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stark befestigt und von 60,000 Streitern vertheidigt. Mit ungehenern Anstrengungen schafften die Kreuzfahrer, die kaum halb so viele an Zahl waren, Belagerungsmaschinen, besonders bewegliche Trme, herbei. Zwei Tage wurde mit beispielloser Tapferkeit gestrmt, aber erfolglos. Da pltzlich glaubten die Kreuzfahrer auf dem Olberge einen Ritter in leuchtender Rstung zu sehen. Gott sendet den Erzengel Michael zu Hlfe!" rief man sich zu, und die Begeisterung ward unwiderstehlich. Zuerst erstiegen Gottfried und sein Bruder von einem Turme die Mauer. Ein Thor ward niedergerannt, die erste Ringmauer durch-brechen, der Wallgraben ausgefllt, und hinein strmten die rche-durstigen Scharen mit dem Rufe: Gott will es!" In grauenvoller Metzelei sielen 70,000 Trken; die Juden wurden in ihrer Synagoge verbrannt; bis an die Knchel wateten die Sieger im Blute. Gott-fried aber ging barfu im Bergewande zum heil. Grabe und dankte Gott knieend fr den Sieg. Da warf auch das Kriegsvolk die Waffen weg und zog barfu unter Bugesngen in die Grabeskirche. Man bot dem edlen Gottfried die Krone von Jerusalem an, er aber sprach: Wie sollte ich an der Stelle eine goldene Krone tragen, wo mein Heiland unter der Dornenkrone geblutet hat!" und nannte sich nur Beschtzer des heil. Grabes. Nachdem er noch ein siebenmal strkeres Heer des Sultans von gypten besiegt hatte, erlag er schon im nchsten Jahre den bermenschlichen Anstrengungen. Sein Bruder-Balduin folgte ihm als König von Jerusalem.
6. Ausgang und Folgen der Kreuzzge. Durch die Uneinig-keit der Christen und die Tapferkeit der Trken ging spter ein Ort nach dem andern wieder verloren. Und obgleich das Abendland in 7 Kreuzzgen gegen 6 Millionen Menschen opferte, so siel doch nach 200 Jahren die letzte christliche Besitzung in Palstina den Trken wieder in die Hnde. Die Kreuzzge sind indessen von wichtigen Folgen gewesen. Das Ansehen der Ppste und die Macht der Kirche wuchs ungemein. Viele Fürsten erweiterten ihre Hausmacht durch erledigte Lehen. Das Ritterthum entwickelte sich zur vollsten Blte. Die Macht der Städte wuchs zusehends durch den lebhaften Handelsverkehr. Viele Leibeigene kauften sich los, und der Bauernstand wurde freier. Die Völker traten sich nher; neue Lnder, Pflanzen und Thiere wurden bekannt, fremde Sprachen studirt, die Werke der gelehrten Griechen und Araber durchforscht, den Malern und Dichtern neue Ge-genstnde fr ihre Kunst zugefhrt.
10. Friedrich I. Sarbarojsa. 11521190.
1. Die Hohenstaufen. Den schnsten Glanz gewann die deutsche Krone unter den 6 hohenstaufischen Kaisern, die von der Burg Staufen in Schwaben stammten. Unter ihnen brach fr deutsche
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Extrahierte Personennamen: Michael Gottfried Gott Gottfried Friedrich_I. Sarbarojsa
100 Mittlere Geschichte.
begrüßte den Sieger; als dieser aber sein Visier öffnete, war cs kein anderer als der
Kaiser selbst.
Maximilian hat viele Kriege geführt, war aber in denselben nickt
glücklich : er wußte den Wert des Geldes nicht zu schätzen, auch unter-
stützten ihn die Reichsfürsten zu wenig, so daß er einst mit Recht sagte:
„Ich herrsche über Könige; denn meine Fürsten gehorchen nur so viel,
wie ihnen beliebt." Nur gegen die Türken hatte Maximilian einigen
Erfolg. Diese suchten weiter westwärts zu dringen; Ungarn und die
östreichischen Erblande beunruhigten sie bereits. Aus letzteren vertrieb
sie Maximilian; dagegen mußte er dulden, daß die seit dem Untergange
der Hohenstaufen zu Republiken gewordenen norditalischen Städte
von Franzosen und Spaniern besetzt wurden. Auch der Versuch Maximilians,
die Schweizer wieder unter dle Botmäßigkeit des Reiches zu bringen,
schlug gänzlich fehl.
Glücklich war Maximilian darin, die Macht des Hauses Habsburg
durch Heiraten zu vergrößern. Seinen Sohn Philipp verheiratete er
mit Johanna, der Tochter des Königs Ferdinand von Arragonien
und der Königin Isabella von Kastilien. Aus dieser Ehe entsprossen zwei
Söhne, Karl und Ferdinand. Karl vereinigte später Arragonien und
Kastilien zu dem Königreiche Spanien; er ist derselbe, welcher als deutscher
Kaiser den Reichstag zu Worms abhielt. Sein Bruder Ferdinand
wurde ebenfalls durch Heirat König von Ungarn und Böhmen.
e. Die Landsknechte. Maximilian gilt auch als Schöpfer eines
neuen Kriegswesens in Deutschland; durch ihn kamen die Landsknechte
auf. obwohl diese Georg (Iürge) von Frundsberg als „Vater
der Landsknechte" verehrten. Sie hatten ihren Namen davon, daß sie
in kaiserlichen Landen geworben wurden. Während die Söldner sich ihre
Verfassung selbst gegeben hatten, wurden die Landsknechte auf Grund
einer gedruckten, vom Kaiser gebilligten Kriegsordnung von einem erprobten
Anführer unter dem Reichsbanner angeworben. Unter Trommelschlag
ward das kaiserliche Werbepatent in Städten und Dörfern bekannt ge-
macht, und ehrliche, rüstige Gesellen wurden eingeladen, demselben Folge
zu leisten. Die Landsknechte waren im 16. Jahrhundert auch im Aus-
lande geachtete Soldaten. Ihre Führer, wie Iürge von Frunds-
berg und Sebastian Schärtlin, erwarben sich großen Ruhm; unter
Karl V., der sich ihrer in seinen auswärtigen Kriegen bediente, standen
die Landsknechte in hohen Ehren. Sie bildeten eine Kriegerzunft, ein
Waffenhandwerk und hatten ihre eigenen Sitten, Gesetze und Ehren,
ihre eigenen Lieder.
Der Landsknecht durfte erst nach gereinigter Wahlstatt sich des Beutemachens
befleißigen, wobei aber Mühlenwerke, Backöfen und Pflüge als unantastbar galten.
Blieb man längere Zeit an einem Orte, so wurde für die Bedürfnisse des Regiments
ein besonderer Markt eröffnet; Weiber und Kinder, Mägde und Händler begleiteten
den Kriegszug. — Auf dem Haupte die mit einer Feder geschmückte Sturmhaube,
vor der Brust den Krebs (Harnisch), an den Beinen gestiefelt, selten noch geharnischt,
in der Hand die Lanze oder die Hellebarde, auch wohl schon statt ihrer die schwere
Muskete, so stand der Landsknecht mit gespreizten Beinen fest in seiner Kriegshaltung.
Unwiderstehlich war der „Igel", d. i. die Geviertordnung, in welcher die mit Lanzen
bewehrten Krieger ihren Massenangriff ausführten. Die Trommelschläge beim Angriff
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Extrahierte Personennamen: Maximilian Maximilian Maximilian Maximilian Maximilian Maximilian Maximilians Maximilian Maximilian Philipp Philipp Johanna Ferdinand_von_Arragonien Ferdinand Isabella Karl Karl Ferdinand Ferdinand Karl Karl Ferdinand Maximilian Maximilian Georg_(Iürge Sebastian_Schärtlin Karl_V. Karl_V.
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Maximilians Kastilien Kastilien Spanien Ungarn Deutschland Frundsberg
Mittelalterliche Zustände.
69
geführt hatte, unter seinem hochherzigen Sohne Friedrich vo n Schwaben
die Stadt Akkon belagerte, erschien dort auch der Marianische1 Brüder-
verein und übernahm die Pflege der deutschen Kranken. Der Eifer
dieser Brüder bestimmte Friedrich von Schwaben, den Verein zu einem
deutschen Ritterorden zu erheben. (1190.) Die Ordensbrüder
mußten Deutsche sein; ihre Kleidung war ein weißer Mantel mit schwarzem
Kreuze. Der Orden wurde vom Papste bestätigt und ließ sich in Akkon
nieder; später ging er nach Venedig und dann nach Preußen. (S. den
dritten Teil.)
Mit dem Verfall der edlen Ritterzeit artete die Kleidung in das Geschmacklose
und Unnatürliche aus. Die Frauen trugen so hohe Hauben, daß sie durch keine
Thür gehen konnten, ohne sich zu bücken, dazu Schleppen von drei bis vier Ellen.
Männer und Frauen hängten Schellen an den Gürtel. „Wo die Herren sein, da
klingen die Schellen," sagt eine alte Chronik. Schnabelschuhe dienten zum Unter-
schiede der Stände: die Schnäbel durften bei Adeligen zwei Fuß,2 bei reichen Bürger-
lichen einen, bei gewöhnlichen Leuten einen halben Fuß lang sein. Sie waren ent-
weder schlaff und wurden mit einem Kettchen am Knie oder am Gürtel in die Höhe
gehalten, oder sie waren steif ausgestopft und standen in die Höhe. In der Schlacht
bei Sempach (1386) gegen die Schweizer trugen die östreichischen Herren so lange
Schnäbel, daß sie dieselben, als sie genötigt waren, abzusteigen und zu Fuße zu kämpfen,
erst abhauen mußten. „Man hätte damit gefüllt einen Wagen!" sagt die Chronik.
2) Mürger und Mauern.
Ursprünglich hatten die Deutschen eine große Abneigung gegen die
Städte. In unsicheren Kriegszeiten lernten aber die Ein- und Um-
wohner einer Stadt deren Wert schätzen; denn alle Städte waren mit
Mauern oder mit Pfahlwerk umgeben und glichen so einer Burg, wes-
halb ihre Einwohner Bürger hießen. Landbewohner siedelten sich als
Pfahlbürger außerhalb des Pfahlwerks in den Vorstädten an; selbst
Adlige ließen ihre Güter verwalten und zogen der Sicherheit oder des
angenehmen Lebens halber in die Stadt. Auf Handel und Gewerbe,
die beiden Hauptbeschäftigungen der Stadtbewohner, hatten die Kreuzzüge
einen vorteilhaften Einfluß geübt. Die Europäer lernten auf ihren Zügen
von Griechen und Arabern manche Verbesserung der Gewerbe kennen,
die sogleich eingeführt wurde. Nach damaliger Sitte bildeten die Ge-
werbetreibenden Zünfte, Gilden oder Innungen, die bis in die neueste
Zeit bestanden haben. — Ihre Blüte verdankten die Städte hauptsächlich
dem Handel. Die italienischen Städte Venedig, Genua, Pisa
und Am alfi hatten die Kreuzfahrer mit ihren Schiffen treu unterstützt;
sie hatten aber auch an der Eroberung Palästinas großes Interesse:
neue Handelsverbindungen wurden angeknüpft, die Waren des Ostens
kamen nach Europa. Von Italien aus gingen diese über die Alpen,
besonders über den Brenner, und verbreiteten sich auf Landstraßen und
Flüssen durch ganz Deutschland, und was hier nicht verbraucht wurde,
ging vereint mit den deutschen Erzeugnissen nach den Ostseeländern.
Durch diesen Zwischenhandel blühten im Süden die Städte: Augsburg,
Regensburg, Nürnberg, Worms, Speier, Frankfurt und Mainz; im
1 Nach der Jungfrau Maria genannt. 2 Daher kommt der Ausdruck „aus
großem Fuße leben."
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich_von_Schwaben Friedrich Maria Maria
Extrahierte Ortsnamen: Akkon Akkon Venedig Gürtel Sempach Genua Europa Italien Deutschland Augsburg Regensburg Nürnberg Worms Frankfurt Mainz
Friedrich I. Barbarossa. 161
für den Fall eines Krieges wichtige Verbindung Mailands mit Genua schützen sollte, und nannte dieselbe dem Papste zu Ehren Allessandria. Sechs Jahre verweilte der Kaiser jetzt in Deutschland, teils um zu einem neuen Kriegszuge zu rüsten, teils um den durch die Fehden zwischen H e i n r i ch dem Löwen und seinen Feinden gestörten Landfrieden wiederherzustellen.
Die Lombarden hatten, um dem Kaiser den Rückzug abzuschneiden, alle nach Deutschland führenden Alpenpässe besetzt; da zog Friedrich durch Savoyen heim.
In Susa machten die Einwohner einen Anschlag auf sein Leben, sie wollten ihn
im Bette ermorden. Aber die Verschwörung ward dem Kaiser verraten; da legte sich ein treuer Ritter, Hartmann von Siebeneichen, der dem Kaiser ähnlich sah, in des Kaisers Bett, während dieser selbst in einer Verkleidung entkam. Als die Verschworenen die Täuschung erkannten, ehrten sie die edle Gesinnung des Ritters dadurch, daß sie ihm das Leben schenkten.
Heinrich der Löwe hatte an den letzten Kämpfen des Kaisers in Italien
keinen Anteil mehr genommen; nur zweimal war er auf kurze Zeit wieder in Italien gewesen. Noch immer beschäftigte ihn besonders seine Herrschaft im Wendenlande. Um Lübecks Handel zu fördern, bekämpfte er im Verein mit dem Dänenkönige die wendischen Seeräuber auf der Ostsee. Als er 1159 des Kaisers Gemahlin Beatrix ins Lager vor Crema begleiten mußte, erhoben sich die Wenden unter ihrem Fürsten Riftot (S. 157). Aber gleich nach Cremas Fall kehrte Heinrich zurück; Niklot fiel, und seine Festen wurden mit deutschen Rittern besetzt. Erst jetzt konnte auch das dritte wendische Bistum, Mecklenburg, eingerichtet werden: alle drei Bischöfe, von Oldenburg, Ratzeburg und Mecklenburg, wurden von Heinrich belehnt, der Bischofssitz ward von Oldenburg nach Lübeck verlegt. Noch einen gefährlichen Aufstand, in welchem auch der um die Unterwerfung der Wenden so verdiente Adolf von Holstein fiel (1164), mußte Heinrich unterdrücken: aus allen Kämpfen ging er als Sieger hervor. Er herrschte über zwei große Herzogtümer; in Holstein, Mecklenburg und einem Teile Pommerns gebot er wie ein unbeschränkter Herr, und seine Allode erstreckten sich in fast ununterbrochener Folge von der Elbe bis zu Weser und von der Seve (bei Harburg) bis zur Werra. In seinem Stolze soll er einst gesagt haben: „Von der Elbe bis an den Rhein, vom Harz bis zur See ist mein!" Geistliche und weltliche Fürsten hatten von ihm zu leiden und grollten ihm deshalb, andere neideten ihm seine mächtige Stellung; aber alle unterdrückten ihre Abneigung, weil sie das innige Verhältnis zwischen ihm und dem Kaiser kannten. Als Barbarossa aber (1166) wieder in Italien war, kündigten ihm die Erzbischöfe von Bremen und Magdeburg, die Bischöfe von Hildesheim und Lübeck, Albrecht der Bär und viele andere Grafen und Herren die Fehde an. Aber Heinrich verzagte nicht; vor feinem Schlöffe in Braunschweig ließ er als Sinnbild seiner Unerschrockenheit einen ehernen Löwen aufstellen. Nun entbrannte ein erbitterter Kamps; Heinrich schlug nach und nach alle feine Feinde zu Boden und ging ohne Verlust aus der Fehde hervor, die der Kaiser (1168) durch seinen Machtspruch beendete. Der Löwe stand damals aus dem Gipfel seiner Macht; er selber verheiratete sich in zweiter Ehe mit Mathilde, der Tochter des Königs von England, während seine Tochter, die jugendliche Witwe des Schwabenherzogs Friedrich, die Schwiegertochter Konrads Iii., dem Kronprinzen von Dänemark die Hand reichte. Dazu starb noch um diese Zeit sein größter Gegner, Albrecht der Bär. Die Slavenfürsten gaben ihren Widerstand ans und
Hosfmeyer und Hering, Handbuch. 2. Teil. ,,
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_I. Barbarossa Barbarossa Friedrich Friedrich Hartmann_von_Siebeneichen Heinrich_der_Löwe Heinrich Beatrix Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Adolf Adolf Heinrich Heinrich Barbarossa Barbarossa Albrecht Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Mathilde Friedrich Friedrich Konrads Konrads Dänemark Albrecht
Extrahierte Ortsnamen: Mailands Genua Deutschland Deutschland Italien Italien Wendenlande Cremas Mecklenburg Oldenburg Ratzeburg Mecklenburg Oldenburg Holstein Holstein Mecklenburg Harburg Werra Rhein Italien Bremen Magdeburg Hildesheim Braunschweig England
der Hansa wurde. Die schönste Zeit erlebte der Orden unter Winrick von Kmprode (1351—1382). Auch an Umfang wuchs der Ordensstaat Durch Kauf erwarb er E st h la n d von den Dänen,die N e u m a r k vom Hause Luxemburg; mit den Waffen gewann er Pommerellen, Kurland, Livland und selbst die jnfel Gothland, die er Seeräubern, den „Vitalienbrüdern" entriß. Am Anfange des fünfzehnten Jahrhunderts umfaßte das Ordens-land 3000 Quadratmeilen mit etwa einer Million Einwohner; es war großer als England oder Dänemark und mächtiger als manches noch größere Königreich und bildete die beste Schukwelir des deutschen Volkes gegen das Slaventum.
3) Das Bürgertum.
. Die deutschen Städte. Ursprünglich hatten die Deutschen eine große Abneigung gegen die Städt e. In unsicheren Kriegszeiten lernten aber die Ein- und Umwohner einer Stadt deren Wert schätzen; denn alle Städte waren mit Mauern oder mit Pfahlwerk umgeben und glichen so emer Burg, weshalb ihre Einwohner Bürger hießen. Landbewohner siedelten stch als Pfahlbürger außerhalb des Pfahlwerks in den Vorstädten an; selbst Adlige ließen ihre Güter verwalten und zogen der Sicherheit, des Gewinnes, oder des angenehmen Lebens halber' in die Stadt. Auf Handel und Gewerbe, die beiden Hauptbeschäftigungen der Stadtbewohner, hatten die Kreuzzüge einen vorteilhaften Einfluß geübt. Die Europäer lernten auf ihren Zügen von Griechen und Arabern manche Verbesserung der Gewerbe kennen, die sogleich eingeführt wurde. Nach damaliger Sitte bildeten die Gewerbetreibenden Zünfte, Gilden oder Innungen, die bis in die neueste Zeit bestanden haben. Ihre Blüte verdankten die Städte hauptsächlich dem Handel. Die italienischen Städte Venedig, Genua, Pisa und Am als i hatten die Kreuzfahrer mit ihren Schiffen treu unterstützt; sie hatten aber auch durch die Eroberung Palästinas großen Gewinn: neue Handelsverbindungen wurden angeknüpft, die Waren des Ostens kamen nach Europa. Von Italien aus gingen diese über die Alpen, besonders über den Brenner, und verbreiteten sich auf Landstraßen und Flüssen durch ganz Deutschland, und was hier nicht verbraucht wurde, ging vereint mit den deutschen Erzeugnissen nach den Ostseeländern. Durch diesen Zwischenhandel blühten im Süden die Städte: Augsburg, Regensburg, Nürnberg, Worms, Speier, Frankfurt und Mainz; im Norden: Köln, Erfurt, Braunschweig, Bremen, Hamburg und Lüneburg; in den Niederlanden: Brügge, Brüssel und Antwerpen.
Die Hoheitsrechte in den Städten, Gericht, Führung des Heerbannes rc., ließ der Oberherr durch einen Vogt oder Burggrafen ausüben, der gewöhnlich auf der Burg innerhalb der Stadt wohnte, wie z. B. die Hohenzollern in Nürnberg. Viele Städte brachten es aber durch Geld oder durch Gewalt dahin, daß der Vogt mit seinen Rittern die Stadt verließ und die Verwaltung und Verteidigung derselben den Bürgern selbst überlassen wurde. Solche Städte standen unmittelbar unter dem Könige und hießen freie Reichsstädte. Noch manche
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Extrahierte Ortsnamen: Luxemburg Kurland Livland England Genua Europa Italien Deutschland Augsburg Regensburg Nürnberg Worms Frankfurt Mainz Erfurt Braunschweig Bremen Hamburg Niederlanden Antwerpen Nürnberg
320 Die Neuzeit.
schwand, das Feld verwuchs und ward stellenweise wieder zu Wald-die Dorfhunde rotteten sich wie Raubtiere zusammen. In manchen Gegenden gab es keine Menschen mehr, die Leichen zu begraben; denn Hunger und Pest entvölkerten ganze Gegenden. Ein schwedischer General weigerte sich, sein Heer von Pommern nach Süddeutschland zu führen, weil das dazwischen liegende Land verödet sei und sein Heer in demselben verschmachten würde. In der Grafschaft Ruppin (34 Q Meilen) standen noch vier Dörfer; in der Grafschaft Henneberg, am Südfuß des Thüringerwaldes, waren 75 Prozent der Familien, 66 Prozent der Häuser untergegangen; in Berlin, das damals 6 000 Einwohner zählte, lagen 200 Häuserstellen wüst; in Prenzlau waren von 787 Hausern noch 107 bewohnt. Noch im Jahre 1651 zählte man in den 14 Dörfern des Amtes Westerhof im Grubenhagifchen neben 279 bewohnten 287 wüstliegende Ackerhöse. In Böhmen und Mähren verschwanden über 100 Dörfer ganz, so daß man von vielen ihre Stätte nicht mehr weiß; in Württemberg waren 40 000 Häuser verbrannt. Als der Kurfürst von der Pfalz nach dein Kriege in das Land seiner Väter zurückkehrte, das vordem wie ein blühender Garten gewesen war, fand er die Felder mit Dorngestrüpp bewachsen, die Weinberge verwüstet, und statt der reichen, dichtgesäeten Ortschaften nur wenige Hütten, in denen Not und Armut, oft auch Räuber und Verbrecher ihre Zuflucht suchten. Das alte Stammschloß zu Heidelberg, das mit seinen Prunkgemächern und Lustgärten vor Friedrichs V. Weggänge mit allen Höfen Europas wetteifern konnte, war in so traurigem Zustande, daß er in demselben nicht einmal eine anständige Wohnung für sich finden konnte. Zwei Drittelte der Einwohner Deutschlands hatten das Schwert, die Pest oder der Hunger hinweggerafft. In der Pfalz waren von einer halben Million Einwohner nur 48000 übrig geblieben. Württemberg verlor an der Pest in zwei Jahren 28 000 Menschen, Stuttgart über die Hälfte seiner Bewohner. Der Dichter des Liedes „Nun danket alle Gott", Martin Rinkart, begleitete als Pfarrer des Städtchens Eilenburg bei Leipzig in dem einen Jahre 1637 nicht weniger als 4 800 Tote zu Grabe. In dem Amte Idstein waren mehrere Dörfer ganz menschenleer. Aber es fehlte nicht nur an arbeitenden Händen, um die zerstörten Häuser wieder aufzubauen und die wüsten Felder wieder urbar zu machen, sondern es mangelte auch an Vieh, an Geld und der nötigen Bildung. Von einem Dorfe des Amtes Weinsberg erzählt die Chronik: „Kein Wagen, kein Pflug im ganzen Dorfe. Von 140 Pferden waren nur 3, von 400 Stück Hornvieh nur 4 übrig. Schafe, Schweine und das gesamte Geflügel war ganz und gar verloren." Noch heute, nach mehr als zweihundert Jahren, haben sich viele der schwer heimgesuchten Gegenden noch nicht wieder zu dem Wohlstände erhoben, welchen sie vor dem großen Kriege hatten. Der geplagte Bauer konnte bei dem herrschenden Geldmangel und den niedrigen Getreidepreisen kaum die allernotwendigsten Ausgaben bestreiten; von seinen Abgaben und Frondiensten erließ ihm aber der Grundherr selten etwas: verlangte doch ein Kloster von dem einzigen übriggebliebenen Bauern eines Dorfes die ganze, vor dem Kriege gezahlte Steuer! Zu dieser Not gesellte sich die fast völlige Rechtlosigkeit
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146 Mittlere Zeit.
Ausführung eines neuen Sturmes auf. Da erblickten die begeisterten Streiter auf dem Olberge einen Ritter in weißen Kleidern, der einen blitzenden Schild schwenkte. „Gott will es! Gott will es!" schallte es durch die Reihen, und mit erneuter Heftigkeit stürmte das Heer gegen die Mauern. Die äußere ward erstiegen; gegen die innere rückte der Belagerungsturm, in welchem Herzog Gottfried mit wenigen Begleitern sich befand, näher und näher. Die Zugbrücke siel, und Gottfried betrat mit zwei Begleitern zuerst die Mauer; sein Schwert schuf den Nach-1aüq drängenden freie Bahn. Das nächste Thor ward gewonnen, und mit luyy dem Rufe: „Gott will es! Gott will es!" stürmten die Kreuzfahrer in die Stadt.
Entsetzlich waren die Greuelthaten, welche dieselben in der eroberten Stadt verübten. Die ganze Nacht hindurch wurde gemordet; über die Treppenstufen der Moschee Omars rieselte das Blut; viele Juden fanden in der Synagoge, wohin sie sich geflüchtet hatten, durch die Flammen ihren Untergang. Man metzelte alle Ungläubigen, die man fand, ohne Gnade nieder, oder marterte sie auf qualvolle Weise zu Tode und schonte nicht einmal der Säuglinge. Von den 70 000 Einwohnern der Stadt blieben nicht einmal so viele übrig, als nötig waren, die Getöteten zu beerdigen. So viel Macht Gottfried auch über das Heer besaß, er war nicht imstande, der Mordgier Einhalt zu thun. Er steckte sogleich nach Eroberung der Stadt sein Schwert in die Scheide; als er die anderen nicht dazu bewegen konnte, legte er ein härenes Gewand an, ging barfuß mit einigen Gefährten in die Kirche des heiligen Grabes und sank zu inbrünstigem Gebete nieder. Nach und nach füllte sich die Kirche. Dieselben Krieger, welche alle Greuel verübt hatten, reinigten sich vom Blute und zogen als Büßende barfuß und mit entblößtem Haupte in die Auferstehungskirche, um Gott zu danken und Buße zu geloben. Nach drei Tagen ergab sich die kleine Besatzung der Burg und erhielt freien Abzug. Dies verdroß das Kreuzheer, uno die Fürsten vermochten es nur dadurch zu beschwichtigen, daß sie alle noch am Leben erhaltenen Ungläubigen seiner Mordgier preis gaben. Das himmelschreiende Verfahren der Kreuzfahrer in Jerusalem erfüllte die ganze mohammedanische Welt des Ostens mit Wut und Verachtung.
Um das Gewonnene in der Mitte feindlicher Völker zu erhalten, beschloß man, in Jerusalem ein christliches Reich unter einem Könige zu errichten. Die Wahl fiel auf Gottfried. Er lehnte aber die ihm zugedachte Würde mit den Worten ab: „Wo mein Heiland eine Dornenkrone getragen, will ich keine Königskrone tragen!" Doch nahm er die Bürde des ihm zugedachten Amtes auf sich und nannte sich „Beschützer des heiligen Grabes."
Schon einen Monat nach der Eroberung Jerusalems rückte ein starkes Saracenenheer gegen die Stadt. Gottfried schlug dasselbe und rettete dadurch das junge Reich. Doch schon im folgenden Jahre erlag der edle Held den ungeheuren Anstrengungen. Sein Bruder Balduin von Edessa folgte ihm; er nannte sich König von Jerusalem und führte die fränkische Lehnsverfassung ein. Das Königreich
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Extrahierte Personennamen: Gottfried Gottfried Gottfried Gottfried Gottfried
144 Mittlere Z eit.
Kaisers zu erklären. Es geschah; die kaiserlichen Truppen wurden eingelassen und darauf die Thore sofort wieder geschlossen, und mit Staunen und Wut sahen die Kreuzfahrer am anderen Morgen, daß ihnen ihre nächste Hoffnung zerstört war. Tausende waren vor der Stadt gefallen, es gebrach an Nahrung, und nun sollten sie weiterziehen, ohne sich in der Stadt ausgeruht und erquickt zu haben. Nur Gottfrieds ernster Hinweis auf den geleisteten Eid und eine dem Heere gezahlte Entschädigung für die gehoffte Beute vermochte dasselbe, von einem Sturme abzustehen. Der griechische Kaiser hatte damit die wichtigste Stadt des westlichen Kleinasiens, die Hauptstadt seines gefährlichsten Feindes, in seine Hand gebracht und dadurch vorläufig erreicht, was er wünschte. Er begleitete deshalb das Kreuzheer nicht weiter, sondern ließ sich noch einmal den Lehnseid erneuern und kehrte um.
Das nächste Ziel war Antiochien. Aber welche Mühsal gab es auf diesem Wege zu ertragen! Unter den glühenden Sonnenstrahlen erstickten die Eisenmänner fast in ihren Panzern; der Wege unkundig, waren sie oft tagelang ohne einen Trunk Wassers. Die Straße war mit verschmachteten Menschen und Rossen besäet. Dazu brach noch ein Streit aus zwischen Tankred und Gottfrieds Bruder Balduin, infolgedessen letzterer sich vom Hauptheere trennte. Er wandte sich nach Osten gegen den Euphrat und gründete in dem von ihm eroberten Edessa in Nord-Mesopotamien das erste christliche Reich im Morgenlande. Das Hauptheer erreichte Antiochien am Orontes und brachte es nach einer langwierigen Belagerung durch Verrat in seine Hände.
Antiochien, damals noch eine der schönsten und größten Städte der Mittelmeerländer, lag teils in der Ebene, teils auf steilen Bergen und war durch starke Mauern fast uneinnehmbar. Die Zahl der Kreuzfahrer aber hatte sich schon bedeutend verringert, von 100 000 Pferden waren noch 2 000 übrig, die nicht gefallen oder verzehrt waren. Im Lager herrschte Hunger, so daß die ekelhaftesten Dinge gegessen wurden. Viele verloren den Mut und wollten wieder umkehren; aber die Fürsten beschlossen, die Belagerung nicht aufzuheben, und suchten durch Wort und That die Ihrigen zu ermutigen. Bei einem Ausfall hieb Gottfried einen Türken mitten durch, daß die Oberhälfte zur Erde fiel, die Unterhälfte aber im Sattel blieb und zum Entsetzen der Feinde zur Stadt zurückjagte. Endlich brachte eine Flotte aus Genua neue Pilger und Lebensmittel. Das Jahr 1098 brach an, und die Belagerung hatte noch keine Fortschritte gemacht. Da erscholl plötzlich die Kunde, der Sultan Kerböga aus Mosul rücke mit einem Heere von 300 000 Seldschucken zum Entsatz von Antiochien heran. Aus dieser Not rettete Böhemund von Tarent das Heer. Er war mit dem Befehlshaber eines Turms der feindlichen Stadt in Verbindung getreten; derselbe hatte sich erboten, gegen eine namhafte Summe die Stadt zu überliefern, Bohemund forderte nun diese Summe für den Verräter und den Besitz der Stadt für sich; aus Not gaben die Führer ihre Zustimmung. Mittels Strickleitern erstiegen die Kreuzfahrer in der Nacht die Mauern; ein entsetzliches Gemetzel entstand in der Stadt, weder Frauen noch Kinder noch Greise wurden verschont. Aber es fanden sich in der Stadt nur wenige Vorräte an Lebensmitteln; schon drei Tage nach der Einnahme rückte das große Heer Kerbogas heran, und so wurden aus den Belagerern Belagerte. Hungersnot stellte sich ein; alle sahen den sicheren Tod vor Augen.
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Extrahierte Personennamen: Gottfrieds Tankred Gottfrieds_Bruder_Balduin Gottfried Kerböga
Das Bürgertum. 185
andere Vorrichte erwarben sich die Städte, z. B. Münzen zu schlagen. Die vornehmen Geschlechter, aus denen Bürgermeister und Rathsherren gewählt wurden, bildeten gleichsam einen städtischen Ritterstand; man nannte sie patricische Geschlechter. Als aber das Gewerbe immer mehr aufblühte und die Handwerker durch ihre Vereinigung sich stark fühlten, fochten sie unter ihren Zunftmeistern oft blutige Kämpfe gegen die Patricier und verlangten zuletzt völlige Gleichstellung mit diesen; ja, in Süddeutschland kam seit dem dreizehnten Jahrhunderte in den meisten Städten die Regierung an die Zünfte. Die Könige begünstigten das Aufblühen der Städte, weil sie in ihnen eine Stütze gegen den über-mächtigen Adel und die Bischöfe sahen; die Fürsten, Grafen und Bischöfe aber lebten mit ihnen oft in Fehde. Die Bürger mußten daher, besonders in der Zeit des Faustrechts, die Waffen zu führen verstehen. Mit Wall und Graben, der sog. Landwehr, schlossen sie das Weichbild ihrer Stadt ein und sicherten den Zugang zu demselben durch Warten und Bergfriede; die Stadt selbst umgaben sie mit tiefen, oft doppelten Gräben, hinter denen sich steinerne Mauern mit Zinnen und Türmen erhoben. Bei Zunahme der Bevölkerung wurde der Raum innerhalb der Mauern bald zu klein; die Häuser standen gedrängt, die Straßen waren eng, doch waren die freien Plätze mit öffentlichen Gebäuden, Rathäusern, Kirchen und Klöstern geschmückt. „Die Wohnhäuser kehrten säst alle den Giebel der Straße zu und hatten einen weit nach innen vertieften Hof. Hoch mit turmartigen Dächern, die mit Böden und Luken durchbrochen waren, stiegen sie' auf, denn die großen Böden waren meist auch Warenspeicher. Die höheren Stockwerke ragten über das oft massive Erdgeschoß ein wenig heraus, zierliche Erker sprangen noch weiter vor; das Gebälk des Hauses prangte mit frommen Sprüchen und Schnitzwerk, die Ecken und Nischen mit Holzwerk, das Eingangsthor mit dem Wappenschilde des Geschlechts. Den Eintretenden nahm ein großer Hausflur auf, um welchen Treppen und Galerieen liefen; er diente, wie der von den Hintergebäuden umschlossene Hof, in Geschäftshäusern zum Handel und Verkauf; die Wohnzimmer lagen hinten hinaus oder in den oberen Stockwerken. So wohnte man beschränkt, doch nicht ohne Zier und Bequemlichkeit. Nur wenn in die engen, labyrinthisch sich windenden Gassen verwüstend eine Feuersbrunft schlug, oder über die dumpfe Luft die Pest sich lagerte, dann zeigten sich die Schrecken des städtischen Lebens." (D. Müller.)
Die Handwerker waren in alter Zeit nicht frei, sondern arbeiteten gleich den unfreien Bauern und Hörigen auf dem Hofe des Bischofs oder Königs für ihren Herrn. Auch in den Städten bestand dies Verhältnis vorläufig fort; doch bot sich ihnen hier mehr Gelegenheit, auch für Geld zu arbeiten. Als im Kampfe der fränkischen Kaiser mit dem Papste sich die Handwerker zu dem Kaiser hielten, hob Heinrich V. aus Dankbarkeit für diese Hülfeleistung das Recht der Hörigkeit auf, zunächst allerdings nur für die beiden Städte Worms und Speier, aber die Herren anderer Städte mußten bald folgen. Dem Handwerker in solchen Städten gehörte jetzt, was er verdiente, und sein Vermögen fiel nun bei seinem Tode nicht mehr wie sonst seinem Herrn zu, sondern ging ungeschmälert auf seine Kinder über. Die Städte, welche den Handwerkern solche Freiheiten gewährten, erhielten
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Karl Iv.; Wenzel; Ruprecht von der Pfalz.
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13. Deutschland unter den iuremburgischeu und den ersten "" Kaisern.
1) Karl Iv.; Wenzel; Ruprecht von der Pfalz.
a. Karl Iv. (1346 — 1378) hatte seine Wahl durch große Versprechungen und Geldgeschenke von den Fürsten erkauft; dem Papste hatte er gelobt, niemals die Bestimmungen des Kurvereins zu Rense, noch die Ansprüche früherer Kaiser auf Italien geltend zu machen (S. 205). Als er sich mit Markgraf Ludwig von Brandenburg vertragen und als Günther von Schwarzburg (S. 208) an Gift, wie man glaubte, gestorben war, wurde er allgemein anerkannt. Seine hervorragendste Eigentümlichkeit war, daß er stets bei Gelde war, das er zur Vergrößerung seiner Hausmacht benutzte, während er Rechte und Einkünfte des Reiches in Deutschland und Italien verschleuderte. Seine Hauptthätigket wandte er seinem Stammlande Böhmen zu. In Prag stiftete er die erste deutsche 1348 Universität; er 0ewcttm die Oberpfalz und vereinigte Schlesien mit Böhmen. Für das deutsche Reich war Karls Regierung insofern von Segen, als er auf den Reichstagen zu Metz und Nürnberg die 1356 goldene Bulle erließ. Durch dieses Reichsgesetz ward die Wahl des deutschen Königs geordnet. Das Wahlrecht oder die Kurwürde erhielten die Erzbischöfe von Mainz, Trier und Köln, sowie derkönig von Böhmen als Erzschenk, der Pfalzgraf bei Rhein als Erztruchseß, der Herzog von Sachsen als Erzmarschall und der Markgraf von Brandenburg als Erzkämmerer des Reiches. Diesekur-fürsten erhielten noch besondere Vorrechte und Ehren vor den anderen Fürsten. Die Länder der weltlichen Kurfürsten sollten stets ungeteilt auf den Erstgebornen forterben; in denselben erhielten die Kurfürsten die höchste Gerichtsbarkeit, so daß man nach ihrem Rechtsspruch sich nicht mehr auf den Kaiser berufen konnte; ferner wurden ihnen in ihren Landern das Münzrecht, die Bergwerke, der Iudenzoll übertragen, die bisher königliches Eigentum gewesen waren. Jährlich einmal sollten sie sich um den König versammeln. Als Ort der Wahl ward Frankfurt a. M., als Krönungsstadt Aachen bestimmt. Der Erzbischof von Mainz hatte als Erzkanzler die Wahlfürsten einzuladen. Von einer Bestätigung der Wahl durch den Papst war in der goldenen Bulle keine Rede melir. Den Markgrafen Otto den Faulen von Brandenburg wußte Karl Iv. durch Geld zu einem Erbvertrage zwischen Böhmen und Brandenburg zu bewegen; als der Markgraf nachher seinen Schritt bereute und sogar die Waffen gegen den König ergriff, zwang dieser chn, die Mark ihm gegen ein Iahrgehalt abzutreten. So kam die Mark Brandenburg an die Markgrafen aus dem Hause 1373 Bohmen und erlebte (bis 1378) eine glückliche Zeit. Karl übertrug die Mark seinem Sohne Wenzel; während dessen Minderjährigkeit verwaltete er sie aber selber. Er bestrafte die Raubritter und that viel für Hebung der Landwirtschaft; sein Lieblingssitz war Tangermünde. Durch
Hossnieyer und Hering, Handbuch. 2. Teil. ]4
11174282
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Extrahierte Personennamen: Karl_Iv. Karl_Iv. Karl_Iv. Karl_Iv. Karl_Iv Karl Ludwig_von_Brandenburg Ludwig Günther Karls Karls Otto Karl_Iv Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Italien Schwarzburg Deutschland Italien Prag Nürnberg Mainz Rhein Sachsen Brandenburg Frankfurt_a._M. Aachen Mainz Brandenburg Brandenburg Brandenburg