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1. Die brandenburgisch-preußische Geschichte von ihren Anfängen bis zur Gegenwart - S. 15

1903 - Berlin : Nicolai
15 Deformation gleich ein; Joachim zögerte noch. Aber am 1. No- i.ii.i5b9 tiember 1539 nahm auch er in der Nikolaikirche zu Spandau mit seinen Hofbeamten und vielen Untertanen das Abendmahl in beiderlei Gestalt, tags darauf wurde es auch in der Domkirche Zu Berlin gereicht. Der Bifchof von Brandenburg, Matthias von 2.11. Jagow, und andere Geistliche richteten darauf den evangelischen Gottesdienst im ganzen Lande ein. Seit der Einführung der Reformation wurden auch in der Mark Brandenburg neue Schulen gegründet, die vorhandenen verbessert. Joachim Ii. schloß zwei wichtige Verträge. Der schlesische Erbvertrag. Die Hohenzollern waren mit den Herzogen von Liegnitz verwandt. Durch eine Doppelverlobung ihrer Kinder wurden die Bande der Freundschaft noch enger geschlossen. Bei dieser Gelegenheit kam zwischen Brandenburg und Liegnitz ein Schutz- und Trutzbündnis, dazu folgender Erbvertrag zustande: Wenn die Liegnitzer Herzöge aussterben sollten, so fallen die Lande Liegnitz, Brieg und Wohlau an Brandenburg und im umgekehrten Falle einige brandenburgifche Gebiete an Liegnitz. (1537.) Dieser Vertrag hatte später große Folgen; denn er war die Grundlage für die) spätere Erwerbung der jetzigen Provinz Schlesien. Die Preußen und der deutsche Ritterorden. Am Kurischen und Frischen Haff, an der Memel, dem Pregel und der untern Weichsel, wohnte das Volk der heidnischen Pruzzen (Preußen). Als die Deutschen längst Christen waren, verharrten sie noch im Götzendienste. Den Bischof Adalbert von Prag, der sie zum Christentume bekehren wollte, erschlugen sie. Vergebens versuchten die Polen, das tapfere Volk zu unterwerfen. Da wandte sich ein polnischer Fürst um Hilfe an den Deutschen Ritterorden. Der Hochmeister Hermann von Salza schickte auf den Hilferuf des Polen eine Anzahl Ritter nach der Weichsel, nachdem Kaiser Friedrich Ii. dem Orden den Besitz des Landes zugesichert hatte, wenn er es erobern würde. Viele weltliche Ritter schlossen sich dem Zuge an. Die Preußen wehrten sich tapfer, aber immer tiefer drangen die Ritter in ihr Land ein und legten darin feste Plätze au, so Thora, Kulm, Marienburg, Elbing u. a. (Königsberg wurde von dem Könige Ottokar von Böhmen gegründet). Obgleich die Preußen sich hinter Seen und Sümpfen noch lange tapfer wehrten, so wurde ihr Land doch endlich ganz unterworfen.

2. Die brandenburgisch-preußische Geschichte von ihren Anfängen bis zur Gegenwart - S. 16

1903 - Berlin : Nicolai
16 Nun siedelte der Orden deutsche Bauern und Bürger an. Deutscher Fleiß verwandelte das verödete Land in fruchtbaren Acker, deutsche Dörfer und Städte entstanden, Gewerbe und Handel gediehen. Der Hochmeister nahm seinen Sitz auf der prächtigen Marienburg; unter ihm geboten in den einzelnen Gebieten die Komture. Die höchste Blüte erlangte der Orden unter dem Hochmeister Wiurich von Kniprode. Verfall des Ordens. Aber die Polen wurden dem Orden gefährliche Feinde, sie suchten das Ordensland ihrem Reiche zu unterwerfen. Als nun der Fürst Jagiello von Litauen König von Polen geworden war, nachdem er mit seinem ganzen Volke das Christentum angenommen hatte, bekriegte er den Orden und 1400 schlug ihn in der Schlacht von Tannenberg gänzlich. ^Der Hochmeister fiel. Die Marienburg hielt sich aber unter dem tapferen Komtur Heinrich von Plauen. Im ersten Thorner Frieden behielt zwar der Orden das Land, aber seine Kraft war gebrochen. Später kam er ganz in Verfall. Das hohe Ziel, das er verfolgt hatte, ging verloren, als es keine Ungläubigen mehr zu bekehren gab. Die alte strenge Zucht lockerte sich, Wohlleben trat an ihre Stelle. Das Volk sang: „Kleider aus und Kleider an, Essen, Trinken, Schlafengan — Ist die Arbeit, so die deutschen Herren Han." Ungehorsam gegen die Oberen löste die Ordnung ganz. Die Landbewohner wie die Städter klagten, sie würden von den Rittern bedrückt. Sie zettelten eine Verschwörung gegen den Orden an. Die Geldnot zwang diesen, die Marienburg und andere Schlösser an die unbezahlten Söldner zu verpfänden. Als er sie nicht einlösen konnte, verkauften diese sie an Polen. Im zweiten Thorner Frieden mußte der Orden das Land westlich der Weichsel (Westpreußen) an Polen abtreten. Der Hochmeister nahm seinen Sitz nun zu Königsberg und zwar als Vasall des Königs von Polen. Seitdem ist in einem Teile Westpreußens der katholische Glaube und die polnische Sprache wieder herrschend geworden. Preußen wird ein Herzogtum. Der Orden hoffte, seine alte Macht dadurch wiederzugewinnen, daß er einen Prinzen aus einem angesehenen Fürstenhause an seine Spitze stellte. Seine

3. Länder-, Verfassungs- und Kulturgeschichte - S. 8

1904 - Berlin : Nicolai
Hauptstadt Stettin gab er 1234 deutsches Recht. Er selbst siedelte nach dem neuen deutschen Damm über. Das Land östlich der Oder bedeckten besonders die Klöster und die hier reich begabten Ritterorden mit deutschen Dörfern. Die wichtige Stadt Kolberg erwuchs an den reichen Salzquellen unweit der Persante-mündung auf dem Grund und Boden des Bistums Cammin. Weiter ostwärts im slavischen Fürstentum Pommerellen bestand schon 1263 die deutsche Stadt Danzig. Die Bewohner der Insel Rügen blieben am längsten dem Heidentum ergeben; sie waren wegen ihrer Seeräuberei weit gefürchtet. Endlich wurde auch hier dem alten Glauben der letzte Schlag versetzt. Der dänische König Waldemar der Große zerstörte die Tempelfeste Arkona; das heidnische Götzenbild des Swantewit wurde in das dänische Lager geschleppt. Als Kaiser Friedrich Barbarossa die pommerschen Herzöge zu deutschen Reichsfürsten erhoben hatte, begann auch in Rügen die Zeit der deutschen Einwanderungen. Es kamen Lüneburger und Braunschweiger, dann weitere Haufen aus dem sächsischen Stamme, teils Adlige, teils gemeine freie Leute, die das Land mit deutschen Dörfern besiedelten. — Seit dem 14. Jahrhundert war ganz Pommern ein völlig deutsches Land. Die Abhängigkeit von den Polen löste sich bei dem Zerfallen und Sinken dieses Reiches von selbst. Längs der Ostseeküste blühten besonders die deutschen Städte Wismar, Rostock, Stralsund, Greifswald, Wolgast und Stettin mächtig empor. Die Ostsee wies den Weg zur Ausbreitung deutscher Herrschaft und Kolonisation über weitere slavische Gebiete; denn zu derselben Zeit wie in Mecklenburg und Pommern faßten Christentum und deutsche Sitte auch in Livland und Esthland Fuß und zwar durch Lübecker Kaufleute, die um die Mitte des 12. Jahrhunderts von Wisby auf der Insel Gotland Fahrten an die Dünamündung unternahmen. Etwa dreißig Jahre später war der Augustiner Mönch Meinhard zur Bekehrung der dortigen Bewohner tätig. Bischof Albert erbaute um 1200 die Stadt Riga und gründete den Schwertorden, der sich später mit dem deutschen Ritterorden verband und mit diesem gemeinsam ganz Livland, Kurland und Esthland unterwarf. Die deutsche Besiedelung von Ost- und Westpreußen. Besonders wichtig, ja großartig in ihrer Weise war- die Besiedelung von Ost-und Westpreußen. Die Bevölkerung war hier nicht slavisch, sondern

4. Länder-, Verfassungs- und Kulturgeschichte - S. 9

1904 - Berlin : Nicolai
litauisch. Die heidnischen Pruzzen (Preußen) waren in Aussehen, Leben und Sitte den alten Deutschen ähnlich, doch den Slaven stammverwandter. Sie wollten sich durchaus nicht zum Christentum bekehren, soviel sich auch die christlichen Polen darum bemühten. Am Ende des 10. Jahrhunderts hatte schon der Bischof Adalbert von Prag hier den Märtyrertod erlitten. Gegen Ende des 12.Jahrhunderts nahm der Mönch Christian aus dem Kloster Oliva, unterstützt von dem Herzoge Konrad von Masovien, das Bekehrungswerk wieder aus. Anfangs waren seine Predigten von Erfolg. Schon hatte ihn der Papst zum Bischof von Preußen ernannt, als das heidnische Volk das Kulmerland verheerte, worauf die meisten Neubekehrten wieder abfielen. Auf Christians Rat bat Konrad von Masovien den Deutschen Ritterorden um Hilfe. Der Deutsche Ritterorden hatte zuerst seinen Sitz in Palästina. Dort war er zur Zeit der Kreuzzüge von Friedrich von Schwaben zum Kampfe gegen die Türken und zur Pflege der kranken Pilger-gegründet worden. Die Türken bedrängten aber das heilige Land immer mehr, so daß der Orden ein Besitztum nach dem andern verlor. Da kam der Ruf Konrads von Masovien zu gelegener Zeit. Der damalige Hochmeister Hermann von Salza hatte seinen Sitz in Venedig. Dadurch, daß er dem Orden eine neue Tätigkeit im deutschen Osten an der Weichsel und am Pregel anwies, erschloß er ihm eine große Zukunft. Kaiser und Papst unterstützten das Unternehmen, indem sie dem Orden das Heidenland für den Fall, daß er es erobere, schenkten; doch sollte es unter der Oberhoheit des Kaisers bleiben. Im Jahre 1226 kamen die ersten Ordensritter nach Preußen; 1230 brachte der erste Landmeister, Hermann Balk, Verstärkungen. Er erschien mit 100 Reisigen und 20 Ordensrittern und erbaute am rechten Weichseluser die Burg Thorn zum festen Rückhalt für seine Streitmacht. Bald folgten den Rittern Scharen von Kreuzfahrern, denn der Papst stellte denen, die nach Preußen oder Livland gingen, Ablaß in Aussicht. In fünfzigjährigem Kampfe, der durch den Mangel an Eintracht zwischen den Fürsten der Preußen erleichtert wurde, haben die Ordensritter den tapfern Widerstand der Preußen gebrochen und das Ordensland Preußen begründet. In dem eroberten Lande entstanden überall Burgen und Städte, wie Thorn, Kulm, Marienwerder, Elbing u. a. (Königsberg wurde von dem Könige Ottokar Ii. von Böhmen gegründet, der

5. Länder-, Verfassungs- und Kulturgeschichte - S. 10

1904 - Berlin : Nicolai
10 den Rittern mit einem Kreuzheere zur Eroberung des Samlaudes-zu Hilfe kam). Die gegründeten Städte erhielten die sogenannte Kulrner Handfeste, die das Muster der preußischen Stadtrechte wurde. Darin war festgesetzt, daß die Bürger sich ihre Obrigkeit selbst wählen durften. Auch die Abgaben an den Orden, sowie Gericht und Besitztum der Städte waren darin bestimmt. Noch mitten im Kampfe legte der Landmeister Konrad von Thierberg den Grund zu der prächtigen Marienburg. Im Jahre 1309 verlegte der Hochmeister Siegfried von Feuchtwangen seinen Sitz von Venedig in diese Ordensburg. Nun begann des Ordens goldne Zeit. Obgleich die Preußen sich hinter Seen und Sümpfen noch lange tapfer wehrten, so wurde das Land doch endlich ganz unterworfen. Nun siedelte der Orden deutsche Bauern und Burger an. Deutscher Fleiß verwandelte das verödete Land in fruchtbaren Acker. Weitere deutsche Dörfer und Städte entstanden, so daß nun die ganze Ostseeküste mit einem Kranz deutscher Städte umgeben war. Gewerbe und Handel gediehen, in Danzig boten Kaufleute aus allen Ländern ihre Ware feil. Die höchste Blüte erlangte der Orden unter dem Hochmeister Winrich von Kniprode. Das heutige Königreich Sachsen war früher gleichfalls in slavischen Händen. Die ersten deutschen Ansiedelungen finden wir hier in Meißen an der Elbe. Sie reichen bis in die Zeit der sächsischen Kaiser zurück und sind zum größten Teil von der ostthüringischen Mark, dem Osterlande, ausgegangen. Kaiser Otto I. gründete 968 das Bistum Meißen, das weitere Gebiete an sich brachte. Bald reichte der bischöfliche Sprengel von der böhmischen Grenze bis an die Zwickauer Mulde und die Schwarze Elster. Große Verdienste hat sich das Herrscherhaus der Wettiner, das seit 1123 hier ansässig wurde, um die Kolonisation des Landes erworben. Deutsche Familien aus Thüringen zogen nach Sachsen, auch Bergleute aus dem Harz trugen deutsche Kultur und deutsche Sitte dorthin. Bald erblühten die deutschen Städte Altenburg, Zwickau, Leipzig und Freiberg. Die Germanisierung des Vogtlandes vollendete der Deutschorden, der damals in Planen einen seiner Haupt-sitze hatte. Böhmen war von dem slavischen Volke der Tschechen besetzt. Als das Land dem Mährenfürsten Swatoplnk dienstpflichtig wurde, nahmen die Bewohner das Christentum an. Vereinzelt hatten sich schon zur Zeit der sächsischen Kaiser deutsche Familien hier

6. Länder-, Verfassungs- und Kulturgeschichte - S. 11

1904 - Berlin : Nicolai
niedergelassen. Bald machte das Deutschtum auch hier Fortschritte; denn im 12. Jahrhundert zog ein Strom norddeutscher Einwanderer hierher und errichtete Städte und Dörfer. Obwohl das Herrscherhaus der Przemysliden ein slavisches war, so wurde doch. besonders unter den letzten Herrschern dieses Geschlechts, das Deutschtum begünstigt. Die ländliche Besiedelung wurde auch hier überwiegend von deutschen Mönchen geleitet. Auch der tschechische Adel nannte seine Burgen mit deutschen Namen. Zugleich entstanden durch das ganze Land hin, zum Teil hervorgerufen oder gefördert durch das Aufblühen des Silberbergbaues, deutsche Stadtgemeinden. Ottokar I., Wenzel und Ottokar Ii. riefen über zwanzig königliche Städte ins Leben (Leitmeritz, Aussig, Pilsen, Budweis, Kolliu, Deutschbrod u. a.). Prag erhielt später (1348) die erste deutsche Universität. Allerdings gelang es nicht, das Slaventum zu verdrängen. Noch heute machen die slavischen Tschechen die große Mehrzahl der Bevölkerung aus, und der Kampf zwischen Deutschtum und Slaventum besteht fort. — In Mähren wurde das Land gleichfalls nur strichweise kolonisiert. Die ländliche Besiedelung war vor allem wieder das Werk mönchischer Genossenschaften. Unter den deutschen Städten, die hier zum Teil früher als in Böhmen angelegt wurden, sind besonders Olmütz, Brünn, Znaim und Jglau zu nennen. Eigentümlich vollzog sich die Kolonisation Schlesiens. Ehemals zu Polen gehörig, wurde es unter Kaiser Friedrich I. ein selbständiges-Herzogtum. Ein Nebenzweig der polnischen Königsfamilie der Piasten bekam Schlesien, dessen Bevölkerung damals slavisch war. Allerdings hatten schon vorher deutsche Bildung und Sitte Eingang gefunden. Die polnischen Fürsten bauten hier die ersten Festen und errichteten die ersten christlichen Anstalten, so ba& Bistum Breslau um das Jahr 1000. Unter dem neubegründeten Herrscherhause machte das Deutschtum weitere Fortschritte. Boles-law der Lange gründete 1175 mitten im wilden Oderwalde zwischen Breslau und Glogau das Kloster Leubus. Die Eister-ciensermönche dieses Klosters dürfen den Ruhm für sich in Anspruch nehmen, zuerst den Strom der deutschen Auswanderung nach Schlesien gelenkt zu haben. Aus der Umgegend ihres Mutterklosters Pforta bei Naumburg a. S. kamen Hunderte ihrer Landsleute ihnen nach und gründeten im Liegnitzer Bezirk eine Anzahl deutscher Dörfer. Große Verdienste um die Germanisierung

7. Länder-, Verfassungs- und Kulturgeschichte - S. 15

1904 - Berlin : Nicolai
15 stand. Doch hat sich der Deutsche auch in Österreich als vorzüglicher Pionier der deutschen Kultur bewährt. Ohne Zweifel muß das deutsche Element auch hier das formgebende, anregende, zusammenhaltende Grundelement des Staates genannt werden. In Brandenburg-Preußen folgte auf die äußere Besiedelung unter der Regierung der Hohenzollern eine nachhaltige innere Kolonisation, so besonders unter dem Großen Kurfürsten und seinen drei nächsten Nachfolgern, meist unter Heranziehung fremder Einwanderer. Ungenügend ausgenutztes, anbanungsfähiges Land wurde urbar gemacht. Sümpfe wurden ausgetrocknet und in blühende Gefilde verwandelt. Wie der Große Kurfürst die geflüchteten Hugenotten, so nahm Friedrich Wilhelm I. 20 000 vertriebene Salzburger auf, von denen 15 000 allein in Ostpreußen und Litauen angesiedelt wurden. Auch unter Friedrich dem Großen ging der Zuzug fremder Kolonisten stetig von statten. Man nimmt an, daß von 1740 bis 1786 gegen 300 000 Personen aufgenommen worden sind. Besonders hingewiesen sei auf die Kulturarbeit des großen Königs in den 1772 erworbenen polnischen Gebieten (Teil Ii S. 67). Unter seinen Nachfolgern hat das Werk der innern Kolonisation nicht geruht. Friedrich Wilhelm Ii. suchte in ähnlicher Weise wie sein großer Vorgänger das in der zweiten und dritten Teilung Polens gewonnene Land zu kultivieren; aber es fehlte der nie rastende Eifer Friedrichs Ii. Da in der Folgezeit das Slaventnm gegen das dentsche Wesen vorzudringen suchte, wurde durch das Gesetz vom 26. April 1886 der preußischen Regierung ein Fonds von 100 Millionen Mark zum Ankauf von polnischem Großgrundbesitz zur Verfügung gestellt, um Bauerndörfer darauf anzulegen und diese mit deutschen Einwanderern zu besetzen (Ansiedlnngs-Kommission). Aber die Polen setzten diesen Bestrebungen der preußischen Regierung großen Widerstand entgegen und suchten ihrerseits deutsche Gebiete zu polonisieren; daher wurden 1903 neue Maßregeln ergriffen, die der Förderung des Deutschtums in den Ostmarken dienen sollten. Der Ansiedlungsfonds wurde um 150 Millionen verstärkt und ein weiterer Betrag von 100 Millionen zur Schaffung von Domänen (Staatsgütern) begründet. Um die Beamten und Lehrer auf ihrem schwierigen Posten im Kampfe gegen das Polentnm zu stärken, wurde ihnen in den Ostmarken eine Gehaltszulage bewilligt. Auch hat sich ein „Deutscher Ostmarken-Verein" gebildet, der

8. Länder-, Verfassungs- und Kulturgeschichte - S. 18

1904 - Berlin : Nicolai
18 zichtete auf die römische Kaiserwürde. Freilich büßte das Reich dadurch an Glanz und Ansehen ein, er gewann aber Zeit und Kraft für Deutschland. Bald lösten sich vom Deutschen Reiche Burgund und die Schweiz ab. Burgund zerfiel nach dem Tode Karls Iv. in mehrere unabhängige Gebiete, die nach und nach an Frankreich kamen. Am Ende des Mittelalters war fast ganz Burgund in französischen Händen. Dieser Verlust war noch zu verschmerzen; denn der Zusammenhang Burgunds mit dem Deutschen Reiche war ein ziemlich lockerer und Südfrankreich für die Deutschen ein fremdes Land gewesen. Dagegen erlitt das Reich unter Maximilian I. einen unersetzlichen Verlust durch Abtrennung der Schweiz. Die Schweiz war ein deutsches Land; noch heute wird dort überwiegend die deutsche Sprache gesprochen. Das freiheitsliebende Alpenvolk konnte den harten Druck der Habsburger nicht ertragen und machte sich nach langen und schweren Kämpfen unabhängig vom Hause Österreich. Gegen die Eroberungspläne dieses Hauses hatten die Schweizer schon (wie später gegen den Herzog Karl den Kühnen von Burgund bei Granson und Murten), mannhaft und siegreich in den Schlachten bei Morgarten (1315) und Sempach (1386) gekämpft. So dauerten die Angriffe und Kämpfe fort, bis es unter Maximilian I. zur Entscheidung kam. Durch Grenzstreitigkeiten der Schweiz und Tyrol veranlaßt, rüsteten die Schweizer gegen Österreich. Obwohl Maximilian einen verheerenden Kriegszug gegen sie unternahm und mehr als 200 Ortschaften der Schweiz vernichtete, unterlag er den Eidgenossen und mußte im Baseler Frieden (1499) auf alle Rechte an die Schweizer verzichten. Sie sagten sich gänzlich vom Reiche los und bildeten unter dem Namen der „Eidgenossenschaft" einen Freistaat. So war ein braves Volk und ein herrliches Land für das Deutsche Reich auf immer verloren; denn 1648 wurde im Westfälischen Frieden die Unabhängigkeit der Schweiz anerkannt. Verlust des deutschen Ordenslandes. Unter dem Hochmeister Winrich von Kniprode war das Ordensland Preußen blühend und so mächtig geworden, daß es von der Oder bis zum Finnischen Meerbusen reichte. Das Deutschtum hatte dort tief Wurzel geschlagen. Solange der Orden im Kampfe stand, blieben die Ritter ihrem Gelübde treu. Als aber die Not und Gefahr geschwunden war, wurden sie hochmütig und verfielen in Üppigkeit und Schwelgerei.

9. Länder-, Verfassungs- und Kulturgeschichte - S. 19

1904 - Berlin : Nicolai
19 So folgte auf die Blüte der Verfall des Ordens. Die Heidenfahrten, die er gegen die Litauer unternahm, verwickelten ihn in einen Kampf mit den Polen. Der Großfürst Jagello von Litauen hatte nämlich die Erbtochter Ludwigs, Hedwig von Polen, geheiratet und dadurch Polen mit Litauen vereinigt. Gleichzeitig war Jagello zum Christentum übergetreten und hatte bei seiner Taufe den Namen Wladislaus angenommen. Nach der Vereinigung von Polen und Litauen fühlte sich König Wladislaus stark genug, dem Orden im Kampfe entgegenzutreten. In der blutigen Schlacht bei Tannenberg im Jahre 1410 wurde das ganze Ordens- 1410 Heer von ihm vernichtet, der Hochmeister fiel. Zwar erhielt der Orden durch das mutige Eingreisen des Komturs Heinrich von Plauen, der die Marienburg rettete, im ersten Frieden zu Thorn (1411) fast das ganze Land zurück; aber mit den Ordens- 1411 rittern wurde es nicht besser. Sie sanken von Stufe zu Stufe. Neue Kämpfe mit den Polen führten 1466 zum zweiten Frieden 1466 zu Thorn, in dem der Orden ganz Westpreußen an Polen abtreten und für Ostpreußen sich als Vasallen des Königs von Polen bekennen mußte. So war wieder ein schönes deutsches Land verloren gegangen. Von Reichs wegen wurde nichts für das Ordensland getan; der Kaiser kümmerte sich nicht um den Verlust. Erst die Hohenzollern haben den Schaden wieder gut gemacht. — Seit 1561 gingen auch die livländischen Provinzen an Polen, Schweden und Rußland verloren. Verlust von Böhmen und Ungarn. Unter Friedrich Iii. (1440 bis 1493) trennten sich Böhmen und Ungarn vom Hause Habsburg und damit vom Deutschen Reiche und erwählten sich eigene Könige. In Böhmen erhielt Georg Podiebrad, in Ungarn Matthias Corvinus die Königswürde. Durch eine Wechselheirat der beiden Enkel Maximilians I. mit den Kindern des Königs Wladislaus von Ungarn wurde jedoch die Wiedererwerbung der beiden Länder vorbereitet. An die Vermählung schloß sich nämlich ein Erbvertrag, nach dem später Ungarn und Böhmen wieder an Österreich zurückfallen sollten. Als Matthias Corvinus starb, wurde Ungarn zunächst mit Böhmen vereint. Im Jahre 1526 kamen beide Länder durch Ferdinand I., der die Schwester Ludwigs Ii., des letzten Königs von Böhmen und Ungarn, zur Gemahlin hatte, wieder an Österreich zurück. Seit dieser Zeit ist der Beherrscher Österreichs zugleich König von Ungarn. Doch gewann Deutschland dadurch 2*

10. Länder-, Verfassungs- und Kulturgeschichte - S. 25

1904 - Berlin : Nicolai
Kurfürstentums betrug damals nur etwas über 400 Quadratmeilen. Es umfaßte die Altmark, die Prignitz, die Mittelmark mit dem Havellande und den Ländern Zauche, Teltow, Barnim und Lebus. Dazu kamen später noch die fränkischen Fürstentümer Ansbach und Bayreuth. Uber die Grafschaft Ruppin stand dem Kurfürsten von Brandenburg die Lehnshoheit zu. Die wichtigsten Oebietserwerbungen -er Hohenmern. Preußen. Im zweiten Frieden zu Thorn mußte der Deutsche Ritterorden fast ganz Westpreußen an Polen abtreten, er behielt nur Ostpreußen und zwar als polnisches Lehn. Um dem Lande wieder aufzuhelfen, beschlossen die Ordensritter, die Hochmeisterwürde einem Fürsten aus einem mächtigen Hause zu übertragen. So wurde der Markgraf Albrecht von Ansbach, der ein naher Verwandter des Kurfürsten Joachim von Brandenburg und zugleich ein Neffe des Königs von Polen war, Hochmeister des Ordens. Albrecht verwandelte auf den Rat Luthers das Ordensland 1525 in ein weltliches Herzogtum. Gegen Leistung des Lehnseides gab der König von Polen im Vertrage zu Krakau seine Zustimmung zu dieser Umwandlung. Nach der Verfassungsurkunde von 1466 hatte das westliche Preußen seine eigene Verfassung behalten. Der mächtige polnische Adel wußte es jedoch 1568 auf dem Reichstage zu Lublin durchzusetzen, daß durch ein königliches Schreiben die vollständige Vereinigung mit dem polnischen Reiche vollzogen wurde. Westpreußen wurde also eine polnische Provinz. Ostpreußen ging alsbald einer glücklicheren Zukunft entgegen. Auf Herzog Albrecht folgte sein fünfzehnjähriger ©ohn, Albrecht Friedrich. Dieser verheiratete sich mit Marie Eleonore von Cleve. Der Herzog hatte keine männlichen Erben, sondern nur zwei Töchter, Anna und Eleonore. Anna war an Johann Sigismund verheiratet, Eleonore wurde die zweite Gemahlin Joachim Friedrichs. Nach dem 1618 erfolgten Tode Albrecht Friedrichs fiel Ostpreußen daher an Brandenburg. Durch den Großen Kurfürsten erlangte es nach dem Schwedisch-Polnischen Kriege im Frieden zu Oliva feine volle Unabhängigkeit von Polen Westpreußen mit dem Netzediftrikt und dem Bistume Ermeland kam im Jahre 1772 in der ersten Teilung Polens an Preußen.
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