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nahm mit andern Herren eine Kirchenvisitation. Mit weiser Mäßigung
ließ man manche an sich gleichgültige katholische Ceremonieen bestehen;
die Mißbräuche aber, die vorhanden waren, wurden abgestellt. Es
währte auch nicht lange, da bekannte sich sast das ganze Land zur
lutherischen Lehre.
2. Ein zweites wölfisches Herzogtum bildete zur Zeit der Resorma-
tion die jetzige Lauddrostei Lüneburg. Hier herrschte zu jener Zeit
Herzog Ernst, einer der wenigen deutschen Fürsten, die sich zuerst und
mit voller Inbrunst der Lehre Luthers zuwandten. Herzog Ernst, „der
Bekenner" genannt, war 1497 geboren und als zarter Knabe an den
Hof seines Oheims, des Kurfürsten Friedrich des Weisen, gesandt
worden. Von hier begab er sich auf die Hochschule zu Wittenberg,
erlebte daselbst den kühnen Ansang der Reformation und lauschte mit
Hingebung den Worten und der Lehre Luthers. Nach kurzem Anfent-
halte am Hofe des ritterlichen Königs Franz I. in Frankreich wurde
der junge Fürst bereits 1520 zur Regierung berufen. — Die lutherische
Lehre hatte sich im Lüneburgischen bereits an einigen Orten Eingang
verschafft; man weiß nicht, ob durch die unwiderstehliche Gewalt eines
Lutherliedes, welches Wanderer nach dem Norden trugen, oder ob durch
jene fliegenden Blätter, die von den Vorgängen in Wittenberg Kunde
durch die Welt trugen. Den vielfachen Anfeindungen gegenüber, denen
die neue Lehre seitens der Geistlichkeit, der Stadtbehörden und des Adels
begegnete, duldete Herzog Ernst bereits 1524 eine junge kirchliche
Genossenschaft in Celle; ja, er that noch mehr, er bemühte sich selber
rastlos um die weitere Verbreitung und den Ausbau der Kirchen-
reformation in seinem Lande. — Auf dem Reichstage zu Augsburg 1530
unterschrieb Herzog Ernst mit den andern evangelischen Fürsten das
Augsburgische Glaubensbekenntnis, und er ist demselben in guten und
bösen Tagen treu geblieben. So erwarb er sich den schönen Beinamen des
Bekenners. — Von Augsburg brachte er sich einen trefflichen Gehülfen
in der Person des Urbanus Rhegius mit, den er zum General-
Superintendenten ernannte. Ernst hatte ihn herzlich lieb. Als Rhegius
nach zwei Jahren wieder einen Ruf nach Augsburg erhielt, da hörte
Ernst dies mit tiefer Bewegung, hob seine Finger zu den Augen empor
und sprach: „Weiß ich doch nicht, ob ich lieber ein Auge missen wollte
oder meinen Doctor; denn der Augen habe ich zwei, aber nur einen
Rhegius." Dann zu diesem sich wendend, bat er: „Lieber Urban, bleibt
bei uns! Ihr könnt wohl jemand finden, der euch mehr Geld giebt als
ich, aber keinen, der eurem Predigen lieber zuhört." Rhegius blieb und
hat in Gemeinschaft mit Herzog Ernst noch viel Gutes gewirkt, bis
er 1541 die Augen schloß. Herzog Ernst der Bekenner starb 1546,
den 11. Januar, also kurz vor dem Tode seines Lehrers und Freundes
Luther.
3. So hat in den alt-welsischen Herzogtümern Kalenberg,
Lüneburg, Braun schweig, Göttinge u, Grubenhagen das
lutherische Bekenntnis von Anfang an vorgeherrscht. Aber auch diejenigen
Landesteile, die erst später an Hannover gefallen sind, bekennen sich vor-
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Extrahierte Personennamen: Ernst Ernst Friedrich Friedrich Franz_I. Franz_I. Ernst Ernst Ernst Ernst Ernst Urban Rhegius Ernst Ernst
Extrahierte Ortsnamen: Lüneburg Wittenberg Luthers Frankreich Wittenberg Celle Urbanus_Rhegius Kalenberg Lüneburg
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wiegend zur lutherischen Kirche. Die Grafschaften Hoya und Diep-
holz sind aus der Zeit ihrer Fürsten her lutherisch. In den Herzoge
tümern Bremen und Verden ist das Luthertum gegen den Willen der
Bischöfe eingeführt und hat an der darauf folgenden fchwedifchen Herr-
schaft eine starke Stütze gefunden. Das Fürstentum Hildes he im ist
zwischen Lutheranern und Katholiken geteilt, jedoch so, daß die ersteren
in der Mehrzahl sind. Im Fürstentum Osnabrück ist die Bevölkerung
gemischt, indem die Bischöfe es nicht verhindern konnten, daß die Städte,
zahlreiche Adelsfamilien und damit auch deren zugehörige Dörfer über-
traten. In der Grafschaft L in gen ist die Bevölkerung ebenfalls gemifcht.
Das Fürstentum Aremberg-Meppen als ein Bestandteil des ehe-
maligen Bistums Münster ist überwiegend katholisch. Die Grafschaft
Bentheim, dem Bekenntnis ihrer Fürsten und dem Beispiele der
benachbarten Niederlande folgend, ist vorwiegend reformiert. In Ost-
sriesland herrscht im östlichen Teile das Luthertum vor, während
Emden und die umliegenden Bezirke sich zur reformierten Kirche bekennen.
Iii. Neuere Geschichte.
7. Die Erhebung Hannovers zum Knrfürstentume und seine
Verbindung mit England.
1. Im Laufe der Zeit waren verschiedene Linien des braunschweig-
lüneburgischen Hauses ausgestorben, und alle Länder der ausgestorbenen
Linien fielen an die Söhne Ernst des Bekenners: Heinrich und
Wilhelm. Wilhelm ist der Ahnherr der neuen braunschweig-
lüneburgischen Linie, welche bis 1866 über Hannover herrschte.
Der Sohn Herzog Wilhelms war Georg von Celle; er verlegte (1636)
die Residenz von Celle nach Hannover. Sein Sohn, Ernst August
(1679—1698), machte seinen und seines Landes Namen bekannt durch
den andauernden und tapfern Beistand, den er dem deutschen Kaiser in
seinen Kämpfen gegen die Franzosen und Türken leistete. Zum Lohne
dafür ward ihm 1692 vom Kaiser trotz der anfänglichen Protestation
der übrigen Kurfürsten und des fortgesetzten heftigen Widerspruchs der
Wolfenbüttler Linie die neunte Kurwürde beigelegt. Da die Länder
der Kurfürsten laut der goldeuen Bulle vom Jahre 1356 nicht durch
Familienteilungen zerstückelt werden durften, fo ist es klar, daß mit der
Erhebung unseres Landes zum Kurfürstentum ein neuer, wichtiger Abschnitt
seiner Geschichte beginnt.
2. Aber der Glanz des Hauses sollte noch höher steigen. Als
1698 Ernst August starb, solgte ihm sein Sohn Georg Ludwig.
Die Mutter Georgs, Sophie, war eine Enkelin des englischen Königs
Jakob I. Als nun 1714 die Königin Anna von England, eine
andere Enkelin Jakobs I., ohne Erben starb, wurde Kurfürst Georg von
Hannover, der nächste protestantische Verwandte des erloschenen Hauses,
als Georg I. (1714—1727) auf den Thron diefes mächtigen Reiches
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TM Hauptwörter (200): [T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann]]
Extrahierte Personennamen: Ernst Heinrich Heinrich Wilhelm Wilhelm Wilhelms Wilhelms Georg_von_Celle Ernst August Ernst August Georg_Ludwig Ludwig Sophie Anna_von_England Jakobs_I. Georg_von
Hannover
Extrahierte Ortsnamen: Niederlande Emden Hannovers England Celle Hannover Georgs
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Felsenkuppe hatten sie ihre Opferstätten. Meist floß zur Ehre der Götter
das Blut geschlachteter Pferde; nicht selten traf das Messer des Opfer-
Priesters auch den gefangenen Feind.
3. Unsere Vorsahren wohnten nicht gern in größeren Städten und
Dörfern. Längs der murmelnden Gewässer in den Thälern oder auf
offenen Waldstellen fiedelten sie sich an, zuweilen allein, öfter noch der-
eint zu einer Gemeinde. Eine solche Gemeinde bestand aus einer Anzahl
von Hausstellen, deren jede mit dem zugehörigen Hofplatze und Garten
eine Hofreite ausmachte. Der Besitz der Gemeinde an Wiese und Feld
war gemeinsam. Ein Teil dieses Gemeindebesitzes wurde nach einer fest-
stehenden Ordnung unter die Hauswirte verteilt zu zeitweiliger Benutzung;
ein anderer Teil bildete die Gemeinheit, die von allen Gemeinde-
gliedern zum Hüten des Viehes benutzt wurde. Erst später wurde den
Hausstellen Wiese und Feld dauernd zugeteilt. Ein solches Besitztum
nannte man dann eine Hufe. Den Wald dagegen und auch den Weide-
platz betrachteten unsere Vorfahren als gemeinsames Besitztum. Meist
hatten mehrere Gemeinden Anteil an den einzelnen großen Waldflächen,
den Markwaldungen. Aus dem Markwalde nahm man Gras,
Eichelmast, Bau- und Brennholz nach Bedarf. — So klein die einzelnen
Gemeinden waren, fo herrschte doch in den meisten eine strenge Sonderung
nach Ständen. Da gab es zuerst zwei Klassen unfreier Leute. Die
verachtetsteu unter diesen waren die Sklaven, Schalke genannt. Es
waren meist Kriegsgefangene, oft auch Männer, die ihre Freiheit beim
Spiel als Preis eingefetzt hatten. Schwere Arbeit auf den Höfen war
ihr Los, und sie konnten wie eine Sache weiterverkauft werden. Die
zweite Art der Unfreien waren die Liten. Sie waren auch einem Freien
zum Dienst verpflichtet, befaßen aber ein ihnen vom Herrn verliehenes
Stück Land zur Nutznießung und durften ohne dieses Grundstück nicht
verkauft werden. Ihnen gegenüber bildeten die Freien den Kern des
Volkes. Sie saßen auf eigenem Gut und vererbten dieses auf ihre
männlichen Nachkommen. War das Besitztum nur klein, so daß der
Besitzer es ohne Hilfe von Liten und Schalken bearbeiten mußte, so zählte
er zu den Gemeinfreien. Von diesen unterschieden waren die Edelen,
die durch großen Besitz und zahlreiches Gesinde einen hohen Vorrang
hatten.
2. Die Bekehrung zum Christentum.
1. Im Laufe der Jahrhunderte trat in unserem Vaterlande eine
große Veränderung du : fast alle großen Volksstämme bekehrten sich zum
Christentum. Nur unsere Vorfahren, die Sachsen, hielten noch immer
an ihren heidnischen Göttern und Sitten fest und waren allen Nachbaren
durch ihre Raubzüge gefährlich. Besonders hatten die westlichen Nach-
baren, die Franken, sehr viel von dem wilden, kriegerischen Sinne der
Sachsen zu leiden. Vergebens hatten Karl Martell und sein Sohn
Pippin gegen denselben gekämpft; erst dem Sohne des letzteren, Karl
dem Großen (768—814), war es beschieden, das Volk zum Christen-
tume zu bekehren. Doch gelang ihm dies erst nach harten Kämpfen.
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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TM Hauptwörter (200): [T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen]]
Extrahierte Personennamen: Karl_Martell Karl Pippin Karl
dem_Großen Karl
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berufen. Damit war das Kurfürstentum aber keineswegs eine Provinz
von England geworden, sondern es behielt seine eigene Regierung, seine
eigenen Finanzen, sein eigenes Heer. Georg I. blieb stets seinen deutschen
Kurstaaten mit väterlicher Huld zugethau; zu wiederholten Malen besuchte
er Hannover, und als er wieder sich dorthin begeben wollte, ereilte ihn
zu Osnabrück 1727 der Tod. Ihm folgte fein Sohn Georg Ii.
(1727-1760).
8. Hannover während des siebenjährigen Krieges und der
französischen Fremdherrschaft.
1. Während der Regierung Georgs Ii. brach der siebenjährige Krieg
aus (1756 — 1763), in welchem Preußen gegen Österreich und deffen
Verbündete, zu denen zeitweise auch Frankreich gehörte, kämpfte. Da
auch England zu der Zeit mit Frankreich im Kriege lag, so verbündete
sich Georg Ii. mit Friedrich d. Gr. gegen den gemeinsamen Feind.
In Folge dessen machten die Franzosen sofort Miene, Hannover zu über-
fallen. Schnell rüstete Georg Ii. ein deutsches Heer von 40 000 Mann,
unter denen 18 000 Mann Hannoveraner waren, und stellte seinen zweiten
Sohn, den Herzog von Cumberland, an die Spitze desselben. Am
26. Juli 1757 kam es bei Hastenbeck unweit Hameln zur Schlacht,
in welcher die Franzosen in Folge eines Fehlers des Anführers wider
ihr Vermuten den Sieg davontrugen, den die Hannoveraner schon in
Händen hatten. Nun stellte Georg an die Spitze des Heeres den Herzog
Ferdinand von Braunschweig. Gar bald gelang es diesem aus-
gezeichneten Feldherrn, die Franzosen über den Rhein zu jageu. Aber
auch dort gönnte Ferdinand ihnen keine Rast; noch im Jahre 1758
brachte er ihnen bei Krefeld eine gänzliche Niederlage bei. Im folgenden
Jahre drangen die Franzosen zwar wieder in Südhannover ein, doch am
1. August 1759 schlug Ferdinand bei Minden das feindliche Heer wieder
gänzlich in die Flucht. Trotzdem brachen die Franzofen noch mehrere
Male mordend und plündernd in Südhannover ein, bis am 15. Februar
1763 Frieden geschlossen wurde.
2. Georg Ii. hatte den Friedensschluß des siebenjährigen Krieges
nicht mehr erlebt; er war schon 1760 gestorben. Ihm folgte sein
Enkel Georg Wilhelm Friedrich, als König von England
Georg Iii. (1760 — 1820). Georg Iii. nahm an den Kämpfen, welche
die Republik Frankreich am Ende des vorigen Jahrhunderts über Europa
heraufbeschwor, thätigen Anteil. Mit großem Ruhme kämpften die
hannoverschen Regimenter in Belgien und am Rhein; die hartnäckige
Verteidigung von Menin im April 1794 unter dem General
von Hammerstein ist eine der glänzendsten Waffenthaten dieser an
denkwürdigen Kriegsereignissen so reichen Zeit. Im folgenden Jahre
trat Hannover dem von Preußen mit Frankreich abgeschlossenen Separat-
frieden von Basel bei.
Acht Jahre lang hatte Hannover nun Ruhe vor den Franzosen.
Als aber im Jahre 1803 der Krieg zwischen Frankreich und England
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Extrahierte Personennamen: Georg_Ii Georg_Ii Friedrich_d Friedrich Georg_Ii von_Cumberland Georg Ferdinand_von_Braunschweig Ferdinand Ferdinand August Ferdinand Ferdinand Georg_Ii Georg_Wilhelm_Friedrich Wilhelm Friedrich Georg_Iii Georg_Iii Hammerstein
Extrahierte Ortsnamen: England Hannover Georgs Frankreich England Frankreich Hannover Rhein Krefeld Südhannover Südhannover England Frankreich Europa Belgien Rhein Frankreich Basel Frankreich
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Ebene die Berge des Harzes klar und dunstlos. Auf den höchsten Kuppen
des Gebirges verschwindet der Schnee in einzelnen Löchern oft das ganze
Jahr nicht; soweit das Tannenholz reicht, liegt er meist acht Wochen
des Jahres länger als da, wo das Laubholz beginnt. Die angenehmste
Jahreszeit ist ohne Zweifel der Herbst; milde und hell legt sich dann
die klare, beständige Luft um die Gipfel der Berge.
Der Harz ist sehr metallreich. Die Metalle befinden sich jedoch
selten gediegen, d. h. rein, sondern sind meist mit anderen Stoffen ver-
mischt; in diesem Zustande heißen sie Erze. Die Erze des Harzes sind
wesentlich nur Kupfererze, silberhaltige Bleierze und Eisensteine. Sie
finden sich im allgemeinen entweder auf Gängen oder in Lagern. Gänge
sind die tief aus dem Erdiunern kommenden Spalten, deren Räume
mit edlen Erzen ausgefüllt, aber auch meist von sehr hartem Gestein
begleitet sind; Lager sind die mehr horizontal angehäuften Erdmassen.
4. Die meisten Bewohner des Harzes treiben Bergbau. Der
Bergmann schafft unter Mühe und vielen Gefahren die Erze aus dem
dunklen Schoß der Erde heraus; der Hütteumauu schmilzt die Erze,
um das reine Metall zu gewinnen: die Kupfererze und die silberhaltigen
Bleierze in den sog. Silberhütten, die Eisensteine in den Eisenhütten.
Schon seit dem 13. Jahrhundert sind die Silberbergwerke des Oberharzes
im Bau, aber nicht erschöpft; noch immer gilt der Trinkspruch des
kräftigen und fröhlichen Oberharzers: „Es grüne die Tanne, es wachse
das Erz; Gott gebe uns allen ein fröhliches Herz." Wo aber nicht der
Bergmann seine Fäustel schwingt oder der Hüttenmann Erze schmelzt,
da begegnet man Wäldarbeitern aller Art und einsamen Hirten, welche
die mit volltönenden Glocken geschmückten Herden weit in die Wälder
hineintreiben. Andere Harzer nähren sich vom Ackerbau, vom Pflanzen-
und Beerensammeln, verkaufen in der Ebene Holzwaren, Vögel ?c.
Der Bewohner des Harzes ist kräftig, mutig und tapfer, gesund
und frisch wie die Natur seiner Heimat.
Der beständige Kampf, den er mit der ihn umgebenden Natur führt, schärft
feine Sinne und giebt ihm Geistesgegenwart und Entschlossenheit. Die reine,
stärkende Bergluft kräftigt seine Brust, fo daß er, der gleich allen Bergbewohnern
Musik und Gesang liebt, dieser Neigung nach Herzenslust sich hingeben kann. Die
Fröhlichkeit und Ausgelassenheit, deren der Harzer fähig ist, zeigt sich, wenn er an
Sonn- und Festtagen, den Staub und die Last der Wochenarbeit abschüttelnd, zu
seinen Festen eilt. Unermüdlichere und übermütigere Tänzer als auf den Festen
im Harze fucht man vergebens. Stählt die Arbeit des Berg- und Hüttenmanns
auf der einen Seite den Körper, fo untergräbt sie auf der anderen Seite nicht
selten die Gesundheit. Die Bergleute leiden infolge langjähriger Einatmung der
sauerstoffarmen Luft der Gruben an der Bergfucht, die sich besonders in Atmungs-
Beschwerden zeigt; die Silberhüttenleute werden oft von der sog. Hüttenkatze
(Bleikolik) gequält, einer eigentümlichen Krankheit, die den Körper durch Abzeh-
rung oder Lähmung zu Grunde richtet. Dieses und die fast täglichen Gefahren,
die den Bergmann umgeben, vermischen jene Fröhlichkeit mit einem ernsten,
religiösen Sinn.
Die Bewohner des Oberharzes sind Franken, die des Unterharzes
gehören dem niedersächsischen Stamme an. Die Sprache ist
hochdeutsch, fränkischer Dialekt, besonders auf dem Oberharz, während
die Sprache an den Abhängen nach und nach in die verschiedenen Mund-
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zweiten den Anfang einer Predigt des Pastor Sackmann (1643—1718)
zu Limmer bei Hannover:
1) „Wy komet woll vor einet rieten Mannes Dohr J) — Tau düssen Marten-
abend. — Wy wünschet dem Heeren einen goldenen Disch — 'rt gebratenen Fisch —
'n Glas mit Wien — Dat sall des Heeren Mahltied syn — Tau düssen Marten-
abend. — Wy wünschet der Fruen 'n goldenen Wagen, — Mit Silwer beslagen,
— Drin sall sei denn spazieren sahren — Tau düssen Martenabend. — Wy h ebb et
der Jungser eshoren — Von Gold un Silwer 'ne Krone, — Dei Krone dei is so
wiet2) un breit — Bedecket dei lettoe3) Christenheit, — Bedecket dat Krut un greine4)
Gras — Dat Gott, dei Herre, erschaffen hat — Tau düssen Martenabend."
2) „Ja, dat geit bull5) thok) in der Welt, immer duller als dull, unrecht un
umgekehrt. Sünst7) hebben de Fruens Fohlen s) in de Röcke dragen, nu nich, nu
gaht9) de Keerls mit Flegensohlen (ich meine Falten). Is dat nich ene Fruendracht?
Ja seht mal an de Röcke. Als ick mi dit Kleed maken Icet10) un nu de Schnider
Meister Jochen mit de Kniepscheere darbi kam, so sedde n) ick: wo nu vor den Düster,
will ji mik eenen Wiwerrock12) maken, schall ick nu ok up minen olden Dag een
Wis, een Narr waren? Ja, sedde de Schnider, ich will um ju nich thom Schelm
waren, dat is de Mode so. Ick sedde: Hal di de Krankt13) mit feiner Mode! Hier
hebbe ick nu 5 Fohlen un achter ") 5 Fohlen un hier noch 5 Fohlen. O ick arme
Mann!"
Die Bewohner des Berglandes leben meistens in Ortschaften von
zusammenhängender Lage der Wohnungen (Dörfer); die Dörfer sind
hier durchgängig erheblich größer als im Norden.
Die Bauernhäuser sind zweistöckig. Unten befindet sich in der Mitte die
große Diele, deren Boden aus gestampftem Lehm besteht, links sind die Wohnräume,
rechts die Pferde- und Kuhställe; im Hintergrunde des Hausflurs befindet sich die
Küche, sowie die Milch - und Vorratskammer. Von der Diele führt eine Treppe
in das obere Gemach, das die „Böhnens" (Bühnen) enthält. Diese dienen als Schlaf-
und Vorratskammern-, eine von ihnen, die „Schneidebühne" über dem Kuhftall, ent-
hält die Schneidelade. Das Dach ist jetzt meist ein Ziegeldach.
3. Das Bergland im Westen der Weser.
1. An den Ostsüntel, der mit dem östlichen Thorpfeiler der Porta
westphalica endet, schließt sich im Westen der Wefer der Wcstsüntcl
an, der jedoch gewöhnlich Wiehengebirge oder Wittekindsgebirge
genannt wird.
Der Westsüntel beginnt mit dem westlichen Thorpfeiler der Porta, westphalica,
dem Wittekindsberge, streicht zuerst nach Nw., ändert von Lübbecke bis an die
Grenze der Provinz Hannover (Huntethal) feine Richtung in eine fast südwestliche,
geht jedoch von hier wieder in seine nordwestliche Richtung über. Während das
Gebirge bis dahin eine einfache Kette bildete, breitet es sich, sobald es in die Pro-
vinz Hannover tritt, zu einer etwa zwei Meilen breiten lieblichen Landschaft aus
und wird durchweg nach den ihm zunächst liegenden Ortschaften genannt. Bei
Bramsche verliert es sich als niedriger Hügelzug in der norddeutschen Tiefebene. Im
Süden der Hauptkette befinden sich im osnabrückifchen Gebiete eine Anzahl Vorberge,
unter denen seines Kohlenreichtums wegen der Piesberg (18t) w) der bekannteste ist.
Parallel mit dem Wiehengebirge streicht der Teutoburger Wald.
Mit diesem Namen wird gewöhnlich die langgedehnte Bergkette von der
Diemel bis an die Ems bei Rheine bezeichnet, die jedoch in ihren ein-
zelnen Teilen verschiedene besondere Namen führt.
1) Thür. — 2) weit. — 3) liebe. — 4) grüne. — 5) toll. — 6) zu. — 7) sonst. —
8) Falten. — 9j geht. — 10) ließ. — n) sagte. — ,2) Weiberrock. — 13j Krankheit. —
14) hinten.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
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Extrahierte Personennamen: Sackmann Jochen
Extrahierte Ortsnamen: Hannover Wien Ostsüntel Westsüntel Bramsche Piesberg Rheine