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zösischen Heere zu widerstehen, zu dessen Vertilgung er jedoch andere Anstalten gemacht hatte.
Ungehindert konnte Napoleon seinen Einzug halten, die Thore waren unverschlossen, kein Schuß von den Mauern geschah auf seine Leute, nirgends lauschte ein Feind. Aber zu seinem nicht geringen Befremden drängte sich auch nicht, wie in andern eroberten Städten, die neugierige Menge heran, ihn zu sehen und anzustaunen. Dumpfe Stille herrschte in allen Straßen wie auf einem Todtenacker unter Gräbern. Fast alle Einwohner waren mit ihrer besten Habe entflohen, und die noch übrigen hielten sich in dem Innern ihrer Häuser verborgen. Diese gänzliche Verödung der großen Stadt wollte den Franzosen nicht gefallen. Sie schien ihnen an sich schon sehr bedenklich, und dann merkten sie wohl, daß ihnen in den menschenleeren Häusern gar manches an ihrer Bequemlichkeit abgehen und die Küche _ schlecht bestellt sein würde. Doch trösteten sie sich mit der Aussicht auf eine unermeßliche Beute. Bald wurde ihnen auch dieser Trost geraubt. Auf einmal nämlich stieg an mehr als hundert Orten zugleich Feuer auf, Rauchwolken wirbelten in die Luft; bei einem heftigen Winde, der sich erhoben hatte, verbreitete sich der Brand wie ein Feuermeer über die ganze Stadt und wüthete mehrere Tage lang fort. Bald war das prächtige Moskau nichts weiter als ein Schutthaufen. Nichts blieb verschont als der Kreml oder das kaiserliche Residenzschloß, welches nebst den dazu gehörigen Gebäuden mit einer dreifachen Mauer und einem tiefen Graben umgeben war. Hier hatte Napoleon mit den vornehmsten Offizieren sein Quartier aufgeschlagen, indeß von seiner Mannschaft vor der Stadt ein Lager bezogen worden war.
Durch die Einäscherung Moskaus war Napoleons ganzer Plau verrückt worden. Von Feinden umgeben, ohne Lebensmittel, ohne Kleidung und Obdach für sein Heer, konnte er hier nicht überwintern. Die kleinsten wie die größten Bedürfnisse mußten erst erkämpft werden. Die Russen wagten sich immer näher. So oft ein Trupp französischer Reiter nach Lebensmitteln auszog, waren ihm dre Kosaken auf dem Nacken. Noch furchtbarer als die Feinde uäherte sich die schlimme Jahreszeit. Schon war die Hälfte des Oktobermonats verstrichen und Napoleon saß noch immer in seinem Kreml, unschlüssig, was er be-
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Napoleons Napoleon
und rothe Dinte, Vornehme schrieben auch mit Purpur. Die Bücher waren Rollen, wie bei uns ein Stück Tuch. Doch war das Schreiben anfangs nur das Geschäft der Beamten und Priester; Briefe von Privatpersonen kommen erst viel später vor.
Durch manche nächtliche Seefahrt wurden die Phönizier auch auf die Beobachtung des gestirnten Himmels geleitet. Sie merkten sich bald einzelne Sterne und Stern-gruppen, und gaben ihnen Namen, die sich zum Theile bis
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ward es auch unter dem Kessel lebendig: die Salpetersteine zerschmolzen, vermischten sich mit der Asche und dem Sande, und als das Feuer ausgebrannt war, verhärtete sich der Brei zu einer schönen, blanken, durchsichtigen Masse und wurde — Glas.
Ein anderes mal weidete ein phönizischer Hirt seine Heerde nicht weit vom Meeresstrande. Sein Hund schnobert überall umher und kommt endlich zurück mit blutendem Maule. Der Hirt will den Schaden besehen, wischt die Schnauze des Hundes mit einer Flocke Wolle, aber siehe da! es ist kein Blut, sondern ein Saft, und nach einigem Suchen findet der Hirt eine zerbissene Schnecke. Eine schönere Farbe hatte der Hirt nie gesehen; er macht die Sache bekannt, man versucht es, Zeuge mit diesem Safte zu färben, was vortrefflich gelingt. Diese Purpurkleider wurden im Alterthum so kostbar geachtet, daß nur Könige und sonst sehr reiche Leute dergleichen tragen konnten. Der reiche Prasser im Evangelium z. B. kleidete sich in Purpur.
Das Glas hatte bei den Phöniziern weniger Nutzen als bei uns; sie brauchten es nur als Münze und Putzwerk. Trinkgefäße verfertigten die Alten überhaupt aus Thon, Holz, Blech, Gold oder Silber; Fensterscheiben hat man in dem warmen Morgenlande nicht nothwendig; man schloß die Oeffnnngen höchstens durch Vorhänge, und statt der Spiegel, die erst später vorkamen, waren polierte Metallplatten im Gebrauch.
Noch wichtiger ist für uns die Buchstabenschrift, deren Erfindung ebenfalls den Phöniziern zugeschrieben wird. Die Phönizier hatten nur 16 Buchstaben und schrieben von der Rechten zur Liuken, und alle, die von ihnen schreiben lernten, folgten ihrem Beispiele, z. B. die Israeliten, Chaldäer, Araber. Die Griechen schrieben nachher die erste Zeile nach der Rechten, die zweite nach der Linken, die dritte wieder nach der Rechten und so abwechselnd, ohne abzusetzen. Dies nannte man Bnstrophedon, Ochsenwendung, weil die Ochsen beim Pflügen so gehen. Noch später schrieben die Griechen bloß nach der Rechten hin. Man schrieb auf gepreßte Palmblätter, auf feine Lindenrinden, auf Leinwand, auf ägyptischen Papyrus, auf Thierhäute, die nirgends so trefflich zubereitet wurden wie in Perga-mns, und daher Pergament hießen. Man hatte schwarze
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heran, an welchem das entsetzliche Wehe, welches der Heiland unter Thränen vorherverkündet hatte, über Jerusalem hereinbrechen, das Blut des Gottmenschen über die Kinder des verworfenen Israel kommen sollte. ^
Die Juden wurden durch manche Vorzeichen auf das drohende Strafgericht aufmerksam gemacht, nach dem Worte Jesu: „Es werden Zeichen sein." (Luk. 22, 25.) An Ostern wurde auch des Nachts Gottesdienst gehalten. Da geschah es, bevor der jüdische Krieg anfing, daß Nachts um 9 Uhr, als das Volk im Tempel versammelt war, auf einmal eine große, sonderbare Helle, so stark wie die Tageshelle, am Altar und im Tempel eine halbe Stunde lang strahlte. Das Thor zum Vorhof des Tempels war von Erz und so schwer, daß 20 Männer gebraucht werden mußten, die es jeden Abend mit Mühe verschloßen; dasselbe wurde dann mit eisenbeschlagenen Balken verwahrt. Dieses Thor ging mitten in der Nacht im Angesichte der Tempelwache von selbst auf. In der Nacht vor dem Pfingstfest hörten die Priester im Tempel ein Rauschen und Getös und dann viele Stimmen rufen: „Lasset uns von dannen ziehen!" Am Himmel aber sah man einmal vor Sonnenuntergang Erscheinungen wie große Kriegs-schaaren mit einander streiten und einen brennenden Tempel.
Bald darauf fingen die Juden einen Aufruhr und Krieg gegen die Römer an. Weil sie das schon öfters zuvor gethan hatten, so ward der Sohn des Kaisers, Titus, als Feldherr gegen sie gesandt, um diesmal mit der größten Strenge wider sie zu verfahren. Es war im Februar des Jahres 70 n. Ehr., als Titus mit einem auserlesenen Heere bis auf geringe Entfernung vor Jerusalem heranrückte. Dieses hatte von Natur eiue sehr vor-theilhafte Lage, da es auf Bergen an gähen Abgründen erbaut war, und durch Kunst war es zu einer der festesten Städte des Alterthums gemacht worden; starke Mauern und feste Thürme sicherten die Stadt gegen Bestürmung.
Unter den Thürmen zeichneten sich vier durch ihre Pracht und Größe besonders aus; jeder von ihnen war ein Palast und ein Bollwerk. Alle Pracht und Größe der Gebäude aber, mit welchen Jerusalem geschmückt war, schwand dahin vor der Herrlichkeit des Tempels, der hoch
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Extrahierte Personennamen: Titus
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalem Israel Titus Jerusalem
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Meer. Bei Tage biente ihnen der Stand bei* Sonne, bei Nacht der gestirnte Himmel znm Wegweiser. Sie fuhren selbst bis nach Spanien, ans welchem sie sich viele theils kostbare, theils nützliche Metalle holten; denn Spanien war das Silber- und Goldland der alten Welt. Sogar bis nach England und Preußen sollen die Phönizier gekommen sein; aus jenem holten sie Zinn, aus diesem Bernstein, der in der alten Welt fast mehr galt als Gold.
Phönizifches Handelsschiff.
Außer der Vervollkommnung der Schifffahrt kamen den Phöniziern noch zwei merkwürdige Erfindungen wohl zu statten. Einmal, heißt es, stiegen phönizische Schiffer an der Küste aus, um sich ein Essen zu kochen. Ihr Feuerherd war ein Plätzchen am Ufer, wo schöner, reiner Kieselsand lag, und einige Salpetersteiue, die gerade in der Nähe waren, bienten ihnen zur Unterlage. Sie setzten ihren Kessel barauf und machten Feuer barunter. Aber o Wunber! so wie die Speise im Kessel anfing zu kochen,
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Pferden über Deutschland, das, zumal da gerade ein Kind auf dem Throne saß, zu unmächtig zum Widerstände war. Wo sie immer hinkamen, wurden die unerhörtesten Grausamkeiten verübt, alles Tragbare als Beute fortgenommen und viele tausend Männer, Weiber und Kinder an den Haaren zusammengebunden und in die Knechtschaft der Barbaren fortgeführt.
Da wurde endlich ein thatkräftiger, dabei weiser und gerechter Mann, Heinrich, Herzog der Sachsen, zum Könige der Deutschen erwählt (reg. 919—936). Um sich der gefürchteten Ungarn zu entledigen, wandte er einen neunjährigen Waffenstillstand, den er erkaufte, dazu an, seine Deutschen in der Kampfweise der Feinde einzuüben, lehrte sie in geschlossenen Reihen fechten, schnelle Schwenkungen machen rc. Feruer liest er, da es damals in Deutschland uoch au großen Festungen fehlte und die Städte noch nicht mit Mauern und Wällen umgeben waren, alte Städte befestigen und mehrere Burgen bauen. Der neunte Mann vom Lande mußte iu die Stadt ziehen und die übrigen acht für ihn das Feld mitbauen. Auch der dritte Theil des Getreides wurde in die festen Plätze
König Heinrich I.
5*
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrich_I.
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Sachsen Deutschland
V
— 241 —
gaben erwuchsen dem Kirchenbau durch die Begründung der Evangelischen
Kirche Augsburgischen Bekenntnisses; ihre Gotteshäuser, aus der Zeit von
etwa 1650 bis 1720, haben den reichsten Schmuck kunstvoller Fachwerks-
verbünde.
Ein Gegenstück hierzu sind die ganz aus Holzbohlen errichteten Kirchen,
aus sogenanntem Schurzwerk, die billigste Bauweise, aber für arme Wald-
gebiete die naturgemäße; sie zeitigt uns bodenständige Schöpfungen, deren
eigener Stil von allen anderen
Dorfkirchen stark abweicht. Was
man hier sieht, ist wirklich Volks-
kunst, und für die heimische
Kulturgeschichte steckt in diesen
Aschenbrödeln der Neuzeit ein
überreiches Quellenmaterial.
Für den Wanderer sind
schon von fernher die Kirch-
türme das Merkmal des Dorfes,
der Wegweiser zum Ziele, so,
wie sie für die Gemeinde ein
Wegweiser zur himmlischen Hei-
mat sein sollen. Von hier ertönt
der Glockenklang, der das Gemüt
so wunderbar ergreift und in
tausend Volkssagen gefeiert wird.
Drum gilt der Turm als Wahr-
zeichen, das man ungern ent-
behrte. Es war schon vorhin
der massiven Turmbauten der
Strasburger Gegend und Po-
mesaniens gedacht. Oft aber
fehlt das Geld zum Massivbau,
und ein Holzgerüst ist wegen
seiner Elastizität für die Stand-
sicherheit, wie für die Reinheit
des Klanges vorzuziehen: so
kamen die alten Baumeister von
selbst zu dem hölzernen Glocken-
turm auf niedrigem, massivem Unterbau; eine zierlich vorgekragte Glocken-
laube und ein hoher Helm krönen den Aufbau: wieder mit billigen Mitteln
etwas Schönes und Sachgemäßes!
Auch in Schlesien, Pommern und Mecklenburg ist diese Bauart nicht
fremd, aber es scheint doch, als ob sie im Ordenslande, in Ost- und West-
preußen, am häufigsten war und hier am schönsten ausgebildet wurde.
Gr. Montau, Kunzendorf, Fischau im Marienburger-, Stüblau und
Trutenau im Danziger Werder, oder Lesno in der Kassubei seien als Haupt-
beispiele genannt.
Kleiner, zierlicher, aber doch voller Anmut sind die mit wälschen Hauben
gedeckten Türmchen der Holzkirchen, die malerisch wirksam aus den Laub-
kronen uralter Kirchenlinden hervorlugen.
Kirche zu Rosenthal, Kreis Löbau, Schurzholzbau
von 1761—63.
16*
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383
Die Burgen des Deutschen Ordens in Preußen.
An kaum zwei Menschenaltern hat der Deutsche Ritterorden Altpreußen
erobert und aus dem wilden Land ein wohlgeordnetes Staatswesen ge-
schaffen. Mit nur 10 Ritterbrüdern begann um 1230 die Unternehmung,
in den schwersten Zeiten des Kampfes mochten 200 nach Preußen beordert
sein, in der Blütezeit haben höchstens 500 den Staatskörper dargestellt. Nicht
die Zahlen gaben den Ausschlag, sondern die Tugenden: Tapferkeit, Weit-
blick, wirtschaftliches Können; diese fordern unsere Bewunderung heraus!
Das wesentlichste Mittel, durch welches die Ritter ihre Erfolge erzielten,
war der Burgenbau, und da uns noch zahlreiche Burgreste verblieben sind,
so können wir daran am handgreiflichsten das Wesen des Ritterordens er-
forschen.
Die Ordensburgen hatten zunächst eine militärische Bedeutung: sie ent-
standen im Zuge des Eroberungskrieges. Wohlvorbedacht wurden sie mit
gelegentlichen Kreuzfahrer-Haufen an geeigneter Stelle durch Erd- und Holz-
werk gegründet und später nach Bedarf und Gelegenheit in Mauerwerk
ausgebaut.
Nessau und Thorn oben an der Weichsel waren die ersten Burgen.
Von hier wurde der Feind aus dem Kulmerland, wo er selbst wohl nur
Eroberer war, hinausgedrängt, und dies den Einfällen offne Hochplateau
förmlich mit Burgen — 20 an der Zahl — gespickt. Bei der weiteren
Eroberung bediente sich der Orden des Wasserwegs: die Weichsel und Nogat
hinab, die Haffküste entlang und wieder die Flußmündungen aufwärts.
Heimatkunde, Ii. Teil. 25
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— 387 -
Marienwerder.
Zweckdienlich und schön ist jeder Raum gestaltet, und zwanglos kommt
seine Bedeutung nach außen zum Ausdruck. Dennoch ist alles, wie des
Ordens Glieder selbst, streng geeint in eine große gesetzmäßige Erscheinung:
jenes Banviereck, welches wie eine Bergschroffe weithin die Landschaft be-
herrscht. Gespannt von dieser Eigenart hat man darin wohl den Geist
wuchtiger, straffer friederizianischer Staatskunst verkörpert sehen wollen,
Welcher den Orden und seine Meister in der Schule des großen Hohen-
staufen erfaßte.
Solch hohes Komturschloß, mit mehrfachen Terrassen, Mauern und
Gräben umgeben und mit den erdenklichsten Mitteln gesichert, war füglich
uneinnehmbar. Die Festigkeit gelang aber nur dadurch, daß außer Besatzung
und Vorräten aller Wirtschaftsballast daraus ferngehalten und in Vorburgen
abgeschoben war. Das aber waren Dinge von beträchtlichem Umfang; denn
eine Ordenskomturei war darauf angewiesen, den Unterhalt aus eigenem
Natural- und Handelsbetrieb zu beschaffen: die Erzeugnisse aus Feld und
Wald, Rosse und Schlachtvieh, die Barmittel für Beschaffung der Bauten,
für Haus- und Küchengerät. Dazu gehörten Stallungen, Speicher, Scheunen,
Werkstätten, Mühlbetrieb und Wohnungen für Gesinde, Handwerker und
Amtleute aller Art. Die Vorburgen dehnten sich deshalb gewaltig aus,
waren oft zwei- oder dreigestaltig und selbständig befestigt, immer aber von
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
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