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ward es auch unter dem Kessel lebendig: die Salpetersteine zerschmolzen, vermischten sich mit der Asche und dem Sande, und als das Feuer ausgebrannt war, verhärtete sich der Brei zu einer schönen, blanken, durchsichtigen Masse und wurde — Glas.
Ein anderes mal weidete ein phönizischer Hirt seine Heerde nicht weit vom Meeresstrande. Sein Hund schnobert überall umher und kommt endlich zurück mit blutendem Maule. Der Hirt will den Schaden besehen, wischt die Schnauze des Hundes mit einer Flocke Wolle, aber siehe da! es ist kein Blut, sondern ein Saft, und nach einigem Suchen findet der Hirt eine zerbissene Schnecke. Eine schönere Farbe hatte der Hirt nie gesehen; er macht die Sache bekannt, man versucht es, Zeuge mit diesem Safte zu färben, was vortrefflich gelingt. Diese Purpurkleider wurden im Alterthum so kostbar geachtet, daß nur Könige und sonst sehr reiche Leute dergleichen tragen konnten. Der reiche Prasser im Evangelium z. B. kleidete sich in Purpur.
Das Glas hatte bei den Phöniziern weniger Nutzen als bei uns; sie brauchten es nur als Münze und Putzwerk. Trinkgefäße verfertigten die Alten überhaupt aus Thon, Holz, Blech, Gold oder Silber; Fensterscheiben hat man in dem warmen Morgenlande nicht nothwendig; man schloß die Oeffnnngen höchstens durch Vorhänge, und statt der Spiegel, die erst später vorkamen, waren polierte Metallplatten im Gebrauch.
Noch wichtiger ist für uns die Buchstabenschrift, deren Erfindung ebenfalls den Phöniziern zugeschrieben wird. Die Phönizier hatten nur 16 Buchstaben und schrieben von der Rechten zur Liuken, und alle, die von ihnen schreiben lernten, folgten ihrem Beispiele, z. B. die Israeliten, Chaldäer, Araber. Die Griechen schrieben nachher die erste Zeile nach der Rechten, die zweite nach der Linken, die dritte wieder nach der Rechten und so abwechselnd, ohne abzusetzen. Dies nannte man Bnstrophedon, Ochsenwendung, weil die Ochsen beim Pflügen so gehen. Noch später schrieben die Griechen bloß nach der Rechten hin. Man schrieb auf gepreßte Palmblätter, auf feine Lindenrinden, auf Leinwand, auf ägyptischen Papyrus, auf Thierhäute, die nirgends so trefflich zubereitet wurden wie in Perga-mns, und daher Pergament hießen. Man hatte schwarze
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Pferden über Deutschland, das, zumal da gerade ein Kind auf dem Throne saß, zu unmächtig zum Widerstände war. Wo sie immer hinkamen, wurden die unerhörtesten Grausamkeiten verübt, alles Tragbare als Beute fortgenommen und viele tausend Männer, Weiber und Kinder an den Haaren zusammengebunden und in die Knechtschaft der Barbaren fortgeführt.
Da wurde endlich ein thatkräftiger, dabei weiser und gerechter Mann, Heinrich, Herzog der Sachsen, zum Könige der Deutschen erwählt (reg. 919—936). Um sich der gefürchteten Ungarn zu entledigen, wandte er einen neunjährigen Waffenstillstand, den er erkaufte, dazu an, seine Deutschen in der Kampfweise der Feinde einzuüben, lehrte sie in geschlossenen Reihen fechten, schnelle Schwenkungen machen rc. Feruer liest er, da es damals in Deutschland uoch au großen Festungen fehlte und die Städte noch nicht mit Mauern und Wällen umgeben waren, alte Städte befestigen und mehrere Burgen bauen. Der neunte Mann vom Lande mußte iu die Stadt ziehen und die übrigen acht für ihn das Feld mitbauen. Auch der dritte Theil des Getreides wurde in die festen Plätze
König Heinrich I.
5*
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrich_I.
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Sachsen Deutschland
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rechte Sinn fr Einigkeit, dann war das Volk im Kampfe dem Feinde keineswegs gewachsen, und in seinen offenen Wohnungen war es jederzeit den frechen Rubern Preisgegeben. Um diese belstnde zu beseitigen, bedurfte es der Anwendung mancher Mittel. Zunchst mute er darauf sinnen, Frieden zu haben. Die Gelegenheit bot sich bald dar, als im Jahre 924 ein ungarischer Fhrer in seine Gewalt geriet. Leicht wre es ihm gewesen, diesen zu tten; aber dadurch htte er die Ungarn nur noch mehr gereizt und seinem Volke nur geschadet: es wre ein falsches Mittel gewesen. Auch die Annahme des Lsegeldes scheint ihm nicht das rechte Mittel zu sein; bemt die Ungarn wreil dann noch nicht aus dem Lande gegangen. So blieb ihm nur das eine Mittel brig, durch Tribut den Abzug der Feinde zu erkaufen. Wohl war es schmachvoll fr Deutsch-laud, da es den Ungarn tributpflichtig wurde, aber feilt König that es nicht aus Furcht und Feigheit, sondern aus Klugheit: die innere Zerrissenheit, die eigene Kriegsuutchtigkeit und Wehrlosigkeit veranlate ihn zu diesem Schritte. Und wie klug und weise zeigt er sich in der Ausntzung der schwer erkauften Friedenszeit: berall int Lande erstehen feste Burgen, welche bestimmt sind, in Zeiten der Gefahr fr die Uuterthauen Zufluchtssttten zu werden. Ein tchtiges Reiterheer wird herangebildet, das den grimmigen Feind in offener Feldschlacht be-kmpfen soll und kann.
Wiederum zeigt der König seine Klugheit darin, da er erst die Tchtigkeit seines neuen Heeres im Kampfe mit dem weniger gefhrlichen Feind erprobt. Und dann, mit welcher Klugheit behandelt er fein Volk? Wie schonend verfhrt er, als er das Volk an das Wohnen in den Burgen gewhnt, aber dennoch fehlt es ihm nicht an Festigkeit. Aus-deiner und Willensstrke. Wie klug war es dann, als er da der Entscheidungskampf bevorsteht sich das Einverstndnis seines Volkes sichert.
So sehen wir: König Heinrich wei in schwerer Stunde stets die rechten Mittel und Wege zu finden und das lt ihn das schwere Ziel erreichen.
Aber auch das Volk hat zur Erreichung des Zieles beitragen helfen. Wohl mag es ihnen anfangs nicht ganz recht gewesen sein, als sie so im Reiten und Fechten gebt wurden, und noch weniger mochte es ihnen behagen, hinter den dicken Mauern zu wohnen; aber allmhlich kamen sie doch zu der Einsicht, da es ihr König nur gut mit ihnen meine, und sie legten ihm daher nichts in den Weg, ja sie bestrebten sich ihm Hilfe und Beistand zu leisten. Und als nun die Entscheidung kam und der König seines Volkes Meinung zu erforschen suchte, da fhlte es das Volk mit seinem Könige, da der Kampf unvermeidlich sei, und gelobte, dem König treu beizustehen und die wilden Feinde tapfer zu bekmpfeu. Treu
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Thringer und baten um Hilfe. Aber warum hatte denn Heinrich nicht schon lange geholfen? (Er hatte vielleicht kein starkes Heer.) Ja, er hatte nicht genug Soldaten. Was mute er da thun? (Er mute sich ein Heer sammeln.) Wie bekam er ein solches? Heinrich lie alle wehr-fhigen Männer an bestimmten Orten versammeln. Jeder mute zu Pferd mit seinen Waffen erscheinen. Hier wurden sie gebt im Reiten und Fechten (cf. Exerzieren unserer Soldaten). Sie muten sich daran gewhnen, in geschlossenen Reihen zu kmpfen. Wie wohl? (Gefechts-bungen!) Wozn das aber? (Um die Feinde leichter berwltigen zu knnen.)
Zusammenfassung: Heinrich sorgt fr eiu tchtiges Heer'.
Aber er wird wohl noch fr manches andere Sorge tragen mssen. Erinnert euch einmal an die Einflle der Wenden. Was erleichterte denn den Feinden ihr Eindringen? (Die Sachsen wohnten in offenen Gehften, die zerstreut lagen ?c.) Was war nicht mglich? (Sie konnteu sich und ihre Habe nicht schtzen.) Wann wre das mglich gewesen? (Wenn sie in Festungen gewohnt htten wie die Wenden.) Was mu also Heinrich thun? (Er mu darauf sinnen die Bewohner zu schtze. Er wird Städte angelegt haben und diese mit dicken Mauern umgebe haben, damit die Leute ihre Habe und ihr Vieh darin verstecken konnten, weun die Sorben wiederkommen.) Ja, dafr sorgte Heinrich. Er lie viele feste Orte anlegen, andere lie er mit Mauern umgeben z. B. die Klster. Heinrich bestimmte, da jeder neue Ort erst mit einer Mauer nb dann mit einem tiefen Graben umgeben werden sollte. (Wallgraben Altenburg.) Wo wird man die meisten Burgen angelegt haben? (An den Grenzen.) Da wurde Tag urtd Nacht gebaut, und bald war eine groe Anzahl von Burgen im Sachsen- und Thringerlande fertig.
Zusammenfassung: Heinrich lt Burgen bauen.
Aber wer verteidigte nun diese Burgen gegen die Wenden, wenn diese wieder einfielen? Da mute Heinrich eine Besatzung hineinlegen. Ob da alle in die Burgen gehen werden? (Gewi nicht, gar mancher wird sich gescheut haben, dahinein zu gehen, weil er nicht gewhnt war, hinter Mauern zu wohnen.) Was wird Heinrich thun? (Er wird sie zwingen.)
Ja, er bestimmte, da von allen Kriegern, die auf dem Laude wohnten, der neunte Mann in die Burgen ziehen sollte. Es waren dies allemal knigliche Vasallen, wie wir solche im Heerbann Karls d. Gr. gesunden. Diese muten nun fr die brigen acht Genossen, die drauen wohnen blieben, in der Burg Wohnungen Herrichten. Wozu? (Damit dieselben zur Zeit der Not sich in die Burgen flchten und ihre Habe darin verbergen konnten.) Ob diese nicht dafr etwas thun muten? Die auerhalb der Burg wohnenden Genossen muten fr den Burgherrn
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrich_lie Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Karls
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Analyse.
Das nimmt euch wunder? Warum denn? (Eben haben wir gehrt, da der Ritterstand Deutschlands Wehrstand war, der den Kaisern in Kriegsgefahr beistand und Deutschland vor seinen Feinden beschtzte. Auf den Ritterburgen herrschte ein reges geistiges Leben und viele Ritter dichteten und sangen schne Lieder.) War das nicht Unrecht gehandelt? Nun, was meint ihr?
Vielleicht haben sich die Ritter emprt, wie einst zu Ludwigs des Eisernen Zeiten, oder haben andere hart bedrngt. Wie wohl?
Was ist geschehen, da der Kaiser die Ritterburgen zerstrt?
Synthese.
Rudolf von Habsburg in Thringen (Lesebuch, p. 71).
Besprechung: Welche Antwort auf unsere Frage? Die Ritter waren Ruber geworden und dachten nur an Streit und Fehde, an Raub und Plnderung. Wie trieben sie wohl ihr Handwerk? Von den hohen Bergfrieden ihrer Burgen aus berblickten sie die Straen der Umgegend. Wenn nun die Kaufleute mit ihren reichbeladenen Wagen daherkamen, da gingen sie von ihren Burgen herab, berfielen die Krmer (Ludwig und der Krmer!) raubten die Waren und nahmen die Kaufleute samt ihren Knechten gefangen ?c. (Die Schilderung ist von den Schlern zu ent-werfen.)
Zur Jllustrierung lesen und besprechen wir noch Meier Helmbrecht und sein Sohn" (p. 81).
berschrift: Wie die Raubritter in unserem Vaterlande ihr Un-Wesen trieben.
Wie straft nun Kaiser Rudolf die Ruber?
Kaiser Rudolf erscheint in Erfurt. Hierher hat er alle Fürsten und Groen des Reiches zu sich entboten, um der die Ruber Gericht zu halten. Wie fhrt es das Gericht aus? Des Knigs Leute ziehen aus und brechen die Burgen, tten die Raubritter. Ob dies eine leichte Arbeit war? Gewi nicht, es war sehr schwer, eine solche Burg einzunehmen. Warum? (Lage: meist auf steilem Felsen. Befestigung: mit dicken Mauern umgeben; Verteidigung; lange Dauer der Belagerung.) Schilder-uug der Belagerung (Bild!) und der Eroberung!
Folgen dieses Gerichtes? (Ausmalen!)
Wie hier in Thringen, so auch in anderen Gegenden. Wo? (Rhein, Donau.) Wie wird Rudolf hier Ruhe und Ordnung wiederherstellen?
berschrift: Wie Kaiser Rudolf die Raubritter bestraft.
Wie konnte aber nur das Raubrittertum sich so weit verbreiten?
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Rudolf_von_Habsburg Rudolf Ludwig Ludwig Meier_Helmbrecht Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Deutschland Erfurt Thringen Rhein Donau
— 387 -
Marienwerder.
Zweckdienlich und schön ist jeder Raum gestaltet, und zwanglos kommt
seine Bedeutung nach außen zum Ausdruck. Dennoch ist alles, wie des
Ordens Glieder selbst, streng geeint in eine große gesetzmäßige Erscheinung:
jenes Banviereck, welches wie eine Bergschroffe weithin die Landschaft be-
herrscht. Gespannt von dieser Eigenart hat man darin wohl den Geist
wuchtiger, straffer friederizianischer Staatskunst verkörpert sehen wollen,
Welcher den Orden und seine Meister in der Schule des großen Hohen-
staufen erfaßte.
Solch hohes Komturschloß, mit mehrfachen Terrassen, Mauern und
Gräben umgeben und mit den erdenklichsten Mitteln gesichert, war füglich
uneinnehmbar. Die Festigkeit gelang aber nur dadurch, daß außer Besatzung
und Vorräten aller Wirtschaftsballast daraus ferngehalten und in Vorburgen
abgeschoben war. Das aber waren Dinge von beträchtlichem Umfang; denn
eine Ordenskomturei war darauf angewiesen, den Unterhalt aus eigenem
Natural- und Handelsbetrieb zu beschaffen: die Erzeugnisse aus Feld und
Wald, Rosse und Schlachtvieh, die Barmittel für Beschaffung der Bauten,
für Haus- und Küchengerät. Dazu gehörten Stallungen, Speicher, Scheunen,
Werkstätten, Mühlbetrieb und Wohnungen für Gesinde, Handwerker und
Amtleute aller Art. Die Vorburgen dehnten sich deshalb gewaltig aus,
waren oft zwei- oder dreigestaltig und selbständig befestigt, immer aber von
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341
(Pommerellen) Wenden, tut Süden Polen; das rechts von der Weichsel
gelegene Gebiet der Provinz hatten, ebenso wie Ostpreußen, die heidnischen
Preußen (Pruzzen) inne, ein in Sprache und nach Abstammung den Lithauern
verwandtes Volk, das jedoch südlich der Ossa, im Culmer Lande, stark pv-
lonisiert und mit Polen gemischt war.
Die heidnische Bevölkerung Westpreußens unterhielt außer mit den
deutschen Nachbarn in dem oben genannten Zeitraum sehr lebhafte Handels-
beziehungen mit den mohamedanifchen Reichen des Orients. Von dort ge-
langte viel arabisches Geld (kufische Münzen) ditrch Handelsaustausch hier-
her, außerdem lieferten die arabischen Handelsplätze unserm Norden Weine,
Früchte, leinene, seidene und baumwollene Stosse, von denen im Laufe der
Zeit nichts als die arabischen Namen sich erhalten haben, wie Damast, Atlas,
Kattun usw.; wahrscheinlich wurden auch Waffen, Geräte, Schiffstaue, Kauri-
muscheln und Glasperlen ausgeführt, ferner zahlreiche Schmucksachen aus
Silber, Hals- und Armringe aus mehreren gewundenen Silberdrähten usw.,
endlich die sogenannten Hakenringe, kleine offene Ringe ans Silber von der
Gestalt eines Hakens, deren eines Ende schleifenförmig umgebogen ist. Dafür
lieferte unser Norden den Arabern Sklaven, Mammutszähne, Jagdfalken,
Vieh, Leder, besonders aber Pelze vom Fuchs, Zobel, Hermelin, Wiesel,
Biber, Eichhörnchen und Hasen, Fischleim und Fischzähne, Honig, Wachs,
Getreide, Bernstein. Schwerter, Panzer, Pfeile und Pelzmützen; die zahlreichen
Geräte aus Eisen, wie Äxte, Messer, Pfeilspitzen, Lanzen usw. wurden wahr-
scheinlich hier verfertigt.
Es find uns nun aus jener Zeit in Westpreußen auch Überreste von
Wohnplätzen erhalten, nämlich Pfahlbauten in einigen Seen, z. B. im
Lonkorreker See (Kr. Löbau), im Skarliner See (Kr. Strasburg) usw. Aber
auch die Burg wälle, zwar in erster Linie für Verteidigungszwecke bestimmt,
find zum Teil auch bewohnt worden.
Die Erbanungsart der Burgwälle wurde überall genau der Ört-
lichkeit angepaßt, und es lassen sich in dieser Beziehung verschiedene
Typen unterscheiden.
Als vornehmster Typus sind die Ringwälle zu nennen, die dort an-
gelegt wurden, wo ein Schutz auf allen Seiten nötig war, also auf ebenem
Gelände oder auf flachen, leicht ersteigbaren Hügeln. Wie die Ringwälle
erbaut wurden, darüber gibt einen guten Aufschluß ein Bericht des Ibrahim
ibn Jaküb, der im Jahre 973, wahrscheinlich als Arzt, eine Sarazenen-
Gesandtschaft an den Kaiser Otto I. nach Merseburg begleitete. Er sagte
darin folgendes:
„Wenn sie (die Slaven) eine Burg gründen wollen, so suchen sie ein
Weideland, welches an Wasser oder Rvhrsümpfen reich ist und stecken dort
einen runden oder viereckigen Platz ab, je nach der Gestalt und dem Umfang,
welche sie der Burg geben wollen. Dann ziehen sie darum einen Graben
und häufen die aufgeworfene Erde auf. Diese Erde wird mit Brettern und
Balken so fest gestampft, bis sie die Härte von Pisé (tapia) erhalten hat.
Ist dann die Mauer (der Wall) bis zur erforderten Höhe aufgeführt, so
wird an der Seite, welche man auswählt, ein Tor abgemessen und von
diesem eine hölzerne Brücke über den Graben gebaut."
Ju dieser Schilderung ist zunächst bemerkenswert, daß der Wall, rund
oder viereckig, in sich geschloffen war. Ferner, die Erde zur Errichtung des
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trugen 120 Millionen Taler. Die landwirtschaftlichen Besitzungen waren so
heruntergekommen, daß sie in Sulchastationen um 1/e, ja um V10 ihres
heutigen Wertes verkauft wurden. Die Kriegsschulden der einzelnen Städte
waren sehr groß: so betrug die von Elbing über 2000000, die von Danzig
12000000 Taler. Auch um das Schulwesen stand es schlecht: ganz West-
preußen hatte 1816 nur 1133 Volksschulen. Ganz besonders erschrecklich
waren die Zustände natürlich in den entlegenen Gegenden der Provinz, der
Tuchler Heide und der sogenannten Kassubei. Dafür ist charakteristisch eine
Beschreibung, die der Oberforstmeister von Pannewitz in Marienwerder noch
1829 entwarf und in der es folgendermaßen heißt: „Besonders roh sind die
polnischen Bewohner der Wälder, namentlich der Tuchelschen Heide und in
Kassuben. Die Nahrung dieser Menschen ist mit der der Haustiere oft ganz
gleich. Ihr Bart und das Haupthaar wird nicht gekämmt, und die Kleidung
besteht in grober Leinwand und einer Art selbstbereitetem hellblauen, groben
Tuch, welches im Winter den schmutzigen, gelbbraunen Körper oft nur zum
Teil bedeckt, denn häufig sieht man selbst sechs- bis achtjährige Kinder beim
Froste im Hemde und barfuß im Schnee herumlaufen. Ein Strick befestigt
die Kleidung um den Leib und vertritt die Stelle von Schnallen, Nadeln
usw., deren in dieser Wildnis niemand bedarf. Viele dieser Halbwilden in
den Wäldern haben das ganze Jahr kein Brot im Hause, sondern genießen
es höchstens, wenn sie sich in der Stadt oder bei kirchlichen Anlässen etwas
zugute tun wollen. Manche haben nie Brot gekostet, und eine Delikatesse
ist es, wenn sie an Feiertagen das zwischen Steinen gequetschte Getreide zu
einem ungesäuerten Teig bilden und es in Kuchenform in der heißen Asche
backen. Die in ausgehöhlten Baumstämmen durch Klopfen selbst roh und
elend bereitete Graupe, ferner Sauerkohl, Kohlrüben, Buchweizen, Erbsen,
Kartoffeln und schmacklose Kräuter sind nächst der Milch das Hauptnahrungs-
mittel dieser Waldbewohner und überhaupt der meisten Landbewohner. Die
jungen Triebe der Kiefern, mit Wasser gekocht und dann bloß mit Salz
verzehrt, geben in der Tuchelschen Heide hie und da auch eine Speise ab;
sogar roh verzehren sie die Hirtenknaben. Die von Raupen, Staub und
Regen beschmutzten Blätter der Futterrüben werden ungewaschen auf das
Dach gebreitet, dort ohne Schutz getrocknet und so im Winter als Gemüse
in Suppen verzehrt. Pilze, selbst die der schlechtesten Art, sind eine Leckerei
für die Waldbewohner, werden aber für jeden andern ungenießbar zubereitet.
Fleisch ist eine seltene Speise und kommt in den Waldgegenden zuweilen
jahrelang nicht auf den Tisch; es wird daher das minder kraftgebende
Gemüse in oft unglaublich großen Massen verschlungen Zu dieser elenden
Lebensart kommt nun noch die ungemein große Unreinlichkeit, welche sich
kaum beschreiben läßt; Kopf, Bart, Kleider wimmeln von Ungeziefer; der
Körper wird fast nie gewaschen; Seife kennt der polnische Bauer garnicht,
und das vielleicht alle vier Wochen gewechselte Hemd wird, wie überhaupt
die Wäsche, auf einen Stein im Flusse oder See gelegt, dort angefeuchtet,
mit einem Stück Holz tüchtig geklopft, dann ausgerungen und getrocknet."
Ebenso elend waren die Wohnungsverhältnisse. „Schweine, Kälber und
Gänse leben oft in vertraulichem Vereine mit den Bewohnern, ein plumper
Tisch und eine rohe Bank und desgleichen Bettgestell und höchstens einige
Klötze zum Sitzen, ein schwarzgrauer Sack mit Moos, Stroh und selten
mit schlechten Federn als Bett, alles selbst gefertigt, eine große Wassertonne,
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sorgen mußte. — In vielen Städten wohnten die Bürger, die das gleiche Handwerk trieben, in einer Straße zusammen. Danach erhielten die Straßen ihre Namen, wie Knochenhauer-, Schmiede-, Kramerstraße n. a. Auch erhielten manche Bürger uach ihrem Geschäfte den Zu- oder Familiennamen, wie Becker, Schuster,
Schräder u. s. w. ,rj
Io. Das Rathaus. Die Bürger mußten die meisten threr Angelegenheiten selbst ordnen. Daher wählten sie aus ihrer Mitte ■eine Anzahl erfahrener und tüchtiger Männer, die für Recht und Ordnung zu sorgen und über das Wohl und Wehe der Stadt zu wachen hatten. Das war der Rat: Einer von den Ratsherren führte den Namen Bürgermeister. Für den Rat bauten die Bürger das Rathaus; es war aus festem Gestein gefügt, mit mancherlei Zierrat versehen, und der Stolz der Bürgerschaft, jn den meisten Städten sind die alten Prächtigen Rathäuser noch heute ■erhalten. In einem Saale des Rathauses versammelten sich die Ratsmänner; in der Halle wurde Gericht gehalten, auch gefeiert und getanzt, wenn große Feste waren; von der Laube wurden die Namen der neuen Ratsherren und alles ausgerufen, was die gesamte Bürgerschaft wissen sollte.
c. Das Bürgerheer. Wie der Ritter feine Burg, so mußten die Bürger ihre Stadt verteidigen. Geschlechter und Gilden bildeten daher ein einheitliches Bürgerheer, dem die Patrizier als Reisige oder Reiter, die Zünfte als Fußvolk angehörten. Jede Gilde hatte eigenes Wappen, Zelt und Banner und stand unter dem Befehle des Gildemeisters, dem ein Reisiger als Anführer zur Seite stand. In Zeiten der Not verstärkte die Stadt tue wehrhafte Bürgerschaft durch geworbene Knechte. Den Oberbefehl über die gesamte städtische Streitmacht führte ein Stadthauptmann, den der Rat aus den umwohnenden Adeligen erwählte. Für Ausrüstung der Knechte sorgte die Stadt. Die Bürger beschafften
ihre Waffen selbst nach Vorschrift des Rates. Läutete die Rats-glocke Sturm, so eilte die Bürgerschaft auf den Marktplatz, jede Gilde an die Stelle, wo ihr Wappen sichtbar wurde, Mann für Mann in voller Rüstung, angetan mit Waffenrock, Panzer, Eisenhaube, und bewaffnet mit Schwert, Schild und Mordaxt, die
Schützen mit Armbrust, Kocher und Pfeilen. Ging's dem Feinde entgegen, so entfaltete sich das Stadtbanner, und freudig zogen
die Bürger hinaus in den Kampf. Wer im Felde von Banner
und Hauptmann wich, dessen Leib und Gut war dem Rat verfallen. Um ihre Wehrfähigkeit zu erhöhen und die Freiheiten der Stadt besser verteidigen zu können, übten sich die Bürger regelmäßig in den Waffen und veranstalteten alljährlich große Schützenfeste. Die besten Schützen wurden durch Preise ausgezeichnet und als Schützenkönige besonders geehrt.
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in ungestümem Angriffe nach und bringt in des Feindes Reihen. Mann kämpft gegen Mann, bis der Sieg errungen worben ist. Die Sieger teilen burchs Los Beute und Gefangene und ziehen heim mit Siegesgesang.
6. Das Gefolge. Außer dem Heerbanne gab es noch eine freiwillige Waffeufreundschaft, die man das Gefolge nannte. Kriegslustige Jünglinge sammelten sich um einen als Anführer bewährten, hochgeachtet! Edeling und schwuren, vereint mit ihm leben und sterben zu wollen. Sie nannten ihn Fürst, b. H. der Vorberste. Träge Ruhe war ihnen verhaßt. Saß der eigene Volksstamm im Frieberr, so zog der Fürst mit seinen Gefolgs-mannen zu beit Völkerschaften, die sich im Kriege befanben.
1. Wie entstanben die Völkerschaften? Nenne solche! Gib ihre Wohnplätze an! 2. Welche Völkerschaft hat in beiner Heimat gewohnt? 3. Suche die Grenzen ihres Laubes zu bestimmen!
4. Wobnrch schützte unsere Völkerschaft ihr Land? Gib Schutzburgen ans unsrer Gegenb an! 5. Wobnrch wirst bu bar an erinnert, daß die benannten Orte Schutzburgen waren ? 6. Warum befestigten die Völkerschaften die Gegenben beim Eintritt nnb Austritt der Flüsse? 7. Kannst bu bir erklären, warum man die Erhöhungen Berge nennt ? 8. Inwiefern ist das Wort Burg mit Berg verwanbt? 9. Gib an, wie unsre Vorfahren das Land befestigten! 10. Unterscheide (Schutzburgen und Ritterburgen!
11. Erkläre die Namen: Herzog, Fürst, Heerbann, Gefolge!
12. Unterscheibe die Bewaffnung unserer Soldaten von berjenigen der Heerbannleute! 13. Unterschieb zwischen einem Herzog von heute und bern Heerbannherzog! 14. Denke, bu wärst ein cherus-fischer Kriegsmann und würbest zum Kampfe gerufen; was hättest bu zu tun? 15. Beschreibe die Heerbannschlacht! Gib durch Zeichnung die Ausstellung der Gegner an!
B. Die alten Deutschen und die Mmer.
1. Die Römer und ihr Reich, a. Die Römer. Jenseit des jwhen Alpengebirges, im Laube Italien, wohnten zu der Zeit, ba ^esus lebte, die Römer. Sie hatten ihren Namen von der Stadt Rom, waren von kräftiger, untersetzter Gestalt, hatten schwarzes Haar und gelbliche Hautfarbe. Die Männer gingen metst bartlos und kurzgeschoren. Sie kleibeten sich in ein weites, mantelartiges Gewanb, die Toga. Darunter hatten sie ein bis auf die Knie reichenbes, ärmelloses Untergewanb, die Tunika. Auch trugen sie golbene Ohrgehänge und Armbänber, gingen meist ohne Kopfbedeckung und hatten an den Füßen Sandalen. Sie
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