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1. Geschichte für Volks- und Bürgerschulen : mit Abbildungen - S. 59

1888 - Braunschweig : Wollermann
— 59 — 4. -Dokksserustigung. Für ganz Königsberg sollte dieser Tag ein Tag der Lust und Freude sein. Das rote Tuch, auf welchem die Majestäten zur Kirche gegangen waren, ward unter das Volk verteilt. Auf dem Markte wurde ein großer Ochse, welcher inwendig mit Schafen, Rehen. Ferkeln und allerlei Geflügel angefüllt war, gebraten und der Menge preisgegeben. Dazu strömte aus 2 Springbrunnen roter und weißer Wein, und für 18000 ju Krönungsmünzen wurden unter das Volk geworfen. 39. ^osbatenseßen im vorigen Zahrchirnderrt. 1. Werbungen. An die Stelle der umherziehenden Söldnerscharen waren nach und nach die „stehendenheere" getreten. (S. 56.) Aber auch diese waren geworben. Vorzugs^ weise waren es arbeitsscheue Leute, ungeratene Söhne, bankerotte Kaufleute, stellenlose Beamte rc., die dem „Kalbsfelle" folgten. Je nach der Größe empfingen sie ein Handgeld von 2—900 Jl. Es kam aber auch vor, daß die Polizei Vagabunden in das Heer steckte, ja, selbst Verbrecher suchten und fanden hier Schutz vor der sie erwartenden Strafe. Daher kam es auch, daß der Soldat jener Zeit sehr verachtet war. Vater und Mutter, Bruder und Schwester schämten sich seiner, und selbst ein Handwerksbursche ließ sich nicht gern in seiner Gesellschaft sehen. Fehlte es an Bewerbern, so wandte der Werbeoffizier, der für jeden Kopf einen bestimmten Preis erhielt, allerlei List und Gewaltthaten an, um Soldaten zu bekommen. Wer dem Werber beim Trinken Bescheid that oder aus Neugierde dessen Hut aufsetzte, der war ihm ohne Gnade verfallen. Oft auch machte der Werber die jungen Leute betrunken, und wenn sie dann ihren Rausch ausgeschlafen hatten, dann sahen sie sich zu ihrem Erstaunen schon im Soldatenrock und hatten auch schon das Handgeld in der Tasche. 2. Aas Desertieren war zu jener Zeit ein der Tagesordnung; denn Ehre und Vaterlandsliebe waren dem Söldner unbekannte Dinge. Dazu kam noch, daß dem Deserteur beim Feinde ein neues Handgeld in Aussicht stand. Nur die Furcht vor den härtesten Strafen konnte das Heer zusammenhalten. Die Garnisonen an der Grenze waren wie belagerte Festungen dicht mit Wachen und Kanonen umstellt. Im Lager hatten die Reiter die Fußgänger, die Fußgänger die Reiter zu bewachen. Und dennoch desertierten oft ganze Kompagnien. So gingen z. B. nach der Niederlage bei Kollin 3000 Söldner Friedrichs zum Feinde über. — Sobald ein Soldat aus der Garnison entwichen war, ertönte die Lärmkanone. In den Dörfern wurden die Glocken geläutet, und jeder Bauer war verpflichtet, dem Ausreißer nachzusetzen. Wer ihn einbrachte, erhielt ein bestimmtes Fanggeld. Wer aber einem Flüchtlinge zur Flucht behilflich war, wurde sehr hart bestraft, zuweilen sogar an den Galgen gehängt. Die gewöhnliche Strafe des eingefangenen Deserteurs war das Spießrutenlaufen. Hierbei wurden 200 Soldaten in 2 Reihen aufgestellt; jeder erhielt eine Rute. Dann mußte der Sträfling 6—8 mal mit entblößtem Rücken durch die Gaffe gehen, und jeder Soldat war verpflichtet, ihm einen Schlag auf den Rücken zu geben. — Nicht selten hatte diese grausame Strafe schwere Körperverletzungen, zuweilen sogar den Tod zur Folge. 3. Wniforrn. In Preußen trug jeder Fußsoldat einen blauen Rock, eine weiße Hose und bis zum Knie reichende Gamaschen. Letztere besonders machten dem Soldaten das Leben sauer. Zu jedem Dienst müssen sie sorgfältig geschwärzt sein und — damit auch nicht die kleinste Falte sich bildet — feucht über die Beine geknöpft werden. Sie drücken nicht selten so gewaltig das Bein, daß es schmerzt oder einschläft. Die Hauptzier des Kopfes ist ein bis zur Taille reichender dicker Haarzopf, der an dem kurzgeschorenen Kopfe festgebunden wird. An jeder Seite des Kopfes sitzt eine Haarlocke. welche mitpomade eingerieben und mit Puder überschüttet wird. Ein hoher, mächtiger Hut deckt den Kopf. Ging es zur Parade, dann mußte schon am Abend vorher der ganze Anzug vollendet sein und der Soldat die ganze Nacht mit gedrehtem

2. Geschichte für Volks- und Bürgerschulen : mit Abbildungen - S. 71

1888 - Braunschweig : Wollermann
— 71 — fürchte, du wirst einmal einen schweren, bösen Stand haben. Wache über unsre Ehre und unsern Ruhm. Begehe keine Ungerechtigkeit. Dulde aber auch keine." Dann reichte er ihm die Hand und sagte: „Fritz, vergiß diese Stunde nicht!" 2. An Kareh. 1793 vermählte sich Friedrich Wilhelm mit der Prinzessin Luise von Mecklenburg-Strelitz. Sie zeichnete sich durch Anmut und Schönheit aus und war gegen jedermann die Liebe und Freundlichkeit selbst. Gewöhnlich lebte das junge Paar in Paretz, einem Dorfe bei Potsdam. Daselbst hatte der Gemahl ein sehr einfaches Landhaus bauen lassen. „Nur immer bedenken", hatte er dem Baumeister oft gesagt, „daß Sie für einen armen Gutsbesitzer bauen!" In dem Landhause sah man keine kostbaren Möbel und Teppiche, keine seidenen Decken und Vorhänge, weder Gold- noch Silbergerät. Alles war sehr einfach. Luise hieß hier die «gnädige Frau von Paretz", und am Erntefeste der Bauern mischte sich das fürstliche Paar sogar unter die Tänzer. Gewöhnlich ging dann auch die Königin in die Buden und kaufte für die Kinder des Dorfs allerlei Süßigkeiten ein. Dabei drängten sidf die Kleinen dicht an sie heran und riefen: „Mir auch was, Frau Königin!" 3. Auflösung des deutschen Weichs. Wcrpoteon reizt Preußen zum Kriege. Nachdem Napoleon Östreich in der Schlacht bei Austerlitz zu Boden geworfen, ging seine Absicht dahin, Preußen zu schwächen, da dieses die Hauptmacht Deutschlands war. Daher gründete er am Rhein einen Bund süddeutscher Fürsten, die sich unter seinen Schutz stellten und von Deutschland lossagten. Als er dann erklärte, daß er ein deutsches Reich nicht anerkenne, legte Franz Ii., der 49. Kaiser Deutschlands, die deutsche Kaiserkrone nieder. — Um nun Preußen zum Kriege zu reizen, verletzte Napoleon es auf die schmachvollste Weise. So besetzte er unter andern einen preußischen Bezirk und verlangte, daß Preußen allen englischen Schiffen Häfen und Küsten verschließen solle. Im ganzen Lande war man über diesen Übermut Napoleons empört, und die Offiziere in Berlin zogen des Abends vor die Wohnung des französischen Gesandten und wetzten ihre Degen an den steinernen Treppen. Im August 1806 wurde von Preußen der Krieg erklärt. 4. Die Armee Preußens hatte nach dem Tode Friedrichs d. Gr. viel von ihrer Kriegstüchtigkeit verloren. Die Heerführer waren alt und gebrechlich, die Soldaten mehr Handwerker als geübte Kriegsleute. Ein großer Teil von letzteren war fast das ganze Jahr hindurch beurlaubt. Viele waren auch Familienväter, die mit Zittern und Zagen in den Krieg zogen. Der Dienst lief größtenteils auf Tändelei und Spielerei hinaus. Alle 108 Griffe am Gewehr mußten mit der größten Schnelligkeit ausgeführt werden, und auf ge-rabe Haltung beim Parabeschritt warb das Hauptgewicht gelegt. Aber die Ausrüstung war sehr mangelhaft. Das Gewehr war — bamit es sich besser senkrecht tragen ließ — mit einem geraben Schafte („Kuhfuß") versehen, woburch es aber an Brauchbarkeit verlor. Der blank polierte Lauf blenme und erschwerte das Zielen, das Schloß war groß, aber versagte leicht. Die Unisorm^var eng und unpraktisch. Noch immer banb der Solbat auf den kurzgeschorenen Kopf einen armlangen Zopf, noch immer trug er die engen Gamaschen, die das Bein einzwängten und das Marschieren erschwerten. Die Bewegung der Armee warb behinbert durch einen enblosen Troß von Packpferben und Packwagen, welche für die Offiziere Zelte, Felbtische, Felbstühle, Felbbetten, Koffer, Kochgeschirre rc. fortzuschaffen hatten. 5. Jena und Auerstädt. 1806. Bald nach der Kriegserklärung zog ein Heer von 150000 Mann unter dein Oberbefehl des Herzogs von Braunschweig den anrückenden Franzosen entgegen. Am 14. Oktober kam es zu der Doppelschlacht bei Jena und Auerstädt. Gleich zu Ansang der Schlacht wurde der Herzog von Brauuschweig durch einen Schuß in die Augen schwer verwundet. Nun kam Verwirrung in das Heer, und obwohl die einzelnen Haufen recht tapfer kämpften, so löste sich doch bald alles in wilde Flucht aus. Der König und die Königin selbst mußten eilen, um nicht in Gefangenschaft zu geraten. Der Herzog von Braunschweig wurde nach seiner Hauptstadt gebracht. Von hier aus sandte er eine Botschaft an Napoleon und ließ um Gnade bitten. Doch dieser soll zur Antwort gegeben haben: „Ich kenne (einen Herzog von

3. Kleine Erdkunde für Volks- und Bürgerschulen - S. 63

1909 - Braunschweig : Appelhans
— 63 — Städte: an der Ostküste Belfast (Leinenhandel) und die Hauptstadt Dublin (döbblin), Sitz des englischen Vizekönigs; das Viertel der Engländer ist glänzend, das der Iren armselig. An der Südküste Cork, Ausfuhr von Butter und Schlachtvieh, „das irische Schlachthaus". Wirtschaftliches: Deutschland bezieht aus England: Woll- und Baumwollgarn für 135 Mill. Mark, Steinkohlen für 100 Mill., Wolle und Wollwaren für 50 Mill., Baumwolle und Baumwoll- waren für 25 Mill., Gold und Silber für 60 Mill., Häute und Felle für 50 Mill., Kautschuk und Guttapercha für 30 Mill. Mark. Deutschland liefert Zucker für 150 Mill. Mark, Baumwollwaren für 85 Mill., Eisenwaren für 70 Mill., Wolle und Wollwaren für 6u Mill., Maschinen und Musikinstrumente für 30 Mill. Mark. Auswärtige Besitzungen hat England in allen Erdteilen in dreifacher Größe von °Europa und mit nahezu dessen Einwohner- zahl: Indien, das Festland Australien, Britisch-Nordamerika und Britisch-Südafrika, ferner Gibraltar und viele Inseln, z. B. Malta, Eypern und die Halbinsel Aden. Da England fast unerschöpf- liche Lager von Steinkohlen besitzt, so ist seine Industrie die erste in Europa. Auch seine Handelsflotte nimmt den ersten Rang ein, und die Kriegsflotte übertrifft die deutsche um das vierfache. Allen Ländern der Erde geht es voran in Bezug auf die Größe und Ausdehnung seines Handels. So ist England die erste Kolonial-, Handels- und Seemacht der Erde. — Es ist eine konstitutionelle Monarchie, in welcher die Könige geringe Herrscherrechte besitzen. Fast alle Rechte hat das Parlament, das aus Ober- und Unterhaus besteht. § 40. Die Skandinavische Halbinsel umfaßt die Königreiche Schweden und Norwegen. Von welchen Meeren wird sie umspült im N., W. und O.? An welches Land grenzt sie im No.? Durch das Kattegat und Skagerrak wird sie von Jütland getrennt. Oberfläche. Skandinavien ist größtenteils Gebirgsland: im W. zieht durch die Halbinsel das rauhe und wilde Skan- dinavische Gebirge, welches nach O. allmählich in ein Tiefland übergeht, nach W. aber mauerartig zur tief eingesägten Küste abfällt, so daß sich hier viele schmale, lange Fjorde bilden. Der nördliche Teil des Gebirgslandes ist teils eine öde Schnee- und Felswüste, teils Sumpfland, bewohnt von umherschweifenden Lappen (Remi- tiere). Weiter südlich finden sich große Wälder, aber wenig Ackerboden. Die schmale Tiefebene an der Ostsee ist voll schöner Seen und reißender Flüsse und ist gut angebaut (die Kornkammer der Halbinsel). Die Bewohner, Germanen und lutherisch, sind

4. Geschichte - S. 19

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
19 ward es auch unter dem Kessel lebendig: die Salpetersteine zerschmolzen, vermischten sich mit der Asche und dem Sande, und als das Feuer ausgebrannt war, verhärtete sich der Brei zu einer schönen, blanken, durchsichtigen Masse und wurde — Glas. Ein anderes mal weidete ein phönizischer Hirt seine Heerde nicht weit vom Meeresstrande. Sein Hund schnobert überall umher und kommt endlich zurück mit blutendem Maule. Der Hirt will den Schaden besehen, wischt die Schnauze des Hundes mit einer Flocke Wolle, aber siehe da! es ist kein Blut, sondern ein Saft, und nach einigem Suchen findet der Hirt eine zerbissene Schnecke. Eine schönere Farbe hatte der Hirt nie gesehen; er macht die Sache bekannt, man versucht es, Zeuge mit diesem Safte zu färben, was vortrefflich gelingt. Diese Purpurkleider wurden im Alterthum so kostbar geachtet, daß nur Könige und sonst sehr reiche Leute dergleichen tragen konnten. Der reiche Prasser im Evangelium z. B. kleidete sich in Purpur. Das Glas hatte bei den Phöniziern weniger Nutzen als bei uns; sie brauchten es nur als Münze und Putzwerk. Trinkgefäße verfertigten die Alten überhaupt aus Thon, Holz, Blech, Gold oder Silber; Fensterscheiben hat man in dem warmen Morgenlande nicht nothwendig; man schloß die Oeffnnngen höchstens durch Vorhänge, und statt der Spiegel, die erst später vorkamen, waren polierte Metallplatten im Gebrauch. Noch wichtiger ist für uns die Buchstabenschrift, deren Erfindung ebenfalls den Phöniziern zugeschrieben wird. Die Phönizier hatten nur 16 Buchstaben und schrieben von der Rechten zur Liuken, und alle, die von ihnen schreiben lernten, folgten ihrem Beispiele, z. B. die Israeliten, Chaldäer, Araber. Die Griechen schrieben nachher die erste Zeile nach der Rechten, die zweite nach der Linken, die dritte wieder nach der Rechten und so abwechselnd, ohne abzusetzen. Dies nannte man Bnstrophedon, Ochsenwendung, weil die Ochsen beim Pflügen so gehen. Noch später schrieben die Griechen bloß nach der Rechten hin. Man schrieb auf gepreßte Palmblätter, auf feine Lindenrinden, auf Leinwand, auf ägyptischen Papyrus, auf Thierhäute, die nirgends so trefflich zubereitet wurden wie in Perga-mns, und daher Pergament hießen. Man hatte schwarze

5. Heimatkundliches Lesebuch - S. 341

1912 - Danzig : Kasemann
341 (Pommerellen) Wenden, tut Süden Polen; das rechts von der Weichsel gelegene Gebiet der Provinz hatten, ebenso wie Ostpreußen, die heidnischen Preußen (Pruzzen) inne, ein in Sprache und nach Abstammung den Lithauern verwandtes Volk, das jedoch südlich der Ossa, im Culmer Lande, stark pv- lonisiert und mit Polen gemischt war. Die heidnische Bevölkerung Westpreußens unterhielt außer mit den deutschen Nachbarn in dem oben genannten Zeitraum sehr lebhafte Handels- beziehungen mit den mohamedanifchen Reichen des Orients. Von dort ge- langte viel arabisches Geld (kufische Münzen) ditrch Handelsaustausch hier- her, außerdem lieferten die arabischen Handelsplätze unserm Norden Weine, Früchte, leinene, seidene und baumwollene Stosse, von denen im Laufe der Zeit nichts als die arabischen Namen sich erhalten haben, wie Damast, Atlas, Kattun usw.; wahrscheinlich wurden auch Waffen, Geräte, Schiffstaue, Kauri- muscheln und Glasperlen ausgeführt, ferner zahlreiche Schmucksachen aus Silber, Hals- und Armringe aus mehreren gewundenen Silberdrähten usw., endlich die sogenannten Hakenringe, kleine offene Ringe ans Silber von der Gestalt eines Hakens, deren eines Ende schleifenförmig umgebogen ist. Dafür lieferte unser Norden den Arabern Sklaven, Mammutszähne, Jagdfalken, Vieh, Leder, besonders aber Pelze vom Fuchs, Zobel, Hermelin, Wiesel, Biber, Eichhörnchen und Hasen, Fischleim und Fischzähne, Honig, Wachs, Getreide, Bernstein. Schwerter, Panzer, Pfeile und Pelzmützen; die zahlreichen Geräte aus Eisen, wie Äxte, Messer, Pfeilspitzen, Lanzen usw. wurden wahr- scheinlich hier verfertigt. Es find uns nun aus jener Zeit in Westpreußen auch Überreste von Wohnplätzen erhalten, nämlich Pfahlbauten in einigen Seen, z. B. im Lonkorreker See (Kr. Löbau), im Skarliner See (Kr. Strasburg) usw. Aber auch die Burg wälle, zwar in erster Linie für Verteidigungszwecke bestimmt, find zum Teil auch bewohnt worden. Die Erbanungsart der Burgwälle wurde überall genau der Ört- lichkeit angepaßt, und es lassen sich in dieser Beziehung verschiedene Typen unterscheiden. Als vornehmster Typus sind die Ringwälle zu nennen, die dort an- gelegt wurden, wo ein Schutz auf allen Seiten nötig war, also auf ebenem Gelände oder auf flachen, leicht ersteigbaren Hügeln. Wie die Ringwälle erbaut wurden, darüber gibt einen guten Aufschluß ein Bericht des Ibrahim ibn Jaküb, der im Jahre 973, wahrscheinlich als Arzt, eine Sarazenen- Gesandtschaft an den Kaiser Otto I. nach Merseburg begleitete. Er sagte darin folgendes: „Wenn sie (die Slaven) eine Burg gründen wollen, so suchen sie ein Weideland, welches an Wasser oder Rvhrsümpfen reich ist und stecken dort einen runden oder viereckigen Platz ab, je nach der Gestalt und dem Umfang, welche sie der Burg geben wollen. Dann ziehen sie darum einen Graben und häufen die aufgeworfene Erde auf. Diese Erde wird mit Brettern und Balken so fest gestampft, bis sie die Härte von Pisé (tapia) erhalten hat. Ist dann die Mauer (der Wall) bis zur erforderten Höhe aufgeführt, so wird an der Seite, welche man auswählt, ein Tor abgemessen und von diesem eine hölzerne Brücke über den Graben gebaut." Ju dieser Schilderung ist zunächst bemerkenswert, daß der Wall, rund oder viereckig, in sich geschloffen war. Ferner, die Erde zur Errichtung des

6. Heimatkundliches Lesebuch - S. 499

1912 - Danzig : Kasemann
499 trugen 120 Millionen Taler. Die landwirtschaftlichen Besitzungen waren so heruntergekommen, daß sie in Sulchastationen um 1/e, ja um V10 ihres heutigen Wertes verkauft wurden. Die Kriegsschulden der einzelnen Städte waren sehr groß: so betrug die von Elbing über 2000000, die von Danzig 12000000 Taler. Auch um das Schulwesen stand es schlecht: ganz West- preußen hatte 1816 nur 1133 Volksschulen. Ganz besonders erschrecklich waren die Zustände natürlich in den entlegenen Gegenden der Provinz, der Tuchler Heide und der sogenannten Kassubei. Dafür ist charakteristisch eine Beschreibung, die der Oberforstmeister von Pannewitz in Marienwerder noch 1829 entwarf und in der es folgendermaßen heißt: „Besonders roh sind die polnischen Bewohner der Wälder, namentlich der Tuchelschen Heide und in Kassuben. Die Nahrung dieser Menschen ist mit der der Haustiere oft ganz gleich. Ihr Bart und das Haupthaar wird nicht gekämmt, und die Kleidung besteht in grober Leinwand und einer Art selbstbereitetem hellblauen, groben Tuch, welches im Winter den schmutzigen, gelbbraunen Körper oft nur zum Teil bedeckt, denn häufig sieht man selbst sechs- bis achtjährige Kinder beim Froste im Hemde und barfuß im Schnee herumlaufen. Ein Strick befestigt die Kleidung um den Leib und vertritt die Stelle von Schnallen, Nadeln usw., deren in dieser Wildnis niemand bedarf. Viele dieser Halbwilden in den Wäldern haben das ganze Jahr kein Brot im Hause, sondern genießen es höchstens, wenn sie sich in der Stadt oder bei kirchlichen Anlässen etwas zugute tun wollen. Manche haben nie Brot gekostet, und eine Delikatesse ist es, wenn sie an Feiertagen das zwischen Steinen gequetschte Getreide zu einem ungesäuerten Teig bilden und es in Kuchenform in der heißen Asche backen. Die in ausgehöhlten Baumstämmen durch Klopfen selbst roh und elend bereitete Graupe, ferner Sauerkohl, Kohlrüben, Buchweizen, Erbsen, Kartoffeln und schmacklose Kräuter sind nächst der Milch das Hauptnahrungs- mittel dieser Waldbewohner und überhaupt der meisten Landbewohner. Die jungen Triebe der Kiefern, mit Wasser gekocht und dann bloß mit Salz verzehrt, geben in der Tuchelschen Heide hie und da auch eine Speise ab; sogar roh verzehren sie die Hirtenknaben. Die von Raupen, Staub und Regen beschmutzten Blätter der Futterrüben werden ungewaschen auf das Dach gebreitet, dort ohne Schutz getrocknet und so im Winter als Gemüse in Suppen verzehrt. Pilze, selbst die der schlechtesten Art, sind eine Leckerei für die Waldbewohner, werden aber für jeden andern ungenießbar zubereitet. Fleisch ist eine seltene Speise und kommt in den Waldgegenden zuweilen jahrelang nicht auf den Tisch; es wird daher das minder kraftgebende Gemüse in oft unglaublich großen Massen verschlungen Zu dieser elenden Lebensart kommt nun noch die ungemein große Unreinlichkeit, welche sich kaum beschreiben läßt; Kopf, Bart, Kleider wimmeln von Ungeziefer; der Körper wird fast nie gewaschen; Seife kennt der polnische Bauer garnicht, und das vielleicht alle vier Wochen gewechselte Hemd wird, wie überhaupt die Wäsche, auf einen Stein im Flusse oder See gelegt, dort angefeuchtet, mit einem Stück Holz tüchtig geklopft, dann ausgerungen und getrocknet." Ebenso elend waren die Wohnungsverhältnisse. „Schweine, Kälber und Gänse leben oft in vertraulichem Vereine mit den Bewohnern, ein plumper Tisch und eine rohe Bank und desgleichen Bettgestell und höchstens einige Klötze zum Sitzen, ein schwarzgrauer Sack mit Moos, Stroh und selten mit schlechten Federn als Bett, alles selbst gefertigt, eine große Wassertonne,

7. Teil 1 - S. 31

1904 - Hannover [u.a.] : Meyer
— 31 — in ungestümem Angriffe nach und bringt in des Feindes Reihen. Mann kämpft gegen Mann, bis der Sieg errungen worben ist. Die Sieger teilen burchs Los Beute und Gefangene und ziehen heim mit Siegesgesang. 6. Das Gefolge. Außer dem Heerbanne gab es noch eine freiwillige Waffeufreundschaft, die man das Gefolge nannte. Kriegslustige Jünglinge sammelten sich um einen als Anführer bewährten, hochgeachtet! Edeling und schwuren, vereint mit ihm leben und sterben zu wollen. Sie nannten ihn Fürst, b. H. der Vorberste. Träge Ruhe war ihnen verhaßt. Saß der eigene Volksstamm im Frieberr, so zog der Fürst mit seinen Gefolgs-mannen zu beit Völkerschaften, die sich im Kriege befanben. 1. Wie entstanben die Völkerschaften? Nenne solche! Gib ihre Wohnplätze an! 2. Welche Völkerschaft hat in beiner Heimat gewohnt? 3. Suche die Grenzen ihres Laubes zu bestimmen! 4. Wobnrch schützte unsere Völkerschaft ihr Land? Gib Schutzburgen ans unsrer Gegenb an! 5. Wobnrch wirst bu bar an erinnert, daß die benannten Orte Schutzburgen waren ? 6. Warum befestigten die Völkerschaften die Gegenben beim Eintritt nnb Austritt der Flüsse? 7. Kannst bu bir erklären, warum man die Erhöhungen Berge nennt ? 8. Inwiefern ist das Wort Burg mit Berg verwanbt? 9. Gib an, wie unsre Vorfahren das Land befestigten! 10. Unterscheide (Schutzburgen und Ritterburgen! 11. Erkläre die Namen: Herzog, Fürst, Heerbann, Gefolge! 12. Unterscheibe die Bewaffnung unserer Soldaten von berjenigen der Heerbannleute! 13. Unterschieb zwischen einem Herzog von heute und bern Heerbannherzog! 14. Denke, bu wärst ein cherus-fischer Kriegsmann und würbest zum Kampfe gerufen; was hättest bu zu tun? 15. Beschreibe die Heerbannschlacht! Gib durch Zeichnung die Ausstellung der Gegner an! B. Die alten Deutschen und die Mmer. 1. Die Römer und ihr Reich, a. Die Römer. Jenseit des jwhen Alpengebirges, im Laube Italien, wohnten zu der Zeit, ba ^esus lebte, die Römer. Sie hatten ihren Namen von der Stadt Rom, waren von kräftiger, untersetzter Gestalt, hatten schwarzes Haar und gelbliche Hautfarbe. Die Männer gingen metst bartlos und kurzgeschoren. Sie kleibeten sich in ein weites, mantelartiges Gewanb, die Toga. Darunter hatten sie ein bis auf die Knie reichenbes, ärmelloses Untergewanb, die Tunika. Auch trugen sie golbene Ohrgehänge und Armbänber, gingen meist ohne Kopfbedeckung und hatten an den Füßen Sandalen. Sie

8. Schul-Geographie in Abrissen und Charakterbildern - S. 85

1878 - Danzig : Kafemann
Uebersicht von Asien. — Das russische Asien. 85 Sundainseln; 6) die großen Sundainseln (Sumatra, Java, 23orneo, Celebes). 6) Die Staaten von Iran: a) Belndschistan; b) Afghanistan; c) Persien mit der Hauptstadt Teheran. 7) Arabien mit den Städten Mekka und Medina. 8) Die asiatische Türkei zerfällt in a) Kleinasien mit der Hauptstadt Kntahia; b) Armenien mit der Hauptstadt Erzerum; e) Mesopotamien mit der Hauptstadt Bagdad; 6) Syrien, Phönizien und Palästina mit den Städten Aleppo, Da- maskus und Jerusalem. — 9) Halbinseln: Kamtschatka und Korea im O., Hinterindien mit der Halbinsel Malaka, Vorderindien und Arabien im S-, Kleinasien im W. . Meerbusen und Meerengen. Im nördlichen Eismeer der obüche Meer- busen, im großen Ocean der ochotskische Meerbusen; im indischen Ocean: der Meerbusen von Bengalen, der persische Meerbusen, der arabische Meerbusen oder das rothe Meer. — Die Behringsstraße zwischen Asien und Amerika; die Malakastraße zwischen Malaka und Sumatra; die Straße von Ormuz zwischen dem indischen Ocean und persischen Meerbusen; die Straße von Bab-el-Mandeb zwischen dem indischen Ocean und rothen Meer. Gebirge. Derhimalaya zwischen Vorderindien und Tibet ist das höchste Gebirge der Erde. Seine höchsten Gipfel sind: Der Mount Everest imaunt- ewerest) oder Gaurisaukar (9000 m) und Dhawalajiri (8000 m). Die chinesi- schen Alpen, die Gebirge der Mandschurei und das daurische (da- urische) Gebirge im Osten. Das Altaigebirge zwischen Sibirien und der Mongolei. Der Ural und der Kaukasus (mit dem Elbru?) an der Grenze gegen Rußland. Der Taurus und der Libanon in Kkinafkn. Der Sinai tttt N. am arabischen Meerbusen. Vorgebirge sind: Cap Tainmra im N., das Ostcap im O., Cap Romania und Cap Comorin im S., Cap Baba iin W. Flüsse. Ins nördliche Eismeer münden: Der Ob, der Jenisei und die Lena in Sibirien. In den großen Ocean münden: Der Amur in der Mand- schurei; der gelbe und der blaue Fluß oder der Hoangho und der Jangtse- Kiang in China. Ins indische Meer fließen: Der Brahmaputra, Ganges und Indus in Vorderindien. Der Euphrat und Tigris fließt durch Meso- potamieu in den persischen Meerbusen. Der Jordan in Palästina fließt ins todte Meer. Landseen. Das todte Meer in Palästina ist die tiefste Einfenkung der Erde und hat öde Felsenküsten. Das caspische Meer (der größte Landsee der Erde) grenzt an das europäische Rußland und ist größer als das Königreich Preußen. Der Aral-, Balkasch-, Jssikul- und Baikalsee im russischen Asien. Klima. Produkte. In der kalten Zone liegt ein Theil Sibiriens, in der gemäßigten Zone der größte Theil Asiens, in der heißen Zone ein Theil der südlichen Jnselglieder und Inseln. Das Klima ist daher sehr verschieden. — Der Norden liefert Pelzthiere. _ In Iran giebt es Datteln und Baumwolle, m Arabien Kaffee und Kameele, in Kleinasien Südfrüchte, in China Thee, in Indien Elephanten, Diamanten und Reis. Bewohner. Religion. Im Westen wohnen Kaukasier, im Osten Mon- golen, im Südosten Malaien. Der Religion nach giebt es Brahmaisten, Buddhaisten, Mnhamedaner, Christen und Inden. 103. Das russische Asien. 15 800 000 qkm; 8 Mill. E. 1) Kaukasien liegt auf beiden Seiten des Kaukasus zwischen dem schwarzen und caspischen Meer. Hier wohnen die Tscherkessen. Die Hauptstadt heißt Tifus. Baku am kaspischen Meer hat Naphtaquelleu. Eriwan ist die Hauptstadt des russischen Armeniens. 2) Die Kirgisensteppe wird von mongolischen Nomadenhorden durch- zogen, die sich besonders von der Viehzucht und Jagd ernähren. Feste An- ftedelungen giebt es _ in dieser Steppe nicht. Die Kirgisen sind sehr gewandt, Reiter. _ Sie sind meist Muhamedauer und sprechen vshr Reichthum besteht in Pferden, Rindern, Kameelen und Schafen. <. Isw1?* *auc^ r0r'. sie Raubzüge machen. Ihre notwendigen Zeuge und Filzdecken verfertigen sie aus Wolle und Kameelhaaren. Vieh, Häute und
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