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1. Geschichte - S. 91

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
91 Mai fiel, wieder zu ihm nach Dockum kämen, um die Hl. Firmung zu empfangen. Seine Schüler und Mitarbeiter waren wegen der bevorstehenden Feier um ihn versammelt. An dem festgesetzten Tage, dem 5. Juni 755, erwartete Bonifacins mit ihnen ^ie Ankunft der Neugetauften. Er, der Friedensbote und Segenbringer, wollte des Herrn Heilmittel spenden; als aber früh am Morgen die Sonne sich über das Land erhob und höher des Bonifacins Dankgebete gen Himmel stiegen für den Segen des Herrn, der sichtbar mit ihm gewesen war, da vernahm sein Ohr statt der Hymnen und Loblieder, mit welchem manches Jahr auf deutschem Bodeu die Schaaren der Firmlinge ihm entgegen gezogen waren, wildes Kriegsgeschrei. Statt der Nengetanften, die er erwartete, sah er eine Rotte blutdürstiger Feinde nahen. Mit Schild und Speer bewaffnet drangen sie auf seiuen Lagerplatz. Die um Bouisacius versammelten Diener gedachten Gewalt mit Gewalt abzuwehren, suchten sich zu bewaffuen, so gnt sie konnten, und stürzten aus dem Zelte dem Feinde entgegen. Bonifacins aber hatte kaum den Waffenlärm vernommen, so hing erstatt der Rüstung die Reliquien der Heiligen, welche er stets bei sich führte, um, trat aus dem Zelte, versammelte seine Geistlichen um sich und redete also zu den Dienern: „Lasset ab, meine Kinder, ich bitte euch, lasset ab vom Streite, und ferne sei aller Kampf und Krieg gegen unsere Feinde! Lehret uns doch die hl. Schrift, daß wir nicht Böses mit Bösem vergelten, sondern Gutes erweisen sollen für das Böse. Der lang ersehnte Tag ist da, und die Zeit ist gekommen, wo wir von den Mühsalen und Leiden dieses Lebens zu den Freuden der ewigen Seligkeit abberufen werden. Warum wollet ihr so hohe Gnade, so hohen Ruhm uns nicht gönnen, sondern rauben? Nein, lasset uns stark werden in dem Herrn, lasset uns willig aufnehmen, was er gnädig über nits verhängt. Nur auf Gott vertraut, er wird unsere Seelen retten!" So hielt er die Diener vom Kampfe zurück. Dann wandte er sich zu deu um ihn versammelten Priestern, Diakonen und Ordensgeistlichen und redete in seiner Landessprache also zu ihnen: „O meine vielgeliebten Brüder, wenn an der Liebe Gottes euch irgend gelegen ist, wenn die Erinnerung an alle meine väterlichen Ermahnungen etwas bei euch vermag, so zeiget es jetzt iu dieser Stunde! Bedenket, was

2. Geschichte - S. 153

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
153 vater den Segen. Dann erhob er sich und reichte einem neben ihm stehenden Mnnicipalbeamten sein Testament; dieser aber wies es trotzig zurück. Ein anderer nahm es endlich schweigend hin. „Nun laßt uns gehen!" sagte Ludwig, und der ganze Hausen setzte sich iu Bewegung. Der König stieg die Treppe hinab und blickte, während er üb/tr deu Hof ging, oft nach den Zimmern zurück, iu welchen seine Familie eingeschlossen saß. Dann bestieg er mit seinem Beichtvater und zwei Gensdarmen den bereitstehenden Wagen. Eine doppelte Reihe von Soldaten, welche vier Mann hoch standen, hatte ohne Unterbrechung die Straßen, durch welche der Wagen fuhr, besetzt, an allen Ecken waren Kanonen aufgefahren und eine Bedeckung Reiterei umringte den Wagen. Alles, was nicht zum Dienste befehligt war, und alle Einwohner von Paris hatten sich in ihre Häuser zurückgezogen, und so kam eine fürchterliche Leere in die Straßen. Die Stadt war einige Stunden lang wie ansgestorben. Eine finstere Stille und ein trüber Himmel schienen die Tage des Mordes und des öffentlichen Elendes zu weissagen, welche diesem Tag der Trauer folgen sollten. Um 10 Uhr langte der Wagen auf dem Platze Ludwigs Xv. an, in dessen Mitte das Blutgerüst, die Guillotine, stand. Mehr als 15,000 Mann zu Roß und zu Fuß bildeten einen großen Kreis um dieselbe. Wahrend der Fahrt hatte der König im Gebete verweilt. Als er merkte, daß der Wagen hielt, sagte er leise zu Evgeworth: „Jetzt sind wir da, wenn ich nicht irre!" Sogleich wurde der Schlag geöffnet; der König stieg aus und betrat mit der Geduld eines Gerechten, der mit dem Himmel im Frieden lebt, die Stufen des Schaffots. Die Henker umringten ihn und wollten ihn entkleiden; Ludwig aber wies sie mit Hoheit^ zurück, legte selbst das Kleid ab und entblößte seinen Hals. Dann umringten sie ihn aufs neue, um ihm die Hände auf den Rücken zu binden. „Was maßt ihr euch au?" — rief er unwillig — „thuet, was euch befohlen ist, nur binden lasse ich mich nicht." Schon wollten die Henker Gewalt anwenden, als der Beichtvater hinzutrat und ihn an das Beispiel Jesu erinnerte. Und gelassen streckte jetzt Ludwig seine Hände hin und sprach: „So bindet sie denn, damit ich den Kelch der Leiden bis auf die Neige trinke." Dann trat er auf die linke Seite 7**

3. Geschichte - S. 137

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
137 tete er sich aber durch ein Gelübde, Mönch zu werden. Nicht leicht möchte jemand weniger zu diesem Stande geeignet gewesen sein, als gerade er; gleichwohl trat er wider seines Vaters Willen und fein übereiltes Gelübde selbst halb bereuend in das Augnstinerlloster zu Erfurt. Drei Jahre darauf ward er zum Lehrer an der neuerrichteten Universität Wittenberg ernannt. Nun geschah es, daß der damalige Papst Leo X. denjenigen einen vollkommenen Ablaß verkünden ließ, welche zum Bau der Peterskirche in Nom einen Beitrag gaben. So zweckmäßig und heilsam dies auch war, so trieben doch einige Verkünder dieses Ablasses durch ihre Art der Verkündung einen ärgerlichen Mißbrauch, indem sie nicht strenge bei der kirchlichen Lehre vom Ablasse stehen blieben. Da verfaßte Luther (1517) 95 kurze Lehrsätze über den Ablaß und sandte dieselben nicht nur dem Erzbischof zu, unter dem er stand, sondern schlug sie auch, ohne dessen Antwort abzuwarten, an die Kirchthüre an, vertheidigte sie von der Kanzel und verbreitete sie durch den Druck, ^chon tu diesen Sätzen, und noch mehr durch den Widerspruch der Katholiken gereizt, ließ er sich zu Behauptungen fortreißen, die der reinen Kirchenlehre widersprachen. Der Papst ließ ihn durch seinen Gesandten zu Augsburg liebreich auffordern, seinen Irrthümern zu entsagen. Luther gelobte es, änderte aber plötzlich wieder seinen Sinn und trat, weil die Zahl seiner Anhänger größer werden und von seinem Kurfürsten sich geschützt sah, mit seinen Irrthümern nun immer dreister hervor. Im Jahre 1520 verlangte er in der Schrift: „An den christlichen Adel deutscher Nation" den Sturz der Kircheuversassung, die Einziehung der Kirchen guter, die Aushebung der Festtage und der Seelenmessen. Bald verwarf er mich die Firmung, Oelnng, Priesterweihe und Ehe als Sakramente. Damit war sein Abfall entschieden. Leo X. erklärte daher in einer Bulle 41 Sätze Luthers für irrig, bewilligte ihm noch 60 Tage zum Widerrufe und sprach, als er diese Frist unbenutzt verstreichen ließ, den Bann über ihn aus. Hütte Luther dem Oberhaupte der Kirche gehorcht, so war Hoffnung da, alles bald wieder in Ordnung zu bringen. Allein Luthers stolzer Sinn blieb hartnäckig, und seine Wuth gegen Kirche und Papst war fortan maßlos. Am 10. Dezember 1520 versammelte er seine Anhänger vor

4. Geschichte - S. 139

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
139 spiele, so viel an ihm war, voraus, indem er mit einer ehemaligen Nonne, Katharina von Bore, sich verheiratete. Damals wütheten jene fürchterlichen Bauernkriege in Deutschland, durch die an 100,000 Menschen ihr Leben verloren. Lnthers Predigt von der christlichen Freiheit verstanden nämlich die Bauern nach ihrer Weise; sie wollten von den schweren Abgaben und Frohndiensten frei sein, und als ihre Forderuugeu uicht sogleich bewilligt wurden, rotteten sie sich in großen Haufen zusammen, brannten Schlösser mtd Klöster nieder, plünderten und mordeteu aller Orten. Luther hatte anfangs die Forderungen der Bauern vertheidigt und diese seine lieben Brüder genannt; als sie sich aber empörten, änderte er seine Sprache und ermahnte die Fürsten, die Bauern wie tolle Hunde todt zu schlagen. Und es konnte den Fürsten nicht schwer fallen, die im geordneten Kampfe ungeübten Bauern, wenn auch mit schrecklichem Blutvergießen, zu besiegen und den Aufstand zu unterdrücken. Luther suchte von nun an besonders die Fürsten zu gewiuueu, und that alles, um denen, die ihm anhingen, zu Willen zu sein. Die Folge war, daß die Spaltung immer weiter um sich griff, und daß Deutschland bald einem großen Schlachtfeld glich, auf dem sich zwei Parteien heimlich und öffentlich unaufhörlich bekämpften und in diesem Kampfe zur Freude aller Feinde des Vaterlandes dessen beste Kräfte vergeudeten. Der Stifter solch unheilvollen Zustandes überlebte thu uicht lauge. Nachdem Martin Luther schon seit längerer Zeit in Schwer-rnuth und harte Entzweiung mit sich selbst gerathen, wurde er von heftigen Brustschmerzen und einer gefährlichen Schwäche überfallen und starb nach drei Wochen in Eisleben (1546). Der dreißigjährige Krieg (1618—1648). Die Religionsstreitigkeiten in Deutschland waren fast ein volles Jahrhundert hindurch nur Vorspiele des langjährigen, entsetzlichen Krieges, der unsägliches Elend über das Vaterland brachte. Die Veranlassung war folgende: Durch einen kaiserlichen Majestätsbrief war es den protestantischen Ständen (das heißt dem Adel und den freien Städten) in Böhmen erlaubt wordeu, auf ihrem

5. Geschichte - S. 165

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
165 mochte. Blücher und Wellington zogen sich nur wenige Stunden rückwärts, Wellington wählte eine gute Stellung vorwärts des Dorfes Waterloo unweit Brüssel und erwartete Napoleons Angriff, als ihm Blücher Hilfe versprochen hatte. Die entscheidende Schlacht hatte um 11% Uhr zwischen Napoleon und Wellington begonnen; jedes Heer zählte ungefähr 70,000 Mann. Der Kampf dauerte ohne Entscheidung bis 7 Uhr Abends fort; erst bei Einbruch der Nacht warfen die 'Preußen ihre Gegner, während gleichzeitig Wellington auf seiner ganzen Linie vorrücken ließ. Die Flucht der Franzosen wurde jetzt allgemein; ihre ganze Armee gerieth in volle Auflösung, Napoleon vermochte die Flüchtlinge nicht zu sammeln, alles verlor den Muth. Da dankte Napoleon zum zweiten Male ab (22. Juni), und ergab sich am 8. Juli an ein englisches Kriegsschiff. Nach einem Beschlusse der verbündeten Monarchen wurde er auf die Felseninsel St. Helena im atlantischen Ocean gebracht, wo er als Gefangener am 5. Mai 1821 starb. Die Heere der Verbündeten überzogen nach der Schlacht bei Waterloo Frankreich, das leider bloß um 800 Millionen Franken gestraft und nur in seine Gränzen von 1792 eingeschränkt wurde. Durch den Friedensschluß zu Paris (20. Nov. 1815) und den Kongreß zu Wien wurde eine neue Staatenordnung in Europa begründet. Ludwig Mitipp, König der Franzosen (1830). Nach 1815 erfreuten sich das französische und deutsche Volk wieder der Friedensruhe, und nach wenigen Jahren hatten sich beide Völker von den Leiden des Krieges erholt. Der deutsche Bund hatte die stärkste Kriegsmacht in ganz Europa; er war aber friedliebend und kein Nachbarvolk hatte von ihm eine Feindseligkeit zu befürchten. Frankreich war wieder wie vor der Revolution ein großes Königreich, über welches von 1815 bis 1824 Lnd-2*8 ™ gierte, welchem Karl X., gleichfalls ein Bruder Ludwigs Xvi., -auf dem Throne bis 1830 folgte. Wahrend dieser 15 Jahre gelangte Frankreich zu großem Wohlstände und hatle eine freie Verfassung; allein es gab dennoch eine starke Partei, welcher das königliche Haus verhaßt war und die sich vorgesetzt hatte, nicht eher zu

6. Geschichte - S. 43

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
43 es ist Zeit, daß wir von hier gehen, ich um zu sterben, ihr um zu leben. Wer von uns zum Bessern hingehe, weiß niemand als Gott allein." So kehrte er mit ruhiger Wurde tu das Gefängniß zurück. Seine Freunde, die von nun an täglich bei ihm waren, trafen Anstalt ihn zu retten. Der Wächter war bestochen, die Thüre des Gefängnisses stand offen, Sokrates sollte entfliehen. „O meine Freunde," erwiederte aber der Greis, „in welchem Lande könnte ich dem Tode entrinnen ?" Sie meinten, er wäre es seinen Kindern schuldig, den Verfügungen einer ungerechten Regierung zuvorzukommen, allein Sokrates bewies ihnen, daß keine Ungerechtigkeit uns berechtigen könne, den Gesetzen des Vaterlandes ungehorsam zu sein. Beschämt und wehmüthig verließ ihn die treue Schaar, um am folgenden Tag srüh wiederzukommen. Als sie eben eintraten, fanden sie die Gerichtsdiener, die dem Sokrates anzeigten, daß er noch vor Sonnenuntergang den Giftbecher trinken müsse. „Ach," schluchzte einer der Freunde, „wenn du nur nicht so ganz unschuldig stürbest!" „Und wolltest du denn lieber," erwiederte Sokrates mit Lächeln, „daß ich schuldig stürbe?" Darauf sprach er mit ihnen von der Unsterblichkeit der Seele und von dem Wiedersehen nach dem Tode bis zum Abend. Dann nahm er den Becher, betete, daß sein Ausgang von hinnen glücklich sein mochte, und leerte den Becher mit unverändertem, ruhigem Gesichte. Als das Gift zu wirken anfing, legte er sich nieder und hüllte sich in seinen Mantel ein. Man fragte ihn, ob er noch etwas verlange, aber er antwortete nicht mehr. Weinend drückten ihm die Freunde die Augen zu. Mit solcher Gelassenheit und Würde starb der weise Sokrates als ein Opfer der Bosheit und des Neides (399 v. Chr.). Erst nach seinem Tode erkannten die Athener ihr Unrecht. Die ganze Stadt legte Trauer an, als würde in jedem Hanse ein Todter beweint. Seine Hauptaukläger verurtheilten sie zum Tode, die übrigen straften sie mit Landesverweisung. Ihm selbst errichteten sie eine prächtige Bildsäule und verehrten ihn fast wie einen Gott. Seine Lehren aber pflanzten sich durch seine Schüler fort, und waren noch lange für viele eine reiche Quelle reinerer Sittlichkeit und Tugend, ohne daß sie jedoch den immer tieferen Verfall des griechischen Volkes im Ganzen aufzuhalten vermochten.

7. Geschichte - S. 101

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
101 der Donau aus, verwüsteten das Land bis an den Lech und lagerten sich um Augsburg, wohiu ängstliche Vorsicht die Schätze der ganzen Nachbarschaft geflüchtet hatte. Die Stadt war damals nur mit einer schwachen und niedrigen Mauer umgeben. Allein der Hl. Bischof Ulrich wnßte unter den Bürgeru Muth und Zuversicht zu wecken und Augsburg durch tapfern Widerstand so lange zu halten, bis der Sohn und Nachfolger Heinrichs, Otto I. (reg. 936—973), zum Cutsatze herbeigeeilt kam. Eben zogen die Ungarn, von ihren mit Peitschen in der Hand sie kommandierenden Befehlshabern geführt, zum Sturme gegen die Stadt an, als die Knnde erscholl, daß die Hilfe komme. Da wandte sich der Feind, um sich gegen den Entsatz aufzustellen. Ulrich aber verließ in der Nacht mit einem Theil seiner Streiter die so männlich vertheidigte Stadt und schloß sich an das mit Freude begrüßte Heer des Königs an. Durch Gebet und Fasten, gebot dieser, sollten Befehlshaber und Soldaten sich des göttlichen Beistandes im Kampfe gegen die Heiden würdig machen; und am folgenden Tage sollte das heiße, entscheidende Werk König Otto I.

8. Geschichte - S. 104

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
104 ?Ur die Absuchung des heiligen Grabes blieb frei ^ ^lten geschah den Pilgern ein Leid. Dagegen im Eamen die Pilger weheklagend zurück; die seldschuklschen Türken, ein wildes Volk, hatten nämlich das heilige Land erobert, die Christen aufs äußerste mißhandelt und selbst der Kirche und der Priester nicht geschont. Von beit Pilgern selbst forderte man eine große Summe für die Erlaubniß, Jerusalem betreten zu dürfen, und Tausende derselben kamen vor den Thoren vor ^uuaer und Blöße um. 4 a Keiner wurde durch den Äublick dieser Jammerscenen mehr hingerissen, als der Einsiedler und Priester Peter ans Amiens, einer Stadt in Frankreich. Mit einem Schreiben des Patriarchen von Jerusalem versehen und durch einen geheimnißvollen Traum begeistert, eilte Peter zu Papst Urb au Ii. nach Rom und schilderte die Leiden welche die Mutter aller Kirchen von ihren Tyrannen erdulde, mit flammenden Worten. Staunend hörte Urban den beredten Mann an, lobte seinen Eifer und sagte ihm alle Unterstützung zu. „Geh' hin, mein Sohn," sprach er, „wandle von Dorf zu Dorf, von Stadt zu Stadt, erzähle überall, was du im gelobten Land gesehen und gehört hast, erwärme die kalten Herzen, und der Heiland wird seinen Segen zu deinen Bemühungen geben;^das Uebrige soll meine Sache sein!" Da setzte sich Peter barfuß und nut entblößtem Haupte, in einem grauen Pilgerkleide, auf ein Maulthier, umgürtete feinen abgezehrten Leib mit einem Strick, nahm ein Kratz in die Hand, durchzog, auf den Straßen, Kreuzwegen und in Kirchen predigend, in den Jahren 1094—1096 ganz Italien und Frankreich, und riß durch das Feit er seiner Rede alle Gemüther zur Trauer und Begeisterung hin. Nach dieser Vorbereitung berief Urban 1095 eine Kirchenversammlung nach Elermont in Frankreich. Es erschienen 213 Erzbischöse und Bischöfe sowie eine unzählige Menge von Geistlichen und Laien. In der Mitte der Versammlung, auf einem hohen Throne unter freiem Hiw inet, zeigte sich der Papst, umgeben von seinen Cardinälen, ihm znr Seite Peter der Einsiedler. Dieser sprach so ergreifend von dem Elende der Christen im heiligen Lande, daß alles Volk lant weinte und schluchzte. Dann erhob sich der Papst und begann mit lauter Stimme also: „Ich

9. Geschichte - S. 115

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
115 bracht werde zum Zeichen, daß er ihm alle Rechte auf Apulien und Sicilien übertrage. Ritter Heinrich Truchseß von Waldbnrg nahm den Handschuh auf und erfüllte den letzten Wunsch seines Fürsten. Dieser, aller Hoffnung einer Aenderung des ungerechten Spruches beraubt, umarmte seine Todesaenofsen, besonders Friedrich von Baden, zog dann sein Oberkleid aus und sagte, Arme und Augen gen Himmel hebend: „Jesus Christus, Herr aller Creaturen, König der Ehren! Wenn dieser Kelch nicht vor mir vorübergehen soll, so befehle ich meinen Geist in deine Hände!" Jetzt kniete er nieder, rief aber dann noch einmal sich emporrichtend aus: „O Mutter, welches Leiden bereite ich dir!" Nach diesen Worten empfing er den Todesstreich. Als Friedrich von Oesterreich das Hanpt seines Freundes fallen sah, schrie er in unermeßlichem Schmerze so gewaltsam auf, daß alle anfingen zu weinen. Aber auch sein Haupt fiel. Wndokf von Kaösöurg. Die Zeit uach Kvnradins Tod war eine sehr traurige, indem das deutsche Reich sich ganz ohne Oberhaupt befaud und das Faustrecht immer weiter um sich griff. Da versammelten sich die deutschen Fürsten zu Frankfurt zur Wahl eines Königs; derselbe sollte stark und weise, aber auch nicht zu mächtig sein. Gott lenkte die schwierige Sache zu des Vaterlandes Bestem. Bei Aarau in der Schweiz stehen auf einem Hügel die Ueberreste des Schlosses Habsburg, weit in die Gegend hinausschauend. Hier war der Stammsitz der Grafen von Habsburg, welche ansehnliche Güter im Elsaß, in Schwaben und in der Schweiz besaßen und dereu Haupt in der zweiteu Hälfte des 13. Jahrhunderts Rudolf war. Dieseu wählten die deutschen Fürsten zum Könige (1272), weil er, wie der Erzbischof von Köln sagte, „ein Verehrer der Kirche, ein Freund der Gerechtigkeit, ein Mann von klugen Rathschlägen und großer Frömmigkeit war, geliebt von Gott und Menschen." Rudolf, der gerade die Stadt Basel belagerte, empfing die Nachricht von seiner Wahl mit Verwunderung, schloß sogleich Frieden und eilte nach Aachen zur Krönung. Bei der Belehnung der Fürsten fehlte es au einem Scepter, da entstand Bedenken. Ru-

10. Geschichte - S. 80

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
80 rnber Maxentius, der auf der Flucht in der Tiber ertrank. Zum Danke dafür ließ sich Konstantin in einer Bildsäule W mit einem Kreuze in der Hand und mit folgender Ä^?orstellen: „Durch dieses heilsame Zeichen, das achte Wahrzeichen der Tapferkeit, habe ich euere Stadt vou rim Är(l?ni^en ^oche befreit, dem Senat und dem römischen Volke die alte Würde und den vorigen Glanz wieder hergestellt." Von nun an führte Constantiu auch die Kreuzfahne in allen seinen Feldzügeu mit sich und ließ sie, wo er eine seiner Schaaren im Gedränge gefährdet sah, dorthin tragen, und that es immer mit dem gewünschten Erfolge. Er bezeugte selbst, daß denjenigen, der die Kreuzfahne getragen, noch nie ein feindliches Geschoß getroffen habe. Nach dem Siege über Maxentius ertheilte Constantin den Christen vollkommene Religionsfreiheit, stellte ihnen ihre Güter zurück, befähigte sie zu allen Staatsämtern und erbaute ihnen sogar prächtige Kirchen. Zn Rom wurde die Kirche des heiligen Johannes im Lateran eingerichtet, die noch jetzt als die Hauptkirche der Christenheit gilt, und als die heilige Helena auf Golgatha das wahre Kreuz des Heilandes entdeckte, so wurde auch dort über dem Grabe des Erlösers eine prachtvolle Kirche aufgeführt. Als aber auch der letzte Nebenbuhler, Licinins, von Constantin überwunden wurde (324), erbaute Constantin die nach ihm benannte Stadt Constantinopel, schmückte sie mit lauter-christlichen Kirchen und setzte das Kreuz oben auf seinen Palast. Noch im Jahre 337 feierte er das Osterfest in vollkommenem Wohlsein und durchwachte mit den Gläubigen die Nacht im Gebete. Bald darauf ward er aber unwohl und ließ sich bei zunehmender Krankheit durch den Bischof Eusebius von Nikomedien die Taufe ertheilen, worauf er sich in weißem Gewände auf sein Bett legen ließ und am Pfingstfeste gegen Mittag, im 64. Lebensjahre und im 31. seiner Herrschaft, den Geist in die Hände seines Schöpfers aufgab. Allgemein war die Trauer der Christen bei seinem Tode. Durch ihn war ja der christliche Name in der ganzen Welt zu Ehren gekommen; dnrch ihn war der Schrecken der blutdürstigen Verfolgung von der heiligen Braut des Herrn, der Kirche, genommen, und war es dieser vergönnt worden, sich mit dem Gewände der Freude und Herrlichkeit zu schmücken, zur Ehre beste», der gesagt
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