349
Besonders zuckerreich (x/e ihres Gewichts) ist die ähnliche, 2—Z I<§ schwere,
weißliche Zuckerrübe, die in manchen Gegenden (Pfalz, Provinz Sachsen rc) als
Landelspflanze im großen gebaut wird. (Aber Zuckerfabrikation s. Chemie § 461.) —
Die roten Rüben (Beeten, Ranen) geben eine beliebte „Fleischbeilage".
Die Stamm art der Runkelrübe (mit wenig dicker, fast Holziger Wurzel)
wächst noch jetzt wild in den Mittelmeerländern. Durch die Kultur wurde allmählich
die jetzige, zuckerreiche Art erzielt. — Ähnliche Verbesserung bei Möhre, Zichorie,
Schwarzwurzel, Kohlwurz, Kohlarten, Obst rc rc.
Ampferartige Gewächse: Die Runkelrübe, der Mangokdlund Spinat
(zwei nahrhafte Gemüse), die Melde (ein lästiges Ankraut), Fuchsschwanz, Sauer-
ampfer, Knöterich und Buchweizen oder das Äeidekorn (angebaut, zu Grütze rc).
338. Der Flachs oder Lein (i, 193)
wird von altersher als wichtigste Gespinstpflanze gebaut. Man sät
ihn dicht und erhält dadurch gleichmäßige, schlanke Stengel (bis 3/4 m hoch);
auch wird dadurch der Boden vor zu starkem Aus-
trocknen bewahrt. Die Stengel sind mit kleinen,
schmalen Blättchen besetzt, erst oben verzweigt und
ohne Kanten und Knoten. (Vorteil?) Die himmel-
blauen Blüten zeigen die Fünfzahl: 5 bleibende
Kelchblättchen, 5 blaue, in der Knospe gedrehte
Blumenblätter, 5 am Grunde verwachsene, oben
blaue Staubgefäße und einen kugeligen Frucht-
knoten mit 5 Griffeln. Die Blüten öffnen sich
an sonnigen Tagen früh morgens, schließen sich
aber schon nachmittags wieder. Die Frucht bildet
eine erbsengroße Kapsel B mit 5 ganzen und 5
halben Scheidewänden und 10 glänzend braunen,
flachen Samen.
Etwas vor der Reife zieht man den Flachs
aus, läßt ihn trocknen und gewinnt die ölreichen
Samen durch Dreschen oder „Riffeln" (Ziehen
durch einen eisernen Kamm). Der Leinsamen
dient als Vogelfutter, sowie zur Verstellung er-
weichender Amschläge (Kataplasma). Das aus
ihm gepreßte Leinöl wird des. zur Bereitung von Öl-
farbe, Firnis, Kitt (mit Kreide) und Kork-
teppichen, dem sogen. Linoleum, benutzt. Die Öl-
kuchen ffnden als Viehfutter oder Dungmittel Flachs.
Verwendung.
Wichtiger aber ist der Flachs durch seinen Bast, der den Stengel umhüllt
und aus langen, sehr starken Fasern besteht. Die Bastfasern sind von der Ober-
haut überzogen und durch eine gummiartige Masse gleichsam zusammengeleimt. Am
sie frei zu machen, wird der Flachs zunächst „geröstet", d. h. man legt ihn etwa 8 Tage
lang in ruhiges Wasser oder breitet ihn mehrere Wochen lang auf Wiesen aus. Durch
die Feuchtigkeit (Tau und Regen) wird die Oberhaut gelöst und das Bindemittel
größtenteils zerstört, auch der holzige Teil des Stengels mürbe gemacht.
Run wird der Flachs wieder getrocknet (oft im Backofen oder in besonderen
Darren) und durch „Brechen" von den Äolzteilen befreit. Die Fasern werden sodann
durch „Schwingen" (Klopfen) oder durch „Reiben" (Quetschen oder Mangen zwischen
Reibsteinen) vollends von einander gelöst und geschmeidig gemacht, endlich durch
„Äecheln" von allen Anreinigkeiten und den kurzen Fasern (dem Werg) befreit und
360
Kokospalme.
a. Frucht senkrecht durchschnitten,
b. Frucht von unten.
g. Der Brotfruchtbaum, der
eine bedeutende Größe erreicht, ist
nebst Kokospalme und Zuckerrohr
die Äauptnährpflanze der Südsee-
insulaner. Neun Monate im Jahre
trägt er so reichlich, daß drei Bäume
einen Menschen ernähren können.
Die fast kopsgroßen Früchte ent-
halten weißes, saftig-mehliges Fleisch
und werden vor der völligen Reife
abgenommen. In Scheiben ge-
schnitten und auf erhitzten Steinen
gebacken, zeigen sie einen angenehmen,
dem Weißbrote ähnlichen Geschmack.
Auch stampft man die Früchte ein
und läßt sie in Gärung geraten.
Sie bilden dann eine teigartige
Masse, die sich lange hält. Davon
nimmt man in der Zeit, in welcher der
Baum keine Früchte hat, nach Bedarf,
um Brot daraus zu backen. (Namen!)
h. Die Palmen. Die Kokos-
palme, die Königin der Bäume, hat
sich von den Inseln der Südsee aus
über die ganze heiße Zone verbreitet.
Ihr Stamm wächst ohne Äste bis 30 m
hoch empor und ist anstelle der Rinde
mit den schuppensörmigen Resten der
Blätter bedeckt. An der Spitze trägt
er eine mächtige Blätterkrone von vielen
2—4 in langen, gefiederten Blättern
oder Palmwedeln. Zwischen diesen
entwickeln sich jahraus, jahrein reiche
Blüten- und Fruchtrispen. Die kopf-
großen, dreikantigen Kokosnüsse haben
äußerlich eine dicke Faserschicht und
darunter in steinharter Schale einen
runden, ölhaltigen Kern, der sich aus
der verdickten Kokosmilch bildet.
Alles an der Palme läßt sich benützen.
Die Kokosmilch ist ein kühlendes Getränk;
die Kerne werden roh und zubereitet genoffen;
auch liefern sie das Kokosöl, das des. zu Seifen
und Kerzen, aber auch zu Speisefett (Kokos-
butter, Palmin re genannt) verwendet wird.
Zerkleinert und getrocknet bilden sie daher
als „Kopra" einen wichtigen Ausfuhrartikel.
Die harten Schalen lassen sich schön polieren
und zu allerlei Geräten, die Fasern zu
Flechtwerk, Bürsten, Seilen rc verarbeiten.
362
den Samen preßt man ein Öl, das zu Seife, Brenn-- und gereinigt zu
billigem Speiseöl verwendet wird, die Ölkuchen zu Viehfutter.
Mit Kilfe des Vergrößerungsglases kann man die bandförmigen Baumwoll-
fasern leicht von den rundlichen Leinenfasern unterscheiden.
l. Der Kautschuk- oder Gummibaum, ein Verwandter unserer kleinen Wolfs-
milch, ist in einigen Arten im tropischen Südamerika heimisch. Er enthält reichlich
einen klebrigen, scharfen Milchsaft, den man durch Einschnitte in den Stamm zum
Ausfließen bringt und in angehängten Gefäßen auffängt. Durch Eintrocknen am
Feuer erhält man den sehr elastischen Kautschuk, das Federharz oder Gummi elastikum,
einen wegen seiner vielfachen Verwendung sehr wertvollen Stoff. Er dient zu Radier-
gummi, Schläuchen, Fahrradreifen, Gummischuhen und -mänteln re. Durch Behandlung
mit Schwefel wird der Kautschuk hart wie Äorn und heißt Hartgummi (zu Kämmen,
Löffeln, Knöpfen re). Auch aus dem Milchsaft einiger anderer Pflanzen wird Kaut-
schuk gewonnen, z. B. aus dem des ostindischen Gummibaumes (Fikus), den man
seiner schönen Blätter wegen bei uns als Zimmerpflanze hält. — Die ganz ähnliche
Guttapercha spielt des. bei elektrischen Maschinen (als Nichtleiter) eine große Rolle.
m. Das Gummi arabikum (arabisches Gummi, Klebgummi) stammt von einigen
Akazienarten, des. der Gummiakazie, die namentlich in Arabien, Nord- und Westafrika
heimisch ist. Ihr dickflüssiger, klarer Saft quillt von selbst — mitunter auch infolge
von Einritzungen — aus Stamm und Zweigen, trocknet und erhärtet an der Luft und
wird dann gesammelt. Vgl. Kirschgummi.
Naturlehre oder Physik.
Allgemeine Eigenschaften der Körper.
Alles, was einen Raum einnimmt und mit den Sinnen wahr-
genommen werden kann, nennt man Körper.
351. Ausdehnung und Undurchdringlichkeit. Wir füllen
ein Trinkglas bis zum Rande mit Wasser und lassen ein Steinchen hinein-
fallen. Dadurch wird das Wasser zum Äbersließen gebracht, und das
Steinchen nimmt jetzt den Raum ein, der vorher von dem verdrängten
Wasser ausgefüllt wurde. — Drückt man ein leeres Glas umgekehrt ins
Wasser, so dringt dieses nur sehr wenig ein, weil das Glas mit Luft er-
füllt ist, die das Wasser am Eindringen hindert. Daraus ergibt sich: 1. Jeder
Körper nimmt einen Raum ein. 2. Wo ein Körper ist, kann zu
gleicher Zeit kein anderer sein. Diese beiden Eigenschaften kommen
allen Körpern zu und werden als Ausdehnung und Undurchdringlichkeit
bezeichnet. (Darauf gründet sich die Taucherglocke). Der Raum, den jeder
Körper einnimmt, kann nach drei Richtungen oder Ausdehnungen gemessen
werden, nach Länge, Breite und Dicke oder Äöhe. Die Größe des Raumes
heißt sein Raum- oder Kubikinhalt. Das, was den Raum ausfüllt,
ist die Masse des Körpers, die Begrenzung desselben seine Gestalt.
Zählt Luft, feiner Staub, sehr dünnes Papier, eine Flamme auch zu den
Körpern? Weshalb sind Licht und Schatten, Schall, Wärme, das Bild im Spiegel
keine Körper? . w .
Warum füllen sich enghalsige Flaschen unter Waffer stoßweiße? Warum darf
man den Trichter nicht fest in den Flaschenhals setzen, wenn man eine Flüfligkeit in
die Flasche gießen will?
19
ward es auch unter dem Kessel lebendig: die Salpetersteine zerschmolzen, vermischten sich mit der Asche und dem Sande, und als das Feuer ausgebrannt war, verhärtete sich der Brei zu einer schönen, blanken, durchsichtigen Masse und wurde — Glas.
Ein anderes mal weidete ein phönizischer Hirt seine Heerde nicht weit vom Meeresstrande. Sein Hund schnobert überall umher und kommt endlich zurück mit blutendem Maule. Der Hirt will den Schaden besehen, wischt die Schnauze des Hundes mit einer Flocke Wolle, aber siehe da! es ist kein Blut, sondern ein Saft, und nach einigem Suchen findet der Hirt eine zerbissene Schnecke. Eine schönere Farbe hatte der Hirt nie gesehen; er macht die Sache bekannt, man versucht es, Zeuge mit diesem Safte zu färben, was vortrefflich gelingt. Diese Purpurkleider wurden im Alterthum so kostbar geachtet, daß nur Könige und sonst sehr reiche Leute dergleichen tragen konnten. Der reiche Prasser im Evangelium z. B. kleidete sich in Purpur.
Das Glas hatte bei den Phöniziern weniger Nutzen als bei uns; sie brauchten es nur als Münze und Putzwerk. Trinkgefäße verfertigten die Alten überhaupt aus Thon, Holz, Blech, Gold oder Silber; Fensterscheiben hat man in dem warmen Morgenlande nicht nothwendig; man schloß die Oeffnnngen höchstens durch Vorhänge, und statt der Spiegel, die erst später vorkamen, waren polierte Metallplatten im Gebrauch.
Noch wichtiger ist für uns die Buchstabenschrift, deren Erfindung ebenfalls den Phöniziern zugeschrieben wird. Die Phönizier hatten nur 16 Buchstaben und schrieben von der Rechten zur Liuken, und alle, die von ihnen schreiben lernten, folgten ihrem Beispiele, z. B. die Israeliten, Chaldäer, Araber. Die Griechen schrieben nachher die erste Zeile nach der Rechten, die zweite nach der Linken, die dritte wieder nach der Rechten und so abwechselnd, ohne abzusetzen. Dies nannte man Bnstrophedon, Ochsenwendung, weil die Ochsen beim Pflügen so gehen. Noch später schrieben die Griechen bloß nach der Rechten hin. Man schrieb auf gepreßte Palmblätter, auf feine Lindenrinden, auf Leinwand, auf ägyptischen Papyrus, auf Thierhäute, die nirgends so trefflich zubereitet wurden wie in Perga-mns, und daher Pergament hießen. Man hatte schwarze
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Pferden über Deutschland, das, zumal da gerade ein Kind auf dem Throne saß, zu unmächtig zum Widerstände war. Wo sie immer hinkamen, wurden die unerhörtesten Grausamkeiten verübt, alles Tragbare als Beute fortgenommen und viele tausend Männer, Weiber und Kinder an den Haaren zusammengebunden und in die Knechtschaft der Barbaren fortgeführt.
Da wurde endlich ein thatkräftiger, dabei weiser und gerechter Mann, Heinrich, Herzog der Sachsen, zum Könige der Deutschen erwählt (reg. 919—936). Um sich der gefürchteten Ungarn zu entledigen, wandte er einen neunjährigen Waffenstillstand, den er erkaufte, dazu an, seine Deutschen in der Kampfweise der Feinde einzuüben, lehrte sie in geschlossenen Reihen fechten, schnelle Schwenkungen machen rc. Feruer liest er, da es damals in Deutschland uoch au großen Festungen fehlte und die Städte noch nicht mit Mauern und Wällen umgeben waren, alte Städte befestigen und mehrere Burgen bauen. Der neunte Mann vom Lande mußte iu die Stadt ziehen und die übrigen acht für ihn das Feld mitbauen. Auch der dritte Theil des Getreides wurde in die festen Plätze
König Heinrich I.
5*
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrich_I.
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Sachsen Deutschland
— 387 -
Marienwerder.
Zweckdienlich und schön ist jeder Raum gestaltet, und zwanglos kommt
seine Bedeutung nach außen zum Ausdruck. Dennoch ist alles, wie des
Ordens Glieder selbst, streng geeint in eine große gesetzmäßige Erscheinung:
jenes Banviereck, welches wie eine Bergschroffe weithin die Landschaft be-
herrscht. Gespannt von dieser Eigenart hat man darin wohl den Geist
wuchtiger, straffer friederizianischer Staatskunst verkörpert sehen wollen,
Welcher den Orden und seine Meister in der Schule des großen Hohen-
staufen erfaßte.
Solch hohes Komturschloß, mit mehrfachen Terrassen, Mauern und
Gräben umgeben und mit den erdenklichsten Mitteln gesichert, war füglich
uneinnehmbar. Die Festigkeit gelang aber nur dadurch, daß außer Besatzung
und Vorräten aller Wirtschaftsballast daraus ferngehalten und in Vorburgen
abgeschoben war. Das aber waren Dinge von beträchtlichem Umfang; denn
eine Ordenskomturei war darauf angewiesen, den Unterhalt aus eigenem
Natural- und Handelsbetrieb zu beschaffen: die Erzeugnisse aus Feld und
Wald, Rosse und Schlachtvieh, die Barmittel für Beschaffung der Bauten,
für Haus- und Küchengerät. Dazu gehörten Stallungen, Speicher, Scheunen,
Werkstätten, Mühlbetrieb und Wohnungen für Gesinde, Handwerker und
Amtleute aller Art. Die Vorburgen dehnten sich deshalb gewaltig aus,
waren oft zwei- oder dreigestaltig und selbständig befestigt, immer aber von
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341
(Pommerellen) Wenden, tut Süden Polen; das rechts von der Weichsel
gelegene Gebiet der Provinz hatten, ebenso wie Ostpreußen, die heidnischen
Preußen (Pruzzen) inne, ein in Sprache und nach Abstammung den Lithauern
verwandtes Volk, das jedoch südlich der Ossa, im Culmer Lande, stark pv-
lonisiert und mit Polen gemischt war.
Die heidnische Bevölkerung Westpreußens unterhielt außer mit den
deutschen Nachbarn in dem oben genannten Zeitraum sehr lebhafte Handels-
beziehungen mit den mohamedanifchen Reichen des Orients. Von dort ge-
langte viel arabisches Geld (kufische Münzen) ditrch Handelsaustausch hier-
her, außerdem lieferten die arabischen Handelsplätze unserm Norden Weine,
Früchte, leinene, seidene und baumwollene Stosse, von denen im Laufe der
Zeit nichts als die arabischen Namen sich erhalten haben, wie Damast, Atlas,
Kattun usw.; wahrscheinlich wurden auch Waffen, Geräte, Schiffstaue, Kauri-
muscheln und Glasperlen ausgeführt, ferner zahlreiche Schmucksachen aus
Silber, Hals- und Armringe aus mehreren gewundenen Silberdrähten usw.,
endlich die sogenannten Hakenringe, kleine offene Ringe ans Silber von der
Gestalt eines Hakens, deren eines Ende schleifenförmig umgebogen ist. Dafür
lieferte unser Norden den Arabern Sklaven, Mammutszähne, Jagdfalken,
Vieh, Leder, besonders aber Pelze vom Fuchs, Zobel, Hermelin, Wiesel,
Biber, Eichhörnchen und Hasen, Fischleim und Fischzähne, Honig, Wachs,
Getreide, Bernstein. Schwerter, Panzer, Pfeile und Pelzmützen; die zahlreichen
Geräte aus Eisen, wie Äxte, Messer, Pfeilspitzen, Lanzen usw. wurden wahr-
scheinlich hier verfertigt.
Es find uns nun aus jener Zeit in Westpreußen auch Überreste von
Wohnplätzen erhalten, nämlich Pfahlbauten in einigen Seen, z. B. im
Lonkorreker See (Kr. Löbau), im Skarliner See (Kr. Strasburg) usw. Aber
auch die Burg wälle, zwar in erster Linie für Verteidigungszwecke bestimmt,
find zum Teil auch bewohnt worden.
Die Erbanungsart der Burgwälle wurde überall genau der Ört-
lichkeit angepaßt, und es lassen sich in dieser Beziehung verschiedene
Typen unterscheiden.
Als vornehmster Typus sind die Ringwälle zu nennen, die dort an-
gelegt wurden, wo ein Schutz auf allen Seiten nötig war, also auf ebenem
Gelände oder auf flachen, leicht ersteigbaren Hügeln. Wie die Ringwälle
erbaut wurden, darüber gibt einen guten Aufschluß ein Bericht des Ibrahim
ibn Jaküb, der im Jahre 973, wahrscheinlich als Arzt, eine Sarazenen-
Gesandtschaft an den Kaiser Otto I. nach Merseburg begleitete. Er sagte
darin folgendes:
„Wenn sie (die Slaven) eine Burg gründen wollen, so suchen sie ein
Weideland, welches an Wasser oder Rvhrsümpfen reich ist und stecken dort
einen runden oder viereckigen Platz ab, je nach der Gestalt und dem Umfang,
welche sie der Burg geben wollen. Dann ziehen sie darum einen Graben
und häufen die aufgeworfene Erde auf. Diese Erde wird mit Brettern und
Balken so fest gestampft, bis sie die Härte von Pisé (tapia) erhalten hat.
Ist dann die Mauer (der Wall) bis zur erforderten Höhe aufgeführt, so
wird an der Seite, welche man auswählt, ein Tor abgemessen und von
diesem eine hölzerne Brücke über den Graben gebaut."
Ju dieser Schilderung ist zunächst bemerkenswert, daß der Wall, rund
oder viereckig, in sich geschloffen war. Ferner, die Erde zur Errichtung des
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trugen 120 Millionen Taler. Die landwirtschaftlichen Besitzungen waren so
heruntergekommen, daß sie in Sulchastationen um 1/e, ja um V10 ihres
heutigen Wertes verkauft wurden. Die Kriegsschulden der einzelnen Städte
waren sehr groß: so betrug die von Elbing über 2000000, die von Danzig
12000000 Taler. Auch um das Schulwesen stand es schlecht: ganz West-
preußen hatte 1816 nur 1133 Volksschulen. Ganz besonders erschrecklich
waren die Zustände natürlich in den entlegenen Gegenden der Provinz, der
Tuchler Heide und der sogenannten Kassubei. Dafür ist charakteristisch eine
Beschreibung, die der Oberforstmeister von Pannewitz in Marienwerder noch
1829 entwarf und in der es folgendermaßen heißt: „Besonders roh sind die
polnischen Bewohner der Wälder, namentlich der Tuchelschen Heide und in
Kassuben. Die Nahrung dieser Menschen ist mit der der Haustiere oft ganz
gleich. Ihr Bart und das Haupthaar wird nicht gekämmt, und die Kleidung
besteht in grober Leinwand und einer Art selbstbereitetem hellblauen, groben
Tuch, welches im Winter den schmutzigen, gelbbraunen Körper oft nur zum
Teil bedeckt, denn häufig sieht man selbst sechs- bis achtjährige Kinder beim
Froste im Hemde und barfuß im Schnee herumlaufen. Ein Strick befestigt
die Kleidung um den Leib und vertritt die Stelle von Schnallen, Nadeln
usw., deren in dieser Wildnis niemand bedarf. Viele dieser Halbwilden in
den Wäldern haben das ganze Jahr kein Brot im Hause, sondern genießen
es höchstens, wenn sie sich in der Stadt oder bei kirchlichen Anlässen etwas
zugute tun wollen. Manche haben nie Brot gekostet, und eine Delikatesse
ist es, wenn sie an Feiertagen das zwischen Steinen gequetschte Getreide zu
einem ungesäuerten Teig bilden und es in Kuchenform in der heißen Asche
backen. Die in ausgehöhlten Baumstämmen durch Klopfen selbst roh und
elend bereitete Graupe, ferner Sauerkohl, Kohlrüben, Buchweizen, Erbsen,
Kartoffeln und schmacklose Kräuter sind nächst der Milch das Hauptnahrungs-
mittel dieser Waldbewohner und überhaupt der meisten Landbewohner. Die
jungen Triebe der Kiefern, mit Wasser gekocht und dann bloß mit Salz
verzehrt, geben in der Tuchelschen Heide hie und da auch eine Speise ab;
sogar roh verzehren sie die Hirtenknaben. Die von Raupen, Staub und
Regen beschmutzten Blätter der Futterrüben werden ungewaschen auf das
Dach gebreitet, dort ohne Schutz getrocknet und so im Winter als Gemüse
in Suppen verzehrt. Pilze, selbst die der schlechtesten Art, sind eine Leckerei
für die Waldbewohner, werden aber für jeden andern ungenießbar zubereitet.
Fleisch ist eine seltene Speise und kommt in den Waldgegenden zuweilen
jahrelang nicht auf den Tisch; es wird daher das minder kraftgebende
Gemüse in oft unglaublich großen Massen verschlungen Zu dieser elenden
Lebensart kommt nun noch die ungemein große Unreinlichkeit, welche sich
kaum beschreiben läßt; Kopf, Bart, Kleider wimmeln von Ungeziefer; der
Körper wird fast nie gewaschen; Seife kennt der polnische Bauer garnicht,
und das vielleicht alle vier Wochen gewechselte Hemd wird, wie überhaupt
die Wäsche, auf einen Stein im Flusse oder See gelegt, dort angefeuchtet,
mit einem Stück Holz tüchtig geklopft, dann ausgerungen und getrocknet."
Ebenso elend waren die Wohnungsverhältnisse. „Schweine, Kälber und
Gänse leben oft in vertraulichem Vereine mit den Bewohnern, ein plumper
Tisch und eine rohe Bank und desgleichen Bettgestell und höchstens einige
Klötze zum Sitzen, ein schwarzgrauer Sack mit Moos, Stroh und selten
mit schlechten Federn als Bett, alles selbst gefertigt, eine große Wassertonne,
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— 11 —
sorgen mußte. — In vielen Städten wohnten die Bürger, die das gleiche Handwerk trieben, in einer Straße zusammen. Danach erhielten die Straßen ihre Namen, wie Knochenhauer-, Schmiede-, Kramerstraße n. a. Auch erhielten manche Bürger uach ihrem Geschäfte den Zu- oder Familiennamen, wie Becker, Schuster,
Schräder u. s. w. ,rj
Io. Das Rathaus. Die Bürger mußten die meisten threr Angelegenheiten selbst ordnen. Daher wählten sie aus ihrer Mitte ■eine Anzahl erfahrener und tüchtiger Männer, die für Recht und Ordnung zu sorgen und über das Wohl und Wehe der Stadt zu wachen hatten. Das war der Rat: Einer von den Ratsherren führte den Namen Bürgermeister. Für den Rat bauten die Bürger das Rathaus; es war aus festem Gestein gefügt, mit mancherlei Zierrat versehen, und der Stolz der Bürgerschaft, jn den meisten Städten sind die alten Prächtigen Rathäuser noch heute ■erhalten. In einem Saale des Rathauses versammelten sich die Ratsmänner; in der Halle wurde Gericht gehalten, auch gefeiert und getanzt, wenn große Feste waren; von der Laube wurden die Namen der neuen Ratsherren und alles ausgerufen, was die gesamte Bürgerschaft wissen sollte.
c. Das Bürgerheer. Wie der Ritter feine Burg, so mußten die Bürger ihre Stadt verteidigen. Geschlechter und Gilden bildeten daher ein einheitliches Bürgerheer, dem die Patrizier als Reisige oder Reiter, die Zünfte als Fußvolk angehörten. Jede Gilde hatte eigenes Wappen, Zelt und Banner und stand unter dem Befehle des Gildemeisters, dem ein Reisiger als Anführer zur Seite stand. In Zeiten der Not verstärkte die Stadt tue wehrhafte Bürgerschaft durch geworbene Knechte. Den Oberbefehl über die gesamte städtische Streitmacht führte ein Stadthauptmann, den der Rat aus den umwohnenden Adeligen erwählte. Für Ausrüstung der Knechte sorgte die Stadt. Die Bürger beschafften
ihre Waffen selbst nach Vorschrift des Rates. Läutete die Rats-glocke Sturm, so eilte die Bürgerschaft auf den Marktplatz, jede Gilde an die Stelle, wo ihr Wappen sichtbar wurde, Mann für Mann in voller Rüstung, angetan mit Waffenrock, Panzer, Eisenhaube, und bewaffnet mit Schwert, Schild und Mordaxt, die
Schützen mit Armbrust, Kocher und Pfeilen. Ging's dem Feinde entgegen, so entfaltete sich das Stadtbanner, und freudig zogen
die Bürger hinaus in den Kampf. Wer im Felde von Banner
und Hauptmann wich, dessen Leib und Gut war dem Rat verfallen. Um ihre Wehrfähigkeit zu erhöhen und die Freiheiten der Stadt besser verteidigen zu können, übten sich die Bürger regelmäßig in den Waffen und veranstalteten alljährlich große Schützenfeste. Die besten Schützen wurden durch Preise ausgezeichnet und als Schützenkönige besonders geehrt.
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— 31 —
in ungestümem Angriffe nach und bringt in des Feindes Reihen. Mann kämpft gegen Mann, bis der Sieg errungen worben ist. Die Sieger teilen burchs Los Beute und Gefangene und ziehen heim mit Siegesgesang.
6. Das Gefolge. Außer dem Heerbanne gab es noch eine freiwillige Waffeufreundschaft, die man das Gefolge nannte. Kriegslustige Jünglinge sammelten sich um einen als Anführer bewährten, hochgeachtet! Edeling und schwuren, vereint mit ihm leben und sterben zu wollen. Sie nannten ihn Fürst, b. H. der Vorberste. Träge Ruhe war ihnen verhaßt. Saß der eigene Volksstamm im Frieberr, so zog der Fürst mit seinen Gefolgs-mannen zu beit Völkerschaften, die sich im Kriege befanben.
1. Wie entstanben die Völkerschaften? Nenne solche! Gib ihre Wohnplätze an! 2. Welche Völkerschaft hat in beiner Heimat gewohnt? 3. Suche die Grenzen ihres Laubes zu bestimmen!
4. Wobnrch schützte unsere Völkerschaft ihr Land? Gib Schutzburgen ans unsrer Gegenb an! 5. Wobnrch wirst bu bar an erinnert, daß die benannten Orte Schutzburgen waren ? 6. Warum befestigten die Völkerschaften die Gegenben beim Eintritt nnb Austritt der Flüsse? 7. Kannst bu bir erklären, warum man die Erhöhungen Berge nennt ? 8. Inwiefern ist das Wort Burg mit Berg verwanbt? 9. Gib an, wie unsre Vorfahren das Land befestigten! 10. Unterscheide (Schutzburgen und Ritterburgen!
11. Erkläre die Namen: Herzog, Fürst, Heerbann, Gefolge!
12. Unterscheibe die Bewaffnung unserer Soldaten von berjenigen der Heerbannleute! 13. Unterschieb zwischen einem Herzog von heute und bern Heerbannherzog! 14. Denke, bu wärst ein cherus-fischer Kriegsmann und würbest zum Kampfe gerufen; was hättest bu zu tun? 15. Beschreibe die Heerbannschlacht! Gib durch Zeichnung die Ausstellung der Gegner an!
B. Die alten Deutschen und die Mmer.
1. Die Römer und ihr Reich, a. Die Römer. Jenseit des jwhen Alpengebirges, im Laube Italien, wohnten zu der Zeit, ba ^esus lebte, die Römer. Sie hatten ihren Namen von der Stadt Rom, waren von kräftiger, untersetzter Gestalt, hatten schwarzes Haar und gelbliche Hautfarbe. Die Männer gingen metst bartlos und kurzgeschoren. Sie kleibeten sich in ein weites, mantelartiges Gewanb, die Toga. Darunter hatten sie ein bis auf die Knie reichenbes, ärmelloses Untergewanb, die Tunika. Auch trugen sie golbene Ohrgehänge und Armbänber, gingen meist ohne Kopfbedeckung und hatten an den Füßen Sandalen. Sie
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