Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Vaterländische Geschichte für die Oberstufe der Volksschule - S. 18

1901 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
18 Deutsche Geschichte. 2. Erziehung des Ritterknabcn. Von frhester Jugend an wurden die Ritter fr ihren Stand vorbereitet. Schon mit dem 7. Jahre kam der Knabe in den Dienst eines anderen Ritters. Er wartete als Edelknabe bei Tische auf, begleitete seinen Herrn auf die Jagd und auf Reisen und bte sich im Fechten, Schieen und Reiten. Nach vollendetem 14. Jahre wurde er Knappe und empfing das Schwert. Er folgte seinem Herrn in den Kampf und leistete ihm in Gefahr treuen Beistand. Im 21. Jahre wurde er zum Ritter geschlagen. Das geschah in der Kirche in Gegenwart von Fürsten und Edelfrauen. Am Altare mute der junge Ritter geloben, die Religion und ihre Diener zu beschtzen, die Schwachen und Unschuldigen zu beschirmen und dem Landes-Herrn treu zu bleiben. Dann empfing er knieend von einem Ritter drei leichte Schlge mit dem Schwerte auf die Schulter. Das war der Ritter-schlag. Nunmehr wurden ihm Schwert, Lanze, Helm und Panzer berreicht. 3. Turniere. Zur Belebung des ritterlichen Sinnes trugen die Ritterspiele oder Turniere bei. Dieselben wurden meist auf dem Marktplatze einer Stadt abgehalten. In glnzender Rstung ritten die Ritter paarweise in die Schranken und sprengten mit eingelegter Lanze aufeinander los. Es galt, den Gegner aus dem Sattel zu heben oder die Lanze an seinem 'Brustharnisch zu zersplittern. Knieend empfing der Sieger aus den Hnden einer Edeldame den Preis: ein Schwert, eine goldene Kette oder bergt. 4. Die Ritterorden. Zur Zeit der Kreuzzge entstanben die geistlichen Rittetorben. Ihre Mitglieber legten das Gelbde des Gehorsams, der Keuschheit und der Armut ab. Als ihre Hauptaufgabe betrachteten sie die Verteidigung der Kirche gegen die Unglubigen. Solche Ritterorden waren die Johanniter, die Templer, die deutschen Ritter. Die letzteren kamen gegen das Ende der Kreuzzge nach Preußen und unternahmen den Kampf gegen die heid-nischen Preußen. 5. Verfall des Rittertums. Nach den Kreuzzgen artete der Ritterstanb aus. Viele Ritter lebten uutereinanber in bestnbiger Fehbe und suchten sich durch Raub und Plnbernng zu bereichern. Von ihren Burgen herab berfielen sie die vorberziehenben Kaufleute und raubten sie aus. Dem Lanbmanne entfhrten sie das Vieh von der Weibe und ans dem Stalle und steckten nicht selten sein Hans in Branb. Von den vorbeifahrenden Schiffen erhoben sie willkrliche Zlle. Deshalb wrben manche Ritter von den Fürsten verurteilt und ihre Burgen zerstrt. So geriet das Rittertum nach und nach in Verfall. Die Erfinbuug des Schiepulvers machte demselben vollstndig ein Ende.

2. Vaterländische Geschichte für die Oberstufe der Volksschule - S. 43

1901 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
Preußen wird eine europische Gromacht. 43 gefhrt. Freilich war mancher harte Schlag mit dem Korporalstock ntig, um das zu erreichen. Aber im Heere herrschte auch eine Zucht die alle anstaunten. Eine groe Vorliebe hegte Friedrich Wilhelm fr lange Soldaten. Daher bildete er ein Regiment baumlanger Kerle, das Riesenreglment ge-nannt. Fr die grten seiner lieben blauen Kinder, trne Friedrich Wilhelm seilte Soldaten nannte, gab er der 1000 Thaler. 6. Kriege und Erwerbungen. Der König setzte sein Heer nicht gerne dem Kriege aus. In einem kurzen Feldzuge gegen die Schweden gewann er Vorpommern bis zur Peene (1720). Gleich nach seinem Regierungsantritte war auch Ober-Geldern, ein blhender Landstrich mit 50000 Einwohnern, mit dem preuischen Staate vereinigt worden. 7. Bedeutung. Friedrich Wilhelm I. hat die uere Machtstellung Preuens gehoben. Am meisten ist er jedoch fr die innere Entwicklung des Staates von Be-deutung. Durch sein Beispiel hat er das Volk zur Arbeitsamkeit, Spar-fantfeit und Einfachheit erzogen und insbesondere emeit tchtigen Beamtenstand herangebildet. So hat er den sinkenden Wohlstand wieder gefrdert und das deutsche Wesen gerettet. Er ist ferner der Vater der preuischen Volksschule. Seinem Sohne hinterlie er ein wohlgeschultes Heer von 83000 Mann und einen Schatz von 27 Millionen Mark. Friedrich I. hat den Knigstitel angenommen; Friedrich Wilhelm I. schuf seinem Staate die innere Kraft und Festigkeit, durch welche Preußen groß geworden ist. 8. Erklrung des Wahlspruches. Der Wahlspruch heit vollstndig: ..Der preuische Adler weicht der Sonne nicht." Mit dem Adler ist der preuische Staat gemeint. Ebenso wie der Adler seinen Flug nach der Sonne richtet, strebt der preuische Staat nach der hchsten Macht. Dieser Spruch ist in unserer Zeit tu Erfllung gegangen. Die preuischen Könige sind jetzt zugleich deutsche Kaiser. Das deutsche Reich aber ist einer der mchtigsten Staaten der Erde. Friedrich Wilhelm I. hat durch seine Regierung viel zu der Gre Preuens beigetragen. Friedrich Il> der Groe. 1740 1786. Fr Ruhm und Vaterland!" 1. Die ersten Jugendjahre Friedrichs. Friedrich wurde am 24. Januar 1712 geboren. Sein Vater wollte einen frommen Christen, einen guten Soldaten und einen sparsamen Hauswirt aus ihm machen. Die Erziehung des Prinzen war sehr streng. Von seinem achten Jahre an mute er Uniform tragen, exerzieren und in Regen und Wind Schildwache stehen. Die soldatischen bungen gefielen dem

3. Vaterländische Geschichte für die Oberstufe der Volksschulen - S. 40

1911 - Cöln a. Rh. : Bachem
40 und Asche, ganze Gegenden waren in Wsten verwandelt. Fast die Hlfte der Bewohner hatte durch Hunger, Pest und die wilden Sldlinge von Freund und Feind das Leben verloren. Die noch briggebliebenen irrten Heimat' los umher und suchten nach Nahrung. Durch die unge-Heute Not und den bestndigen Anblick des allgemeinen Elends waren die Menschen ganz verwildert. berall herrschte die grte Unsicherheit; denn Ruber und Mr-der trieben sich allenthalben umher. Franzosen und Schweden hatten betrchtliche Stcke unseres unglcklichen Vaterlandes abgerissen und fr sich genommen. Ja, bis alle Bedingungen des Friedens erfllt waren, mute das erschpfte Deutschland die ber-wtigen Fremdlinge auch noch in seinen Festungen be-Herbergen und unterhalten. Bauern-, Brger, und Soldateustand zur Zeit des Dreiig-jhrigen Krieges. Whrend des Krieges hatte zunchst der Bauern-stand auf das schrecklichste zu leiden. In manchen Gegenden wurde er sozusagen zugrunde genchtet. Von den Soldaten wurde das Vieh hinausgeschleppt und vor den Augen der Landleute geschlachtet. Die Huser fielen der Plnderung anheim. Was man nicht mitschleppen konnte, wurde verbrannt. Die Acker wurden verwstet. Schlielich hatten die Bauern nichts mehr und waren dem Hungertode preisgegeben. Sie flohen in die Wlder und Smpfe, so da ganze Landstriche menschenleer wurden. Acker konnten nicht mehr bestellt werden, weil die Landleute kein Vieh mehr hatten. Ackerbau und Viehzucht lagen also ganz darnieder. Die Folge davon war, da auch der Brgerstand vollstndig ver-armte. Das Handwerk litt auerordentlich. Wegen der eintretenden Armut des Landes gab es keine lohnenden Bestellungen. Es wurden nur mehr die notwendigsten Gerte angefertigt. Es fehlte wegen des Krieges die ntige Zeit und Gelegenheit zur Ausbildung. Dazu kam noch, da die besseren Waren von auswrts bezogen wurden, weil die vornehmen Stnde die auslndischen, vor allem die franzsischen bevorzugten. Ferner fehlte die Gelegenheit, Waren zu verkaufen, und der Handel stockte. Um der Not nicht preisgegeben zu sein, wurden viele am liebsten Soldaten. Ein stehendes Heer gab es damals nicht. Die Landes-Verteidigung wie zur Zeit des Rittertums kannte man nicht mehr. Die Soldaten wurden von sogenannten Werbern fr Geld geworben. Sie arteten zu einem wilden Volke aus. Auch wenn sie im Freundeslande lagerten, waren sie eine unertrgliche Plage der Umgegend. Mit Karten-, Wrfelspiel und Trinken, nicht selten unterbrochen durch Flche, Geznk und blutige Untaten, vertrieb man sich die Zeit.

4. Vaterländische Geschichte für die Oberstufe der Volksschulen - S. 115

1911 - Cöln a. Rh. : Bachem
115 Aussendung von greren und kleineren Truppenteilen, welche die^Pro-vinz kreuz und quer durchstreiften, Ruhe und Ordnung wieder hergestellt. Die Kmpfe der deutschen Truppen in Sdwestafrika. (Besitz-ergreifung durch die Deutschen im I. 1884). In der zweiten Hlfte des 18. Jahrhunderts wanderten von Nordosten her die Hereros und kurz darauf von Sden her in mehreren Zgen die Hottentottenstmme in Sdwestafrika ein. Die Hereros sind ein Hirtenvolk von schwarzer Hautfarbe, das es als Hauptaufgabe betrachtet, seine Herden zu erhalten und zu vermehren. Selbst in der grten Not verlassen sie dieselben nicht. Sie zeichnen sich durch groe Krperkraft, Ausdauer, Gewandtheit und Gengsamkeit aus. Im brigen find sie grausam, habgierig und hinterlistig. Alle Fremden verachten sie in hchstem Mae. Die Hottentotten besitzen zwar nicht die Krperkraft der Hereros, sind aber noch ausdauernder, beweglicher und geistig begabter. Gro ist ihr Mut und vortrefflich ihre Schie- und Reitfertigkeit. Die Frsorge der Hereros fr ihre Herden finden wir bei ihnen nicht. Sie verstehen sich vorzglich auf den sogenannten Kleinkrieg. Beide Volksstmme sind kriegerisch und freiheitliebend veranlagt. Nachdem sie sich lange gegenseitig bekmpft hatten, schloffen sie im I. 1892 mit einander Frieden. Dieser war gegen die deutsche Herrschaft gerichtet. Ein Zu-sammenschlu aller Eingeborenen bedeutete eine groe Gefahr fr die Bestrebungen der Deutschen in diesem Schutzgebiete. Der Versuch der deutschen Verwaltung, mit den Eingeborenen fried-lich auszukommen, scheiterte an dem starken Unabhngigkeitssinne derselben. Dieser war wohl die Hauptursache zu dem Aufstande der Hereros im Jahre 1904. Scheinbar geduldig und lenksam, hatten diese bis dahin ihre innersten Gedanken und Plne zu verbergen gewut. Da brachen gegen Ende des Jahres 1903 im uersten Sden des Schutz-gebietes Unruhen aus. Der grte Teil der Schutztruppen mute aus dem Hererolande dahin. Nun schien die ersehnte Gelegenheit zur Em-prung gekommen. Schon anfangs Januar 1904 fingen Hereros an, sich gegen ihre weien Arbeitgeber zu widersetzen. Viele im Kriege notwendigen Gegenstnde wurden ohne Rcksicht auf die Preise auf-gekauft. Waffenfhige Mannschaften sammelten sich an bestimmten Orten. Beinahe gleichzeitig fingen die Hereros am 12. Januar an, im ganzen mittleren Schutzgebiet die Weien zu ermorden, die Farmen zu plndern und da? Vieh wegzustehlen. Es traten wahre Schreckenstage fr die Deutschen ein, denen der Aufstand vllig berraschend kam. Der Feind war wohl bewaffnet und als Gegner nicht zu verachten. Aber die kleinen deutschen Besatzungen verzweifelten nicht. Augenblicklich auf Selbsthilfe angewiesen, hielten sie sich, bis Hilfe aus dem Sden des Schutzgebietes und aus der Heimat kam, wie echte brave Männer. Voll Aufopferung und Tatkraft standen den Mnnern ihre Frauen in be= wundernswerter Weise zur Seite. Man begngte sich nicht nur mit Selbstverteidigung, sondern kam sich auch gegenseitig zu Hilfe. Von den aus dem Sden herbeieilenden Truppen ist neben andern auch die Kompagnie des Hauptmannes Franke durch ihren Siegeszug rhmend hervorzuheben. Zahlreich waren die Kmpfe, welche sie zu

5. Vaterländische Geschichte für die Oberstufe der Volksschulen - S. 30

1911 - Cöln a. Rh. : Bachem
30 beschirmen und die Schwachen und Hilflosen beschtzen wolle". Ein Hauptvergngen der Ritter waren die bei festlichen Gelegenheiten veranstalteten Kampfspiele oder Turniere. Sie dienten zur Erhaltung des ritterlichen Sinnes und boten den Rittern Gelegenheit, vor einer groen schau-lustigen Volksmenge Proben ihrer Tapferkeit und ihrer Gewandtheit in Fhrung der Waffen abzulegen. Die Ordensritter. Zur Zeit der Kreuzzge stand das Rittertum in der schnsten Blte. Da bildeten sich denn auch die geistlichen Ritterorden, welche recht segensreich gewirkt haben. Die Ordensritter legten auer den drei Ordensgelbden der Armut, der Ehelosigkeit und des Ge-horsams noch das vierte Gelbde ab, die Waffen zum steten Kampfe gegen die Unglubigen zu führen. Die Raubritter. In spterer Zeit artete das Ritter-tum vielfach aus. Bisher waren die Ritter die Trger seiner Bildung und Gesittung. Dicht- und Gesangeskunst wurden in hohem Mae gepflegt. Allmhlich erkaltete jedoch bei vielen Rittern der Eifer fr das Gute, Schne und Erhabene. Sie fingen an, sich wenig um Gesetz und Recht zu kmmern. Sie befehdeten sich untereinander und verwsteten nicht selten das Eigentum der Land-bewohner. Einige lebten nur vom Raube. Diese Raub-ritter fielen von ihren Burgen der den reisenden Kauf-mann her und nahmen ihm seine Waren ab; dem fleiigen Landmanne raubten sie das Vieh und die Frchte seines Feldes. In ihren festen Burgen fhlten sie sich vor Bestrafung sicher. Erst nach Erfindung des Schiepulvers, durch welches das Kriegswesen vllig verndert wurde, konnte diesem Raubwesen vollstndig ein Ende gemacht werden. Städte und Stdtebndnifse. Der Grund zu vielen Stdten wurde dadurch gelegt, da sich um den Sitz eines Grafen oder Fürsten Leute niederlieen. Die Ansiedelungen wurden mit Mauern und Grben umschlossen. Solche befestigte Orte nannte man wie die Wohnsitze der adeligen Geschlechter Burgen und ihre Bewohner Brger. Die an-fangs aus Holz und Lehm erbauten Huser hatten eine einfache Ein-richtung. Die Straen waren krumm und eng. Die Brger, welche ein Handwerk, Gewerbe und Handel trieben, waren zunchst von den Herren der Burg abhngig. Nach und nach suchten sich viele Städte

6. Geschichte - S. 19

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
19 ward es auch unter dem Kessel lebendig: die Salpetersteine zerschmolzen, vermischten sich mit der Asche und dem Sande, und als das Feuer ausgebrannt war, verhärtete sich der Brei zu einer schönen, blanken, durchsichtigen Masse und wurde — Glas. Ein anderes mal weidete ein phönizischer Hirt seine Heerde nicht weit vom Meeresstrande. Sein Hund schnobert überall umher und kommt endlich zurück mit blutendem Maule. Der Hirt will den Schaden besehen, wischt die Schnauze des Hundes mit einer Flocke Wolle, aber siehe da! es ist kein Blut, sondern ein Saft, und nach einigem Suchen findet der Hirt eine zerbissene Schnecke. Eine schönere Farbe hatte der Hirt nie gesehen; er macht die Sache bekannt, man versucht es, Zeuge mit diesem Safte zu färben, was vortrefflich gelingt. Diese Purpurkleider wurden im Alterthum so kostbar geachtet, daß nur Könige und sonst sehr reiche Leute dergleichen tragen konnten. Der reiche Prasser im Evangelium z. B. kleidete sich in Purpur. Das Glas hatte bei den Phöniziern weniger Nutzen als bei uns; sie brauchten es nur als Münze und Putzwerk. Trinkgefäße verfertigten die Alten überhaupt aus Thon, Holz, Blech, Gold oder Silber; Fensterscheiben hat man in dem warmen Morgenlande nicht nothwendig; man schloß die Oeffnnngen höchstens durch Vorhänge, und statt der Spiegel, die erst später vorkamen, waren polierte Metallplatten im Gebrauch. Noch wichtiger ist für uns die Buchstabenschrift, deren Erfindung ebenfalls den Phöniziern zugeschrieben wird. Die Phönizier hatten nur 16 Buchstaben und schrieben von der Rechten zur Liuken, und alle, die von ihnen schreiben lernten, folgten ihrem Beispiele, z. B. die Israeliten, Chaldäer, Araber. Die Griechen schrieben nachher die erste Zeile nach der Rechten, die zweite nach der Linken, die dritte wieder nach der Rechten und so abwechselnd, ohne abzusetzen. Dies nannte man Bnstrophedon, Ochsenwendung, weil die Ochsen beim Pflügen so gehen. Noch später schrieben die Griechen bloß nach der Rechten hin. Man schrieb auf gepreßte Palmblätter, auf feine Lindenrinden, auf Leinwand, auf ägyptischen Papyrus, auf Thierhäute, die nirgends so trefflich zubereitet wurden wie in Perga-mns, und daher Pergament hießen. Man hatte schwarze

7. Heimatkundliches Lesebuch - S. 387

1912 - Danzig : Kasemann
— 387 - Marienwerder. Zweckdienlich und schön ist jeder Raum gestaltet, und zwanglos kommt seine Bedeutung nach außen zum Ausdruck. Dennoch ist alles, wie des Ordens Glieder selbst, streng geeint in eine große gesetzmäßige Erscheinung: jenes Banviereck, welches wie eine Bergschroffe weithin die Landschaft be- herrscht. Gespannt von dieser Eigenart hat man darin wohl den Geist wuchtiger, straffer friederizianischer Staatskunst verkörpert sehen wollen, Welcher den Orden und seine Meister in der Schule des großen Hohen- staufen erfaßte. Solch hohes Komturschloß, mit mehrfachen Terrassen, Mauern und Gräben umgeben und mit den erdenklichsten Mitteln gesichert, war füglich uneinnehmbar. Die Festigkeit gelang aber nur dadurch, daß außer Besatzung und Vorräten aller Wirtschaftsballast daraus ferngehalten und in Vorburgen abgeschoben war. Das aber waren Dinge von beträchtlichem Umfang; denn eine Ordenskomturei war darauf angewiesen, den Unterhalt aus eigenem Natural- und Handelsbetrieb zu beschaffen: die Erzeugnisse aus Feld und Wald, Rosse und Schlachtvieh, die Barmittel für Beschaffung der Bauten, für Haus- und Küchengerät. Dazu gehörten Stallungen, Speicher, Scheunen, Werkstätten, Mühlbetrieb und Wohnungen für Gesinde, Handwerker und Amtleute aller Art. Die Vorburgen dehnten sich deshalb gewaltig aus, waren oft zwei- oder dreigestaltig und selbständig befestigt, immer aber von

8. Heimatkundliches Lesebuch - S. 341

1912 - Danzig : Kasemann
341 (Pommerellen) Wenden, tut Süden Polen; das rechts von der Weichsel gelegene Gebiet der Provinz hatten, ebenso wie Ostpreußen, die heidnischen Preußen (Pruzzen) inne, ein in Sprache und nach Abstammung den Lithauern verwandtes Volk, das jedoch südlich der Ossa, im Culmer Lande, stark pv- lonisiert und mit Polen gemischt war. Die heidnische Bevölkerung Westpreußens unterhielt außer mit den deutschen Nachbarn in dem oben genannten Zeitraum sehr lebhafte Handels- beziehungen mit den mohamedanifchen Reichen des Orients. Von dort ge- langte viel arabisches Geld (kufische Münzen) ditrch Handelsaustausch hier- her, außerdem lieferten die arabischen Handelsplätze unserm Norden Weine, Früchte, leinene, seidene und baumwollene Stosse, von denen im Laufe der Zeit nichts als die arabischen Namen sich erhalten haben, wie Damast, Atlas, Kattun usw.; wahrscheinlich wurden auch Waffen, Geräte, Schiffstaue, Kauri- muscheln und Glasperlen ausgeführt, ferner zahlreiche Schmucksachen aus Silber, Hals- und Armringe aus mehreren gewundenen Silberdrähten usw., endlich die sogenannten Hakenringe, kleine offene Ringe ans Silber von der Gestalt eines Hakens, deren eines Ende schleifenförmig umgebogen ist. Dafür lieferte unser Norden den Arabern Sklaven, Mammutszähne, Jagdfalken, Vieh, Leder, besonders aber Pelze vom Fuchs, Zobel, Hermelin, Wiesel, Biber, Eichhörnchen und Hasen, Fischleim und Fischzähne, Honig, Wachs, Getreide, Bernstein. Schwerter, Panzer, Pfeile und Pelzmützen; die zahlreichen Geräte aus Eisen, wie Äxte, Messer, Pfeilspitzen, Lanzen usw. wurden wahr- scheinlich hier verfertigt. Es find uns nun aus jener Zeit in Westpreußen auch Überreste von Wohnplätzen erhalten, nämlich Pfahlbauten in einigen Seen, z. B. im Lonkorreker See (Kr. Löbau), im Skarliner See (Kr. Strasburg) usw. Aber auch die Burg wälle, zwar in erster Linie für Verteidigungszwecke bestimmt, find zum Teil auch bewohnt worden. Die Erbanungsart der Burgwälle wurde überall genau der Ört- lichkeit angepaßt, und es lassen sich in dieser Beziehung verschiedene Typen unterscheiden. Als vornehmster Typus sind die Ringwälle zu nennen, die dort an- gelegt wurden, wo ein Schutz auf allen Seiten nötig war, also auf ebenem Gelände oder auf flachen, leicht ersteigbaren Hügeln. Wie die Ringwälle erbaut wurden, darüber gibt einen guten Aufschluß ein Bericht des Ibrahim ibn Jaküb, der im Jahre 973, wahrscheinlich als Arzt, eine Sarazenen- Gesandtschaft an den Kaiser Otto I. nach Merseburg begleitete. Er sagte darin folgendes: „Wenn sie (die Slaven) eine Burg gründen wollen, so suchen sie ein Weideland, welches an Wasser oder Rvhrsümpfen reich ist und stecken dort einen runden oder viereckigen Platz ab, je nach der Gestalt und dem Umfang, welche sie der Burg geben wollen. Dann ziehen sie darum einen Graben und häufen die aufgeworfene Erde auf. Diese Erde wird mit Brettern und Balken so fest gestampft, bis sie die Härte von Pisé (tapia) erhalten hat. Ist dann die Mauer (der Wall) bis zur erforderten Höhe aufgeführt, so wird an der Seite, welche man auswählt, ein Tor abgemessen und von diesem eine hölzerne Brücke über den Graben gebaut." Ju dieser Schilderung ist zunächst bemerkenswert, daß der Wall, rund oder viereckig, in sich geschloffen war. Ferner, die Erde zur Errichtung des

9. Heimatkundliches Lesebuch - S. 367

1912 - Danzig : Kasemann
367 5 obersten Ämter') und die Landkomture, diese und die Provinzialkapitel die Komture und die Pfleger. Die Eigennützigkeit des Gemeinwesens gegenüber den Einzelgliedern, die die Beamten ausdrücklich „mehr zu Dienern, denn zu Herren" stempelt, war folgerichtig noch schärfer den gewöhnlichen Brüdern gegenüber ausgeprägt: das Kapitel in den Statuten „vom Gehorsam" verlangt Demut, unbedingtes Gehorchen und „Brechen des eigenen Willens in allen Dingen". Die Wider- spenstigen sollen mit allen Mitteln zur Unterwerfung gebracht werden, „denn wenn man den Aufrührerischen Schonung angedeihen läßt, so wird die Kraft des Ordens geschwächt". Die Machtstellung des Ordens ist nächst Gottes Gebot die oberste Richtschnur. — Bedenkt man, wie wenig in damaliger Zeit der Gedanke der Unterordnung des Einzelnen unter das Interesse des Ge- meinwohls, der der eigentliche Staatsgedanke ist, mit weit über die Augenblicksbedürfnisse hinausgehenden Zielen namentlich in Deutschland noch an Boden gewonnen hatte, so versteht man, welche Sonderstellung die ritter- lichen Ordensgenossenschaften einnahmen. In ihnen waren infolge der Kon- zentration des gesamten Strebens der Einzelnen auf ein Ziel ungeheure Kraftmengen aufgespeichert, die da, wo es zu ihrer Auslösung kam, gewaltige Wirkungen ausüben mußten. — Auch die Kirche und die rein geistlichen Genossenschaften verlangten das unbedingte Jndienststellen der Einzelkraft; sie waren aber gerade in der höchsten Bltitezeit die geschworenen Feinde des Staatsgedankens, und eben jetzt hatten die in der Bildung begriffenen Nationalstaaten gegen die Machtbestrebungen der Kirche von neuem das Schwert erhoben, das der ermatteten Hand der Staufer entsunken war. Eine Erziehung zum Staatsgedanken konnte also von der Kirche trotz ihrer den staatlichen sehr verwandten Organisationsgrundsätze nicht ausgehen, sie er- kannte nur einen Machthaber über den Völkern an: sich selbst. Die ritter- lichen Ordensgenossenschaften dagegen waren zu Dreiviertel weltliche Or- ganisationen, zu Kampf und harter Kolonisatorenarbeit bestellt und trotz des mönchischen Charakters ihres täglichen Lebens von durchaus militärischem, eroberungssüchtigem Geiste beseelt. Mit diesen weltlichen Zügen im Verein mußte die bedingungslose Unterordnung des Einzelnen unter die Interessen des Gemeinwesens, die rücksichtslose Ausnutzung aller Kräfte für die Zwecke des Ganzen notwendig zum Staatsgedanken hinführen. Stark gefördert wurde diese Tendenz durch das Bedürfnis der Ritter- orden nach dem Besitz größerer Landesherrschaften. Er wurde für sie zur Lebensbedingung, ihre Machtstellung hing wesentlich von der Größe ihres Besitzes, der Quelle ihrer Einkünfte, ab. Allerorten waren sie daher eifrig bemüht, ihn zu mehren. Im Anfang waren es vorwiegend Zu- wendungen mildtätiger und um ihr Seelenheil besorgter Menschen, die den Besitz der Orden ausmachten; sobald aber einiger Wohlstand erreicht war, sich Die ö obersten Gebietiger waren die nächsten Gehilfen des Meisters; nach ihm nahm den höchsten Rang in Friedenszeiten der Großkomtur ein, im Kriege der Marsch all. Der Spittler chatte das Hospitalwesen, der Drapier die Bekleidung und Ausrüstung, der Treßler die Finanzen unter sich. Land me ist er hieß der Verwalter jedes größeren nicht im^ Gebiet des Hanpthauses liegenden Bezirks; Komtur der Vorsteher eines größeren „Hauses" (Burg) mit dem dazugehörigen Gebiet. Was der Stellung dieser Beamten be- sondere Stärke verlieh, war die Vereinigung des obersten Verwaltungsbeamten und des obersten militärischen Befehlshabers in einer Person. Ihre Selbständigkeit und Macht- befugnis waren außerordentlich groß. Heimatkunde, Ii. Teil. 24

10. Heimatkundliches Lesebuch - S. 499

1912 - Danzig : Kasemann
499 trugen 120 Millionen Taler. Die landwirtschaftlichen Besitzungen waren so heruntergekommen, daß sie in Sulchastationen um 1/e, ja um V10 ihres heutigen Wertes verkauft wurden. Die Kriegsschulden der einzelnen Städte waren sehr groß: so betrug die von Elbing über 2000000, die von Danzig 12000000 Taler. Auch um das Schulwesen stand es schlecht: ganz West- preußen hatte 1816 nur 1133 Volksschulen. Ganz besonders erschrecklich waren die Zustände natürlich in den entlegenen Gegenden der Provinz, der Tuchler Heide und der sogenannten Kassubei. Dafür ist charakteristisch eine Beschreibung, die der Oberforstmeister von Pannewitz in Marienwerder noch 1829 entwarf und in der es folgendermaßen heißt: „Besonders roh sind die polnischen Bewohner der Wälder, namentlich der Tuchelschen Heide und in Kassuben. Die Nahrung dieser Menschen ist mit der der Haustiere oft ganz gleich. Ihr Bart und das Haupthaar wird nicht gekämmt, und die Kleidung besteht in grober Leinwand und einer Art selbstbereitetem hellblauen, groben Tuch, welches im Winter den schmutzigen, gelbbraunen Körper oft nur zum Teil bedeckt, denn häufig sieht man selbst sechs- bis achtjährige Kinder beim Froste im Hemde und barfuß im Schnee herumlaufen. Ein Strick befestigt die Kleidung um den Leib und vertritt die Stelle von Schnallen, Nadeln usw., deren in dieser Wildnis niemand bedarf. Viele dieser Halbwilden in den Wäldern haben das ganze Jahr kein Brot im Hause, sondern genießen es höchstens, wenn sie sich in der Stadt oder bei kirchlichen Anlässen etwas zugute tun wollen. Manche haben nie Brot gekostet, und eine Delikatesse ist es, wenn sie an Feiertagen das zwischen Steinen gequetschte Getreide zu einem ungesäuerten Teig bilden und es in Kuchenform in der heißen Asche backen. Die in ausgehöhlten Baumstämmen durch Klopfen selbst roh und elend bereitete Graupe, ferner Sauerkohl, Kohlrüben, Buchweizen, Erbsen, Kartoffeln und schmacklose Kräuter sind nächst der Milch das Hauptnahrungs- mittel dieser Waldbewohner und überhaupt der meisten Landbewohner. Die jungen Triebe der Kiefern, mit Wasser gekocht und dann bloß mit Salz verzehrt, geben in der Tuchelschen Heide hie und da auch eine Speise ab; sogar roh verzehren sie die Hirtenknaben. Die von Raupen, Staub und Regen beschmutzten Blätter der Futterrüben werden ungewaschen auf das Dach gebreitet, dort ohne Schutz getrocknet und so im Winter als Gemüse in Suppen verzehrt. Pilze, selbst die der schlechtesten Art, sind eine Leckerei für die Waldbewohner, werden aber für jeden andern ungenießbar zubereitet. Fleisch ist eine seltene Speise und kommt in den Waldgegenden zuweilen jahrelang nicht auf den Tisch; es wird daher das minder kraftgebende Gemüse in oft unglaublich großen Massen verschlungen Zu dieser elenden Lebensart kommt nun noch die ungemein große Unreinlichkeit, welche sich kaum beschreiben läßt; Kopf, Bart, Kleider wimmeln von Ungeziefer; der Körper wird fast nie gewaschen; Seife kennt der polnische Bauer garnicht, und das vielleicht alle vier Wochen gewechselte Hemd wird, wie überhaupt die Wäsche, auf einen Stein im Flusse oder See gelegt, dort angefeuchtet, mit einem Stück Holz tüchtig geklopft, dann ausgerungen und getrocknet." Ebenso elend waren die Wohnungsverhältnisse. „Schweine, Kälber und Gänse leben oft in vertraulichem Vereine mit den Bewohnern, ein plumper Tisch und eine rohe Bank und desgleichen Bettgestell und höchstens einige Klötze zum Sitzen, ein schwarzgrauer Sack mit Moos, Stroh und selten mit schlechten Federn als Bett, alles selbst gefertigt, eine große Wassertonne,
   bis 10 von 11 weiter»  »»
11 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 11 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 7
5 2
6 0
7 0
8 0
9 1
10 5
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 3
17 0
18 0
19 2
20 0
21 0
22 1
23 0
24 0
25 0
26 1
27 0
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 3
37 1
38 1
39 1
40 0
41 0
42 0
43 2
44 0
45 1
46 0
47 1
48 1
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 1
1 6
2 0
3 6
4 8
5 0
6 10
7 0
8 1
9 27
10 5
11 0
12 4
13 5
14 0
15 2
16 8
17 24
18 2
19 3
20 0
21 1
22 2
23 5
24 3
25 3
26 1
27 0
28 7
29 2
30 0
31 0
32 0
33 0
34 3
35 1
36 2
37 6
38 12
39 3
40 5
41 19
42 3
43 22
44 0
45 12
46 3
47 0
48 1
49 3
50 0
51 1
52 8
53 0
54 10
55 1
56 3
57 1
58 0
59 8
60 4
61 3
62 1
63 0
64 1
65 4
66 2
67 3
68 6
69 11
70 5
71 13
72 10
73 0
74 0
75 20
76 8
77 8
78 15
79 3
80 0
81 1
82 10
83 2
84 3
85 1
86 0
87 6
88 1
89 0
90 0
91 12
92 35
93 0
94 6
95 4
96 1
97 1
98 4
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 1
1 6
2 0
3 1
4 4
5 1
6 0
7 0
8 0
9 3
10 2
11 1
12 3
13 1
14 0
15 0
16 0
17 1
18 1
19 2
20 1
21 5
22 0
23 0
24 0
25 0
26 0
27 0
28 0
29 0
30 2
31 0
32 0
33 8
34 0
35 5
36 1
37 0
38 0
39 4
40 1
41 0
42 2
43 4
44 2
45 0
46 0
47 2
48 1
49 0
50 4
51 0
52 9
53 0
54 7
55 0
56 1
57 3
58 0
59 4
60 6
61 6
62 1
63 0
64 0
65 6
66 0
67 2
68 0
69 0
70 0
71 5
72 0
73 0
74 0
75 1
76 0
77 1
78 3
79 0
80 3
81 3
82 0
83 0
84 2
85 0
86 2
87 1
88 0
89 1
90 0
91 3
92 0
93 0
94 1
95 0
96 0
97 2
98 0
99 4
100 4
101 3
102 1
103 2
104 0
105 1
106 3
107 1
108 0
109 0
110 0
111 2
112 10
113 6
114 7
115 0
116 0
117 0
118 1
119 0
120 1
121 2
122 2
123 2
124 2
125 4
126 1
127 2
128 1
129 5
130 0
131 0
132 0
133 3
134 2
135 4
136 2
137 2
138 0
139 1
140 0
141 2
142 8
143 3
144 1
145 9
146 0
147 1
148 1
149 0
150 1
151 6
152 3
153 0
154 2
155 14
156 2
157 5
158 0
159 1
160 0
161 0
162 0
163 0
164 0
165 6
166 6
167 1
168 2
169 2
170 2
171 2
172 0
173 1
174 0
175 5
176 0
177 6
178 0
179 2
180 0
181 0
182 1
183 7
184 0
185 6
186 2
187 0
188 1
189 0
190 0
191 0
192 0
193 1
194 0
195 3
196 3
197 0
198 0
199 2