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ward es auch unter dem Kessel lebendig: die Salpetersteine zerschmolzen, vermischten sich mit der Asche und dem Sande, und als das Feuer ausgebrannt war, verhärtete sich der Brei zu einer schönen, blanken, durchsichtigen Masse und wurde — Glas.
Ein anderes mal weidete ein phönizischer Hirt seine Heerde nicht weit vom Meeresstrande. Sein Hund schnobert überall umher und kommt endlich zurück mit blutendem Maule. Der Hirt will den Schaden besehen, wischt die Schnauze des Hundes mit einer Flocke Wolle, aber siehe da! es ist kein Blut, sondern ein Saft, und nach einigem Suchen findet der Hirt eine zerbissene Schnecke. Eine schönere Farbe hatte der Hirt nie gesehen; er macht die Sache bekannt, man versucht es, Zeuge mit diesem Safte zu färben, was vortrefflich gelingt. Diese Purpurkleider wurden im Alterthum so kostbar geachtet, daß nur Könige und sonst sehr reiche Leute dergleichen tragen konnten. Der reiche Prasser im Evangelium z. B. kleidete sich in Purpur.
Das Glas hatte bei den Phöniziern weniger Nutzen als bei uns; sie brauchten es nur als Münze und Putzwerk. Trinkgefäße verfertigten die Alten überhaupt aus Thon, Holz, Blech, Gold oder Silber; Fensterscheiben hat man in dem warmen Morgenlande nicht nothwendig; man schloß die Oeffnnngen höchstens durch Vorhänge, und statt der Spiegel, die erst später vorkamen, waren polierte Metallplatten im Gebrauch.
Noch wichtiger ist für uns die Buchstabenschrift, deren Erfindung ebenfalls den Phöniziern zugeschrieben wird. Die Phönizier hatten nur 16 Buchstaben und schrieben von der Rechten zur Liuken, und alle, die von ihnen schreiben lernten, folgten ihrem Beispiele, z. B. die Israeliten, Chaldäer, Araber. Die Griechen schrieben nachher die erste Zeile nach der Rechten, die zweite nach der Linken, die dritte wieder nach der Rechten und so abwechselnd, ohne abzusetzen. Dies nannte man Bnstrophedon, Ochsenwendung, weil die Ochsen beim Pflügen so gehen. Noch später schrieben die Griechen bloß nach der Rechten hin. Man schrieb auf gepreßte Palmblätter, auf feine Lindenrinden, auf Leinwand, auf ägyptischen Papyrus, auf Thierhäute, die nirgends so trefflich zubereitet wurden wie in Perga-mns, und daher Pergament hießen. Man hatte schwarze
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hatte: „Vertrauet, ich habe die Welt überwunden." (Joh. 16, 33.)
Die Völkerwanderung. Der Kunnenkönig Mita und H»apst Leo der Orotze.
Im Anfang des fünften Jahrhunderts begann in Eu-ropa jene gewaltige Bewegung, welche diesen Erdtheil zum Schauplatz furchtbarer Kämpfe machte und für viele Jahrhunderte Wissenschaft und Bildung durch wilde Barbarel verdrängte. Man nennt dieselbe die große Völkerwanderung. Sie wurde von den Hunnen, einem Volke aus der heutigen Mongolei, veranlaßt, die sich in Schaaren von Hunderttausenden gleich einer ungeheuern Flut über die Wolga uctch Europa wälzten und die hier wohnenden Völker aus ihren Wohnsitzen vertrieben. Ein alter Schriftsteller schildert die Hunnen als ein Reitervolk von fürchterlicher Wildheit und gräßlichem Aussehen. Sie zerschneiden sich, erzählt er, in ihrer Kindheit mit unzähligen Rissen Kinn und Wangen, um durch die dichten Narben das Wachsen der Haare zu unterdrücken. Sie sind klein und dick, mit einem fleischigen Halse, breiten Schultern, einem übermäßig großen Kopfe und breiten Gesichte, aus welchem Heute Augen wild hervorschauen. Ihre Speisen erfordern kein Feuer und kein Gewürz; sie leben von wilden Wurzeln und rohem Fleisch, welches sie unter den Sattel ans das Pferd legen und mürbe reiten. Häuser, ja Hütten kennen sie nicht. Von Kindesbeinen an streifen sie auf Bergeu und in Steppen umher und lernen Kälte und Hunger ertragen. Ihre Kleidung sind leinene Kittet, auch Pelze vou Waldmäusen, die Beiue umwickeln sie mit Bocksfellen. Von ihren Pferden sind sie unzertrennlich; sie essen, trinken und schlafen darauf. Ackerbau und Handwerke kennen sie nicht; Religion und Gesetze sind ihnen fremd. Treue und Glauben sind bei ihnen unbekannte Dinge; wie die unvernünftigen Thiere wissen sie nichts von Recht und Unrecht. Der Krieg ist ihr Lebeu, und es folgen ihnen in demselben ihre schmutzigen Weiber und ungestalteten Kinder auf zahllosen, mit Fellen überzogenen Wagen. Die Schlacht beginnen sie mit einem fürchterlichen Geheule. Wie der Blitz fliegen sie herbei, aber in demselben Augenblicke verschwinden sie auch schon wieder, um schnell zurück-
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