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ward es auch unter dem Kessel lebendig: die Salpetersteine zerschmolzen, vermischten sich mit der Asche und dem Sande, und als das Feuer ausgebrannt war, verhärtete sich der Brei zu einer schönen, blanken, durchsichtigen Masse und wurde — Glas.
Ein anderes mal weidete ein phönizischer Hirt seine Heerde nicht weit vom Meeresstrande. Sein Hund schnobert überall umher und kommt endlich zurück mit blutendem Maule. Der Hirt will den Schaden besehen, wischt die Schnauze des Hundes mit einer Flocke Wolle, aber siehe da! es ist kein Blut, sondern ein Saft, und nach einigem Suchen findet der Hirt eine zerbissene Schnecke. Eine schönere Farbe hatte der Hirt nie gesehen; er macht die Sache bekannt, man versucht es, Zeuge mit diesem Safte zu färben, was vortrefflich gelingt. Diese Purpurkleider wurden im Alterthum so kostbar geachtet, daß nur Könige und sonst sehr reiche Leute dergleichen tragen konnten. Der reiche Prasser im Evangelium z. B. kleidete sich in Purpur.
Das Glas hatte bei den Phöniziern weniger Nutzen als bei uns; sie brauchten es nur als Münze und Putzwerk. Trinkgefäße verfertigten die Alten überhaupt aus Thon, Holz, Blech, Gold oder Silber; Fensterscheiben hat man in dem warmen Morgenlande nicht nothwendig; man schloß die Oeffnnngen höchstens durch Vorhänge, und statt der Spiegel, die erst später vorkamen, waren polierte Metallplatten im Gebrauch.
Noch wichtiger ist für uns die Buchstabenschrift, deren Erfindung ebenfalls den Phöniziern zugeschrieben wird. Die Phönizier hatten nur 16 Buchstaben und schrieben von der Rechten zur Liuken, und alle, die von ihnen schreiben lernten, folgten ihrem Beispiele, z. B. die Israeliten, Chaldäer, Araber. Die Griechen schrieben nachher die erste Zeile nach der Rechten, die zweite nach der Linken, die dritte wieder nach der Rechten und so abwechselnd, ohne abzusetzen. Dies nannte man Bnstrophedon, Ochsenwendung, weil die Ochsen beim Pflügen so gehen. Noch später schrieben die Griechen bloß nach der Rechten hin. Man schrieb auf gepreßte Palmblätter, auf feine Lindenrinden, auf Leinwand, auf ägyptischen Papyrus, auf Thierhäute, die nirgends so trefflich zubereitet wurden wie in Perga-mns, und daher Pergament hießen. Man hatte schwarze
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41
Erscheinung mag immer nur an einzelnen Stellen des Waldes aufgetreten
sein, verschonte aber kaum ein Individuum, und riß daher große Löcher in
den Bestand, wo nunmehr eine große Menge von totem
Material angehäuft wurde.
Zu anderen Zeiten herrschte wohl eine drückende
Schwüle im Bernsteinwald, und heftige Gewitter ent-
luden sich über demselben. Blitze schlugen in die Baum-
krone oder in einen alten Aststumpf und sprengten dann
aus weite Strecken hin die Rinde ab, deren Fetzen teil-
weise an den Wundrändern hängen blieben und frei in
die Luft hineinragten; auch der Holzkörper wurde ge-
spalten, und die herausgerissenen Holzsplitter flogen, samt
einzelnen Rindenfetzen, weit fort. Zuweilen fuhr ein
Blitzstrahl in einen absterbenden Baum oder auch in
pilzkrankes Holz und bewirkte hier eine Entzündung.
Das Feuer ergriff nicht nur den getroffenen Stamm
und die Nachbarstämme, sondern lief auch am Boden hin
und verzehrte das auf demselben lagernde, trockene Ma-
terial. Auch das von
Mulm und Moos
umgebene alte Harz
der Bäume wurde
vom Feuer erfaßt,
konnte aber nicht hell
aufflammen, sondern
schwelte unter der
schützenden Decke nur
langsam fort und
setzte eine schwärz-
liche Rinde an.
Der Bernstein-
wald wurde von
einer sehr reichen
Tierwelt belebt,denn
Insekten und Spin-
nen. Schnecken und
Krebstiere, Bögel
und Säugetiere hiel-
ten sich hier auf, ganz
wie in den Wäldern
der Jetztzeit. Das 2
Leben der meisten
stand in inniger Be-
ziehung zum Leben
der Bernsteinbäume,
und es gibt unter
ihnen^ viele, welche den grünenden Baum schädigten, während andere das
tote Holz angegriffen haben. Größere Tiere brachen mutwillig und unab-
sichtlich Aste ab und verletzten durch ihren Tritt die zu Tage liegenden
Flora des Bernsteins.
1. Männliches Blütenkätzchcii einer Eiche, Quercus piligera ( Vi);
2. Abdruck eines magnolienähnlichen Blattes.
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115
faite Küste jetzt genietzt. Eine mittlere Jahrestemperatur von 17 ° C (Danzig
jetzt 7,6 0 C) inu¡3 geherrscht haden, als dort lorbeerartige Gewachse und
Zimmtbaume gediehen, wie heute am Lago Maggiore. Auch Feigenarten
sind an ein dementsprechendes Klima gewohnt. Palmen wurden nicht ge-
funden, vbgleich sie im westlichen Dentschland im Miozan vorkommen. Sehr
haufig ist das Holz der Sumpfzypresse (Taxodium distichum), die nvch heute
in Nordamerika verbreitet ist. Eine grosse Menge von Sumpfpflanzen, wie
Erlen, Birlen, Seggen und Griiser, wurde in den dis 3 m machtigen Flozen
Zutagetretendes, steil aufgerichtetes Miozan (Braunkohlenschlucht) bei Lobeckshof
unweit Brentau (Kreis Danziger Höhe).
gefunden; meist sind es schöne Abdrücke der Blätter. Die Originalfunde
O. Heers sind im Königsberger Geologischen Museum aufbewahrt, aber auch
das Danziger Provinzialmuseum besitzt eine schöne Kollektion dieser Pflan-
zenreste.
Diese üppige Flora mußte allmählich den klimatischen Änderungen unter-
liegen, die schließlich zur Vereisung der einst von ihr bedeckten Gegenden
führte.
Paul Sonntag.
8*
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51
glänzen die silberfarbenen Blätter der Pestwurz. In dein Gesträuch fällt
uns ' die für das Weichfel-Nogat-Delta charakteristische Grauerle auf, die
gewiß schon vor langer Zeit in unser Gebiet eingewandert ist und wohl
kaum ehemaligen Anpflanzungen entstammt.
Von Dammfelde führt uns unser weiterer Weg über Mielenz nach dem
Durchbruch von 1825. Auf dem Wege dorthin haben wir Gelegenheit, einige
bedeutsame Glieder der Stromtalflora kennen zu lernen:
1. ein Schilfgras (Palamaarostm litoroa), das an zerstreuten Stand-
* orten das ganze Weichseltal begleitet, ja noch an der Mottlau bei Ohra
vorkommt und bei Kahlberg sogar Dünen besiedelt; dieses stattliche Gras
kehrt in Deutschland wieder im Rhein- und Elbtal und in den kiesigen
Gebirgsbächen Bayerns;
2. ein Schotendotter (Erysimum hieracifolium), den unser Gebiet
gemeinsam hat mit dem Memel-, Warthe-, Obra- und Netzetal, der im
arktischen Rußland auftritt und von Sibirien bis Südrußland reicht;
3. eine südeuropäische Spitzklette (Xanthium italicum), die wohl erst
neuerdings mit dem Strom ihren Weg zu uns gefunden hat.
In den die Dämme begleitenden Getreidefeldern sind unter gewöhnlichen
Unkräutern der durch seine blutroten Blüten auffallende Sommer-Adonis
und der durch eigentümlich geformte Fruchtbehälter ausgezeichnete Acker-
Hahnenfuß seltenere Erscheinungen. Im nahen Kleefelde träumt das
gabelige Leimkraut (Siiene dichotoma) von seiner südeuropäischen Heimat.
Am Durchbruch begegnen wir einer typischen Rohrsumpfformation, in
der die mehr als zwei Meter hohe Sumpf-Gänsedistel, Deutschlands größte
krautartige Pflanze, besonders augenfällig ist. — Im Außendeich bei Kunzen-
dors hat unser zierlichstes einheimisches Primelgewächs, der nordische Manns-
schild, ein stilles Plätzchen — nach weiter Wanderung mit dem Strome —
gefunden. Auf dem schlickigen Boden anderer Stellen fallen einige Pflanzen
durch ihre erstaunliche Höhe auf — eine Folge von überreichlicher Nahrungs-
aufnahme. Ihnen können wir Zwerge, die zu denselben Arten gehören und
auf den trockenen, sandigen Flußufern gewachsen sind, gegenüberstellen, Ergeb-
nisse der geologischen und physikalischen Verhältnisse der Bodenunterlage. —
Am Ufer überraschen uns große Mengen von Knöterich- und Ampferarten, die
der Gesamtflora streckenweise das Charakteristikum verleihen. In stillen Buchten
flutet ein Wasserhahnenfuß (Uanunauiuz ünitaos), der seine reinweißen Blüten
über dem Wasser wiegt. Auf erhöhten Stellen des Ufergeländes hat ein
Fremdling aus Nordamerika, der schöne Sonnenhut (Rudbeckia hirta), festen
Fuß gefaßt. Sicher hat der Strom seinerzeit diese in Gärten gehaltene
Zierpflanze hier angeschwemmt.
Der Glutball der Sonne neigt sich dem Westen zu — und es ist an
der Zeit, daß wir uns zu dem Kleinbahnhof in Liessau begeben. Noch
einmal genießen wir das Bild, das sich vor unseren Blicken ausbreitet: Im
Westen tauchen die diluvialen Weichselhünge von Warmhof und Sprauden
auf, steil nach dem Strombett abfallend; ostwärts dehnt sich gleich einem
grünen Plane das fruchtbare Werder, unterbrochen von freundlichen Siede-
lungen. Dazwischen zieht ruhig und gemächlich der Strom, der in seinem
Oberlaufe so temperamentvolle Sohn der Karpathen, belebt von den sich
blähenden weißen Segeln der Weichselkähne. — Beim Genießen dieses
Landschaftsbildes schweift unser Blick unwillkürlich zurück in jene Zeiten, in
4*
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185
dieser Zeit milde und feucht. „Ausgedehnte Tvrstnoosdecken bildeten sich
aus und verursachten die Entstehung großer Hochmoore. Am Ende der
Eichenperiode wurde das Klima trockener, die Torfmoose verkümmerten in-
folgedessen oder gingen zugrunde, und die Hochmoore bedeckten sich statt
ihrer mit Wollgräsern und Strauchheiden, stellenweise mit kümmerlichen
Nadel- und Birkenwäldern oder mit Waldgebüsch." In diese Zeit fällt ein
neuer Zuzug pontischer Arten aus dem Südosten, die Weichsel als Zug-
straße benutzend: Zwergkirsche1), Österreichischer Ehrenpreis u. a.
Als die Ostsee die vorhin gekennzeichneten Senkungen erfuhr und das
nach einer damals zahlreich vorkommenden Schnecke, der Litorina litorea,
benannte Litorina-Meer entstand, das, wie vorhin angedeutet, das kon-
tinentale Lokalklima
veränderte, waren die
geeigneten Daseins-
bedingungen für eine
Anzahl an ein feuchtes
und kühles Klima ge-
bundenerpflanzen ge-
boten, die wir nach
ihrem Hauptverbrei-
tungsgebiet als at-
lantische bezeichnen.
Die große Glocken-
heide b), der Gagel-
strauchs) und andere
mögen dann zu uns
eingewandert sein.
Auch die Küsten-
flora empfing aus
dem Westen, aber auch
aus dem Osten, neue
Glieder.
Die letzte Hauptabteilung der Entwicklungsgeschichte unseres heimischen
Pflanzenlebens brachte uns zwei wichtige Baumarten: die Fichte aus dem
Osten und die Buche aus dem Südwesten. Die erstere, die heute nur an
der ostpreußischen Grenze bei Elbing und Dt. Eylan wildwachsend vor-
kommt, dürfte ehedem verbreiteter gewesen sein. Reste von untergegangenen
Fichtenwäldern liegen beispielsweise in einigen Mooren des Kreises Putzig
begraben.
Während der langen Entwicklung der Landflora wurde auch die Vege-
tation der Gewässer bereichert. Nach den ersten Phasen, die wir als die
Zeit der Laichkräuter (Potamogetonaceeo) — mit der Dryaszeit zusammen-
fallend —- und die Zeit der Seerosengewächse (^mpbaaaeoon) — mit der
Birken- und dem Hauptteil der Kiefernepoche zusammenfallend — benennen,
folgt die Zeit der Wassernuß5) — mit dem Ende der Kiefern- und der
Eichenzeit zusammentreffend. Bemerkenswert ist es, daß die Wassernuß nicht
i) Prunus fruticosa. 2) Veronica austriaca. 3) Erica tetralix. 4) Myrica gale.
5) Trapa natans.
Leitfossilien der vier postglazialen Entwicktungsperioden der
Ostsee: a) Yoldia arctica. b) Ancylus fluviatilis,
c) Litorina litorea, d) Mya arenaria.
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Preis-Arten, Fingerkräuter, Skabiosen, Sandnelken u. a. Im Herbste verleiht
die Heide (Calluna) dem ernsten Nadelwalde ein rosiges Festkleid. Zu all
diesen Blumenkindern gesellen sich beispielsweise in den Thorner Forsten der
in Westpreußen nur hier vorkommende Lupinenklee') und der sehr seltene
blaublütige Drachenkopf. — Im südlichen Westpreußen und ans der Frischen
Nehrung wird die Kiefer zuweilen von einem Halbschmarotzer, der klein-
blättrigen Mistel^), bewohnt.
Bezeichnend für die Pflanzenwelt unserer Kiefernwaldungen sind das
Heidekraut b), die Preißel- und die Blaubeere, die gemeinschaftlich mit Moosen
Brombeeren am Waldrande (Forstrevier Steegen, Schntzbezirk Pasewark).
Weite Strecken teppichartig überziehen. An chen Waldrändern bilden mit-
unter Brombeeren und Wildrosen ein undurchdringliches Gebüsch. Selbst
auf dem ärmlichen Heideboden erscheint der Wacholder oder Kaddikh
als Unterholz und nimmt unter den Einflüssen des Windes vielfach aben-
teuerlich gewundene Gestalten an. Die Kiefernwälder des Drewenzgebietes
werden durch den höchst seltenen Regensburger Geisklee^) (Unterholz)
ausgezeichnet. Im Schirpitzer Kiefernforst überzieht die Zwergkirscheh
größere Flächen — ein echtes Kind der südosteuropäischen Steppe. Ihr Bor-
kvmmen in Deutschland beschränkt sich nur auf dieses Gebiet, einige andere
im Weichseltal gelegene Standorte und die angrenzenden Waldteile in der
Provinz Posen.
Nächst der Kiefer ist die Fichte oder Ro ttanneh der wichtigste Nadel-
holzbaum unseres Ostens. Zwar erreicht sie zwischen der Weichsel und der
i) Trifolium lupinaster. i) 2) Viscum album fr. laxum. 3) Calluna vulgaris. 4) Juni-
perus communis. 5) Cytisus ratisboniensis. 6) Prunus fruticosa. 7) Picea excelsa.
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Extrahierte Personennamen: Schntzbezirk_Pasewark
Extrahierte Ortsnamen: Heide Westpreußen Deutschland Weichseltal Posen
190
Laubfärbung vorteilhaft ab von dem uns streng und ernst erscheinenden
Nadelwalde. Kiefer, Weißbuche, Eiche und seltener Rotbuche bilden gemischte
Bestände, in denen sich der Liebreiz der Heideflora mit dem Blütenkleid des
Laubwaldes zu einem anmutigen Blumenteppich vereinigt. — Eine ver-
breitete Laubholzart in unserem Osten ist die Weiß- oder Hainbuche'),
die verschiedentlich auch
in reinen Beständen ausi
tritt. Zn den hervor-
ragendsten Waldbäumen
des Mischwaldes gehörten
ehemals auch die Stein-ft
und die Trauben eiche ft,
worauf nicht nur alte
Orts- und Flurnamen (z.
B. Eichwalde), sondern
auch Funde von Eichen-
hölzern in Gegenden, wo
beide Eichenarten jetzt
fehlen, hinweisen. Recht
häufig tritt uns die derbe,
knorrige und trotzige Ge-
stalt der Steineiche in
altersgrauen Stämmen
entgegen. Das stärkste
Exemplar dieser Art in
Westpreußen und eins
der stärksten überhaupt
befindet sich in dem Ge-
lände der dem Kaiser ge-
hörigen Herrschaft Ca-
dinen an der Straße, die
von Elbing nach Tolkemit
führt. Der Stammumfang
des riesigen Baumes be-
trägt — 1 m über der Erde
gemessen — 8,75 m. Zu
dem hohlen Innern, in dem
11 Soldaten mit Gepäck Platz finden können, führt eine verschließbare Tür.
Die kleinblättrige Lindeft spielt als Waldbanm nur eine unter-
geordnete Rolle, weil ihr weiches Holz gegen die zahlreichen Feinde aus dem
Tier- und Pflanzenreich wenig widerstandsfähig ist. Die stärkste Linde besaß
Westpreußen auf dem Bahnhof Sedlinen, woselbst sie bei einem Stamm-
umsange von 7,5 m eine Höhe von 23 m entwickelt hatte. Leider siel dieser
Riese den Herbststürmen des Jahres 1901 zum Opfer. Ulmeft, Spitz-ft
und Bergahorn ft und Esche ft finden wir sehr zerstreut in unsern heimat-
0 Carpinus betulus. 2) Quercus robur. 3) Q. sessiliflora. 4 5) Tilia parviflora.
5) Ulmus montana, U. effusa, U. campestris. 6) Acer platanoides. 7) A. pseudoplatanus
(fcltcn urwuchsig). 8) Fraxinus excelsior.
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stark ist sein Stamm.
Wer wagt es, die Axt an
seine Wurzel zu legen?
Ihm, aus Meilenweite
dem einzigen lebenden
Zeugen einer längst
entschwundenen Zeit?
Leise spielt der Wind
mit seinen Blättern, und
geheimnisvoll raunen
die Zweige von alten
Tagen, von Kamps und
Streit, von friedlicher
Arbeit und frohem
Genießen und saurem
Schweiß. Nein, solch.
alterbaum ist uns nicht
feil um vieles Geld.
Er ist ein Wahrzeichen
des Hofes, ein Kleinod
des Landes!"
Die weitgehendste
Anspruchslosigkeit hin-
sichtlich des Bodens und
Klimas zeigt die Espe').
Ebenso wie Eber eschenst
Wildap felbauuu)
und Wildbirnech ist
sie oft als Zwischenholz
den heimischen Wäldern
Bärenlauch im Mischwalde. eigen. Auch die Weiß-
birke^) ist genügsam;
sie spielt dieselbe Rolle unter den Laubbäumen wie unsere Kiefer unter den
Nadelhölzern. Dadurch, daß sie für empfindliche Holzarten einen bedeut-
samen Bodenschutz ausübt, kann sie für den forstwirtschaftlichen Betrieb
unseres Ostens garnicht entbehrt werden. Moorbirkeh und Schwarzerle?)
besiedeln vielfach die feuchten Wald- und Wiesenmooreö). Die Urwüchsigkeit
der Grauerle") ist für Westpreußen nicht zweifellos nachgewiesen. Die
Schwarzpappel'") beschränkt sich auf das Stromtal, während die Silber-
pappel") mitunter an Waldrändern, Berglehnen und in Erlenmooren wächst.
*) Populus tremula. 2) Sorbus aucuparia. 3) Malus silvestris. 4 5 *) Pirus communis.
5) Betula verrucosa. G) Betula pubescens. 7) Alnus glutinosa. 8) Charakterpflauzeu
der Erlenbrüche: I. Gehälm: Schilfgras (Calamagrostis lanceolata), Hundsquecke
(Triticum caninum), mitunter weiches Honiggras (Holcus mollis). Ii. Farnflora: Bär-
lapp (Lycopodium selago), Sumpf-Punktfarn (Aspidium thelypteris), Dorufarn (A. spinu-
losum). Iii. Krau tflora: Bitteres Schaumkraut (Cardamine amara), Springkraut (Im-
patiens noli tangere), Hexenkraut (Circea alpina, seltener C. lutetiana). Wasseruabel
(Hydrocotyle vulgaris), Milzkraut (Chrysosplenium alternifolium), Ruprechts-Storchschnabel
(Geranium robertianum), kleiner Knöterich (Poligonum minus). — 9 10) Alnus incana.
10) Populus nigra. n) P. alba.
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—- 145 —
Das kaschubische Volk hat stets eine starke Vorliebe für bunte Farben
gezeigt. Die Malerei hat als Volkskunst eine gewisse Bedeutung. Es gab
eine Reihe Dorfkünstler, die die Truhen, Schränke, Stühle, Bettgestelle,
Teller, Bilder usw. mit bunten Mustern verzierten. In den meisten Fällen
sind die Ornamente bereits verwischt, aber soviel läßt sich noch erkennen,
daß man sich ein Bild von ihrer Ursprünglichkeit machen kann.
Der Hausfleiß des Spinnens und Webens stand in der Kaschubei in
sehr hoher Blüte. Und auch bei dem Weben offenbarte sich die Vorliebe
des Volkes für leuchtende Farben und
buntemuster. Es sind prächtige Stoffe
für Bettbezüge, Schürzen, Kleider ge-
macht worden. Eine gewisse Berühmt-
heit hat der kaschubische Warp erlangt,
ein kräftiges Gewebe, bei dem Aufzug
und Einschlag aus gesponnener Schaf-
wolle sind. In der Färberei wurde
der Stoff gewaschen, gewalkt und ge-
färbt, für die Männerkleidung ein-
farbig blau, für die Frauen rot oder
grün mit schwarzen Streublümchen.
In jeder Kreisstadt gab es eine Fär-
berei, von denen die in Berent, Bütow
und Konitz die bedeutendsten gewesen
sind und sich bis auf die Gegenwart
erhalten haben.
Neben der Landwirtschaft betrieb
der kaschubische Bauer die Fischerei,
da die meisten Dörfer an einem See
oder an einem Fluß liegen.
Die Netze verschrieb der Fischer
sich nicht aus der Fabrik, sondern er
strickte sie aus selbstgesponnenem Garn.
Männer und Frauen haben darin eine
erstaunliche Fertigkeit erlangt. Die Technik entspricht genau der Filetarbeit.
Die Zugseile drehten sich die Leute aus Kiefernwurzeln. Sie waren
praktischer und namentlich billiger als die heutigen Hanfseile.
Ein wirklich bodenständiges Erzeugnis des Hausfleißes waren die
Wurzelflechtereien. Es gibt hier weite Strecken von Ödland, die mit kleinen
verkümmerten Kiefern, den sog. Kuselnh, dicht bestanden sind. Sie haben
zahllose dünne Wurzeln, die sich in dem mageren Erdreich weit hinaus-
ziehen. Aus den geschälten Wurzeln werden allerhand Gebrauchsgegen-
stände gemacht, als Maße zu Korn, Mehl und Kartoffeln; Behälter zu
Pfeffer, Salz, Streichhölzchen, große Kiepen zum Korn, ja sogar Kannen
und Feuereimer, die so dicht geflochten sind, daß kein Tropfen Wasser
durchdringt. Einen Handelsartikel bilden noch heute die Lischken, eine Art
zweiteiliger Spankörbe aus gerissenen Holzleisten, die sich sehr gut als Ver-
sandkartons bewähren.
ü Das „u" wird kurz gesprochen.
Heimatkunde, Ii. Teil.
Kaschubischer Fischer.
10
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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198
Pest und weit nach Rußland hinein vorhanden. Die an Bahndämmen, auf
Sandfeldern und ähnlichen Orten in Herden auftretende kanadische Dürrwurz
hat sich ungefähr von 1675 an in Südeuropa und später in Nordeuropa ver-
breitet und findet sich gegenwärtig als eine der häufigsten Pflanzen des
aufgelockerten Bodens bis zum Altai und Himalaya. Das an der Westküste
Amerikas (von Mexiko bis Chile) beheimatete Knopfkrauts trat in Deutsch-
land zuerst im Jahre 1807 bei Osterode
in Ostpreußen auf, woselbst es nach An-
nahme einiger Pflanzenkenner durch Fon-
rage der französischen Armee eingeschleppt
sein soll. Heute gehört es vielerorts zu
den lästigsten Unkräutern. Die Gaukler-
blume 2), deren Heimat ebenfalls die ameri-
kanische Westküste ist. wird seit 1812 in
Europa als Zierpflanze kultiviert. Oft
dem Gartenverbande entflohen, tritt sie
jetzt an unsern heimischen Gewässern in
spontanen Formationen auf und macht
dort den Eindruck völliger Ursprünglich-
keit. Die stattliche Nachtkerze gelangte zu
Anfang des 17. Jahrhunderts aus dem
östlichen Nordamerika (Virginia) nach
Europa (in den botanischen Garten zu
Padua) und wurde später ihrer Wurzel
wegen als „Rapvntika" vielfach gebaut.
Schon um die Mitte des 18. Jahrhun-
derts galt sie in Europa als völlig ein-
gebürgert, und heute reicht ihre europäische
Verbreitung von Südfrankreich durch Nord-
italien bis Mittelrußland und von Schott-
land über Schweden bis zum Kaukasus.
Ähnliche Beispiele könnten noch in größerer
Zahl ausgeführt werden. Der Kürze halber
seien aber nur noch einige der wichtigen
nordamerikanischen Arten genannt, welche
außer den vorigen in unserer Heimat-
provinz auftreten: Der Bogen-Amarant
kommt besonders in den südlichen und
westlichen Gebietsteilen als Gartenunkraut vor; ähnliche Standorte besiedelt
der steife Sauerklee im Gesamtgebiet; amerikanische Astern u. a. stellen nicht
selten eine dekorative Herbstzierde der Dorfstraßenflora dar; die Erdartischocke,
die bereits um 1654 im benachbarten Ostpreußen kultiviert wurde, verwildert
des öfteren, gelangt bei uns aber infolge der kurzen Vegetationsdauer selten
zur Blüte; spitzblättriger und rauhhaariger Sonnenhut, Zierden vieler Dorf-
gärten, treten zuweilen in natürlichen Verbänden auf; auf der west- und
vstpreußischen Seite des Brausen hat sich der eine große Ausbreitungs-
fähigkeit besitzende, verwachsenblättrige Zweizahn3) eingefunden; der ein- i)
i) Galinsoga parviflora. 2) Mimulus lutens. 3) Bidens coimatus.
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Ortsnamen: Südeuropa Nordeuropa Himalaya Amerikas Mexiko Chile Deutsch- Osterode Ostpreußen Europa Nordamerika Virginia Europa Padua Europa Schott- Schweden Kaukasus Galinsoga