Handelsverkehr beförderte die Bildung. Man verbesserte daher die Schulen und legte neue an. Der Wohlstand des Volkes hob sich, und damit erwachte die Liebe zur Wissenschaft und Kunst. Besonders die Baukunst konnte sich in der Auf-führung prächtigerer Bauten betätigen; auch die Dichtkunst gewann einen neuen Stoff, sie pries die Heldentaten der Kämpfer in Liedern. Unfreie wurden frei, wenn sie aus dem heiligen Kriege heimgekehrt waren. Auch die Ritter wurden durch die Kreuzzüge veredelt; denn ihr Geist war auf edle Ziele hingelenkt worden. Besonders wurde die Macht des Papsttums und der Kirche befördert; war es dem Papste doch gelungen, alle Völker für ein großes Ziel zu vereinen. Die Kirche gewann besonders durch Schenkungen frommer Leute auch an weltlichem Besitz. 2. Das Rittertum. Im Mittelalter waren die Menschen nach den Ständen streng voneinander geschieden. Durch die Priesterweihe war der Geistliche weit über die Menge der Laien erhoben, die er auch an

3. Von den ältesten Zeiten bis zum Westfälischen Frieden - S. 85

1903 - Berlin : Nicolai
85 Herren lebten vom Raube; sie überfielen die Warenzüge der Kaufleute, die sie spottweise „Pfeffersäcke" nannten. Tüchtige Herrscher, wie Friedrich Barbarossa, Rudolf von Habsburg und Friedrich I., Kurfürst von Brandenburg, brachen solche Raubnester und steuerten so dem Fehde- und Raubwesen. Im Bauernkriege wurden viele Burgen zerstört. Ruinen, besonders am Rhein und an der Saale, zeugen von der ehemaligen großen Zahl von Ritterburgen. („Ihre Dächer sind zerfallen, und der Wind streicht durch die Hallen, Wolken ziehen drüber hin.") Sagen und Singen. Seit alten Zeiten sagten, d. h. erzählten die Deutschen gern von den Taten ihrer Götter und Helden. Nachdem sie Christen geworden waren, priesen sie in ihren Liedern Gott, den Heiland, die Jungfrau Maria und die andern Heiligen, dazu ihre Helden, wie den hörnernen Siegfried und Dietrich von Bern, in großen erzählenden Gedichten. (Epen.) Andere Dichter sangen neben dem Lobe Gottes und der Heiligen auch von der Schönheit und Tugend der Frauen und dem Mute der Männer, priesen den Frühling mit seiner Blütenpracht und seinem Vogelgesang (Minnelieder). Zahlreiche Dichter dieser Art zogen im Lande umher von Burg zu Burg, von Stadt zu Stadt, um ihre Lieder hören zu lassen. Man nannte sie daher auch fahrende Sänger. Sie begleiteten ihren Gesang mit der Harfe oder der Fiedel. Von ihnen lernte das Volk den Text und auch die Melodie der Lieder. Viele dieser Dichter waren von adliger Abkunft. Von allen Minnesängern war der beliebteste Walther von der Vogelweide. Mit seinen Liedern wanderte er durch das ganze deutsche Land. Viele andere Länder hatte er kennen gelernt, keines aber erschien ihm schöner als sein liebes deutsches Vaterland. Hier, sagte er, sind die Männer tüchtiger, die Frauen schöner und reiner als anderswo. Er stritt in seinen Liedern auch für den Frieden und die Freiheit seines Vaterlandes. Walther lebte in einer schlimmen Zeit, da Zwietracht unter den Großen den Frieden störte. Die einen hielten zum Kaiser, die andern zum Papste. Unser Dichter mahnte die deutschen Fürsten zur Eintracht und zur Treue gegen den rechtmäßigen Kaiser. Den Papst griff er heftig an, weil er sich in weltliche Dinge mischte und den Kaiser sich untertan machen wollte. Friedrich Ii. schenkte dem armen Sänger ein kleines Gut. Nun jubelte Walther, daß er sich am eigenen Feuer

4. Von den ältesten Zeiten bis zum Westfälischen Frieden - S. 73

1903 - Berlin : Nicolai
Augen und schützten seine Grenzen nicht, so besonders nicht gegen die Slaven, die im Osten des Reiches große Gebiete an sich rissen. Die beiden ersten Kaiser aus dem fränkischen Stamme hielten die deutsche Macht noch aufrecht, ja, brachten sie zur größten Blüte. Aber unter Heinrich Iv. sank diese Macht tief herab, sie unterlag im Kampfe gegen das Papsttum. Die heldenmütigen Hohenstaufen verbluteten im Streite mit dem Papsttum, das sich oft mit königsfeindlichen Parteien im Auslande und auch im Jnlande verbündete. Die Päpste. Die römischen Bischöfe hatten allmählich die Oberherrschaft über die ganze Christenheit im Westen Europas errungen. Durch die Schenkung Pipins des Kleinen wurden sie auch weltliche Gebieter; sie beherrschten den Kirchenstaat in Mittelitalien und betrachteten sich auch als Oberherren in Süditalien. Rom, das man als Hauptstadt der Welt ansah, war der stolze Herrschersitz der Päpste. In der ganzen abendländischen Christenheit herrsche ein Glaube, der katholische. Wer von ihm abwich, wurde als Ketzer verdammt, wohl gar verbrannt. Es gab also zwei Oberherren in der Christenheit, einen weltlichen, den Kaiser, und einen geistlichen, den Papst. Es war ein Unglück, daß die Kaiser sich in geistliche, die Päpste sich in weltliche Angelegenheiten mischten. Darüber brach ein heftiger Streit aus. Da stellte Gregor Vii. die Behauptung auf, auch in weltlichen Dingen stehe der Papst über den Herrschern, auch über dem Kaiser; alle erhielten ihre Macht allein von ihm, wie der Mond das Licht von der Sonne. Die Päpste waren im Mittelalter durch Bann und Interdikt stärker, als die Kaiser durch ihre Kriegsheere. Daher unterlag auch das heldenmütige Hohenstaufengeschlecht im Kampfe gegen das Papsttum und ließ das Reich in heilloser Zerrüttung zurück. Das Lehnswesen. Heute sind die Bewohner eines Landes, das einen monarchischen Staat bildet, alle Untertanen des Königs; alle sind vor dem Gesetze gleich. Im Mittelalter war das anders. Die Könige hatten einen großen Teil des eroberten Landes an ihre Kampfgenossen verteilt, es ihnen aber nicht als freies Eigentum überlassen, sondern nur verliehen. Man nannte daher einen solchen Besitz ein Lehn. Die Könige waren die Lehnsherren, die Geliehenen die Lehnmräger oder Vasallen. Diese waren den Herren zum Kriegsdienste verpflichtet, sie bildeten das Heer. Sie

5. Von den ältesten Zeiten bis zum Westfälischen Frieden - S. 81

1903 - Berlin : Nicolai
81 Bildung übertraf. Er war meist der einzige in der Gemeinde, der lesen und schreiben konnte, beschäftigte sich auch mit den Wissenschaften, wie mit der Arzeneikunde (Medizin) und Sternkunde (Astronomie). Der Adel. Unter den Laien nahmen die Adligen den höchsten Rang ein. Man unterschied höheren und niederen Adel; zu jenem rechnete man die Fürsten und alle, die keinen andern Herrn über sich hatten, als den Kaiser, also die Grasen und Freiherren. Der Adel war schon damals erblich. Wer zu ihm gerechnet werden wollte, mußte eine Anzahl adliger Vorfahren (Ahnen) aufweisen. Familien von derselben Abkunft führen dasselbe Wappen. Der höhere und der niedere Adel wurden durch das Rittertum miteinander verbunden; beide genossen durch den Kriegsdienst zu Roß die gleiche Ehre, wie heute adlige und bürgerliche Offiziere. Entstehung des Rittertums. Der Heerbann der Deutschen bestand aus Fußvolk. Die Kriege mit andern Völkern aber machten den Mangel an Reiterei fühlbar, wie ihn Heinrich I. in dem Kampfe mit den Ungarn empfand. Seit der Zeit kam die Reiterei in Aufnahme; sie bildete in der Folge fast das ganze Heer, besonders seit der Kriegsdienst auf die Vasallen übergegangen war. Der Dienst als Reiter erforderte eine beständige Übung und wegen der kostspieligen Ausrüstung größere Mittel. Der Kriegsdienst und die Übung dazu nahmen die ganze Zeit und Tätigkeit des Reiters in Anspruch; sie wurden ihm zum Lebensberuf. Diese Reiter oder Ritter, wie sie genannt wurden, bildeten einen eigenen Stand, der hohe Ehren genoß. Anfangs konnten auch Nichtadlige, wenn sie frei und von ehrlichem Herkommen waren, die ritterliche Würde erlangen; später aber wurden nur Adlige zum Ritterdienste zugelassen. Nun sonderten sie sich von den andern Ständen ab und bildeten den Ritterstand, der sich besonders dem Bürgerstande vornehm gegenüberstellte. Erziehung und Ausbildung des Ritters. Der Ritter mußte zur Vorbereitung auf seinen Beruf längere Zeit verwenden. Er kam schon als Knabe an den Hof eines Ritters, um sich im Gebrauche der Waffen, auch im Laufen und Schwimmen zu üben und feine Sitte zu lernen. Hatte er sich die Zufriedenheit seines Herrn erworben, so begleitete er diesen als Knappe in den Kampf und stritt an seiner Seite. Mit dem 21. Lebensjahre war in der Schillmann u. Viergutz, Leitfaden I. q

6. Von den ältesten Zeiten bis zum Westfälischen Frieden - S. 93

1903 - Berlin : Nicolai
93 Das Gericht. Die Richter wählte man aus der Bürgerschaft, erfahrene Männer von gutem Rufe. Man nannte sie Schöffen oder Schöppen. An ihrer Spitze stand auch in den Städten ein Schulze. Die Schöffen, gewöhnlich sieben an der Zahl, sprachen das Urteil, der Schulze vollstreckte es. Die Strafen waren härter als jetzt; so stand auf Diebstahl der Tod. Verleumder und klatschsüchtige Frauen mußten am Pranger-stehen, Brandstifter wurden verbrannt. Die Schöffen richteten anfangs nach ungeschriebenem, altem, herkömmlichen Recht, später nach Rechtsbüchern, in Süddeutschland nach dem Schwaben-, in Norddeutschland nach dem Sachsenspiegel. Die Gerichte wurden im Freien oder auch in Gebäuden abgehalten, die an den Seiten offen waren, den sogenannten Gerichtslaubeu (die Berliner steht jetzt im Parke von Babelsberg bei Potsdam). Die Gerichtsverhandlungen waren öffentliche, das Volk stand umher und gab Beifall oder Mißfallen zu erkennen. Wer da glaubte, ungerecht verurteilt worden zu sein, durfte das Urteil schelten, d. H. Berufung bei einem höheren Gerichte einlegen. Ein großes Ansehen hatte der Schöppenstuhl zu Brandenburg; denn bei ihm fragten sogar Könige an, was rechtens sei. Unruhige Leute wies man aus der Stadt, nachdem sie geschworen hatten, daß sie sich nicht rächen wollten. (Urfehde.) Niedergang des Bauernstandes. Der Bauernstand befand sich in de« traurigsten Lage, die durch den Bauernkrieg noch verschlechtert wurde. Er war zum größten Teile- in Leibeigenschaft geraten. Der Bauer durfte ohne Erlaubnis seines Herrn sein Gut nicht verlassen, mußte für ihn schwere Arbeiten verrichten und Abgaben leisten. Seine Saaten wurden von dem Wilde des Herrn verwüstet, kein Gesetz schützte ihn dagegen. Die Hoftage, d. h. die Tage, an denen er auf dem herrschaftlichen Hofe unentgeltlich arbeiten mußte, wurden willkürlich vermehrt, auch dagegen schützte ihn kein Recht. Daher machten sich viele Bauern heimlich davon und flüchteten sich in die Städte. 4. Erfindungen. Die Feuerwaffen. Früher schoß man ans Armbrüsten und ans Wurfmaschinen; um das Jahr 1300 lernte man die Kraft des Pulvers zum Schleudern von Geschossen verwenden. Das

7. Die brandenburgisch-preußische Geschichte von ihren Anfängen bis zur Gegenwart - S. 67

1903 - Berlin : Nicolai
Dörfer. Da mußten die Beamten über alles Auskunft geben. Er sah sogleich, wie die Sachen standen. Er nahm auch Wünsche und Beschwerden der Untertanen eigenhändig entgegen. Neben dem Schlosse zu Potsdam steht noch die alte Linde, unter der die Bittsteller standen, um den König zu erwarten. Mit Vertrauen nahten sich ihm die Bedrängten, mit Zittern die Nachlässigen und Ungerechten. Sorge für die Landwirtschaft. Wie sein Vater, so wandte auch er der Landwirtschaft große Sorgfalt zu. Er unterstützte die Bauern, die durch den Krieg schwer gelitten hatten, mit Geld, Saatkorn und Zuchtvieh, rief auch Ansiedler herbei, um ödes Land urbar zu machen. Die Oder lief damals in den drei Seiten eines Vierecks, das nach Osten offen war, über Wriezen, Freienwalde, Oderberg, also im Bette der sogenannten Alten Oder. Ihr Weg war lang und das eingeschlossene Land untauglich zum Ackerbau, wie zur Weide, ein Sumpf, in dem zahlreiche Fische und Krebse lebten und allerlei Wasservögel Nahrung fanden. Friedrich zog nun an der vierten Seite einen Graben, in den sich der Fluß hineinstürzte, und den er zum Hauptstrome aufwühlte. So entstand der jetzige Oderlauf. Indem Friedrich Nebengräben zog und Wälle aufwarf, entwässerte er den Odersumpf und schuf so das herrliche Fruchtlaud, das jetzt zu den gesegnetsten Strichen unseres Landes gehört. Westpreußen. Der deutsche Ritterorden hatte dieses Land erobert und mit deutschen Bauern und Bürgern besetzt. Mit Ostpreußen lange verbunden, erlebte es Zeiten großer Blüte und allgemeinen Wohlstandes. Als es aber durch den zweiten Thorner Frieden an Polen gekommen war, ging es wirtschaftlich und sittlich ganz zurück. Ein harter, habgieriger, durch keine Faust eines mächtigen Königs gebändigter Adel hatte Bauern und Bürger Zn Leibeigenen gemacht. Die Protestanten wurden unterdrückt. Die Städte waren halbbevölkert und lagert zum Teil in Trümmern. Handel und Wandel hörten auf, die Bauern waren träge und stumpfsinnig. Als Friedrich zuerst nach Westpreußen kam, erschrak er, aber sofort griff er mit ganzer Kraft ein. Er sandte tüchtige Beamte in das Land, erleichterte die Lasten der Bauern, legte Sümpfe trocken und schuf neues Ackerland. Er ließ die Bauern Düngung und geordnete Fruchtfolge lehren. Besonders aber wirkte er durch

8. Die brandenburgisch-preußische Geschichte von ihren Anfängen bis zur Gegenwart - S. 88

1903 - Berlin : Nicolai
und Vaterlandsliebe zeichnen seit dieser Zeit den preußischen Soldaten aus. Napoleon hatte dem Könige erlaubt, nur 42 000 Mann unter Waffen zu halten. Dadurch jedoch, daß man die ausgebildeten Mannschaften entließ und andere einzog, bewirkte man, daß eine weit größere Anzahl ausgebildeter Krieger vorhanden war. Der Bauernstand. Auch die bürgerlichen Verhältnisse bedurften dringend der Verbesserung. Ein großer Teil der Landbewohner befand sich iu Unfreiheit und wurde durch allerlei Lasten so gedrückt, daß er keinen Sinn für das Wohl und Wehe des Landes hatte. Der Bauer war dem Gutsherrn untertänig. Er war mit seiner Person an das Gut, das er bewirtschaftete, gebunden, durfte es nicht verlassen, ebensowenig wie seine Kinder, denn auch sie betrachtete man als zum Gute gehörig. Der Acker, den er bearbeitete, gehörte nicht ihm als freies Eigentum, sondern dem Gutsherrn,' dem er für die Benutzung Frondienste, sowie Lieferungen von Getreide und Geld leisten mußte. Mit Lasten überbürdet, ohne Hoffnung, aus der Armut und Unfreiheit sich emporarbeiten zu können, war der Bauer in Gleichgültigkeit, ja Stumpfheit versunken. Er war verbittert, weil er wußte, daß seine Vorfahren einst frei gewesen waren. Da erteilte der König dem umsichtigen Freiherrn von Stein den Auftrag, Vorschläge zu machen, wie die Lage der Bauern verbessert werden könnte. Auf Steins Rat erschien ein königlicher Befehl (Kabinettsordre), der auf den Gütern des Staates sofort die Bauern von der Erbuntertänigkeit und dem Frondienste befreite. Die übrigen konnten sich dadurch lösen, daß sie einen Teil des Landes an den Gutsherrn abtraten oder jährlich eine Abgabe an ihn entrichteten. Künftig sollte niemand mehr in Unfreiheit verfallen. So wurde der Grund gelegt zu einem freien Bauernstande. Fortan wußte der Bauer, daß er für sich und seine Familie arbeitete; er wurde fleißig und daher wohlhabend. Auch andere Beschränkungen hörten auf. So durfte von jetzt an der Edelmann bürgerliches Gewerbe treiben, der Bürgerliche Rittergüter erwerben. Die Städteordnung. Die Bürger in den Städten aber erhielten durch die neue Städteordnung das Recht, die Angelegenheiten ihrer Gemeinde selbst zu ordnen und das Vermögen derselben zu verwalten. Sie wählen seitdem aus ihrer Mitte diejenigen Männer, zu denen sie das meiste Vertrauen haben;

9. Die brandenburgisch-preußische Geschichte von ihren Anfängen bis zur Gegenwart - S. 76

1903 - Berlin : Nicolai
76 Die französische Revolution. Ursache. Ludwig Xiv. hatte durch seine vielen Kriege, sowie durch seine Unduldsamkeit, mit der er die Protestanten so hart drückte, daß sie scharenweise das Land verließen, Frankreich schwer geschädigt. Seine nächsten Nachfolger in der Regierung, Ludwig von Orleans und Ludwig Xv., verschwendeten leichtsinnig die Einnahmen des Staates und brachten sich durch ihr schamloses Leben in Verachtung. Das Land geriet in so tiefe Schulden, daß die Einnahmen des Staates nicht mehr hinreichten, die Schulden zu verzinsen. Große Unzufriedenheit herrschte im Volke. Die leibeigenen Bauern wurden durch harte Dienste und durch unerschwingliche Steuern gedrückt; der Adel dagegen hatte Vorrechte, die dem Bürgerstande unerträglich schienen. Die Ämter wurden nicht den Tüchtigsten verliehen, sondern an die Reichen verkauft. Das Recht war nicht für alle Franzosen gleich. Vornehme und Reiche wurden vor Geringen und Armen bevorzugt. Ludwig Xvi. Ausbruch der Revolution. Der Enkel Ludwigs Xv., Ludwig Xvi., war ein Herrscher von menschenfreundlicher Gesinnung, ein Mann von reinen Sitten, aber ohne die nötige Kraft und Einsicht vermochte er den Strom nicht aufzuhalten. Nachdem die Versuche der Minister, die ungeheure Staatsschuld zu vermindern, gescheitert waren, berief der König die Abgeordneten des Volkes (Reichsstände), um mit ihnen zu beraten, wie der Geldnot des Staates abgeholfen werden könnte. Diese aber vereinten sich zu einer Nationalversammlung, stellten im Einvernehmen mit dem Könige viele Mißstände ab und hoben die Vorrechte des Adels auf. Sie beschränkten jedoch die Rechte des Königs so sehr, daß er so gut wie gar nichts mehr zu sagen hatte. Dazu begingen Volksmassen, die durch Aufwiegler (Demagogen) aufgehetzt waren, blutige Gewalttaten, erstürmten die 1789 Bastille, verhöhnten den König und zwangen ihn, von Versailles nach Paris zu kommen. Hier hatte er gar keine Macht mehr; er mußte zusehen, wie Gesetz und Ordnung aufhörten und wie durch die aufgeregten Volksmassen blutige Greuel geschahen. Da suchte er nach der Grenze zu entkommen, um mit den Truppen, die ihm treu geblieben waren, seine Rechte und die Ordnung wieder herzustellen. Aber er wurde auf der Flucht erkannt und gefangen nach Paris zurückgebracht. Nun erst recht aller Macht

10. Die brandenburgisch-preußische Geschichte von ihren Anfängen bis zur Gegenwart - S. 12

1903 - Berlin : Nicolai
12 Erbfolge in ihren Ländern zusichern. Seine Tochter Barbara war mit einem Herzoge von Glogan verheiratet. Nach dem Tode ihres Gatten gewann Albrecht durch einen Vertrag Krossen, Züllichau und Sommerfeld nebst Bobersberg, freilich nur pfandweise; aber diese Gebiete sind nie wieder eingelöst worden. Das Achilleische Hausgesetz. Den tiefen politischen Scharfblick Albrechts beweist das von ihm 1473 erlassene Hausgesetz. Dieses bestimmte, daß die Mark Brandenburg stets ungeteilt ans den ältesten Sohn eines Kurfürsten, die fränkischen Besitzungen auf jüngere Söhne übergehen sollten. Dadurch ist verhütet worden, daß die Mark in mehrere kleine Herrschaften zersplitterte, wie das mit andern deutschen Fürstentümern durch die verderblichen Erbteilungen geschah. Da der kurfürstliche Hof viel Geld gebrauchte, so befand sich Johann beständig in großer Geldverlegenheit; denn damals waren die Einkünfte des Landes gering und die Stände (Bischöfe, Herren, Städte) karg im Bewilligen von Steuern (Beden). Sie sahen meist uur aus den eigenen Vorteil; das Wohl des ganzen Landes kümmerte sie wenig. 1486-1499 Johann Cicero (1486-1499). Johann, Albrechts Sohn, war in der Mark geboren und ausgewachsen, kannte das Wesen der Märker und wurde daher nicht mehr als Fremdling angesehen. Wegen seiner Bildung und Fertigkeit im Gebrauche der lateinischen Sprache, die man damals auch in den Versammlungen der Fürsten sprach, wurde er „Cicero" genannt. Um die Einnahme zu erhöhen, ließ er sich einen Zoll auf Bier (Bierziese) bewilligen. Als Städte der Altmark sich dieser Steuer widersetzten und Steudal sogar einen Aufstand erregte, erschien der Kurfürst schnell mit zahlreicher Mannschaft, zwang die Stadt zur Ergebung und bestrafte die Rädelsführer. Durch Kauf erwarb er die Herrschaft Zossen. In Berlin wurde die erste Apotheke und in Stendal die erste märkische Druckerei errichtet. — Die Märker standen damals an Bildung hinter andern deutschen Stämmen zurück. Johann beschloß daher, in seinem Lande eine Universität zu gründen, erlebte aber die Ausführung des Werkes nicht. 1499—1535 Joachim I. (1499—1535). Da Joachim bei dem Tode seines Vaters Johann erst 15 Jahre alt war, sv versuchten die Wegelagerer wieder, ihr schändliches Gewerbe zu treiben. Aber der junge Kurfürst zeigte den Verstand und den festen Willen eines
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