18 Deutsche Geschichte.
2. Erziehung des Ritterknabcn.
Von frhester Jugend an wurden die Ritter fr ihren Stand vorbereitet. Schon mit dem 7. Jahre kam der Knabe in den Dienst eines anderen Ritters. Er wartete als Edelknabe bei Tische auf, begleitete seinen Herrn auf die Jagd und auf Reisen und bte sich im Fechten, Schieen und Reiten. Nach vollendetem 14. Jahre wurde er Knappe und empfing das Schwert. Er folgte seinem Herrn in den Kampf und leistete ihm in Gefahr treuen Beistand. Im 21. Jahre wurde er zum Ritter geschlagen. Das geschah in der Kirche in Gegenwart von Fürsten und Edelfrauen. Am Altare mute der junge Ritter geloben, die Religion und ihre Diener zu beschtzen, die Schwachen und Unschuldigen zu beschirmen und dem Landes-Herrn treu zu bleiben. Dann empfing er knieend von einem Ritter drei leichte Schlge mit dem Schwerte auf die Schulter. Das war der Ritter-schlag. Nunmehr wurden ihm Schwert, Lanze, Helm und Panzer berreicht.
3. Turniere.
Zur Belebung des ritterlichen Sinnes trugen die Ritterspiele oder Turniere bei. Dieselben wurden meist auf dem Marktplatze einer Stadt abgehalten. In glnzender Rstung ritten die Ritter paarweise in die Schranken und sprengten mit eingelegter Lanze aufeinander los. Es galt, den Gegner aus dem Sattel zu heben oder die Lanze an seinem 'Brustharnisch zu zersplittern. Knieend empfing der Sieger aus den Hnden einer Edeldame den Preis: ein Schwert, eine goldene Kette oder bergt.
4. Die Ritterorden.
Zur Zeit der Kreuzzge entstanben die geistlichen Rittetorben. Ihre Mitglieber legten das Gelbde des Gehorsams, der Keuschheit und der Armut ab. Als ihre Hauptaufgabe betrachteten sie die Verteidigung der Kirche gegen die Unglubigen. Solche Ritterorden waren die Johanniter, die Templer, die deutschen Ritter. Die letzteren kamen gegen das Ende der Kreuzzge nach Preußen und unternahmen den Kampf gegen die heid-nischen Preußen.
5. Verfall des Rittertums.
Nach den Kreuzzgen artete der Ritterstanb aus. Viele Ritter lebten uutereinanber in bestnbiger Fehbe und suchten sich durch Raub und Plnbernng zu bereichern. Von ihren Burgen herab berfielen sie die vorberziehenben Kaufleute und raubten sie aus. Dem Lanbmanne entfhrten sie das Vieh von der Weibe und ans dem Stalle und steckten nicht selten sein Hans in Branb. Von den vorbeifahrenden Schiffen erhoben sie willkrliche Zlle. Deshalb wrben manche Ritter von den Fürsten verurteilt und ihre Burgen zerstrt. So geriet das Rittertum nach und nach in Verfall. Die Erfinbuug des Schiepulvers machte demselben vollstndig ein Ende.
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Preußen wird eine europische Gromacht. 43
gefhrt. Freilich war mancher harte Schlag mit dem Korporalstock ntig, um das zu erreichen. Aber im Heere herrschte auch eine Zucht die alle anstaunten. Eine groe Vorliebe hegte Friedrich Wilhelm fr lange Soldaten. Daher bildete er ein Regiment baumlanger Kerle, das Riesenreglment ge-nannt. Fr die grten seiner lieben blauen Kinder, trne Friedrich Wilhelm seilte Soldaten nannte, gab er der 1000 Thaler.
6. Kriege und Erwerbungen.
Der König setzte sein Heer nicht gerne dem Kriege aus. In einem kurzen Feldzuge gegen die Schweden gewann er Vorpommern bis zur Peene (1720). Gleich nach seinem Regierungsantritte war auch Ober-Geldern, ein blhender Landstrich mit 50000 Einwohnern, mit dem preuischen Staate vereinigt worden.
7. Bedeutung.
Friedrich Wilhelm I. hat die uere Machtstellung Preuens gehoben. Am meisten ist er jedoch fr die innere Entwicklung des Staates von Be-deutung. Durch sein Beispiel hat er das Volk zur Arbeitsamkeit, Spar-fantfeit und Einfachheit erzogen und insbesondere emeit tchtigen Beamtenstand herangebildet. So hat er den sinkenden Wohlstand wieder gefrdert und das deutsche Wesen gerettet. Er ist ferner der Vater der preuischen Volksschule. Seinem Sohne hinterlie er ein wohlgeschultes Heer von 83000 Mann und einen Schatz von 27 Millionen Mark. Friedrich I. hat den Knigstitel angenommen; Friedrich Wilhelm I. schuf seinem Staate die innere Kraft und Festigkeit, durch welche Preußen groß geworden ist.
8. Erklrung des Wahlspruches.
Der Wahlspruch heit vollstndig: ..Der preuische Adler weicht der Sonne nicht." Mit dem Adler ist der preuische Staat gemeint. Ebenso wie der Adler seinen Flug nach der Sonne richtet, strebt der preuische Staat nach der hchsten Macht. Dieser Spruch ist in unserer Zeit tu Erfllung gegangen. Die preuischen Könige sind jetzt zugleich deutsche Kaiser. Das deutsche Reich aber ist einer der mchtigsten Staaten der Erde. Friedrich Wilhelm I. hat durch seine Regierung viel zu der Gre Preuens beigetragen.
Friedrich Il> der Groe. 1740 1786.
Fr Ruhm und Vaterland!"
1. Die ersten Jugendjahre Friedrichs.
Friedrich wurde am 24. Januar 1712 geboren. Sein Vater wollte einen frommen Christen, einen guten Soldaten und einen sparsamen Hauswirt aus ihm machen. Die Erziehung des Prinzen war sehr streng. Von seinem achten Jahre an mute er Uniform tragen, exerzieren und in Regen und Wind Schildwache stehen. Die soldatischen bungen gefielen dem
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich Wilhelm_I. Friedrich_I. Friedrich Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I. Friedrich_Il> Friedrich Friedrichs Friedrich Friedrich
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ward es auch unter dem Kessel lebendig: die Salpetersteine zerschmolzen, vermischten sich mit der Asche und dem Sande, und als das Feuer ausgebrannt war, verhärtete sich der Brei zu einer schönen, blanken, durchsichtigen Masse und wurde — Glas.
Ein anderes mal weidete ein phönizischer Hirt seine Heerde nicht weit vom Meeresstrande. Sein Hund schnobert überall umher und kommt endlich zurück mit blutendem Maule. Der Hirt will den Schaden besehen, wischt die Schnauze des Hundes mit einer Flocke Wolle, aber siehe da! es ist kein Blut, sondern ein Saft, und nach einigem Suchen findet der Hirt eine zerbissene Schnecke. Eine schönere Farbe hatte der Hirt nie gesehen; er macht die Sache bekannt, man versucht es, Zeuge mit diesem Safte zu färben, was vortrefflich gelingt. Diese Purpurkleider wurden im Alterthum so kostbar geachtet, daß nur Könige und sonst sehr reiche Leute dergleichen tragen konnten. Der reiche Prasser im Evangelium z. B. kleidete sich in Purpur.
Das Glas hatte bei den Phöniziern weniger Nutzen als bei uns; sie brauchten es nur als Münze und Putzwerk. Trinkgefäße verfertigten die Alten überhaupt aus Thon, Holz, Blech, Gold oder Silber; Fensterscheiben hat man in dem warmen Morgenlande nicht nothwendig; man schloß die Oeffnnngen höchstens durch Vorhänge, und statt der Spiegel, die erst später vorkamen, waren polierte Metallplatten im Gebrauch.
Noch wichtiger ist für uns die Buchstabenschrift, deren Erfindung ebenfalls den Phöniziern zugeschrieben wird. Die Phönizier hatten nur 16 Buchstaben und schrieben von der Rechten zur Liuken, und alle, die von ihnen schreiben lernten, folgten ihrem Beispiele, z. B. die Israeliten, Chaldäer, Araber. Die Griechen schrieben nachher die erste Zeile nach der Rechten, die zweite nach der Linken, die dritte wieder nach der Rechten und so abwechselnd, ohne abzusetzen. Dies nannte man Bnstrophedon, Ochsenwendung, weil die Ochsen beim Pflügen so gehen. Noch später schrieben die Griechen bloß nach der Rechten hin. Man schrieb auf gepreßte Palmblätter, auf feine Lindenrinden, auf Leinwand, auf ägyptischen Papyrus, auf Thierhäute, die nirgends so trefflich zubereitet wurden wie in Perga-mns, und daher Pergament hießen. Man hatte schwarze
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Die Buchdruckerkunst war gleichsam das Thor, durch welches Bildung und Aufklärung sich schnell nach allen Gegenden verbreitete. Alles Große und Schöne, das einzelne Männer gedacht und erfunden hatten, konnte durch sie in kurzer Zeit zu einem bleibenden Gemein gute aller Völker der Erde werden. Wurde tu früherer ^eit eilte Handschrift vernichtet, so war in der Regel das ganze Werk verloren; jetzt körnten mehrere hundert Exemplare zerstört werdeu, ohne daß darum das Werk vernichtet wäre. Jetzt war es möglich Kenntnisse zu sammeln, auch ohue in dent Hörsale eines Lehrers zu sitzen, oder sich in den Bücherschatz eines Klosters zu vergraben. Gleichwie aber die Sonne neben dem guten Samen auch manches Unkraut aus dem Schoße der Erde hervortreibt, so hat die Buchdruckerkunst bis zur Stunde auch vieles Schädliche und Sittettverderbende zu Tage gefördert.
4. Erfindung der Uhren. — Auch diese auf das Lebeu wie auf die Wissenschaft gleich einflußreiche Erfindung fällt noch in das Mittelalter und erhielt in der neuern Zeit erst ihre hohe Vollendung. Die Mangelhaftigkeit der Sonnenuhren, welche nur bei Tage und heuerem Himmel brauchbar sind, machte, daß man schon im Alterthume auf den Gedanken einer Wasseruhr gerieth, die durch ein bestimmtes Maß abgeflossenen Wassers den Ablauf der Stunden anzeigt. Nach Christi Geburt ersetzte man hie und da den Gebrauch des Wassers durch die zuverlässigere Anwendung von trockenem Sande. Aber alle diese unbequemen und ungenauen Arten der Zeitmessung wurden in den letzten Jahrhunderten des Mittelalters durch Näderuhreu verdrängt, die man vermittelst Gewichten oder elastischer Federn in Bewegung setzte. Die ersten Näderuhreu waren schon um das Jahr 1000 bekannt. Der berühmte Gerbert von Auvergne (Owernn), der nachntals unter dent Namen Sylvester Ii. Papst war, verfertigte eine solche, doch fehlte derselben der Schlag. Wer diesen hinzugefügt hat, ist uicht bekannt. Schlaguhren scheinen überhaupt erst kurz vor 1300 verfertigt und in Gebranch gekommen zu sein. In Deutschland
funft in feiner Vaterstadt Mainz ein kostbares Denkmal errichtet, und zugleich beschlossen, daß mit jedem wiederkehrenden Jahre sein Andenken festlich gefeiert werden solle.
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154
'Lint0li,sc.
des Gerüstes und rief: „Still, Trommelschläger!" Sie Hielien eilt, und er sprach nun mit vernehmbarer Stimme: „Franzosen! ich sterbe unschuldig an allen Verbrechen, deren man mich anklagt; ich verzeihe den Urhebern meines Todes und bitte Gott, daß das Blut, welches ihr jetzt vergießen wollet, nie über Frankreich komme. Und du, unglückliches Volk .. .!" Diese letzten Worte wurden von dem Getöse aller Trommeln verschlungen, die auf Santerre's Gebrüll zu wirbeln begannen. Zugleich ergriffen die Henker ihr Opfer und führten es unter das Fallbeil. Der Beichtvater kniete neben ihn und rief ihm die Worte zu: „Sohn des heiligen Ludwig, steige hinauf gen Himmel!" Da fiel das Beil, und das Haupt des unschuldigen Königs rollte über das Blutgerüst. Einer der Henkersknechte hob es trinmphirend empor und zeigte es den Zuschauern, während von allen Seiten das Geschrei: „Es lebe die Nation! Es lebe die Freiheit!" ertönte. Hüte und Mützeu flogen in die Höhe, und singend tanzte der Pöbel um das Blutgerüst. Der beffergesinnte
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— 387 -
Marienwerder.
Zweckdienlich und schön ist jeder Raum gestaltet, und zwanglos kommt
seine Bedeutung nach außen zum Ausdruck. Dennoch ist alles, wie des
Ordens Glieder selbst, streng geeint in eine große gesetzmäßige Erscheinung:
jenes Banviereck, welches wie eine Bergschroffe weithin die Landschaft be-
herrscht. Gespannt von dieser Eigenart hat man darin wohl den Geist
wuchtiger, straffer friederizianischer Staatskunst verkörpert sehen wollen,
Welcher den Orden und seine Meister in der Schule des großen Hohen-
staufen erfaßte.
Solch hohes Komturschloß, mit mehrfachen Terrassen, Mauern und
Gräben umgeben und mit den erdenklichsten Mitteln gesichert, war füglich
uneinnehmbar. Die Festigkeit gelang aber nur dadurch, daß außer Besatzung
und Vorräten aller Wirtschaftsballast daraus ferngehalten und in Vorburgen
abgeschoben war. Das aber waren Dinge von beträchtlichem Umfang; denn
eine Ordenskomturei war darauf angewiesen, den Unterhalt aus eigenem
Natural- und Handelsbetrieb zu beschaffen: die Erzeugnisse aus Feld und
Wald, Rosse und Schlachtvieh, die Barmittel für Beschaffung der Bauten,
für Haus- und Küchengerät. Dazu gehörten Stallungen, Speicher, Scheunen,
Werkstätten, Mühlbetrieb und Wohnungen für Gesinde, Handwerker und
Amtleute aller Art. Die Vorburgen dehnten sich deshalb gewaltig aus,
waren oft zwei- oder dreigestaltig und selbständig befestigt, immer aber von
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(Pommerellen) Wenden, tut Süden Polen; das rechts von der Weichsel
gelegene Gebiet der Provinz hatten, ebenso wie Ostpreußen, die heidnischen
Preußen (Pruzzen) inne, ein in Sprache und nach Abstammung den Lithauern
verwandtes Volk, das jedoch südlich der Ossa, im Culmer Lande, stark pv-
lonisiert und mit Polen gemischt war.
Die heidnische Bevölkerung Westpreußens unterhielt außer mit den
deutschen Nachbarn in dem oben genannten Zeitraum sehr lebhafte Handels-
beziehungen mit den mohamedanifchen Reichen des Orients. Von dort ge-
langte viel arabisches Geld (kufische Münzen) ditrch Handelsaustausch hier-
her, außerdem lieferten die arabischen Handelsplätze unserm Norden Weine,
Früchte, leinene, seidene und baumwollene Stosse, von denen im Laufe der
Zeit nichts als die arabischen Namen sich erhalten haben, wie Damast, Atlas,
Kattun usw.; wahrscheinlich wurden auch Waffen, Geräte, Schiffstaue, Kauri-
muscheln und Glasperlen ausgeführt, ferner zahlreiche Schmucksachen aus
Silber, Hals- und Armringe aus mehreren gewundenen Silberdrähten usw.,
endlich die sogenannten Hakenringe, kleine offene Ringe ans Silber von der
Gestalt eines Hakens, deren eines Ende schleifenförmig umgebogen ist. Dafür
lieferte unser Norden den Arabern Sklaven, Mammutszähne, Jagdfalken,
Vieh, Leder, besonders aber Pelze vom Fuchs, Zobel, Hermelin, Wiesel,
Biber, Eichhörnchen und Hasen, Fischleim und Fischzähne, Honig, Wachs,
Getreide, Bernstein. Schwerter, Panzer, Pfeile und Pelzmützen; die zahlreichen
Geräte aus Eisen, wie Äxte, Messer, Pfeilspitzen, Lanzen usw. wurden wahr-
scheinlich hier verfertigt.
Es find uns nun aus jener Zeit in Westpreußen auch Überreste von
Wohnplätzen erhalten, nämlich Pfahlbauten in einigen Seen, z. B. im
Lonkorreker See (Kr. Löbau), im Skarliner See (Kr. Strasburg) usw. Aber
auch die Burg wälle, zwar in erster Linie für Verteidigungszwecke bestimmt,
find zum Teil auch bewohnt worden.
Die Erbanungsart der Burgwälle wurde überall genau der Ört-
lichkeit angepaßt, und es lassen sich in dieser Beziehung verschiedene
Typen unterscheiden.
Als vornehmster Typus sind die Ringwälle zu nennen, die dort an-
gelegt wurden, wo ein Schutz auf allen Seiten nötig war, also auf ebenem
Gelände oder auf flachen, leicht ersteigbaren Hügeln. Wie die Ringwälle
erbaut wurden, darüber gibt einen guten Aufschluß ein Bericht des Ibrahim
ibn Jaküb, der im Jahre 973, wahrscheinlich als Arzt, eine Sarazenen-
Gesandtschaft an den Kaiser Otto I. nach Merseburg begleitete. Er sagte
darin folgendes:
„Wenn sie (die Slaven) eine Burg gründen wollen, so suchen sie ein
Weideland, welches an Wasser oder Rvhrsümpfen reich ist und stecken dort
einen runden oder viereckigen Platz ab, je nach der Gestalt und dem Umfang,
welche sie der Burg geben wollen. Dann ziehen sie darum einen Graben
und häufen die aufgeworfene Erde auf. Diese Erde wird mit Brettern und
Balken so fest gestampft, bis sie die Härte von Pisé (tapia) erhalten hat.
Ist dann die Mauer (der Wall) bis zur erforderten Höhe aufgeführt, so
wird an der Seite, welche man auswählt, ein Tor abgemessen und von
diesem eine hölzerne Brücke über den Graben gebaut."
Ju dieser Schilderung ist zunächst bemerkenswert, daß der Wall, rund
oder viereckig, in sich geschloffen war. Ferner, die Erde zur Errichtung des
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5 obersten Ämter') und die Landkomture, diese und die Provinzialkapitel die
Komture und die Pfleger.
Die Eigennützigkeit des Gemeinwesens gegenüber den Einzelgliedern, die
die Beamten ausdrücklich „mehr zu Dienern, denn zu Herren" stempelt, war
folgerichtig noch schärfer den gewöhnlichen Brüdern gegenüber ausgeprägt:
das Kapitel in den Statuten „vom Gehorsam" verlangt Demut, unbedingtes
Gehorchen und „Brechen des eigenen Willens in allen Dingen". Die Wider-
spenstigen sollen mit allen Mitteln zur Unterwerfung gebracht werden, „denn
wenn man den Aufrührerischen Schonung angedeihen läßt, so wird die Kraft
des Ordens geschwächt". Die Machtstellung des Ordens ist nächst Gottes
Gebot die oberste Richtschnur. — Bedenkt man, wie wenig in damaliger Zeit
der Gedanke der Unterordnung des Einzelnen unter das Interesse des Ge-
meinwohls, der der eigentliche Staatsgedanke ist, mit weit über die
Augenblicksbedürfnisse hinausgehenden Zielen namentlich in Deutschland noch
an Boden gewonnen hatte, so versteht man, welche Sonderstellung die ritter-
lichen Ordensgenossenschaften einnahmen. In ihnen waren infolge der Kon-
zentration des gesamten Strebens der Einzelnen auf ein Ziel ungeheure
Kraftmengen aufgespeichert, die da, wo es zu ihrer Auslösung kam, gewaltige
Wirkungen ausüben mußten. — Auch die Kirche und die rein geistlichen
Genossenschaften verlangten das unbedingte Jndienststellen der Einzelkraft;
sie waren aber gerade in der höchsten Bltitezeit die geschworenen Feinde des
Staatsgedankens, und eben jetzt hatten die in der Bildung begriffenen
Nationalstaaten gegen die Machtbestrebungen der Kirche von neuem das
Schwert erhoben, das der ermatteten Hand der Staufer entsunken war. Eine
Erziehung zum Staatsgedanken konnte also von der Kirche trotz ihrer den
staatlichen sehr verwandten Organisationsgrundsätze nicht ausgehen, sie er-
kannte nur einen Machthaber über den Völkern an: sich selbst. Die ritter-
lichen Ordensgenossenschaften dagegen waren zu Dreiviertel weltliche Or-
ganisationen, zu Kampf und harter Kolonisatorenarbeit bestellt und trotz des
mönchischen Charakters ihres täglichen Lebens von durchaus militärischem,
eroberungssüchtigem Geiste beseelt. Mit diesen weltlichen Zügen im Verein
mußte die bedingungslose Unterordnung des Einzelnen unter die Interessen
des Gemeinwesens, die rücksichtslose Ausnutzung aller Kräfte für die Zwecke
des Ganzen notwendig zum Staatsgedanken hinführen.
Stark gefördert wurde diese Tendenz durch das Bedürfnis der Ritter-
orden nach dem Besitz größerer Landesherrschaften. Er wurde für sie
zur Lebensbedingung, ihre Machtstellung hing wesentlich von der Größe
ihres Besitzes, der Quelle ihrer Einkünfte, ab. Allerorten waren sie daher
eifrig bemüht, ihn zu mehren. Im Anfang waren es vorwiegend Zu-
wendungen mildtätiger und um ihr Seelenheil besorgter Menschen, die den
Besitz der Orden ausmachten; sobald aber einiger Wohlstand erreicht war,
sich Die ö obersten Gebietiger waren die nächsten Gehilfen des Meisters; nach ihm nahm
den höchsten Rang in Friedenszeiten der Großkomtur ein, im Kriege der Marsch all.
Der Spittler chatte das Hospitalwesen, der Drapier die Bekleidung und Ausrüstung,
der Treßler die Finanzen unter sich. Land me ist er hieß der Verwalter jedes größeren
nicht im^ Gebiet des Hanpthauses liegenden Bezirks; Komtur der Vorsteher eines größeren
„Hauses" (Burg) mit dem dazugehörigen Gebiet. Was der Stellung dieser Beamten be-
sondere Stärke verlieh, war die Vereinigung des obersten Verwaltungsbeamten und des
obersten militärischen Befehlshabers in einer Person. Ihre Selbständigkeit und Macht-
befugnis waren außerordentlich groß.
Heimatkunde, Ii. Teil.
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Die äußere Politik der Ordensregierung zeigt besonders während
des Aussteigens zu der überragenden Machtstellung im Osten eine außer-
ordentliche Weitsichtigkeit und Zielsicherheit. Nicht umsonst hatte einer der
bedeutendsten Diplomaten des Mittelalters, der Hochmeister Hermann von
Salza, fast 30 Jahre an der Spitze des Ordens gestanden. Das Ziel der
Politik war, — einfach genug — alles Erreichbare an Landbesitz zu er-
werben, mochte es heidnischen oder christlichen Machthabern gehören. Bei
der Durchführung, die sehr viel weniger einfach war, verlieh dem Orden ein
erhebliches politisches Übergewicht über die Nachbarstaaten seine genossen-
schaftliche Organisation: sie setzte ihn in den Stand, langfristig zu arbeiten,
abzuwarten, bis der rechte Augenblick zum Eingreifen gekommen war. Selbst
in Zeiten höchster Not werden die Nachbarstaaten scharf int Auge behalten,
alle ihre Verlegenheiten werden geschickt ausgenutzt, weit vorausdenkend wird
das Recht auf Landerwerb häufig schon zu einer Zeit gesichert, zu der an
die Ausführung noch gar nicht gedacht werden kann. Für die Politik der
Genossenschaft standen die großen Ziele auf Jahrzehnte hinaus fest, mit
zähester Ausdauer wurde daran festgehalten trotz des Wechsels der Persön-
lichkeiten, trotz der sich oft in bedrohlichster Weise häufenden Schwierigkeiten.
Dadurch gewann die Ordenspolitik eine Stetigkeit, der die Rivalen, besonders
Polen, Pommern und Russen, nichts ähnliches gegenüberzustellen hatten. Bei
ihnen verhinderte schon der Fluch aller slawischen Länder, die unausgesetzten
Erbteilungen mit den ihnen regelmäßig folgenden inneren Kriegen jede ruhige
Entwicklung auf ein bestimmtes, weit gestecktes Ziel hin und eine dauernde
Machtentfaltung nach außen. Ihre Politik zeigt denn auch ein unaufhör-
liches Schwanken und Zielwechseln und wie jede schwächliche Politik ein
ängstliches Bedürfnis nach Anlehnung, ein Herumsuchen nach Bundesgenossen;
die Unbeständigkeit nahm in Ostpommern unter dem von fieberhafter Angst
um die Zukunft seines Landes von einem Verbündeten zum andern getriebenen
letzten Herzog wahrhaft groteske Formen an. Hier in Pommern feierte denn
auch — ein Beispiel für viele — das diplomatische Geschick der Ordens-
regierung seine glänzendsten Triumphe: Schon bald nach dem Eintritt in
den Preußenkampf hatte das zielbewußte Vorgehen des tatkräftigen Be-
gründers des Ordensstaates, des Landmeisters Hermann Balk, teils durch Ge-
walt, teils durch Schenkung, einige Stützpunkte auf dem linken Weichselufer
(Pommerellen) in den Besitz der deutschen Ritter zu bringen gewußt. Noch
besseren Erfolg hatte der Orden während der Regierung des letzten Pommern-
herzogs Mestwin Ii., indem damals die Erwerbung des ganzen Landes Mewe
(zwischen Mewe und Stargard) gelang (1276). Die größten Vorteile hatte
man dabei immer aus der Rolle des „Vermittlers" zwischen den verfeindeten
Pommernfürsten gezogen, und auch als nach dem Tode Mestwins 1294 der
Streit um das herrenlose Ostpommern ausbrach, war es wieder die Ver-
mittlertätigkeit, die dem Orden zunächst die erwünschte Gelegenheit zur Ein-
mischung in die pommerschen Angelegenheiten bot und dann durch geschicktes,
im richtigen Augenblick in brutale Gewalt umschlagendes Operieren den er-
sehnten Besitz des Landes brachte; er machte ihn zum unbeschränkten Herrn
der Weichsel und legte den Grund zu der wünschenswerten Verbindung mit
dem Reichs Die drei eigentlichen Prätendenten, der Herzog von Großpolen,
der askanische Markgraf Waldemar von Brandenburg und der Böhmenkönig
gingen leer aus.
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499
trugen 120 Millionen Taler. Die landwirtschaftlichen Besitzungen waren so
heruntergekommen, daß sie in Sulchastationen um 1/e, ja um V10 ihres
heutigen Wertes verkauft wurden. Die Kriegsschulden der einzelnen Städte
waren sehr groß: so betrug die von Elbing über 2000000, die von Danzig
12000000 Taler. Auch um das Schulwesen stand es schlecht: ganz West-
preußen hatte 1816 nur 1133 Volksschulen. Ganz besonders erschrecklich
waren die Zustände natürlich in den entlegenen Gegenden der Provinz, der
Tuchler Heide und der sogenannten Kassubei. Dafür ist charakteristisch eine
Beschreibung, die der Oberforstmeister von Pannewitz in Marienwerder noch
1829 entwarf und in der es folgendermaßen heißt: „Besonders roh sind die
polnischen Bewohner der Wälder, namentlich der Tuchelschen Heide und in
Kassuben. Die Nahrung dieser Menschen ist mit der der Haustiere oft ganz
gleich. Ihr Bart und das Haupthaar wird nicht gekämmt, und die Kleidung
besteht in grober Leinwand und einer Art selbstbereitetem hellblauen, groben
Tuch, welches im Winter den schmutzigen, gelbbraunen Körper oft nur zum
Teil bedeckt, denn häufig sieht man selbst sechs- bis achtjährige Kinder beim
Froste im Hemde und barfuß im Schnee herumlaufen. Ein Strick befestigt
die Kleidung um den Leib und vertritt die Stelle von Schnallen, Nadeln
usw., deren in dieser Wildnis niemand bedarf. Viele dieser Halbwilden in
den Wäldern haben das ganze Jahr kein Brot im Hause, sondern genießen
es höchstens, wenn sie sich in der Stadt oder bei kirchlichen Anlässen etwas
zugute tun wollen. Manche haben nie Brot gekostet, und eine Delikatesse
ist es, wenn sie an Feiertagen das zwischen Steinen gequetschte Getreide zu
einem ungesäuerten Teig bilden und es in Kuchenform in der heißen Asche
backen. Die in ausgehöhlten Baumstämmen durch Klopfen selbst roh und
elend bereitete Graupe, ferner Sauerkohl, Kohlrüben, Buchweizen, Erbsen,
Kartoffeln und schmacklose Kräuter sind nächst der Milch das Hauptnahrungs-
mittel dieser Waldbewohner und überhaupt der meisten Landbewohner. Die
jungen Triebe der Kiefern, mit Wasser gekocht und dann bloß mit Salz
verzehrt, geben in der Tuchelschen Heide hie und da auch eine Speise ab;
sogar roh verzehren sie die Hirtenknaben. Die von Raupen, Staub und
Regen beschmutzten Blätter der Futterrüben werden ungewaschen auf das
Dach gebreitet, dort ohne Schutz getrocknet und so im Winter als Gemüse
in Suppen verzehrt. Pilze, selbst die der schlechtesten Art, sind eine Leckerei
für die Waldbewohner, werden aber für jeden andern ungenießbar zubereitet.
Fleisch ist eine seltene Speise und kommt in den Waldgegenden zuweilen
jahrelang nicht auf den Tisch; es wird daher das minder kraftgebende
Gemüse in oft unglaublich großen Massen verschlungen Zu dieser elenden
Lebensart kommt nun noch die ungemein große Unreinlichkeit, welche sich
kaum beschreiben läßt; Kopf, Bart, Kleider wimmeln von Ungeziefer; der
Körper wird fast nie gewaschen; Seife kennt der polnische Bauer garnicht,
und das vielleicht alle vier Wochen gewechselte Hemd wird, wie überhaupt
die Wäsche, auf einen Stein im Flusse oder See gelegt, dort angefeuchtet,
mit einem Stück Holz tüchtig geklopft, dann ausgerungen und getrocknet."
Ebenso elend waren die Wohnungsverhältnisse. „Schweine, Kälber und
Gänse leben oft in vertraulichem Vereine mit den Bewohnern, ein plumper
Tisch und eine rohe Bank und desgleichen Bettgestell und höchstens einige
Klötze zum Sitzen, ein schwarzgrauer Sack mit Moos, Stroh und selten
mit schlechten Federn als Bett, alles selbst gefertigt, eine große Wassertonne,
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