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Nindenfasern der Papyruspflanze, eines 15 Fuß hohen Sumpfgewächses, und arbeiteten sehr schön in Holz, Elfenbein und Leder. Ihre Pharaonen (Pharao heißt in der ägyptischen Sprache König) geboten über Land und Leute, wie über ihr Eigenthum, und sehr viele dieser Herrscher suchten ihren Ruhm in ungeheuren Bau- und Bildwerken.
In den östlichen Felsgebirgen findet sich das vortrefflichste Baumaterial: Granit, Porphyr, fester Sand- und Kalkstein, Marmor, Alabaster; dieses benützten nun bau-lustige Könige, um Werke aufzuführen, deren Größe und Pracht uns wahrhaft in Erstaunen setzen muß. Zwar liegen die meisten dieser ungeheuern Denkmäler des Alterthums in Trümmern oder sind mit dem aus der Wüste hergewehten Sande bedeckt; viele jedoch stehen noch jetzt da als ehrwürdige Zeugen der Kunst und des ausdauernden Fleißes der Aegypter. Unter ihren Werken verdienen vorzüglich genannt zu werden:
1) Die Obelisken. Diese sind viereckige, oben spitz zulaufende Säulen, haben ohne das Fußgestell eine Höhe von 50 bis 180 Fuß, und sind unten 5 bis 25 Fuß in's Gevierte breit. Bei all' ihrer Höhe bestehen sie doch nur aus einem einzigen Steine von dem härtesten, meist röth-lichen Granit aus dem östlichen Gebirge in Oberägypten. Sie sind auf das feinste poliert und haben auf ihren Seitenflächen hieroglyphische Bilder, d. i. Bilder, welche die Stelle unserer Buchstabenschrift vertreten. Zur Zeit der Überschwemmung wurden diese ungeheuren Steinmassen auf Nilflößen herübergeholt und durch neu gegrabene Kanäle weiter fortgeführt. Welch' mühsames und kostspieliges Geschäft! Wie viele tausend Menschen mußten dabei thätig sein! Und ebenso mühsam wurden sie wieder abgeladen und aufgestellt. Sie wurden paarweise vor Tempeln errichtet und waren dem Sonnengotte geheiligt. Später dienten sie auch als Sonnenzeiger.
Kaiser Augustus und mehrere seiner Nachfolger ließen Obelisken nach Rom bringen und aufstellen, welche jedoch später durch Menschengervalt oder Erdbeben umgestürzt wurden. Vier hat der Papst Sixtus V. im Jahre 1584 durch feinen großen Baumeister Fontana aufrichten lassen. Dieser gebrauchte hiezu die künstlichen Maschinen, die durch 1200 Menschen und 160 Pferde in Bewegung gefetzt wurden. Und doch gingen mit der Aufrichtung vier volle Jahre hin.
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Extrahierte Personennamen: Augustus Sixtus_V. Fontana
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ward es auch unter dem Kessel lebendig: die Salpetersteine zerschmolzen, vermischten sich mit der Asche und dem Sande, und als das Feuer ausgebrannt war, verhärtete sich der Brei zu einer schönen, blanken, durchsichtigen Masse und wurde — Glas.
Ein anderes mal weidete ein phönizischer Hirt seine Heerde nicht weit vom Meeresstrande. Sein Hund schnobert überall umher und kommt endlich zurück mit blutendem Maule. Der Hirt will den Schaden besehen, wischt die Schnauze des Hundes mit einer Flocke Wolle, aber siehe da! es ist kein Blut, sondern ein Saft, und nach einigem Suchen findet der Hirt eine zerbissene Schnecke. Eine schönere Farbe hatte der Hirt nie gesehen; er macht die Sache bekannt, man versucht es, Zeuge mit diesem Safte zu färben, was vortrefflich gelingt. Diese Purpurkleider wurden im Alterthum so kostbar geachtet, daß nur Könige und sonst sehr reiche Leute dergleichen tragen konnten. Der reiche Prasser im Evangelium z. B. kleidete sich in Purpur.
Das Glas hatte bei den Phöniziern weniger Nutzen als bei uns; sie brauchten es nur als Münze und Putzwerk. Trinkgefäße verfertigten die Alten überhaupt aus Thon, Holz, Blech, Gold oder Silber; Fensterscheiben hat man in dem warmen Morgenlande nicht nothwendig; man schloß die Oeffnnngen höchstens durch Vorhänge, und statt der Spiegel, die erst später vorkamen, waren polierte Metallplatten im Gebrauch.
Noch wichtiger ist für uns die Buchstabenschrift, deren Erfindung ebenfalls den Phöniziern zugeschrieben wird. Die Phönizier hatten nur 16 Buchstaben und schrieben von der Rechten zur Liuken, und alle, die von ihnen schreiben lernten, folgten ihrem Beispiele, z. B. die Israeliten, Chaldäer, Araber. Die Griechen schrieben nachher die erste Zeile nach der Rechten, die zweite nach der Linken, die dritte wieder nach der Rechten und so abwechselnd, ohne abzusetzen. Dies nannte man Bnstrophedon, Ochsenwendung, weil die Ochsen beim Pflügen so gehen. Noch später schrieben die Griechen bloß nach der Rechten hin. Man schrieb auf gepreßte Palmblätter, auf feine Lindenrinden, auf Leinwand, auf ägyptischen Papyrus, auf Thierhäute, die nirgends so trefflich zubereitet wurden wie in Perga-mns, und daher Pergament hießen. Man hatte schwarze
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rnber Maxentius, der auf der Flucht in der Tiber ertrank. Zum Danke dafür ließ sich Konstantin in einer Bildsäule W mit einem Kreuze in der Hand und mit folgender Ä^?orstellen: „Durch dieses heilsame Zeichen, das achte Wahrzeichen der Tapferkeit, habe ich euere Stadt vou rim Är(l?ni^en ^oche befreit, dem Senat und dem römischen Volke die alte Würde und den vorigen Glanz wieder hergestellt." Von nun an führte Constantiu auch die Kreuzfahne in allen seinen Feldzügeu mit sich und ließ sie, wo er eine seiner Schaaren im Gedränge gefährdet sah, dorthin tragen, und that es immer mit dem gewünschten Erfolge. Er bezeugte selbst, daß denjenigen, der die Kreuzfahne getragen, noch nie ein feindliches Geschoß getroffen habe.
Nach dem Siege über Maxentius ertheilte Constantin den Christen vollkommene Religionsfreiheit, stellte ihnen ihre Güter zurück, befähigte sie zu allen Staatsämtern und erbaute ihnen sogar prächtige Kirchen. Zn Rom wurde die Kirche des heiligen Johannes im Lateran eingerichtet, die noch jetzt als die Hauptkirche der Christenheit gilt, und als die heilige Helena auf Golgatha das wahre Kreuz des Heilandes entdeckte, so wurde auch dort über dem Grabe des Erlösers eine prachtvolle Kirche aufgeführt. Als aber auch der letzte Nebenbuhler, Licinins, von Constantin überwunden wurde (324), erbaute Constantin die nach ihm benannte Stadt Constantinopel, schmückte sie mit lauter-christlichen Kirchen und setzte das Kreuz oben auf seinen Palast. Noch im Jahre 337 feierte er das Osterfest in vollkommenem Wohlsein und durchwachte mit den Gläubigen die Nacht im Gebete. Bald darauf ward er aber unwohl und ließ sich bei zunehmender Krankheit durch den Bischof Eusebius von Nikomedien die Taufe ertheilen, worauf er sich in weißem Gewände auf sein Bett legen ließ und am Pfingstfeste gegen Mittag, im 64. Lebensjahre und im 31. seiner Herrschaft, den Geist in die Hände seines Schöpfers aufgab.
Allgemein war die Trauer der Christen bei seinem Tode. Durch ihn war ja der christliche Name in der ganzen Welt zu Ehren gekommen; dnrch ihn war der Schrecken der blutdürstigen Verfolgung von der heiligen Braut des Herrn, der Kirche, genommen, und war es dieser vergönnt worden, sich mit dem Gewände der Freude und Herrlichkeit zu schmücken, zur Ehre beste», der gesagt
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Extrahierte Personennamen: Konstantin Constantin Johannes Helena Golgatha Constantin Constantin Constantin Eusebius
—- 145 —
Das kaschubische Volk hat stets eine starke Vorliebe für bunte Farben
gezeigt. Die Malerei hat als Volkskunst eine gewisse Bedeutung. Es gab
eine Reihe Dorfkünstler, die die Truhen, Schränke, Stühle, Bettgestelle,
Teller, Bilder usw. mit bunten Mustern verzierten. In den meisten Fällen
sind die Ornamente bereits verwischt, aber soviel läßt sich noch erkennen,
daß man sich ein Bild von ihrer Ursprünglichkeit machen kann.
Der Hausfleiß des Spinnens und Webens stand in der Kaschubei in
sehr hoher Blüte. Und auch bei dem Weben offenbarte sich die Vorliebe
des Volkes für leuchtende Farben und
buntemuster. Es sind prächtige Stoffe
für Bettbezüge, Schürzen, Kleider ge-
macht worden. Eine gewisse Berühmt-
heit hat der kaschubische Warp erlangt,
ein kräftiges Gewebe, bei dem Aufzug
und Einschlag aus gesponnener Schaf-
wolle sind. In der Färberei wurde
der Stoff gewaschen, gewalkt und ge-
färbt, für die Männerkleidung ein-
farbig blau, für die Frauen rot oder
grün mit schwarzen Streublümchen.
In jeder Kreisstadt gab es eine Fär-
berei, von denen die in Berent, Bütow
und Konitz die bedeutendsten gewesen
sind und sich bis auf die Gegenwart
erhalten haben.
Neben der Landwirtschaft betrieb
der kaschubische Bauer die Fischerei,
da die meisten Dörfer an einem See
oder an einem Fluß liegen.
Die Netze verschrieb der Fischer
sich nicht aus der Fabrik, sondern er
strickte sie aus selbstgesponnenem Garn.
Männer und Frauen haben darin eine
erstaunliche Fertigkeit erlangt. Die Technik entspricht genau der Filetarbeit.
Die Zugseile drehten sich die Leute aus Kiefernwurzeln. Sie waren
praktischer und namentlich billiger als die heutigen Hanfseile.
Ein wirklich bodenständiges Erzeugnis des Hausfleißes waren die
Wurzelflechtereien. Es gibt hier weite Strecken von Ödland, die mit kleinen
verkümmerten Kiefern, den sog. Kuselnh, dicht bestanden sind. Sie haben
zahllose dünne Wurzeln, die sich in dem mageren Erdreich weit hinaus-
ziehen. Aus den geschälten Wurzeln werden allerhand Gebrauchsgegen-
stände gemacht, als Maße zu Korn, Mehl und Kartoffeln; Behälter zu
Pfeffer, Salz, Streichhölzchen, große Kiepen zum Korn, ja sogar Kannen
und Feuereimer, die so dicht geflochten sind, daß kein Tropfen Wasser
durchdringt. Einen Handelsartikel bilden noch heute die Lischken, eine Art
zweiteiliger Spankörbe aus gerissenen Holzleisten, die sich sehr gut als Ver-
sandkartons bewähren.
ü Das „u" wird kurz gesprochen.
Heimatkunde, Ii. Teil.
Kaschubischer Fischer.
10
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V
— 241 —
gaben erwuchsen dem Kirchenbau durch die Begründung der Evangelischen
Kirche Augsburgischen Bekenntnisses; ihre Gotteshäuser, aus der Zeit von
etwa 1650 bis 1720, haben den reichsten Schmuck kunstvoller Fachwerks-
verbünde.
Ein Gegenstück hierzu sind die ganz aus Holzbohlen errichteten Kirchen,
aus sogenanntem Schurzwerk, die billigste Bauweise, aber für arme Wald-
gebiete die naturgemäße; sie zeitigt uns bodenständige Schöpfungen, deren
eigener Stil von allen anderen
Dorfkirchen stark abweicht. Was
man hier sieht, ist wirklich Volks-
kunst, und für die heimische
Kulturgeschichte steckt in diesen
Aschenbrödeln der Neuzeit ein
überreiches Quellenmaterial.
Für den Wanderer sind
schon von fernher die Kirch-
türme das Merkmal des Dorfes,
der Wegweiser zum Ziele, so,
wie sie für die Gemeinde ein
Wegweiser zur himmlischen Hei-
mat sein sollen. Von hier ertönt
der Glockenklang, der das Gemüt
so wunderbar ergreift und in
tausend Volkssagen gefeiert wird.
Drum gilt der Turm als Wahr-
zeichen, das man ungern ent-
behrte. Es war schon vorhin
der massiven Turmbauten der
Strasburger Gegend und Po-
mesaniens gedacht. Oft aber
fehlt das Geld zum Massivbau,
und ein Holzgerüst ist wegen
seiner Elastizität für die Stand-
sicherheit, wie für die Reinheit
des Klanges vorzuziehen: so
kamen die alten Baumeister von
selbst zu dem hölzernen Glocken-
turm auf niedrigem, massivem Unterbau; eine zierlich vorgekragte Glocken-
laube und ein hoher Helm krönen den Aufbau: wieder mit billigen Mitteln
etwas Schönes und Sachgemäßes!
Auch in Schlesien, Pommern und Mecklenburg ist diese Bauart nicht
fremd, aber es scheint doch, als ob sie im Ordenslande, in Ost- und West-
preußen, am häufigsten war und hier am schönsten ausgebildet wurde.
Gr. Montau, Kunzendorf, Fischau im Marienburger-, Stüblau und
Trutenau im Danziger Werder, oder Lesno in der Kassubei seien als Haupt-
beispiele genannt.
Kleiner, zierlicher, aber doch voller Anmut sind die mit wälschen Hauben
gedeckten Türmchen der Holzkirchen, die malerisch wirksam aus den Laub-
kronen uralter Kirchenlinden hervorlugen.
Kirche zu Rosenthal, Kreis Löbau, Schurzholzbau
von 1761—63.
16*
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Hl 9 l«il
Kirche zu Rumian (Kreis Löbau), Schurzholzbau vou 1714.
Farbiger Schmuck war in alter Zeit oft vorhanden, aber sehr wenig
ist davon geblieben. Das schönste Beispiel für eine Gewölbemalerei des
14. Jahrhunderts birgt die jüngst instandgesetzte Kirche zu Dörbeck. Aber
auch die späteren Jahrhunderte waren farbenfreudig und, wo irgend die
Mittel ausreichten, schmückte man die Decke mit einem reichen Teppich
figürlicher oder ornamentaler Malerei, so in Lemberg (Kr. Strasburg),
Gnrske (Kr. Thorn), in Gnojau und Gr. Montau (Kr. Marienburg) und
in vielen evangelischen Kirchen des Marienburger, Elbinger und Danziger
Werders.
Die Ausstattung mit Altären, Kanzeln, Beichtstühlen, Orgelprospekten
und Kirchenbünken ist verschieden, je nachdem wir uns im wohlhabenden
Werder oder in den wenig ertragreichen Gebieten des pvmmerellischen Land-
rückens befinden; aber immer war die Gemeinde bestrebt, mit Liebe das Beste
für das Gotteshaus zu beschaffen und hat damit denn auch Hervorragendes
erreicht. Die Altäre sind wohl ausnahmslos von städtischen Tischlern und
Schnitzern bezogen, die Gestühle und die Anstriche aber öfter von dörflichen
Handwerkern hergestellt, wirkliche Erzeugnisse der Volkskunst.
Holzkirchen, wie die katholischen zu Rosenthal und Zwiniarz (Kr. Löbau)
oder Lesno (Kr. Konitz) können in dieser Hinsicht als Meisterwerke gelten.
Ebenso interessant, wenn auch auf anderem geistigen Boden erwachsen, sind die
Niederungskirchen zu Schönbaum (1644), Steegen, Tiegenort, Katznase (1706)
u. a. m. Hier fallen besonders, als Eigenart lutherischer Kirchen-Verfafiung,
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386
(an anderen Stellen der Provinz — Dirschau, Konitz — sind sie spurlos
verschwunden).
Hier sei gleich einer andern Abart der preußischen Burgen gedacht, der
Bischofsburgen, welche Bischof oder Kapitel in den ihnen vom Orden abge-
tretenen Landesteilen errichteten. Im Culmerland waren es die verschwun-
denen Burgen zu Culmsee, Löbau, Kauernik. In Pomesanien: Marien-
werder, Schönberg, Riesenburg, die ganz oder teilweis noch stehen. In
Ostpreußen gehören Allenstein und Heilsberg in diese Gattung. Sie wurden
sortisikatorisch und wirtschaftlich nach gleichen Grundsätzen wie die Ordens-
burgen gebaut, weichen aber in der innern Gliederung völlig von ihnen ab.
Die rechte, echte Ordensburg ist also in der Komturei zu erblicken, wie
sie im ersten frischen Schaffen des Ordens, in der Zeit der spannenden
Kämpfe und des dem siegreichen Ausgang folgenden Aufschwunges sich als
Muster herausbildete. Grade in Westpreußen finden sich vorwiegend die
Reste dieser wertvollen Anlagen vor. (Z. B. Steinbrecht, Preußen zur Zeit
der Landmeister, Berlin 1888.) Will man diese Komtureiburgen verstehen,
so muß man auf die bahnbrechenden Klostersiedelungen der Zisterzienser
zurückgehen, wie wir sie in Oliva und Pelplin haben. Beide, Kloster wie
Ordensburg, bestehen in einer um einen Kreuzhof gruppierten Klausuranlage
für die Ordensbrüder, mit der Kirche als vornehmstem Ordensraum, aus
den Nebenanlagen für Wohlfahrt und Gastzwecke, aus den Wirtschaftshöfen
mit den Viehställen, Speichern und Wohnungen und endlich aus dem
fließenden Wasser mit Teichen und Mühlen. Aber während beim Kloster
dieses alles in einem lieblichen Tale friedlich und malerisch weit aus-
gebreitet liegt, selbst die Klausur in behaglicher Breite sich an eine hoch
und weit gegliederte Kirche anschmiegt, ist dagegen die Ordenskomturei durch
militärische Rücksichten auf die beherrschende annäherungsschwierige Höhen-
lage angewiesen. Die Wirtschaftshöfe und ihre Gebäude, von Gräben und
Mauern zusammengefaßt, drängen sich um die Herrenklausur, das Konvents-
Haus, welches als enges, hohes Gebäudeviereck, kastellartig — statt des fried-
lichen Glockenturms wohl mit einem drohenden Wehrturm überhöht —
emporragt.
In diesen Konventshäusern der Komturei gipfelt die Baukunst des
Ordens. Haben wir Vorburgen, Gräben und Zwinger mit all ihren Wehr-
einrichtungen durchschritten, so umfängt uns innen ein klosterartiger Hof
von mäßiger Weite und desto ausfälliger Höhe; denn Platzbeschränkung und
Höhengewinnung sind Forderungen der Verteidigung. Wo wir solche Höfe
noch haben — in Marienburg und Heilsberg — da sind sie von bestricken-
dem Reiz, als hätte die Baukunst sich hier ein besonderes Plätzchen ersehen.
Die Umgänge sind mehrgeschossig. Wie Flure vermitteln sie den Verkehr
zu den Schloßrüumen: zu den unterirdischen, bisweilen zweigeschossigen Vor-
ratskellern; zu den Hofräumen — welche aus der wärmespendenden Kvn-
ventsküche und dem Melzhaus, aus den Vorratsräumen und den Wachstuben
bestehen —; zu den bevorzugteren Diensträumen endlich des Haupt- und
Herrengeschosses, nämlich der Kirche, dem Kapitelsaal, dem Konventsremter,
dem Dormitorium, der Herrenstube und der Komturs-Wohnung. Die Mauer-
krone, unter Dach, ist ringsum durchbrochen durch Wehrgangsöffnungen, und
über das steile Dach hinaus streben Ecktürme auf, deren einer bisweilen
durch besondere Höhe und Stärke ausgezeichnet ist.
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341
(Pommerellen) Wenden, tut Süden Polen; das rechts von der Weichsel
gelegene Gebiet der Provinz hatten, ebenso wie Ostpreußen, die heidnischen
Preußen (Pruzzen) inne, ein in Sprache und nach Abstammung den Lithauern
verwandtes Volk, das jedoch südlich der Ossa, im Culmer Lande, stark pv-
lonisiert und mit Polen gemischt war.
Die heidnische Bevölkerung Westpreußens unterhielt außer mit den
deutschen Nachbarn in dem oben genannten Zeitraum sehr lebhafte Handels-
beziehungen mit den mohamedanifchen Reichen des Orients. Von dort ge-
langte viel arabisches Geld (kufische Münzen) ditrch Handelsaustausch hier-
her, außerdem lieferten die arabischen Handelsplätze unserm Norden Weine,
Früchte, leinene, seidene und baumwollene Stosse, von denen im Laufe der
Zeit nichts als die arabischen Namen sich erhalten haben, wie Damast, Atlas,
Kattun usw.; wahrscheinlich wurden auch Waffen, Geräte, Schiffstaue, Kauri-
muscheln und Glasperlen ausgeführt, ferner zahlreiche Schmucksachen aus
Silber, Hals- und Armringe aus mehreren gewundenen Silberdrähten usw.,
endlich die sogenannten Hakenringe, kleine offene Ringe ans Silber von der
Gestalt eines Hakens, deren eines Ende schleifenförmig umgebogen ist. Dafür
lieferte unser Norden den Arabern Sklaven, Mammutszähne, Jagdfalken,
Vieh, Leder, besonders aber Pelze vom Fuchs, Zobel, Hermelin, Wiesel,
Biber, Eichhörnchen und Hasen, Fischleim und Fischzähne, Honig, Wachs,
Getreide, Bernstein. Schwerter, Panzer, Pfeile und Pelzmützen; die zahlreichen
Geräte aus Eisen, wie Äxte, Messer, Pfeilspitzen, Lanzen usw. wurden wahr-
scheinlich hier verfertigt.
Es find uns nun aus jener Zeit in Westpreußen auch Überreste von
Wohnplätzen erhalten, nämlich Pfahlbauten in einigen Seen, z. B. im
Lonkorreker See (Kr. Löbau), im Skarliner See (Kr. Strasburg) usw. Aber
auch die Burg wälle, zwar in erster Linie für Verteidigungszwecke bestimmt,
find zum Teil auch bewohnt worden.
Die Erbanungsart der Burgwälle wurde überall genau der Ört-
lichkeit angepaßt, und es lassen sich in dieser Beziehung verschiedene
Typen unterscheiden.
Als vornehmster Typus sind die Ringwälle zu nennen, die dort an-
gelegt wurden, wo ein Schutz auf allen Seiten nötig war, also auf ebenem
Gelände oder auf flachen, leicht ersteigbaren Hügeln. Wie die Ringwälle
erbaut wurden, darüber gibt einen guten Aufschluß ein Bericht des Ibrahim
ibn Jaküb, der im Jahre 973, wahrscheinlich als Arzt, eine Sarazenen-
Gesandtschaft an den Kaiser Otto I. nach Merseburg begleitete. Er sagte
darin folgendes:
„Wenn sie (die Slaven) eine Burg gründen wollen, so suchen sie ein
Weideland, welches an Wasser oder Rvhrsümpfen reich ist und stecken dort
einen runden oder viereckigen Platz ab, je nach der Gestalt und dem Umfang,
welche sie der Burg geben wollen. Dann ziehen sie darum einen Graben
und häufen die aufgeworfene Erde auf. Diese Erde wird mit Brettern und
Balken so fest gestampft, bis sie die Härte von Pisé (tapia) erhalten hat.
Ist dann die Mauer (der Wall) bis zur erforderten Höhe aufgeführt, so
wird an der Seite, welche man auswählt, ein Tor abgemessen und von
diesem eine hölzerne Brücke über den Graben gebaut."
Ju dieser Schilderung ist zunächst bemerkenswert, daß der Wall, rund
oder viereckig, in sich geschloffen war. Ferner, die Erde zur Errichtung des
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Bogenfenster und den Giebel des Nordschiffes. Schließlich erscheint über
den niedrigen Häusern der hier leicht ansteigenden Heiligengeistgasse der
Turm, der bei der Mündung der nächsten Gasse in seiner ganzen großen
Figur sich präsentiert.
Mit der besonderen Beschaffenheit dieses Stadtplanes hängt eine Schön-
heit zusammen, die von der modernen Wissenschaft über Städtebau gefordert,
hier ohne Zwang und
Theorie gewachsen ist:
die räumliche Wirkung
der Straßen. Durch die
Enge der einmündenden
Gassen ist die Auflösung
nach den Seiten un-
wesentlich, und gerade-
aus laufen sie nicht ziel-
los ins „Leere". Denn
entweder entsteht durch
ihre Biegung ein schein-
barer Abschluß, oder die
Straße mündet aus ein
Gebäude, das infolge
der geringen Länge der
Straßen als schließende
Wand zur vollen Geltung
kommt. Gegen die Mott-
lau werden sämtliche
Gassen durch die Wasser-
tore begrenzt. Auf der
Landseite ist nur noch
das Langgasser Tor in
Funktion. Im Stadt-
innern finden die Stra-
ßen häufig in hervor-
ragenden Gebäuden ihren
Point de Vue, wie die
Jopengasse imzeughaus,
die Frauengasse im Chor
der Marienkirche usw.
Angesichts dieses
Marienkirche und Jopengasse mit Beischlägen. künstlerischen Charakters
der Straßen, den uns
kein Reißbrett und keine Formel zu geben vermag, ist es nicht zu verwun-
dern, wenn auch der städtische Mittelpunkt, der Langemarkt, sich durch eine
bedeutende Raumwirkung auszeichnet. Bei abgelegenen oder vom Verkehr
nur am Rand berührten Plätzen ist die Geschlossenheit weniger erstaunlich
als bei diesem Platz, der zunächst nichts anderes ist als eine verbreiterte
Fortsetzung der Langgasse. Der Abschluß nach Osten durch das Grüne Tor,
nach den Langseiten durch die kaum von Gassen unterbrochenen Häuserfronten
ist von gleicher Art wie der der Hauptstraßen. Die besondere Lösung liegt
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
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65
und rings von steilen Mauerhöhen abgegrenzt nur den Himmel über dir
und im Geist das Leben und Treiben der deutschen Ordensritter neben dir
erschaust.
Auch grüßen nicht Marmor und Sandstein in schwerer Menge prunkend den
Besucher. Nein. Ziegel und Ziegel! Es ist erstaunlich, mit wie bescheidenen
Mitteln der deutsche Bauherr seinerzeit so überwältigende Eindrücke schuf.
Die massig und heroisch aufragenden Mauern draußen, die hohe Schönheit
der Prunkgemächer, der
Remter, drinnen mit ihren
kühn aufstrebenden Pfeilern
und kunstvollen Spitzbogen-
gewölben, die stille Majestät
der Ritterkirche, die lichte
Pracht der .Konventssäle,
das alles kann man nicht
vergessen.
Der älteste Bestandteil
der Burg, der die erste
Komtureianlage bildete, ist
das Hoch schloß, die Woh-
nung der Ritterschaft zur
Zeit der Blüte des Ordens.
Daran lehnt sich nach Nor-
den zu, nur durch einen
trockenen, aber tiefen Graben
vom Hochschloß getrennt,
das Mittelschloß oder
die Wohnung des Hoch-
meisters und seines Stell-
vertreters, desgroßkomturs.
Wiederum an diesen Teil
der Burg stieß im Norden
die Vorburg, der Auf-
enthaltsort der Knechte
des Ordens, mit allerlei
Wirtschaftsgebäuden und Meisters Sommer-Remter.
Kriegsmagazinen. Von ihr
ist verhältnismäßig wenig auf unsere Zeit gekommen.
Wer vom Bahnhof Marienburg aus der Burg zustrebt, gelangt zunächst
zur Ostseite der Burg. Der hochragende Wachtturm zur Seite der mit Zier-
giebeln geschmückten Marienkirche gehört zum Hochschloß der Marienburg.
Weltberühmt ist das Mosaikbild der Jungfrau Maria mit dem Jesuskinde
in der vordersten Nische der Kirche.
Ein breiter, massiger Turm, der Pfafsenturm, ehedem die Wohnung von
Hochmeisters Hofkaplan, leitet hinüber zum Mittelschloß, von dem zunächst
nur die Gastkammern sichtbar werden, in denen der Hochmeister seine Gäste
beherbergte.
Das Eingangsportal für die Schloßbesucher liegt im Nordflügel des
Mittelschlosses.
Heimatkunde, Ii. Teil.
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Extrahierte Personennamen: Maria Maria Hochmeisters_Hofkaplan
Extrahierte Ortsnamen: Burg Marienburg Burg Burg Marienburg