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1. Geschichte - S. 19

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
19 ward es auch unter dem Kessel lebendig: die Salpetersteine zerschmolzen, vermischten sich mit der Asche und dem Sande, und als das Feuer ausgebrannt war, verhärtete sich der Brei zu einer schönen, blanken, durchsichtigen Masse und wurde — Glas. Ein anderes mal weidete ein phönizischer Hirt seine Heerde nicht weit vom Meeresstrande. Sein Hund schnobert überall umher und kommt endlich zurück mit blutendem Maule. Der Hirt will den Schaden besehen, wischt die Schnauze des Hundes mit einer Flocke Wolle, aber siehe da! es ist kein Blut, sondern ein Saft, und nach einigem Suchen findet der Hirt eine zerbissene Schnecke. Eine schönere Farbe hatte der Hirt nie gesehen; er macht die Sache bekannt, man versucht es, Zeuge mit diesem Safte zu färben, was vortrefflich gelingt. Diese Purpurkleider wurden im Alterthum so kostbar geachtet, daß nur Könige und sonst sehr reiche Leute dergleichen tragen konnten. Der reiche Prasser im Evangelium z. B. kleidete sich in Purpur. Das Glas hatte bei den Phöniziern weniger Nutzen als bei uns; sie brauchten es nur als Münze und Putzwerk. Trinkgefäße verfertigten die Alten überhaupt aus Thon, Holz, Blech, Gold oder Silber; Fensterscheiben hat man in dem warmen Morgenlande nicht nothwendig; man schloß die Oeffnnngen höchstens durch Vorhänge, und statt der Spiegel, die erst später vorkamen, waren polierte Metallplatten im Gebrauch. Noch wichtiger ist für uns die Buchstabenschrift, deren Erfindung ebenfalls den Phöniziern zugeschrieben wird. Die Phönizier hatten nur 16 Buchstaben und schrieben von der Rechten zur Liuken, und alle, die von ihnen schreiben lernten, folgten ihrem Beispiele, z. B. die Israeliten, Chaldäer, Araber. Die Griechen schrieben nachher die erste Zeile nach der Rechten, die zweite nach der Linken, die dritte wieder nach der Rechten und so abwechselnd, ohne abzusetzen. Dies nannte man Bnstrophedon, Ochsenwendung, weil die Ochsen beim Pflügen so gehen. Noch später schrieben die Griechen bloß nach der Rechten hin. Man schrieb auf gepreßte Palmblätter, auf feine Lindenrinden, auf Leinwand, auf ägyptischen Papyrus, auf Thierhäute, die nirgends so trefflich zubereitet wurden wie in Perga-mns, und daher Pergament hießen. Man hatte schwarze

2. Heimatkundliches Lesebuch - S. 145

1912 - Danzig : Kasemann
—- 145 — Das kaschubische Volk hat stets eine starke Vorliebe für bunte Farben gezeigt. Die Malerei hat als Volkskunst eine gewisse Bedeutung. Es gab eine Reihe Dorfkünstler, die die Truhen, Schränke, Stühle, Bettgestelle, Teller, Bilder usw. mit bunten Mustern verzierten. In den meisten Fällen sind die Ornamente bereits verwischt, aber soviel läßt sich noch erkennen, daß man sich ein Bild von ihrer Ursprünglichkeit machen kann. Der Hausfleiß des Spinnens und Webens stand in der Kaschubei in sehr hoher Blüte. Und auch bei dem Weben offenbarte sich die Vorliebe des Volkes für leuchtende Farben und buntemuster. Es sind prächtige Stoffe für Bettbezüge, Schürzen, Kleider ge- macht worden. Eine gewisse Berühmt- heit hat der kaschubische Warp erlangt, ein kräftiges Gewebe, bei dem Aufzug und Einschlag aus gesponnener Schaf- wolle sind. In der Färberei wurde der Stoff gewaschen, gewalkt und ge- färbt, für die Männerkleidung ein- farbig blau, für die Frauen rot oder grün mit schwarzen Streublümchen. In jeder Kreisstadt gab es eine Fär- berei, von denen die in Berent, Bütow und Konitz die bedeutendsten gewesen sind und sich bis auf die Gegenwart erhalten haben. Neben der Landwirtschaft betrieb der kaschubische Bauer die Fischerei, da die meisten Dörfer an einem See oder an einem Fluß liegen. Die Netze verschrieb der Fischer sich nicht aus der Fabrik, sondern er strickte sie aus selbstgesponnenem Garn. Männer und Frauen haben darin eine erstaunliche Fertigkeit erlangt. Die Technik entspricht genau der Filetarbeit. Die Zugseile drehten sich die Leute aus Kiefernwurzeln. Sie waren praktischer und namentlich billiger als die heutigen Hanfseile. Ein wirklich bodenständiges Erzeugnis des Hausfleißes waren die Wurzelflechtereien. Es gibt hier weite Strecken von Ödland, die mit kleinen verkümmerten Kiefern, den sog. Kuselnh, dicht bestanden sind. Sie haben zahllose dünne Wurzeln, die sich in dem mageren Erdreich weit hinaus- ziehen. Aus den geschälten Wurzeln werden allerhand Gebrauchsgegen- stände gemacht, als Maße zu Korn, Mehl und Kartoffeln; Behälter zu Pfeffer, Salz, Streichhölzchen, große Kiepen zum Korn, ja sogar Kannen und Feuereimer, die so dicht geflochten sind, daß kein Tropfen Wasser durchdringt. Einen Handelsartikel bilden noch heute die Lischken, eine Art zweiteiliger Spankörbe aus gerissenen Holzleisten, die sich sehr gut als Ver- sandkartons bewähren. ü Das „u" wird kurz gesprochen. Heimatkunde, Ii. Teil. Kaschubischer Fischer. 10

3. Heimatkundliches Lesebuch - S. 341

1912 - Danzig : Kasemann
341 (Pommerellen) Wenden, tut Süden Polen; das rechts von der Weichsel gelegene Gebiet der Provinz hatten, ebenso wie Ostpreußen, die heidnischen Preußen (Pruzzen) inne, ein in Sprache und nach Abstammung den Lithauern verwandtes Volk, das jedoch südlich der Ossa, im Culmer Lande, stark pv- lonisiert und mit Polen gemischt war. Die heidnische Bevölkerung Westpreußens unterhielt außer mit den deutschen Nachbarn in dem oben genannten Zeitraum sehr lebhafte Handels- beziehungen mit den mohamedanifchen Reichen des Orients. Von dort ge- langte viel arabisches Geld (kufische Münzen) ditrch Handelsaustausch hier- her, außerdem lieferten die arabischen Handelsplätze unserm Norden Weine, Früchte, leinene, seidene und baumwollene Stosse, von denen im Laufe der Zeit nichts als die arabischen Namen sich erhalten haben, wie Damast, Atlas, Kattun usw.; wahrscheinlich wurden auch Waffen, Geräte, Schiffstaue, Kauri- muscheln und Glasperlen ausgeführt, ferner zahlreiche Schmucksachen aus Silber, Hals- und Armringe aus mehreren gewundenen Silberdrähten usw., endlich die sogenannten Hakenringe, kleine offene Ringe ans Silber von der Gestalt eines Hakens, deren eines Ende schleifenförmig umgebogen ist. Dafür lieferte unser Norden den Arabern Sklaven, Mammutszähne, Jagdfalken, Vieh, Leder, besonders aber Pelze vom Fuchs, Zobel, Hermelin, Wiesel, Biber, Eichhörnchen und Hasen, Fischleim und Fischzähne, Honig, Wachs, Getreide, Bernstein. Schwerter, Panzer, Pfeile und Pelzmützen; die zahlreichen Geräte aus Eisen, wie Äxte, Messer, Pfeilspitzen, Lanzen usw. wurden wahr- scheinlich hier verfertigt. Es find uns nun aus jener Zeit in Westpreußen auch Überreste von Wohnplätzen erhalten, nämlich Pfahlbauten in einigen Seen, z. B. im Lonkorreker See (Kr. Löbau), im Skarliner See (Kr. Strasburg) usw. Aber auch die Burg wälle, zwar in erster Linie für Verteidigungszwecke bestimmt, find zum Teil auch bewohnt worden. Die Erbanungsart der Burgwälle wurde überall genau der Ört- lichkeit angepaßt, und es lassen sich in dieser Beziehung verschiedene Typen unterscheiden. Als vornehmster Typus sind die Ringwälle zu nennen, die dort an- gelegt wurden, wo ein Schutz auf allen Seiten nötig war, also auf ebenem Gelände oder auf flachen, leicht ersteigbaren Hügeln. Wie die Ringwälle erbaut wurden, darüber gibt einen guten Aufschluß ein Bericht des Ibrahim ibn Jaküb, der im Jahre 973, wahrscheinlich als Arzt, eine Sarazenen- Gesandtschaft an den Kaiser Otto I. nach Merseburg begleitete. Er sagte darin folgendes: „Wenn sie (die Slaven) eine Burg gründen wollen, so suchen sie ein Weideland, welches an Wasser oder Rvhrsümpfen reich ist und stecken dort einen runden oder viereckigen Platz ab, je nach der Gestalt und dem Umfang, welche sie der Burg geben wollen. Dann ziehen sie darum einen Graben und häufen die aufgeworfene Erde auf. Diese Erde wird mit Brettern und Balken so fest gestampft, bis sie die Härte von Pisé (tapia) erhalten hat. Ist dann die Mauer (der Wall) bis zur erforderten Höhe aufgeführt, so wird an der Seite, welche man auswählt, ein Tor abgemessen und von diesem eine hölzerne Brücke über den Graben gebaut." Ju dieser Schilderung ist zunächst bemerkenswert, daß der Wall, rund oder viereckig, in sich geschloffen war. Ferner, die Erde zur Errichtung des

4. Heimatkundliches Lesebuch - S. 88

1912 - Danzig : Kasemann
88 weißen Anemonei), der vanilleduftenden purpurblütigen Schwarzwurz den Hochadel der Steppengenossenschaft bildet. Ähnliche Blumenparadiese in wechselvollster Zusammensetzung gibt es in sonniger Lage längs der hohen Ufer zum Glück noch immer recht zahl- reich. Sie fehlen wenigen mergelhaltigen Stellen. Denn die Steppenflora bevorzugt den Kalkgehalt des Bodens. Er übt auf die meisten Vertreter dieses Pflanzenverbandes eine wunderbare Anziehnngs- und Erhaltungskraft aus. Die Weichselberge und -Schluchten bieten der Pflanzenwelt erwünschte Zufluchtsstätten, wo sie vor weiterer Ausrottung und den Gefahren der Kultur Weichselanhöhe bei Weißenberg (Kr. Stuhm). nach Möglichkeit geschützt sind. Berühmte Fundorte beherbergen z. B. das Rondsener Wäldchen, die Bingsberge (bei Graudenz), die Anhöhen von Weißenberg (Kreis Stuhm) und bei Mewe. In den verschiedenen Jahreszeiten kann man hier und da sich an den wichtigsten Vertretern der pontifchen Flora erfreuen, wie z. B. am Berg- steinkraute 3), an der Fahnenwickech, Vergilsasterch, am Alantch. Nicht minder reichhaltig ist ferner die sogenannte Sandflora. An den ärmsten Stellen bedecken diese anspruchslosesten Kinder Floras kaum die Blöße des oft in losen Triebsand übergehenden Bodens. Wie lehrreich ist ein solcher Spaziergang, wenn sich der Beobachter nicht darauf beschränkt, sinnlos zu sammeln oder eine Anzahl lateinischer i) Anemone silvestris. i) 2) Scorzonera purpurea. 3) Alyssum montanum. 4) Oxy- tropis pilosa. 5) Aster amellus. 6) Inula hirta.

5. Der Denkfreund - S. 159

1811 - Gießen : Heyer
i5g hat mehr in den Gotteskasten gelegt, denn alle, die eingelegt haben; denn sie haben alle von ihrem übrigen ' eingelegt, diese aber hat von ihrer Armuth alles, was sie hat, ihre ganze Nahrung eingelegt. e) Der gute Wille macht oft selbst unsere Fehler gut. Eine vornehme Dame hängte einst in dem Weinberge eines armen Landmannes ihr seid- nes Arbeitssäckchen an einen Pfahl auf und ging dann mit dem leutseligen Weingärtner durch die Reihen der Rebenstöcke. Sie pflückte nur einzelne Beerchen ab; die gutherzige Weingärtnerinn aber füllte indefs heimlich das seidne Säckchen gepfropft voll Trauben. Mit Vergnügen fand die Dame bey ihrer Zurück- kunft die gutgemeinte Bescheerung; zugleich aber auch mehrere Flecken, welche die Trau- den an ihrem Säckchen verursacht hatten. Letz- teres war ihr sehr unangenehm, da das Säck- chen ein Andenken von einer guten Freundinn war. Gleichwohl nahm sie das Traubenge- schenk mit der freundlichsten Danksagung auf, ohne den entferntesten Unwillen merken zu lassen. Die Geberinn aber wurde des Fehlers selbst gewahr. Ach, gnädige Frau, sagte sie erschrocken, was hab’ ich gemacht? — Gar nichts von Erheblichkeit! erwiederte die edle Dame; das Säckchen muss ohnediefs gewaschen werden. Gefällt euch das Verhalten der Dame? Warum freute sie sich wohl über das kleine Geschenk, das ihr doch ein so schönes Arbeitssäckchen verdorben hatte? — Warum machte sie die Weingärtnerinn glauben, das Säckchen müsse ohnedies; gewaschen werden, das doch gar nicht gewaschen werden durfte? — f)

6. Der Denkfreund - S. 187

1811 - Gießen : Heyer
t 187 schwimmen und kriechen sie, in unsichtbarer Kleinheit, in allerley Feuchtigkeiten, wie die Kleisterälchen. Der Nutzen, den die Würmer uns leisten, ist größtentheils mittelbar. Nur wenige ißt man, wie die Austern und Schnecken; Den Blut-Egel ge- braucht man zum Blutabzapfen; Aus den Perlmutter- Muscheln und Schnecken, so wie aus den Korallenasten macht man allerley Kunstarbeiten; Die Perlen, ein kostbarer Putzartikel, wachsen in dem Wurme der Per- lenmuschel; An der See brennt man den beßten Kalch aus allen Arten von Schnecken - und Muschelnschaalen; Der Badeschwamm ist fast allen Familien ein Bedürf- niß zur Reinigung der Kinder; Wilden Völkern dienen die großen Muschelgattungen zu Gefäßen, wie uns die Malermuscheln zur Aufbewahrung der Farben, und eine kleine Art Psrcellanschnecke vertritt bey einigen asiati- schen Völkern sogar die Stelle der Scheidemünze. — Doch, wie gesagt, der Hauptnutzen, den uns die Classe der Würmer gewahrt, ist mittelbar, indem von ih- nen unzählige Fische, Vögel, Krebse rc. sich nähren, deren Fleisch, Fett :c. uns Menschen zu gute kommt. Das Pflanzenreich. In dieses Reich der Schöpfung gehören alle dieje- nigen Körper, welche zwar leben, (indem sie durch Wurzeln und Blätter, vermittelst unzähliger Saftge- fäße, Nahrung zu-sich nehmen, wachsen und sich forr- Pflanzen);— aber doch keine Empfindung und keine willkührlrche Bewegung haben. Die Gewächse pflanzen sich größtentheils durch ihren Saamen fort; doch vermehren sich auch viele durch . Augen, A

7. Der Denkfreund - S. 172

1811 - Gießen : Heyer
172 Aus den Knochen verfertigt er auch Messer und Löffel, Und aus den Klauen sein Trinkgefchirr. Rennthierhlut, mit Wurzeln gekocht, gibt ihm Kraftsuppen; Blut, Fett und Unrath, wohl vermengt und m die Därme gefüllt, eine köstliche Magenwurst. Geräucherte Zungen und fri- sches Mark des Rennthieres sind seine höchsten Leckerbissen. Kurz, das Rennthier allein ist ihm mehr, als uns die ganze Ordnung der Hufenthiere zusammengenommen, daher er auch nur dieses als Hausthier unterhält. Fast eben so mannichfaltig benutzen wir das Rind- vieh. Was für Vortheile haben wir von dein Rinde, so lange es lebt? Welche von der Kuh? (auch die Kuhblattern nicht zu vergessen!) welche vom Ochsen? welche von beiden? — Wozu nützt uns das Rind auch nach seinem Tode? Wozu braucht man sein Fleisch — seinen Talg — seine Knochen — seine Hörner — sein Fell — seine Haare — seine Urinblase — seine Ge. banne — den Überrest von dem Unrath in den Gedär- men?— Sein Blut? — (Man braucht letzteres nicht nur zu einer schlechten Art von Würsten und als Bin- dungsmittel unter den Leimen in Dreschtennen, sondern vorzüglich zur Verfertigung des Berlinerblau, zum Türkenrothfärben und zum Abklären des Zuckers rc.) Und welche Vortheile gewahren uns andere säu- gende Hausthiere! Rächet einmal, Welches ich bey folgenden Reimen im Sinne habe: Von mir gewinnet deine Mutter Kostbare Milch und Käs und Butter.' Dein 'Vater nimmt mir alle Jahr" Mein dichtes, weiches, krauses Haar! Das gibt dir Huth und Strümps und Kleider, Das nährt den Weber und den Schneider. Mein Koth schafft eurem Feld Gedeih»; Mein Darm befördert Fröhlichseyn. Mein Fleisch gibt euch gesunde Speise; v Mein Fell nicht ihr aps manche Weise; Mein Fett erleuchtet euch die Nacht; Aus mir wird Tischlerleim gemacht — Könnt ihr errathen, wie ich heisse? Einen

8. Der Denkfreund - S. 200

1811 - Gießen : Heyer
200 vielen andern festen Körpern, an Bäumen, Steinen, Knochen rc. wachsen, sind von sehr verschiedner Gestalt und Farbe. Bey einigen bemerkt man einen ordent- lichen blättrigen Stiel und in kleinen Knötchen eine Art Saamen; bey andern kann man Wurzel, Stiel und Blätter gar nicht unterscheiden. Alles ist in einander verwachsen und von unregelmäßiger Bildung. Ihre Fortpflanzung geschieht durch einen gewissen Staub, der sich entweder nur an den Blättern ansetzt, oder in klei- nen Staubbeutein befindet. — Ihre Blüthenzeit ist zu Ende des Winters. — Wenn man sie dürre ge- macht hat, und nach etlichen Jahren wieder mir Wasser befeuchtet: fo grünen sie neu auf. Sie erreichen fast alle ein hohes Alter. So unwillkommen uns die Moose an Bäumen, m Gärten und auf Wiesen sind, so nützlich sind sie doch tu gar mancher andern Hinsicht. — Auf hohen Gebir- gen saugen sie aus den über sie hinziehenden Wolken Wasser ein, lassen es von Moos zu Moos allmahlig ms Thal träufeln und befördern dadurch die Fruchtbarkeit der Wiesen. — Sie schützen den Boden der Wälder vor allzuhartem Froste und decken besonders die jungen Holzkeime und Grasspitzen vor Kalte. — Zum Ein- packen zerbrechlicher Waaren sind sie vortrefflich, und die weichern Sorten, wenn sie an der Sonne gedörrt imd von zu harten Theilen gereinigt werden, lassen sich statt der Roßhaare zum Ausstopfen, und statt der Federn in Unterbetten sehr gut benutzen. — Aus dem Moose baut man sogenannte Mooshütten mit Moos- bänken , und viele Thiere bereiten daraus ihre Nester. — Endlich sind manche Moose vortreffliche Arzneymittel, Färbestoffe, und Nahrungsmittel für wilde Thiere, wie das auch in Deutschland häufig wachsende Islän- dische Moos. Es ist bleich olivenfarb, und hat fast die Gestalt eines Rennthierhorns, ist trocken und leder- artig, von bitterlichem Geschmacke, und wird für das aller-

9. Heimatkundliches Lesebuch - S. 499

1912 - Danzig : Kasemann
499 trugen 120 Millionen Taler. Die landwirtschaftlichen Besitzungen waren so heruntergekommen, daß sie in Sulchastationen um 1/e, ja um V10 ihres heutigen Wertes verkauft wurden. Die Kriegsschulden der einzelnen Städte waren sehr groß: so betrug die von Elbing über 2000000, die von Danzig 12000000 Taler. Auch um das Schulwesen stand es schlecht: ganz West- preußen hatte 1816 nur 1133 Volksschulen. Ganz besonders erschrecklich waren die Zustände natürlich in den entlegenen Gegenden der Provinz, der Tuchler Heide und der sogenannten Kassubei. Dafür ist charakteristisch eine Beschreibung, die der Oberforstmeister von Pannewitz in Marienwerder noch 1829 entwarf und in der es folgendermaßen heißt: „Besonders roh sind die polnischen Bewohner der Wälder, namentlich der Tuchelschen Heide und in Kassuben. Die Nahrung dieser Menschen ist mit der der Haustiere oft ganz gleich. Ihr Bart und das Haupthaar wird nicht gekämmt, und die Kleidung besteht in grober Leinwand und einer Art selbstbereitetem hellblauen, groben Tuch, welches im Winter den schmutzigen, gelbbraunen Körper oft nur zum Teil bedeckt, denn häufig sieht man selbst sechs- bis achtjährige Kinder beim Froste im Hemde und barfuß im Schnee herumlaufen. Ein Strick befestigt die Kleidung um den Leib und vertritt die Stelle von Schnallen, Nadeln usw., deren in dieser Wildnis niemand bedarf. Viele dieser Halbwilden in den Wäldern haben das ganze Jahr kein Brot im Hause, sondern genießen es höchstens, wenn sie sich in der Stadt oder bei kirchlichen Anlässen etwas zugute tun wollen. Manche haben nie Brot gekostet, und eine Delikatesse ist es, wenn sie an Feiertagen das zwischen Steinen gequetschte Getreide zu einem ungesäuerten Teig bilden und es in Kuchenform in der heißen Asche backen. Die in ausgehöhlten Baumstämmen durch Klopfen selbst roh und elend bereitete Graupe, ferner Sauerkohl, Kohlrüben, Buchweizen, Erbsen, Kartoffeln und schmacklose Kräuter sind nächst der Milch das Hauptnahrungs- mittel dieser Waldbewohner und überhaupt der meisten Landbewohner. Die jungen Triebe der Kiefern, mit Wasser gekocht und dann bloß mit Salz verzehrt, geben in der Tuchelschen Heide hie und da auch eine Speise ab; sogar roh verzehren sie die Hirtenknaben. Die von Raupen, Staub und Regen beschmutzten Blätter der Futterrüben werden ungewaschen auf das Dach gebreitet, dort ohne Schutz getrocknet und so im Winter als Gemüse in Suppen verzehrt. Pilze, selbst die der schlechtesten Art, sind eine Leckerei für die Waldbewohner, werden aber für jeden andern ungenießbar zubereitet. Fleisch ist eine seltene Speise und kommt in den Waldgegenden zuweilen jahrelang nicht auf den Tisch; es wird daher das minder kraftgebende Gemüse in oft unglaublich großen Massen verschlungen Zu dieser elenden Lebensart kommt nun noch die ungemein große Unreinlichkeit, welche sich kaum beschreiben läßt; Kopf, Bart, Kleider wimmeln von Ungeziefer; der Körper wird fast nie gewaschen; Seife kennt der polnische Bauer garnicht, und das vielleicht alle vier Wochen gewechselte Hemd wird, wie überhaupt die Wäsche, auf einen Stein im Flusse oder See gelegt, dort angefeuchtet, mit einem Stück Holz tüchtig geklopft, dann ausgerungen und getrocknet." Ebenso elend waren die Wohnungsverhältnisse. „Schweine, Kälber und Gänse leben oft in vertraulichem Vereine mit den Bewohnern, ein plumper Tisch und eine rohe Bank und desgleichen Bettgestell und höchstens einige Klötze zum Sitzen, ein schwarzgrauer Sack mit Moos, Stroh und selten mit schlechten Federn als Bett, alles selbst gefertigt, eine große Wassertonne,

10. Schul-Geographie in Abrissen und Charakterbildern - S. 56

1878 - Danzig : Kafemann
56 Elsaß-Lothringen. — Straßburg und sein Münster. der Jll, Saar und Mosel. Zu den Hauptproducten gehören: Wein, Getreide, Krapp, unsere Hausthiere, Silber, Kupfer, Eisen, Steinkohlen. _ Reg.-Bez. Nieder-Elsaß. Straßburg a. d. Jll mit 95 000 E. hat eine Umversttät, em berühmtes Münster und starke Festungswerke. Die Schlacht- örter Wörth und Weißenburg. Ober-Elsaß. Colmar. Mülhausen a. d. Jll ist eine reiche Fabnkstadt. Metz. Reg.-Bez. Lothringen. Metz a. d. Mosel ist eine starke Festung und ein Schlachtort, hat 52 000 Einw. In der Umgegend liegen die Schlachtorte Gravelotte, Courcelles, Mars la Tour. Dudenhofen (franz. Thionville) ist ebenfalls ein Schlachtort. 71. Straßburg und sein Munster. (Charakterbild.) Straßburg ist eine Festung ersten Ranges. Die meisten Straßen sind eng und krumm und die Häuser alterthümlich gebaut. Der Marktplatz wird durch das Denkmal Gutenbergs geziert. Die ganze Umgebung gleicht einem englischen Park. Ein Lieblings-Spazierort der Bewohner ist die Insel Robertsau, welche sich zwischen Jll und Rhein befindet und mit reizenden Landhäusern ge- schmückt ist. Der Münster ist Straßburgs Stolz. Er ist 144 m hoch. Erwin von Steinbach ist der Erbauer dieses Tempels. Als Baumaterial ist röthlicher Sandstein verwendet. Im Innern des Domes herrscht geheimnißvolle Dämme- rung. Das weite Schiff ist ohne Altar und Schmuck. Chor und Hochaltar sind einfach gebaut. Unter dem erhöhten Chor befindet sich eine Unterkirche, welche das heilige Grab darstellt und der Sage nach von Karl dem Großen erbaut ist. Ganz besoubers fesselt uns der Anblick der schönen Steinkanzel, der Kapelle des heiligen Laurentius und die berühmte astronomische Uhr. In der letztern wird der Schlag der zwölften Stunde durch das Krähen eines künst- lichen Hahnes verkündet. Nach dem ursprünglichen Plane Erwins sollte der Dom zwei Thürme bekommen, jedoch ist einer von diesen unvollendet geblieben. Die Krone des Thurmes ist mit einem Kreuz mit achteckigem Knopfe geschmückt.
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