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1. Geschichte - S. 19

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
19 ward es auch unter dem Kessel lebendig: die Salpetersteine zerschmolzen, vermischten sich mit der Asche und dem Sande, und als das Feuer ausgebrannt war, verhärtete sich der Brei zu einer schönen, blanken, durchsichtigen Masse und wurde — Glas. Ein anderes mal weidete ein phönizischer Hirt seine Heerde nicht weit vom Meeresstrande. Sein Hund schnobert überall umher und kommt endlich zurück mit blutendem Maule. Der Hirt will den Schaden besehen, wischt die Schnauze des Hundes mit einer Flocke Wolle, aber siehe da! es ist kein Blut, sondern ein Saft, und nach einigem Suchen findet der Hirt eine zerbissene Schnecke. Eine schönere Farbe hatte der Hirt nie gesehen; er macht die Sache bekannt, man versucht es, Zeuge mit diesem Safte zu färben, was vortrefflich gelingt. Diese Purpurkleider wurden im Alterthum so kostbar geachtet, daß nur Könige und sonst sehr reiche Leute dergleichen tragen konnten. Der reiche Prasser im Evangelium z. B. kleidete sich in Purpur. Das Glas hatte bei den Phöniziern weniger Nutzen als bei uns; sie brauchten es nur als Münze und Putzwerk. Trinkgefäße verfertigten die Alten überhaupt aus Thon, Holz, Blech, Gold oder Silber; Fensterscheiben hat man in dem warmen Morgenlande nicht nothwendig; man schloß die Oeffnnngen höchstens durch Vorhänge, und statt der Spiegel, die erst später vorkamen, waren polierte Metallplatten im Gebrauch. Noch wichtiger ist für uns die Buchstabenschrift, deren Erfindung ebenfalls den Phöniziern zugeschrieben wird. Die Phönizier hatten nur 16 Buchstaben und schrieben von der Rechten zur Liuken, und alle, die von ihnen schreiben lernten, folgten ihrem Beispiele, z. B. die Israeliten, Chaldäer, Araber. Die Griechen schrieben nachher die erste Zeile nach der Rechten, die zweite nach der Linken, die dritte wieder nach der Rechten und so abwechselnd, ohne abzusetzen. Dies nannte man Bnstrophedon, Ochsenwendung, weil die Ochsen beim Pflügen so gehen. Noch später schrieben die Griechen bloß nach der Rechten hin. Man schrieb auf gepreßte Palmblätter, auf feine Lindenrinden, auf Leinwand, auf ägyptischen Papyrus, auf Thierhäute, die nirgends so trefflich zubereitet wurden wie in Perga-mns, und daher Pergament hießen. Man hatte schwarze

2. Geschichte - S. 99

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
99 Pferden über Deutschland, das, zumal da gerade ein Kind auf dem Throne saß, zu unmächtig zum Widerstände war. Wo sie immer hinkamen, wurden die unerhörtesten Grausamkeiten verübt, alles Tragbare als Beute fortgenommen und viele tausend Männer, Weiber und Kinder an den Haaren zusammengebunden und in die Knechtschaft der Barbaren fortgeführt. Da wurde endlich ein thatkräftiger, dabei weiser und gerechter Mann, Heinrich, Herzog der Sachsen, zum Könige der Deutschen erwählt (reg. 919—936). Um sich der gefürchteten Ungarn zu entledigen, wandte er einen neunjährigen Waffenstillstand, den er erkaufte, dazu an, seine Deutschen in der Kampfweise der Feinde einzuüben, lehrte sie in geschlossenen Reihen fechten, schnelle Schwenkungen machen rc. Feruer liest er, da es damals in Deutschland uoch au großen Festungen fehlte und die Städte noch nicht mit Mauern und Wällen umgeben waren, alte Städte befestigen und mehrere Burgen bauen. Der neunte Mann vom Lande mußte iu die Stadt ziehen und die übrigen acht für ihn das Feld mitbauen. Auch der dritte Theil des Getreides wurde in die festen Plätze König Heinrich I. 5*

3. Heimatkundliches Lesebuch - S. 302

1912 - Danzig : Kasemann
802 — kaun, haben meist eine Größe von 12y2 bis 15 ha. An manchen Ansiedlungsorten gibt es noch sehr begehrte und darum schnell vergriffene Pachtstellen, die etwas kleiner sind, und Arbeiterstellen mit durchschnittlich V2 im Garten- land. Auch sind einige Hand- werkerstellen vorhanden. Bisher sind in der Pro- vinz 5306 Ansiedlerstellen, 857 im Regierungsbezirk Danzig und 4549 im Regie- rungsbezirk Marienwerder, besetzt worden. 406 fertige Stellen, davon 65 im Bezirk Danzig und 341 im Bezirk Marienwerder, harren noch der Besetzung durch geeignete Käufer. In den besonders durch Polen gefährdeten Teilen sind 5151 Familien und in Götzendorf, Lottyn, Melanenhos, Neuhof, Schla- gentin und Sternan, sämt- lich im Kreise Konitz ge- legen, und in Grochowo und Zwangsbruch, im Kreise Tuchel, 174 katholische Familien angesiedelt. Auch sind die 173 Arbeiter- Mietswohnungen und die vier Handwerkerstellen, die sich in schmucken, von der Königlichen Ansiedlnngs-Kommissivn erbauten Gebäuden befinden, besetzt. Biele Ansiedlerstellen sind, weil sie kommunalrechtlich zu alten Dorf- gemeinden gehörten, mit diesen vereinigt worden. Und doch sind in der verhältnismäßig kurzen Zeit 70 neue Landgemeinden gebildet worden, ist die Bildung von 19 weitern Landgemeinden beantragt oder in den letzten Monaten bereits erfolgt. Einige Güter sind vorläufig verpachtet, viele in einstweilige Bewirtschaftung genommen, andere werden noch angekauft, so daß die Bildung von vielen neuen Dorfgemeinden noch aussteht. Dabei hat sich immer das Bestreben offenbart, nicht einzelne Dörfer in rein polnischer Umgebung zu schaffen, sondern große und neue Gemeinden im Zusammenhange zu gründen und diese Gemeinden möglichst mit Lands- mannschaften, wie z. B. in Gr. Sibsau und Lulkau, wo sich Württcmberger niedergelassen haben, zu besetzen, die mit ihren heimatlichen Sitten und Bräuchen einen festen Damm gegen das andrängende Polentum bilden. Die Ansiedler hatten behufs Übernahme einer Stelle ein Vermögen von 5000 bis 8000 Mk. nachzuweisen, das sie zum Ausbau der Wohnhäuser und Wirtschaftsgebäude verwandten, wenn sie nicht vorhandene Gebäude über- nahmen. Handwerker, vor allen Dingen Schmiede, Stellmacher, Zimmerleute Kaiser-Denkmal in Groß-Loßbnrg, Kreis Flatow.

4. Heimatkundliches Lesebuch - S. 387

1912 - Danzig : Kasemann
— 387 - Marienwerder. Zweckdienlich und schön ist jeder Raum gestaltet, und zwanglos kommt seine Bedeutung nach außen zum Ausdruck. Dennoch ist alles, wie des Ordens Glieder selbst, streng geeint in eine große gesetzmäßige Erscheinung: jenes Banviereck, welches wie eine Bergschroffe weithin die Landschaft be- herrscht. Gespannt von dieser Eigenart hat man darin wohl den Geist wuchtiger, straffer friederizianischer Staatskunst verkörpert sehen wollen, Welcher den Orden und seine Meister in der Schule des großen Hohen- staufen erfaßte. Solch hohes Komturschloß, mit mehrfachen Terrassen, Mauern und Gräben umgeben und mit den erdenklichsten Mitteln gesichert, war füglich uneinnehmbar. Die Festigkeit gelang aber nur dadurch, daß außer Besatzung und Vorräten aller Wirtschaftsballast daraus ferngehalten und in Vorburgen abgeschoben war. Das aber waren Dinge von beträchtlichem Umfang; denn eine Ordenskomturei war darauf angewiesen, den Unterhalt aus eigenem Natural- und Handelsbetrieb zu beschaffen: die Erzeugnisse aus Feld und Wald, Rosse und Schlachtvieh, die Barmittel für Beschaffung der Bauten, für Haus- und Küchengerät. Dazu gehörten Stallungen, Speicher, Scheunen, Werkstätten, Mühlbetrieb und Wohnungen für Gesinde, Handwerker und Amtleute aller Art. Die Vorburgen dehnten sich deshalb gewaltig aus, waren oft zwei- oder dreigestaltig und selbständig befestigt, immer aber von

5. Heimatkundliches Lesebuch - S. 339

1912 - Danzig : Kasemann
339 Erde in Gewahrsam gegeben worden sind, später aber nicht mehr von dem Eigentümer gehoben werden konnten. Solche Schatzfunde enthalten prächtige Armbänder, Ringhalskragen, Gewandnadeln, Gehänge, Schwerter und Dolche mit kunstreich verzierten Griffen, Kette, verzierte Gefäße, Trinkhörner u. a. m. Offenbar schätzte man hier nicht nur die Brauchbarkeit der Bronzesachen, sondern erfreute sich auch an ihrer schönen Form. In dieser Zeit wurden die Leichen in ihrem vollen Schmuck auf dem Scheiterhaufen verbrannt; die Asche sammelte man in Urnen und setzte diese in Steinkammern bei, die man aus Steinplatten zusammenfügte. Diese Steinkisten, in denen nach und nach die Urnen einer Familie beigesetzt wurden, sind entweder über der Erde ausgeführt und mit einem ansehn- lichen Grabhügel bedeckt (Hügelgräber), oder man setzte sie unter der Erde zusammen (Steinkisten- gräber). Besonderes In- teresse verdienen die haupt- sächlich in Pommerellen vorkommenden „Gesichts- urnen". Am Halse, dem deutlich abgesetzten oberen Teile der Urne, seltener auch am Bauche, finden sich plastische Darstellun- gen des menschlichen Ant- litzes: Nase und Ohren, Augen und Mund, zu- weilen auch Augenbrauen, Kinn und Bart; manch- mal kommen noch Dar- stellungen der Hände und Arme auf dem Bauche der Urne hinzu. Die Ohren sind nicht selten durchbohrt und mit Gehängen aus Bronze oder Kaurimuscheln geschmückt; manchmal ist auch ein Bronzering um den Hals der Urne gelegt. Die Urnendeckel haben die Gestalt von Mützen, Hüten oder Helmen. Eingeritzte Zeichnungen von Schmuckstücken und Waffen vervollständigen manchmal die Nachbildung der menschlichen Figur; doch finden sich hin und wieder auch Zeichnungen von Wagen, Reitern, Tieren, Bäumen auf den Urnen. Offenbar sollten die Gesichtsurnen ein Abbild des Verstorbenen geben, dessen Asche sie bargen. Wir können an ihnen noch die Tracht der Bronzezeit erkennen. Endlich wurde hier auch das Eisen bekannt. Breite und lange Schwerter, ferner Lanzenspitzen und Schildbeschläge, Hämmer, Feilen, Nadeln, Scheren usw. aus Eisen finden sich in Gräbern, die etwa aus der Zeit der Geburt Christi stammen. Man gab sich jetzt bei der Bestattung

6. Heimatkundliches Lesebuch - S. 341

1912 - Danzig : Kasemann
341 (Pommerellen) Wenden, tut Süden Polen; das rechts von der Weichsel gelegene Gebiet der Provinz hatten, ebenso wie Ostpreußen, die heidnischen Preußen (Pruzzen) inne, ein in Sprache und nach Abstammung den Lithauern verwandtes Volk, das jedoch südlich der Ossa, im Culmer Lande, stark pv- lonisiert und mit Polen gemischt war. Die heidnische Bevölkerung Westpreußens unterhielt außer mit den deutschen Nachbarn in dem oben genannten Zeitraum sehr lebhafte Handels- beziehungen mit den mohamedanifchen Reichen des Orients. Von dort ge- langte viel arabisches Geld (kufische Münzen) ditrch Handelsaustausch hier- her, außerdem lieferten die arabischen Handelsplätze unserm Norden Weine, Früchte, leinene, seidene und baumwollene Stosse, von denen im Laufe der Zeit nichts als die arabischen Namen sich erhalten haben, wie Damast, Atlas, Kattun usw.; wahrscheinlich wurden auch Waffen, Geräte, Schiffstaue, Kauri- muscheln und Glasperlen ausgeführt, ferner zahlreiche Schmucksachen aus Silber, Hals- und Armringe aus mehreren gewundenen Silberdrähten usw., endlich die sogenannten Hakenringe, kleine offene Ringe ans Silber von der Gestalt eines Hakens, deren eines Ende schleifenförmig umgebogen ist. Dafür lieferte unser Norden den Arabern Sklaven, Mammutszähne, Jagdfalken, Vieh, Leder, besonders aber Pelze vom Fuchs, Zobel, Hermelin, Wiesel, Biber, Eichhörnchen und Hasen, Fischleim und Fischzähne, Honig, Wachs, Getreide, Bernstein. Schwerter, Panzer, Pfeile und Pelzmützen; die zahlreichen Geräte aus Eisen, wie Äxte, Messer, Pfeilspitzen, Lanzen usw. wurden wahr- scheinlich hier verfertigt. Es find uns nun aus jener Zeit in Westpreußen auch Überreste von Wohnplätzen erhalten, nämlich Pfahlbauten in einigen Seen, z. B. im Lonkorreker See (Kr. Löbau), im Skarliner See (Kr. Strasburg) usw. Aber auch die Burg wälle, zwar in erster Linie für Verteidigungszwecke bestimmt, find zum Teil auch bewohnt worden. Die Erbanungsart der Burgwälle wurde überall genau der Ört- lichkeit angepaßt, und es lassen sich in dieser Beziehung verschiedene Typen unterscheiden. Als vornehmster Typus sind die Ringwälle zu nennen, die dort an- gelegt wurden, wo ein Schutz auf allen Seiten nötig war, also auf ebenem Gelände oder auf flachen, leicht ersteigbaren Hügeln. Wie die Ringwälle erbaut wurden, darüber gibt einen guten Aufschluß ein Bericht des Ibrahim ibn Jaküb, der im Jahre 973, wahrscheinlich als Arzt, eine Sarazenen- Gesandtschaft an den Kaiser Otto I. nach Merseburg begleitete. Er sagte darin folgendes: „Wenn sie (die Slaven) eine Burg gründen wollen, so suchen sie ein Weideland, welches an Wasser oder Rvhrsümpfen reich ist und stecken dort einen runden oder viereckigen Platz ab, je nach der Gestalt und dem Umfang, welche sie der Burg geben wollen. Dann ziehen sie darum einen Graben und häufen die aufgeworfene Erde auf. Diese Erde wird mit Brettern und Balken so fest gestampft, bis sie die Härte von Pisé (tapia) erhalten hat. Ist dann die Mauer (der Wall) bis zur erforderten Höhe aufgeführt, so wird an der Seite, welche man auswählt, ein Tor abgemessen und von diesem eine hölzerne Brücke über den Graben gebaut." Ju dieser Schilderung ist zunächst bemerkenswert, daß der Wall, rund oder viereckig, in sich geschloffen war. Ferner, die Erde zur Errichtung des

7. Heimatkundliches Lesebuch - S. 474

1912 - Danzig : Kasemann
474 dem Verzeichnisse der Dörfer und Burgen im Lonyzer Vertrag (1222) hervorgeht4). Aul der linken Weichselseite setzte die Verdeutschung von Ortsnamen zur Zeit der Pommernherzöge noch etwas früher ein. Dort wirkten deutsche Klosterleute in deutschem Sinne2). Hier soll es sich nun in erster Linie nicht um Namen d e u t u n g handeln, sondern an recht einfachen, beweiskräftigen Beispielen soll gezeigt werden, aus welchen „natürlichen“ Quellen die westpreußischen Ortsnamen geflossen sind, und in welcher Weise sie sich wandelten. Nebenbei werden wir hören, daß Orts- und Flurnamen uns mancherlei von dem zu erzählen wissen, was keine Urkunde verzeichnet und sonst kein Mensch uns hinterlassen hat. Sie erzählen uns von der Sprache der ehemaligen Bewohner, von der Richtung, den die Besiedelung genommen hat, von untergegangener Herrlichkeit einer Gegend, von Armseligkeit, von Zugehörigkeit zu andern Gemeinwesen. Sie ver- raten nicht nur die Hauptbeschäftigung, sondern auch den Gedanken- kreis der Bewohner, sie erzählen von jagdbarem Wild, das zum Teil heute ausgestorben ist, von den Haustieren und ihrer Pflege, sie lassen uns untergegangene Orte finden, sie zeigen ehemalige Burgen und Zufluchtstätten, Mühlen, Schmiedewerkstätten und Töpfereien (viel- leicht die ehemaligen Stätten der Urnenerzeugung) sie weisen Seen und Brüche nach, wo heute keine mehr sind. Der Ursprung der alten slavischen Ortsnamen ist in den meisten Fällen eine Flur3), die oft lange vorher den Namen des Ortes oder besser des ersten Hauses trug, das dort entstand. Es zeigt sich bei der Benennung der Wohnstätten eine wenn auch nicht großartige und scharfsinnige, so doch liebevolle Betrachtung der Natur, die sich auf das Sinnfällige zunächst und auf das zum Lebensunterhalt Wichtige richtet. Wie der Slave dem Boden den Namen seines Heims entnimmt, so nimmt er auch seinen eigenen Namen aus ihm. Der Deutsche macht es umgekehrt, er liebt es, seinen Personennamen auf das Grundstück zu übertragen. Wenn nun auch der Boden auf die mannigfaltigste W eise gestaltet sein kann und es sich handeln mag um Höhe und Tiefe, Ebenen, Hügel und Berge, um Wald und Hain, um Acker und Ödland, um Bruch, Sumpf, Wiese, Meeres- und Seestrand, um Bäche und Flüsse, und für jede Art von Gelände mehrere Bezeichnungen zu Gebote standen, so wird doch einleuchten, daß sich eine gewisse Einförmigkeit in der Ortsnamengebung zeigen muß. Und das ist in der Tat so, wenn- gleich das auf den ersten Blick nicht so scheint, da jedem Leser natür- lich sofort die Namen der größeren Städte vor Augen stehen, die aber genau so ihre Anverwandten jenseit der Provinzialgrenzen haben, wie andere die ihren in diesem Lande4) und zuweilen in oftmaliger Wieder- holung. Da gab es im Anfang keinen einheitlichen obrigkeitlichen * * 3 4 ]) Z. B. Saincko (Zajanskowo), Gelenz (Jeleniz), Villisaz (Wielsons). 2) Das Oxivia (Oxhöft) der Urkunden ist ebenso entstelltes Slavisch wie der Kloster- name Oliva. 3) Die Flur in weitestem Sinne genommen, so daß sie auch die Gewässer in sich begreift. 4) Der Name Zoppot findet sich in dieser Gestalt in Bosnien. Gdansk (Danzig) kommt noch in Westpreußen mit vorgesetzter Präposition vor.

8. Heimatkundliches Lesebuch - S. 485

1912 - Danzig : Kasemann
485 einem Pommernherzog erlegt wurde. Koza (kosa), die Ziege, 0: Kossakau Pu. (kozak „Ziegenhirt“), Koziblot („Ziegenbruch“); krowa, die K u h , 0: Krowno Pr. St. Flurname: Das Karwenbruch (auch Dorf) vom kasch. karwa, die Kuh. Karwatino („Kuhhirt“) Nst„ ein echt slavisches Wort, veränderten die Polen in C h arwatynia. Vögel: semp der Geier, 0: Sampowski Nst. (Adj.); orzel, orla der Adler, 0: Orle Grd., Orloff Mbg. (Adj.). Die baltischen Slaven setzen dem Anfangsvokal gern ein w vor; bei den Deutschen erhielten die Namen dann oft eine an Wurt, Wort, Wördeland anklingende Form, z. B. Wordei, Danz. N„ Fl. u. Dt. Kr.; sokol der Falke, 0: Sokoligora Br (zwei Begriffe! „Falkenberg“); jastramb der Habicht, 0: Jastrzembie Strb., 1560 „Habicht“; des Ordens Ein- deutschung: G e s t r a m, 14. Jahrh.; wrona die Krähe, 0: Wronken Löb„ Warnau Mbg., Metathesis, auch pruzz. warna die Krähe; kruk der Rabe. Flurname: Der Krückwald zwischen Zoppot und Neustadt; drozd, die Drossel, 0: Drosdowo Schw.; plochacz, eine Bachstelzenart, ö: Plochotschin Schw., sikora die Meise, 0: Sykorschin Ka.; skowronek die Lerche, 0: Schönwar ling mit früherem Übergange Sko w a r- nikow, Danz. H. Nicht weit davon Sperlingsdorf. Slav. kommt vor nur: Abb. Wroblewo Grd., das aber seinen Namen von einem Besitzer Sperling hat; kura das Huhn, 0: Kurcze Kon.; kokoczka das Heimchen, 0: Kokotzko Schl., Kokoschken Pr. St.; zoraw der Kra- nich, 0: Surawermühle Schw. Flurname: Die Zurawia-Kämpe. Die Masuri-Wiese im Kr. Flatow ist sicherlich nichts als eine „Kranichwiese“ gewesen, da sie 127 3 Zora niheblot heißt1); czapla, der Reiher, 0: Czapeln Danz. H„ Zap- peln Schw.; lelek der Nachtreiher, 0: Lellek Nst.; klobocian kasch. der Storch, 0: Klobschin Ka.; chayka der Kiebitz. Flurname: Das Schakenbruch (auch Dorf) Rosbg.; labends der Schwan, 0: Labenz Bries.; kaczka die Ente, kaczor der Enterich, (): Gr. u. Kl. Katz am Katz hach (p. Kaczki), Kaschorrek Tho. Von Amphibien nur zwei Beispiele: Zaba der Frosch, 0: Zabno Kon., Zabianken Pr. St„ Saaben Pr. St.; ropucha die Kröte, 0: Robach Elb., Roppuch Di. Dabei wird urkundlich ein Sumpf „Katzsehlange“ genannt, der sich wohl nun als Entenwiese (Kacz-lanka) entpuppen dürfte. Verlasse ich nun die Natur und wende mich dem zu. was aus menschlichen Händen zu einem besonderen Zweck erbaut und dem- entsprechend benannt wurde, so ist dennoch eine Beziehung zum Boden bei diesen Zweckbauten nicht zu verkennen. Ein Jagdschloß, eine Burg hängen ebenso noch vom Boden ab, wie eine Mühle und ein Eisenhammer. Die leichtverständlichen Bezeichnungen für menschliche Wohn- häuser buda, huta, chata übergehe ich, hebe aber eine besondere Art von Jagdbnden hervor. Es sind das Stationen für Bogen- und Pfeil- schützen, die wegen ihrer geräuschlosen Art des Jagens noch lange ß bonst sagt man, ein Masure habe daran gewohnt. Das kann außerdem noch zutreffend sein.

9. Heimatkundliches Lesebuch - S. 239

1912 - Danzig : Kasemann
Provinz Westpreußen vereinigt wurden. Wie heute, so gab es auch früher einheitliche Grundsätze für Kirchenbau, aber ihr jeweiliger Geltungsbereich war enger begrenzt. Das Kulmerland, die heutigen Kreise Thorn, Briefen und Kulm, wurde am frühesten vom Orden erobert, hier finden wir die ältesten Kirchen, noch aus dem 13. Jahrhundert; turmlose Saalbauten, oft ohne Presbyterium. Wie die Ordensburgen, so sind auch sie massiv erbaut, als Backsteinbauten von herber Strenge, ohne reiche Architektur, aber erfüllt mit dem künst- lerischen Reiz, den zu allen Zeiten die Kindheit eines neuen Stils gewährt. Denn der Backsteinbau war zu jener Zeit noch in seinen Anfängen; die reichen romanischen Stilformen der brandenburgischen Altmark ließen sich Kirche zu Kazanitz. nicht ohne weiteres übertragen, so schufen sich die Ordens-Baumeister in freier Anlehnung an den Formenkreis der Frühgotik hier einen neuen Stil, den preußischen. Die Kirchen zu Thornisch-Papau und Griffen seien hier genannt. Etwas jünger sind die Steinkirchen der Lande Lvbau und Michelau (der Kreise Strasburg und Löbau); reiche Staffelgiebel entwickeln sich, und vor allem wird der Turm jetzt in massiver Bauweise organisch dem Schiff angegliedert. Runde oder polygonale Grundrißformen werden hier bevor- zugt, sie sind bezeichnend für die Strasburger Gegend. Der schönste steht in Lemberg, den schon ein alter Kirchen-Visitator, der Domherr Ludwig Strzesz, rühmt als einen eleganten Turm, der die Kirche ziere. Aber auch die schlichte quadratische Turmform wird benutzt und an- sprechend gestaltet, wie z. B. in der vollendet schönen Kirche zu Kazanitz (zirka 1350). Eine weitere Stufe in der Ausbildung des preußischen Backsteinstiles finden wir in der alten Landschaft Pomesanien, sowohl in dem bischöflichen Heimatkunde, Ii. Teil. iß

10. Heimatkundliches Lesebuch - S. 499

1912 - Danzig : Kasemann
499 trugen 120 Millionen Taler. Die landwirtschaftlichen Besitzungen waren so heruntergekommen, daß sie in Sulchastationen um 1/e, ja um V10 ihres heutigen Wertes verkauft wurden. Die Kriegsschulden der einzelnen Städte waren sehr groß: so betrug die von Elbing über 2000000, die von Danzig 12000000 Taler. Auch um das Schulwesen stand es schlecht: ganz West- preußen hatte 1816 nur 1133 Volksschulen. Ganz besonders erschrecklich waren die Zustände natürlich in den entlegenen Gegenden der Provinz, der Tuchler Heide und der sogenannten Kassubei. Dafür ist charakteristisch eine Beschreibung, die der Oberforstmeister von Pannewitz in Marienwerder noch 1829 entwarf und in der es folgendermaßen heißt: „Besonders roh sind die polnischen Bewohner der Wälder, namentlich der Tuchelschen Heide und in Kassuben. Die Nahrung dieser Menschen ist mit der der Haustiere oft ganz gleich. Ihr Bart und das Haupthaar wird nicht gekämmt, und die Kleidung besteht in grober Leinwand und einer Art selbstbereitetem hellblauen, groben Tuch, welches im Winter den schmutzigen, gelbbraunen Körper oft nur zum Teil bedeckt, denn häufig sieht man selbst sechs- bis achtjährige Kinder beim Froste im Hemde und barfuß im Schnee herumlaufen. Ein Strick befestigt die Kleidung um den Leib und vertritt die Stelle von Schnallen, Nadeln usw., deren in dieser Wildnis niemand bedarf. Viele dieser Halbwilden in den Wäldern haben das ganze Jahr kein Brot im Hause, sondern genießen es höchstens, wenn sie sich in der Stadt oder bei kirchlichen Anlässen etwas zugute tun wollen. Manche haben nie Brot gekostet, und eine Delikatesse ist es, wenn sie an Feiertagen das zwischen Steinen gequetschte Getreide zu einem ungesäuerten Teig bilden und es in Kuchenform in der heißen Asche backen. Die in ausgehöhlten Baumstämmen durch Klopfen selbst roh und elend bereitete Graupe, ferner Sauerkohl, Kohlrüben, Buchweizen, Erbsen, Kartoffeln und schmacklose Kräuter sind nächst der Milch das Hauptnahrungs- mittel dieser Waldbewohner und überhaupt der meisten Landbewohner. Die jungen Triebe der Kiefern, mit Wasser gekocht und dann bloß mit Salz verzehrt, geben in der Tuchelschen Heide hie und da auch eine Speise ab; sogar roh verzehren sie die Hirtenknaben. Die von Raupen, Staub und Regen beschmutzten Blätter der Futterrüben werden ungewaschen auf das Dach gebreitet, dort ohne Schutz getrocknet und so im Winter als Gemüse in Suppen verzehrt. Pilze, selbst die der schlechtesten Art, sind eine Leckerei für die Waldbewohner, werden aber für jeden andern ungenießbar zubereitet. Fleisch ist eine seltene Speise und kommt in den Waldgegenden zuweilen jahrelang nicht auf den Tisch; es wird daher das minder kraftgebende Gemüse in oft unglaublich großen Massen verschlungen Zu dieser elenden Lebensart kommt nun noch die ungemein große Unreinlichkeit, welche sich kaum beschreiben läßt; Kopf, Bart, Kleider wimmeln von Ungeziefer; der Körper wird fast nie gewaschen; Seife kennt der polnische Bauer garnicht, und das vielleicht alle vier Wochen gewechselte Hemd wird, wie überhaupt die Wäsche, auf einen Stein im Flusse oder See gelegt, dort angefeuchtet, mit einem Stück Holz tüchtig geklopft, dann ausgerungen und getrocknet." Ebenso elend waren die Wohnungsverhältnisse. „Schweine, Kälber und Gänse leben oft in vertraulichem Vereine mit den Bewohnern, ein plumper Tisch und eine rohe Bank und desgleichen Bettgestell und höchstens einige Klötze zum Sitzen, ein schwarzgrauer Sack mit Moos, Stroh und selten mit schlechten Federn als Bett, alles selbst gefertigt, eine große Wassertonne,
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