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1. Geschichte - S. 19

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
19 ward es auch unter dem Kessel lebendig: die Salpetersteine zerschmolzen, vermischten sich mit der Asche und dem Sande, und als das Feuer ausgebrannt war, verhärtete sich der Brei zu einer schönen, blanken, durchsichtigen Masse und wurde — Glas. Ein anderes mal weidete ein phönizischer Hirt seine Heerde nicht weit vom Meeresstrande. Sein Hund schnobert überall umher und kommt endlich zurück mit blutendem Maule. Der Hirt will den Schaden besehen, wischt die Schnauze des Hundes mit einer Flocke Wolle, aber siehe da! es ist kein Blut, sondern ein Saft, und nach einigem Suchen findet der Hirt eine zerbissene Schnecke. Eine schönere Farbe hatte der Hirt nie gesehen; er macht die Sache bekannt, man versucht es, Zeuge mit diesem Safte zu färben, was vortrefflich gelingt. Diese Purpurkleider wurden im Alterthum so kostbar geachtet, daß nur Könige und sonst sehr reiche Leute dergleichen tragen konnten. Der reiche Prasser im Evangelium z. B. kleidete sich in Purpur. Das Glas hatte bei den Phöniziern weniger Nutzen als bei uns; sie brauchten es nur als Münze und Putzwerk. Trinkgefäße verfertigten die Alten überhaupt aus Thon, Holz, Blech, Gold oder Silber; Fensterscheiben hat man in dem warmen Morgenlande nicht nothwendig; man schloß die Oeffnnngen höchstens durch Vorhänge, und statt der Spiegel, die erst später vorkamen, waren polierte Metallplatten im Gebrauch. Noch wichtiger ist für uns die Buchstabenschrift, deren Erfindung ebenfalls den Phöniziern zugeschrieben wird. Die Phönizier hatten nur 16 Buchstaben und schrieben von der Rechten zur Liuken, und alle, die von ihnen schreiben lernten, folgten ihrem Beispiele, z. B. die Israeliten, Chaldäer, Araber. Die Griechen schrieben nachher die erste Zeile nach der Rechten, die zweite nach der Linken, die dritte wieder nach der Rechten und so abwechselnd, ohne abzusetzen. Dies nannte man Bnstrophedon, Ochsenwendung, weil die Ochsen beim Pflügen so gehen. Noch später schrieben die Griechen bloß nach der Rechten hin. Man schrieb auf gepreßte Palmblätter, auf feine Lindenrinden, auf Leinwand, auf ägyptischen Papyrus, auf Thierhäute, die nirgends so trefflich zubereitet wurden wie in Perga-mns, und daher Pergament hießen. Man hatte schwarze

2. Heimatkundliches Lesebuch - S. 145

1912 - Danzig : Kasemann
—- 145 — Das kaschubische Volk hat stets eine starke Vorliebe für bunte Farben gezeigt. Die Malerei hat als Volkskunst eine gewisse Bedeutung. Es gab eine Reihe Dorfkünstler, die die Truhen, Schränke, Stühle, Bettgestelle, Teller, Bilder usw. mit bunten Mustern verzierten. In den meisten Fällen sind die Ornamente bereits verwischt, aber soviel läßt sich noch erkennen, daß man sich ein Bild von ihrer Ursprünglichkeit machen kann. Der Hausfleiß des Spinnens und Webens stand in der Kaschubei in sehr hoher Blüte. Und auch bei dem Weben offenbarte sich die Vorliebe des Volkes für leuchtende Farben und buntemuster. Es sind prächtige Stoffe für Bettbezüge, Schürzen, Kleider ge- macht worden. Eine gewisse Berühmt- heit hat der kaschubische Warp erlangt, ein kräftiges Gewebe, bei dem Aufzug und Einschlag aus gesponnener Schaf- wolle sind. In der Färberei wurde der Stoff gewaschen, gewalkt und ge- färbt, für die Männerkleidung ein- farbig blau, für die Frauen rot oder grün mit schwarzen Streublümchen. In jeder Kreisstadt gab es eine Fär- berei, von denen die in Berent, Bütow und Konitz die bedeutendsten gewesen sind und sich bis auf die Gegenwart erhalten haben. Neben der Landwirtschaft betrieb der kaschubische Bauer die Fischerei, da die meisten Dörfer an einem See oder an einem Fluß liegen. Die Netze verschrieb der Fischer sich nicht aus der Fabrik, sondern er strickte sie aus selbstgesponnenem Garn. Männer und Frauen haben darin eine erstaunliche Fertigkeit erlangt. Die Technik entspricht genau der Filetarbeit. Die Zugseile drehten sich die Leute aus Kiefernwurzeln. Sie waren praktischer und namentlich billiger als die heutigen Hanfseile. Ein wirklich bodenständiges Erzeugnis des Hausfleißes waren die Wurzelflechtereien. Es gibt hier weite Strecken von Ödland, die mit kleinen verkümmerten Kiefern, den sog. Kuselnh, dicht bestanden sind. Sie haben zahllose dünne Wurzeln, die sich in dem mageren Erdreich weit hinaus- ziehen. Aus den geschälten Wurzeln werden allerhand Gebrauchsgegen- stände gemacht, als Maße zu Korn, Mehl und Kartoffeln; Behälter zu Pfeffer, Salz, Streichhölzchen, große Kiepen zum Korn, ja sogar Kannen und Feuereimer, die so dicht geflochten sind, daß kein Tropfen Wasser durchdringt. Einen Handelsartikel bilden noch heute die Lischken, eine Art zweiteiliger Spankörbe aus gerissenen Holzleisten, die sich sehr gut als Ver- sandkartons bewähren. ü Das „u" wird kurz gesprochen. Heimatkunde, Ii. Teil. Kaschubischer Fischer. 10

3. Heimatkundliches Lesebuch - S. 302

1912 - Danzig : Kasemann
802 — kaun, haben meist eine Größe von 12y2 bis 15 ha. An manchen Ansiedlungsorten gibt es noch sehr begehrte und darum schnell vergriffene Pachtstellen, die etwas kleiner sind, und Arbeiterstellen mit durchschnittlich V2 im Garten- land. Auch sind einige Hand- werkerstellen vorhanden. Bisher sind in der Pro- vinz 5306 Ansiedlerstellen, 857 im Regierungsbezirk Danzig und 4549 im Regie- rungsbezirk Marienwerder, besetzt worden. 406 fertige Stellen, davon 65 im Bezirk Danzig und 341 im Bezirk Marienwerder, harren noch der Besetzung durch geeignete Käufer. In den besonders durch Polen gefährdeten Teilen sind 5151 Familien und in Götzendorf, Lottyn, Melanenhos, Neuhof, Schla- gentin und Sternan, sämt- lich im Kreise Konitz ge- legen, und in Grochowo und Zwangsbruch, im Kreise Tuchel, 174 katholische Familien angesiedelt. Auch sind die 173 Arbeiter- Mietswohnungen und die vier Handwerkerstellen, die sich in schmucken, von der Königlichen Ansiedlnngs-Kommissivn erbauten Gebäuden befinden, besetzt. Biele Ansiedlerstellen sind, weil sie kommunalrechtlich zu alten Dorf- gemeinden gehörten, mit diesen vereinigt worden. Und doch sind in der verhältnismäßig kurzen Zeit 70 neue Landgemeinden gebildet worden, ist die Bildung von 19 weitern Landgemeinden beantragt oder in den letzten Monaten bereits erfolgt. Einige Güter sind vorläufig verpachtet, viele in einstweilige Bewirtschaftung genommen, andere werden noch angekauft, so daß die Bildung von vielen neuen Dorfgemeinden noch aussteht. Dabei hat sich immer das Bestreben offenbart, nicht einzelne Dörfer in rein polnischer Umgebung zu schaffen, sondern große und neue Gemeinden im Zusammenhange zu gründen und diese Gemeinden möglichst mit Lands- mannschaften, wie z. B. in Gr. Sibsau und Lulkau, wo sich Württcmberger niedergelassen haben, zu besetzen, die mit ihren heimatlichen Sitten und Bräuchen einen festen Damm gegen das andrängende Polentum bilden. Die Ansiedler hatten behufs Übernahme einer Stelle ein Vermögen von 5000 bis 8000 Mk. nachzuweisen, das sie zum Ausbau der Wohnhäuser und Wirtschaftsgebäude verwandten, wenn sie nicht vorhandene Gebäude über- nahmen. Handwerker, vor allen Dingen Schmiede, Stellmacher, Zimmerleute Kaiser-Denkmal in Groß-Loßbnrg, Kreis Flatow.

4. Heimatkundliches Lesebuch - S. 341

1912 - Danzig : Kasemann
341 (Pommerellen) Wenden, tut Süden Polen; das rechts von der Weichsel gelegene Gebiet der Provinz hatten, ebenso wie Ostpreußen, die heidnischen Preußen (Pruzzen) inne, ein in Sprache und nach Abstammung den Lithauern verwandtes Volk, das jedoch südlich der Ossa, im Culmer Lande, stark pv- lonisiert und mit Polen gemischt war. Die heidnische Bevölkerung Westpreußens unterhielt außer mit den deutschen Nachbarn in dem oben genannten Zeitraum sehr lebhafte Handels- beziehungen mit den mohamedanifchen Reichen des Orients. Von dort ge- langte viel arabisches Geld (kufische Münzen) ditrch Handelsaustausch hier- her, außerdem lieferten die arabischen Handelsplätze unserm Norden Weine, Früchte, leinene, seidene und baumwollene Stosse, von denen im Laufe der Zeit nichts als die arabischen Namen sich erhalten haben, wie Damast, Atlas, Kattun usw.; wahrscheinlich wurden auch Waffen, Geräte, Schiffstaue, Kauri- muscheln und Glasperlen ausgeführt, ferner zahlreiche Schmucksachen aus Silber, Hals- und Armringe aus mehreren gewundenen Silberdrähten usw., endlich die sogenannten Hakenringe, kleine offene Ringe ans Silber von der Gestalt eines Hakens, deren eines Ende schleifenförmig umgebogen ist. Dafür lieferte unser Norden den Arabern Sklaven, Mammutszähne, Jagdfalken, Vieh, Leder, besonders aber Pelze vom Fuchs, Zobel, Hermelin, Wiesel, Biber, Eichhörnchen und Hasen, Fischleim und Fischzähne, Honig, Wachs, Getreide, Bernstein. Schwerter, Panzer, Pfeile und Pelzmützen; die zahlreichen Geräte aus Eisen, wie Äxte, Messer, Pfeilspitzen, Lanzen usw. wurden wahr- scheinlich hier verfertigt. Es find uns nun aus jener Zeit in Westpreußen auch Überreste von Wohnplätzen erhalten, nämlich Pfahlbauten in einigen Seen, z. B. im Lonkorreker See (Kr. Löbau), im Skarliner See (Kr. Strasburg) usw. Aber auch die Burg wälle, zwar in erster Linie für Verteidigungszwecke bestimmt, find zum Teil auch bewohnt worden. Die Erbanungsart der Burgwälle wurde überall genau der Ört- lichkeit angepaßt, und es lassen sich in dieser Beziehung verschiedene Typen unterscheiden. Als vornehmster Typus sind die Ringwälle zu nennen, die dort an- gelegt wurden, wo ein Schutz auf allen Seiten nötig war, also auf ebenem Gelände oder auf flachen, leicht ersteigbaren Hügeln. Wie die Ringwälle erbaut wurden, darüber gibt einen guten Aufschluß ein Bericht des Ibrahim ibn Jaküb, der im Jahre 973, wahrscheinlich als Arzt, eine Sarazenen- Gesandtschaft an den Kaiser Otto I. nach Merseburg begleitete. Er sagte darin folgendes: „Wenn sie (die Slaven) eine Burg gründen wollen, so suchen sie ein Weideland, welches an Wasser oder Rvhrsümpfen reich ist und stecken dort einen runden oder viereckigen Platz ab, je nach der Gestalt und dem Umfang, welche sie der Burg geben wollen. Dann ziehen sie darum einen Graben und häufen die aufgeworfene Erde auf. Diese Erde wird mit Brettern und Balken so fest gestampft, bis sie die Härte von Pisé (tapia) erhalten hat. Ist dann die Mauer (der Wall) bis zur erforderten Höhe aufgeführt, so wird an der Seite, welche man auswählt, ein Tor abgemessen und von diesem eine hölzerne Brücke über den Graben gebaut." Ju dieser Schilderung ist zunächst bemerkenswert, daß der Wall, rund oder viereckig, in sich geschloffen war. Ferner, die Erde zur Errichtung des

5. Heimatkundliches Lesebuch - S. 346

1912 - Danzig : Kasemann
346 bewaldeten Succaser Schluchten (Pruzzengrund) und das Haff hinweg noch über die Nehrung hinaus aufs Meer. Die Tvlkemita (Kr. Elbing). Der Burgwall Tolkemita (im Volks- munde „de ole Borg" genannt) liegt 1 km südlich von dem Haffstädtchen Tolkemit. Er ist wie der von Lenzen durch Umformung eines ursprünglich dort vorhandenen Sand- und Lehmhügels entstanden, in dessen Kuppe man auf drei Seiten tiefe Gruben einschnitt, um außerhalb derselben aus dem so gewonnenen Material den ovalen, bis auf zwei Eingänge rings geschlossenen Wall, 146 m auf der Krone gemessen, zu schütten So blieb im Inneren ein kleines Plateau von der ursprünglichen Kuppe zurück, aus dessen Nordrand der Nordwall ausgesetzt ist. Um das innere kleine Plateau zieht sich die genannte Grube auf drei Seiten als vertiefter innerer Lagerraum herum. Schloßberg in Zoppot. Der Hügel, auf dem der Burgwall erbaut ist, liegt da, wo zwei mächtige, von Süden herabziehende Schluchten ineinander münden. Er erhebt sich ganz frei und isoliert auf der Sohle der so gebildeten Hauptschlucht. Er ist geologisch interessant, denn er ist durch die rückwärts schreitende Erosion der beiden genannten Schluchten an deren Vereinigungspunkte einst auf- geschüttet worden. In einiger Entfernung von ihm ziehen sich von Schlucht zu Schlucht im Südost einer, im Südwest zwei niedrige Vorwälle. Die eine Hälfte der Tolkemita ist Eigentum Sr. Majestät des Kaisers und bereits von weitem durch eine hohe Fahnenstange kenntlich, die andere Hälfte gehört Bewohnern von Tolkemit. Auch von der Tolkemita genießt man eine sehr schöne Aussicht, auf Tolkemit mit seinem Hafen, auf Haff und Nehrung. Die Denkmalpflege hat in jünster Zeit ihre Fürsorge auch auf die Burg- wälle ausgedehnt. So gelangte der Burgwall Lenzen vor einigen Jahren in den Besitz der Elbinger Altertumsgesellschaft, wodurch der unveränderte Fortbestand dieses hervorragenden vorgeschichtlichen Denkmals für die Zukunft

6. Heimatkundliches Lesebuch - S. 364

1912 - Danzig : Kasemann
364 Günstlinge ausgeteilt haben. Man möchte beinahe glauben, daß ihnen ur- sprünglich fast das ganze Land allein gehört habe. In der Gegend von Bereut werden die Dörfer von zwei Bezirken namentlich aufgeführt, und diese 40 Dörfer gehören sämtlich als Privateigentum dem Herzog, so daß dazwischen durchaus kein Platz für einen Erbsitz des Adels • übrig bleibt. Ähnlich ist es in anderen Bezirken. Daß es bei den vielen bewohnten Ortschaften auch an feststehenden Straßen zwischen ihnen nicht gemangelt haben wird, kann man sich denken; auch fehlt es in der Tat nicht an urkundlichen Anführungen öffentlicher Landstraßen, die als via regia, magna, publica bezeichnet werden. Die Straße Von Neuenburg über Stargard nach Danzig heißt schon 1198 „Kauf- mannsstraße" (via mercatorum), unzweifelhaft eine große und sehr alte Handelsstraße, die von der Küste nach Polen führte. Die oft angeführte Verpflichtung der Einwohner zum Brückenbau läßt darauf schließen, daß die Brücken nicht selten gewesen sind; mehrere werden genannt, eine steinerne sogar bei Chmielno über den Abfluß des Radaunesees zuerst 1245. Mühlen, zum Mahlen des Getreides, sind wohlbekannt, Wassermühlen kommen schon 1178 vor, eine Windmühle wird einmal genannt. Es ist ein Irrtum, wenn man meint, daß erst der Deutsche Ritterorden Deutsche nach Pvmmerellen gezogen habe. Das taten schon in hohem Maße die wendischen Fürsten, und es ergibt sich daraus, wie alt die Ansprüche bereits sind, die die Deutschen auf das Land erheben dürfen. Veranlassung zur Begünstigung des deutschen Bauern bildete der klingende Gewinn, den die Fürsten und die großen Grundbesitzer aus der Ansiedlung deutscher Kolonisten nach deutschen Rechten erhielten. Weil der pommersche (und pol- nische) Bauer kein Eigentumsrecht an dem von ihm bearbeiteten Lande besaß, hatte er auch kein Interesse an dem größeren oder geringeren Ertrage, den er doch seinem Herrn geben mußte. Der deutsche Bauer dagegen verlangte erbliches Landeigentum, von dem er eine festbestimmte mäßige Abgabe an Geld und Erzeugnisse zu zahlen bereit war; auch eine begrenzte Anzahl von Diensten übernahm er, niemals aber ließ er sich die zahllosen und unge- messenen Lasten des polnischen Rechtes auferlegen. Sollten daher deutsche Bauern sich auf slavischem Boden ansässig machen, so mußten ihre Grund- stücke und sie selbst zunächst von dem Joche der Dienstbarkeit befreit werden, was ihnen stets urkundlich zugesichert wird. Wie überall sind es auch hier die Klöster, die in dieser Hinsicht vorangehen und stets darauf bedacht sind, den von den Herzogen geschenkt erhaltenen Grundbesitz zuerst von diesen Lasten befreien zu lassen. Vielfach wird in den Verleihungsnrkunden aus- drücklich die Berechtigung zur Ansiedlung von Leuten fremder Herkunft oder ganz bestimmt von Deutschen ausgesprochen, waren ja die Mönche in Oliva, Pogulken und Pelplin selbst Deutsche, und ist doch der deutsche Einfluß in diesen Klöstern maßgebend geblieben bis weit in die polnische Zeit hinein. Swantopolk gab solche Befreiungen dem Kloster Oliva 1220 und 1224, dem Kloster Znckau 1224, 1239, 1259, 1260; Sambvr dem Kloster Oliva 1224 für die Dörfer Rathstube und Raikau, 1229 für das Gebiet Mewe, dem Kloster Znckau 1240 für das Dorf Vadino, 1241 dem Bischof von Kujavien für die 18 Dörfer der Kastellanei Gvrrenschin, 1247 für das Dorf Lipschin zur Besetzung mit Deutschen, 1255 für Pollenschin mit dem Rechte, Deutsche anzusiedeln, 1258 dem Kloster

7. Heimatkundliches Lesebuch - S. 503

1912 - Danzig : Kasemann
503 man damals als genial bezeichnete. Das kommissarische Amt wurde aber unter inzwischen veränderten staatlichen Verhältnissen kein dauerndes, viel- mehr wurde von Winter das tatenlose Regierungspräsidium in dem kleinen südlichen Bezirk Hohenzollern-Sigmaringen angeboten. Da kam an ihn der Ruf aus Danzig, die frei werdende Stelle als Oberbürgermeister dieser Stadt und damit eine Umgestaltung ihrer veralteten Zustände zu übernehmen. Als die Stadtverordneten-Versammlung ihn dann aus freiem Antriebe am 23. September 1862 mit allen 47 gültigen Stimmen gewählt hatte, folgte er ohne Zögern dem Rufe Am 6. Januar 1863 erfolgte im Rathause feine feierliche Einführung durch den Regierungspräsidenten v. Blumenthal, der dabei die prophetischen Worte sprach, daß man von seiner Amtsführung hier „Segensreiches erwarte". Der Ausspruch ist vollauf in Erfüllung gegangen, denn von Winter hat Segensreiches, er hat Großes geschaffen. Zunächst wurde das in seinem Innern arg verkommene Rathaus knnstbaulich wiederhergestellt und mit der noch heute mustergültigen Warmwasserheizung versehen, auch die herrliche Halle des Artushofes in würdigen Zustand gebracht. Fast gleichzeitig begann eine umfassende Neugestaltung des sehr rückständigen Volksschulwesens, die Erbauung eigener städtischer Schulgebäude, während diese Schulen bisher in meistens ganz unzureichenden Mietsräumen untergebracht waren, die Ein- richtung zunächst vierstufiger, später auf sechs Stufen erweiterter Schulsysteme mit Rektoren (damals Hauptlehrern) an der Spitze. Die Hauptsorge des neuen Oberbürgermeisters von Anbeginn seiner Amtsperiode war und blieb aber, wie die Gesundheitsverhältnisse der Stadt durchgreifend und für lange Dauer zu verbessern seien. Mit kleinen Mitteln konnte hier nichts Wirksames geschaffen, es mußte ein „großer Wurf" gewagt werden. Und von Winter war ganz der Mann zu solchem Wagemut. Um mehr Licht und Luft in die engen Straßen zu bringen, erstrebte man eine Niederlegung der die Stadt im Westen mit hohen Fronten und Bastionen einschnürenden Festungswälle, aber die Landesverteidigungsbehörde erklärte damals, auf dies Verteidigungsmittel nicht verzichten zu können. Erst ein Vierteljahrhundert später, kurz vor Winters Rücktritt vom Amte, bot sie, wie hier gleich ein- geschaltet sei, aus eigenem Antriebe, jetzt zu lebhafter Sorge von Winters, der Stadt die Wälle zum Kauf und zur Niederlegung an; sie sind denn auch verschwunden und haben einem neuen Stadtteil mit stolzen Gebäuden Platz gemacht. In der ersten Hälfte der 1830er Jahre half man sich zunächst damit, die engen und verkehrsreichen Straßen durch allmähliche Beseitigung der Vorbauten und vorspringenden Perron- und Treppenbeischläge zu ver- breitern, gleichzeitig mit ebenen Bürgersteigen für Fußgänger zu versehen, die bisher in Danzig ganz gefehlt hatten. Den „großen Wurf" zur Sanierung Danzigs bildete aber nach den Plänen von Winters und seiner Freunde das Projekt einer vollständig neuen Be- und Entwässerungs-Anlage. Welche Schwierigkeiten — abgesehen von dem gefürchteten Millionen-Auf- tvande — hierbei entgegentraten und zu überwinden waren, das wissen nur diejenigen, die damals in engerer Gemeinschaft dem Reformator zur Seite standen. Freilich bedurfte es einer fast fünfjährigen, konsequent das Ziel ver- folgenden Vorarbeit, aber dann kam von 1868 ab die überraschende Aus- führung: Danzig erhielt eine herrliche, vor jeder Verunreinigung geschützte, mit eigener natürlicher Druckkraft in die höchsten Etagen der Häuser empor-

8. Heimatkundliches Lesebuch - S. 88

1912 - Danzig : Kasemann
88 weißen Anemonei), der vanilleduftenden purpurblütigen Schwarzwurz den Hochadel der Steppengenossenschaft bildet. Ähnliche Blumenparadiese in wechselvollster Zusammensetzung gibt es in sonniger Lage längs der hohen Ufer zum Glück noch immer recht zahl- reich. Sie fehlen wenigen mergelhaltigen Stellen. Denn die Steppenflora bevorzugt den Kalkgehalt des Bodens. Er übt auf die meisten Vertreter dieses Pflanzenverbandes eine wunderbare Anziehnngs- und Erhaltungskraft aus. Die Weichselberge und -Schluchten bieten der Pflanzenwelt erwünschte Zufluchtsstätten, wo sie vor weiterer Ausrottung und den Gefahren der Kultur Weichselanhöhe bei Weißenberg (Kr. Stuhm). nach Möglichkeit geschützt sind. Berühmte Fundorte beherbergen z. B. das Rondsener Wäldchen, die Bingsberge (bei Graudenz), die Anhöhen von Weißenberg (Kreis Stuhm) und bei Mewe. In den verschiedenen Jahreszeiten kann man hier und da sich an den wichtigsten Vertretern der pontifchen Flora erfreuen, wie z. B. am Berg- steinkraute 3), an der Fahnenwickech, Vergilsasterch, am Alantch. Nicht minder reichhaltig ist ferner die sogenannte Sandflora. An den ärmsten Stellen bedecken diese anspruchslosesten Kinder Floras kaum die Blöße des oft in losen Triebsand übergehenden Bodens. Wie lehrreich ist ein solcher Spaziergang, wenn sich der Beobachter nicht darauf beschränkt, sinnlos zu sammeln oder eine Anzahl lateinischer i) Anemone silvestris. i) 2) Scorzonera purpurea. 3) Alyssum montanum. 4) Oxy- tropis pilosa. 5) Aster amellus. 6) Inula hirta.

9. Heimatkundliches Lesebuch - S. 315

1912 - Danzig : Kasemann
315 gewaltig gewesen, daß, um die in die Wege geleiteten Unternehmungen aus- führen zu können, neben den über 60 Millionen eigener Volksangehöriger noch mehr als 1/2 Million ausländischer Arbeitskräfte beschäftigt werden; und dennoch ist Mangel an ausführenden Händen. Welch eine bedeutsame Rührigkeit und welch ein großer Zug unseres Volkes zu Tüchtigkeit und Leistung! Und nicht nur die wirtschaftliche Seite unseres Volkslebens — Nationalreichtum, Ausgestaltung des Verkehrs, bedeutsame Beteiligung am Welthandel — hat durch den Aufschwung gewonnen; es sind auch andere Güter von idealer Bedeutung gewonnen: in die unteren Schichten des Volkes ist Kultur und Bildungsbedürfnis gekommen, und wir sind politisch in der Welt in eine der ersten Stellen gerückt. Leider aber wirkt ja gewöhnlich jede große Entwickelung auf andere Verhältnisse hemmend, oftmals sogar verhängnisvoll und zerstörend. Das Anwachsen unserer Industrie hat ein das gesunde Maß weit überschreitendes Anwachsen der großen Städte herbeigeführt und viele der kleinen Städte in die Reihen der mittleren herausgerückt und hat eine selbsttätige Be- siedlung und Bevölkerung unseres platten Landes, wie es unserer Volks- vermehrung entsprechen müßte, erheblich gehindert. Die Industrie hat an sich gerissen, was auf dem Lande ohne Grundbesitz lebte; unser ländliches Ar- beitervolk hat sie uns fortgezogen. Die Volksvermehrung — der Überschuß der Geburten über die Todesfälle — ist abgeflossen in die Städte, und so groß ist das Hinströmen nach dem städtischen Leben, daß wir in dieser Bewegung in der Welt fast obenan stehen und nur noch von Nordamerika übertroffen werden. Durch das ständig steigende Anwachsen der Städte ist natürlich die Lebenshaltung allgemein verteuert, denn anders, wenn die Lebensmittel bis zum Verbraucher nur einen kurzen Weg zu passieren haben, anders, wenn sie durch viele Abschnitte des Zwischenhandels, der in jeder Station seinen Gewinnzoll fordert, hindurchgehen müssen. Und eine derartige Entwickelung der Bevölkerungsverteilung ist auch für die Erhaltung der Volksgesundheit sehr schädlich. Das Leben in den Städten ist aufreibend, Beschäftigungsart und falscher Lebensgenuß verderben Nerven und Blut. Und die Folge für den Staat ist, daß die Zahl der Militärtauglichen abnimmt. Auch die Säuglingssterblichkeit in den Städten ist durch die schlechten Wohnungs- und Ernährungsverhältnisse erhöht. Gegenüber diesen schädlichen Einflüssen ist das Landvolk der Jungbrunnen, aus dem Ersatz für die verlorene Kraft geschöpft wird, — wenn er reichlich gefüllt ist. — Wir haben in den letzten 50 Jahren in Westpreußen durch den Abzug des Landvolkes in die Städte schwere Verluste erlitten. Durch die Land- flucht sind nicht nur der Landwirtschaft — Gütern und bäuerlichen Be- trieben — die notwendigen Arbeitskräfte entzogen, es sind auch die Dörfer von Handwerkern und Gewerbetreibenden entblößt, das gewerbliche und soziale Leben in den Dörfern ist verödet. Da ist es erfreulich, daß sich denn doch in den letzten Jahren allmählich eine die Schäden günstig be- einflussende rückläufige Bewegung geltend gemacht hat, eine gesunde Arbeit, welche an die Fortbildung aller Verhältnisse, die eine kräftige Steigerung des ländlichen Lebens herbeizuführen geeignet sind, beherzt und tatkräftig Hand anlegt und bestrebt ist, zu sorgen, daß der Vergleich zwischen Stadt und Land im Kopfe des Landmanns, des Arbeiters nicht stets nur zu Un- gunsten des Landes ausfällt. „Warum sollte es nicht möglich sein, die

10. Heimatkundliches Lesebuch - S. 499

1912 - Danzig : Kasemann
499 trugen 120 Millionen Taler. Die landwirtschaftlichen Besitzungen waren so heruntergekommen, daß sie in Sulchastationen um 1/e, ja um V10 ihres heutigen Wertes verkauft wurden. Die Kriegsschulden der einzelnen Städte waren sehr groß: so betrug die von Elbing über 2000000, die von Danzig 12000000 Taler. Auch um das Schulwesen stand es schlecht: ganz West- preußen hatte 1816 nur 1133 Volksschulen. Ganz besonders erschrecklich waren die Zustände natürlich in den entlegenen Gegenden der Provinz, der Tuchler Heide und der sogenannten Kassubei. Dafür ist charakteristisch eine Beschreibung, die der Oberforstmeister von Pannewitz in Marienwerder noch 1829 entwarf und in der es folgendermaßen heißt: „Besonders roh sind die polnischen Bewohner der Wälder, namentlich der Tuchelschen Heide und in Kassuben. Die Nahrung dieser Menschen ist mit der der Haustiere oft ganz gleich. Ihr Bart und das Haupthaar wird nicht gekämmt, und die Kleidung besteht in grober Leinwand und einer Art selbstbereitetem hellblauen, groben Tuch, welches im Winter den schmutzigen, gelbbraunen Körper oft nur zum Teil bedeckt, denn häufig sieht man selbst sechs- bis achtjährige Kinder beim Froste im Hemde und barfuß im Schnee herumlaufen. Ein Strick befestigt die Kleidung um den Leib und vertritt die Stelle von Schnallen, Nadeln usw., deren in dieser Wildnis niemand bedarf. Viele dieser Halbwilden in den Wäldern haben das ganze Jahr kein Brot im Hause, sondern genießen es höchstens, wenn sie sich in der Stadt oder bei kirchlichen Anlässen etwas zugute tun wollen. Manche haben nie Brot gekostet, und eine Delikatesse ist es, wenn sie an Feiertagen das zwischen Steinen gequetschte Getreide zu einem ungesäuerten Teig bilden und es in Kuchenform in der heißen Asche backen. Die in ausgehöhlten Baumstämmen durch Klopfen selbst roh und elend bereitete Graupe, ferner Sauerkohl, Kohlrüben, Buchweizen, Erbsen, Kartoffeln und schmacklose Kräuter sind nächst der Milch das Hauptnahrungs- mittel dieser Waldbewohner und überhaupt der meisten Landbewohner. Die jungen Triebe der Kiefern, mit Wasser gekocht und dann bloß mit Salz verzehrt, geben in der Tuchelschen Heide hie und da auch eine Speise ab; sogar roh verzehren sie die Hirtenknaben. Die von Raupen, Staub und Regen beschmutzten Blätter der Futterrüben werden ungewaschen auf das Dach gebreitet, dort ohne Schutz getrocknet und so im Winter als Gemüse in Suppen verzehrt. Pilze, selbst die der schlechtesten Art, sind eine Leckerei für die Waldbewohner, werden aber für jeden andern ungenießbar zubereitet. Fleisch ist eine seltene Speise und kommt in den Waldgegenden zuweilen jahrelang nicht auf den Tisch; es wird daher das minder kraftgebende Gemüse in oft unglaublich großen Massen verschlungen Zu dieser elenden Lebensart kommt nun noch die ungemein große Unreinlichkeit, welche sich kaum beschreiben läßt; Kopf, Bart, Kleider wimmeln von Ungeziefer; der Körper wird fast nie gewaschen; Seife kennt der polnische Bauer garnicht, und das vielleicht alle vier Wochen gewechselte Hemd wird, wie überhaupt die Wäsche, auf einen Stein im Flusse oder See gelegt, dort angefeuchtet, mit einem Stück Holz tüchtig geklopft, dann ausgerungen und getrocknet." Ebenso elend waren die Wohnungsverhältnisse. „Schweine, Kälber und Gänse leben oft in vertraulichem Vereine mit den Bewohnern, ein plumper Tisch und eine rohe Bank und desgleichen Bettgestell und höchstens einige Klötze zum Sitzen, ein schwarzgrauer Sack mit Moos, Stroh und selten mit schlechten Federn als Bett, alles selbst gefertigt, eine große Wassertonne,
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TM Hauptwörter (200)200

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