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ward es auch unter dem Kessel lebendig: die Salpetersteine zerschmolzen, vermischten sich mit der Asche und dem Sande, und als das Feuer ausgebrannt war, verhärtete sich der Brei zu einer schönen, blanken, durchsichtigen Masse und wurde — Glas.
Ein anderes mal weidete ein phönizischer Hirt seine Heerde nicht weit vom Meeresstrande. Sein Hund schnobert überall umher und kommt endlich zurück mit blutendem Maule. Der Hirt will den Schaden besehen, wischt die Schnauze des Hundes mit einer Flocke Wolle, aber siehe da! es ist kein Blut, sondern ein Saft, und nach einigem Suchen findet der Hirt eine zerbissene Schnecke. Eine schönere Farbe hatte der Hirt nie gesehen; er macht die Sache bekannt, man versucht es, Zeuge mit diesem Safte zu färben, was vortrefflich gelingt. Diese Purpurkleider wurden im Alterthum so kostbar geachtet, daß nur Könige und sonst sehr reiche Leute dergleichen tragen konnten. Der reiche Prasser im Evangelium z. B. kleidete sich in Purpur.
Das Glas hatte bei den Phöniziern weniger Nutzen als bei uns; sie brauchten es nur als Münze und Putzwerk. Trinkgefäße verfertigten die Alten überhaupt aus Thon, Holz, Blech, Gold oder Silber; Fensterscheiben hat man in dem warmen Morgenlande nicht nothwendig; man schloß die Oeffnnngen höchstens durch Vorhänge, und statt der Spiegel, die erst später vorkamen, waren polierte Metallplatten im Gebrauch.
Noch wichtiger ist für uns die Buchstabenschrift, deren Erfindung ebenfalls den Phöniziern zugeschrieben wird. Die Phönizier hatten nur 16 Buchstaben und schrieben von der Rechten zur Liuken, und alle, die von ihnen schreiben lernten, folgten ihrem Beispiele, z. B. die Israeliten, Chaldäer, Araber. Die Griechen schrieben nachher die erste Zeile nach der Rechten, die zweite nach der Linken, die dritte wieder nach der Rechten und so abwechselnd, ohne abzusetzen. Dies nannte man Bnstrophedon, Ochsenwendung, weil die Ochsen beim Pflügen so gehen. Noch später schrieben die Griechen bloß nach der Rechten hin. Man schrieb auf gepreßte Palmblätter, auf feine Lindenrinden, auf Leinwand, auf ägyptischen Papyrus, auf Thierhäute, die nirgends so trefflich zubereitet wurden wie in Perga-mns, und daher Pergament hießen. Man hatte schwarze
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Pferden über Deutschland, das, zumal da gerade ein Kind auf dem Throne saß, zu unmächtig zum Widerstände war. Wo sie immer hinkamen, wurden die unerhörtesten Grausamkeiten verübt, alles Tragbare als Beute fortgenommen und viele tausend Männer, Weiber und Kinder an den Haaren zusammengebunden und in die Knechtschaft der Barbaren fortgeführt.
Da wurde endlich ein thatkräftiger, dabei weiser und gerechter Mann, Heinrich, Herzog der Sachsen, zum Könige der Deutschen erwählt (reg. 919—936). Um sich der gefürchteten Ungarn zu entledigen, wandte er einen neunjährigen Waffenstillstand, den er erkaufte, dazu an, seine Deutschen in der Kampfweise der Feinde einzuüben, lehrte sie in geschlossenen Reihen fechten, schnelle Schwenkungen machen rc. Feruer liest er, da es damals in Deutschland uoch au großen Festungen fehlte und die Städte noch nicht mit Mauern und Wällen umgeben waren, alte Städte befestigen und mehrere Burgen bauen. Der neunte Mann vom Lande mußte iu die Stadt ziehen und die übrigen acht für ihn das Feld mitbauen. Auch der dritte Theil des Getreides wurde in die festen Plätze
König Heinrich I.
5*
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrich_I.
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Sachsen Deutschland
383
Die Burgen des Deutschen Ordens in Preußen.
An kaum zwei Menschenaltern hat der Deutsche Ritterorden Altpreußen
erobert und aus dem wilden Land ein wohlgeordnetes Staatswesen ge-
schaffen. Mit nur 10 Ritterbrüdern begann um 1230 die Unternehmung,
in den schwersten Zeiten des Kampfes mochten 200 nach Preußen beordert
sein, in der Blütezeit haben höchstens 500 den Staatskörper dargestellt. Nicht
die Zahlen gaben den Ausschlag, sondern die Tugenden: Tapferkeit, Weit-
blick, wirtschaftliches Können; diese fordern unsere Bewunderung heraus!
Das wesentlichste Mittel, durch welches die Ritter ihre Erfolge erzielten,
war der Burgenbau, und da uns noch zahlreiche Burgreste verblieben sind,
so können wir daran am handgreiflichsten das Wesen des Ritterordens er-
forschen.
Die Ordensburgen hatten zunächst eine militärische Bedeutung: sie ent-
standen im Zuge des Eroberungskrieges. Wohlvorbedacht wurden sie mit
gelegentlichen Kreuzfahrer-Haufen an geeigneter Stelle durch Erd- und Holz-
werk gegründet und später nach Bedarf und Gelegenheit in Mauerwerk
ausgebaut.
Nessau und Thorn oben an der Weichsel waren die ersten Burgen.
Von hier wurde der Feind aus dem Kulmerland, wo er selbst wohl nur
Eroberer war, hinausgedrängt, und dies den Einfällen offne Hochplateau
förmlich mit Burgen — 20 an der Zahl — gespickt. Bei der weiteren
Eroberung bediente sich der Orden des Wasserwegs: die Weichsel und Nogat
hinab, die Haffküste entlang und wieder die Flußmündungen aufwärts.
Heimatkunde, Ii. Teil. 25
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386
(an anderen Stellen der Provinz — Dirschau, Konitz — sind sie spurlos
verschwunden).
Hier sei gleich einer andern Abart der preußischen Burgen gedacht, der
Bischofsburgen, welche Bischof oder Kapitel in den ihnen vom Orden abge-
tretenen Landesteilen errichteten. Im Culmerland waren es die verschwun-
denen Burgen zu Culmsee, Löbau, Kauernik. In Pomesanien: Marien-
werder, Schönberg, Riesenburg, die ganz oder teilweis noch stehen. In
Ostpreußen gehören Allenstein und Heilsberg in diese Gattung. Sie wurden
sortisikatorisch und wirtschaftlich nach gleichen Grundsätzen wie die Ordens-
burgen gebaut, weichen aber in der innern Gliederung völlig von ihnen ab.
Die rechte, echte Ordensburg ist also in der Komturei zu erblicken, wie
sie im ersten frischen Schaffen des Ordens, in der Zeit der spannenden
Kämpfe und des dem siegreichen Ausgang folgenden Aufschwunges sich als
Muster herausbildete. Grade in Westpreußen finden sich vorwiegend die
Reste dieser wertvollen Anlagen vor. (Z. B. Steinbrecht, Preußen zur Zeit
der Landmeister, Berlin 1888.) Will man diese Komtureiburgen verstehen,
so muß man auf die bahnbrechenden Klostersiedelungen der Zisterzienser
zurückgehen, wie wir sie in Oliva und Pelplin haben. Beide, Kloster wie
Ordensburg, bestehen in einer um einen Kreuzhof gruppierten Klausuranlage
für die Ordensbrüder, mit der Kirche als vornehmstem Ordensraum, aus
den Nebenanlagen für Wohlfahrt und Gastzwecke, aus den Wirtschaftshöfen
mit den Viehställen, Speichern und Wohnungen und endlich aus dem
fließenden Wasser mit Teichen und Mühlen. Aber während beim Kloster
dieses alles in einem lieblichen Tale friedlich und malerisch weit aus-
gebreitet liegt, selbst die Klausur in behaglicher Breite sich an eine hoch
und weit gegliederte Kirche anschmiegt, ist dagegen die Ordenskomturei durch
militärische Rücksichten auf die beherrschende annäherungsschwierige Höhen-
lage angewiesen. Die Wirtschaftshöfe und ihre Gebäude, von Gräben und
Mauern zusammengefaßt, drängen sich um die Herrenklausur, das Konvents-
Haus, welches als enges, hohes Gebäudeviereck, kastellartig — statt des fried-
lichen Glockenturms wohl mit einem drohenden Wehrturm überhöht —
emporragt.
In diesen Konventshäusern der Komturei gipfelt die Baukunst des
Ordens. Haben wir Vorburgen, Gräben und Zwinger mit all ihren Wehr-
einrichtungen durchschritten, so umfängt uns innen ein klosterartiger Hof
von mäßiger Weite und desto ausfälliger Höhe; denn Platzbeschränkung und
Höhengewinnung sind Forderungen der Verteidigung. Wo wir solche Höfe
noch haben — in Marienburg und Heilsberg — da sind sie von bestricken-
dem Reiz, als hätte die Baukunst sich hier ein besonderes Plätzchen ersehen.
Die Umgänge sind mehrgeschossig. Wie Flure vermitteln sie den Verkehr
zu den Schloßrüumen: zu den unterirdischen, bisweilen zweigeschossigen Vor-
ratskellern; zu den Hofräumen — welche aus der wärmespendenden Kvn-
ventsküche und dem Melzhaus, aus den Vorratsräumen und den Wachstuben
bestehen —; zu den bevorzugteren Diensträumen endlich des Haupt- und
Herrengeschosses, nämlich der Kirche, dem Kapitelsaal, dem Konventsremter,
dem Dormitorium, der Herrenstube und der Komturs-Wohnung. Die Mauer-
krone, unter Dach, ist ringsum durchbrochen durch Wehrgangsöffnungen, und
über das steile Dach hinaus streben Ecktürme auf, deren einer bisweilen
durch besondere Höhe und Stärke ausgezeichnet ist.
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— 387 -
Marienwerder.
Zweckdienlich und schön ist jeder Raum gestaltet, und zwanglos kommt
seine Bedeutung nach außen zum Ausdruck. Dennoch ist alles, wie des
Ordens Glieder selbst, streng geeint in eine große gesetzmäßige Erscheinung:
jenes Banviereck, welches wie eine Bergschroffe weithin die Landschaft be-
herrscht. Gespannt von dieser Eigenart hat man darin wohl den Geist
wuchtiger, straffer friederizianischer Staatskunst verkörpert sehen wollen,
Welcher den Orden und seine Meister in der Schule des großen Hohen-
staufen erfaßte.
Solch hohes Komturschloß, mit mehrfachen Terrassen, Mauern und
Gräben umgeben und mit den erdenklichsten Mitteln gesichert, war füglich
uneinnehmbar. Die Festigkeit gelang aber nur dadurch, daß außer Besatzung
und Vorräten aller Wirtschaftsballast daraus ferngehalten und in Vorburgen
abgeschoben war. Das aber waren Dinge von beträchtlichem Umfang; denn
eine Ordenskomturei war darauf angewiesen, den Unterhalt aus eigenem
Natural- und Handelsbetrieb zu beschaffen: die Erzeugnisse aus Feld und
Wald, Rosse und Schlachtvieh, die Barmittel für Beschaffung der Bauten,
für Haus- und Küchengerät. Dazu gehörten Stallungen, Speicher, Scheunen,
Werkstätten, Mühlbetrieb und Wohnungen für Gesinde, Handwerker und
Amtleute aller Art. Die Vorburgen dehnten sich deshalb gewaltig aus,
waren oft zwei- oder dreigestaltig und selbständig befestigt, immer aber von
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341
(Pommerellen) Wenden, tut Süden Polen; das rechts von der Weichsel
gelegene Gebiet der Provinz hatten, ebenso wie Ostpreußen, die heidnischen
Preußen (Pruzzen) inne, ein in Sprache und nach Abstammung den Lithauern
verwandtes Volk, das jedoch südlich der Ossa, im Culmer Lande, stark pv-
lonisiert und mit Polen gemischt war.
Die heidnische Bevölkerung Westpreußens unterhielt außer mit den
deutschen Nachbarn in dem oben genannten Zeitraum sehr lebhafte Handels-
beziehungen mit den mohamedanifchen Reichen des Orients. Von dort ge-
langte viel arabisches Geld (kufische Münzen) ditrch Handelsaustausch hier-
her, außerdem lieferten die arabischen Handelsplätze unserm Norden Weine,
Früchte, leinene, seidene und baumwollene Stosse, von denen im Laufe der
Zeit nichts als die arabischen Namen sich erhalten haben, wie Damast, Atlas,
Kattun usw.; wahrscheinlich wurden auch Waffen, Geräte, Schiffstaue, Kauri-
muscheln und Glasperlen ausgeführt, ferner zahlreiche Schmucksachen aus
Silber, Hals- und Armringe aus mehreren gewundenen Silberdrähten usw.,
endlich die sogenannten Hakenringe, kleine offene Ringe ans Silber von der
Gestalt eines Hakens, deren eines Ende schleifenförmig umgebogen ist. Dafür
lieferte unser Norden den Arabern Sklaven, Mammutszähne, Jagdfalken,
Vieh, Leder, besonders aber Pelze vom Fuchs, Zobel, Hermelin, Wiesel,
Biber, Eichhörnchen und Hasen, Fischleim und Fischzähne, Honig, Wachs,
Getreide, Bernstein. Schwerter, Panzer, Pfeile und Pelzmützen; die zahlreichen
Geräte aus Eisen, wie Äxte, Messer, Pfeilspitzen, Lanzen usw. wurden wahr-
scheinlich hier verfertigt.
Es find uns nun aus jener Zeit in Westpreußen auch Überreste von
Wohnplätzen erhalten, nämlich Pfahlbauten in einigen Seen, z. B. im
Lonkorreker See (Kr. Löbau), im Skarliner See (Kr. Strasburg) usw. Aber
auch die Burg wälle, zwar in erster Linie für Verteidigungszwecke bestimmt,
find zum Teil auch bewohnt worden.
Die Erbanungsart der Burgwälle wurde überall genau der Ört-
lichkeit angepaßt, und es lassen sich in dieser Beziehung verschiedene
Typen unterscheiden.
Als vornehmster Typus sind die Ringwälle zu nennen, die dort an-
gelegt wurden, wo ein Schutz auf allen Seiten nötig war, also auf ebenem
Gelände oder auf flachen, leicht ersteigbaren Hügeln. Wie die Ringwälle
erbaut wurden, darüber gibt einen guten Aufschluß ein Bericht des Ibrahim
ibn Jaküb, der im Jahre 973, wahrscheinlich als Arzt, eine Sarazenen-
Gesandtschaft an den Kaiser Otto I. nach Merseburg begleitete. Er sagte
darin folgendes:
„Wenn sie (die Slaven) eine Burg gründen wollen, so suchen sie ein
Weideland, welches an Wasser oder Rvhrsümpfen reich ist und stecken dort
einen runden oder viereckigen Platz ab, je nach der Gestalt und dem Umfang,
welche sie der Burg geben wollen. Dann ziehen sie darum einen Graben
und häufen die aufgeworfene Erde auf. Diese Erde wird mit Brettern und
Balken so fest gestampft, bis sie die Härte von Pisé (tapia) erhalten hat.
Ist dann die Mauer (der Wall) bis zur erforderten Höhe aufgeführt, so
wird an der Seite, welche man auswählt, ein Tor abgemessen und von
diesem eine hölzerne Brücke über den Graben gebaut."
Ju dieser Schilderung ist zunächst bemerkenswert, daß der Wall, rund
oder viereckig, in sich geschloffen war. Ferner, die Erde zur Errichtung des
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358
tätigfeit im Lande ausging. Gern schrieben wir sie den Herzögen allein zu,
und vielleicht mit vollem Recht. Aber es ist auch möglich, daß unter
Subislav bereits pommersche Cistercienser auf die Olivaer Herzogsgüter
zogen, um 1170, und ihrerseits das kommende vorbereiteten. Das geht dann
seinen Sohn Herzog Sambor 1. an. Ebenso ist nicht des näheren bekannt,
wie es zusammenhängt, daß sein Bruder Mestwin 1. den Prämonstratensern
Zuckau öffnet. Gleichviel, ob die rüstig gen Osten und Norden vordringenden
Orden das Angebot machten und die Herzöge voll Verständnis zusagten, oder
ob die weitblickenden Herrscher selbst riefen und anregten: über ein Jahr-
Sankt-Katharinenkirche und ehemaliger Befestigungsturm in Danzig.
hundert lang haben beide, Regenten und Orden, in erhebendstem Einklang
für die großen Zwecke gewirkt. Lieblingsstiftungen sind jene entstehenden
Klöster geradezu im Herzogshaus gewesen, und niemals ward ihnen die
fromme Gunst entzogen.
Gern müssen die Orden in das verheißungsvolle Pommerellenland ge-
kommen sein. Grüßte sie doch in Danzig ein neues Gotteshaus, die Schloß-
kirche der Herzöge von Danzig. Der kleinen bescheidenen Burgkapelle ward
sie an die Seite gesetzt, ein besonderer Kirchensteig führte von der Burg auf
der Mottlaukämpe zu ihr hin, endlich ein würdiger Ersatz für die alternde
Holzkirche Sankt Michael von Aller Engel Sankt Katharinen ward sie
genannt, nach der Schutzpatronin der Stadt und des Herrscherhauses. Ihr
Tag ist der 25. November. Als Jahr der Kirche wird 1185 genannt. Und
ist auch der Ban teilweis wohl dem Brande v. I. 1308 zum Opfer gefallen,
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361
gerade so wie einst auch St. Katharinen in Danzig einen weiten Landsprengel
hatte, der westlich bis Lappin an der Radaune ging und im Süden Ohra
oder St. Albrecht erreichte.
Arbeit genug also fanden die 'Prämonstratenser vor. Sie muß ihnen
lieb geworden sein, denn später finden wir sie als Geistliche in neugegründeten
Kirchspielen der näheren und weiteren Umgebung Zuckaus angestellt.
Zuckau liegt am mittleren Lauf der Radaune, auf dem pommerellischen
Höhenrücken, zwei Meilen von Danzig an der alten Straße von Chmielno
her. Heute führt die Eisenbahn Danzig-Karthaus nahe vorüber. In wild-
schöner Berglandschaft liegt es da, einst noch von großen Wäldern umgeben.
Wenige Ruinen und eine alte Kirche bezeichnen nur seinen ehemals be-
deutenden Umfang. Was ist alles darüber hingegangen im stürmischen
Zeitenlauf, Preußenhorden überfielen und zerstörten es, fromme Nonnen
fanden dabei qualvollen Tod. Und doch war es einst die Stätte blühenden
Lebens, die zweite Lieblingsstiftung der pommerellischen Herzöge, und von
ihnen gleich Oliva mit reichem Landbesitz ausgestattet, bis nach Schwetz hin
und zu Schmierau bei Oliva am Meer. Auch hier begrüßen wir einen
Mittelpunkt christlicher Gedanken und deutscher Kultur.
In der Deutschordenszeit hatten die Nonnenklöster das Vorrecht, nicht
der städtischen Obrigkeit, sondern dem Hochmeister als ihrem persönlichen
Schutzherrn zu unterstehen. Ihm verdankten die seit 1396 in Danzig an-
sässigen Birgittinerinnen den Hinweis auf den Jugendunterricht. Seit 14 >6
widmen sie sich ihm. Hernach in bewegter Zeit versagt ihnen darum der
dankbare Rat auch nicht seinen Schutz. — Viel früher waren die Zuckauer
Prämonstratenserinnen in dieser Weise auf ihren Außenstationen tätig, die
bis in die Landeshauptstadt hineinreichen; und die Ordensverwaltung als die
anerkannte Kulturmacht der Zeit hat sie darin treu unterstützt auch gegen
Chikanen slavischer Nachbaren.
Fast allzuschnell, möchte man sagen, ging die Blüte der beiden Orden
vorüber. Wo sie festen Fuß gefaßt hatten, arbeiteten sie emsig weiter. In
die naturgemäß noch großen Lücken, die vorerst geblieben waren, schoben sich
andere neue Orden ein. Diese gehören der Regel des Dominikus und
Franziskus an. Bereits um das Jahr 1227 ziehen Dominikaner in Danzig
ein. Auf dem freien Felde südlich der Altstadt neben einer bereits vor-
handenen St. Nikolaus-Kapelle an der Brücke des uralten Kaschubischen
Weges über die Scheddeliez finden sie den Bauplatz für ihr Kloster, das
nach jenem alten Gotteshaus genannt wird. Wie die Urkunde aus jener
Zeit besagt, kommen sie nicht nur als kirchliche Erzieher der anwachsenden
Stadtbevölkerung, sondern mit der Absicht, Mission zu treiben. Da muß
hauptsächlich an die Preußen gedacht werden. Und dieser Mönche bediente
sich in der Tat der Deutschorden bald hernach vornehmlich, wenn er hinter
die Schlachtreihen auch Missionare stellte. Frühe haben sie sich in der neu
gegründeten Stadt Elbing angebaut, 1290 dann auch in Dirschau usw.
In Krakau hatte schon 1223 Bischof Jwo das erste Dominikanerkloster
der Ostmark gegründet und einen Schüler des Dominikus, seinen Neffen
Hyacinth, als Prior eingesetzt. Dieser kam auf Betrieb des kujavischen
Bischofs Michael nach Danzig und setzte hier Bruder Benediktus zum Leiter
der Angelegenheit ein. Herzog Swantopolk war dem Unternehmen günstig,
und bald blühte die klösterliche Niederlassung, die erste innerhalb der längst
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Extrahierte Personennamen: Albrecht Albrecht Chmielno Dominikus Jwo Dominikus Hyacinth Michael Benediktus Swantopolk
364
Günstlinge ausgeteilt haben. Man möchte beinahe glauben, daß ihnen ur-
sprünglich fast das ganze Land allein gehört habe. In der Gegend von
Bereut werden die Dörfer von zwei Bezirken namentlich aufgeführt, und
diese 40 Dörfer gehören sämtlich als Privateigentum dem Herzog, so daß
dazwischen durchaus kein Platz für einen Erbsitz des Adels • übrig bleibt.
Ähnlich ist es in anderen Bezirken.
Daß es bei den vielen bewohnten Ortschaften auch an feststehenden
Straßen zwischen ihnen nicht gemangelt haben wird, kann man sich denken;
auch fehlt es in der Tat nicht an urkundlichen Anführungen öffentlicher
Landstraßen, die als via regia, magna, publica bezeichnet werden. Die
Straße Von Neuenburg über Stargard nach Danzig heißt schon 1198 „Kauf-
mannsstraße" (via mercatorum), unzweifelhaft eine große und sehr alte
Handelsstraße, die von der Küste nach Polen führte. Die oft angeführte
Verpflichtung der Einwohner zum Brückenbau läßt darauf schließen, daß
die Brücken nicht selten gewesen sind; mehrere werden genannt, eine steinerne
sogar bei Chmielno über den Abfluß des Radaunesees zuerst 1245. Mühlen,
zum Mahlen des Getreides, sind wohlbekannt, Wassermühlen kommen schon
1178 vor, eine Windmühle wird einmal genannt.
Es ist ein Irrtum, wenn man meint, daß erst der Deutsche Ritterorden
Deutsche nach Pvmmerellen gezogen habe. Das taten schon in hohem Maße
die wendischen Fürsten, und es ergibt sich daraus, wie alt die Ansprüche
bereits sind, die die Deutschen auf das Land erheben dürfen. Veranlassung
zur Begünstigung des deutschen Bauern bildete der klingende Gewinn, den
die Fürsten und die großen Grundbesitzer aus der Ansiedlung deutscher
Kolonisten nach deutschen Rechten erhielten. Weil der pommersche (und pol-
nische) Bauer kein Eigentumsrecht an dem von ihm bearbeiteten Lande besaß,
hatte er auch kein Interesse an dem größeren oder geringeren Ertrage, den
er doch seinem Herrn geben mußte. Der deutsche Bauer dagegen verlangte
erbliches Landeigentum, von dem er eine festbestimmte mäßige Abgabe an
Geld und Erzeugnisse zu zahlen bereit war; auch eine begrenzte Anzahl von
Diensten übernahm er, niemals aber ließ er sich die zahllosen und unge-
messenen Lasten des polnischen Rechtes auferlegen. Sollten daher deutsche
Bauern sich auf slavischem Boden ansässig machen, so mußten ihre Grund-
stücke und sie selbst zunächst von dem Joche der Dienstbarkeit befreit werden,
was ihnen stets urkundlich zugesichert wird. Wie überall sind es auch hier
die Klöster, die in dieser Hinsicht vorangehen und stets darauf bedacht sind,
den von den Herzogen geschenkt erhaltenen Grundbesitz zuerst von diesen
Lasten befreien zu lassen. Vielfach wird in den Verleihungsnrkunden aus-
drücklich die Berechtigung zur Ansiedlung von Leuten fremder Herkunft oder
ganz bestimmt von Deutschen ausgesprochen, waren ja die Mönche in
Oliva, Pogulken und Pelplin selbst Deutsche, und ist doch der
deutsche Einfluß in diesen Klöstern maßgebend geblieben bis weit in die
polnische Zeit hinein. Swantopolk gab solche Befreiungen dem Kloster
Oliva 1220 und 1224, dem Kloster Znckau 1224, 1239, 1259, 1260;
Sambvr dem Kloster Oliva 1224 für die Dörfer Rathstube und Raikau,
1229 für das Gebiet Mewe, dem Kloster Znckau 1240 für das Dorf
Vadino, 1241 dem Bischof von Kujavien für die 18 Dörfer der Kastellanei
Gvrrenschin, 1247 für das Dorf Lipschin zur Besetzung mit Deutschen, 1255
für Pollenschin mit dem Rechte, Deutsche anzusiedeln, 1258 dem Kloster
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448
Die Kulturarbeit Friedrichs des Großen in Westpreußen.
Die Richtigkeit des bekannten Wortes: „Mannen machen die Geschichte"
beweist die Geschichte keines Landes überzeugender als die Geschichte Preußens.
Denn was Preußen geworden ist, ist es lediglich durch die Hohenzollern
geworden. Sie haben trotz der Ungunst der Verhältnisse und "der Feind-
schaft ihrer Nachbarn ihr Land von kleinen Anfängen zu einem der herrlichsten
der Weltgeschichte erhoben, weil sie, getragen vom tiefsten Pflichtgefühl, ihre
reichen Kräfte zu allen Zeiten selbstlos in den Dienst ihres Landes und
Volkes stellten. Unter den Schöpfern preußischer Größe aber überragt alle
Friedrich der Große. Nicht nur hat er als genialer Feldherr die Fahnen
Preußens mit unerhörten Lorbeeren überschüttet und unter den Kümmernissen
und Nöten langer Kriegsjahre das preußische Volk zusammengeschmiedet wie
Eisen unter dem Feuer, noch Größeres hat er geleistet als Organisator und
Kultivator seines Landes. Keine Provinz aber hat seine segensreiche organi-
satorische Tätigkeit mehr erfahren als Westpreußen.
Durch die Teilungsverträge von 1772 erhielt Preußen von Polen, das
nach dem Aussterben der Jagellonen, unter denen es zu einer glänzenden
Machtfülle emporstieg, bereits im Niedergänge war, das Bistum Ermland,
die Woidwodschaften Marienburg, Kulm und Pommerellen mit Ausnahme
der Städte Danzig und Thorn, dazu Teile der großpolnischen Woidwod-
schaften Posen, Gnesen, Hohensalza und Brzesk, die dann der Finanzrat
v. Brenckenhoff noch bis zu den Quellen der Netze erweiterte. Diese Er-
werbung, die nirgends Widerstand fand, war nicht nur politisch notwendig,
um Ostpreußen mit den übrigen Teilen der Monarchie zu verbinden, sondern
gab vor allen Dingen dem Könige Friedrich die Gelegenheit, mit seiner
gewaltigen Kraft die westpreußischen Landesteile aus den Ruinen zu neuem
Leben zu erwecken.
Einst zur Zeit des deutschen Ordensstaates war Westprenßen ein glück-
liches Land, das auf allen Gebieten des wirtschaftlichen Lebens eine unver-
gleichliche Blüte sah. Aber seit dem zweiten Thorner Frieden, vor allem
seit dem Lubliner Dekret von 1569, das die Personalunion zwischen Polen
und Westpreußen aufhob, änderten sich seine Zustünde. Die Berichte der
Kommissare Friedrichs überbieten sich förmlich in Schilderungen der jämmer-
lichen Verhältnisse, die sie in Stadt und Land vorfanden. Ein Viertel des
Ackerlandes war überhaupt nicht bebaut, das übrige ausgesogen, die Wiesen
versumpft, die Waldungen verwirtschaftet. Nicht besser sah es in den Städten
aus, die vielfach bei dem Darniederliegen jeder gewerblichen und kommerziellen
Tätigkeit in Schutt und Trümmern lagen, so daß in Kulm von 800 Häusern
nur noch 100 bewohnbar waren. Elend war die Lebenshaltung besonders
der ländlichen Bevölkerung, die, leibeigen, verkaufbar und vertauschbar,,
kümmerlich ernährt, ohne Liebe zur Scholle in Hütten hauste, die kaum ge-
eignet waren, menschlichen Wesen zum Aufenthalt zu dienen, lind während
der Bauer in Trägheit und Indolenz dahinlebte, vergeudete der Adel seine
Kraft in einem wilden Genußleben.
Da schritt nun der König Friedrich sofort nach Übernahme der Provinz
zu seiner großartigen Kulturarbeit und setzte alles auf preußischen Fuß.
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