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1. Neuer christlicher Kinderfreund - S. 299

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
299 herausbringen, als „Pardon!" dachte aber: „es würde nicht Viel helfen!" Der Leser denkt vielleicht auch, jetzt wird der Fran- zose den Husaren zusammenhauen, und freuet sich schon darauf. Allein das könnte mit der Wahrheit nicht bestehen. Denn wenn das Herz bewegt ist, und vor Schmerz fast brechen will, mag der Mensch keine Rache nehmen. Da ist ihm die Rache zu klein und verächtlich, sondern er denkt: Wir sind in Gottes Hand, und will nicht Böses mit Bö- sem vergelten. So dachte der Franzose auch, und sagte: „Daß Du mich mißhandelt hast, das verzeihe ich Dir; daß Du meine Eltern mißhandelt und zu armen Leuten gemacht hast, das werden Dir meine Eltern verzeihen; daß Du meine Schwester in den Brunnen geworfen hast und ist nimmer davon gekommen, das verzeihe Dir Gott!" — Mit diesen Worten ging er fort, ohne dem Husaren das Geringste zu Leide zu thun, und es ward ihm in seinem Herzen wieder wohl. Dem Husaren aber war es nachher zu Muthe, als wenn er vor dem jüngsten Gericht gestanden hätte, und hätte keinen guten Bescheid bekommen. Denn er halte von dieser Zeit an keine ruhige Stunde mehr, und soll nach einem Vierteljahr gestorben sein. Merke: Man muß in der Fremde Nichts thun, worüber man sich daheim nicht darf finden lassen. Merke: Es gibt Unthaten, über welche kein Gras wächst. Hebn. 47. Ein guter Sohn, der im Glücke sich nicht seiner geringen Eltern schämt. In dem Regiment des berühmten, von Friedrich dem Großen hoch geehrten Generals von Ziethen, stand auch ein Rittmeister, mit Namen Kurzhagen. ' Er war klug, tapfer und hatte ein kindliches Gemüth. Seine Eltern waren arme Landleute im Mecklenburgischen. Mit dem Verdienstorden auf der Brust rückte er nach Beendigung des siebenjährigen Krieges in Parchim ein. Die Eltern waren von ihrem Dörfchen nach der Stadt gekommen, um ihren Sohn nach Jahren wieder zu sehen, und erwarteten ihn auf dem Markte. Wie er sie erkannte, sprang er rasch vom Pferde und umarmte sie unter Freu- denthränen. Bald darauf mußten sie zu ihm ziehen und aßen allezeit mit an seinem Tische, auch wenn er vornehme Gäste hatte.

2. Neuer christlicher Kinderfreund - S. 307

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
307 Noch heut' so reich, als du bist gewesen ewiglich; mein Ver- trauen steht ganz zu dir," und mit dem Vers aus Paul Gerhard's Liede: „Schickt uns Gott ein Kreuz zu tra- gen, dringt herein Angst und Pein, sollt' ich drum verza- gen?" Ober sie sagte zu der sorgenden Mutter: Liebe Mut- ter, weine nur nicht; wir wollen recht beten und arbeiten; wenn ich aus der Schule komme, will ich fleißig Strohhüte flechten; der liebe Gott wird uns nicht verlassen!" — So verging fast ein Jahr nach des Vaters Tode; die Wittwe hielt mit ihrem einzigen Kinde sparsam und treulich Haus, und Beide hatten durch Gottes Segen keinen Mangel. Das Magdlein ging fleißig zur Schule, flocht-nach der Schule eben so fleißig Stroh zu Hüten; seine einzige äußerliche Un- terhaltung und Freude war eine Henne, die sich die kleine Waise vom Küchlein auferzogen und mit den abgesparten Brotkrumen ernährt hatte. Eines Tages, in der Erntezeit, geht die Mutter zu einem Bauer in dem nächsten Dorfe, um bei diesem Hafer rechen zu helfen; das Mägdlein aber geht nach seiner Gewohnheit in die Schule, und setzt sich, sobald es nach Hause gekommen, vor die Thür seiner Hütte hin, um Stroh zu Hüten zu flechten. Da kommt ein Nach- barsmädchen von zwölf Jahren, ein Kind von sehr wilder Art, und will Rosinen nöthigen, mit ihr herumzusprin- gen und Muthwillen zu treiben. Die kleine, fromme Waise will das nicht. Hierüber erzürnt, reißt sie das stärkere Nach- barsmädchen zu Boden, und knieet ihr auf den Leib, bis das Kind vor Schmerzen laut aufschreit. Als die Mutter des Abends von der Arbeit nach Hause kommt, klagt ihr die Kleine, was ihr geschehen sei. Die Mutter aber meint, es werde ihr wohl nicht viel Schaden gethan haben, und geht mit dem Kinde schlafen. Am Morgen aber klagt dieses sehr über Schmerz in seinem Leibe, kann schon nicht mehr auf- stehen, und auch durch die von einem guten Arzte in Dres- den gebrauchten Arzeneimittel werden die Schmerzen nicht gelindert, sondern immer nur größer. Da bittet das Mägd- lein seine Mutter, sie solle ihm doch den Seelsorger holen lassen, daß er mit ihr bete wie mit ihrem Vater, denn sie werde sterben. Die Mutter sagt: „Mein liebes Kind, wen hätte dann ich? Du bist noch mein Trost. Du wirst ja nicht sterben wollen!" — Das Kind antwortet: „Liebe Mutter, Gott muß Euer Trost sein; vertrauet nur ihm! Wisset Ihr nicht, wie wir singen: „„Weil du mein Gott und Tröster bist, dein Kind du wirst verlassen nicht?" " Lasset nur den Herrn 20* »

3. Neuer christlicher Kinderfreund - S. 311

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
311 53. Franziska. In einem unscheinbaren Dörfchen am Rhein saß eines Abends, als es schon dunkeln wollte, ein armer junger Mann, ein Weber, noch an dem Webstuhl und dachte während der Arbeit unter andern an den König Hiskias, hernach an Vater und Mutter, denen ihr Lebensfaden auch schon von der Spule abgelaufen war, hernach an den Groß- vater selig, dem er einst auch noch auf den Knieen gesessen und an das Grab gefolgt war, und war so vertieft in sei- nen Gedanken und in seiner Arbeit, daß er gar Nichts davon merkte, wie eine schöne Kutsche mit vier stattlichen Schim- meln vor seinem Häuslein anfuhr und stille hielt. Als aber Etwas an dem Schlosse der Thür drückte, und ein holdcö ju- gendliches Wesen trat herein von weiblichem Ansehen mit wal- lenden schönen Haarlocken, und in einem langen himmelblauen Gewand; und das freundliche Wesen fragte ihn mit mildem Ton und Blick: „Kennst Du mich, Heinrich?" da war ihm, als ob er aus einem tiefen Schlaf aufführe, und war so erschrocken, daß er nicht reden konnte. Tenn er meinte, es sei ihm ein Engel erschienen, und es war auch so Etwas von der Art, nämlich seine Schwester Franziska, aber sie le-bte noch. Einst hatten sie manches Körblein voll Holz barfmß mit einander aufgelesen, manches Biusenkörbchen voll Erdbeeren am Sonntag mit einander gepflückt und in die Stadt getragen, und auf dem Heimwege ein Stücklcin Brot mit einander gegessen, und Jedes aß Wenig davon, da- mit das Andere genug bekäme. Als aber nach des Vatrrs Tode die Armuth und das Handwerk die Brüder aus der elterlichen Hütte in die Fremde geführt hatte, blieb Fran- ziska allein bei der alten gebrechlichen Mutter zurück, und pflegte ihrer also, daß sie dieselbe von dem kärglichen Ver- dienst ernährte, den sie in einer Spinnfabrik erwarb, und in den langen schlaflosen Nächten mit ihr wachte und aus einem alten zerrissenen Buche aus Holland erzählte, von den schönen Häusern, von den großen Schiffen, von der grau- samen Seeschlacht bei Doggersbank, und ertrug das Alter und die Wunderlichkeit der kranken Frau mit kindlicher Ge- duld. Einmal aber früh um zwei Uhr sagte die Mütter: „Bete mit mir, meine Tochter. Diese Nacht hat für mich keinen Morgen mehr auf dieser Welt!" Da betete und schluchzte und küßte das arme Kind die sterbende Mutter, und die Mutter sagte: „Gott segne dich und sei" — und

4. Neuer christlicher Kinderfreund - S. 312

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
312 nahm die letzte Hälfte ihres Muttersegens: „und sei dein Begleiter!" mit sich in die Ewigkeit. Als aber die Mutter begraben und Franziska in das leere Haus zurückgekommen war, und betete und weinte, und dachte, was jetzt aus ihr werden solle, sagte Etwas in ihrem Inwendigen zu ihr; „Geh nach Holland!" und ihr Haupt und ihr Blick richtete sich langsam und sinnend empor, und die letzte Thrä- ne für diesmal blieb ihr in dem blauen Auge stehen. Als sie von Dorf zu Stadt, und von Stadt zu Dorf betend und bettelnd und Gott vertrauend nach Holland gekommen war, und so Viel ersammelt hatte, daß sie sich ein sauberes Kleid- lein kaufen konnte, in Rotterdam, als sie einsam und ver- lassen durch die wimmelnden Straßen wandelte, sagte wieder Etwas in ihrem Inwendigen zu ihr: „Geh in selbiges Haus dort mit den vergoldeten Gittern am Fenster." Als sie aber durch den Hausgang an der mar- mornen Treppe vorbei in den Hof gekommen war, denn sie hoffte zuerst Jemand anzutreffen, ehe sie an einer Stuben- thür anpochte, da stand eine betagte freundliche Frau von vornehmem Ansehen in dem Hofe, und fütterte das Geflü- gel, die Hähne, die Tauben und die Pfauen. „Was willst Du hier, mein Kind?" Franziska faßte ein Herz zu der vornehmen freundlichen Frau, und erzählte ihr ihre ganze Geschichte. „Ich bin auch ein armes Hühn- lein, das Eures Brotes bedarf," sagte Franziska, und bat sie um Dienst. Die Frau aber gewann Zutrauen zu der Bescheidenheit und Unschuld und zu dem nassen Auge des Mädchens, und sagte: „Sei zufrieden, mein Kind, Gott wird Dir den Segen Deiner Mutter nicht schuldig bleiben. Ich will Dir Dienst geben und für Dich sorgen, wenn Du brav bist." Denn die Frau dachte: „Wer kann wissen, ob nicht der liebe Gott mich bestimmt hat, ihre Vergelterin zu sein!" und sie war eines reichen Rotterdamer Kaufmanns Wittwe, von Geburt aber eine Engländerin. Also wurde Franziska zuerst Hausmagd, und als sie gut und treu er- funden ward, wurde sie Stubenmagd, und ihre Gebieterin gewann sie lieb, und als sie immer feiner und verständiger wurde, wurde sie Kammerjungfer. Aber jetzt ist sie noch nicht Alles, was sie wird. Im Frühling, als die Rosen blühten, kam aus Genua ein Vetter der vornehmen Frau, ein junger Engländer, zu ihr auf Besuch nach Rotterdam, er besuchte sie fast alle Jahre um diese Zeit, und als sie Eins und das Andere hinüber und herüber redeten, und der Vetter er-

5. Neuer christlicher Kinderfreund - S. 255

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
255 brermädchen, und den Milchmann und die Gartenfrau auch. Und als es still schweigt, rauscht schon der Wind und die Tropfen fallen gegen die Fensterscheiben. Die Kleine aber wundert sich und spricht mit leuchtenden Augen: „Das hat mal schnell geholfen!" 2. T/as denrstth ige Kind. Melanchthon, Luthers Freund, hatte ein Töchterlein; die war ein gar holdseliges frommes Kind. Als sie aber einmal weggegangen, und über die Gebühr lange ausgeblieben war, fragte sie der Vater, was sie der Mutter nun wohl sagen wolle, wenn diese sie tüchtig ausschelte. „Nichts," entgcg- nete das Kind; und das machte dem Vater eine sonderliche Freude, denn böse Kinder wissen immer Viel zu sagen, wenn sie gescholten werden um ihres Ungehorsams willen. « 3. Die Verzeihung. Sophie, ein sechsjähriges Mädchen, saß einst vor der Hausthür und spielte. Sie hatte ihr ganzes kleines Kuchen- geschirr vor sich, backte und kochte nach Herzenslust und war so recht vergnügt. — Da kam ihr Bruder Anton, setzte sich lachend zu ihr und sprach: Nun, da du so schöne Kuchen ge- backen hast, will ich mich zu Gaste bitten! Hiermit griff er nach den Tellerchen und ließ zwei der schönsten zur Erde fallen. Jetzt nahm er auch die übrigen Schüsseln, schüttete alles, was daraus war, weg, und verdarb seiner guten Schwe- ster die ganze Freude. Sophiens Augen füllten sich mit Thränen, allein kein böses Wort entschlüpfte ihrem Munde. Sie sammelte die Scherben der zerbrochenen Teller, packte Alles zusammen und ging still ins Haus zurück. Anton lief auch fort, und kam erst zur Essenszeit wieder, weil er fürchtete, Sophie habe ihn seines Muthwillens wegen bei den Eltern verklagt. Aber auch dies hatte die gute Schwester nicht gethan; Anton bekam al|o keine Strafe. — Am Abend umarmte er sein Schwesterchen, weinte und sagte: Sophie, du bist doch besser als ich! Es war recht schlecht von mir, daß ich dein Spiel verdarb, und du hast nicht einmal darüber gescholten, sondern mir so gerne verziehen. Willst du mir einen Gefallen thun, so nimm von mir dies schöne Pennal, welches dir neulich so wohl gefiel. Thue es nur, dann erst bin ich wieder vollkom- men ruhig. — Sophie nahm das Geschenk an und sagte: Sei nur zufrieden, lieber Anton, ich bin ja nie böse mit dir l

6. Neuer christlicher Kinderfreund - S. 266

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
266 (es sind schon einige Monate her), daß man denen, die uns umgeben, Gutes thun und ihnen von dem Herrn Jesus er- zählen müsse. _ Das verstand ich nicht sehr gut anzufangen; da ich hier niemand hatte, der mich unterrichtete, so hab ich gedacht, du mußt es versuchen, vielleicht, indem du es ver- suchst, lernst du es besser. Drauf sagte ich zu den andern Kin- dern in der Grube, ich wolle ihnen, wenn sie mit mir kämen, Etwas von dem Heilande erzählen, was ich in der Schule da oben bei Ihnen gelernt hätte. Sie kamen. Diesen Ort haben wir zu unsrer Versammlung zurechtgemacht. Ich habe ihnen aus dem neuen Testament vorgelesen, das Gelesene erklärt und nachher das Gebet verrichtet." Noch einiges An- dere erzählte das Kind und das Herz des würdigen Christen klopfte vor Freude. Er mußte aber zurück aus diesem un- terirdischen Betsaale. Als er sich anschickte, nach dem Loche, durch welches er gekommen, wieder hinauf zu klimmen, hielt ihn das Kind am Arme und sagte: „Sehen Sie hier noch, Herr Lehrer, das ist unsere Missionsbüchse. Wenn wir zum Gebet hier zusammenkommen, legt jeder seine Stüber da- hinein." Es bestand aber diese Missionsbüchse aus einer einfachen Vertiefung, welche von den Kindern in die Slein- kohlenwand gehauen war. „Aber nimmt man euch," sagte der Lehrer, „aus diesem offenen Loche das Geld nicht weg?" „O nein," lautete die kindliche Antwort. „Dies Geld ge- hört dem Herrn und niemand würde wagen, eö anzutasten. Wenn das Loch voll ist, leeren wir's und tragen's zur Mis- sionsgesellschaft. Wir haben's schon einmal geleert; es wa- ren 12 Schillinge (4 Thlr.) darin!" Da siehest du, wie Kinder die Missionsbüchse füllen und den armen Heiden Gutes thun können. 17. Das Glücksspiel. Friedrich N., ein kleiner Knabe, der noch die Schule besuchte, hatte einen frommen, weisen Vater. Der Vater warnte ihn oft, er solle sich ja vor allen Glücksspielen und überhaupt vor allem Spiel um Gewinn hüten, weil man dadurch gewinnsüchtig oder verschwenderisch werde und die Zeit verderbe. Er folgte auch dem Vater lange und blieb weg, wenn Knaben beisammen saßen, um Spiele mit Wür- feln und andere Glücksspiele zu treiben; und wenn sie ihn riefen, so dachte er: Der Vater hats verboten! und rief ihnen kurz und gut zu: Ich mag nicht! Da war einmal Jahrmarkt im Dorfe. Eö kamen Leute,

7. Neuer christlicher Kinderfreund - S. 267

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
267 die allerlei schöne Sachen, Uhren, silberne Löffel, Federmes- ser und dergleichen auf einem Tische aufstellten und Kinder wie alte Leute dazu herbeiriefen, daß sie einige Batzen geben sollten, so dürsten sie würfeln, um Etwas von den schönen Sachen zu gewinnen. Nur Wenige gewannen Etwas. Das lockte aber Viele herbei, die dann meistens ihr Geld umsonst verspielten. Fritz kam auch aus den Markt. Er sah die schönen Sachen auf dem Spieltische stehen, und sie gefielen ihm. Er blieb eine Weile stehen. Da rief das Weib, das dabei saß: „Komm Er auch her, junger Herr! ich will Ihm etwas Schönes zu gewinnen geben. Er darf nur einen Dreibätzner bezahlen." Fritz hatte von seinem Vater und einigen seiner Pathinnen Marktgeld bekommen, um sich Etwas zu kaufen, was er wollte. — Da kann ich etwas Schönes gewinnen, dachte er, und es kostet nicht viel. Es war ihm nicht recht wohl bei der Sache, aber er ließ sich reizen, gab einen Dreibätzner, nahm die Würfel und warf so Viel, daß er einen silbernen Löffel gewann. — Das Weib erschrak und — gab ihm den Löffel. — Auf einmal ward's ihm ganz angst und bang um's Herz. Du hast das Gebot dei- nes Vaters übertreten! — so rief's aus seinem Gewissen. — Da warf er den silbernen Löffel auf den Tisch, ließ sei- nen Dreibätzner liegen, und ging beschämt nach Hause. — Das hat dem kleinen Fritz einen tiefen Eindruck" für sein ganzes Leben gegeben. Was hätte er auch an dem silbernen Löffel gehabt? Er hätte seinem Vater nicht ins Gesicht se- hen dürfen vor Gewissensangst, wenn er ihn behalten hätte. So aber war's ihm wohl, denn er hatte sich selbst überwun- den (1 Joh. 3, 21. 22.). Mer? auf die Stimme, tief in dir; Sie ist des Menschen Kleinod hier! 18. Die kluge Maus. Eine Maus kam aus ihrem Loche und sah eine Falle. „Aha!" sagte sie, „da steht eine Falle! die klugen Menschen! da stellen sie mit drei Hölzchen einen schweren Ziegel aufrecht, und an eines der Hölzchen stecken sie ein Stückchen Speck. Das nennen sie dann eine Mausefalle. Ja, wenn wir Mäuschen nicht klüger wären! Wir wissen wohl: wenn man den Speck fressen will, klaps! fällt der Ziegel um, und schlägt den Näscher todt. Nein, nein, ich kenne eure List!" „Aber," fuhr das Mäuschen fort, „riechen darf man schon daran. Vom bloßen Riechen kann die Falle nicht zufallen.

8. Neuer christlicher Kinderfreund - S. 44

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
44 Hohngelächter die Schärfe ihrer Schwerter an Lebenden und Todten. Der Mangel an Lebensmitteln war so groß, daß mancher Reiche sein ganzes Vermögen für ein Maaß Wai- zen bot; gierig verschluckte dann der Hungrige 'die rohen Körner sogleich, damit ein Anderer sie ihm nicht noch ent- reiße. Die Frau raffte dem Ehemanne, dieser dem Weibe den Bissen aus den Zähnen; der Vater sah mit Kälte den Sohn, und die Mutter den Säugling verschmachten. Das Leder der Schuhe, der Schilder, der Gürtel, sogar der Aus- wurf der Thiere wurde mit Heißhunger verschlungen. Eine früherhin reiche Frau, Marie, Eleazars Tochter, ergriff aber, da ihr jedes Lebensmittel geraubt war, ihr eigenes Kind, und sich beredend, daß es doch bald ungenützt verschmachten werde, opferte sie es mit eigner Hand, um mit seinem Fleische ihren Hunger zrr stillen. Eben hatte sie einen Theil ver- zehrt, als die Krieger ins Haus drangen. Mit dem Hohn der Verzweiflung bot sie denselben die andere Hälfte ihres Kindes dar. Voll Entsetzen aber wichen selbst die rohen Menschen vor der Greuelthat zurück. Der namenlose Hun- ger erzeugte, die verheerendsten Krankheiten; die ganze Stadt glich bald einem großen Beinhause; auf den Straßen lagen die Leichname umher; die Gräber und zuletzt auch die Häu- ser wurden mit denselben gefüllt. Diejenigen aber, welchen es gelang, dem Elende der Stadt zu 'entfliehen, hatten kein besseres Schicksal, als die darin blieben. In der Meinung, daß sie Gold verschluckt hätten, schnitten die feindlichen Krie- ger ihnen den Leib auf, obwohl es der menschliche Feldherr streng verboten hatte. "Noch immer hatte Dieser gehofft, das Uebermaaß des Elends werde die Belagerten zur Uebergabe der Stadt be- wegen; aber vergebens. In wahnsinniger Schwärmerei er- wartete die rasende Menge wunderbare Hilfe von den Ju- den aus Babylon oder von dem Messias, auf den sie noch hofften.. Da bahnte unter Strömen von Blut das feindliche Heer sich einen Weg in die Stadt, und schon stand es vor dem Tempel, der nun nicht mehr die stille, liebliche Wohnung des Herrn Zebaoth, sondern der Waffenplatz einer räuberischen und mörderischen Schaar der gottlosesten Menschen gewor- den war. Ihn wenigstens wollte der edle Titus erhalten; aber aufs Neue sah er seine Erbietungen mit Hohn zurück- gewiesen. Da ward der Befehl zum Sturme gegeben. Ein Feuerbrand flog durch ein goldnes Fenster am Thor in eine Kammer des Tempels, und in wenigen Augenblicken war

9. Neuer christlicher Kinderfreund - S. 106

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
106 öald nach Süden, bald nach Norden vorrückten, und 500 Jahre, nachdem die Stadt erbaut war, schon ganz Italien unter ihrer Herrschaft hatten. Damit aber waren sie noch nicht zufrieden; sie erbauten sich Kriegsschiffe und fuhren mit den Waffen in der Hand über das Meer, und über die Alpen bahnten sie sich durch Abgründe und über steile Felsen einen Weg. Bald hatten sie die Inseln neben Italien, dann Griechenland, einen großen Theil von Asien, fast das ganze nördliche Afrika und den größten Theil Spaniens nebst dem südlichen Frankreich in ihrer Gewalt; und von den Alpen hatten sie das ganze Land am Fuße der Gebirge, nach der Schweiz, nach Schwaben, Baiern und Oestreich zu, erobert. Etwa hundert Jahre vor Christi Geburt wagte schon kein Volk mehr ihnen zu widerstehen; sie erweiterten ihre Erobe- rungen immer mehr, besonders nach dem Norden Europas, und hielten sich selbst für unbesiegbar und Herren der Erde. Bei alle Dem aber war kein Glück und Segen. Die un- terjochten Völker, über welche sie, wie über die Juden, Statthalter setzten, wurden von diesen bis auf's Blut aus- gesogen, und waren stets zu Empörungen geneigt. Die Rö- mer selbst, denen nun alle Reichthümer der Erde zuflössen, wurden über die Maaßen üppig und ausschweifend; weil im- mer ein gewaltiger Ehrgeiz in ihnen steckte, so traten unter ihnen Leute auf, die alle Macht haben wollten, sich unter einander bekriegten und schreckliches Blutvergießen unter den eignen Bürgern Roms anrichteten, bis es denn endlich Einem gelang, alle seine Gegner zu überwältigen; und dcts war eben der Augustus, unter dem Christus geboren wurde, und der nun die kaiserliche Würde annahm. Von da an re- gierten lauter Kaiser über die Römer, unter denen aber nur selten ein guter war; einer z. B., Namens Nero, steckte auv bloßer Lust die Stadt Rom in Brand, und unter die un- zähligen Grausamkeiten, welche sie verübten, gehörte auch die, daß sie die Christen schrecklich verfolgten. Dies Wesen dauerte so noch ein Paar hundert Jahre nach Christi Ge- burt fort. Da bekamen die Römer auch ihren Lohn für alle die Frevel, welche sie so viele Jahrhunderte hindurch an den Völkern des Erdbodens ausgeübt hatten. Es kamen eine Menge bisher gar nicht bekannter Völker von Asien herbei und fielen über sie her. Die Kaiser hatten ihre Residenz nach Constantinopel hin verlegt, und Rom war von ihrem Schutze entblößt. Da ward es denn zum ersten Wale im Jahre 410 n. Chr. G. durch Alarich, den König

10. Neuer christlicher Kinderfreund - S. 113

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
113 schreiben verdienten, wurden über den Faust gar böse und sagten, er habe einen Bund mit dem Teufel gemacht; wir aber wollen Gott recht herzlich danken, daß er durch ihn uns die edle Buchdruckerkunst geschenkt hat, und daß wir Nun'so viele schöne Bücher um so billigen Preis-haben, und dadurch frömmer und besser werden können. §. 9. Die Entdeckung Amerika's. Jetzt weiß wohl jedes Dorfkind, daß es der Welttheile fünf gibt auf unserer Mutter Erde; aber wenn man in alten Zeiten auch den gelehrtesten Mann danach gefragt hätte, so hätte er z. B. von dem schönen großen Amerika auch gar Nichts zu sagen gewußt. Daß wir aber nun dieses Land nicht allein kennen, sondern daher auch allerlei vor- treffliche Sachen empfangen, verdanken wir keinem Andern, als dem Columbus. Es ist so Gottes Art und Weise, sich das Geringe zu erwählen. Darum mußte dieser Colum- bus auch nur der Sohn eines armen Webers in der italie- nischen Stadt Genua sein, der den ganzen Tag spulen und Wolle kratzen mußte, und nur eben am Abend die Erlaub- niß erhielt, Reisebeschreibungen zu lesen, an denen er eine besondere Lust hatte. Als er 14 Jahr alt war, gefiel ihm das stille Leben zu Hause nicht mehr. Mit Bewilligung seiner Eltern ging er als Schiffsjunge nach Portugal, und stieg hier bald bis zum Offizier. Damals dachte man viel darüber nach, wie man auf dem kürzesten Wege nach Ost- indien, wo der Pfeffer, der Zimmt und der Reis wächst, kommen möge. Da meinte Columbus, dieses Land .liege wohl weit nach Osten, da aber die Erde eine Kugel sei, müsse man auch dahin kommen können, wenn man immer gen Westen führe. Etliche Leute, denen er seine Meinung mittheilte, schalten ihn freilich einen Narren, und da er gar bat, daß man ihm ein Paar Schiffe geben sollte, damit er die Sache versuche, wollte es Niemand thun, bis endlich die Königin Jsabella von Spanien ihm drei kleine elende Fahrzeuge mit 60 Mann bewilligte. In Gottes Namen fuhr er mit diesen ab, und als er neun Wochen auf dem Wege gewesen war, hieß es auf einmal: ,,Land! Land!" Es war die westindische Insel Guanahani — und Amerika war entdeckt (1492). Die Leute, die man hier fand, waren die allerverworfensten Götzendiener, denen es der größte Lecker- bissen war, wenn sie Menschenfleisch essen konnten. Darum schickte Gott die Spanier über sie, welche freilich den armen «inderfreund. 9. Aufl. 8
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