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ward es auch unter dem Kessel lebendig: die Salpetersteine zerschmolzen, vermischten sich mit der Asche und dem Sande, und als das Feuer ausgebrannt war, verhärtete sich der Brei zu einer schönen, blanken, durchsichtigen Masse und wurde — Glas.
Ein anderes mal weidete ein phönizischer Hirt seine Heerde nicht weit vom Meeresstrande. Sein Hund schnobert überall umher und kommt endlich zurück mit blutendem Maule. Der Hirt will den Schaden besehen, wischt die Schnauze des Hundes mit einer Flocke Wolle, aber siehe da! es ist kein Blut, sondern ein Saft, und nach einigem Suchen findet der Hirt eine zerbissene Schnecke. Eine schönere Farbe hatte der Hirt nie gesehen; er macht die Sache bekannt, man versucht es, Zeuge mit diesem Safte zu färben, was vortrefflich gelingt. Diese Purpurkleider wurden im Alterthum so kostbar geachtet, daß nur Könige und sonst sehr reiche Leute dergleichen tragen konnten. Der reiche Prasser im Evangelium z. B. kleidete sich in Purpur.
Das Glas hatte bei den Phöniziern weniger Nutzen als bei uns; sie brauchten es nur als Münze und Putzwerk. Trinkgefäße verfertigten die Alten überhaupt aus Thon, Holz, Blech, Gold oder Silber; Fensterscheiben hat man in dem warmen Morgenlande nicht nothwendig; man schloß die Oeffnnngen höchstens durch Vorhänge, und statt der Spiegel, die erst später vorkamen, waren polierte Metallplatten im Gebrauch.
Noch wichtiger ist für uns die Buchstabenschrift, deren Erfindung ebenfalls den Phöniziern zugeschrieben wird. Die Phönizier hatten nur 16 Buchstaben und schrieben von der Rechten zur Liuken, und alle, die von ihnen schreiben lernten, folgten ihrem Beispiele, z. B. die Israeliten, Chaldäer, Araber. Die Griechen schrieben nachher die erste Zeile nach der Rechten, die zweite nach der Linken, die dritte wieder nach der Rechten und so abwechselnd, ohne abzusetzen. Dies nannte man Bnstrophedon, Ochsenwendung, weil die Ochsen beim Pflügen so gehen. Noch später schrieben die Griechen bloß nach der Rechten hin. Man schrieb auf gepreßte Palmblätter, auf feine Lindenrinden, auf Leinwand, auf ägyptischen Papyrus, auf Thierhäute, die nirgends so trefflich zubereitet wurden wie in Perga-mns, und daher Pergament hießen. Man hatte schwarze
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Pferden über Deutschland, das, zumal da gerade ein Kind auf dem Throne saß, zu unmächtig zum Widerstände war. Wo sie immer hinkamen, wurden die unerhörtesten Grausamkeiten verübt, alles Tragbare als Beute fortgenommen und viele tausend Männer, Weiber und Kinder an den Haaren zusammengebunden und in die Knechtschaft der Barbaren fortgeführt.
Da wurde endlich ein thatkräftiger, dabei weiser und gerechter Mann, Heinrich, Herzog der Sachsen, zum Könige der Deutschen erwählt (reg. 919—936). Um sich der gefürchteten Ungarn zu entledigen, wandte er einen neunjährigen Waffenstillstand, den er erkaufte, dazu an, seine Deutschen in der Kampfweise der Feinde einzuüben, lehrte sie in geschlossenen Reihen fechten, schnelle Schwenkungen machen rc. Feruer liest er, da es damals in Deutschland uoch au großen Festungen fehlte und die Städte noch nicht mit Mauern und Wällen umgeben waren, alte Städte befestigen und mehrere Burgen bauen. Der neunte Mann vom Lande mußte iu die Stadt ziehen und die übrigen acht für ihn das Feld mitbauen. Auch der dritte Theil des Getreides wurde in die festen Plätze
König Heinrich I.
5*
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrich_I.
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Sachsen Deutschland
802 —
kaun, haben meist eine Größe
von 12y2 bis 15 ha. An
manchen Ansiedlungsorten
gibt es noch sehr begehrte
und darum schnell vergriffene
Pachtstellen, die etwas kleiner
sind, und Arbeiterstellen mit
durchschnittlich V2 im Garten-
land. Auch sind einige Hand-
werkerstellen vorhanden.
Bisher sind in der Pro-
vinz 5306 Ansiedlerstellen,
857 im Regierungsbezirk
Danzig und 4549 im Regie-
rungsbezirk Marienwerder,
besetzt worden. 406 fertige
Stellen, davon 65 im Bezirk
Danzig und 341 im Bezirk
Marienwerder, harren noch
der Besetzung durch geeignete
Käufer. In den besonders
durch Polen gefährdeten
Teilen sind 5151 Familien
und in Götzendorf, Lottyn,
Melanenhos, Neuhof, Schla-
gentin und Sternan, sämt-
lich im Kreise Konitz ge-
legen, und in Grochowo und
Zwangsbruch, im Kreise
Tuchel, 174 katholische Familien angesiedelt. Auch sind die 173 Arbeiter-
Mietswohnungen und die vier Handwerkerstellen, die sich in schmucken, von
der Königlichen Ansiedlnngs-Kommissivn erbauten Gebäuden befinden, besetzt.
Biele Ansiedlerstellen sind, weil sie kommunalrechtlich zu alten Dorf-
gemeinden gehörten, mit diesen vereinigt worden. Und doch sind in der
verhältnismäßig kurzen Zeit 70 neue Landgemeinden gebildet worden, ist die
Bildung von 19 weitern Landgemeinden beantragt oder in den letzten
Monaten bereits erfolgt. Einige Güter sind vorläufig verpachtet, viele in
einstweilige Bewirtschaftung genommen, andere werden noch angekauft, so
daß die Bildung von vielen neuen Dorfgemeinden noch aussteht. Dabei
hat sich immer das Bestreben offenbart, nicht einzelne Dörfer in rein
polnischer Umgebung zu schaffen, sondern große und neue Gemeinden im
Zusammenhange zu gründen und diese Gemeinden möglichst mit Lands-
mannschaften, wie z. B. in Gr. Sibsau und Lulkau, wo sich Württcmberger
niedergelassen haben, zu besetzen, die mit ihren heimatlichen Sitten und
Bräuchen einen festen Damm gegen das andrängende Polentum bilden.
Die Ansiedler hatten behufs Übernahme einer Stelle ein Vermögen von
5000 bis 8000 Mk. nachzuweisen, das sie zum Ausbau der Wohnhäuser und
Wirtschaftsgebäude verwandten, wenn sie nicht vorhandene Gebäude über-
nahmen. Handwerker, vor allen Dingen Schmiede, Stellmacher, Zimmerleute
Kaiser-Denkmal in Groß-Loßbnrg, Kreis Flatow.
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— 387 -
Marienwerder.
Zweckdienlich und schön ist jeder Raum gestaltet, und zwanglos kommt
seine Bedeutung nach außen zum Ausdruck. Dennoch ist alles, wie des
Ordens Glieder selbst, streng geeint in eine große gesetzmäßige Erscheinung:
jenes Banviereck, welches wie eine Bergschroffe weithin die Landschaft be-
herrscht. Gespannt von dieser Eigenart hat man darin wohl den Geist
wuchtiger, straffer friederizianischer Staatskunst verkörpert sehen wollen,
Welcher den Orden und seine Meister in der Schule des großen Hohen-
staufen erfaßte.
Solch hohes Komturschloß, mit mehrfachen Terrassen, Mauern und
Gräben umgeben und mit den erdenklichsten Mitteln gesichert, war füglich
uneinnehmbar. Die Festigkeit gelang aber nur dadurch, daß außer Besatzung
und Vorräten aller Wirtschaftsballast daraus ferngehalten und in Vorburgen
abgeschoben war. Das aber waren Dinge von beträchtlichem Umfang; denn
eine Ordenskomturei war darauf angewiesen, den Unterhalt aus eigenem
Natural- und Handelsbetrieb zu beschaffen: die Erzeugnisse aus Feld und
Wald, Rosse und Schlachtvieh, die Barmittel für Beschaffung der Bauten,
für Haus- und Küchengerät. Dazu gehörten Stallungen, Speicher, Scheunen,
Werkstätten, Mühlbetrieb und Wohnungen für Gesinde, Handwerker und
Amtleute aller Art. Die Vorburgen dehnten sich deshalb gewaltig aus,
waren oft zwei- oder dreigestaltig und selbständig befestigt, immer aber von
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339
Erde in Gewahrsam gegeben worden sind, später aber nicht mehr von dem
Eigentümer gehoben werden konnten. Solche Schatzfunde enthalten prächtige
Armbänder, Ringhalskragen, Gewandnadeln, Gehänge, Schwerter und Dolche
mit kunstreich verzierten Griffen, Kette, verzierte Gefäße, Trinkhörner u. a. m.
Offenbar schätzte man hier nicht nur die Brauchbarkeit der Bronzesachen,
sondern erfreute sich auch an ihrer schönen Form.
In dieser Zeit wurden die Leichen in ihrem vollen Schmuck auf dem
Scheiterhaufen verbrannt; die Asche sammelte man in Urnen und setzte diese
in Steinkammern bei, die man aus Steinplatten zusammenfügte. Diese
Steinkisten, in denen
nach und nach die Urnen
einer Familie beigesetzt
wurden, sind entweder
über der Erde ausgeführt
und mit einem ansehn-
lichen Grabhügel bedeckt
(Hügelgräber), oder man
setzte sie unter der Erde
zusammen (Steinkisten-
gräber). Besonderes In-
teresse verdienen die haupt-
sächlich in Pommerellen
vorkommenden „Gesichts-
urnen". Am Halse, dem
deutlich abgesetzten oberen
Teile der Urne, seltener
auch am Bauche, finden
sich plastische Darstellun-
gen des menschlichen Ant-
litzes: Nase und Ohren,
Augen und Mund, zu-
weilen auch Augenbrauen,
Kinn und Bart; manch-
mal kommen noch Dar-
stellungen der Hände und
Arme auf dem Bauche der
Urne hinzu. Die Ohren sind nicht selten durchbohrt und mit Gehängen aus
Bronze oder Kaurimuscheln geschmückt; manchmal ist auch ein Bronzering
um den Hals der Urne gelegt. Die Urnendeckel haben die Gestalt von
Mützen, Hüten oder Helmen. Eingeritzte Zeichnungen von Schmuckstücken
und Waffen vervollständigen manchmal die Nachbildung der menschlichen
Figur; doch finden sich hin und wieder auch Zeichnungen von Wagen, Reitern,
Tieren, Bäumen auf den Urnen. Offenbar sollten die Gesichtsurnen ein
Abbild des Verstorbenen geben, dessen Asche sie bargen. Wir können an
ihnen noch die Tracht der Bronzezeit erkennen.
Endlich wurde hier auch das Eisen bekannt. Breite und lange
Schwerter, ferner Lanzenspitzen und Schildbeschläge, Hämmer, Feilen,
Nadeln, Scheren usw. aus Eisen finden sich in Gräbern, die etwa aus der
Zeit der Geburt Christi stammen. Man gab sich jetzt bei der Bestattung
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341
(Pommerellen) Wenden, tut Süden Polen; das rechts von der Weichsel
gelegene Gebiet der Provinz hatten, ebenso wie Ostpreußen, die heidnischen
Preußen (Pruzzen) inne, ein in Sprache und nach Abstammung den Lithauern
verwandtes Volk, das jedoch südlich der Ossa, im Culmer Lande, stark pv-
lonisiert und mit Polen gemischt war.
Die heidnische Bevölkerung Westpreußens unterhielt außer mit den
deutschen Nachbarn in dem oben genannten Zeitraum sehr lebhafte Handels-
beziehungen mit den mohamedanifchen Reichen des Orients. Von dort ge-
langte viel arabisches Geld (kufische Münzen) ditrch Handelsaustausch hier-
her, außerdem lieferten die arabischen Handelsplätze unserm Norden Weine,
Früchte, leinene, seidene und baumwollene Stosse, von denen im Laufe der
Zeit nichts als die arabischen Namen sich erhalten haben, wie Damast, Atlas,
Kattun usw.; wahrscheinlich wurden auch Waffen, Geräte, Schiffstaue, Kauri-
muscheln und Glasperlen ausgeführt, ferner zahlreiche Schmucksachen aus
Silber, Hals- und Armringe aus mehreren gewundenen Silberdrähten usw.,
endlich die sogenannten Hakenringe, kleine offene Ringe ans Silber von der
Gestalt eines Hakens, deren eines Ende schleifenförmig umgebogen ist. Dafür
lieferte unser Norden den Arabern Sklaven, Mammutszähne, Jagdfalken,
Vieh, Leder, besonders aber Pelze vom Fuchs, Zobel, Hermelin, Wiesel,
Biber, Eichhörnchen und Hasen, Fischleim und Fischzähne, Honig, Wachs,
Getreide, Bernstein. Schwerter, Panzer, Pfeile und Pelzmützen; die zahlreichen
Geräte aus Eisen, wie Äxte, Messer, Pfeilspitzen, Lanzen usw. wurden wahr-
scheinlich hier verfertigt.
Es find uns nun aus jener Zeit in Westpreußen auch Überreste von
Wohnplätzen erhalten, nämlich Pfahlbauten in einigen Seen, z. B. im
Lonkorreker See (Kr. Löbau), im Skarliner See (Kr. Strasburg) usw. Aber
auch die Burg wälle, zwar in erster Linie für Verteidigungszwecke bestimmt,
find zum Teil auch bewohnt worden.
Die Erbanungsart der Burgwälle wurde überall genau der Ört-
lichkeit angepaßt, und es lassen sich in dieser Beziehung verschiedene
Typen unterscheiden.
Als vornehmster Typus sind die Ringwälle zu nennen, die dort an-
gelegt wurden, wo ein Schutz auf allen Seiten nötig war, also auf ebenem
Gelände oder auf flachen, leicht ersteigbaren Hügeln. Wie die Ringwälle
erbaut wurden, darüber gibt einen guten Aufschluß ein Bericht des Ibrahim
ibn Jaküb, der im Jahre 973, wahrscheinlich als Arzt, eine Sarazenen-
Gesandtschaft an den Kaiser Otto I. nach Merseburg begleitete. Er sagte
darin folgendes:
„Wenn sie (die Slaven) eine Burg gründen wollen, so suchen sie ein
Weideland, welches an Wasser oder Rvhrsümpfen reich ist und stecken dort
einen runden oder viereckigen Platz ab, je nach der Gestalt und dem Umfang,
welche sie der Burg geben wollen. Dann ziehen sie darum einen Graben
und häufen die aufgeworfene Erde auf. Diese Erde wird mit Brettern und
Balken so fest gestampft, bis sie die Härte von Pisé (tapia) erhalten hat.
Ist dann die Mauer (der Wall) bis zur erforderten Höhe aufgeführt, so
wird an der Seite, welche man auswählt, ein Tor abgemessen und von
diesem eine hölzerne Brücke über den Graben gebaut."
Ju dieser Schilderung ist zunächst bemerkenswert, daß der Wall, rund
oder viereckig, in sich geschloffen war. Ferner, die Erde zur Errichtung des
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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474
dem Verzeichnisse der Dörfer und Burgen im Lonyzer Vertrag (1222)
hervorgeht4). Aul der linken Weichselseite setzte die Verdeutschung
von Ortsnamen zur Zeit der Pommernherzöge noch etwas früher ein.
Dort wirkten deutsche Klosterleute in deutschem Sinne2).
Hier soll es sich nun in erster Linie nicht um Namen d e u t u n g
handeln, sondern an recht einfachen, beweiskräftigen Beispielen soll
gezeigt werden, aus welchen „natürlichen“ Quellen die westpreußischen
Ortsnamen geflossen sind, und in welcher Weise sie sich wandelten.
Nebenbei werden wir hören, daß Orts- und Flurnamen uns mancherlei
von dem zu erzählen wissen, was keine Urkunde verzeichnet und sonst
kein Mensch uns hinterlassen hat. Sie erzählen uns von der Sprache
der ehemaligen Bewohner, von der Richtung, den die Besiedelung
genommen hat, von untergegangener Herrlichkeit einer Gegend, von
Armseligkeit, von Zugehörigkeit zu andern Gemeinwesen. Sie ver-
raten nicht nur die Hauptbeschäftigung, sondern auch den Gedanken-
kreis der Bewohner, sie erzählen von jagdbarem Wild, das zum Teil
heute ausgestorben ist, von den Haustieren und ihrer Pflege, sie lassen
uns untergegangene Orte finden, sie zeigen ehemalige Burgen und
Zufluchtstätten, Mühlen, Schmiedewerkstätten und Töpfereien (viel-
leicht die ehemaligen Stätten der Urnenerzeugung) sie weisen Seen
und Brüche nach, wo heute keine mehr sind.
Der Ursprung der alten slavischen Ortsnamen ist in den meisten
Fällen eine Flur3), die oft lange vorher den Namen des Ortes oder
besser des ersten Hauses trug, das dort entstand. Es zeigt sich bei der
Benennung der Wohnstätten eine wenn auch nicht großartige und
scharfsinnige, so doch liebevolle Betrachtung der Natur, die sich auf
das Sinnfällige zunächst und auf das zum Lebensunterhalt Wichtige
richtet. Wie der Slave dem Boden den Namen seines Heims entnimmt,
so nimmt er auch seinen eigenen Namen aus ihm. Der Deutsche macht
es umgekehrt, er liebt es, seinen Personennamen auf das Grundstück
zu übertragen. Wenn nun auch der Boden auf die mannigfaltigste
W eise gestaltet sein kann und es sich handeln mag um Höhe und Tiefe,
Ebenen, Hügel und Berge, um Wald und Hain, um Acker und Ödland,
um Bruch, Sumpf, Wiese, Meeres- und Seestrand, um Bäche und
Flüsse, und für jede Art von Gelände mehrere Bezeichnungen zu Gebote
standen, so wird doch einleuchten, daß sich eine gewisse Einförmigkeit
in der Ortsnamengebung zeigen muß. Und das ist in der Tat so, wenn-
gleich das auf den ersten Blick nicht so scheint, da jedem Leser natür-
lich sofort die Namen der größeren Städte vor Augen stehen, die aber
genau so ihre Anverwandten jenseit der Provinzialgrenzen haben, wie
andere die ihren in diesem Lande4) und zuweilen in oftmaliger Wieder-
holung. Da gab es im Anfang keinen einheitlichen obrigkeitlichen * * 3 4
]) Z. B. Saincko (Zajanskowo), Gelenz (Jeleniz), Villisaz (Wielsons).
2) Das Oxivia (Oxhöft) der Urkunden ist ebenso entstelltes Slavisch wie der Kloster-
name Oliva.
3) Die Flur in weitestem Sinne genommen, so daß sie auch die Gewässer in sich
begreift.
4) Der Name Zoppot findet sich in dieser Gestalt in Bosnien. Gdansk (Danzig)
kommt noch in Westpreußen mit vorgesetzter Präposition vor.
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einem Pommernherzog erlegt wurde. Koza (kosa), die Ziege, 0:
Kossakau Pu. (kozak „Ziegenhirt“), Koziblot („Ziegenbruch“); krowa,
die K u h , 0: Krowno Pr. St. Flurname: Das Karwenbruch (auch
Dorf) vom kasch. karwa, die Kuh. Karwatino („Kuhhirt“) Nst„ ein
echt slavisches Wort, veränderten die Polen in C h arwatynia.
Vögel: semp der Geier, 0: Sampowski Nst. (Adj.); orzel,
orla der Adler, 0: Orle Grd., Orloff Mbg. (Adj.). Die baltischen
Slaven setzen dem Anfangsvokal gern ein w vor; bei den Deutschen
erhielten die Namen dann oft eine an Wurt, Wort, Wördeland
anklingende Form, z. B. Wordei, Danz. N„ Fl. u. Dt. Kr.; sokol der
Falke, 0: Sokoligora Br (zwei Begriffe! „Falkenberg“); jastramb
der Habicht, 0: Jastrzembie Strb., 1560 „Habicht“; des Ordens Ein-
deutschung: G e s t r a m, 14. Jahrh.; wrona die Krähe, 0: Wronken
Löb„ Warnau Mbg., Metathesis, auch pruzz. warna die Krähe; kruk
der Rabe. Flurname: Der Krückwald zwischen Zoppot und Neustadt;
drozd, die Drossel, 0: Drosdowo Schw.; plochacz, eine Bachstelzenart,
ö: Plochotschin Schw., sikora die Meise, 0: Sykorschin Ka.; skowronek
die Lerche, 0: Schönwar ling mit früherem Übergange Sko w a r-
nikow, Danz. H. Nicht weit davon Sperlingsdorf. Slav. kommt vor
nur: Abb. Wroblewo Grd., das aber seinen Namen von einem Besitzer
Sperling hat; kura das Huhn, 0: Kurcze Kon.; kokoczka das
Heimchen, 0: Kokotzko Schl., Kokoschken Pr. St.; zoraw der Kra-
nich, 0: Surawermühle Schw. Flurname: Die Zurawia-Kämpe. Die
Masuri-Wiese im Kr. Flatow ist sicherlich nichts als eine
„Kranichwiese“ gewesen, da sie 127 3 Zora niheblot
heißt1); czapla, der Reiher, 0: Czapeln Danz. H„ Zap-
peln Schw.; lelek der Nachtreiher, 0: Lellek Nst.; klobocian
kasch. der Storch, 0: Klobschin Ka.; chayka der Kiebitz. Flurname:
Das Schakenbruch (auch Dorf) Rosbg.; labends der Schwan, 0: Labenz
Bries.; kaczka die Ente, kaczor der Enterich, (): Gr. u. Kl. Katz am
Katz hach (p. Kaczki), Kaschorrek Tho.
Von Amphibien nur zwei Beispiele:
Zaba der Frosch, 0: Zabno Kon., Zabianken Pr. St„ Saaben
Pr. St.; ropucha die Kröte, 0: Robach Elb., Roppuch Di. Dabei wird
urkundlich ein Sumpf „Katzsehlange“ genannt, der sich wohl nun als
Entenwiese (Kacz-lanka) entpuppen dürfte.
Verlasse ich nun die Natur und wende mich dem zu. was aus
menschlichen Händen zu einem besonderen Zweck erbaut und dem-
entsprechend benannt wurde, so ist dennoch eine Beziehung zum Boden
bei diesen Zweckbauten nicht zu verkennen. Ein Jagdschloß, eine
Burg hängen ebenso noch vom Boden ab, wie eine Mühle und ein
Eisenhammer.
Die leichtverständlichen Bezeichnungen für menschliche Wohn-
häuser buda, huta, chata übergehe ich, hebe aber eine besondere Art
von Jagdbnden hervor. Es sind das Stationen für Bogen- und Pfeil-
schützen, die wegen ihrer geräuschlosen Art des Jagens noch lange
ß bonst sagt man, ein Masure habe daran gewohnt. Das kann außerdem noch
zutreffend sein.
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T92: [Vgl Aufl fig Vergl Sch. Liv Sept Aug Iii Geb], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
Provinz Westpreußen vereinigt wurden. Wie heute, so gab es auch früher
einheitliche Grundsätze für Kirchenbau, aber ihr jeweiliger Geltungsbereich
war enger begrenzt.
Das Kulmerland, die heutigen Kreise Thorn, Briefen und Kulm, wurde
am frühesten vom Orden erobert, hier finden wir die ältesten Kirchen, noch
aus dem 13. Jahrhundert; turmlose Saalbauten, oft ohne Presbyterium.
Wie die Ordensburgen, so sind auch sie massiv erbaut, als Backsteinbauten
von herber Strenge, ohne reiche Architektur, aber erfüllt mit dem künst-
lerischen Reiz, den zu allen Zeiten die Kindheit eines neuen Stils gewährt.
Denn der Backsteinbau war zu jener Zeit noch in seinen Anfängen; die
reichen romanischen Stilformen der brandenburgischen Altmark ließen sich
Kirche zu Kazanitz.
nicht ohne weiteres übertragen, so schufen sich die Ordens-Baumeister in
freier Anlehnung an den Formenkreis der Frühgotik hier einen neuen Stil,
den preußischen. Die Kirchen zu Thornisch-Papau und Griffen seien hier
genannt. Etwas jünger sind die Steinkirchen der Lande Lvbau und Michelau
(der Kreise Strasburg und Löbau); reiche Staffelgiebel entwickeln sich, und
vor allem wird der Turm jetzt in massiver Bauweise organisch dem Schiff
angegliedert. Runde oder polygonale Grundrißformen werden hier bevor-
zugt, sie sind bezeichnend für die Strasburger Gegend. Der schönste steht
in Lemberg, den schon ein alter Kirchen-Visitator, der Domherr Ludwig
Strzesz, rühmt als einen eleganten Turm, der die Kirche ziere.
Aber auch die schlichte quadratische Turmform wird benutzt und an-
sprechend gestaltet, wie z. B. in der vollendet schönen Kirche zu Kazanitz
(zirka 1350).
Eine weitere Stufe in der Ausbildung des preußischen Backsteinstiles
finden wir in der alten Landschaft Pomesanien, sowohl in dem bischöflichen
Heimatkunde, Ii. Teil. iß
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
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trugen 120 Millionen Taler. Die landwirtschaftlichen Besitzungen waren so
heruntergekommen, daß sie in Sulchastationen um 1/e, ja um V10 ihres
heutigen Wertes verkauft wurden. Die Kriegsschulden der einzelnen Städte
waren sehr groß: so betrug die von Elbing über 2000000, die von Danzig
12000000 Taler. Auch um das Schulwesen stand es schlecht: ganz West-
preußen hatte 1816 nur 1133 Volksschulen. Ganz besonders erschrecklich
waren die Zustände natürlich in den entlegenen Gegenden der Provinz, der
Tuchler Heide und der sogenannten Kassubei. Dafür ist charakteristisch eine
Beschreibung, die der Oberforstmeister von Pannewitz in Marienwerder noch
1829 entwarf und in der es folgendermaßen heißt: „Besonders roh sind die
polnischen Bewohner der Wälder, namentlich der Tuchelschen Heide und in
Kassuben. Die Nahrung dieser Menschen ist mit der der Haustiere oft ganz
gleich. Ihr Bart und das Haupthaar wird nicht gekämmt, und die Kleidung
besteht in grober Leinwand und einer Art selbstbereitetem hellblauen, groben
Tuch, welches im Winter den schmutzigen, gelbbraunen Körper oft nur zum
Teil bedeckt, denn häufig sieht man selbst sechs- bis achtjährige Kinder beim
Froste im Hemde und barfuß im Schnee herumlaufen. Ein Strick befestigt
die Kleidung um den Leib und vertritt die Stelle von Schnallen, Nadeln
usw., deren in dieser Wildnis niemand bedarf. Viele dieser Halbwilden in
den Wäldern haben das ganze Jahr kein Brot im Hause, sondern genießen
es höchstens, wenn sie sich in der Stadt oder bei kirchlichen Anlässen etwas
zugute tun wollen. Manche haben nie Brot gekostet, und eine Delikatesse
ist es, wenn sie an Feiertagen das zwischen Steinen gequetschte Getreide zu
einem ungesäuerten Teig bilden und es in Kuchenform in der heißen Asche
backen. Die in ausgehöhlten Baumstämmen durch Klopfen selbst roh und
elend bereitete Graupe, ferner Sauerkohl, Kohlrüben, Buchweizen, Erbsen,
Kartoffeln und schmacklose Kräuter sind nächst der Milch das Hauptnahrungs-
mittel dieser Waldbewohner und überhaupt der meisten Landbewohner. Die
jungen Triebe der Kiefern, mit Wasser gekocht und dann bloß mit Salz
verzehrt, geben in der Tuchelschen Heide hie und da auch eine Speise ab;
sogar roh verzehren sie die Hirtenknaben. Die von Raupen, Staub und
Regen beschmutzten Blätter der Futterrüben werden ungewaschen auf das
Dach gebreitet, dort ohne Schutz getrocknet und so im Winter als Gemüse
in Suppen verzehrt. Pilze, selbst die der schlechtesten Art, sind eine Leckerei
für die Waldbewohner, werden aber für jeden andern ungenießbar zubereitet.
Fleisch ist eine seltene Speise und kommt in den Waldgegenden zuweilen
jahrelang nicht auf den Tisch; es wird daher das minder kraftgebende
Gemüse in oft unglaublich großen Massen verschlungen Zu dieser elenden
Lebensart kommt nun noch die ungemein große Unreinlichkeit, welche sich
kaum beschreiben läßt; Kopf, Bart, Kleider wimmeln von Ungeziefer; der
Körper wird fast nie gewaschen; Seife kennt der polnische Bauer garnicht,
und das vielleicht alle vier Wochen gewechselte Hemd wird, wie überhaupt
die Wäsche, auf einen Stein im Flusse oder See gelegt, dort angefeuchtet,
mit einem Stück Holz tüchtig geklopft, dann ausgerungen und getrocknet."
Ebenso elend waren die Wohnungsverhältnisse. „Schweine, Kälber und
Gänse leben oft in vertraulichem Vereine mit den Bewohnern, ein plumper
Tisch und eine rohe Bank und desgleichen Bettgestell und höchstens einige
Klötze zum Sitzen, ein schwarzgrauer Sack mit Moos, Stroh und selten
mit schlechten Federn als Bett, alles selbst gefertigt, eine große Wassertonne,
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