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1. Geschichte - S. 159

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
159 zösischen Heere zu widerstehen, zu dessen Vertilgung er jedoch andere Anstalten gemacht hatte. Ungehindert konnte Napoleon seinen Einzug halten, die Thore waren unverschlossen, kein Schuß von den Mauern geschah auf seine Leute, nirgends lauschte ein Feind. Aber zu seinem nicht geringen Befremden drängte sich auch nicht, wie in andern eroberten Städten, die neugierige Menge heran, ihn zu sehen und anzustaunen. Dumpfe Stille herrschte in allen Straßen wie auf einem Todtenacker unter Gräbern. Fast alle Einwohner waren mit ihrer besten Habe entflohen, und die noch übrigen hielten sich in dem Innern ihrer Häuser verborgen. Diese gänzliche Verödung der großen Stadt wollte den Franzosen nicht gefallen. Sie schien ihnen an sich schon sehr bedenklich, und dann merkten sie wohl, daß ihnen in den menschenleeren Häusern gar manches an ihrer Bequemlichkeit abgehen und die Küche _ schlecht bestellt sein würde. Doch trösteten sie sich mit der Aussicht auf eine unermeßliche Beute. Bald wurde ihnen auch dieser Trost geraubt. Auf einmal nämlich stieg an mehr als hundert Orten zugleich Feuer auf, Rauchwolken wirbelten in die Luft; bei einem heftigen Winde, der sich erhoben hatte, verbreitete sich der Brand wie ein Feuermeer über die ganze Stadt und wüthete mehrere Tage lang fort. Bald war das prächtige Moskau nichts weiter als ein Schutthaufen. Nichts blieb verschont als der Kreml oder das kaiserliche Residenzschloß, welches nebst den dazu gehörigen Gebäuden mit einer dreifachen Mauer und einem tiefen Graben umgeben war. Hier hatte Napoleon mit den vornehmsten Offizieren sein Quartier aufgeschlagen, indeß von seiner Mannschaft vor der Stadt ein Lager bezogen worden war. Durch die Einäscherung Moskaus war Napoleons ganzer Plau verrückt worden. Von Feinden umgeben, ohne Lebensmittel, ohne Kleidung und Obdach für sein Heer, konnte er hier nicht überwintern. Die kleinsten wie die größten Bedürfnisse mußten erst erkämpft werden. Die Russen wagten sich immer näher. So oft ein Trupp französischer Reiter nach Lebensmitteln auszog, waren ihm dre Kosaken auf dem Nacken. Noch furchtbarer als die Feinde uäherte sich die schlimme Jahreszeit. Schon war die Hälfte des Oktobermonats verstrichen und Napoleon saß noch immer in seinem Kreml, unschlüssig, was er be-

2. Geschichte - S. 24

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
24 chem Wildpret du gegessen hast?" und siehe! auf des Königs Wink bringen die Diener dem Harpagus in erneut verdeckten Korbe den Kopf, die Arme und die Beine seines Sohnes. Das Vaterherz blutete bei diesem Anblicke; vor dem Angesichte des Wütherichs aber durfte sein Ingrimm nicht laut werden. Er stellte sich gefaßt und 'verschloß fernen Kummer in der Brust, schwur aber zugleich dem Astyages Rache. Der König wurde indeß von den Traumdeutern über die Erhaltung des Cyrus beruhigt. Sie sagten: „Dein Traum, o König, ist jetzt erfüllt, da er von den Knaben bereits zum Könige erwählt ist, und alles so gemacht hat, wie die wirklichen Könige. Sei nur getrost, er wird nicht zum zweitenmal regieren!" Jetzt freute sich Astyages, , ließ den Cyrus kommeu und sprach: „Mein Sohn, ich habe dir großes Unrecht angethan, durch ein trügerisches Traum gesicht verführt; doch ein gutes Glück hat dich erhalten. Jetzt gehe freudigen Muthes nach dem Perserlande, ich werde dich geleiten lassen. Dort wirst du einen ganz andern Vater und eine ganz andere Mutter finden als den Hirten und seine Frau." Hierauf entließ er den Cyrus. - Als Cyrus in das Haus des Kambyses kam und sich zu erkennen gab, da ging die Verwunderung und Freude seiner Eltern über alle Maßen, weil sie ihn schon längst todt geglaubt hatten. Er konnte ihnen von seinen wunderbaren Schicksalen nicht genug erzählen. Ganz gewaltig lobte er immer die alte Hirtenmutter, und sein drittes Wort war immer die Hirtenmutter. Einige Zeit nachher ließ Astyages den Cyrus, welchen er unterdessen lieb gewonnen hatte, mit der Mutter desselben zu sich nach Hofe kommen. Der Knabe war in der !-j strengen, kriegerischen Lebensweise der Perser auferzogen und machte große Augen, als er hier alles so fein geputzt und geschminkt fand. Selbst der König auf seinem Throne war tüchtig geschminkt an Augenbraunen, an Stirne und Wangen. Cyrus sprang, als er in das Zimmer trat, auf den geputzten König zu, fiel ihm um den Hals und I rief: „O was ich für einen schönen Großvater habe!" 1 „Ist er denn schöner als dein Vater?" fragte lächelnd die Mutter. „Unter den Persern," antwortete Cyrus, „ist mein Vater der schönste; aber unter den Medern gibt es keinen schöneren als den Großvater." Dem Alten gefiel

3. Geschichte - S. 19

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
19 ward es auch unter dem Kessel lebendig: die Salpetersteine zerschmolzen, vermischten sich mit der Asche und dem Sande, und als das Feuer ausgebrannt war, verhärtete sich der Brei zu einer schönen, blanken, durchsichtigen Masse und wurde — Glas. Ein anderes mal weidete ein phönizischer Hirt seine Heerde nicht weit vom Meeresstrande. Sein Hund schnobert überall umher und kommt endlich zurück mit blutendem Maule. Der Hirt will den Schaden besehen, wischt die Schnauze des Hundes mit einer Flocke Wolle, aber siehe da! es ist kein Blut, sondern ein Saft, und nach einigem Suchen findet der Hirt eine zerbissene Schnecke. Eine schönere Farbe hatte der Hirt nie gesehen; er macht die Sache bekannt, man versucht es, Zeuge mit diesem Safte zu färben, was vortrefflich gelingt. Diese Purpurkleider wurden im Alterthum so kostbar geachtet, daß nur Könige und sonst sehr reiche Leute dergleichen tragen konnten. Der reiche Prasser im Evangelium z. B. kleidete sich in Purpur. Das Glas hatte bei den Phöniziern weniger Nutzen als bei uns; sie brauchten es nur als Münze und Putzwerk. Trinkgefäße verfertigten die Alten überhaupt aus Thon, Holz, Blech, Gold oder Silber; Fensterscheiben hat man in dem warmen Morgenlande nicht nothwendig; man schloß die Oeffnnngen höchstens durch Vorhänge, und statt der Spiegel, die erst später vorkamen, waren polierte Metallplatten im Gebrauch. Noch wichtiger ist für uns die Buchstabenschrift, deren Erfindung ebenfalls den Phöniziern zugeschrieben wird. Die Phönizier hatten nur 16 Buchstaben und schrieben von der Rechten zur Liuken, und alle, die von ihnen schreiben lernten, folgten ihrem Beispiele, z. B. die Israeliten, Chaldäer, Araber. Die Griechen schrieben nachher die erste Zeile nach der Rechten, die zweite nach der Linken, die dritte wieder nach der Rechten und so abwechselnd, ohne abzusetzen. Dies nannte man Bnstrophedon, Ochsenwendung, weil die Ochsen beim Pflügen so gehen. Noch später schrieben die Griechen bloß nach der Rechten hin. Man schrieb auf gepreßte Palmblätter, auf feine Lindenrinden, auf Leinwand, auf ägyptischen Papyrus, auf Thierhäute, die nirgends so trefflich zubereitet wurden wie in Perga-mns, und daher Pergament hießen. Man hatte schwarze

4. Geschichte - S. 80

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
80 rnber Maxentius, der auf der Flucht in der Tiber ertrank. Zum Danke dafür ließ sich Konstantin in einer Bildsäule W mit einem Kreuze in der Hand und mit folgender Ä^?orstellen: „Durch dieses heilsame Zeichen, das achte Wahrzeichen der Tapferkeit, habe ich euere Stadt vou rim Är(l?ni^en ^oche befreit, dem Senat und dem römischen Volke die alte Würde und den vorigen Glanz wieder hergestellt." Von nun an führte Constantiu auch die Kreuzfahne in allen seinen Feldzügeu mit sich und ließ sie, wo er eine seiner Schaaren im Gedränge gefährdet sah, dorthin tragen, und that es immer mit dem gewünschten Erfolge. Er bezeugte selbst, daß denjenigen, der die Kreuzfahne getragen, noch nie ein feindliches Geschoß getroffen habe. Nach dem Siege über Maxentius ertheilte Constantin den Christen vollkommene Religionsfreiheit, stellte ihnen ihre Güter zurück, befähigte sie zu allen Staatsämtern und erbaute ihnen sogar prächtige Kirchen. Zn Rom wurde die Kirche des heiligen Johannes im Lateran eingerichtet, die noch jetzt als die Hauptkirche der Christenheit gilt, und als die heilige Helena auf Golgatha das wahre Kreuz des Heilandes entdeckte, so wurde auch dort über dem Grabe des Erlösers eine prachtvolle Kirche aufgeführt. Als aber auch der letzte Nebenbuhler, Licinins, von Constantin überwunden wurde (324), erbaute Constantin die nach ihm benannte Stadt Constantinopel, schmückte sie mit lauter-christlichen Kirchen und setzte das Kreuz oben auf seinen Palast. Noch im Jahre 337 feierte er das Osterfest in vollkommenem Wohlsein und durchwachte mit den Gläubigen die Nacht im Gebete. Bald darauf ward er aber unwohl und ließ sich bei zunehmender Krankheit durch den Bischof Eusebius von Nikomedien die Taufe ertheilen, worauf er sich in weißem Gewände auf sein Bett legen ließ und am Pfingstfeste gegen Mittag, im 64. Lebensjahre und im 31. seiner Herrschaft, den Geist in die Hände seines Schöpfers aufgab. Allgemein war die Trauer der Christen bei seinem Tode. Durch ihn war ja der christliche Name in der ganzen Welt zu Ehren gekommen; dnrch ihn war der Schrecken der blutdürstigen Verfolgung von der heiligen Braut des Herrn, der Kirche, genommen, und war es dieser vergönnt worden, sich mit dem Gewände der Freude und Herrlichkeit zu schmücken, zur Ehre beste», der gesagt

5. Geschichte - S. 154

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
154 'Lint0li,sc. des Gerüstes und rief: „Still, Trommelschläger!" Sie Hielien eilt, und er sprach nun mit vernehmbarer Stimme: „Franzosen! ich sterbe unschuldig an allen Verbrechen, deren man mich anklagt; ich verzeihe den Urhebern meines Todes und bitte Gott, daß das Blut, welches ihr jetzt vergießen wollet, nie über Frankreich komme. Und du, unglückliches Volk .. .!" Diese letzten Worte wurden von dem Getöse aller Trommeln verschlungen, die auf Santerre's Gebrüll zu wirbeln begannen. Zugleich ergriffen die Henker ihr Opfer und führten es unter das Fallbeil. Der Beichtvater kniete neben ihn und rief ihm die Worte zu: „Sohn des heiligen Ludwig, steige hinauf gen Himmel!" Da fiel das Beil, und das Haupt des unschuldigen Königs rollte über das Blutgerüst. Einer der Henkersknechte hob es trinmphirend empor und zeigte es den Zuschauern, während von allen Seiten das Geschrei: „Es lebe die Nation! Es lebe die Freiheit!" ertönte. Hüte und Mützeu flogen in die Höhe, und singend tanzte der Pöbel um das Blutgerüst. Der beffergesinnte

6. Geschichte - S. 8

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
Laster als den Göttern wohlthätige Werke anzusehen Ihr höchster Gott war Bel, der Sonnengott; dieser hatte einen großen Tempel, in welchem ein goldener Altar und ein goldenes Riesenbild des Bel stand. Bei dem Tempel erhob sich ein Thurm, der aus Backsteinen massiv bis 600 Fuß Höhe aufgeführt war, das höchste Bauwerk vou Menschenhand. Er war viereckig und bestand aus acht Absätzen-der unterste hatte 600 Fuß uach Länge und Breite; auf diesem Absatz stand der zweite, der nicht mehr 600 Fuß lang und breit war, auf dem zweiten ein dritter, noch schmälerer, und so fort bis zum obersten; dieser war ein Tempel des Bel, welchen der Gott in der Nacht besuchen sollte, wie die Priester sagten. Außen lief um den Thurm bls zum Hochtempel ein mit Absätzen und Ruhebänken versehener Weg (Rampe), so daß man den Thurm besteigen und den Hochtempel besuchen konnte. Auch Ninioeh war eine ungeheuer große Stadt, denn sie hatte drei Tagreisen im Umfang, wie wir aus dem Propheten Jonas wissen. Lange Zeit wohnten die Könige in Niniveh, und Babylon war nicht die Residenzstadt und nicht die erste Stadt des Reichs. So war es zur Zeit Salma-nassars, welcher Samaria zerstörte, und die Israeliten in die Gefangenschaft führte (721 v. Chr.), so zur Zeit Sauheribs, welcher Juda und Jerusalem bedrohte; über Niniveh aber kam die (strafe Gottes früher als über Babylon. „Wehe der Blutstadt!" weissagte der Prophet Nahum, „sie ist ganz angefüllt mit Lüge und Gewaltthat und läßt nicht ab vom Raube. Siehe, ich komme an dich, spricht Gott, der Weltenherrscher; verstärke deine Festungswerke, tritt Lehm und stampfe Thon, doch wird das Feuer dich verzehren und . das Schwert dich auffressen." Dies ging in Erfüllung ungefähr 600 -Jahre v. Chr. Der König der Meder, eines Volkes im Hochlande östlich von Niniveh, zog mit seinem Kriegsheere gegen die Stadt, Babylonien empörte sich (das Unterland gegen das Oberland), und als der angeschwollene Tigris die Stadtmauern auf eine Strecke niederriß, drangen die Feinde ein, erschlugeu alle Einwohner, die nicht entfliehen konnten, plünderten die Stadt und brannten sie nieder. Ihre Schutthaufen liegen der heutigen Stadt Mosul gegenüber; sie blieben unerforscht bis 1840, also etwa 2400 Jahre lang. Seitdem hat die französische und die englische Negierung durch gelehrte Männer

7. Geschichte - S. 6

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
6 lang war; das Viereck hatte also einen Umfang von 24 Stunden. Die Maner war, wie ein Grieche erzählt, der Babylon besuchte, 200 Ellen hoch, 50 Ellen dick und war mit vielen Wachthürmen gekrönt; jede Seite des Vierecks hatte 25 eherne Thore. Vor der Mauer war ein tiefer, an beiden Seiten ausgemauerter Grabes, der aus dem Flusse mit Wasser angefüllt wurde. Die Mauern bestanden aber nicht aus Bruchsteinen, deren Babylonien keine hat, sondern aus Backsteinen. Der Boden Babyloniens besteht nämlich hauptsächlich aus fetter Thonerde; diese wurde ausgestochen, geformt, an der Sonne getrocknet oder gebrannt Als Mörtel brauchte man Erdharz, das ungefähr 50 Stunden oberhalb Babylon bei einem Orte, der jetzt Hit heißt, in unerschöpflicher Menge ans der Erde quillt, und schnell an der Luft verhärtet. Dieses Erdharz war auch das hauptsächlichste Brennmaterial der alten Babylonier, und als in neuester Zeit ein englisches Dampfschiff den Euphrat hinauffuhr, heizte man den Dampfkessel mit Erdharz. Die Babylonier brauchten gebrannte Backsteine hauptsächlich nur zur Bekleidung der Mauern, deren Inneres sie aus ungebrannten, nur an der Sonne getrockneten Backsteinen aufführten; sie verstanden aber nicht nur die Backsteine zu brennen, sondern sie auch in verschiedenen Farben zu glasieren und so den Außenwänden der Tempel und Paläste ein buntes, glänzendes Aussehen zu geben. Man darf aber nicht glauben, daß die babylonische Stadtmauer auf einmal in ihrer ganzen Höhe und Breite aufgeführt wurde, was geradezu unmöglich gewesen wäre; denn wenn wir auch annehmen, dem Griechen sei der Umfang, die Hohe und Dicke der Mauer um 2 ©rittheile zu'hoch angegeben worden, so bleibt diese Stadtmauer doch ein ungeheueres Werk, weil eine Mauer auch nur von 1 Stunde oder 13,000 Fuß Länge, 100 Fuß Hohe und 25 Fuß Dicke, 13,000 X 100 X 25 = 32,5oo,Ooo Kubikfuß Mauerwerk enthalt. Die Alten stimmen alle überein in ihrem Erstaunen über diese Mauern, und ein Prophet sagt: „Babylou hebt sich zum Himmel und macht die Höhe seiner Festung uuübersteiglich." Die Fluß-ltfer innerhalb der Stadt waren durch hohe Dämme aus Stein gesichert, auf vielen steinernen Treppen stieg man zum Strome hinab. Beide Stadttheile waren durch eine Brücke verbunden; die Straßen, welche die Stadt der Länge

8. Geschichte - S. 15

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
15 thumssälen zu Bonn, Kassel, Berlin, Dresden und in andern Städten werden verschiedene vorgezeigt. Die Haut ist ganz schwarz und so von dem Gummi und Erdharze durchdrungen, daß sie steinhart ist; eine solche vertrocknete Leiche brennt wie Fichtenholz, daher machen die Hirten in Aegypten mit ihnen Frner an. Ihrer Ansicht von einem Leben nach dem Tode entsprechend nannten die alten Aegyp-ter auch die Wohnungen der Lebendigen nur Herbergen, die Grabmäler der Verstorbenen hingegen ewige Wohnungen. Ob aber jemand des Begräbnisses würdig sei, darüber entschied ein sogenanntes Todtengericht. Dieses bestand aus 40 Richtern, die zuvor den Lebenswandel des Verstorbenen untersuchen und darnach entscheiden mußten. Selbst die Könige waren einem solchen Gerichte unterworfen, und für manchen war dies gewiß kein geringer Antrieb zu einer guten Negierung. 3) Das Labyrinth. Bei weitem nicht so alt, aber ebenso berühmt war das Labyrinth. Dieses war ein großes Gebäude in Mittelägypten. Es bestand aus 12 Palästen, 6 gegen Norden und 6 gegen Süden. In demselben waren 3000 Zimmer, 1500 über der Erde, und ebeu so viele unter der Erde. Sie waren mit künstlichen Bildwerken und mit verschiedenfarbigen Steinen ausgeschmückt. Jetzt liegt es iu Trümmern. Fast ebenso wunderbar sind die steinernen Bilder, die einige Könige sich setzen ließen; so sieht man vor dem Eingänge eines 200 Fuß tief in den Sandsteinfelsen gegrabenen Tempels vier Bilder des Königs Ramses Ii., die 60 Fuß hoch sind und auf 10 Fuß hohen Thronen sitzen; die Schulterbreite jedes Bildes mißt bei 25 Fuß. sonderbar war die Eintheiluug des ganzen ägyptischen Volkes in erbliche Stände, nämlich in Priester, Krieger, Ackerleute, Handwerker und Hirten. War der Vater z. B. Priester, oder Krieger, oder Hirt, so mußte auch der Sohn wieder Priester, Krieger oder Hirt werden, wenn er auch gar keine Lust, gar kein Geschick dazu hatte. Sonderbar waren auch die Götter der alten Aegypter und deren Wohnungen. Da gab es fast kein Thier, das man nicht anbetete, wenn es sich durch Nützlichkeit oder Schädlichkeit auszeichnete. Die nützlichsten Thiere verehrten sie aus Dankbarkeit, die schädlichen hingegen aus Furcht und um Unglück von sich abzuwenden. Sie verehr-

9. Heimatkundliches Lesebuch - S. 145

1912 - Danzig : Kasemann
—- 145 — Das kaschubische Volk hat stets eine starke Vorliebe für bunte Farben gezeigt. Die Malerei hat als Volkskunst eine gewisse Bedeutung. Es gab eine Reihe Dorfkünstler, die die Truhen, Schränke, Stühle, Bettgestelle, Teller, Bilder usw. mit bunten Mustern verzierten. In den meisten Fällen sind die Ornamente bereits verwischt, aber soviel läßt sich noch erkennen, daß man sich ein Bild von ihrer Ursprünglichkeit machen kann. Der Hausfleiß des Spinnens und Webens stand in der Kaschubei in sehr hoher Blüte. Und auch bei dem Weben offenbarte sich die Vorliebe des Volkes für leuchtende Farben und buntemuster. Es sind prächtige Stoffe für Bettbezüge, Schürzen, Kleider ge- macht worden. Eine gewisse Berühmt- heit hat der kaschubische Warp erlangt, ein kräftiges Gewebe, bei dem Aufzug und Einschlag aus gesponnener Schaf- wolle sind. In der Färberei wurde der Stoff gewaschen, gewalkt und ge- färbt, für die Männerkleidung ein- farbig blau, für die Frauen rot oder grün mit schwarzen Streublümchen. In jeder Kreisstadt gab es eine Fär- berei, von denen die in Berent, Bütow und Konitz die bedeutendsten gewesen sind und sich bis auf die Gegenwart erhalten haben. Neben der Landwirtschaft betrieb der kaschubische Bauer die Fischerei, da die meisten Dörfer an einem See oder an einem Fluß liegen. Die Netze verschrieb der Fischer sich nicht aus der Fabrik, sondern er strickte sie aus selbstgesponnenem Garn. Männer und Frauen haben darin eine erstaunliche Fertigkeit erlangt. Die Technik entspricht genau der Filetarbeit. Die Zugseile drehten sich die Leute aus Kiefernwurzeln. Sie waren praktischer und namentlich billiger als die heutigen Hanfseile. Ein wirklich bodenständiges Erzeugnis des Hausfleißes waren die Wurzelflechtereien. Es gibt hier weite Strecken von Ödland, die mit kleinen verkümmerten Kiefern, den sog. Kuselnh, dicht bestanden sind. Sie haben zahllose dünne Wurzeln, die sich in dem mageren Erdreich weit hinaus- ziehen. Aus den geschälten Wurzeln werden allerhand Gebrauchsgegen- stände gemacht, als Maße zu Korn, Mehl und Kartoffeln; Behälter zu Pfeffer, Salz, Streichhölzchen, große Kiepen zum Korn, ja sogar Kannen und Feuereimer, die so dicht geflochten sind, daß kein Tropfen Wasser durchdringt. Einen Handelsartikel bilden noch heute die Lischken, eine Art zweiteiliger Spankörbe aus gerissenen Holzleisten, die sich sehr gut als Ver- sandkartons bewähren. ü Das „u" wird kurz gesprochen. Heimatkunde, Ii. Teil. Kaschubischer Fischer. 10

10. Heimatkundliches Lesebuch - S. 341

1912 - Danzig : Kasemann
341 (Pommerellen) Wenden, tut Süden Polen; das rechts von der Weichsel gelegene Gebiet der Provinz hatten, ebenso wie Ostpreußen, die heidnischen Preußen (Pruzzen) inne, ein in Sprache und nach Abstammung den Lithauern verwandtes Volk, das jedoch südlich der Ossa, im Culmer Lande, stark pv- lonisiert und mit Polen gemischt war. Die heidnische Bevölkerung Westpreußens unterhielt außer mit den deutschen Nachbarn in dem oben genannten Zeitraum sehr lebhafte Handels- beziehungen mit den mohamedanifchen Reichen des Orients. Von dort ge- langte viel arabisches Geld (kufische Münzen) ditrch Handelsaustausch hier- her, außerdem lieferten die arabischen Handelsplätze unserm Norden Weine, Früchte, leinene, seidene und baumwollene Stosse, von denen im Laufe der Zeit nichts als die arabischen Namen sich erhalten haben, wie Damast, Atlas, Kattun usw.; wahrscheinlich wurden auch Waffen, Geräte, Schiffstaue, Kauri- muscheln und Glasperlen ausgeführt, ferner zahlreiche Schmucksachen aus Silber, Hals- und Armringe aus mehreren gewundenen Silberdrähten usw., endlich die sogenannten Hakenringe, kleine offene Ringe ans Silber von der Gestalt eines Hakens, deren eines Ende schleifenförmig umgebogen ist. Dafür lieferte unser Norden den Arabern Sklaven, Mammutszähne, Jagdfalken, Vieh, Leder, besonders aber Pelze vom Fuchs, Zobel, Hermelin, Wiesel, Biber, Eichhörnchen und Hasen, Fischleim und Fischzähne, Honig, Wachs, Getreide, Bernstein. Schwerter, Panzer, Pfeile und Pelzmützen; die zahlreichen Geräte aus Eisen, wie Äxte, Messer, Pfeilspitzen, Lanzen usw. wurden wahr- scheinlich hier verfertigt. Es find uns nun aus jener Zeit in Westpreußen auch Überreste von Wohnplätzen erhalten, nämlich Pfahlbauten in einigen Seen, z. B. im Lonkorreker See (Kr. Löbau), im Skarliner See (Kr. Strasburg) usw. Aber auch die Burg wälle, zwar in erster Linie für Verteidigungszwecke bestimmt, find zum Teil auch bewohnt worden. Die Erbanungsart der Burgwälle wurde überall genau der Ört- lichkeit angepaßt, und es lassen sich in dieser Beziehung verschiedene Typen unterscheiden. Als vornehmster Typus sind die Ringwälle zu nennen, die dort an- gelegt wurden, wo ein Schutz auf allen Seiten nötig war, also auf ebenem Gelände oder auf flachen, leicht ersteigbaren Hügeln. Wie die Ringwälle erbaut wurden, darüber gibt einen guten Aufschluß ein Bericht des Ibrahim ibn Jaküb, der im Jahre 973, wahrscheinlich als Arzt, eine Sarazenen- Gesandtschaft an den Kaiser Otto I. nach Merseburg begleitete. Er sagte darin folgendes: „Wenn sie (die Slaven) eine Burg gründen wollen, so suchen sie ein Weideland, welches an Wasser oder Rvhrsümpfen reich ist und stecken dort einen runden oder viereckigen Platz ab, je nach der Gestalt und dem Umfang, welche sie der Burg geben wollen. Dann ziehen sie darum einen Graben und häufen die aufgeworfene Erde auf. Diese Erde wird mit Brettern und Balken so fest gestampft, bis sie die Härte von Pisé (tapia) erhalten hat. Ist dann die Mauer (der Wall) bis zur erforderten Höhe aufgeführt, so wird an der Seite, welche man auswählt, ein Tor abgemessen und von diesem eine hölzerne Brücke über den Graben gebaut." Ju dieser Schilderung ist zunächst bemerkenswert, daß der Wall, rund oder viereckig, in sich geschloffen war. Ferner, die Erde zur Errichtung des
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