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1. Geschichte - S. 19

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
19 ward es auch unter dem Kessel lebendig: die Salpetersteine zerschmolzen, vermischten sich mit der Asche und dem Sande, und als das Feuer ausgebrannt war, verhärtete sich der Brei zu einer schönen, blanken, durchsichtigen Masse und wurde — Glas. Ein anderes mal weidete ein phönizischer Hirt seine Heerde nicht weit vom Meeresstrande. Sein Hund schnobert überall umher und kommt endlich zurück mit blutendem Maule. Der Hirt will den Schaden besehen, wischt die Schnauze des Hundes mit einer Flocke Wolle, aber siehe da! es ist kein Blut, sondern ein Saft, und nach einigem Suchen findet der Hirt eine zerbissene Schnecke. Eine schönere Farbe hatte der Hirt nie gesehen; er macht die Sache bekannt, man versucht es, Zeuge mit diesem Safte zu färben, was vortrefflich gelingt. Diese Purpurkleider wurden im Alterthum so kostbar geachtet, daß nur Könige und sonst sehr reiche Leute dergleichen tragen konnten. Der reiche Prasser im Evangelium z. B. kleidete sich in Purpur. Das Glas hatte bei den Phöniziern weniger Nutzen als bei uns; sie brauchten es nur als Münze und Putzwerk. Trinkgefäße verfertigten die Alten überhaupt aus Thon, Holz, Blech, Gold oder Silber; Fensterscheiben hat man in dem warmen Morgenlande nicht nothwendig; man schloß die Oeffnnngen höchstens durch Vorhänge, und statt der Spiegel, die erst später vorkamen, waren polierte Metallplatten im Gebrauch. Noch wichtiger ist für uns die Buchstabenschrift, deren Erfindung ebenfalls den Phöniziern zugeschrieben wird. Die Phönizier hatten nur 16 Buchstaben und schrieben von der Rechten zur Liuken, und alle, die von ihnen schreiben lernten, folgten ihrem Beispiele, z. B. die Israeliten, Chaldäer, Araber. Die Griechen schrieben nachher die erste Zeile nach der Rechten, die zweite nach der Linken, die dritte wieder nach der Rechten und so abwechselnd, ohne abzusetzen. Dies nannte man Bnstrophedon, Ochsenwendung, weil die Ochsen beim Pflügen so gehen. Noch später schrieben die Griechen bloß nach der Rechten hin. Man schrieb auf gepreßte Palmblätter, auf feine Lindenrinden, auf Leinwand, auf ägyptischen Papyrus, auf Thierhäute, die nirgends so trefflich zubereitet wurden wie in Perga-mns, und daher Pergament hießen. Man hatte schwarze

2. Geschichte - S. 99

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
99 Pferden über Deutschland, das, zumal da gerade ein Kind auf dem Throne saß, zu unmächtig zum Widerstände war. Wo sie immer hinkamen, wurden die unerhörtesten Grausamkeiten verübt, alles Tragbare als Beute fortgenommen und viele tausend Männer, Weiber und Kinder an den Haaren zusammengebunden und in die Knechtschaft der Barbaren fortgeführt. Da wurde endlich ein thatkräftiger, dabei weiser und gerechter Mann, Heinrich, Herzog der Sachsen, zum Könige der Deutschen erwählt (reg. 919—936). Um sich der gefürchteten Ungarn zu entledigen, wandte er einen neunjährigen Waffenstillstand, den er erkaufte, dazu an, seine Deutschen in der Kampfweise der Feinde einzuüben, lehrte sie in geschlossenen Reihen fechten, schnelle Schwenkungen machen rc. Feruer liest er, da es damals in Deutschland uoch au großen Festungen fehlte und die Städte noch nicht mit Mauern und Wällen umgeben waren, alte Städte befestigen und mehrere Burgen bauen. Der neunte Mann vom Lande mußte iu die Stadt ziehen und die übrigen acht für ihn das Feld mitbauen. Auch der dritte Theil des Getreides wurde in die festen Plätze König Heinrich I. 5*

3. Heimatkundliches Lesebuch - S. 243

1912 - Danzig : Kasemann
243 (hl lifo..'3 j Hl 9 l«il Kirche zu Rumian (Kreis Löbau), Schurzholzbau vou 1714. Farbiger Schmuck war in alter Zeit oft vorhanden, aber sehr wenig ist davon geblieben. Das schönste Beispiel für eine Gewölbemalerei des 14. Jahrhunderts birgt die jüngst instandgesetzte Kirche zu Dörbeck. Aber auch die späteren Jahrhunderte waren farbenfreudig und, wo irgend die Mittel ausreichten, schmückte man die Decke mit einem reichen Teppich figürlicher oder ornamentaler Malerei, so in Lemberg (Kr. Strasburg), Gnrske (Kr. Thorn), in Gnojau und Gr. Montau (Kr. Marienburg) und in vielen evangelischen Kirchen des Marienburger, Elbinger und Danziger Werders. Die Ausstattung mit Altären, Kanzeln, Beichtstühlen, Orgelprospekten und Kirchenbünken ist verschieden, je nachdem wir uns im wohlhabenden Werder oder in den wenig ertragreichen Gebieten des pvmmerellischen Land- rückens befinden; aber immer war die Gemeinde bestrebt, mit Liebe das Beste für das Gotteshaus zu beschaffen und hat damit denn auch Hervorragendes erreicht. Die Altäre sind wohl ausnahmslos von städtischen Tischlern und Schnitzern bezogen, die Gestühle und die Anstriche aber öfter von dörflichen Handwerkern hergestellt, wirkliche Erzeugnisse der Volkskunst. Holzkirchen, wie die katholischen zu Rosenthal und Zwiniarz (Kr. Löbau) oder Lesno (Kr. Konitz) können in dieser Hinsicht als Meisterwerke gelten. Ebenso interessant, wenn auch auf anderem geistigen Boden erwachsen, sind die Niederungskirchen zu Schönbaum (1644), Steegen, Tiegenort, Katznase (1706) u. a. m. Hier fallen besonders, als Eigenart lutherischer Kirchen-Verfafiung,

4. Heimatkundliches Lesebuch - S. 386

1912 - Danzig : Kasemann
386 (an anderen Stellen der Provinz — Dirschau, Konitz — sind sie spurlos verschwunden). Hier sei gleich einer andern Abart der preußischen Burgen gedacht, der Bischofsburgen, welche Bischof oder Kapitel in den ihnen vom Orden abge- tretenen Landesteilen errichteten. Im Culmerland waren es die verschwun- denen Burgen zu Culmsee, Löbau, Kauernik. In Pomesanien: Marien- werder, Schönberg, Riesenburg, die ganz oder teilweis noch stehen. In Ostpreußen gehören Allenstein und Heilsberg in diese Gattung. Sie wurden sortisikatorisch und wirtschaftlich nach gleichen Grundsätzen wie die Ordens- burgen gebaut, weichen aber in der innern Gliederung völlig von ihnen ab. Die rechte, echte Ordensburg ist also in der Komturei zu erblicken, wie sie im ersten frischen Schaffen des Ordens, in der Zeit der spannenden Kämpfe und des dem siegreichen Ausgang folgenden Aufschwunges sich als Muster herausbildete. Grade in Westpreußen finden sich vorwiegend die Reste dieser wertvollen Anlagen vor. (Z. B. Steinbrecht, Preußen zur Zeit der Landmeister, Berlin 1888.) Will man diese Komtureiburgen verstehen, so muß man auf die bahnbrechenden Klostersiedelungen der Zisterzienser zurückgehen, wie wir sie in Oliva und Pelplin haben. Beide, Kloster wie Ordensburg, bestehen in einer um einen Kreuzhof gruppierten Klausuranlage für die Ordensbrüder, mit der Kirche als vornehmstem Ordensraum, aus den Nebenanlagen für Wohlfahrt und Gastzwecke, aus den Wirtschaftshöfen mit den Viehställen, Speichern und Wohnungen und endlich aus dem fließenden Wasser mit Teichen und Mühlen. Aber während beim Kloster dieses alles in einem lieblichen Tale friedlich und malerisch weit aus- gebreitet liegt, selbst die Klausur in behaglicher Breite sich an eine hoch und weit gegliederte Kirche anschmiegt, ist dagegen die Ordenskomturei durch militärische Rücksichten auf die beherrschende annäherungsschwierige Höhen- lage angewiesen. Die Wirtschaftshöfe und ihre Gebäude, von Gräben und Mauern zusammengefaßt, drängen sich um die Herrenklausur, das Konvents- Haus, welches als enges, hohes Gebäudeviereck, kastellartig — statt des fried- lichen Glockenturms wohl mit einem drohenden Wehrturm überhöht — emporragt. In diesen Konventshäusern der Komturei gipfelt die Baukunst des Ordens. Haben wir Vorburgen, Gräben und Zwinger mit all ihren Wehr- einrichtungen durchschritten, so umfängt uns innen ein klosterartiger Hof von mäßiger Weite und desto ausfälliger Höhe; denn Platzbeschränkung und Höhengewinnung sind Forderungen der Verteidigung. Wo wir solche Höfe noch haben — in Marienburg und Heilsberg — da sind sie von bestricken- dem Reiz, als hätte die Baukunst sich hier ein besonderes Plätzchen ersehen. Die Umgänge sind mehrgeschossig. Wie Flure vermitteln sie den Verkehr zu den Schloßrüumen: zu den unterirdischen, bisweilen zweigeschossigen Vor- ratskellern; zu den Hofräumen — welche aus der wärmespendenden Kvn- ventsküche und dem Melzhaus, aus den Vorratsräumen und den Wachstuben bestehen —; zu den bevorzugteren Diensträumen endlich des Haupt- und Herrengeschosses, nämlich der Kirche, dem Kapitelsaal, dem Konventsremter, dem Dormitorium, der Herrenstube und der Komturs-Wohnung. Die Mauer- krone, unter Dach, ist ringsum durchbrochen durch Wehrgangsöffnungen, und über das steile Dach hinaus streben Ecktürme auf, deren einer bisweilen durch besondere Höhe und Stärke ausgezeichnet ist.

5. Heimatkundliches Lesebuch - S. 387

1912 - Danzig : Kasemann
— 387 - Marienwerder. Zweckdienlich und schön ist jeder Raum gestaltet, und zwanglos kommt seine Bedeutung nach außen zum Ausdruck. Dennoch ist alles, wie des Ordens Glieder selbst, streng geeint in eine große gesetzmäßige Erscheinung: jenes Banviereck, welches wie eine Bergschroffe weithin die Landschaft be- herrscht. Gespannt von dieser Eigenart hat man darin wohl den Geist wuchtiger, straffer friederizianischer Staatskunst verkörpert sehen wollen, Welcher den Orden und seine Meister in der Schule des großen Hohen- staufen erfaßte. Solch hohes Komturschloß, mit mehrfachen Terrassen, Mauern und Gräben umgeben und mit den erdenklichsten Mitteln gesichert, war füglich uneinnehmbar. Die Festigkeit gelang aber nur dadurch, daß außer Besatzung und Vorräten aller Wirtschaftsballast daraus ferngehalten und in Vorburgen abgeschoben war. Das aber waren Dinge von beträchtlichem Umfang; denn eine Ordenskomturei war darauf angewiesen, den Unterhalt aus eigenem Natural- und Handelsbetrieb zu beschaffen: die Erzeugnisse aus Feld und Wald, Rosse und Schlachtvieh, die Barmittel für Beschaffung der Bauten, für Haus- und Küchengerät. Dazu gehörten Stallungen, Speicher, Scheunen, Werkstätten, Mühlbetrieb und Wohnungen für Gesinde, Handwerker und Amtleute aller Art. Die Vorburgen dehnten sich deshalb gewaltig aus, waren oft zwei- oder dreigestaltig und selbständig befestigt, immer aber von

6. Heimatkundliches Lesebuch - S. 341

1912 - Danzig : Kasemann
341 (Pommerellen) Wenden, tut Süden Polen; das rechts von der Weichsel gelegene Gebiet der Provinz hatten, ebenso wie Ostpreußen, die heidnischen Preußen (Pruzzen) inne, ein in Sprache und nach Abstammung den Lithauern verwandtes Volk, das jedoch südlich der Ossa, im Culmer Lande, stark pv- lonisiert und mit Polen gemischt war. Die heidnische Bevölkerung Westpreußens unterhielt außer mit den deutschen Nachbarn in dem oben genannten Zeitraum sehr lebhafte Handels- beziehungen mit den mohamedanifchen Reichen des Orients. Von dort ge- langte viel arabisches Geld (kufische Münzen) ditrch Handelsaustausch hier- her, außerdem lieferten die arabischen Handelsplätze unserm Norden Weine, Früchte, leinene, seidene und baumwollene Stosse, von denen im Laufe der Zeit nichts als die arabischen Namen sich erhalten haben, wie Damast, Atlas, Kattun usw.; wahrscheinlich wurden auch Waffen, Geräte, Schiffstaue, Kauri- muscheln und Glasperlen ausgeführt, ferner zahlreiche Schmucksachen aus Silber, Hals- und Armringe aus mehreren gewundenen Silberdrähten usw., endlich die sogenannten Hakenringe, kleine offene Ringe ans Silber von der Gestalt eines Hakens, deren eines Ende schleifenförmig umgebogen ist. Dafür lieferte unser Norden den Arabern Sklaven, Mammutszähne, Jagdfalken, Vieh, Leder, besonders aber Pelze vom Fuchs, Zobel, Hermelin, Wiesel, Biber, Eichhörnchen und Hasen, Fischleim und Fischzähne, Honig, Wachs, Getreide, Bernstein. Schwerter, Panzer, Pfeile und Pelzmützen; die zahlreichen Geräte aus Eisen, wie Äxte, Messer, Pfeilspitzen, Lanzen usw. wurden wahr- scheinlich hier verfertigt. Es find uns nun aus jener Zeit in Westpreußen auch Überreste von Wohnplätzen erhalten, nämlich Pfahlbauten in einigen Seen, z. B. im Lonkorreker See (Kr. Löbau), im Skarliner See (Kr. Strasburg) usw. Aber auch die Burg wälle, zwar in erster Linie für Verteidigungszwecke bestimmt, find zum Teil auch bewohnt worden. Die Erbanungsart der Burgwälle wurde überall genau der Ört- lichkeit angepaßt, und es lassen sich in dieser Beziehung verschiedene Typen unterscheiden. Als vornehmster Typus sind die Ringwälle zu nennen, die dort an- gelegt wurden, wo ein Schutz auf allen Seiten nötig war, also auf ebenem Gelände oder auf flachen, leicht ersteigbaren Hügeln. Wie die Ringwälle erbaut wurden, darüber gibt einen guten Aufschluß ein Bericht des Ibrahim ibn Jaküb, der im Jahre 973, wahrscheinlich als Arzt, eine Sarazenen- Gesandtschaft an den Kaiser Otto I. nach Merseburg begleitete. Er sagte darin folgendes: „Wenn sie (die Slaven) eine Burg gründen wollen, so suchen sie ein Weideland, welches an Wasser oder Rvhrsümpfen reich ist und stecken dort einen runden oder viereckigen Platz ab, je nach der Gestalt und dem Umfang, welche sie der Burg geben wollen. Dann ziehen sie darum einen Graben und häufen die aufgeworfene Erde auf. Diese Erde wird mit Brettern und Balken so fest gestampft, bis sie die Härte von Pisé (tapia) erhalten hat. Ist dann die Mauer (der Wall) bis zur erforderten Höhe aufgeführt, so wird an der Seite, welche man auswählt, ein Tor abgemessen und von diesem eine hölzerne Brücke über den Graben gebaut." Ju dieser Schilderung ist zunächst bemerkenswert, daß der Wall, rund oder viereckig, in sich geschloffen war. Ferner, die Erde zur Errichtung des

7. Heimatkundliches Lesebuch - S. 361

1912 - Danzig : Kasemann
361 gerade so wie einst auch St. Katharinen in Danzig einen weiten Landsprengel hatte, der westlich bis Lappin an der Radaune ging und im Süden Ohra oder St. Albrecht erreichte. Arbeit genug also fanden die 'Prämonstratenser vor. Sie muß ihnen lieb geworden sein, denn später finden wir sie als Geistliche in neugegründeten Kirchspielen der näheren und weiteren Umgebung Zuckaus angestellt. Zuckau liegt am mittleren Lauf der Radaune, auf dem pommerellischen Höhenrücken, zwei Meilen von Danzig an der alten Straße von Chmielno her. Heute führt die Eisenbahn Danzig-Karthaus nahe vorüber. In wild- schöner Berglandschaft liegt es da, einst noch von großen Wäldern umgeben. Wenige Ruinen und eine alte Kirche bezeichnen nur seinen ehemals be- deutenden Umfang. Was ist alles darüber hingegangen im stürmischen Zeitenlauf, Preußenhorden überfielen und zerstörten es, fromme Nonnen fanden dabei qualvollen Tod. Und doch war es einst die Stätte blühenden Lebens, die zweite Lieblingsstiftung der pommerellischen Herzöge, und von ihnen gleich Oliva mit reichem Landbesitz ausgestattet, bis nach Schwetz hin und zu Schmierau bei Oliva am Meer. Auch hier begrüßen wir einen Mittelpunkt christlicher Gedanken und deutscher Kultur. In der Deutschordenszeit hatten die Nonnenklöster das Vorrecht, nicht der städtischen Obrigkeit, sondern dem Hochmeister als ihrem persönlichen Schutzherrn zu unterstehen. Ihm verdankten die seit 1396 in Danzig an- sässigen Birgittinerinnen den Hinweis auf den Jugendunterricht. Seit 14 >6 widmen sie sich ihm. Hernach in bewegter Zeit versagt ihnen darum der dankbare Rat auch nicht seinen Schutz. — Viel früher waren die Zuckauer Prämonstratenserinnen in dieser Weise auf ihren Außenstationen tätig, die bis in die Landeshauptstadt hineinreichen; und die Ordensverwaltung als die anerkannte Kulturmacht der Zeit hat sie darin treu unterstützt auch gegen Chikanen slavischer Nachbaren. Fast allzuschnell, möchte man sagen, ging die Blüte der beiden Orden vorüber. Wo sie festen Fuß gefaßt hatten, arbeiteten sie emsig weiter. In die naturgemäß noch großen Lücken, die vorerst geblieben waren, schoben sich andere neue Orden ein. Diese gehören der Regel des Dominikus und Franziskus an. Bereits um das Jahr 1227 ziehen Dominikaner in Danzig ein. Auf dem freien Felde südlich der Altstadt neben einer bereits vor- handenen St. Nikolaus-Kapelle an der Brücke des uralten Kaschubischen Weges über die Scheddeliez finden sie den Bauplatz für ihr Kloster, das nach jenem alten Gotteshaus genannt wird. Wie die Urkunde aus jener Zeit besagt, kommen sie nicht nur als kirchliche Erzieher der anwachsenden Stadtbevölkerung, sondern mit der Absicht, Mission zu treiben. Da muß hauptsächlich an die Preußen gedacht werden. Und dieser Mönche bediente sich in der Tat der Deutschorden bald hernach vornehmlich, wenn er hinter die Schlachtreihen auch Missionare stellte. Frühe haben sie sich in der neu gegründeten Stadt Elbing angebaut, 1290 dann auch in Dirschau usw. In Krakau hatte schon 1223 Bischof Jwo das erste Dominikanerkloster der Ostmark gegründet und einen Schüler des Dominikus, seinen Neffen Hyacinth, als Prior eingesetzt. Dieser kam auf Betrieb des kujavischen Bischofs Michael nach Danzig und setzte hier Bruder Benediktus zum Leiter der Angelegenheit ein. Herzog Swantopolk war dem Unternehmen günstig, und bald blühte die klösterliche Niederlassung, die erste innerhalb der längst

8. Heimatkundliches Lesebuch - S. 364

1912 - Danzig : Kasemann
364 Günstlinge ausgeteilt haben. Man möchte beinahe glauben, daß ihnen ur- sprünglich fast das ganze Land allein gehört habe. In der Gegend von Bereut werden die Dörfer von zwei Bezirken namentlich aufgeführt, und diese 40 Dörfer gehören sämtlich als Privateigentum dem Herzog, so daß dazwischen durchaus kein Platz für einen Erbsitz des Adels • übrig bleibt. Ähnlich ist es in anderen Bezirken. Daß es bei den vielen bewohnten Ortschaften auch an feststehenden Straßen zwischen ihnen nicht gemangelt haben wird, kann man sich denken; auch fehlt es in der Tat nicht an urkundlichen Anführungen öffentlicher Landstraßen, die als via regia, magna, publica bezeichnet werden. Die Straße Von Neuenburg über Stargard nach Danzig heißt schon 1198 „Kauf- mannsstraße" (via mercatorum), unzweifelhaft eine große und sehr alte Handelsstraße, die von der Küste nach Polen führte. Die oft angeführte Verpflichtung der Einwohner zum Brückenbau läßt darauf schließen, daß die Brücken nicht selten gewesen sind; mehrere werden genannt, eine steinerne sogar bei Chmielno über den Abfluß des Radaunesees zuerst 1245. Mühlen, zum Mahlen des Getreides, sind wohlbekannt, Wassermühlen kommen schon 1178 vor, eine Windmühle wird einmal genannt. Es ist ein Irrtum, wenn man meint, daß erst der Deutsche Ritterorden Deutsche nach Pvmmerellen gezogen habe. Das taten schon in hohem Maße die wendischen Fürsten, und es ergibt sich daraus, wie alt die Ansprüche bereits sind, die die Deutschen auf das Land erheben dürfen. Veranlassung zur Begünstigung des deutschen Bauern bildete der klingende Gewinn, den die Fürsten und die großen Grundbesitzer aus der Ansiedlung deutscher Kolonisten nach deutschen Rechten erhielten. Weil der pommersche (und pol- nische) Bauer kein Eigentumsrecht an dem von ihm bearbeiteten Lande besaß, hatte er auch kein Interesse an dem größeren oder geringeren Ertrage, den er doch seinem Herrn geben mußte. Der deutsche Bauer dagegen verlangte erbliches Landeigentum, von dem er eine festbestimmte mäßige Abgabe an Geld und Erzeugnisse zu zahlen bereit war; auch eine begrenzte Anzahl von Diensten übernahm er, niemals aber ließ er sich die zahllosen und unge- messenen Lasten des polnischen Rechtes auferlegen. Sollten daher deutsche Bauern sich auf slavischem Boden ansässig machen, so mußten ihre Grund- stücke und sie selbst zunächst von dem Joche der Dienstbarkeit befreit werden, was ihnen stets urkundlich zugesichert wird. Wie überall sind es auch hier die Klöster, die in dieser Hinsicht vorangehen und stets darauf bedacht sind, den von den Herzogen geschenkt erhaltenen Grundbesitz zuerst von diesen Lasten befreien zu lassen. Vielfach wird in den Verleihungsnrkunden aus- drücklich die Berechtigung zur Ansiedlung von Leuten fremder Herkunft oder ganz bestimmt von Deutschen ausgesprochen, waren ja die Mönche in Oliva, Pogulken und Pelplin selbst Deutsche, und ist doch der deutsche Einfluß in diesen Klöstern maßgebend geblieben bis weit in die polnische Zeit hinein. Swantopolk gab solche Befreiungen dem Kloster Oliva 1220 und 1224, dem Kloster Znckau 1224, 1239, 1259, 1260; Sambvr dem Kloster Oliva 1224 für die Dörfer Rathstube und Raikau, 1229 für das Gebiet Mewe, dem Kloster Znckau 1240 für das Dorf Vadino, 1241 dem Bischof von Kujavien für die 18 Dörfer der Kastellanei Gvrrenschin, 1247 für das Dorf Lipschin zur Besetzung mit Deutschen, 1255 für Pollenschin mit dem Rechte, Deutsche anzusiedeln, 1258 dem Kloster

9. Heimatkundliches Lesebuch - S. 96

1912 - Danzig : Kasemann
96 Schloßberg bei dem Dorfe Wordel. Bei Machlin besaßen die Johanniter eine Johannisburg am See und bei dem Dorfe Schrotz, in spätpolnischer Zeit Starostensitz, hat es- ein „Castrum" gegeben, dessen Lage sich aber nicht mehr bestimmen läßt. Heute stehen noch burgähnliche Schlösser in Tiitz, Klausdors und Märk.-Friedland. Das erstere, ehemals der vornehmste Sitz der Wedells, hat in seinen ältesten Teilen aber nur einzelne Reste aus dem 16. Jahrhundert, die beiden andern sind erst im 17. und 18. Jahrhundert erbaut, jedoch standen an ihrer Stelle einst ältere Burgen. Die evangelischen Kirchen sind meistens in neuerer Zeit erbaut, und auch die katholischen Gotteshäuser haben kein hohes Alter. Bon den Mönchsorden hat sich keiner im Gebiete des Kreises niedergelassen, so daß auch Klöster fehlen, nur die Jesuiten gründeten zu Anfang des 17. Jahr- hunderts in Dt. Krone ein Kollegium und errichteten daselbst eine Schule (1665), die nach Aufhebung des Jesuitenordens 1781 in ein Königliches Gymnasium umgewandelt wurde, das noch heute im Volksmunde „Kloster" heißt. Die Besiedelung durch Leute aus verschiedenen Gegenden des Vater- landes hat die Folge gehabt, daß ein einheitliches Plattdeutsch, wie in Pommern, Mecklenburg und im Werder, in dem kleinen, in sich ab- geschlossenen Bezirk nicht herrscht, sondern es hat fast jedes Dorf eine andere Aussprache und gewisse Spracheigentümlichkeiten. Paul Gehrke. Drei Tage in der Tucheler Heide. i§in sonniger Sommerinoxgen! Die Eisenbahn führt uns „schnellen Flugs" durch den Norden des Kreises Pr. Stargard mit seiner landschaft- lichen Schönheit, den vielgestaltigen Schluchten, den blumigen Tälern und den freundlichen Mischwäldern. Liebliche Bilder, die inniges Entzücken und tiefe Begeisterung in unserer Brust auslösen! . . . Plötzlich — zwischen den Stationen Hochstüblau und Frankenfelde — nimmt die Landschaft einen anderen Charakter an. Der Zauber des baltischen Landrückens verschwindet, und vor unseren Blicken dehnt sich eine weite, mit Föhren besetzte Hochebene. Eine beklemmende Einförmigkeit! Nur hin und wieder leuchtet die weiße Rinde der Birken zwischen den rissigen Kiefernstämmen hervor; nur hin und wieder finden sich stillträumende Erlenhorste in zerstreuten Waldmooren und unterbrechen das Einerlei des Vegetationsbildes. „Die Tucheler Heide!" ruft einer unserer Reisegenossen. — Die Tucheler Heide, das Ziel unserer Fahrt! In Czersk, einem lebhaften Marktflecken, der durch seine Holzindustrie weit über die Provinz hinaus bekannt ist, verlassen wir den Eisenbahnzug Über den Bahndamm hinweg führt uns der Weg zum Heidewalde. Der schattenlose Wald, die Kiefernheide umfängt uns. Auf weite Strecken vermissen wir jedes Unterholz; an anderen Stellen tritt uns der immergrüne und formenreiche Wacholder zuweilen in stattlichen Exemplaren entgegen. Der Waldboden ist vielfach mit einigen in dichten Teppichen auftretenden Moos-

10. Heimatkundliches Lesebuch - S. 171

1912 - Danzig : Kasemann
171 hat man in der letzten Zeit damit angefangen, Weidenkulturen dort anzu- legen, wo der Boden bisher eine einträglichere Ausnutzung nicht bot. Auf den vielen großen, im Privatbesitz befindlichen Gütern und den 30 König- lichen Domänen des Culmerlandes werden besonders Remonten gezogen. Im Mittelpunkt der Pferdezucht, der Stadt Briefen, findet alljährlich ein Lnxuspferdemarkt statt, der stets gut beschickt wird. Das Culmerland ist einer der bevölkertsten Landstriche Westpreußens. Die Städte Graudenz, Thvrn und Culm und die Weichfelniederung werden vorzugsweise von Deutschen, die kleineren Städte ltnb das Höhenland von Polen bewohnt. Doch findet man heute noch alte, reindeutsche Dörfer, die an reinpolnische angrenzen. Die Bewohner dieser deutschen Dörfer sind die Nachkommen der Sachsen aus der Nähe von Magdeburg, der Württemberger und Braunschweiger, die dem Ruse des Hochmeisters Hermann von Salza folgten und sich in der Thorner und Culmer Niederung und in der Um- gebung von Graudenz seßhaft machten. Deren Nachkommen lassen durch ihre Namen, durch die Jahrhunderte hindurch vererbten Feste, Sitten und Bräuche noch ihre ursprüngliche Heimat erraten. Auch Friedrich der Große siedelte hier Deutsche an, „um die Anzahl guter Bürger zu vermehren". Die größte Kolonisation des Culmerlandes setzte nach der Errichtung der Königlichen Ansiedlungskommission für Westpreußen und Posen 1886 ein. Um das Deutschtum zu stärken, sind seit dieser Zeit bis heute in diesem gefährdeten Landstrich 86 Rittergüter und Güter angekauft, aufgeteilt und an Rückwanderer aus Rußland und Deutsche aus allen Gauen unseres Vaterlandes vergeben worden. Fiir diese Ansiedler sind von der Ansiedlungs- kommission 7 Kirchen, 6 Kapellen und eine stattliche Zahl von Schulen gebaut. An der Nordgrenze des Culmerlandes: Gardengatal bei Burg Roggenhansen.
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