63
ftc.?cmra^n die Wenden.. Sie waren noch Heiden und glaubten an einen guten ) und an einen bsen. Czernebog, den Schpfer alles Unheils
i m er Welt. Auerdem gab es noch viele Untergtter. Dieselben wurden unter t unfrmlichen Bildern teils m Tempeln, teils in heiligen Hainen verehrt. Einem : der guten Gotter, Radegast, war in Rhetra (in Mecklenburg) ein groer t Tempel geweiht, wo das heilige Banner fr die Kriege aufbewahrt und nach . gewonnenen Schlachten groe Opfer, selbst Menschenopfer, dargebracht mrben
> Die Wenden weben frhzeitig Ackerbau, Viehzucht und Fischerei; in der Weberei t gebt verfertigten sie ihre Kleider selbst. Wineta, auf der Jufel Wollin, war
- tn Handelsplatz wo Kaufleute aus allen Gegenden Bernstein und gewebte Stoffe gegen andere Waren eintauschten. - In jedem Hause hatte der Familien-
; vater unbeschrankte Herrschaft, selbst der das Leben seiner Angehrigen Die . Frauen wurden fast wie S/lavinnen gehalten und bei dem Tode des'mannes i mitverbraunt Gastfreundschaft war eine allgemeine Tugend der Wenden- ein : ungastliches Haus wurde der Zerstrung preisgegeben.
l ttricnc der Wenden mit den Deutschen. Schon frh mgen die Wen-
, denstamme an der Elbe mit ihren deutschen Wachbarn in blutige Fehden
> graten sein. Die eiste sichere Kunde davon erhalten wir aber erst aus der Zeit
- Karls des (Gro en. Dieser fand in feinen Kmpfen gegen die Sachsen Hilfe den Sorben und Obotnten, während andere nordische Stmme, besonders t d?e Witzen, es mit den Sachsen hielten. _ Als es dem groen Fraukenknig nach . vielen hatten Kmpfen gelungen war, die Gtzenaltre in Sachsen umzustrzen
t zog er auch zur Zchtiguug der Wilzeu aus und zwang sie zur Unterwerfung ! und zur Zahlung eines Tributs. Um die Grenzen des Sachsenlandes vor Altern Angiiffenzu schtzen fetzte er Markgrafen (oder Grenzqrafen) ein und : sichtete Grenzsesten, wie Acagdebnrg Zelle, Erfurt, Halle (um das Jahr 800). t Unter Karls schwachen Nachfolgern und bei den innern Streitigkeiten in seinem 1 Deiche lonuteu die Wende nicht im Gehorsam gehalten werden; sie unternahmen
Raubzuge der die Elbe und zerstrten die gegen sie errichteten Brgen ), Grund,,,,, der Nord mark. Erst als Heinrich I., der Finkler, den ' P'neden im Innern Deutschlands wieder hergestellt hatte, brachte er auch die 1 Krnlutj9 cuclo Zur Unterwerfung. Er eroberte (927) die Hanpt-
i teste deo wendischen Landes Brennaburg (Brandenburg), erzwang neue Zinszahlung und stellte die Grenzmarken mit den Festen wieder her. Seilt &olnt i Otto 1. setzte das begonnene Werk fort, eifrig untersttzt durch deu Markgrafen : Pero. Er unterwarf die Wenden und Slaven weithin der die Ober und i etzte, nnt sie m Gehorsam zu halten, Markgrafen zu Meien, in der Lausitz und ' Ade^ Nord mark (oder Salzwedel) ein. Ans der Nordmark ging die sptere : -Ucark Brandenburg iiud der preuische Staat hervor.
' f. . De Verel,riltt.isverf>iche. Mit Waffengewalt allein war der starre Wider-
- stand der heidnischen Wenden nicht zu bezwingen; Otto versuchte deshalb, sie 1 Sum Christentum zu bekehren, um sie auf diese Weise von innen heraus umzuwandeln Er stiftete^zunchst ait deu Grenzen des Landes und spter auch zu
: ^'/denburg christliche Bistmer, von wo das Werk der Bekehrung geleitet wer-I S '0l-ltf- Die Betehruugsversuche hatten jedoch lange Zeit nur schwachen Erfolg ' K nten die Wenden nur zu heftigerem Widerstnde. Immer von neuem er-' dirisvh ^efelb? A^zchr. verjagten die Priester und zerstrten die
tor i l ^euipel. Anderthalb ^Jahrhunderte hindurch dauerte mit wechselndem ^)luck der Kamps zwischen Christentum und Heibentunt. Auch den Bemhungen Oes cinhetmtlchcit, fr das Evangelium gewonnenen Fürsten Gottschalk gelng u] '.A,den chnstlicheit (Silfluben unter feinen Stammesgeuossen einzufhren und N , I/wendisches Reich _ zu grnden. Schon hatte er den dritten Teil des ^otle^ bekehrt, da entstand eine Verschwrung; er wurde ermordet, und mit ihm L einmal das Christentum in jenen Gegenden dahin. Bald aber sollte
von einer kraftigen Hand christlicher Glaube und deutsches Wesen dort fester be-grndet werden. Nach Hh. . a.
Slbrecht von Ballenstdt oder der Bar. 11341170.
<4*rolvll6/criit Bonenttdt wurde vom deutschen König Lothar U1..4) zum .utarfcirafcti bcr Nordmark ernannt. Seinen Beinamen Der Br" tthtelt er wegen setner seltenen Kraft und Tapferkeit.
Krger, Geschichtsbilder f. Volksschulen. r
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer]]
Extrahierte Personennamen: Wineta Karls Acagdebnrg Karls Heinrich_I. Heinrich_I. Otto Otto Gottschalk Lothar_U1..4
Extrahierte Ortsnamen: Rhetra Mecklenburg Wollin Bernstein Wenden- Sachsen Sachsen Sachsen Erfurt Karls Nord Deutschlands Salzwedel Brandenburg Christentum Hh Nordmark
Deutsche Geschichte.
Die alten Deutschen.
1. Unser Vaterland zur Zeit der Geburt Christi.
Vor 2000 Jahren sah es in unserm Vaterlande ganz anders^ aus als heute. Deutschland war zum grten Teile mit dichten Wldern und ausgedehnten Smpfen bedeckt. Daher war das Klima rauh und kalt. In den Wldern hausten Auerochsen, Elentiere, Bren und Wlfe.
2. Die alten Deutschen.
a. Krperbau. Unsere Vorfahren wurden von den Rmern Germanen genannt. Sie waren von groem, starkem Krperbau und hatten blaue Augen und blondes, lang herabwallendes Haar.
b. Kleidung und Nahrung. Sie trugen Tierfelle oder einen Mantel, der mit einer Spange oder einem Dorne zusammengeheftet war.
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art]]
TM Hauptwörter (200): [T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
19
ward es auch unter dem Kessel lebendig: die Salpetersteine zerschmolzen, vermischten sich mit der Asche und dem Sande, und als das Feuer ausgebrannt war, verhärtete sich der Brei zu einer schönen, blanken, durchsichtigen Masse und wurde — Glas.
Ein anderes mal weidete ein phönizischer Hirt seine Heerde nicht weit vom Meeresstrande. Sein Hund schnobert überall umher und kommt endlich zurück mit blutendem Maule. Der Hirt will den Schaden besehen, wischt die Schnauze des Hundes mit einer Flocke Wolle, aber siehe da! es ist kein Blut, sondern ein Saft, und nach einigem Suchen findet der Hirt eine zerbissene Schnecke. Eine schönere Farbe hatte der Hirt nie gesehen; er macht die Sache bekannt, man versucht es, Zeuge mit diesem Safte zu färben, was vortrefflich gelingt. Diese Purpurkleider wurden im Alterthum so kostbar geachtet, daß nur Könige und sonst sehr reiche Leute dergleichen tragen konnten. Der reiche Prasser im Evangelium z. B. kleidete sich in Purpur.
Das Glas hatte bei den Phöniziern weniger Nutzen als bei uns; sie brauchten es nur als Münze und Putzwerk. Trinkgefäße verfertigten die Alten überhaupt aus Thon, Holz, Blech, Gold oder Silber; Fensterscheiben hat man in dem warmen Morgenlande nicht nothwendig; man schloß die Oeffnnngen höchstens durch Vorhänge, und statt der Spiegel, die erst später vorkamen, waren polierte Metallplatten im Gebrauch.
Noch wichtiger ist für uns die Buchstabenschrift, deren Erfindung ebenfalls den Phöniziern zugeschrieben wird. Die Phönizier hatten nur 16 Buchstaben und schrieben von der Rechten zur Liuken, und alle, die von ihnen schreiben lernten, folgten ihrem Beispiele, z. B. die Israeliten, Chaldäer, Araber. Die Griechen schrieben nachher die erste Zeile nach der Rechten, die zweite nach der Linken, die dritte wieder nach der Rechten und so abwechselnd, ohne abzusetzen. Dies nannte man Bnstrophedon, Ochsenwendung, weil die Ochsen beim Pflügen so gehen. Noch später schrieben die Griechen bloß nach der Rechten hin. Man schrieb auf gepreßte Palmblätter, auf feine Lindenrinden, auf Leinwand, auf ägyptischen Papyrus, auf Thierhäute, die nirgends so trefflich zubereitet wurden wie in Perga-mns, und daher Pergament hießen. Man hatte schwarze
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral]]
81
hatte: „Vertrauet, ich habe die Welt überwunden." (Joh. 16, 33.)
Die Völkerwanderung. Der Kunnenkönig Mita und H»apst Leo der Orotze.
Im Anfang des fünften Jahrhunderts begann in Eu-ropa jene gewaltige Bewegung, welche diesen Erdtheil zum Schauplatz furchtbarer Kämpfe machte und für viele Jahrhunderte Wissenschaft und Bildung durch wilde Barbarel verdrängte. Man nennt dieselbe die große Völkerwanderung. Sie wurde von den Hunnen, einem Volke aus der heutigen Mongolei, veranlaßt, die sich in Schaaren von Hunderttausenden gleich einer ungeheuern Flut über die Wolga uctch Europa wälzten und die hier wohnenden Völker aus ihren Wohnsitzen vertrieben. Ein alter Schriftsteller schildert die Hunnen als ein Reitervolk von fürchterlicher Wildheit und gräßlichem Aussehen. Sie zerschneiden sich, erzählt er, in ihrer Kindheit mit unzähligen Rissen Kinn und Wangen, um durch die dichten Narben das Wachsen der Haare zu unterdrücken. Sie sind klein und dick, mit einem fleischigen Halse, breiten Schultern, einem übermäßig großen Kopfe und breiten Gesichte, aus welchem Heute Augen wild hervorschauen. Ihre Speisen erfordern kein Feuer und kein Gewürz; sie leben von wilden Wurzeln und rohem Fleisch, welches sie unter den Sattel ans das Pferd legen und mürbe reiten. Häuser, ja Hütten kennen sie nicht. Von Kindesbeinen an streifen sie auf Bergeu und in Steppen umher und lernen Kälte und Hunger ertragen. Ihre Kleidung sind leinene Kittet, auch Pelze vou Waldmäusen, die Beiue umwickeln sie mit Bocksfellen. Von ihren Pferden sind sie unzertrennlich; sie essen, trinken und schlafen darauf. Ackerbau und Handwerke kennen sie nicht; Religion und Gesetze sind ihnen fremd. Treue und Glauben sind bei ihnen unbekannte Dinge; wie die unvernünftigen Thiere wissen sie nichts von Recht und Unrecht. Der Krieg ist ihr Lebeu, und es folgen ihnen in demselben ihre schmutzigen Weiber und ungestalteten Kinder auf zahllosen, mit Fellen überzogenen Wagen. Die Schlacht beginnen sie mit einem fürchterlichen Geheule. Wie der Blitz fliegen sie herbei, aber in demselben Augenblicke verschwinden sie auch schon wieder, um schnell zurück-
4 * *
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
144
Heute kommt man jedoch zu der Erkenntnis, daß es ein Irrtum ist,
nur das als Kunstprodukt anzusehen, was reichen Schmuck oder reichen
Zierat aufweist. Wir müssen alle Erzeugnisse des Hausfleißes zur Volkskunst
rechnen, weil sie aus einer selbständigen Fertigkeit hervorgehen.
Der kaschubische Volksstamm ist von je her recht arm gewesen. Die
meisten Dörfer lagen weit entfernt von der Stadt und waren von jeglichem
Verkehr abgeschlossen. Der Boden ist in jenen Landstrichen äußerst mager.
Arbeitsgelegenheit gab es, namentlich im Winter, nicht. Das Volk hatte
hart mit dem Lebensunterhalt zu ringen, Geld war ein rarer Artikel. Die
Leute waren gezwungen, alle zum täglichen Gebrauch im Hause und in der
Landwirtschaft nötigen Gegenstände sich selbst anzufertigen. Daraus erklärt
cs sich, daß gerade in der Kaschubei der Hausfleiß sehr verbreitet gewesen
ist und sich in einigen entlegenen Ortschaften bis auf die Gegenwart erhalten
hat. Ein jeder Gegenstand, den der Bauer in die Hand nahm, vom Holz-
löffel bis zum Pflug,
wurde von chm selbst an-
gefertigt. Die Zimmer-
einrichtung, das Mobiliar,
ist bei dem kaschubischen
Volksstamm niemals ein
protzig-reiches gewesen.
Aber erwägt man die
bescheidenen Verhältnisse,
unter denen das Volk
damals wohnte, und be-
trachtet man das Haus-
gerät aus jener Zeit, sv
muß man zugeben, daß der
Geschmack, der Kunstsinn
des Volkes, vor Jahrzehn-
ten auf einer weit höheren
Stufe stand als heute.
Sehen wir uns jene alten, bemalten Schränke und Truhen an, wie
man sie noch vereinzelt in den Hütten findet. Wie prächtig präsentiert sich
der offene Geschirrschrank mit den blanken Löffeln in den Leisten und den
buntbemalten alten Bauernschüsseln. Wie fein symmetrisch stehen seitlich die
gedrehten Säulen, wie einfach und schön sind die Linien der oberen Ver-
zierung. Betrachten wir daneben den Glasschrank, wie das Volk ihn heute
auf dem Markte ersteht und der das höchste Ideal eines Kaschuben ist, so
staunt man über die umsichgreifende Geschmacksverirrung.
Ich fand in einem Bauernhause neben dem neumodischen Glasschrank
auch den alten Geschirrschrank stehen, der noch recht gut erhalten war. Auf
meine Frage, welcher Schrank wohl schöner sei, verglich der Bauer auf-
merksam beide Stücke und kam zu dem Schlüsse: „Der alte Schrank sehe
ja besser aus, aber das sei heute nicht mehr modern." Die unselige Mode
ist also selbst in die fernsten Winkel der kaschubischen Dörfer eingedrungen
und fegt den letzten Rest einer alten Kultur fort. Nicht der Geschmack des
Volkes hat so barbarische Formen angenommen, sondern die Mode erweist
sich als die größte Feindin der Überlieferungen.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
338
man darin Messerchen aus Feuerstein, Pfeilspitzen, Steingerüte und Scherben
von Tongefäßen. Die ersten Bewohner Westpreußens hatten also schon feste
Wohnsitze und hielten Haustiere. Sie scheinen auch schon ein wenig Acker-
bau getrieben zu haben; denn einige gefundene Steingeräte lassen
sich nur als Hacken erklären, mit denen man den Boden lockerte.
Was von Gräbern aus der Steinzeit er-
halten geblieben ist, weist auf eine doppelte
Bestattungsart hin: entweder begrub man die
Leiche in liegender Stellung, oder man ver-
brannte sie und setzte die Asche in Urnen bei.
Man gab dem Verstorbenen einige Waffen
und Geräte, die er im Leben gebraucht hatte,
mit ins Grab. Jedenfalls glaubte man, daß
er sie im jenseitigen Leben gebrauchen werde.
Es sind nur sehr wenig Gräber aus der
Steinzeit entdeckt worden, weil die Stein-
kreise, die man über dem Grabe errichtete, Bronzespirale
meistens längst zerstört worden sind. aus dickem
Wir dürfen nicht annehmen, daß; die Bronzeband.
Menschen der Vorzeit in völliger Weltabge-
schiedenheit dahinlebten. Es bestand schon damals ein Verkehr
mit den Nachbarvölkern, man tauschte Erzeugnisse der Heimat
gegen Produkte der Fremde aus. Durch den Zwischenhandel
von Volk zu Volk fand manches seinen Weg aus weiter Ferne
auch in unser abgelegenes Weichsel-Ostsee-Land. Auf diese Weise
lernten unsre Altvordern metallene Geräte und Waffen kennen,
die ihren alten Steinsachen überlegen waren. Der Häuptling
eines Weichselgaues, der zuerst Gefallen fand an den glänzenden
Bronzesachen, die der Händler aus dem Süden mitgebracht
hatte, und den ersten
ehernen Kelt, das
erste goldglünzende
Schmuckstück aus
Bronze erwarb, ahnte
gewiß nicht, daß er
damit einer neuen
Kultur die Tür öff-
nete. Es dauerte frei-
lich lange, bis oie Gewandnadel (Brillensibel) aus Bronze,
alten Steingeräte
durch die eingeführten Bronzesachen verdrängt wurden. Als
das leicht formbare, glänzende Metall den starren, unscheinbaren
Stein besiegt hatte und die Bronzekultur auf ihrer Höhe stand,
war auch in Sitte und Brauch ein Wandel eingetreten. Wir
sind verhältnismäßig gut über gewisse Abschnitte der west-
preußischen Bronzezeit unterrichtet. Waffen, Geräte und
Schmucksachen jener Zeit sind in nicht geringer Anzahl anfge-
funden worden. Nicht selten sind ganze Lager von Bronze-
schwert. fachen zum Vorschein gekommen, die vielleicht einstmals der
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
340
der Toten nicht mehr so viel Mühe, wie in der vorigen Zeit. Man setzte
die Aschenurnen mit den Beigaben ohne Steinkiste in der Erde bei oder
sparte sogar die Urne, indem man die Reste des Leichenbrandes einfach in
eine kessclförmige Grube schüttete und mit Erde bedeckte (Brandgruben).
Als spater ein lebhafter Handel mit dem römischen Reiche einsetzte, der eine
große Menge von Erzeugnissen der römischen Industrie hierher brachte:
schön geformte Kannen, Schalen, Kessel, Kasse-
rollen, Schöpfkellen und Gläser, ferner Gewand-
nadeln und andere Schmuckstücke aus Bronze,
Silber und Gold, sowie auch römische Münzen,
kehrte man allmählich wieder zu der Sitte der
Leichenbestattung zurück.
Mit dem Untergange des römischen Reiches
hörten die Handelsverbindungen mit dem Süden
auf. Nach der Völkerwanderung finden wir west-
lich von der untern Weichsel slawisch-wendische
Völker, östlich davon die Preußen, während
weiter südlich zu beiden Seiten der Weichsel
Polen wohnten. Der Handel schlug jetzt neue
Wege ein: es entstand ein lebhafter Verkehr
mit den arabischen Ländern im fernen Osten,
wie auch mit den westlich gelegenen Gegenden.
Von Norden aber kamen die Wikinger auf
ihren schnellen Drachen an unsere Küsten und Stromufer.
Dieser letzten Periode der vorgeschichtlichen Zeit gehören auch die zahl-
reichen Burgwälle an, die sich in allen Teilen der Provinz vorfindench.
Welch weiter Weg von der Kultur jener Vorzeit zu dem Leben und
Treiben der Gegenwart! Andere Geschlechter kamen und gingen; auf längst
vergessenen Wohnstätten der alten erhoben sich Siedelungen der neuen, bis
auch sie wieder andern Platz machten. Über den Gräbern der Vorzeit rauscht
nun der Wald oder zieht der Pflug seine Furchen, und keiner weiß von
denen, die da unten schlafen. Paul Paschke.
von der Seite
Silberne Armbrust-Fibel
(Gewandnadel).
Westpreußische Burgwälle.
r*5it der Provinz Westpreußen gibt es in größerer Anzahl höchst inte-
ressante vorgeschichtliche Denkmäler, die Burgwälle.
Die Burgwälle, im Volksmnnde gewöhnlich Schwedenschanzen oder
Schloßberge genannt, sind Befestigungswerke unserer heidnischen Vorfahren,
aus Erde oder Sand aufgeschüttete Wälle, von z. T. großer Mächtigkeit;
daher ihr Name „Burgwälle". Ihre Erbauung fällt in die Zeit von
750—1000 nach Christi Geburt. In dem links von der Weichsel gelegenen
Teil von Westpreußen wohnten damals Slaven, und zwar im Norden #
0 Näheres über die Vorgeschichte Westpreußens ist enthalten in: Paul Paschke, Die
vorgeschichtlichen Tafeln für Westprcnßen. Danzig, A. W. Kafemann.
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See]]
341
(Pommerellen) Wenden, tut Süden Polen; das rechts von der Weichsel
gelegene Gebiet der Provinz hatten, ebenso wie Ostpreußen, die heidnischen
Preußen (Pruzzen) inne, ein in Sprache und nach Abstammung den Lithauern
verwandtes Volk, das jedoch südlich der Ossa, im Culmer Lande, stark pv-
lonisiert und mit Polen gemischt war.
Die heidnische Bevölkerung Westpreußens unterhielt außer mit den
deutschen Nachbarn in dem oben genannten Zeitraum sehr lebhafte Handels-
beziehungen mit den mohamedanifchen Reichen des Orients. Von dort ge-
langte viel arabisches Geld (kufische Münzen) ditrch Handelsaustausch hier-
her, außerdem lieferten die arabischen Handelsplätze unserm Norden Weine,
Früchte, leinene, seidene und baumwollene Stosse, von denen im Laufe der
Zeit nichts als die arabischen Namen sich erhalten haben, wie Damast, Atlas,
Kattun usw.; wahrscheinlich wurden auch Waffen, Geräte, Schiffstaue, Kauri-
muscheln und Glasperlen ausgeführt, ferner zahlreiche Schmucksachen aus
Silber, Hals- und Armringe aus mehreren gewundenen Silberdrähten usw.,
endlich die sogenannten Hakenringe, kleine offene Ringe ans Silber von der
Gestalt eines Hakens, deren eines Ende schleifenförmig umgebogen ist. Dafür
lieferte unser Norden den Arabern Sklaven, Mammutszähne, Jagdfalken,
Vieh, Leder, besonders aber Pelze vom Fuchs, Zobel, Hermelin, Wiesel,
Biber, Eichhörnchen und Hasen, Fischleim und Fischzähne, Honig, Wachs,
Getreide, Bernstein. Schwerter, Panzer, Pfeile und Pelzmützen; die zahlreichen
Geräte aus Eisen, wie Äxte, Messer, Pfeilspitzen, Lanzen usw. wurden wahr-
scheinlich hier verfertigt.
Es find uns nun aus jener Zeit in Westpreußen auch Überreste von
Wohnplätzen erhalten, nämlich Pfahlbauten in einigen Seen, z. B. im
Lonkorreker See (Kr. Löbau), im Skarliner See (Kr. Strasburg) usw. Aber
auch die Burg wälle, zwar in erster Linie für Verteidigungszwecke bestimmt,
find zum Teil auch bewohnt worden.
Die Erbanungsart der Burgwälle wurde überall genau der Ört-
lichkeit angepaßt, und es lassen sich in dieser Beziehung verschiedene
Typen unterscheiden.
Als vornehmster Typus sind die Ringwälle zu nennen, die dort an-
gelegt wurden, wo ein Schutz auf allen Seiten nötig war, also auf ebenem
Gelände oder auf flachen, leicht ersteigbaren Hügeln. Wie die Ringwälle
erbaut wurden, darüber gibt einen guten Aufschluß ein Bericht des Ibrahim
ibn Jaküb, der im Jahre 973, wahrscheinlich als Arzt, eine Sarazenen-
Gesandtschaft an den Kaiser Otto I. nach Merseburg begleitete. Er sagte
darin folgendes:
„Wenn sie (die Slaven) eine Burg gründen wollen, so suchen sie ein
Weideland, welches an Wasser oder Rvhrsümpfen reich ist und stecken dort
einen runden oder viereckigen Platz ab, je nach der Gestalt und dem Umfang,
welche sie der Burg geben wollen. Dann ziehen sie darum einen Graben
und häufen die aufgeworfene Erde auf. Diese Erde wird mit Brettern und
Balken so fest gestampft, bis sie die Härte von Pisé (tapia) erhalten hat.
Ist dann die Mauer (der Wall) bis zur erforderten Höhe aufgeführt, so
wird an der Seite, welche man auswählt, ein Tor abgemessen und von
diesem eine hölzerne Brücke über den Graben gebaut."
Ju dieser Schilderung ist zunächst bemerkenswert, daß der Wall, rund
oder viereckig, in sich geschloffen war. Ferner, die Erde zur Errichtung des
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr]]
.334
Ans grauer Bvrzeit.
„Folgen sich doch wie die Blätter am Baume die Menschengeschlechter!
Welkende streut auf die Erde der Wind, und andere neue
Bildet der knospende Wald im wiedergeborenen Friibling.
Ebenso wächst ein Menschengeschlecht, und das andere schwindet"
^der null die Geschlechter zählen, die einst aus unserem heimischen
Baden lebten, ins Grab sanken und ihres Lebens Frucht auf Söhne und
Enkel vererbten? Es geziemt sich, ihrer mit Pietät zu gedenken; zehren wir
dach heute nach von dem Erbteil derer, die vor uns waren. Darum ver-
nehmen wir gern die Kunde aus alter Zeit, wie sie uns der Mund der Sage
in poetischer Verklärung erzählt und der Griffel der Geschichte wahrheits-
getreu aufzeichnet. Freilich ist es nur eine kurze Spanne Zeit, von der die
Geschichte unserer Heimat zu berichten weiß: nur etwa ein Jahrtausend
reichen die ältesten Urkunden zurück. Und doch hat sich unzweifelhaft auch
auf westpreußischem Boden durch mehrere Jahrtausende vorher manches
wechselvolle Völkerschicksal abgespielt, von dem uns keine Kunde ward. Kein
Geschichtsschreiber erzählt uns, welcher Volksstamm zuerst das Weichsel-
Ostsee-Land besiedelte, welche Sprache er redete, welchem Gott er diente; wir
erfahren nichts von feinen Fürsten und streitbaren Helden, seinen Kämpfen,
seinen Siegen und seinem Untergange, wie wir auch nichts wissen von dem
Volke, das seine Erbschaft antrat und später weitergab. Ein tiefes Dunkel
lagert über der ältesten Vorzeit unserer Heimat.
Und doch ist dieses Dunkel für unser Auge nicht ganz undurchdringlich.
Es läßt sich manche Spur verfolgen bis in weit entlegene Zeiten. Im
Schoße der Erde finden wir die Urkunden, die Zeugnis ablegen von einer
Zeit, von der uns sonst keine Chronik, keine Sage, kein Lied berichtet. Da
ruht in uralten Gräbern die Asche derer, die hier einst lebten, und mit dieser
Asche zusammen so manches Werkzeug, manche Waffe, manches Schmuckstück,
das man den Toten mit ins Grab gab. Anderes kam zufällig in die Erde
oder wurde ihr bei besonderen Anlässen übergeben. Was nicht aus unver-
wüstlichen Stoffen bestand, sondern etwa aus Holz, Leder, Bast, Gewebe, ist
natürlich längst vermodert; nur Gegenstände aus Stein, Knochen, Horn und
Metall konnten sich Jahrtausende hindurch erhalten. Der Spaten des ge-
lehrten Forschers fördert jetzt diese Zeugen einer längst vergangenen Zeit
zutage; aber auch der Pflug des Landmannes oder das Grabscheit des Erd-
arbeiters stößt manchmal auf diese seltsamen Überbleibsel, die der Unkundige
dann wohl staunend betrachtet oder achtlos wegwirft, wenn sie unansehnlich
sind. Die Forscher aber, die nach Urkunden über das Leben der Vorzeit
suchen, sammeln sorgfältig alle Funde aus alter Zeit. Im Provinzial-
Museum zu Danzig findet man sie in großen Schränken aufgespeichert, und
man kann Stunden und Stunden vor diesen Schränken zubringen, so viel
gibt es da zu sehen, und so viel haben diese stummen Sammlungen zu er-
zählen aus grauer, grauer Vorzeit.
Wer die ausgestellten Sachen zuerst einzeln betrachtet hat und dann
noch einmal das Ganze überschaut, der wird herausfinden, daß die Funde
Zeugnis ablegen von einer allmählichen Entwicklung der Kultur auf unserm
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende]]
499
trugen 120 Millionen Taler. Die landwirtschaftlichen Besitzungen waren so
heruntergekommen, daß sie in Sulchastationen um 1/e, ja um V10 ihres
heutigen Wertes verkauft wurden. Die Kriegsschulden der einzelnen Städte
waren sehr groß: so betrug die von Elbing über 2000000, die von Danzig
12000000 Taler. Auch um das Schulwesen stand es schlecht: ganz West-
preußen hatte 1816 nur 1133 Volksschulen. Ganz besonders erschrecklich
waren die Zustände natürlich in den entlegenen Gegenden der Provinz, der
Tuchler Heide und der sogenannten Kassubei. Dafür ist charakteristisch eine
Beschreibung, die der Oberforstmeister von Pannewitz in Marienwerder noch
1829 entwarf und in der es folgendermaßen heißt: „Besonders roh sind die
polnischen Bewohner der Wälder, namentlich der Tuchelschen Heide und in
Kassuben. Die Nahrung dieser Menschen ist mit der der Haustiere oft ganz
gleich. Ihr Bart und das Haupthaar wird nicht gekämmt, und die Kleidung
besteht in grober Leinwand und einer Art selbstbereitetem hellblauen, groben
Tuch, welches im Winter den schmutzigen, gelbbraunen Körper oft nur zum
Teil bedeckt, denn häufig sieht man selbst sechs- bis achtjährige Kinder beim
Froste im Hemde und barfuß im Schnee herumlaufen. Ein Strick befestigt
die Kleidung um den Leib und vertritt die Stelle von Schnallen, Nadeln
usw., deren in dieser Wildnis niemand bedarf. Viele dieser Halbwilden in
den Wäldern haben das ganze Jahr kein Brot im Hause, sondern genießen
es höchstens, wenn sie sich in der Stadt oder bei kirchlichen Anlässen etwas
zugute tun wollen. Manche haben nie Brot gekostet, und eine Delikatesse
ist es, wenn sie an Feiertagen das zwischen Steinen gequetschte Getreide zu
einem ungesäuerten Teig bilden und es in Kuchenform in der heißen Asche
backen. Die in ausgehöhlten Baumstämmen durch Klopfen selbst roh und
elend bereitete Graupe, ferner Sauerkohl, Kohlrüben, Buchweizen, Erbsen,
Kartoffeln und schmacklose Kräuter sind nächst der Milch das Hauptnahrungs-
mittel dieser Waldbewohner und überhaupt der meisten Landbewohner. Die
jungen Triebe der Kiefern, mit Wasser gekocht und dann bloß mit Salz
verzehrt, geben in der Tuchelschen Heide hie und da auch eine Speise ab;
sogar roh verzehren sie die Hirtenknaben. Die von Raupen, Staub und
Regen beschmutzten Blätter der Futterrüben werden ungewaschen auf das
Dach gebreitet, dort ohne Schutz getrocknet und so im Winter als Gemüse
in Suppen verzehrt. Pilze, selbst die der schlechtesten Art, sind eine Leckerei
für die Waldbewohner, werden aber für jeden andern ungenießbar zubereitet.
Fleisch ist eine seltene Speise und kommt in den Waldgegenden zuweilen
jahrelang nicht auf den Tisch; es wird daher das minder kraftgebende
Gemüse in oft unglaublich großen Massen verschlungen Zu dieser elenden
Lebensart kommt nun noch die ungemein große Unreinlichkeit, welche sich
kaum beschreiben läßt; Kopf, Bart, Kleider wimmeln von Ungeziefer; der
Körper wird fast nie gewaschen; Seife kennt der polnische Bauer garnicht,
und das vielleicht alle vier Wochen gewechselte Hemd wird, wie überhaupt
die Wäsche, auf einen Stein im Flusse oder See gelegt, dort angefeuchtet,
mit einem Stück Holz tüchtig geklopft, dann ausgerungen und getrocknet."
Ebenso elend waren die Wohnungsverhältnisse. „Schweine, Kälber und
Gänse leben oft in vertraulichem Vereine mit den Bewohnern, ein plumper
Tisch und eine rohe Bank und desgleichen Bettgestell und höchstens einige
Klötze zum Sitzen, ein schwarzgrauer Sack mit Moos, Stroh und selten
mit schlechten Federn als Bett, alles selbst gefertigt, eine große Wassertonne,
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh]]