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Nindenfasern der Papyruspflanze, eines 15 Fuß hohen Sumpfgewächses, und arbeiteten sehr schön in Holz, Elfenbein und Leder. Ihre Pharaonen (Pharao heißt in der ägyptischen Sprache König) geboten über Land und Leute, wie über ihr Eigenthum, und sehr viele dieser Herrscher suchten ihren Ruhm in ungeheuren Bau- und Bildwerken.
In den östlichen Felsgebirgen findet sich das vortrefflichste Baumaterial: Granit, Porphyr, fester Sand- und Kalkstein, Marmor, Alabaster; dieses benützten nun bau-lustige Könige, um Werke aufzuführen, deren Größe und Pracht uns wahrhaft in Erstaunen setzen muß. Zwar liegen die meisten dieser ungeheuern Denkmäler des Alterthums in Trümmern oder sind mit dem aus der Wüste hergewehten Sande bedeckt; viele jedoch stehen noch jetzt da als ehrwürdige Zeugen der Kunst und des ausdauernden Fleißes der Aegypter. Unter ihren Werken verdienen vorzüglich genannt zu werden:
1) Die Obelisken. Diese sind viereckige, oben spitz zulaufende Säulen, haben ohne das Fußgestell eine Höhe von 50 bis 180 Fuß, und sind unten 5 bis 25 Fuß in's Gevierte breit. Bei all' ihrer Höhe bestehen sie doch nur aus einem einzigen Steine von dem härtesten, meist röth-lichen Granit aus dem östlichen Gebirge in Oberägypten. Sie sind auf das feinste poliert und haben auf ihren Seitenflächen hieroglyphische Bilder, d. i. Bilder, welche die Stelle unserer Buchstabenschrift vertreten. Zur Zeit der Überschwemmung wurden diese ungeheuren Steinmassen auf Nilflößen herübergeholt und durch neu gegrabene Kanäle weiter fortgeführt. Welch' mühsames und kostspieliges Geschäft! Wie viele tausend Menschen mußten dabei thätig sein! Und ebenso mühsam wurden sie wieder abgeladen und aufgestellt. Sie wurden paarweise vor Tempeln errichtet und waren dem Sonnengotte geheiligt. Später dienten sie auch als Sonnenzeiger.
Kaiser Augustus und mehrere seiner Nachfolger ließen Obelisken nach Rom bringen und aufstellen, welche jedoch später durch Menschengervalt oder Erdbeben umgestürzt wurden. Vier hat der Papst Sixtus V. im Jahre 1584 durch feinen großen Baumeister Fontana aufrichten lassen. Dieser gebrauchte hiezu die künstlichen Maschinen, die durch 1200 Menschen und 160 Pferde in Bewegung gefetzt wurden. Und doch gingen mit der Aufrichtung vier volle Jahre hin.
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Extrahierte Personennamen: Augustus Sixtus_V. Fontana
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ward es auch unter dem Kessel lebendig: die Salpetersteine zerschmolzen, vermischten sich mit der Asche und dem Sande, und als das Feuer ausgebrannt war, verhärtete sich der Brei zu einer schönen, blanken, durchsichtigen Masse und wurde — Glas.
Ein anderes mal weidete ein phönizischer Hirt seine Heerde nicht weit vom Meeresstrande. Sein Hund schnobert überall umher und kommt endlich zurück mit blutendem Maule. Der Hirt will den Schaden besehen, wischt die Schnauze des Hundes mit einer Flocke Wolle, aber siehe da! es ist kein Blut, sondern ein Saft, und nach einigem Suchen findet der Hirt eine zerbissene Schnecke. Eine schönere Farbe hatte der Hirt nie gesehen; er macht die Sache bekannt, man versucht es, Zeuge mit diesem Safte zu färben, was vortrefflich gelingt. Diese Purpurkleider wurden im Alterthum so kostbar geachtet, daß nur Könige und sonst sehr reiche Leute dergleichen tragen konnten. Der reiche Prasser im Evangelium z. B. kleidete sich in Purpur.
Das Glas hatte bei den Phöniziern weniger Nutzen als bei uns; sie brauchten es nur als Münze und Putzwerk. Trinkgefäße verfertigten die Alten überhaupt aus Thon, Holz, Blech, Gold oder Silber; Fensterscheiben hat man in dem warmen Morgenlande nicht nothwendig; man schloß die Oeffnnngen höchstens durch Vorhänge, und statt der Spiegel, die erst später vorkamen, waren polierte Metallplatten im Gebrauch.
Noch wichtiger ist für uns die Buchstabenschrift, deren Erfindung ebenfalls den Phöniziern zugeschrieben wird. Die Phönizier hatten nur 16 Buchstaben und schrieben von der Rechten zur Liuken, und alle, die von ihnen schreiben lernten, folgten ihrem Beispiele, z. B. die Israeliten, Chaldäer, Araber. Die Griechen schrieben nachher die erste Zeile nach der Rechten, die zweite nach der Linken, die dritte wieder nach der Rechten und so abwechselnd, ohne abzusetzen. Dies nannte man Bnstrophedon, Ochsenwendung, weil die Ochsen beim Pflügen so gehen. Noch später schrieben die Griechen bloß nach der Rechten hin. Man schrieb auf gepreßte Palmblätter, auf feine Lindenrinden, auf Leinwand, auf ägyptischen Papyrus, auf Thierhäute, die nirgends so trefflich zubereitet wurden wie in Perga-mns, und daher Pergament hießen. Man hatte schwarze
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Meer. Bei Tage biente ihnen der Stand bei* Sonne, bei Nacht der gestirnte Himmel znm Wegweiser. Sie fuhren selbst bis nach Spanien, ans welchem sie sich viele theils kostbare, theils nützliche Metalle holten; denn Spanien war das Silber- und Goldland der alten Welt. Sogar bis nach England und Preußen sollen die Phönizier gekommen sein; aus jenem holten sie Zinn, aus diesem Bernstein, der in der alten Welt fast mehr galt als Gold.
Phönizifches Handelsschiff.
Außer der Vervollkommnung der Schifffahrt kamen den Phöniziern noch zwei merkwürdige Erfindungen wohl zu statten. Einmal, heißt es, stiegen phönizische Schiffer an der Küste aus, um sich ein Essen zu kochen. Ihr Feuerherd war ein Plätzchen am Ufer, wo schöner, reiner Kieselsand lag, und einige Salpetersteiue, die gerade in der Nähe waren, bienten ihnen zur Unterlage. Sie setzten ihren Kessel barauf und machten Feuer barunter. Aber o Wunber! so wie die Speise im Kessel anfing zu kochen,
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Pferden über Deutschland, das, zumal da gerade ein Kind auf dem Throne saß, zu unmächtig zum Widerstände war. Wo sie immer hinkamen, wurden die unerhörtesten Grausamkeiten verübt, alles Tragbare als Beute fortgenommen und viele tausend Männer, Weiber und Kinder an den Haaren zusammengebunden und in die Knechtschaft der Barbaren fortgeführt.
Da wurde endlich ein thatkräftiger, dabei weiser und gerechter Mann, Heinrich, Herzog der Sachsen, zum Könige der Deutschen erwählt (reg. 919—936). Um sich der gefürchteten Ungarn zu entledigen, wandte er einen neunjährigen Waffenstillstand, den er erkaufte, dazu an, seine Deutschen in der Kampfweise der Feinde einzuüben, lehrte sie in geschlossenen Reihen fechten, schnelle Schwenkungen machen rc. Feruer liest er, da es damals in Deutschland uoch au großen Festungen fehlte und die Städte noch nicht mit Mauern und Wällen umgeben waren, alte Städte befestigen und mehrere Burgen bauen. Der neunte Mann vom Lande mußte iu die Stadt ziehen und die übrigen acht für ihn das Feld mitbauen. Auch der dritte Theil des Getreides wurde in die festen Plätze
König Heinrich I.
5*
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrich_I.
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Sachsen Deutschland
— 387 -
Marienwerder.
Zweckdienlich und schön ist jeder Raum gestaltet, und zwanglos kommt
seine Bedeutung nach außen zum Ausdruck. Dennoch ist alles, wie des
Ordens Glieder selbst, streng geeint in eine große gesetzmäßige Erscheinung:
jenes Banviereck, welches wie eine Bergschroffe weithin die Landschaft be-
herrscht. Gespannt von dieser Eigenart hat man darin wohl den Geist
wuchtiger, straffer friederizianischer Staatskunst verkörpert sehen wollen,
Welcher den Orden und seine Meister in der Schule des großen Hohen-
staufen erfaßte.
Solch hohes Komturschloß, mit mehrfachen Terrassen, Mauern und
Gräben umgeben und mit den erdenklichsten Mitteln gesichert, war füglich
uneinnehmbar. Die Festigkeit gelang aber nur dadurch, daß außer Besatzung
und Vorräten aller Wirtschaftsballast daraus ferngehalten und in Vorburgen
abgeschoben war. Das aber waren Dinge von beträchtlichem Umfang; denn
eine Ordenskomturei war darauf angewiesen, den Unterhalt aus eigenem
Natural- und Handelsbetrieb zu beschaffen: die Erzeugnisse aus Feld und
Wald, Rosse und Schlachtvieh, die Barmittel für Beschaffung der Bauten,
für Haus- und Küchengerät. Dazu gehörten Stallungen, Speicher, Scheunen,
Werkstätten, Mühlbetrieb und Wohnungen für Gesinde, Handwerker und
Amtleute aller Art. Die Vorburgen dehnten sich deshalb gewaltig aus,
waren oft zwei- oder dreigestaltig und selbständig befestigt, immer aber von
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-— 336 —
und sorgfältig gearbeitete Werkzeuge. Die Bearbeitung des harten und
spröden Gesteins mit den unvollkommenen Hilfsmitteln der Vorzeit muß eine
mühevolle und langwierige Arbeit gewesen sein. Die Steingeräte sind glatt
Poliert; viele sind durchbohrt, damit man sie bequem an einem Schafte be-
festigen konnte. Wir würden uns die Herstellung dieser Steinsachen kaum
vorstellen können, wenn wir nur fertige Geräte hätten; es sind aber auch
nicht wenig Steinwerkzeuge gefunden worden, die unvollendet geblieben sind
und die uns nun die einzelnen Stufen der Bearbeitung erkennen lassen.
Man gab dem zur Herstellung eines Werkzeuges geeigneten Stein zunächst
durch Zuschlagen, aber auch durch Sägen mit Feuersteinmessern die ge-
wünschte Form. Die Feuersteinmesser wurden Wohl an einem Sägegestell
befestigt und konnten dann bequem unter Druck hin und her gezogen werden.
Das Sägen geschah unter Zuhilfenahme von scharfem Sand und Wasser H.
Die Schnitte führte man von beiden Seiten so tief, bis man das abzusägende
Stück abbrechen konnte. Das Glätten und Polieren der Seitenflächen und
das Znschleifen der Schneide konnte in der Weise geschehen, daß man ans
einen Stein scharfen Sand schüttete und das zu
bearbeitende Stück unter starkem Druck darauf
scheuerte. Auch bei der Herstellung der Bohr-
löcher war der Sand dasjenige Mittel, das den
harten Stein allmählich durchschnitt; die Bohrer
selbst übertrugen nur den Druck und die Be-
wegung auf den Sand. An einigen unvollendet
gebliebenen Bohrungen sieht man, daß in der
Mitte ein Zapfen stehen geblieben ist; es ist
also mit einem Hohlbohrer gearbeitet worden,
wohl mit einem Röhrenknochen. Andere ange-
fangene Bohrlöcher haben keinen Zapfen in der Mitte, sind also mit einem
Vollbohrer hergestellt worden. Da die Bohrer weicher waren als das Ge-
stein, so nutzten sie sich bald ab; die Bohrlöcher sind daher nach der Mitte
zu enger. Man bohrte zuerst von einer Seite bis zur Mitte und dann von
der andern Seite entgegen. Brach ein Gerät beim Gebrauch int Bohrloch
ab, so warf man es nicht gern weg, sondern gab ihm eine neue Durch-
bohrung, um das langwierige Formen und Schleifen eines neuen Gerätes
zu ersparen.
Ja, läßt sich denn aber auch wirklich mit diesen Geräten arbeiten, z. B.
mit den Äxten Holz hauen? Nun, vielen Geräten sieht ntan es an den
Scharten der Schneide an, daß sie fleißig benutzt worden sind; außerdem
hat aber auch ein Altertumsforscher die Brauchbarkeit der Steingeräte
praktisch nachgewiesen, indem er ein Blockhaus errichten ließ, zu dessen Bau
nur Steinwerkzeuge gebraucht wurden. Zur Ausführung einfacher Arbeiten,
wie z. B. Fällen der Bäume, Behauen der Balken, Anfertigung der Türen,
waren sie durchaus geeignet.
Auch als Waffen sind diese Hämmer gewiß nicht zu verachten gewesen.
Von sonstigen Waffen haben sich noch Pfeilspitzen aus Feuerstein erhalten.
Stück eines Steinhammers.
i) Daß scharfer Sand auch das härteste Gestein angreift, wenn er sich daran reibt,
zeigen die glatten Rollsteine, die Flüsse und Bäche mit sich führen, ferner Felsen in
Sandwüsten, die durch angewehten Sand geschliffen werden.
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Mittelst der Feuersteinmesser und -Schaber konnte man aus Horn und
Knochen auch verschiedene andere Geräte herstellen, wie Pfriemen, Nadeln,
Hümmer, Harpunen zum Stechen größerer Fische unter Wasser. Was man
sonst an Hausgeräten ans Holz anfertigte, ist nicht erhalten geblieben. Da-
gegen sind Scherben von Tongefäßen und auch einige ganze Töpfe aus Ton
aufgefunden worden. Diese Töpfe haben recht
schmucke Formen. Man verzierte sie, z. B
durch Eindrücken einer geflochtenen Schnur
in den noch feuchten Lehm. Den Lehm knetete
man bei der Zubereitung mit kleinen Stein-
chen zusammen, um ihm größere Haltbarkeit
zu geben. Die Gefäße und Scherben sind
nicht rot gebrannt wie unsere Töpferwaren,
haben vielmehr ein graues bis schwärzliches
Aussehen. Man verstand es offenbar noch
nicht, beim Brennen die Hitze in einem ge- Durch Schnureindrücke verzierte
schlossenen Ofen zusammenzuhalten, sondern Scherbe,
härtete die Töpfe nur an einem offenen
Feuer. Auch Lampen aus Ton scheint man schon gehabt zu haben. Wenigstens
stimmen aufgefundene Steinzeitschalen in der Form mit den Lampen überein,
die von den Eskimos heute noch gebraucht werden. Es sind flache Behälter
für Fett, in die ein Docht gesteckt werden kann.
Sahen wir den Steinzeitmenschen aus gefällige Form seiner Geräte und
Gefäße etwas geben, so werden wir uns nicht darüber wundern, daß er sich
selbst auch zu schmücken suchte. Er fand am Ostseestrande den Bernstein, aus
dem sich allerhand schöne Schmuckstücke anfertigen ließen. Von den Schmuck-
sachen, die sich erhalten haben, verdient besondere Beachtung ein Gehänge,
das aus 48 bearbeiteten und künstlich
durchbohrten Bernsteingliedern besteht,
die auf einer Schnur an einander ge-
reiht waren. Ein Armband aus Zähnen
von Jagdtieren, das wohl den Schmuck
eines steinzeitlichen Jägers gebildet hat,
beweist uns, daß es ein uralter Jäger-
brauch ist, sich mit den Zähnen erlegter
Tiere zu schmücken.
Mehrfache Funde von Steinge-
räten und Steinzeitscherben an der-
selben Stelle weisen darauf hin, daß
hier ehedem Niederlassungen von Stein-
zeitmenschen gewesen sein müssen.
Solche Niederlassungen sind nachge-
wiesen am Ostseestrande, am Ufer von Landseen und Flüssen, auf Anhöhen,
die meistens von einem Sumpfe umgeben waren. Sie lagen also an ge-
schützten Stellen, wo der Unterhalt durch Fischerei und Jagd leicht erworben
werden konnte. Bei Tolkemit und bei Rutzau unweit Putzig sind große
Haufen von Speiseabfällen gefunden worden, die aus der Steinzeit stammen.
Sie bestehen aus zahllosen Fischschuppen und Gräten, Knochen und Zähnen
vom Hund, Rind, Schwein, Hirsch, Hasen und anderen Tieren; außerdem findet
22*
Scherbe mit Verzierung durch Finger-
nagelabdrncke. (Aus Rutzau.)
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man darin Messerchen aus Feuerstein, Pfeilspitzen, Steingerüte und Scherben
von Tongefäßen. Die ersten Bewohner Westpreußens hatten also schon feste
Wohnsitze und hielten Haustiere. Sie scheinen auch schon ein wenig Acker-
bau getrieben zu haben; denn einige gefundene Steingeräte lassen
sich nur als Hacken erklären, mit denen man den Boden lockerte.
Was von Gräbern aus der Steinzeit er-
halten geblieben ist, weist auf eine doppelte
Bestattungsart hin: entweder begrub man die
Leiche in liegender Stellung, oder man ver-
brannte sie und setzte die Asche in Urnen bei.
Man gab dem Verstorbenen einige Waffen
und Geräte, die er im Leben gebraucht hatte,
mit ins Grab. Jedenfalls glaubte man, daß
er sie im jenseitigen Leben gebrauchen werde.
Es sind nur sehr wenig Gräber aus der
Steinzeit entdeckt worden, weil die Stein-
kreise, die man über dem Grabe errichtete, Bronzespirale
meistens längst zerstört worden sind. aus dickem
Wir dürfen nicht annehmen, daß; die Bronzeband.
Menschen der Vorzeit in völliger Weltabge-
schiedenheit dahinlebten. Es bestand schon damals ein Verkehr
mit den Nachbarvölkern, man tauschte Erzeugnisse der Heimat
gegen Produkte der Fremde aus. Durch den Zwischenhandel
von Volk zu Volk fand manches seinen Weg aus weiter Ferne
auch in unser abgelegenes Weichsel-Ostsee-Land. Auf diese Weise
lernten unsre Altvordern metallene Geräte und Waffen kennen,
die ihren alten Steinsachen überlegen waren. Der Häuptling
eines Weichselgaues, der zuerst Gefallen fand an den glänzenden
Bronzesachen, die der Händler aus dem Süden mitgebracht
hatte, und den ersten
ehernen Kelt, das
erste goldglünzende
Schmuckstück aus
Bronze erwarb, ahnte
gewiß nicht, daß er
damit einer neuen
Kultur die Tür öff-
nete. Es dauerte frei-
lich lange, bis oie Gewandnadel (Brillensibel) aus Bronze,
alten Steingeräte
durch die eingeführten Bronzesachen verdrängt wurden. Als
das leicht formbare, glänzende Metall den starren, unscheinbaren
Stein besiegt hatte und die Bronzekultur auf ihrer Höhe stand,
war auch in Sitte und Brauch ein Wandel eingetreten. Wir
sind verhältnismäßig gut über gewisse Abschnitte der west-
preußischen Bronzezeit unterrichtet. Waffen, Geräte und
Schmucksachen jener Zeit sind in nicht geringer Anzahl anfge-
funden worden. Nicht selten sind ganze Lager von Bronze-
schwert. fachen zum Vorschein gekommen, die vielleicht einstmals der
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der Toten nicht mehr so viel Mühe, wie in der vorigen Zeit. Man setzte
die Aschenurnen mit den Beigaben ohne Steinkiste in der Erde bei oder
sparte sogar die Urne, indem man die Reste des Leichenbrandes einfach in
eine kessclförmige Grube schüttete und mit Erde bedeckte (Brandgruben).
Als spater ein lebhafter Handel mit dem römischen Reiche einsetzte, der eine
große Menge von Erzeugnissen der römischen Industrie hierher brachte:
schön geformte Kannen, Schalen, Kessel, Kasse-
rollen, Schöpfkellen und Gläser, ferner Gewand-
nadeln und andere Schmuckstücke aus Bronze,
Silber und Gold, sowie auch römische Münzen,
kehrte man allmählich wieder zu der Sitte der
Leichenbestattung zurück.
Mit dem Untergange des römischen Reiches
hörten die Handelsverbindungen mit dem Süden
auf. Nach der Völkerwanderung finden wir west-
lich von der untern Weichsel slawisch-wendische
Völker, östlich davon die Preußen, während
weiter südlich zu beiden Seiten der Weichsel
Polen wohnten. Der Handel schlug jetzt neue
Wege ein: es entstand ein lebhafter Verkehr
mit den arabischen Ländern im fernen Osten,
wie auch mit den westlich gelegenen Gegenden.
Von Norden aber kamen die Wikinger auf
ihren schnellen Drachen an unsere Küsten und Stromufer.
Dieser letzten Periode der vorgeschichtlichen Zeit gehören auch die zahl-
reichen Burgwälle an, die sich in allen Teilen der Provinz vorfindench.
Welch weiter Weg von der Kultur jener Vorzeit zu dem Leben und
Treiben der Gegenwart! Andere Geschlechter kamen und gingen; auf längst
vergessenen Wohnstätten der alten erhoben sich Siedelungen der neuen, bis
auch sie wieder andern Platz machten. Über den Gräbern der Vorzeit rauscht
nun der Wald oder zieht der Pflug seine Furchen, und keiner weiß von
denen, die da unten schlafen. Paul Paschke.
von der Seite
Silberne Armbrust-Fibel
(Gewandnadel).
Westpreußische Burgwälle.
r*5it der Provinz Westpreußen gibt es in größerer Anzahl höchst inte-
ressante vorgeschichtliche Denkmäler, die Burgwälle.
Die Burgwälle, im Volksmnnde gewöhnlich Schwedenschanzen oder
Schloßberge genannt, sind Befestigungswerke unserer heidnischen Vorfahren,
aus Erde oder Sand aufgeschüttete Wälle, von z. T. großer Mächtigkeit;
daher ihr Name „Burgwälle". Ihre Erbauung fällt in die Zeit von
750—1000 nach Christi Geburt. In dem links von der Weichsel gelegenen
Teil von Westpreußen wohnten damals Slaven, und zwar im Norden #
0 Näheres über die Vorgeschichte Westpreußens ist enthalten in: Paul Paschke, Die
vorgeschichtlichen Tafeln für Westprcnßen. Danzig, A. W. Kafemann.
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
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