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1. Geschichtsbilder für Volksschulen - S. 83

1889 - Danzig : Gruihn
nur einige Festungen verteidigten sich brav. Als die Franzosen dem Kom-Mandanten von Grandenz, Conrbire, sagen lieen, er solle die Festung bergeben, denn der König von Preußen sei geflchtet und habe kein Land mehr, antwortete der brave Mann: Wenn es keinen König von Preußen mehr giebt, so giebt es doch noch einen König von Graudeuz." Graudeuz tunrde nicht erobert, ebensowenig Pillan und Kolberg. friede zu Tilsit. Endlich war der König von Preußen gezwungen, den Frieden zu Tilsit (1807, den 9. Juli) abzuschlieen; derselbe kostete ihm das Land zwischen Elbe und Rhein, die polnischen Landesteile und Dauzig. Es blieben ihm nur Pommern, Schlesien, Brandenburg st-lieh twit der Elbe, Ostpreuen und ein kleines Stck von Westpreuen. 90 Millionen Mark Kriegssteuern hatte das ausgesogene Land aufzubringen. Bis das Geld gezahlt war, muten franzsische Heere von den preuischen Brgern und Bauern ernhrt werden. Um jedoch die Krnkung fr den König zu steigern, lie Napoleon in der Friedensurkunde ausdrcklich be-merken, da er ihm nur aus Achtung fr den Kaiser Alexander von Ru-land einen Teil der eroberten Lnder zurckgebe. Friedrich Wilhelm Iii. als Landesvater. Im Vertrauen auf Gott unternahm es Friedrich Wilhelm schon mitten in der Zeit der grten Drangsale, heilsame Verbesserungen in seinem Staate durchzufhren. Hierin war der Minister von Stein sein trenester Ratgeber. Der Bauernstand war damals noch erbuuterthuig, d. h. der Bauer war nicht selber Be-sitzer von Grund und Boden, sondern hatte ihn nur zum Niebrauch und mute dem Gutsherrn dafr schwere Frondienste und Abgaben leisten. Diese Erbuuterthuigkeit hob der König ans und verordnete die Ablsung der persnlichen Dienste und der Abgaben an die Guts-Herrschaft. So wurden die Laudleute freie Eigentmer ihrer cker. Die Stadtgemeinden erhielten das Recht, den Magistrat aus ihrer Mitte zu whlen, Stadt-verordneten-Versammlungen zu bilden und ihr Ver-mgen und alle stdtischen Angelegenheiten selbst zu verwalten. In Kriegs-Angelegenheiten half dem Könige der treffliche General Scharnhorst. Von ihm ging der Rat ans, da jeder preuische Mann, wenn er einen gesunden und starken Krper habe, im Heere dienen solle. Man nennt dies die allgemeine Schamhorst. Wehrpflicht. Im Tilsiter Frieden ward dem Könige nur gestattet, 42000 Mann unter den Waffen zu halten. Ilm dennoch grere Heeresmassen fr die Zukunft auszubilden, entlie er die Rekruten, sowie sie einexerziert waren, und berief andere an ihre Stelle. Aber wenn der Kvuig rief, so muten auch die Entlassenen, welche die Landwehr bildeten, wieder unter die Fahnen eilen. So wurde das ganze Volk wehrhaft gemacht. 70. Die Knigin Luise. Friedrich Wilhelm und Luise. ie_ Gemahlin Friedrich Wilhelms Iii. war die unvergeliche Knigin Luise. Sie ist die erhabene Mutter Kaiser Wilhelms I. Ihr Vater war der Herzog von Mecklenburg-Strelitz. Schon als Kind wurde sie zur Gottesfurcht und zum Wohlthun angehalten. Nachdem sie zur anmutigen und schnen Jnngsran herangewachsen war, erkor sie der Kronprinz Friedrich Wilhelm zu seiner Gemahlin. Als das Brautpaar in Berlin einzog, da jubelte alles Volk. Eine Schar weigekleideter Mdchen trat an die Kronprinzessin heran, und als eins derselben

2. Vaterländische Geschichte für die Oberstufe der Volksschule - S. 55

1901 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
Preuens Niedergang und Erhebung. 55 3. Auflsung des deutschen Reiches. Nachdem Napoleon sterreich von neuem gedemtigt hatte, stiftete er den Rheinbund. Sechzehn deutsche Fürsten sagten sich von Kaiser und Reich los. Unter ihnen waren Bayern, Wrttemberg, Baden, Nassau u. a. Napoleon versprach ihnen seinen Schutz; die Fürsten aber muten Napoleon versprechen, ihn bei seinen Eroberungszgen zu untersttzen. Franz Ii. wollte nun nicht mehr Deutscher Kaiser sein. Er legte 1806 die Kaiserkrone nieder. So endete das beinahe tausendjhrige deutsche Reich. Meuens Demtigung. 1. Preußen wird durch Napoleon zum Kriege gezwungen. Friedrich Wilhelm Iii. war dem Frieden zugeneigt. Er hoffte, da Napoleon ihn nicht angreifen werde, wenn er sich selbst vom Kriege fern halte. Dieser schien es aber ganz darauf anzulegen, Preußen aufs uerste zu demtigen. Den Versuch Preuens, dem Rheinbunde gegenber einen norddeutschen Bund zu bilden, vereitelte er. Ohne Zustimmung Preuens lie er seilte Truppen durch preuisches Gebiet marschieren und bot den Englndern Hannover an, das er vorher an Preußen gegeben hatte. 2. Die Doppelschlacht bei Jena und Auerstdt. (14. Oktober 1806.) Nur ungern begann Friedrich Wilhelm den Krieg gegen das mchtige Frankreich. Er wute, da sein Heer nicht gengend zum Kampfe gerstet war. Die Einrichtungen des Heeres waren veraltet, die hheren Offiziere meist alt und gebrechlich. Die Franzosen dagegen fhrten schon seit vielen Jahren fast fortwhrend Krieg und hatten junge, sehr geschickte Anfhrer. Zudem war Napoleons Heer fast doppelt so stark wie das preuische. Mit einer gewaltigen Heeresmasse rckte Napoleon heran. Das preuische Heer nahm seine Aufstellung am Thringer Walde. Bei Saalfeld schlug Napoleon die Vorhut des preuischen Heeres unter dem khnen Prinzen Louis Ferdinand. Dann traf er auf das preuische Hauptheer. Ein Teil stand unter dem Befehle des 72 jhrigen Herzogs Ferdinand von Braun-schweig bei Auerstdt, ein anderer unter dem Prinzen von Hohenlohe bei Jena. Der Herzog von Braunschweig wurde gleich am Anfange der Schlacht tdlich verwundet. Zwar kmpften die Preußen noch tapfer; aber sie gerieten bald in Verwirrung, weil die einheitliche Fhrung fehlte. An demselben Tage ward auch das Hohenlohesche Heer bei Jena geschlagen. Vollstndig aufgelst flohen die Preußen nach allen Richtungen. 3. Traurige Folgen des Unglckstages bei Jena und Auerstdt. Schmhlicher als diese Niederlage war die Verzweiflung, die darauf folgte. Die meisten Festungen ergaben sich, ohne einen Schwertstreich zu thun; so Erfurt, Spandau, Stettin, Magdeburg. Nur wenige hielten stand, u. ct. Graudenz, Pillau, Danzig und Kolberg. Diese verteidigten sich aber auch um so ehrenvoller. Als man den Kommandanten von Graudenz, den greisen Courbire, zur bergabe der Festung aufforderte, weil es keinen König von Preußen mehr gbe, erwiderte er: Gut, dann werde

3. Vaterländische Geschichte für die Oberstufe der Volksschule - S. 59

1901 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
Preuens Niedergang und Erhebung. 5. Krankheit und Tod der Knigin Luise. 59 In den Tagen, da das deutsche Volk sich aufraffte, bte Fremdherrschaft abzuschtteln, starb die edle Knigin Luise. Gram und Kummer hatten ihre Gesundheit allmhlich untergraben. Auf einer Reise welche sie im Sommer 1810 zu ihrem Vater nach Streich machte, befiel sie ein bsartiges Fieber. Schnell eilte der König mit feinen beiden ltesten Shnen an ihr Krankenlager. Er kam noch zu rechter Zeit an, um feiner Luife die Augen zuzudrcken. Mit den Worten: Herr Jesus, mach' es kurz!" hauchte die knigliche Dulderin ihr Leben aus. Der König war wie gebrochen vor Schmerz. Mit ihm trauerte ganz Deutschland. 6. Vorboten von Preuens Erhebung. Whrend man noch mit den Vorbereitungen zur Erhebung Preuens beschftigt war, drngten einzelne begeisterte Männer schon zum Kriege gegen Frankreich. Der Herzog Wilhelm von Braunschweig stie mit feinen fchwarzen Hufaren zu den sterreichern. Major Ferdinand von Schill zog auf eigene Hand mit feinem Hufarenregiment eines Morgens von Berlin aus, um gegen die Franzofen zu kmpfen. In Stralsund fand er in einem Straenkampfe den Tod mit den meisten seiner Gefhrten. Elf seiner Offiziere wurden in Wesel erschossen.

4. Vaterländische Geschichte für die Oberstufe der Volksschule - S. 61

1901 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
Preuens Niedergang und Erhebung. 61 Reiche, Hohe und Niedere ergriffen die Waffen. Die Universitten schloffen die Hrsle, die oberen Klaffen der Gymnasien leerten sich, die Turnpltze wurden Waffenpltze. Wer nicht mitziehen konnte in den Krieg, gab sein Gut oder die Arbeit seiner Hnde. Eheleute und Verlobte brachten ihre goldenen Ringe und erhielten eiserne dafr zurck mit der Inschrift: Gold gab ich fr Eisen. 1813." Sogar Kinder gaben ihr erspartes Geld oder zupften Charpie fr Verwundete. Krner, Arndt, Schenkendorf und Rckert schrten durch ihre herrlichen Freiheitslieder die Begeisterung immer mehr. Die Befreiungskriege. 1813 1815. 1. Die ersten Schlachten. Als Napoleon die Kriegserklrung bekannt wurde, drohte er, den preuischen Namen gnzlich auszulschen aus der Reihe der Völker. Gleich nach seiner Heimkehr aus Rußland hatte er ein neues Heer gebildet und rckte nun im Mai 1813 der die Saale. In den Schlachten bei Gro-grschen und Bautzen muten die Verbndeten zwar der bermacht weichen; aber ihr Mut war ungebrochen. Napoleon gewann nichts als das leichenbedeckte Schlachtfeld. Entrstet rief er aus: Nicht einmal den Nagel von einer Kanone lassen sich diese Preußen nehmen!" Napoleon wnschte einen Waffenstillstand; dieser wurde von den Ver-bndeten gerne angenommen. Whrend desselben traten Schweden, England und zuletzt auch sterreich dem Bunde gegen Napoleon bei. Die Streit-macht der Verbndeten gliederte sich in drei Heere: die Hauptarmee in Bhmen unter Schwarzenberg, das schlesische Heer unter der Fhrung Blchers*), die Nordarmee unter dem Oberbefehle des schwedischen Kronprinzen Beruadotte. 2. Siege der Verbndeten. Im Monat August begann der Krieg von neuem. Napoleon richtete seinen ersten Gewaltsto gegen die Hauptstadt Berlin. Schon waren die Franzosen bis zwei Meilen vor die Stadt gekommen, da schlug sie die Landwehr unter Blow bei Grobeeren in die Flucht. An der Katz- *) Blcher war der Sohn eines Landedelmannes aus Mecklenburg. Schon als Knabe zeigte er eine unwiderstehliche Neigung zum Kriegsleben und trat zuerst in schwedische, dann in preuische Dienste. An den Feldzgen des siebenjhrigen Krieges nahm er teil. Unter Friedrich Wilhelm Ii. machte er den Zug nach Frankreich mit und gewann schon damals beim Feinde einen gefrchteten Namen. Friedrich Wilhelm Iii. ernannte Blcher zum Generalleutnant. Nach der Schlacht bei Jena schlug sich Blcher mit einer Reiterschar bis Lbeck tapfer durch und wehrte sich hier so lange, bis ihm Pulver und Brot mangelten. Ein Greis von 70 Jahren, aber ein Jngling an Feuer und Kraft, bernahm Blcher in den Befreiungskriegen den Oberbefehl. Er stand mit seiner Armee an der Katzbach und wollte eben den Flu berschreiten. Doch unerwartet finden seine Truppen den Feind schon an diesem Ufer in vollem Anzge. Ruhig lt Blcher die Franzosen kommen. Kinder", ruft er pltzlich, jetzt Hab' ich Franzosen genug herber. Vorwrts, vorwrts!" Und dann strmen die Preußen mit Bajonett und Kolben los und schlagen die Franzosen nieder und treiben sie in Scharen in den angeschwollenen Flu.

5. Geschichte - S. 19

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
19 ward es auch unter dem Kessel lebendig: die Salpetersteine zerschmolzen, vermischten sich mit der Asche und dem Sande, und als das Feuer ausgebrannt war, verhärtete sich der Brei zu einer schönen, blanken, durchsichtigen Masse und wurde — Glas. Ein anderes mal weidete ein phönizischer Hirt seine Heerde nicht weit vom Meeresstrande. Sein Hund schnobert überall umher und kommt endlich zurück mit blutendem Maule. Der Hirt will den Schaden besehen, wischt die Schnauze des Hundes mit einer Flocke Wolle, aber siehe da! es ist kein Blut, sondern ein Saft, und nach einigem Suchen findet der Hirt eine zerbissene Schnecke. Eine schönere Farbe hatte der Hirt nie gesehen; er macht die Sache bekannt, man versucht es, Zeuge mit diesem Safte zu färben, was vortrefflich gelingt. Diese Purpurkleider wurden im Alterthum so kostbar geachtet, daß nur Könige und sonst sehr reiche Leute dergleichen tragen konnten. Der reiche Prasser im Evangelium z. B. kleidete sich in Purpur. Das Glas hatte bei den Phöniziern weniger Nutzen als bei uns; sie brauchten es nur als Münze und Putzwerk. Trinkgefäße verfertigten die Alten überhaupt aus Thon, Holz, Blech, Gold oder Silber; Fensterscheiben hat man in dem warmen Morgenlande nicht nothwendig; man schloß die Oeffnnngen höchstens durch Vorhänge, und statt der Spiegel, die erst später vorkamen, waren polierte Metallplatten im Gebrauch. Noch wichtiger ist für uns die Buchstabenschrift, deren Erfindung ebenfalls den Phöniziern zugeschrieben wird. Die Phönizier hatten nur 16 Buchstaben und schrieben von der Rechten zur Liuken, und alle, die von ihnen schreiben lernten, folgten ihrem Beispiele, z. B. die Israeliten, Chaldäer, Araber. Die Griechen schrieben nachher die erste Zeile nach der Rechten, die zweite nach der Linken, die dritte wieder nach der Rechten und so abwechselnd, ohne abzusetzen. Dies nannte man Bnstrophedon, Ochsenwendung, weil die Ochsen beim Pflügen so gehen. Noch später schrieben die Griechen bloß nach der Rechten hin. Man schrieb auf gepreßte Palmblätter, auf feine Lindenrinden, auf Leinwand, auf ägyptischen Papyrus, auf Thierhäute, die nirgends so trefflich zubereitet wurden wie in Perga-mns, und daher Pergament hießen. Man hatte schwarze

6. Geschichte - S. 99

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
99 Pferden über Deutschland, das, zumal da gerade ein Kind auf dem Throne saß, zu unmächtig zum Widerstände war. Wo sie immer hinkamen, wurden die unerhörtesten Grausamkeiten verübt, alles Tragbare als Beute fortgenommen und viele tausend Männer, Weiber und Kinder an den Haaren zusammengebunden und in die Knechtschaft der Barbaren fortgeführt. Da wurde endlich ein thatkräftiger, dabei weiser und gerechter Mann, Heinrich, Herzog der Sachsen, zum Könige der Deutschen erwählt (reg. 919—936). Um sich der gefürchteten Ungarn zu entledigen, wandte er einen neunjährigen Waffenstillstand, den er erkaufte, dazu an, seine Deutschen in der Kampfweise der Feinde einzuüben, lehrte sie in geschlossenen Reihen fechten, schnelle Schwenkungen machen rc. Feruer liest er, da es damals in Deutschland uoch au großen Festungen fehlte und die Städte noch nicht mit Mauern und Wällen umgeben waren, alte Städte befestigen und mehrere Burgen bauen. Der neunte Mann vom Lande mußte iu die Stadt ziehen und die übrigen acht für ihn das Feld mitbauen. Auch der dritte Theil des Getreides wurde in die festen Plätze König Heinrich I. 5*

7. Heimatkundliches Lesebuch - S. 387

1912 - Danzig : Kasemann
— 387 - Marienwerder. Zweckdienlich und schön ist jeder Raum gestaltet, und zwanglos kommt seine Bedeutung nach außen zum Ausdruck. Dennoch ist alles, wie des Ordens Glieder selbst, streng geeint in eine große gesetzmäßige Erscheinung: jenes Banviereck, welches wie eine Bergschroffe weithin die Landschaft be- herrscht. Gespannt von dieser Eigenart hat man darin wohl den Geist wuchtiger, straffer friederizianischer Staatskunst verkörpert sehen wollen, Welcher den Orden und seine Meister in der Schule des großen Hohen- staufen erfaßte. Solch hohes Komturschloß, mit mehrfachen Terrassen, Mauern und Gräben umgeben und mit den erdenklichsten Mitteln gesichert, war füglich uneinnehmbar. Die Festigkeit gelang aber nur dadurch, daß außer Besatzung und Vorräten aller Wirtschaftsballast daraus ferngehalten und in Vorburgen abgeschoben war. Das aber waren Dinge von beträchtlichem Umfang; denn eine Ordenskomturei war darauf angewiesen, den Unterhalt aus eigenem Natural- und Handelsbetrieb zu beschaffen: die Erzeugnisse aus Feld und Wald, Rosse und Schlachtvieh, die Barmittel für Beschaffung der Bauten, für Haus- und Küchengerät. Dazu gehörten Stallungen, Speicher, Scheunen, Werkstätten, Mühlbetrieb und Wohnungen für Gesinde, Handwerker und Amtleute aller Art. Die Vorburgen dehnten sich deshalb gewaltig aus, waren oft zwei- oder dreigestaltig und selbständig befestigt, immer aber von

8. Heimatkundliches Lesebuch - S. 341

1912 - Danzig : Kasemann
341 (Pommerellen) Wenden, tut Süden Polen; das rechts von der Weichsel gelegene Gebiet der Provinz hatten, ebenso wie Ostpreußen, die heidnischen Preußen (Pruzzen) inne, ein in Sprache und nach Abstammung den Lithauern verwandtes Volk, das jedoch südlich der Ossa, im Culmer Lande, stark pv- lonisiert und mit Polen gemischt war. Die heidnische Bevölkerung Westpreußens unterhielt außer mit den deutschen Nachbarn in dem oben genannten Zeitraum sehr lebhafte Handels- beziehungen mit den mohamedanifchen Reichen des Orients. Von dort ge- langte viel arabisches Geld (kufische Münzen) ditrch Handelsaustausch hier- her, außerdem lieferten die arabischen Handelsplätze unserm Norden Weine, Früchte, leinene, seidene und baumwollene Stosse, von denen im Laufe der Zeit nichts als die arabischen Namen sich erhalten haben, wie Damast, Atlas, Kattun usw.; wahrscheinlich wurden auch Waffen, Geräte, Schiffstaue, Kauri- muscheln und Glasperlen ausgeführt, ferner zahlreiche Schmucksachen aus Silber, Hals- und Armringe aus mehreren gewundenen Silberdrähten usw., endlich die sogenannten Hakenringe, kleine offene Ringe ans Silber von der Gestalt eines Hakens, deren eines Ende schleifenförmig umgebogen ist. Dafür lieferte unser Norden den Arabern Sklaven, Mammutszähne, Jagdfalken, Vieh, Leder, besonders aber Pelze vom Fuchs, Zobel, Hermelin, Wiesel, Biber, Eichhörnchen und Hasen, Fischleim und Fischzähne, Honig, Wachs, Getreide, Bernstein. Schwerter, Panzer, Pfeile und Pelzmützen; die zahlreichen Geräte aus Eisen, wie Äxte, Messer, Pfeilspitzen, Lanzen usw. wurden wahr- scheinlich hier verfertigt. Es find uns nun aus jener Zeit in Westpreußen auch Überreste von Wohnplätzen erhalten, nämlich Pfahlbauten in einigen Seen, z. B. im Lonkorreker See (Kr. Löbau), im Skarliner See (Kr. Strasburg) usw. Aber auch die Burg wälle, zwar in erster Linie für Verteidigungszwecke bestimmt, find zum Teil auch bewohnt worden. Die Erbanungsart der Burgwälle wurde überall genau der Ört- lichkeit angepaßt, und es lassen sich in dieser Beziehung verschiedene Typen unterscheiden. Als vornehmster Typus sind die Ringwälle zu nennen, die dort an- gelegt wurden, wo ein Schutz auf allen Seiten nötig war, also auf ebenem Gelände oder auf flachen, leicht ersteigbaren Hügeln. Wie die Ringwälle erbaut wurden, darüber gibt einen guten Aufschluß ein Bericht des Ibrahim ibn Jaküb, der im Jahre 973, wahrscheinlich als Arzt, eine Sarazenen- Gesandtschaft an den Kaiser Otto I. nach Merseburg begleitete. Er sagte darin folgendes: „Wenn sie (die Slaven) eine Burg gründen wollen, so suchen sie ein Weideland, welches an Wasser oder Rvhrsümpfen reich ist und stecken dort einen runden oder viereckigen Platz ab, je nach der Gestalt und dem Umfang, welche sie der Burg geben wollen. Dann ziehen sie darum einen Graben und häufen die aufgeworfene Erde auf. Diese Erde wird mit Brettern und Balken so fest gestampft, bis sie die Härte von Pisé (tapia) erhalten hat. Ist dann die Mauer (der Wall) bis zur erforderten Höhe aufgeführt, so wird an der Seite, welche man auswählt, ein Tor abgemessen und von diesem eine hölzerne Brücke über den Graben gebaut." Ju dieser Schilderung ist zunächst bemerkenswert, daß der Wall, rund oder viereckig, in sich geschloffen war. Ferner, die Erde zur Errichtung des

9. Heimatkundliches Lesebuch - S. 499

1912 - Danzig : Kasemann
499 trugen 120 Millionen Taler. Die landwirtschaftlichen Besitzungen waren so heruntergekommen, daß sie in Sulchastationen um 1/e, ja um V10 ihres heutigen Wertes verkauft wurden. Die Kriegsschulden der einzelnen Städte waren sehr groß: so betrug die von Elbing über 2000000, die von Danzig 12000000 Taler. Auch um das Schulwesen stand es schlecht: ganz West- preußen hatte 1816 nur 1133 Volksschulen. Ganz besonders erschrecklich waren die Zustände natürlich in den entlegenen Gegenden der Provinz, der Tuchler Heide und der sogenannten Kassubei. Dafür ist charakteristisch eine Beschreibung, die der Oberforstmeister von Pannewitz in Marienwerder noch 1829 entwarf und in der es folgendermaßen heißt: „Besonders roh sind die polnischen Bewohner der Wälder, namentlich der Tuchelschen Heide und in Kassuben. Die Nahrung dieser Menschen ist mit der der Haustiere oft ganz gleich. Ihr Bart und das Haupthaar wird nicht gekämmt, und die Kleidung besteht in grober Leinwand und einer Art selbstbereitetem hellblauen, groben Tuch, welches im Winter den schmutzigen, gelbbraunen Körper oft nur zum Teil bedeckt, denn häufig sieht man selbst sechs- bis achtjährige Kinder beim Froste im Hemde und barfuß im Schnee herumlaufen. Ein Strick befestigt die Kleidung um den Leib und vertritt die Stelle von Schnallen, Nadeln usw., deren in dieser Wildnis niemand bedarf. Viele dieser Halbwilden in den Wäldern haben das ganze Jahr kein Brot im Hause, sondern genießen es höchstens, wenn sie sich in der Stadt oder bei kirchlichen Anlässen etwas zugute tun wollen. Manche haben nie Brot gekostet, und eine Delikatesse ist es, wenn sie an Feiertagen das zwischen Steinen gequetschte Getreide zu einem ungesäuerten Teig bilden und es in Kuchenform in der heißen Asche backen. Die in ausgehöhlten Baumstämmen durch Klopfen selbst roh und elend bereitete Graupe, ferner Sauerkohl, Kohlrüben, Buchweizen, Erbsen, Kartoffeln und schmacklose Kräuter sind nächst der Milch das Hauptnahrungs- mittel dieser Waldbewohner und überhaupt der meisten Landbewohner. Die jungen Triebe der Kiefern, mit Wasser gekocht und dann bloß mit Salz verzehrt, geben in der Tuchelschen Heide hie und da auch eine Speise ab; sogar roh verzehren sie die Hirtenknaben. Die von Raupen, Staub und Regen beschmutzten Blätter der Futterrüben werden ungewaschen auf das Dach gebreitet, dort ohne Schutz getrocknet und so im Winter als Gemüse in Suppen verzehrt. Pilze, selbst die der schlechtesten Art, sind eine Leckerei für die Waldbewohner, werden aber für jeden andern ungenießbar zubereitet. Fleisch ist eine seltene Speise und kommt in den Waldgegenden zuweilen jahrelang nicht auf den Tisch; es wird daher das minder kraftgebende Gemüse in oft unglaublich großen Massen verschlungen Zu dieser elenden Lebensart kommt nun noch die ungemein große Unreinlichkeit, welche sich kaum beschreiben läßt; Kopf, Bart, Kleider wimmeln von Ungeziefer; der Körper wird fast nie gewaschen; Seife kennt der polnische Bauer garnicht, und das vielleicht alle vier Wochen gewechselte Hemd wird, wie überhaupt die Wäsche, auf einen Stein im Flusse oder See gelegt, dort angefeuchtet, mit einem Stück Holz tüchtig geklopft, dann ausgerungen und getrocknet." Ebenso elend waren die Wohnungsverhältnisse. „Schweine, Kälber und Gänse leben oft in vertraulichem Vereine mit den Bewohnern, ein plumper Tisch und eine rohe Bank und desgleichen Bettgestell und höchstens einige Klötze zum Sitzen, ein schwarzgrauer Sack mit Moos, Stroh und selten mit schlechten Federn als Bett, alles selbst gefertigt, eine große Wassertonne,

10. Teil 1 - S. 11

1904 - Hannover [u.a.] : Meyer
— 11 — sorgen mußte. — In vielen Städten wohnten die Bürger, die das gleiche Handwerk trieben, in einer Straße zusammen. Danach erhielten die Straßen ihre Namen, wie Knochenhauer-, Schmiede-, Kramerstraße n. a. Auch erhielten manche Bürger uach ihrem Geschäfte den Zu- oder Familiennamen, wie Becker, Schuster, Schräder u. s. w. ,rj Io. Das Rathaus. Die Bürger mußten die meisten threr Angelegenheiten selbst ordnen. Daher wählten sie aus ihrer Mitte ■eine Anzahl erfahrener und tüchtiger Männer, die für Recht und Ordnung zu sorgen und über das Wohl und Wehe der Stadt zu wachen hatten. Das war der Rat: Einer von den Ratsherren führte den Namen Bürgermeister. Für den Rat bauten die Bürger das Rathaus; es war aus festem Gestein gefügt, mit mancherlei Zierrat versehen, und der Stolz der Bürgerschaft, jn den meisten Städten sind die alten Prächtigen Rathäuser noch heute ■erhalten. In einem Saale des Rathauses versammelten sich die Ratsmänner; in der Halle wurde Gericht gehalten, auch gefeiert und getanzt, wenn große Feste waren; von der Laube wurden die Namen der neuen Ratsherren und alles ausgerufen, was die gesamte Bürgerschaft wissen sollte. c. Das Bürgerheer. Wie der Ritter feine Burg, so mußten die Bürger ihre Stadt verteidigen. Geschlechter und Gilden bildeten daher ein einheitliches Bürgerheer, dem die Patrizier als Reisige oder Reiter, die Zünfte als Fußvolk angehörten. Jede Gilde hatte eigenes Wappen, Zelt und Banner und stand unter dem Befehle des Gildemeisters, dem ein Reisiger als Anführer zur Seite stand. In Zeiten der Not verstärkte die Stadt tue wehrhafte Bürgerschaft durch geworbene Knechte. Den Oberbefehl über die gesamte städtische Streitmacht führte ein Stadthauptmann, den der Rat aus den umwohnenden Adeligen erwählte. Für Ausrüstung der Knechte sorgte die Stadt. Die Bürger beschafften ihre Waffen selbst nach Vorschrift des Rates. Läutete die Rats-glocke Sturm, so eilte die Bürgerschaft auf den Marktplatz, jede Gilde an die Stelle, wo ihr Wappen sichtbar wurde, Mann für Mann in voller Rüstung, angetan mit Waffenrock, Panzer, Eisenhaube, und bewaffnet mit Schwert, Schild und Mordaxt, die Schützen mit Armbrust, Kocher und Pfeilen. Ging's dem Feinde entgegen, so entfaltete sich das Stadtbanner, und freudig zogen die Bürger hinaus in den Kampf. Wer im Felde von Banner und Hauptmann wich, dessen Leib und Gut war dem Rat verfallen. Um ihre Wehrfähigkeit zu erhöhen und die Freiheiten der Stadt besser verteidigen zu können, übten sich die Bürger regelmäßig in den Waffen und veranstalteten alljährlich große Schützenfeste. Die besten Schützen wurden durch Preise ausgezeichnet und als Schützenkönige besonders geehrt.
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