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ward es auch unter dem Kessel lebendig: die Salpetersteine zerschmolzen, vermischten sich mit der Asche und dem Sande, und als das Feuer ausgebrannt war, verhärtete sich der Brei zu einer schönen, blanken, durchsichtigen Masse und wurde — Glas.
Ein anderes mal weidete ein phönizischer Hirt seine Heerde nicht weit vom Meeresstrande. Sein Hund schnobert überall umher und kommt endlich zurück mit blutendem Maule. Der Hirt will den Schaden besehen, wischt die Schnauze des Hundes mit einer Flocke Wolle, aber siehe da! es ist kein Blut, sondern ein Saft, und nach einigem Suchen findet der Hirt eine zerbissene Schnecke. Eine schönere Farbe hatte der Hirt nie gesehen; er macht die Sache bekannt, man versucht es, Zeuge mit diesem Safte zu färben, was vortrefflich gelingt. Diese Purpurkleider wurden im Alterthum so kostbar geachtet, daß nur Könige und sonst sehr reiche Leute dergleichen tragen konnten. Der reiche Prasser im Evangelium z. B. kleidete sich in Purpur.
Das Glas hatte bei den Phöniziern weniger Nutzen als bei uns; sie brauchten es nur als Münze und Putzwerk. Trinkgefäße verfertigten die Alten überhaupt aus Thon, Holz, Blech, Gold oder Silber; Fensterscheiben hat man in dem warmen Morgenlande nicht nothwendig; man schloß die Oeffnnngen höchstens durch Vorhänge, und statt der Spiegel, die erst später vorkamen, waren polierte Metallplatten im Gebrauch.
Noch wichtiger ist für uns die Buchstabenschrift, deren Erfindung ebenfalls den Phöniziern zugeschrieben wird. Die Phönizier hatten nur 16 Buchstaben und schrieben von der Rechten zur Liuken, und alle, die von ihnen schreiben lernten, folgten ihrem Beispiele, z. B. die Israeliten, Chaldäer, Araber. Die Griechen schrieben nachher die erste Zeile nach der Rechten, die zweite nach der Linken, die dritte wieder nach der Rechten und so abwechselnd, ohne abzusetzen. Dies nannte man Bnstrophedon, Ochsenwendung, weil die Ochsen beim Pflügen so gehen. Noch später schrieben die Griechen bloß nach der Rechten hin. Man schrieb auf gepreßte Palmblätter, auf feine Lindenrinden, auf Leinwand, auf ägyptischen Papyrus, auf Thierhäute, die nirgends so trefflich zubereitet wurden wie in Perga-mns, und daher Pergament hießen. Man hatte schwarze
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—- 145 —
Das kaschubische Volk hat stets eine starke Vorliebe für bunte Farben
gezeigt. Die Malerei hat als Volkskunst eine gewisse Bedeutung. Es gab
eine Reihe Dorfkünstler, die die Truhen, Schränke, Stühle, Bettgestelle,
Teller, Bilder usw. mit bunten Mustern verzierten. In den meisten Fällen
sind die Ornamente bereits verwischt, aber soviel läßt sich noch erkennen,
daß man sich ein Bild von ihrer Ursprünglichkeit machen kann.
Der Hausfleiß des Spinnens und Webens stand in der Kaschubei in
sehr hoher Blüte. Und auch bei dem Weben offenbarte sich die Vorliebe
des Volkes für leuchtende Farben und
buntemuster. Es sind prächtige Stoffe
für Bettbezüge, Schürzen, Kleider ge-
macht worden. Eine gewisse Berühmt-
heit hat der kaschubische Warp erlangt,
ein kräftiges Gewebe, bei dem Aufzug
und Einschlag aus gesponnener Schaf-
wolle sind. In der Färberei wurde
der Stoff gewaschen, gewalkt und ge-
färbt, für die Männerkleidung ein-
farbig blau, für die Frauen rot oder
grün mit schwarzen Streublümchen.
In jeder Kreisstadt gab es eine Fär-
berei, von denen die in Berent, Bütow
und Konitz die bedeutendsten gewesen
sind und sich bis auf die Gegenwart
erhalten haben.
Neben der Landwirtschaft betrieb
der kaschubische Bauer die Fischerei,
da die meisten Dörfer an einem See
oder an einem Fluß liegen.
Die Netze verschrieb der Fischer
sich nicht aus der Fabrik, sondern er
strickte sie aus selbstgesponnenem Garn.
Männer und Frauen haben darin eine
erstaunliche Fertigkeit erlangt. Die Technik entspricht genau der Filetarbeit.
Die Zugseile drehten sich die Leute aus Kiefernwurzeln. Sie waren
praktischer und namentlich billiger als die heutigen Hanfseile.
Ein wirklich bodenständiges Erzeugnis des Hausfleißes waren die
Wurzelflechtereien. Es gibt hier weite Strecken von Ödland, die mit kleinen
verkümmerten Kiefern, den sog. Kuselnh, dicht bestanden sind. Sie haben
zahllose dünne Wurzeln, die sich in dem mageren Erdreich weit hinaus-
ziehen. Aus den geschälten Wurzeln werden allerhand Gebrauchsgegen-
stände gemacht, als Maße zu Korn, Mehl und Kartoffeln; Behälter zu
Pfeffer, Salz, Streichhölzchen, große Kiepen zum Korn, ja sogar Kannen
und Feuereimer, die so dicht geflochten sind, daß kein Tropfen Wasser
durchdringt. Einen Handelsartikel bilden noch heute die Lischken, eine Art
zweiteiliger Spankörbe aus gerissenen Holzleisten, die sich sehr gut als Ver-
sandkartons bewähren.
ü Das „u" wird kurz gesprochen.
Heimatkunde, Ii. Teil.
Kaschubischer Fischer.
10
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254
durch den Dampfer hatten dann, ebenso wie der Kaiser-Wilhelm-Kanal, in
immer wachsendem Maße den großen Nordseehäfen Hamburg und Bremen
das Übergewicht gebracht.
Seitdem die von der Natur gegebene Wasserstraße ihre Ansschlag gebende
Rolle für den Handel verloren hatte, war Danzig zu einem schweren und
nicht mehr ruhenden Kampfe gegen die günstiger gelegenen westlichen Plätze
gezwungen, um seine Stellung halbwegs zu behaupten.
Jeder kleine Kolonialwarenhändler aus einem entlegenen Orte der Provinz
konnte seinen Sack Kaffee, seinen Reis, Tee usw. direkt von Antwerpen,
London, Hamburg, Bremen
beziehen, da die Großhändler
jener Plätze den Wettbewerb
mit dem Großhandel Danzigs
durch Agenten und Reisende
aufnahmen. Danzig hatte aller-
dings insofern von diesen Ge-
schäften einen gewissen Vorteil,
als die Waren in Spedition
über diesen Hafen gingen und
als die notwendig gewordene
Einrichtung fester Dampfer-
linien von Bremen, Hamburg
und Stettin einerseits, die
moderner ausgebildete Fluß-
schiffahrt andererseits doch dem
billigsten Wege, dem Wasser-
wege, in der guten Jahreszeit
allmählich wieder zu gesteiger-
tem Einflüsse verhalsen.
Der Großhandel hatte die
Aufgabe, neue Wege zu finden.
Er nahm mit den westlichen
Plätzen den Wettbewerb auf
und folgte ihrem Beispiel, in-
Das Krantor in Danzig. dem er in größeren Posten
seine Waren direkt von den
Erzeugungsländern, insbesondere Kaffee von Brasilien, zu beziehen begann.
In den abgelaufenen 40 Jahren ist der Verbrauch der wichtigsten
Artikel des Warenhandels, Kaffee und Reis, natürlich sehr bedeutend ge-
wachsen, so daß die Einfuhrziffern, wenn auch beeinflußt durch Konjunkturen
und Handelskrisen oder, wie bei Reis, durch die heimische Kartoffelernte,
eine stetig steigende Tendenz zeigen. Kulturgeschichtlich betrachtet, bieten
aber diese Ziffern kein sehr erhebliches Interesse, denn die Technik des
Handels hat sich nicht wesentlich verändert. Handelspolitisch von geringerem,
kulturell von größerem Interesse sind aber einige Waren, die mehr dem
Genusse, als den Notwendigkeiten der täglichen Ernährung dienen, die Ge-
würze, vor allem aber die Früchte fremder Zonen. Es ist bekannt, wie zur
Zeit der Entdeckung des Seeweges nach Ostindien die Erlangung der köst-
lichen (Gewürze jenes fernen Landes, der Nelken (Nägelein), des Pfeffers,
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255
Kardamoms usw., ein wesentlicher Anreiz gewesen sind. Diese Gewürze sind
in jener Zeit, sowohl zum Genuß wie zur Verwendung in der Arzneikunde,
nur den Reichen zugänglich gewesen. Heute gehören sie zu dem alltäglichen
Vedarse des ganzen Volkes, und sie konnten diese Wandlung ihrer Wert-
schätzung um so leichter im Laufe der Jahrhunderte durchmachen, als ihr
Transport, ihre Aufbewahrung keinerlei erhebliche Schwierigkeiten bietet.
Anders ist es mit den Früchten, von denen Apfelsinen, Zitronen, Rosinen,
Mandeln seit langer Zeit zu den regelmäßig gehandelten Waren Danzigs
gehören. Daß sie heute eine ganz andere Rolle spielen als vor 40 Jahren,
ist ausschließlich die Folge der damals ungeahnten Entwickelung der Technik
des modernen Verkehrs. Für Entfernungen gibt es heute eben kaum Grenzen.
Heute sind Apfelsinen, Zitronen Gemeingut des Volkes geworden, im
letzten Winter z. B. konnte man hier Apfelsinen in ungezählten Mengen zu
4—5 Pf. das Stück kaufen. Die westindische Banane, der australische Apfel,
die kanadische Fruchtkonserve, die heute zum ständigen Bedarfsartikel ge-
worden sind, hätten vor 40 Jahren Danzig überhaupt nicht erreichen
können. Sie wären unfehlbar verfault hier eingetroffen. Es konnte daher
einen solchen Handel nicht eher geben, als bis schnelle Dampfer mit Kühl-
räumen den Verkehr ermöglichten.
Damals, 1869, als noch kein Mensch an eine Gotthardbahn denken
konnte, als man glücklich war, daß der Staat an den Bau der pommerschen
Bahn ging, war die Zufuhr von Apfelsinen und Zitronen eine Angelegen-
heit, die von weitesten Kreisen mit regem Interesse beobachtet wurde. Die
Früchte kamen mit Segelschiffen aus Messina, und der ganze Kolonialwaren-
handel verfolgte mit Spannung, ob der Segler im Januar richtig ankam.
Die Firmen Garbe und A. Fast hatten den Löwenanteil an diesem Geschäft.
Für die Lehrlinge, die gerade die Zollgeschäfte am Packhof zu erledigen
hatten, war es überaus interessant, eine ganze Ladung dieser in Kisten wohl-
verpackten schönen Früchte löschen zu sehen, die mit tunlichster Beschleuni-
gung in Stadt und Provinz expediert werden mußten, deren Erwerb ihres
hohen Preises wegen aber nur beschränkten Kreisen möglich war.
Ebenso wichtig war die jährliche Zufuhr von Rosinen, Korinthen, Wal-
nüsfen und Mandeln, die aus Griechenland, Italien (die Mandeln zum Teil
aus Marokko) und Südfrankreich so rechtzeitig hier sein mußten, daß sie
zur Weihnachtszeit richtig abgeliefert fein konnten. Hinderten Stürme die
richtige Ankunft, so waren große Verluste damit verknüpft, denn diese Waren
waren nach Weihnachten nur sehr schleppend verkäuflich, während vor Weih-
nachten allein die Herstellung von Marzipan sehr große Mengen verbrauchte.
Wie sieberhaft wurde dann aber auch nach Eintreffen gearbeitet, um alle
Verbraucher noch rechtzeitig zu versorgen. Ich erwähne diese Dinge, weil
heute jene Unsicherheit der Ankunft fast verschwunden ist. Die zahllosen
Dampferlinien sorgen ziemlich wie ein richtig gehendes Uhrwerk für pünkt-
liche Lieferung, und die Gefahr des Verderbs ist unendlich viel geringer
geworden.
Eines wird sich allerdings nicht verändert haben: das Interesse, das
Lehrlinge an Rosinen, Korinthen und süßen Mandeln nehmen, und es wird
auch wohl heute noch bei vernünftigen Lehrherren fo sein, wie ich es 1869
kennen gelernt habe, daß wir von diesen schönen Dingen nach Herzenslust
essen durften. Nach acht Tagen hatten wir ganz von selbst genug.
Heimatkunde, Ii. Teil. 17
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341
(Pommerellen) Wenden, tut Süden Polen; das rechts von der Weichsel
gelegene Gebiet der Provinz hatten, ebenso wie Ostpreußen, die heidnischen
Preußen (Pruzzen) inne, ein in Sprache und nach Abstammung den Lithauern
verwandtes Volk, das jedoch südlich der Ossa, im Culmer Lande, stark pv-
lonisiert und mit Polen gemischt war.
Die heidnische Bevölkerung Westpreußens unterhielt außer mit den
deutschen Nachbarn in dem oben genannten Zeitraum sehr lebhafte Handels-
beziehungen mit den mohamedanifchen Reichen des Orients. Von dort ge-
langte viel arabisches Geld (kufische Münzen) ditrch Handelsaustausch hier-
her, außerdem lieferten die arabischen Handelsplätze unserm Norden Weine,
Früchte, leinene, seidene und baumwollene Stosse, von denen im Laufe der
Zeit nichts als die arabischen Namen sich erhalten haben, wie Damast, Atlas,
Kattun usw.; wahrscheinlich wurden auch Waffen, Geräte, Schiffstaue, Kauri-
muscheln und Glasperlen ausgeführt, ferner zahlreiche Schmucksachen aus
Silber, Hals- und Armringe aus mehreren gewundenen Silberdrähten usw.,
endlich die sogenannten Hakenringe, kleine offene Ringe ans Silber von der
Gestalt eines Hakens, deren eines Ende schleifenförmig umgebogen ist. Dafür
lieferte unser Norden den Arabern Sklaven, Mammutszähne, Jagdfalken,
Vieh, Leder, besonders aber Pelze vom Fuchs, Zobel, Hermelin, Wiesel,
Biber, Eichhörnchen und Hasen, Fischleim und Fischzähne, Honig, Wachs,
Getreide, Bernstein. Schwerter, Panzer, Pfeile und Pelzmützen; die zahlreichen
Geräte aus Eisen, wie Äxte, Messer, Pfeilspitzen, Lanzen usw. wurden wahr-
scheinlich hier verfertigt.
Es find uns nun aus jener Zeit in Westpreußen auch Überreste von
Wohnplätzen erhalten, nämlich Pfahlbauten in einigen Seen, z. B. im
Lonkorreker See (Kr. Löbau), im Skarliner See (Kr. Strasburg) usw. Aber
auch die Burg wälle, zwar in erster Linie für Verteidigungszwecke bestimmt,
find zum Teil auch bewohnt worden.
Die Erbanungsart der Burgwälle wurde überall genau der Ört-
lichkeit angepaßt, und es lassen sich in dieser Beziehung verschiedene
Typen unterscheiden.
Als vornehmster Typus sind die Ringwälle zu nennen, die dort an-
gelegt wurden, wo ein Schutz auf allen Seiten nötig war, also auf ebenem
Gelände oder auf flachen, leicht ersteigbaren Hügeln. Wie die Ringwälle
erbaut wurden, darüber gibt einen guten Aufschluß ein Bericht des Ibrahim
ibn Jaküb, der im Jahre 973, wahrscheinlich als Arzt, eine Sarazenen-
Gesandtschaft an den Kaiser Otto I. nach Merseburg begleitete. Er sagte
darin folgendes:
„Wenn sie (die Slaven) eine Burg gründen wollen, so suchen sie ein
Weideland, welches an Wasser oder Rvhrsümpfen reich ist und stecken dort
einen runden oder viereckigen Platz ab, je nach der Gestalt und dem Umfang,
welche sie der Burg geben wollen. Dann ziehen sie darum einen Graben
und häufen die aufgeworfene Erde auf. Diese Erde wird mit Brettern und
Balken so fest gestampft, bis sie die Härte von Pisé (tapia) erhalten hat.
Ist dann die Mauer (der Wall) bis zur erforderten Höhe aufgeführt, so
wird an der Seite, welche man auswählt, ein Tor abgemessen und von
diesem eine hölzerne Brücke über den Graben gebaut."
Ju dieser Schilderung ist zunächst bemerkenswert, daß der Wall, rund
oder viereckig, in sich geschloffen war. Ferner, die Erde zur Errichtung des
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88
weißen Anemonei), der vanilleduftenden purpurblütigen Schwarzwurz den
Hochadel der Steppengenossenschaft bildet.
Ähnliche Blumenparadiese in wechselvollster Zusammensetzung gibt es
in sonniger Lage längs der hohen Ufer zum Glück noch immer recht zahl-
reich. Sie fehlen wenigen mergelhaltigen Stellen. Denn die Steppenflora
bevorzugt den Kalkgehalt des Bodens. Er übt auf die meisten Vertreter
dieses Pflanzenverbandes eine wunderbare Anziehnngs- und Erhaltungskraft
aus. Die Weichselberge und -Schluchten bieten der Pflanzenwelt erwünschte
Zufluchtsstätten, wo sie vor weiterer Ausrottung und den Gefahren der Kultur
Weichselanhöhe bei Weißenberg (Kr. Stuhm).
nach Möglichkeit geschützt sind. Berühmte Fundorte beherbergen z. B. das
Rondsener Wäldchen, die Bingsberge (bei Graudenz), die Anhöhen von
Weißenberg (Kreis Stuhm) und bei Mewe.
In den verschiedenen Jahreszeiten kann man hier und da sich an den
wichtigsten Vertretern der pontifchen Flora erfreuen, wie z. B. am Berg-
steinkraute 3), an der Fahnenwickech, Vergilsasterch, am Alantch.
Nicht minder reichhaltig ist ferner die sogenannte Sandflora. An den
ärmsten Stellen bedecken diese anspruchslosesten Kinder Floras kaum die
Blöße des oft in losen Triebsand übergehenden Bodens.
Wie lehrreich ist ein solcher Spaziergang, wenn sich der Beobachter
nicht darauf beschränkt, sinnlos zu sammeln oder eine Anzahl lateinischer
i) Anemone silvestris. i) 2) Scorzonera purpurea. 3) Alyssum montanum. 4) Oxy-
tropis pilosa. 5) Aster amellus. 6) Inula hirta.
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499
trugen 120 Millionen Taler. Die landwirtschaftlichen Besitzungen waren so
heruntergekommen, daß sie in Sulchastationen um 1/e, ja um V10 ihres
heutigen Wertes verkauft wurden. Die Kriegsschulden der einzelnen Städte
waren sehr groß: so betrug die von Elbing über 2000000, die von Danzig
12000000 Taler. Auch um das Schulwesen stand es schlecht: ganz West-
preußen hatte 1816 nur 1133 Volksschulen. Ganz besonders erschrecklich
waren die Zustände natürlich in den entlegenen Gegenden der Provinz, der
Tuchler Heide und der sogenannten Kassubei. Dafür ist charakteristisch eine
Beschreibung, die der Oberforstmeister von Pannewitz in Marienwerder noch
1829 entwarf und in der es folgendermaßen heißt: „Besonders roh sind die
polnischen Bewohner der Wälder, namentlich der Tuchelschen Heide und in
Kassuben. Die Nahrung dieser Menschen ist mit der der Haustiere oft ganz
gleich. Ihr Bart und das Haupthaar wird nicht gekämmt, und die Kleidung
besteht in grober Leinwand und einer Art selbstbereitetem hellblauen, groben
Tuch, welches im Winter den schmutzigen, gelbbraunen Körper oft nur zum
Teil bedeckt, denn häufig sieht man selbst sechs- bis achtjährige Kinder beim
Froste im Hemde und barfuß im Schnee herumlaufen. Ein Strick befestigt
die Kleidung um den Leib und vertritt die Stelle von Schnallen, Nadeln
usw., deren in dieser Wildnis niemand bedarf. Viele dieser Halbwilden in
den Wäldern haben das ganze Jahr kein Brot im Hause, sondern genießen
es höchstens, wenn sie sich in der Stadt oder bei kirchlichen Anlässen etwas
zugute tun wollen. Manche haben nie Brot gekostet, und eine Delikatesse
ist es, wenn sie an Feiertagen das zwischen Steinen gequetschte Getreide zu
einem ungesäuerten Teig bilden und es in Kuchenform in der heißen Asche
backen. Die in ausgehöhlten Baumstämmen durch Klopfen selbst roh und
elend bereitete Graupe, ferner Sauerkohl, Kohlrüben, Buchweizen, Erbsen,
Kartoffeln und schmacklose Kräuter sind nächst der Milch das Hauptnahrungs-
mittel dieser Waldbewohner und überhaupt der meisten Landbewohner. Die
jungen Triebe der Kiefern, mit Wasser gekocht und dann bloß mit Salz
verzehrt, geben in der Tuchelschen Heide hie und da auch eine Speise ab;
sogar roh verzehren sie die Hirtenknaben. Die von Raupen, Staub und
Regen beschmutzten Blätter der Futterrüben werden ungewaschen auf das
Dach gebreitet, dort ohne Schutz getrocknet und so im Winter als Gemüse
in Suppen verzehrt. Pilze, selbst die der schlechtesten Art, sind eine Leckerei
für die Waldbewohner, werden aber für jeden andern ungenießbar zubereitet.
Fleisch ist eine seltene Speise und kommt in den Waldgegenden zuweilen
jahrelang nicht auf den Tisch; es wird daher das minder kraftgebende
Gemüse in oft unglaublich großen Massen verschlungen Zu dieser elenden
Lebensart kommt nun noch die ungemein große Unreinlichkeit, welche sich
kaum beschreiben läßt; Kopf, Bart, Kleider wimmeln von Ungeziefer; der
Körper wird fast nie gewaschen; Seife kennt der polnische Bauer garnicht,
und das vielleicht alle vier Wochen gewechselte Hemd wird, wie überhaupt
die Wäsche, auf einen Stein im Flusse oder See gelegt, dort angefeuchtet,
mit einem Stück Holz tüchtig geklopft, dann ausgerungen und getrocknet."
Ebenso elend waren die Wohnungsverhältnisse. „Schweine, Kälber und
Gänse leben oft in vertraulichem Vereine mit den Bewohnern, ein plumper
Tisch und eine rohe Bank und desgleichen Bettgestell und höchstens einige
Klötze zum Sitzen, ein schwarzgrauer Sack mit Moos, Stroh und selten
mit schlechten Federn als Bett, alles selbst gefertigt, eine große Wassertonne,
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56 Elsaß-Lothringen. — Straßburg und sein Münster.
der Jll, Saar und Mosel. Zu den Hauptproducten gehören: Wein,
Getreide, Krapp, unsere Hausthiere, Silber, Kupfer, Eisen, Steinkohlen.
_ Reg.-Bez. Nieder-Elsaß. Straßburg a. d. Jll mit 95 000 E. hat
eine Umversttät, em berühmtes Münster und starke Festungswerke. Die Schlacht-
örter Wörth und Weißenburg.
Ober-Elsaß. Colmar. Mülhausen a. d. Jll ist eine
reiche Fabnkstadt.
Metz.
Reg.-Bez. Lothringen. Metz a. d. Mosel ist eine starke Festung und ein
Schlachtort, hat 52 000 Einw. In der Umgegend liegen die Schlachtorte
Gravelotte, Courcelles, Mars la Tour. Dudenhofen (franz. Thionville) ist
ebenfalls ein Schlachtort.
71. Straßburg und sein Munster. (Charakterbild.)
Straßburg ist eine Festung ersten Ranges. Die meisten Straßen sind eng
und krumm und die Häuser alterthümlich gebaut. Der Marktplatz wird durch
das Denkmal Gutenbergs geziert. Die ganze Umgebung gleicht einem englischen
Park. Ein Lieblings-Spazierort der Bewohner ist die Insel Robertsau, welche
sich zwischen Jll und Rhein befindet und mit reizenden Landhäusern ge-
schmückt ist.
Der Münster ist Straßburgs Stolz. Er ist 144 m hoch. Erwin
von Steinbach ist der Erbauer dieses Tempels. Als Baumaterial ist röthlicher
Sandstein verwendet. Im Innern des Domes herrscht geheimnißvolle Dämme-
rung. Das weite Schiff ist ohne Altar und Schmuck. Chor und Hochaltar
sind einfach gebaut. Unter dem erhöhten Chor befindet sich eine Unterkirche,
welche das heilige Grab darstellt und der Sage nach von Karl dem Großen
erbaut ist. Ganz besoubers fesselt uns der Anblick der schönen Steinkanzel, der
Kapelle des heiligen Laurentius und die berühmte astronomische Uhr. In der
letztern wird der Schlag der zwölften Stunde durch das Krähen eines künst-
lichen Hahnes verkündet. Nach dem ursprünglichen Plane Erwins sollte der
Dom zwei Thürme bekommen, jedoch ist einer von diesen unvollendet geblieben.
Die Krone des Thurmes ist mit einem Kreuz mit achteckigem Knopfe geschmückt.
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Extrahierte Personennamen: Krapp Erwin
von_Steinbach Karl Karl
68 London. — Die Republik Frankreich.
breiter, die jedem Vorübergehenden, dem sie etwas Geld zutrauen, eine gedruckte
Anpreisung irgend einer neuen Erfindung, einer Quacksalberei oder auch
eines feinen Genusses, Schauverguügeus u. dergl. unentgeltlich in die Hände
stecken.
Themse. Das rege Leben auf der Themse überschaut man am besten von
einer der 8 Strombrücken. Die pfeilschnell daherschießenden Passagierdampf-
boote landen an bestimmten Punkten, um die Fahrlustigen sür wenige Pences
rasch und bequem Strom auf und Strom ab zu befördern. Das Aussteigen
und Aufnehmen der Passagiere wird erleichtert und gesichert durch die bequemen
Wharst; so nennt man jedes ins Wasser gebaute Bollwerk mit lothrechten
Wänden _ zum dichten Anlegen der Fahrzeuge. Eigentliche mit Quadern ver-
sehene Ufergänge giebt es in London bis jetzt nicht; die Häuser sind dicht ans
Ufer hingebaut; nur hier und da sieht man eine Terrasse.
Eisenbahn- und Themsetunnel. Dieselbe Lebendigkeit herrscht auf den
fünf großen Eisenbahnhöfen, die an verschiedenen Punkten Londons täglich mehrere
Male viele tausend Menschen befördern, und die in die Nähe z. B. nach Green-
wich Fahrenden sogar jede Viertelstunde aufnehmen und nach allen Weltgegenden
des Reiches führen. Den Fremden überrascht insbesondere das Fahren auf der
Eisenbahn zwischen den Häusergiebeln der Stadt. Eine der großartigsten An-
Wendungen mechanischer Kraft und Kunst zeigt der weltberühmte Themsetunnel
unter der Themse. Dieser besteht aus zwei gewölbten Gängen von Backstein,
deren einer für die von Norden nach Süden, der andere für die von Süden
nach Norden gehenden Wagen bestimmt ist. Die Länge des ganzen tonnenför-
migen Schlundes beträgt über 400 m, die lichte Breite jedes Ganges mit Ein-
schluß des seitwärts laufenden Fußweges etwa m, die Dicke der Erde zwi-
scheu der Krone und dem Flußbette etwa 5 m.
Docks. In den Hafen Londons laufen jährlich etwa 12 000 Schiffe ein, und
dabei muß der Docks gedacht werden, welche in unfern Seestädten nicht vor-
handen sind. Dies sind große ausgemauerte Becken, welche durch Schleusen mit
der Themse in Verbindung stehen und mehrere große Schiffe aufnehmen können;
vielstöckige, große Waarenhäuser umgeben sie. Schiffe fahren mit der ganzen
Ladung hinem, laden aus und wieder ein, und wenn sie der Ausbesserung be-
dürfen, wird das Dock wasserleer gemacht; auch ganze Schiffe werden in den
Docks gebaut. Viele Tausende von Dockarbeitern sind täglich mit Ausladen,
Aufstapeln und Verladen der Waaren beschäftigt, und für jede Art der Waare
sind besonders 5—7 Stockwerke hohe Magazine bestimmt.
Nach Bumüller, Härtung und Strübing.
Iii. Mitteleuropa.
81. Die Republik Frankreich.
528 580 qkm; 36 Mill. Einw.
Grenzen. Der Kanal und die Straße von Calais im N., Belgien, Elsaß-
Lothringen, die Schweiz und Italien im £)., das Mittelmeer und Spanien
im S., der atlantische Ocean im Sb.
Gebirge: Die Ardennen, Vogesen,' der Jura und die Alpen im O-, die
Sevennen im So., die Pyrenäen im S., das Gebirge von Auvergue (oweruj) im
Innern. — Flüsse: Seine (ßähn), Loire (löahr), Garonne (garonn), Adour
(adur), Rhone, Mosel, Maas und Scheide.
Klima. Produkte. Der Norden Frankreichs hat ein gemäßigtes, der W.
ein warm gemäßigtes und der S. ein warmes Klima. In Paris grünen im
Winter in den eliseeischen Feldern die nieder» Sträucher fort. Eine Landplage
der südlichen Gegenden, besonders aber der Provence ist der Mistral, welcher
sehr ungestüm aus Nordost weht, Krankheiten erzeugt und die zarten Pflanzen
tödtet. Im Süden gedeihen neben dem Weinstock, der Maulbeerbaum, Mau-
deln, Oliven, Feigen :c. Paradiesisch sind die Gegenden her Marseille. Im
Gebiet- von Nizza blühen um Weihnachten die Bäume, und Bienen und
Schmetterlinge schwärmen, wo der Lorbeer und die Myrthe blüht. Berühmt
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Extrahierte Ortsnamen: London Frankreich London Londons Docks Mitteleuropa Frankreich Belgien Elsaß-
Lothringen Italien Spanien Frankreichs Paris Nordost Marseille Nizza
Papuas auf Neu-Guinea.
Das Festland und die Inseln. — Die Papuas auf Neuseeland. Iii
und werden von Menschen-
fressern bewohnt. Die Freund-
schaftsinseln haben ein mildes
Klima. Die kunstfertigen Be-
wohner derselben sind zum
Christenthum bekehrt und leben
unter einem Könige. Die
Schifferinseln werden von
Malayen bewohnt, welche auch
bereits Christen sind. Die
Gesellschaftsinseln haben
ein mildes Klima, sind daher
sehr fruchtbar. Die sehr bild-
samen Bewohner derselben sind
größtentheils Christen. Die
größte dieser Inseln ist O ta-
Haiti oder Taiti, welche an
Schönheit mit einem Paradies
Zu vergleichen ist. Die Mar-
quesas - Inseln (markssas )
haben eine milde Luft und
daher große Fruchtbarkeit. Die
Bewohner dieser Inseln sind weiß, tättowiren sich aber und bekennen sich zur
christlichen Religion.
7) Die Sandwich-Inseln (sänditsch-) oder hawaiischen Inseln liegen zu
beiden Seiten des nördlichen Wendekreises und sind gebirgig und vulkanisch.
Korallenriffe schützen die User. Hauptprodukte sind Zncker und Kaffee. Die
Bewohner gehören zu den schönsten Völkern der Südsee und sind fast alle
Christen. Honolulu, die Residenz des Königs, ist von europäischem Aus-
sehen. Auf der südlichsten Insel Hawaii liegt der größte Vulkan der Erde,
Manua Kea (weißer Berg).
ßharakteröitder von Australien.
137. Die Papuas ans Nenholland.
Gestalt. Die Papuas sind die Urbewohner Neuhollands und zählen etwa
200000 Seelen. Sie sind von mittlerer Größe und schwarzer Hautfarbe, haben
eine zurückweichende Stirn, hervortretende Backenknochen, wulstige Lippeu und
auffallend dünne Arme und Beine. Ihre Kleidung ist im heißeren Norden ein
Blättergürtel, im kühleren Süden ein Känguruhfell. Dazu bereiben sie sich den
ganzen Körper oder wenigstens das Gesicht mit Fett, bemalen zum Schmuck
Brust und Gesicht weiß oder roth und stecken hinter dem Ohr grüue Hölzer mit
dünngeschabten Spänen in das Haar. Die Männer bringen sich oft tiefe
Schnittwunden bei, um dem weiblichen Geschlechte zu gefallen.
Nahrung. Als Nahrung ist ihnen alles Wild vom Känguruh an bis zur
kleinsten Beutelratte willkommen; auch Eidechsen, Schlangen, Frösche, Raupen,
Wurzeln, Fische u. dergl. dienen als Speise. Wenn die Ansiedler Vieh schlachten,
sind den Papuas die weggeworfenen Eingeweide eine leckere Speise, die sie vor-
her nicht einmal reinigen; außerdem graben sie Wurzeln und fangen Fische, um
sie zu essen.
Eigentümlichkeiten. Das Leben der Papuas ist ein stetes Wandern;
mit einem Reisesack von Känguruhfell über der linken Schulter, mit einem
Feuerbrand und einen: Speer in der Hand stclziren sie einher. Auf dem ge-
meinsamen Lagerplatz bauen sie sich leichte Hütten; sind sie satt, so singen sie
und tanzen um das gemeinsame Feuer. Vielweiberei ist allgemein, und von
den neugeborenen Kindern werden sehr viele getödtet, so daß das Volk sichtlich
dem Aussterben entgegeneilt. — Die Papuas sind sehr stumpf; sie zählen nur
bis 4, und was darüber ist, nennen sie „viel". Nach den W. Blättern für Misston.
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Extrahierte Ortsnamen: Neuseeland Haiti Honolulu Hawaii Manua_Kea Australien Neuhollands