Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Geschichte - S. 10

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
,-ä» 4 10 Perserhelden Cyrns durch List erobert (536 v. Chr.), und weil es sich unter seinen Nachfolgern oft empörte, wurden seine Mauern auf weite Strecken niedergerissen und viele tausend Bürger umgebracht, so daß die Stadl allmählich verödete; als vollends in seiner Nähe die großen Städte Selencia und Ktesiphon gebaut wurden, zogen die letzten Einwohner fort, Babylon wurde als Steinbruch benutzt und war zu Christi Zeit bereits in zahllose Schutthaufen verwandelt. Dieser Schutthaufen sind es so viele in der Ebene, daß man gar nicht bestimmen kann, wo Babylon anfing und aufhörte. Zwei Stunden östlich von dem elenden Städtchen Hilleh ragt ein gewaltiger Nninenbrocken aus der Ebene empor: das unterste Stockwerk des ehemaligen Gebäudes ist 260 Fuß hoch, aber von einem Schuttmantel umhüllt; vom zweiten Stockwerk steht nur noch eine 35 Fuß hohe Ecke aus gebrannten Backsteinen; das sind die Ueberreste des Belthurmes. Von dem Palaste Nebn-kadnezars (605—561 v. Chr.) ist noch ein gewaltiger öchutthügel mit hervorragendem Mauerwerk übrig. Dieser Zerstörer Jerusalems hat ungeheuer viel gebaut, wie die Babylonier den Griechen erzählten; dies wird durch die gebrannten Backsteine, die man auf der Stätte Babylons findet, bezeugt, denn fast alle ohne Ausnahme sind mit dem Namenszuge Nebukadnezars gestempelt. Are Aegypter. Zu den ältesten und merkwürdigsten Völkern der alten Welt gehören außer dem assyrisch-babylonischen Volke die Aegypter und Phönizier. Das Land der Aegypter ist die nordöstliche Ecke Aftika's und hangt mit Palästina und dem peträischen Arabien durch die 30 Stunden breite Landenge von Suez zusammen, welche das rothe Meer von dem mittelländischen Meere trennt. Auf der Ostseite Aegyptens liegt das rothe Meer, auf der Westseite die große afrikanische Wüste, auf der Nordseite das mittelländische Meer. Von Süden her kommt aus dem Innern Afrika's der Nilfluß und strömt in einem ungefähr 250 Stunden langen Thale dem mittelländischen Meere zu. Dieses Nilthal ist das eigentliche Aegypten. Auf der Ost-seite desselben zieht sich wie eine lange und breite Mauer ein kahles Felsengebirge hin und scheidet das Flußthal von

2. Geschichte - S. 19

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
19 ward es auch unter dem Kessel lebendig: die Salpetersteine zerschmolzen, vermischten sich mit der Asche und dem Sande, und als das Feuer ausgebrannt war, verhärtete sich der Brei zu einer schönen, blanken, durchsichtigen Masse und wurde — Glas. Ein anderes mal weidete ein phönizischer Hirt seine Heerde nicht weit vom Meeresstrande. Sein Hund schnobert überall umher und kommt endlich zurück mit blutendem Maule. Der Hirt will den Schaden besehen, wischt die Schnauze des Hundes mit einer Flocke Wolle, aber siehe da! es ist kein Blut, sondern ein Saft, und nach einigem Suchen findet der Hirt eine zerbissene Schnecke. Eine schönere Farbe hatte der Hirt nie gesehen; er macht die Sache bekannt, man versucht es, Zeuge mit diesem Safte zu färben, was vortrefflich gelingt. Diese Purpurkleider wurden im Alterthum so kostbar geachtet, daß nur Könige und sonst sehr reiche Leute dergleichen tragen konnten. Der reiche Prasser im Evangelium z. B. kleidete sich in Purpur. Das Glas hatte bei den Phöniziern weniger Nutzen als bei uns; sie brauchten es nur als Münze und Putzwerk. Trinkgefäße verfertigten die Alten überhaupt aus Thon, Holz, Blech, Gold oder Silber; Fensterscheiben hat man in dem warmen Morgenlande nicht nothwendig; man schloß die Oeffnnngen höchstens durch Vorhänge, und statt der Spiegel, die erst später vorkamen, waren polierte Metallplatten im Gebrauch. Noch wichtiger ist für uns die Buchstabenschrift, deren Erfindung ebenfalls den Phöniziern zugeschrieben wird. Die Phönizier hatten nur 16 Buchstaben und schrieben von der Rechten zur Liuken, und alle, die von ihnen schreiben lernten, folgten ihrem Beispiele, z. B. die Israeliten, Chaldäer, Araber. Die Griechen schrieben nachher die erste Zeile nach der Rechten, die zweite nach der Linken, die dritte wieder nach der Rechten und so abwechselnd, ohne abzusetzen. Dies nannte man Bnstrophedon, Ochsenwendung, weil die Ochsen beim Pflügen so gehen. Noch später schrieben die Griechen bloß nach der Rechten hin. Man schrieb auf gepreßte Palmblätter, auf feine Lindenrinden, auf Leinwand, auf ägyptischen Papyrus, auf Thierhäute, die nirgends so trefflich zubereitet wurden wie in Perga-mns, und daher Pergament hießen. Man hatte schwarze

3. Geschichte - S. 99

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
99 Pferden über Deutschland, das, zumal da gerade ein Kind auf dem Throne saß, zu unmächtig zum Widerstände war. Wo sie immer hinkamen, wurden die unerhörtesten Grausamkeiten verübt, alles Tragbare als Beute fortgenommen und viele tausend Männer, Weiber und Kinder an den Haaren zusammengebunden und in die Knechtschaft der Barbaren fortgeführt. Da wurde endlich ein thatkräftiger, dabei weiser und gerechter Mann, Heinrich, Herzog der Sachsen, zum Könige der Deutschen erwählt (reg. 919—936). Um sich der gefürchteten Ungarn zu entledigen, wandte er einen neunjährigen Waffenstillstand, den er erkaufte, dazu an, seine Deutschen in der Kampfweise der Feinde einzuüben, lehrte sie in geschlossenen Reihen fechten, schnelle Schwenkungen machen rc. Feruer liest er, da es damals in Deutschland uoch au großen Festungen fehlte und die Städte noch nicht mit Mauern und Wällen umgeben waren, alte Städte befestigen und mehrere Burgen bauen. Der neunte Mann vom Lande mußte iu die Stadt ziehen und die übrigen acht für ihn das Feld mitbauen. Auch der dritte Theil des Getreides wurde in die festen Plätze König Heinrich I. 5*

4. Heimatkundliches Lesebuch - S. 387

1912 - Danzig : Kasemann
— 387 - Marienwerder. Zweckdienlich und schön ist jeder Raum gestaltet, und zwanglos kommt seine Bedeutung nach außen zum Ausdruck. Dennoch ist alles, wie des Ordens Glieder selbst, streng geeint in eine große gesetzmäßige Erscheinung: jenes Banviereck, welches wie eine Bergschroffe weithin die Landschaft be- herrscht. Gespannt von dieser Eigenart hat man darin wohl den Geist wuchtiger, straffer friederizianischer Staatskunst verkörpert sehen wollen, Welcher den Orden und seine Meister in der Schule des großen Hohen- staufen erfaßte. Solch hohes Komturschloß, mit mehrfachen Terrassen, Mauern und Gräben umgeben und mit den erdenklichsten Mitteln gesichert, war füglich uneinnehmbar. Die Festigkeit gelang aber nur dadurch, daß außer Besatzung und Vorräten aller Wirtschaftsballast daraus ferngehalten und in Vorburgen abgeschoben war. Das aber waren Dinge von beträchtlichem Umfang; denn eine Ordenskomturei war darauf angewiesen, den Unterhalt aus eigenem Natural- und Handelsbetrieb zu beschaffen: die Erzeugnisse aus Feld und Wald, Rosse und Schlachtvieh, die Barmittel für Beschaffung der Bauten, für Haus- und Küchengerät. Dazu gehörten Stallungen, Speicher, Scheunen, Werkstätten, Mühlbetrieb und Wohnungen für Gesinde, Handwerker und Amtleute aller Art. Die Vorburgen dehnten sich deshalb gewaltig aus, waren oft zwei- oder dreigestaltig und selbständig befestigt, immer aber von

5. Heimatkundliches Lesebuch - S. 341

1912 - Danzig : Kasemann
341 (Pommerellen) Wenden, tut Süden Polen; das rechts von der Weichsel gelegene Gebiet der Provinz hatten, ebenso wie Ostpreußen, die heidnischen Preußen (Pruzzen) inne, ein in Sprache und nach Abstammung den Lithauern verwandtes Volk, das jedoch südlich der Ossa, im Culmer Lande, stark pv- lonisiert und mit Polen gemischt war. Die heidnische Bevölkerung Westpreußens unterhielt außer mit den deutschen Nachbarn in dem oben genannten Zeitraum sehr lebhafte Handels- beziehungen mit den mohamedanifchen Reichen des Orients. Von dort ge- langte viel arabisches Geld (kufische Münzen) ditrch Handelsaustausch hier- her, außerdem lieferten die arabischen Handelsplätze unserm Norden Weine, Früchte, leinene, seidene und baumwollene Stosse, von denen im Laufe der Zeit nichts als die arabischen Namen sich erhalten haben, wie Damast, Atlas, Kattun usw.; wahrscheinlich wurden auch Waffen, Geräte, Schiffstaue, Kauri- muscheln und Glasperlen ausgeführt, ferner zahlreiche Schmucksachen aus Silber, Hals- und Armringe aus mehreren gewundenen Silberdrähten usw., endlich die sogenannten Hakenringe, kleine offene Ringe ans Silber von der Gestalt eines Hakens, deren eines Ende schleifenförmig umgebogen ist. Dafür lieferte unser Norden den Arabern Sklaven, Mammutszähne, Jagdfalken, Vieh, Leder, besonders aber Pelze vom Fuchs, Zobel, Hermelin, Wiesel, Biber, Eichhörnchen und Hasen, Fischleim und Fischzähne, Honig, Wachs, Getreide, Bernstein. Schwerter, Panzer, Pfeile und Pelzmützen; die zahlreichen Geräte aus Eisen, wie Äxte, Messer, Pfeilspitzen, Lanzen usw. wurden wahr- scheinlich hier verfertigt. Es find uns nun aus jener Zeit in Westpreußen auch Überreste von Wohnplätzen erhalten, nämlich Pfahlbauten in einigen Seen, z. B. im Lonkorreker See (Kr. Löbau), im Skarliner See (Kr. Strasburg) usw. Aber auch die Burg wälle, zwar in erster Linie für Verteidigungszwecke bestimmt, find zum Teil auch bewohnt worden. Die Erbanungsart der Burgwälle wurde überall genau der Ört- lichkeit angepaßt, und es lassen sich in dieser Beziehung verschiedene Typen unterscheiden. Als vornehmster Typus sind die Ringwälle zu nennen, die dort an- gelegt wurden, wo ein Schutz auf allen Seiten nötig war, also auf ebenem Gelände oder auf flachen, leicht ersteigbaren Hügeln. Wie die Ringwälle erbaut wurden, darüber gibt einen guten Aufschluß ein Bericht des Ibrahim ibn Jaküb, der im Jahre 973, wahrscheinlich als Arzt, eine Sarazenen- Gesandtschaft an den Kaiser Otto I. nach Merseburg begleitete. Er sagte darin folgendes: „Wenn sie (die Slaven) eine Burg gründen wollen, so suchen sie ein Weideland, welches an Wasser oder Rvhrsümpfen reich ist und stecken dort einen runden oder viereckigen Platz ab, je nach der Gestalt und dem Umfang, welche sie der Burg geben wollen. Dann ziehen sie darum einen Graben und häufen die aufgeworfene Erde auf. Diese Erde wird mit Brettern und Balken so fest gestampft, bis sie die Härte von Pisé (tapia) erhalten hat. Ist dann die Mauer (der Wall) bis zur erforderten Höhe aufgeführt, so wird an der Seite, welche man auswählt, ein Tor abgemessen und von diesem eine hölzerne Brücke über den Graben gebaut." Ju dieser Schilderung ist zunächst bemerkenswert, daß der Wall, rund oder viereckig, in sich geschloffen war. Ferner, die Erde zur Errichtung des

6. Heimatkundliches Lesebuch - S. 32

1912 - Danzig : Kasemann
32 Ceynowa ist das letzte Dorf der Halbinsel. Das Festland rückt immer näher: dort oben die Kirche Schwarzau, links unten der massige Turm der Putziger Pfarrkirche, weiter links Rutzau, „das hohe Schloß am Meer". Ich ging die letzte Strecke auf den Wiesen am Wiek entlang. Herden von Rindvieh und Schafen weideten auf den Wiesen, Fischerboote lagen in einiger Entfernung vom Strande im Wiek. Wie ich in Großendorf erfuhr, waren es Boote aus Tupadel bei Rixhöft. Wegen des hohen Seeganges hatten die Fischer nicht landen können und waren genötigt, um die Halb- insel herumzufahren und bei Großendorf vor Anker zu gehen. Ich zog es vor, nicht in Großendorf zu übernachten, sondern in dem nahen Chlapau. Als die Sonne unterging, stand ich auf dem hohen Ufer oberhalb der Abzweigung der Halbinsel und sah die dunkle Linie des Dünen- waldes sich zwischen See und Wiek verlieren. Der Wind schlief allmählich ein; jetzt noch ein voller Atemzug, dann war's still. Und nur leise klang von unten das Rauschen der See zu mir herauf. Auch sie kam wohl all- gemach zur Ruhe. Paul Paschke. Danzig. stolze Gedania Am Bernsteinstrande! Wie stehst du trutzig da, Schaust in die Lande! Fernhin griißt Zinn' und Turm Aus alter Zeiten Sturm — Nordlands Venedig. Kirchen, so altersgrau! Wie einst so heute Schwingt sich zum Himmelsblau Glockengeläute. Rathaus und Artussaal Glänzen im Goldesstrahl — Nordlands Venedig. Seltsamer Giebelflor Voll Steingepränge. Still hinterm Wassertor Güßlein so enge. Beischlag mit Lindenbaum, Ganz wie ein Märchentraum — Nordlands Venedig. Und um das Häusermeer . Wiesen und Felder. Nordwärts das balt'sche Meer, Hier Höh'n und Wälder. Drüben, wie Schleierluft Altdanz'ger Sagenduft — Nordlands Venedig. Adolf Paetsch. Danzigs Stadtbild. Die tiefe Ebene, in der Danzig liegt, begrenzt im Westen ein Höhen- zug, der in sanften Hängen sich nach Norden erstreckt, und in den Wäldern von Oliva untertaucht. Gegenüber diesem anmutig bewegten Zuge, dessen Täler freundlich sind wie in Thüringen, dehnt sich im Südosten weithin die Niederung, der Danziger Werder, so flach, als habe das Wasser erst eben die Wiesenpläne verlassen und könne jeden Augenblick sie wieder besitzen. Kopfweiden bezeichnen die Straßen, stattliche Gehöfte mit roten Dächern

7. Heimatkundliches Lesebuch - S. 499

1912 - Danzig : Kasemann
499 trugen 120 Millionen Taler. Die landwirtschaftlichen Besitzungen waren so heruntergekommen, daß sie in Sulchastationen um 1/e, ja um V10 ihres heutigen Wertes verkauft wurden. Die Kriegsschulden der einzelnen Städte waren sehr groß: so betrug die von Elbing über 2000000, die von Danzig 12000000 Taler. Auch um das Schulwesen stand es schlecht: ganz West- preußen hatte 1816 nur 1133 Volksschulen. Ganz besonders erschrecklich waren die Zustände natürlich in den entlegenen Gegenden der Provinz, der Tuchler Heide und der sogenannten Kassubei. Dafür ist charakteristisch eine Beschreibung, die der Oberforstmeister von Pannewitz in Marienwerder noch 1829 entwarf und in der es folgendermaßen heißt: „Besonders roh sind die polnischen Bewohner der Wälder, namentlich der Tuchelschen Heide und in Kassuben. Die Nahrung dieser Menschen ist mit der der Haustiere oft ganz gleich. Ihr Bart und das Haupthaar wird nicht gekämmt, und die Kleidung besteht in grober Leinwand und einer Art selbstbereitetem hellblauen, groben Tuch, welches im Winter den schmutzigen, gelbbraunen Körper oft nur zum Teil bedeckt, denn häufig sieht man selbst sechs- bis achtjährige Kinder beim Froste im Hemde und barfuß im Schnee herumlaufen. Ein Strick befestigt die Kleidung um den Leib und vertritt die Stelle von Schnallen, Nadeln usw., deren in dieser Wildnis niemand bedarf. Viele dieser Halbwilden in den Wäldern haben das ganze Jahr kein Brot im Hause, sondern genießen es höchstens, wenn sie sich in der Stadt oder bei kirchlichen Anlässen etwas zugute tun wollen. Manche haben nie Brot gekostet, und eine Delikatesse ist es, wenn sie an Feiertagen das zwischen Steinen gequetschte Getreide zu einem ungesäuerten Teig bilden und es in Kuchenform in der heißen Asche backen. Die in ausgehöhlten Baumstämmen durch Klopfen selbst roh und elend bereitete Graupe, ferner Sauerkohl, Kohlrüben, Buchweizen, Erbsen, Kartoffeln und schmacklose Kräuter sind nächst der Milch das Hauptnahrungs- mittel dieser Waldbewohner und überhaupt der meisten Landbewohner. Die jungen Triebe der Kiefern, mit Wasser gekocht und dann bloß mit Salz verzehrt, geben in der Tuchelschen Heide hie und da auch eine Speise ab; sogar roh verzehren sie die Hirtenknaben. Die von Raupen, Staub und Regen beschmutzten Blätter der Futterrüben werden ungewaschen auf das Dach gebreitet, dort ohne Schutz getrocknet und so im Winter als Gemüse in Suppen verzehrt. Pilze, selbst die der schlechtesten Art, sind eine Leckerei für die Waldbewohner, werden aber für jeden andern ungenießbar zubereitet. Fleisch ist eine seltene Speise und kommt in den Waldgegenden zuweilen jahrelang nicht auf den Tisch; es wird daher das minder kraftgebende Gemüse in oft unglaublich großen Massen verschlungen Zu dieser elenden Lebensart kommt nun noch die ungemein große Unreinlichkeit, welche sich kaum beschreiben läßt; Kopf, Bart, Kleider wimmeln von Ungeziefer; der Körper wird fast nie gewaschen; Seife kennt der polnische Bauer garnicht, und das vielleicht alle vier Wochen gewechselte Hemd wird, wie überhaupt die Wäsche, auf einen Stein im Flusse oder See gelegt, dort angefeuchtet, mit einem Stück Holz tüchtig geklopft, dann ausgerungen und getrocknet." Ebenso elend waren die Wohnungsverhältnisse. „Schweine, Kälber und Gänse leben oft in vertraulichem Vereine mit den Bewohnern, ein plumper Tisch und eine rohe Bank und desgleichen Bettgestell und höchstens einige Klötze zum Sitzen, ein schwarzgrauer Sack mit Moos, Stroh und selten mit schlechten Federn als Bett, alles selbst gefertigt, eine große Wassertonne,

8. Teil 1 - S. 11

1904 - Hannover [u.a.] : Meyer
— 11 — sorgen mußte. — In vielen Städten wohnten die Bürger, die das gleiche Handwerk trieben, in einer Straße zusammen. Danach erhielten die Straßen ihre Namen, wie Knochenhauer-, Schmiede-, Kramerstraße n. a. Auch erhielten manche Bürger uach ihrem Geschäfte den Zu- oder Familiennamen, wie Becker, Schuster, Schräder u. s. w. ,rj Io. Das Rathaus. Die Bürger mußten die meisten threr Angelegenheiten selbst ordnen. Daher wählten sie aus ihrer Mitte ■eine Anzahl erfahrener und tüchtiger Männer, die für Recht und Ordnung zu sorgen und über das Wohl und Wehe der Stadt zu wachen hatten. Das war der Rat: Einer von den Ratsherren führte den Namen Bürgermeister. Für den Rat bauten die Bürger das Rathaus; es war aus festem Gestein gefügt, mit mancherlei Zierrat versehen, und der Stolz der Bürgerschaft, jn den meisten Städten sind die alten Prächtigen Rathäuser noch heute ■erhalten. In einem Saale des Rathauses versammelten sich die Ratsmänner; in der Halle wurde Gericht gehalten, auch gefeiert und getanzt, wenn große Feste waren; von der Laube wurden die Namen der neuen Ratsherren und alles ausgerufen, was die gesamte Bürgerschaft wissen sollte. c. Das Bürgerheer. Wie der Ritter feine Burg, so mußten die Bürger ihre Stadt verteidigen. Geschlechter und Gilden bildeten daher ein einheitliches Bürgerheer, dem die Patrizier als Reisige oder Reiter, die Zünfte als Fußvolk angehörten. Jede Gilde hatte eigenes Wappen, Zelt und Banner und stand unter dem Befehle des Gildemeisters, dem ein Reisiger als Anführer zur Seite stand. In Zeiten der Not verstärkte die Stadt tue wehrhafte Bürgerschaft durch geworbene Knechte. Den Oberbefehl über die gesamte städtische Streitmacht führte ein Stadthauptmann, den der Rat aus den umwohnenden Adeligen erwählte. Für Ausrüstung der Knechte sorgte die Stadt. Die Bürger beschafften ihre Waffen selbst nach Vorschrift des Rates. Läutete die Rats-glocke Sturm, so eilte die Bürgerschaft auf den Marktplatz, jede Gilde an die Stelle, wo ihr Wappen sichtbar wurde, Mann für Mann in voller Rüstung, angetan mit Waffenrock, Panzer, Eisenhaube, und bewaffnet mit Schwert, Schild und Mordaxt, die Schützen mit Armbrust, Kocher und Pfeilen. Ging's dem Feinde entgegen, so entfaltete sich das Stadtbanner, und freudig zogen die Bürger hinaus in den Kampf. Wer im Felde von Banner und Hauptmann wich, dessen Leib und Gut war dem Rat verfallen. Um ihre Wehrfähigkeit zu erhöhen und die Freiheiten der Stadt besser verteidigen zu können, übten sich die Bürger regelmäßig in den Waffen und veranstalteten alljährlich große Schützenfeste. Die besten Schützen wurden durch Preise ausgezeichnet und als Schützenkönige besonders geehrt.

9. Teil 1 - S. 31

1904 - Hannover [u.a.] : Meyer
— 31 — in ungestümem Angriffe nach und bringt in des Feindes Reihen. Mann kämpft gegen Mann, bis der Sieg errungen worben ist. Die Sieger teilen burchs Los Beute und Gefangene und ziehen heim mit Siegesgesang. 6. Das Gefolge. Außer dem Heerbanne gab es noch eine freiwillige Waffeufreundschaft, die man das Gefolge nannte. Kriegslustige Jünglinge sammelten sich um einen als Anführer bewährten, hochgeachtet! Edeling und schwuren, vereint mit ihm leben und sterben zu wollen. Sie nannten ihn Fürst, b. H. der Vorberste. Träge Ruhe war ihnen verhaßt. Saß der eigene Volksstamm im Frieberr, so zog der Fürst mit seinen Gefolgs-mannen zu beit Völkerschaften, die sich im Kriege befanben. 1. Wie entstanben die Völkerschaften? Nenne solche! Gib ihre Wohnplätze an! 2. Welche Völkerschaft hat in beiner Heimat gewohnt? 3. Suche die Grenzen ihres Laubes zu bestimmen! 4. Wobnrch schützte unsere Völkerschaft ihr Land? Gib Schutzburgen ans unsrer Gegenb an! 5. Wobnrch wirst bu bar an erinnert, daß die benannten Orte Schutzburgen waren ? 6. Warum befestigten die Völkerschaften die Gegenben beim Eintritt nnb Austritt der Flüsse? 7. Kannst bu bir erklären, warum man die Erhöhungen Berge nennt ? 8. Inwiefern ist das Wort Burg mit Berg verwanbt? 9. Gib an, wie unsre Vorfahren das Land befestigten! 10. Unterscheide (Schutzburgen und Ritterburgen! 11. Erkläre die Namen: Herzog, Fürst, Heerbann, Gefolge! 12. Unterscheibe die Bewaffnung unserer Soldaten von berjenigen der Heerbannleute! 13. Unterschieb zwischen einem Herzog von heute und bern Heerbannherzog! 14. Denke, bu wärst ein cherus-fischer Kriegsmann und würbest zum Kampfe gerufen; was hättest bu zu tun? 15. Beschreibe die Heerbannschlacht! Gib durch Zeichnung die Ausstellung der Gegner an! B. Die alten Deutschen und die Mmer. 1. Die Römer und ihr Reich, a. Die Römer. Jenseit des jwhen Alpengebirges, im Laube Italien, wohnten zu der Zeit, ba ^esus lebte, die Römer. Sie hatten ihren Namen von der Stadt Rom, waren von kräftiger, untersetzter Gestalt, hatten schwarzes Haar und gelbliche Hautfarbe. Die Männer gingen metst bartlos und kurzgeschoren. Sie kleibeten sich in ein weites, mantelartiges Gewanb, die Toga. Darunter hatten sie ein bis auf die Knie reichenbes, ärmelloses Untergewanb, die Tunika. Auch trugen sie golbene Ohrgehänge und Armbänber, gingen meist ohne Kopfbedeckung und hatten an den Füßen Sandalen. Sie

10. Schul-Geographie in Abrissen und Charakterbildern - S. 22

1878 - Danzig : Kafemann
I 22 Die Insel Rügen. — Die Lstsee. hinüber zum Festland schweift, bis zu den Spitzen von Stralsund und Greifs- wald. Emer der herrlichsten deutschen Buchenhaine ist die Stubnitz auf Rügen. Hier stand der heilige Wagen der Hertha, die als Göttm der Erde von den alten Deutschen verehrt wurde. Mitten im Walde liegt der Hertha-See, auch der schwarze See genannt. Auf der Nordseite desselben bezeichnet eine grau bemooste Eiche den Eingang zu einem von Buchen, Ahorn und wilden Birnbäumen umgebenen Ringwall. Das ist die Hertha- Burg; hier auf diesem um- schlossenen Platz soll der Tempel der Hertha gestanden haben. Stnbbenkammer. Wunderbar ist die Stubbenkammer, ein Vorgebirge, dessen höchster Gipfel der Kaiserstuhl ist. Einen über- Vorgebirge Arkona. wältigenden Eindruck macht das unbegrenzte, offene Meer von diesem thurmartigen Standpunkte aus, wo man halb und halb in der Luft schwebt. In einer Höhle der Stubbenkammer sollen der Sage nach zwei Oberhäupter der Vitalienbrüder (berüchtigte Seeräuber) viele Schätze verborgen haben, bis sie von den Hamburgern gefangen genommen und enthauptet wurden: es ist darum, nach Eine trauernde Jungfrau kommt mit einem {^$5: blutigen Tuch in der Hand aus der Höhle Tv, hervor und versucht im Meere die Blutflecken herauszuwaschen; es gelingt ihr nicht, und sie ^ * Die^Halbinsel Mönkgut, der südöstliche Z Theil Rügens, ist sehr zerrissen. Sprache, Tracht und Sitten der Bewohner weichen 'Iä'säihiw Till von denen im übrigen Rügen ab. _ Die I //Is Männer treiben Fischfang und Lootsendienst. /Jpl' //-M Die fast durchweg schwarze Kleidung ist roth ' '^M^^Wu°Nkw W gefüttert. Zur männlichen Kleidung gehört eine weite Jacke, zwei Paar Beinkleider und darüber ein Paar leinene nur bis zum Knie zahl von schwarzen Röcken übereinander, rothe ■*"" Strümpfe, eine hohe kegelförmige Mütze und darüber einen Strohhut. Außerdem gehört Männer und Frauen aus Mönkgut. m Frauentracht ein gestickter Brustlatz und farbige Bänder. Nach Lauckhard, Klöden u. a. 21. Die Ostsee. Allgemeines. Die Ostsee oder das baltische Meer hängt durch den Sund^ den großen und kleinen Belt mit der Nordsee zusammen. Sie bespült die Pro- Vinnen: Preußen, Pommern und Schleswig-Holstein. — Im Vergleich zu den übrigen Meeren hat die Ostsee nur eine geringe Tiefe. An den meisten Stellen beträgt sie nur 15—30 m. Die User sind meist so flach, daß ein er- wachsener Mensch 200 Schritt in die See hineingehen kann. Daher bat die Küste viele gute Badestellen. Die Ostsee hat keine Ebbe und Flut. Ihr Wasser ist meergrün, aber klarer und kälter, als das der großen Meere, und wegen der vielen ihr zufließenden süßen Gewässer auch weniger salzig.
   bis 10 von 11 weiter»  »»
11 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 11 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 1
5 2
6 0
7 1
8 1
9 3
10 1
11 1
12 0
13 0
14 0
15 0
16 5
17 1
18 0
19 2
20 0
21 0
22 0
23 0
24 2
25 0
26 1
27 0
28 0
29 0
30 0
31 0
32 1
33 0
34 0
35 0
36 3
37 0
38 2
39 1
40 0
41 0
42 0
43 1
44 0
45 1
46 1
47 0
48 1
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 3
1 6
2 0
3 14
4 5
5 1
6 12
7 0
8 1
9 1
10 17
11 2
12 6
13 11
14 4
15 0
16 10
17 17
18 2
19 8
20 0
21 8
22 3
23 13
24 3
25 2
26 5
27 1
28 12
29 1
30 0
31 0
32 1
33 0
34 0
35 1
36 2
37 3
38 2
39 3
40 8
41 3
42 4
43 11
44 1
45 19
46 0
47 1
48 9
49 10
50 0
51 1
52 1
53 0
54 28
55 2
56 0
57 3
58 4
59 4
60 1
61 1
62 2
63 0
64 1
65 7
66 1
67 0
68 6
69 13
70 9
71 4
72 9
73 0
74 0
75 20
76 51
77 26
78 15
79 4
80 2
81 2
82 14
83 2
84 5
85 1
86 2
87 7
88 1
89 0
90 0
91 21
92 39
93 0
94 7
95 4
96 0
97 1
98 3
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 2
1 6
2 0
3 0
4 3
5 1
6 5
7 0
8 0
9 3
10 1
11 1
12 3
13 1
14 0
15 0
16 0
17 1
18 0
19 0
20 2
21 4
22 0
23 0
24 0
25 1
26 0
27 0
28 1
29 0
30 2
31 0
32 2
33 5
34 5
35 2
36 1
37 0
38 0
39 3
40 1
41 0
42 2
43 4
44 2
45 1
46 0
47 2
48 2
49 0
50 4
51 1
52 7
53 0
54 4
55 0
56 1
57 3
58 0
59 2
60 2
61 4
62 0
63 0
64 0
65 5
66 0
67 2
68 0
69 0
70 0
71 5
72 0
73 0
74 0
75 1
76 0
77 0
78 3
79 0
80 1
81 6
82 0
83 3
84 2
85 0
86 0
87 3
88 0
89 2
90 2
91 3
92 0
93 0
94 1
95 1
96 0
97 2
98 0
99 4
100 4
101 4
102 1
103 1
104 6
105 1
106 3
107 2
108 0
109 2
110 0
111 2
112 7
113 7
114 6
115 0
116 0
117 0
118 0
119 0
120 1
121 2
122 2
123 3
124 2
125 3
126 1
127 1
128 0
129 5
130 0
131 1
132 0
133 4
134 5
135 7
136 2
137 2
138 4
139 1
140 0
141 2
142 8
143 3
144 1
145 5
146 0
147 2
148 1
149 1
150 1
151 1
152 2
153 1
154 2
155 12
156 1
157 3
158 0
159 2
160 3
161 0
162 0
163 0
164 2
165 3
166 2
167 0
168 2
169 1
170 1
171 1
172 0
173 1
174 0
175 6
176 2
177 5
178 0
179 3
180 1
181 0
182 0
183 6
184 4
185 4
186 3
187 2
188 1
189 1
190 0
191 0
192 0
193 10
194 0
195 5
196 3
197 0
198 0
199 1