144
Heute kommt man jedoch zu der Erkenntnis, daß es ein Irrtum ist,
nur das als Kunstprodukt anzusehen, was reichen Schmuck oder reichen
Zierat aufweist. Wir müssen alle Erzeugnisse des Hausfleißes zur Volkskunst
rechnen, weil sie aus einer selbständigen Fertigkeit hervorgehen.
Der kaschubische Volksstamm ist von je her recht arm gewesen. Die
meisten Dörfer lagen weit entfernt von der Stadt und waren von jeglichem
Verkehr abgeschlossen. Der Boden ist in jenen Landstrichen äußerst mager.
Arbeitsgelegenheit gab es, namentlich im Winter, nicht. Das Volk hatte
hart mit dem Lebensunterhalt zu ringen, Geld war ein rarer Artikel. Die
Leute waren gezwungen, alle zum täglichen Gebrauch im Hause und in der
Landwirtschaft nötigen Gegenstände sich selbst anzufertigen. Daraus erklärt
cs sich, daß gerade in der Kaschubei der Hausfleiß sehr verbreitet gewesen
ist und sich in einigen entlegenen Ortschaften bis auf die Gegenwart erhalten
hat. Ein jeder Gegenstand, den der Bauer in die Hand nahm, vom Holz-
löffel bis zum Pflug,
wurde von chm selbst an-
gefertigt. Die Zimmer-
einrichtung, das Mobiliar,
ist bei dem kaschubischen
Volksstamm niemals ein
protzig-reiches gewesen.
Aber erwägt man die
bescheidenen Verhältnisse,
unter denen das Volk
damals wohnte, und be-
trachtet man das Haus-
gerät aus jener Zeit, sv
muß man zugeben, daß der
Geschmack, der Kunstsinn
des Volkes, vor Jahrzehn-
ten auf einer weit höheren
Stufe stand als heute.
Sehen wir uns jene alten, bemalten Schränke und Truhen an, wie
man sie noch vereinzelt in den Hütten findet. Wie prächtig präsentiert sich
der offene Geschirrschrank mit den blanken Löffeln in den Leisten und den
buntbemalten alten Bauernschüsseln. Wie fein symmetrisch stehen seitlich die
gedrehten Säulen, wie einfach und schön sind die Linien der oberen Ver-
zierung. Betrachten wir daneben den Glasschrank, wie das Volk ihn heute
auf dem Markte ersteht und der das höchste Ideal eines Kaschuben ist, so
staunt man über die umsichgreifende Geschmacksverirrung.
Ich fand in einem Bauernhause neben dem neumodischen Glasschrank
auch den alten Geschirrschrank stehen, der noch recht gut erhalten war. Auf
meine Frage, welcher Schrank wohl schöner sei, verglich der Bauer auf-
merksam beide Stücke und kam zu dem Schlüsse: „Der alte Schrank sehe
ja besser aus, aber das sei heute nicht mehr modern." Die unselige Mode
ist also selbst in die fernsten Winkel der kaschubischen Dörfer eingedrungen
und fegt den letzten Rest einer alten Kultur fort. Nicht der Geschmack des
Volkes hat so barbarische Formen angenommen, sondern die Mode erweist
sich als die größte Feindin der Überlieferungen.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
—- 145 —
Das kaschubische Volk hat stets eine starke Vorliebe für bunte Farben
gezeigt. Die Malerei hat als Volkskunst eine gewisse Bedeutung. Es gab
eine Reihe Dorfkünstler, die die Truhen, Schränke, Stühle, Bettgestelle,
Teller, Bilder usw. mit bunten Mustern verzierten. In den meisten Fällen
sind die Ornamente bereits verwischt, aber soviel läßt sich noch erkennen,
daß man sich ein Bild von ihrer Ursprünglichkeit machen kann.
Der Hausfleiß des Spinnens und Webens stand in der Kaschubei in
sehr hoher Blüte. Und auch bei dem Weben offenbarte sich die Vorliebe
des Volkes für leuchtende Farben und
buntemuster. Es sind prächtige Stoffe
für Bettbezüge, Schürzen, Kleider ge-
macht worden. Eine gewisse Berühmt-
heit hat der kaschubische Warp erlangt,
ein kräftiges Gewebe, bei dem Aufzug
und Einschlag aus gesponnener Schaf-
wolle sind. In der Färberei wurde
der Stoff gewaschen, gewalkt und ge-
färbt, für die Männerkleidung ein-
farbig blau, für die Frauen rot oder
grün mit schwarzen Streublümchen.
In jeder Kreisstadt gab es eine Fär-
berei, von denen die in Berent, Bütow
und Konitz die bedeutendsten gewesen
sind und sich bis auf die Gegenwart
erhalten haben.
Neben der Landwirtschaft betrieb
der kaschubische Bauer die Fischerei,
da die meisten Dörfer an einem See
oder an einem Fluß liegen.
Die Netze verschrieb der Fischer
sich nicht aus der Fabrik, sondern er
strickte sie aus selbstgesponnenem Garn.
Männer und Frauen haben darin eine
erstaunliche Fertigkeit erlangt. Die Technik entspricht genau der Filetarbeit.
Die Zugseile drehten sich die Leute aus Kiefernwurzeln. Sie waren
praktischer und namentlich billiger als die heutigen Hanfseile.
Ein wirklich bodenständiges Erzeugnis des Hausfleißes waren die
Wurzelflechtereien. Es gibt hier weite Strecken von Ödland, die mit kleinen
verkümmerten Kiefern, den sog. Kuselnh, dicht bestanden sind. Sie haben
zahllose dünne Wurzeln, die sich in dem mageren Erdreich weit hinaus-
ziehen. Aus den geschälten Wurzeln werden allerhand Gebrauchsgegen-
stände gemacht, als Maße zu Korn, Mehl und Kartoffeln; Behälter zu
Pfeffer, Salz, Streichhölzchen, große Kiepen zum Korn, ja sogar Kannen
und Feuereimer, die so dicht geflochten sind, daß kein Tropfen Wasser
durchdringt. Einen Handelsartikel bilden noch heute die Lischken, eine Art
zweiteiliger Spankörbe aus gerissenen Holzleisten, die sich sehr gut als Ver-
sandkartons bewähren.
ü Das „u" wird kurz gesprochen.
Heimatkunde, Ii. Teil.
Kaschubischer Fischer.
10
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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146
Auch die Holzschnitzkunst wird von einigen Dorfkünstlern noch gepflegt,
die namentlich Figuren für Wegekreuze anfertigen.
Eine besondere ländliche Industrie, die ganz aus dem Bedürfnis des
Volkes hervorgeht, ist die Anfertigung von Tabaksdosen. Der echte Kaschube
ist kein Raucher, dafür aber ein um so leidenschaftlicherer Schnupfer. Und
die Behälter für den Tabak, die Dosen, sind ein einheimisches Erzeugnis.
Sie werden aus Birken-- oder Kirschbaumrinde und namentlich aus Rinder-
gehörn angefertigt und mit Schnitzereien versehen. Auch den Tabak kaust
sich der Kaschube nicht vom Krämer, sondern er macht sich ihn selbst.
Früher hat er sich sogar seine Tabakstauden im Garten angebaut. Heute
erwirbt er die Tabaksblätter im Dorfkrng, trocknet und zerschneidet sie und
reibt sie in ei
ner Schüssel mit
r.'.uhem Boden
zu feinem Ta-
bakpulver.
Es ist unleug-
bar, daß der
frühere Bauer
mitseineraußer-
vrdentlichen Ge-
schicklichkeit dem
heutigen Land-
mann an Selb-
ständigkeit lueit
überlegen war.
Der Dörfler von
ehemals war ein
Meister; sein
ganzes Eigen-
tum, vom Haus
bis zum Holz-
schuh, war oft das Werk seiner Hände. Der Bauer wußte nicht nur den
Pflug zu führen, sondern er verstand ihn auch zu bauen. Heute überläßt
der Dörfler schon das Aufstellen eines Zaunes dem Dorfhandwerker, und
der arbeitet nach einem gewohnten Schema.
Im allgemeinen ist man wohl der Ansicht, daß der Hansfleiß gänzlich
erloschen ist. Für manche Landstriche trifft das auch zu, aber in den
entlegenen Dörfern der Kaschubei ist er noch ziemlich stark verbreitet.
Es werden eine Menge Gegenstände: Stühle, Ofenbänke, Körbe, Reusen,
Lischken, Netze, Flachsschwingen usw. gefertigt. Das Spinnrad und den
Webstuhl findet man noch in vielen Familien. Kleider aus selbstgefertigten
Stoffen werden noch mehr getragen, als man anzunehmen pflegt.
Soll man nun müßig zusehen, wie auch der letzte Rest einer alten
Volkskunst, eines eingebürgerten Hausfleißes unwiederbringlich verloren geht?
In Schweden hat man die Bedeutung, die der Hausfleiß für ein Volk
hat, weit früher erkannt und sorgte für dessen Belebung Da war es
namentlich Artur Hazelius, der Schöpfer des Nordischen Museums und des
Freilichtmuseums in Skanson, der sich mit nie versagender Begeisterung in
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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291
daß für den gesamten Heizbetrieb nach nicht einmal alle Späne verbraucht
werden. Eine andere Anlage befördert die Sägespäne vom Sägewerk nach
der Hauptkesselanlage. Das Sägewerk wird gewöhnlich von der Haupt-
maschinenanlage der Stuhlfabrik elektrisch angetrieben, hat aber auch eine
eigene Kessel- und Maschinenanlage, die gleichzeitig so disponiert ist, daß
sie im Bedarfsfälle mittels elektrischer Übertragung auch als Reserve für
die Hauptfabrik benutzt werden kann.
^Eine interessante Anlage dient der Trocknung des Holzes. Während
für die Trocknung an der freien Luft Jahr und Tag nötig ist, genügen in
den künstlich erwärmten Trockenkammern 5—8 Tage. Einen Übelstand, daß
bei der trockenen Hitze die Trocknung im Holze von außen nach innen geht
und dadurch häufig ein Springen des Holzes veranlaßt wird, hat ein neueres
System mit feuchter Wärme nach englischem Muster beseitigt. Zwar bleibt
das Holz dabei zunächst noch feucht, trocknet aber bei der Möglichkeit, höhere
Temperaturen anzuwenden, von innen nach außen und wird gleichfalls in
etwa acht Tagen gebrauchsfertig.
Trotz der Tagesproduktion von mehr als 1000 Stühlen erfordert die
Fertigstellung des einzelnen Stuhles bei der intensiven Teilung der Arbeit
einen Zeitraum von etwa einer Woche, also länger als der Handwerker, der
alle Teile nacheinander selbst fertigt, benötigt, dafür ist aber eine Gewähr
für vollständige Gleichheit der einzelnen Stücke in einem Maße gegeben, wie
es bei Handarbeit mit primitiven Maschinen nicht annähernd der Fall ist.
Das Sägewerk dient fast ausschließlich zum Einschnitt des eigenen Be-
darfes an Holz, der sich jährlich ans etwa 12000 Festmeter Rohhvlz stellt.
Es werden in der Fabrik sämtliche Zargenstühle in allen Holzarten und
Ausführungen hergestellt, und zwar in etwa 2000 verschiedenen Formen
und Ausführungen. Der größte Teil der Produktion wird auf dem deutschen
Markt umgesetzt, ein verhältnismäßig nicht unbedeutender Bruchteil wird
teils nach den Nachbarländern, teils nach überseeischen Ländern exportiert.
Für den überseeischen Export kommt ausschließlich der der Fabrik durch
verschiedene Patente geschützte zerleg- und zusammenschraubbare Resiak-Stuhl
in Frage, bei welchem statt der verleimten Zapfen verdeckte, also äußerlich
nicht sichtbare Metallschraubenverbindungen zur Anwendung kommen
Durch Herstellung von selbsttätigen Feuerlösch-Einrichtungen nach engli-
schem und amerikanischem System (sogenannten Sprinkleranlagen) ist mit
einem Kostenaufwand von über 50000 Mk. nach menschlicher Berechnung
kiinftig dem Auftreten von umfangreichen Schadenfeuern vorgebeugt; dem-
selben Gesichtspunkte wurde bei der Einrichtung der Transmissionsanlage,
die bei einer Holzbearbeitungsfabrik unter gewöhnlichen Umständen als er-
hebliche Gefahrenstelle anzusehen ist, Rechnung getragen.
Die Thorner Pfefferkuchen.
""kehr noch als durch seine bewegte Geschichte und durch seine inter-
essanten Bauten ist Thorn durch seine Honigkuchen überall bekannt. Schon
in der ersten Zeit ihres Bestehens wurden in der alten Weichselstadt Honig-
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
243
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Hl 9 l«il
Kirche zu Rumian (Kreis Löbau), Schurzholzbau vou 1714.
Farbiger Schmuck war in alter Zeit oft vorhanden, aber sehr wenig
ist davon geblieben. Das schönste Beispiel für eine Gewölbemalerei des
14. Jahrhunderts birgt die jüngst instandgesetzte Kirche zu Dörbeck. Aber
auch die späteren Jahrhunderte waren farbenfreudig und, wo irgend die
Mittel ausreichten, schmückte man die Decke mit einem reichen Teppich
figürlicher oder ornamentaler Malerei, so in Lemberg (Kr. Strasburg),
Gnrske (Kr. Thorn), in Gnojau und Gr. Montau (Kr. Marienburg) und
in vielen evangelischen Kirchen des Marienburger, Elbinger und Danziger
Werders.
Die Ausstattung mit Altären, Kanzeln, Beichtstühlen, Orgelprospekten
und Kirchenbünken ist verschieden, je nachdem wir uns im wohlhabenden
Werder oder in den wenig ertragreichen Gebieten des pvmmerellischen Land-
rückens befinden; aber immer war die Gemeinde bestrebt, mit Liebe das Beste
für das Gotteshaus zu beschaffen und hat damit denn auch Hervorragendes
erreicht. Die Altäre sind wohl ausnahmslos von städtischen Tischlern und
Schnitzern bezogen, die Gestühle und die Anstriche aber öfter von dörflichen
Handwerkern hergestellt, wirkliche Erzeugnisse der Volkskunst.
Holzkirchen, wie die katholischen zu Rosenthal und Zwiniarz (Kr. Löbau)
oder Lesno (Kr. Konitz) können in dieser Hinsicht als Meisterwerke gelten.
Ebenso interessant, wenn auch auf anderem geistigen Boden erwachsen, sind die
Niederungskirchen zu Schönbaum (1644), Steegen, Tiegenort, Katznase (1706)
u. a. m. Hier fallen besonders, als Eigenart lutherischer Kirchen-Verfafiung,
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
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338
man darin Messerchen aus Feuerstein, Pfeilspitzen, Steingerüte und Scherben
von Tongefäßen. Die ersten Bewohner Westpreußens hatten also schon feste
Wohnsitze und hielten Haustiere. Sie scheinen auch schon ein wenig Acker-
bau getrieben zu haben; denn einige gefundene Steingeräte lassen
sich nur als Hacken erklären, mit denen man den Boden lockerte.
Was von Gräbern aus der Steinzeit er-
halten geblieben ist, weist auf eine doppelte
Bestattungsart hin: entweder begrub man die
Leiche in liegender Stellung, oder man ver-
brannte sie und setzte die Asche in Urnen bei.
Man gab dem Verstorbenen einige Waffen
und Geräte, die er im Leben gebraucht hatte,
mit ins Grab. Jedenfalls glaubte man, daß
er sie im jenseitigen Leben gebrauchen werde.
Es sind nur sehr wenig Gräber aus der
Steinzeit entdeckt worden, weil die Stein-
kreise, die man über dem Grabe errichtete, Bronzespirale
meistens längst zerstört worden sind. aus dickem
Wir dürfen nicht annehmen, daß; die Bronzeband.
Menschen der Vorzeit in völliger Weltabge-
schiedenheit dahinlebten. Es bestand schon damals ein Verkehr
mit den Nachbarvölkern, man tauschte Erzeugnisse der Heimat
gegen Produkte der Fremde aus. Durch den Zwischenhandel
von Volk zu Volk fand manches seinen Weg aus weiter Ferne
auch in unser abgelegenes Weichsel-Ostsee-Land. Auf diese Weise
lernten unsre Altvordern metallene Geräte und Waffen kennen,
die ihren alten Steinsachen überlegen waren. Der Häuptling
eines Weichselgaues, der zuerst Gefallen fand an den glänzenden
Bronzesachen, die der Händler aus dem Süden mitgebracht
hatte, und den ersten
ehernen Kelt, das
erste goldglünzende
Schmuckstück aus
Bronze erwarb, ahnte
gewiß nicht, daß er
damit einer neuen
Kultur die Tür öff-
nete. Es dauerte frei-
lich lange, bis oie Gewandnadel (Brillensibel) aus Bronze,
alten Steingeräte
durch die eingeführten Bronzesachen verdrängt wurden. Als
das leicht formbare, glänzende Metall den starren, unscheinbaren
Stein besiegt hatte und die Bronzekultur auf ihrer Höhe stand,
war auch in Sitte und Brauch ein Wandel eingetreten. Wir
sind verhältnismäßig gut über gewisse Abschnitte der west-
preußischen Bronzezeit unterrichtet. Waffen, Geräte und
Schmucksachen jener Zeit sind in nicht geringer Anzahl anfge-
funden worden. Nicht selten sind ganze Lager von Bronze-
schwert. fachen zum Vorschein gekommen, die vielleicht einstmals der
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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339
Erde in Gewahrsam gegeben worden sind, später aber nicht mehr von dem
Eigentümer gehoben werden konnten. Solche Schatzfunde enthalten prächtige
Armbänder, Ringhalskragen, Gewandnadeln, Gehänge, Schwerter und Dolche
mit kunstreich verzierten Griffen, Kette, verzierte Gefäße, Trinkhörner u. a. m.
Offenbar schätzte man hier nicht nur die Brauchbarkeit der Bronzesachen,
sondern erfreute sich auch an ihrer schönen Form.
In dieser Zeit wurden die Leichen in ihrem vollen Schmuck auf dem
Scheiterhaufen verbrannt; die Asche sammelte man in Urnen und setzte diese
in Steinkammern bei, die man aus Steinplatten zusammenfügte. Diese
Steinkisten, in denen
nach und nach die Urnen
einer Familie beigesetzt
wurden, sind entweder
über der Erde ausgeführt
und mit einem ansehn-
lichen Grabhügel bedeckt
(Hügelgräber), oder man
setzte sie unter der Erde
zusammen (Steinkisten-
gräber). Besonderes In-
teresse verdienen die haupt-
sächlich in Pommerellen
vorkommenden „Gesichts-
urnen". Am Halse, dem
deutlich abgesetzten oberen
Teile der Urne, seltener
auch am Bauche, finden
sich plastische Darstellun-
gen des menschlichen Ant-
litzes: Nase und Ohren,
Augen und Mund, zu-
weilen auch Augenbrauen,
Kinn und Bart; manch-
mal kommen noch Dar-
stellungen der Hände und
Arme auf dem Bauche der
Urne hinzu. Die Ohren sind nicht selten durchbohrt und mit Gehängen aus
Bronze oder Kaurimuscheln geschmückt; manchmal ist auch ein Bronzering
um den Hals der Urne gelegt. Die Urnendeckel haben die Gestalt von
Mützen, Hüten oder Helmen. Eingeritzte Zeichnungen von Schmuckstücken
und Waffen vervollständigen manchmal die Nachbildung der menschlichen
Figur; doch finden sich hin und wieder auch Zeichnungen von Wagen, Reitern,
Tieren, Bäumen auf den Urnen. Offenbar sollten die Gesichtsurnen ein
Abbild des Verstorbenen geben, dessen Asche sie bargen. Wir können an
ihnen noch die Tracht der Bronzezeit erkennen.
Endlich wurde hier auch das Eisen bekannt. Breite und lange
Schwerter, ferner Lanzenspitzen und Schildbeschläge, Hämmer, Feilen,
Nadeln, Scheren usw. aus Eisen finden sich in Gräbern, die etwa aus der
Zeit der Geburt Christi stammen. Man gab sich jetzt bei der Bestattung
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
341
(Pommerellen) Wenden, tut Süden Polen; das rechts von der Weichsel
gelegene Gebiet der Provinz hatten, ebenso wie Ostpreußen, die heidnischen
Preußen (Pruzzen) inne, ein in Sprache und nach Abstammung den Lithauern
verwandtes Volk, das jedoch südlich der Ossa, im Culmer Lande, stark pv-
lonisiert und mit Polen gemischt war.
Die heidnische Bevölkerung Westpreußens unterhielt außer mit den
deutschen Nachbarn in dem oben genannten Zeitraum sehr lebhafte Handels-
beziehungen mit den mohamedanifchen Reichen des Orients. Von dort ge-
langte viel arabisches Geld (kufische Münzen) ditrch Handelsaustausch hier-
her, außerdem lieferten die arabischen Handelsplätze unserm Norden Weine,
Früchte, leinene, seidene und baumwollene Stosse, von denen im Laufe der
Zeit nichts als die arabischen Namen sich erhalten haben, wie Damast, Atlas,
Kattun usw.; wahrscheinlich wurden auch Waffen, Geräte, Schiffstaue, Kauri-
muscheln und Glasperlen ausgeführt, ferner zahlreiche Schmucksachen aus
Silber, Hals- und Armringe aus mehreren gewundenen Silberdrähten usw.,
endlich die sogenannten Hakenringe, kleine offene Ringe ans Silber von der
Gestalt eines Hakens, deren eines Ende schleifenförmig umgebogen ist. Dafür
lieferte unser Norden den Arabern Sklaven, Mammutszähne, Jagdfalken,
Vieh, Leder, besonders aber Pelze vom Fuchs, Zobel, Hermelin, Wiesel,
Biber, Eichhörnchen und Hasen, Fischleim und Fischzähne, Honig, Wachs,
Getreide, Bernstein. Schwerter, Panzer, Pfeile und Pelzmützen; die zahlreichen
Geräte aus Eisen, wie Äxte, Messer, Pfeilspitzen, Lanzen usw. wurden wahr-
scheinlich hier verfertigt.
Es find uns nun aus jener Zeit in Westpreußen auch Überreste von
Wohnplätzen erhalten, nämlich Pfahlbauten in einigen Seen, z. B. im
Lonkorreker See (Kr. Löbau), im Skarliner See (Kr. Strasburg) usw. Aber
auch die Burg wälle, zwar in erster Linie für Verteidigungszwecke bestimmt,
find zum Teil auch bewohnt worden.
Die Erbanungsart der Burgwälle wurde überall genau der Ört-
lichkeit angepaßt, und es lassen sich in dieser Beziehung verschiedene
Typen unterscheiden.
Als vornehmster Typus sind die Ringwälle zu nennen, die dort an-
gelegt wurden, wo ein Schutz auf allen Seiten nötig war, also auf ebenem
Gelände oder auf flachen, leicht ersteigbaren Hügeln. Wie die Ringwälle
erbaut wurden, darüber gibt einen guten Aufschluß ein Bericht des Ibrahim
ibn Jaküb, der im Jahre 973, wahrscheinlich als Arzt, eine Sarazenen-
Gesandtschaft an den Kaiser Otto I. nach Merseburg begleitete. Er sagte
darin folgendes:
„Wenn sie (die Slaven) eine Burg gründen wollen, so suchen sie ein
Weideland, welches an Wasser oder Rvhrsümpfen reich ist und stecken dort
einen runden oder viereckigen Platz ab, je nach der Gestalt und dem Umfang,
welche sie der Burg geben wollen. Dann ziehen sie darum einen Graben
und häufen die aufgeworfene Erde auf. Diese Erde wird mit Brettern und
Balken so fest gestampft, bis sie die Härte von Pisé (tapia) erhalten hat.
Ist dann die Mauer (der Wall) bis zur erforderten Höhe aufgeführt, so
wird an der Seite, welche man auswählt, ein Tor abgemessen und von
diesem eine hölzerne Brücke über den Graben gebaut."
Ju dieser Schilderung ist zunächst bemerkenswert, daß der Wall, rund
oder viereckig, in sich geschloffen war. Ferner, die Erde zur Errichtung des
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr]]
.334
Ans grauer Bvrzeit.
„Folgen sich doch wie die Blätter am Baume die Menschengeschlechter!
Welkende streut auf die Erde der Wind, und andere neue
Bildet der knospende Wald im wiedergeborenen Friibling.
Ebenso wächst ein Menschengeschlecht, und das andere schwindet"
^der null die Geschlechter zählen, die einst aus unserem heimischen
Baden lebten, ins Grab sanken und ihres Lebens Frucht auf Söhne und
Enkel vererbten? Es geziemt sich, ihrer mit Pietät zu gedenken; zehren wir
dach heute nach von dem Erbteil derer, die vor uns waren. Darum ver-
nehmen wir gern die Kunde aus alter Zeit, wie sie uns der Mund der Sage
in poetischer Verklärung erzählt und der Griffel der Geschichte wahrheits-
getreu aufzeichnet. Freilich ist es nur eine kurze Spanne Zeit, von der die
Geschichte unserer Heimat zu berichten weiß: nur etwa ein Jahrtausend
reichen die ältesten Urkunden zurück. Und doch hat sich unzweifelhaft auch
auf westpreußischem Boden durch mehrere Jahrtausende vorher manches
wechselvolle Völkerschicksal abgespielt, von dem uns keine Kunde ward. Kein
Geschichtsschreiber erzählt uns, welcher Volksstamm zuerst das Weichsel-
Ostsee-Land besiedelte, welche Sprache er redete, welchem Gott er diente; wir
erfahren nichts von feinen Fürsten und streitbaren Helden, seinen Kämpfen,
seinen Siegen und seinem Untergange, wie wir auch nichts wissen von dem
Volke, das seine Erbschaft antrat und später weitergab. Ein tiefes Dunkel
lagert über der ältesten Vorzeit unserer Heimat.
Und doch ist dieses Dunkel für unser Auge nicht ganz undurchdringlich.
Es läßt sich manche Spur verfolgen bis in weit entlegene Zeiten. Im
Schoße der Erde finden wir die Urkunden, die Zeugnis ablegen von einer
Zeit, von der uns sonst keine Chronik, keine Sage, kein Lied berichtet. Da
ruht in uralten Gräbern die Asche derer, die hier einst lebten, und mit dieser
Asche zusammen so manches Werkzeug, manche Waffe, manches Schmuckstück,
das man den Toten mit ins Grab gab. Anderes kam zufällig in die Erde
oder wurde ihr bei besonderen Anlässen übergeben. Was nicht aus unver-
wüstlichen Stoffen bestand, sondern etwa aus Holz, Leder, Bast, Gewebe, ist
natürlich längst vermodert; nur Gegenstände aus Stein, Knochen, Horn und
Metall konnten sich Jahrtausende hindurch erhalten. Der Spaten des ge-
lehrten Forschers fördert jetzt diese Zeugen einer längst vergangenen Zeit
zutage; aber auch der Pflug des Landmannes oder das Grabscheit des Erd-
arbeiters stößt manchmal auf diese seltsamen Überbleibsel, die der Unkundige
dann wohl staunend betrachtet oder achtlos wegwirft, wenn sie unansehnlich
sind. Die Forscher aber, die nach Urkunden über das Leben der Vorzeit
suchen, sammeln sorgfältig alle Funde aus alter Zeit. Im Provinzial-
Museum zu Danzig findet man sie in großen Schränken aufgespeichert, und
man kann Stunden und Stunden vor diesen Schränken zubringen, so viel
gibt es da zu sehen, und so viel haben diese stummen Sammlungen zu er-
zählen aus grauer, grauer Vorzeit.
Wer die ausgestellten Sachen zuerst einzeln betrachtet hat und dann
noch einmal das Ganze überschaut, der wird herausfinden, daß die Funde
Zeugnis ablegen von einer allmählichen Entwicklung der Kultur auf unserm
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heimischen Boden. Wir sehen, daß es eine Zeit gab, in der man hier noch
kein Metall kannte, wo man vielmehr die unentbehrlichen Werkzeuge und
Waffen aus anderen einigermaßen geeigneten Stoffen herstellte, die man in
der Natur vorfand. Da schlug man sich aus Feuerstein größere oder kleinere
scharfkantige Späne zurecht, mit denen man schneiden und schaben, auch
Knochen und Horn bearbeiten konnte. Man lernte ferner aus den überall
herumliegenden harten Steinen Hämmer, Meißel und Beile herstellen. Die
Zeit, in der man sich mit Geräten aus Stein, Knochen und Horn behelfen
mußte, weil Metalle noch unbekannt waren, nennt man die Steinzeit. Die
Steininstrumente sind gewiß viele Jahrhunderte im Gebrauch gewesen, bis
man die Verwendung von Metall kennen lernte. Etwa anderthalb Jahr-
tausende vor Christi Geburt wurde hier die erste Bekanntschaft mit dem
Metall gemacht, indem von Süden her Werkzeuge, Waffen und Schmuck-
sachen aus Bronze eingeführt wurden Die Bronzegeräte verdrängten die
Steinsachen allmählich und waren ungefähr eintausend Jahre im Gebrauch,
bis man auch hier das Eisen kennen lernte, das sich bis auf unsere Tage
als das geeignetste Material zu den verschiedensten Werkzeugen bewährt hat.
Auf die Steinzeit folgte also die Bronzezeit, auf diese die Eisenzeit.
Wenn wir nun versuchen, an der Hand der ältesten Funde uns ein
Bild von dein Leben und Treiben der vorgeschichtlichen Bewohner
Westpreußens zu machen, so dürfen wir nicht erwarten, daß dieses Bild
vollständig sein wird, da sich, wie bereits gesagt, nur ein Teil ihrer Gerät-
schaften erhalten hat. Auch sonst wird es uns nicht leicht fallen, uns in
jene Zeit mit ganz anderen Lebensverhältnissen zu versetzen. Wo die Reste
der ältesten Kultur auf westpreußischem Boden uns Rätsel aufgeben, da
werden wir zum Vergleich das heranziehen müssen, was uns Reisende von
sogenannten „wilden" Völkern erzählen, die jetzt noch auf einer ähnlichen
Kulturstufe leben wie die ersten Bewohner Westpreußens.
Wir werden zunächst kennen zu lernen wünschen, welche Werkzeuge die
Menschen der Steinzeit an Stelle unserer Messer und Äxte benutzten, die
auch unter den einfachsten Verhältnissen unentbehrlich sind. Nun, die Her-
stellung von Messern verursachte den Steinzeitmenschen nicht gerade besondere
Schwierigkeiten. Es war ihnen nicht entgangen, daß der Feuerstein durch
einen Schlag mit einem andern Steine leicht gespalten und gesplittert werden
könne. Durch geschickt geführte Schläge splitterten sie von einem Feuerstein-
kern Späne und Splitter mit scharfkantigen Rändern ab, die sich ohne
weiteres als Messer benutzen ließen, da der Feuerstein sehr hart ist. Manche
kleine Feuersteinsplitter wurden quer gefaßt und konnten als Schaber viel-
fach Verwendung sinden, z. B. zum Zurechtmachen der Felle, zum Säubern
der Knochen, zum Glätten des Holzes oder bei der Bearbeitung von Knochen,
Horn und Bernstein. Man hat mehrere Stellen in der Provinz entdeckt,
wo ehemals Feuersteinsachen angefertigt worden sind; dort fand man eine
ganze Menge von Messerchen und Schabern, sowie die Steinkerne, von denen
sie abgeschlagen worden sind.
Größere schneidende Werkzeuge, die auch als Waffen dienen konnten,
wurden ebenfalls aus Stein hergestellt, jedoch weniger aus Feuerstein, als
vielmehr aus anderem harten Gestein. Solche Geräte sind in Westpreußen
recht zahlreich gefunden worden. Es sind nicht etwa roh zugeschlagene Steine,
deren scharfe Kanten eine Schneide bilden, sondern meistens schön geformte
Heimatkunde, Ii. Teil. oo
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