Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Bilder aus der Heimat- und Erdkunde - S. 21

1901 - Gera : Hofmann
Ii — 21 Südeuropa erzeugt Mais und Reis, Apfelsinen und Feigen, Wein und Olivenöl. Die Fruchtbäume und Sträucher werden meist zwischen Getreide- feldern gezogen. Mitteleuropa ist reich an Getreide, Obst, Wein und Wäldern. Der Land- und Obstbau ist ein sehr sorgfältiger. Nordeuropa hat Nadel- wälder und Birken, Gerste und Hafer, Beeren, Moose und Flechten. Zu unsern Haustieren kommt in Südeuropa noch das Maultier; in Nordeuropa ersetzt oft das Renntier alle anderen Haustiere. Die Bevölkerung Europas gehört fast ganz der kaukasischen Menschenrasse an. Sie ist am dichtesten im W., am geringsten im N. und O. Drei große Völkersamilien, die in den Thälern der Alpen zusammen- stoßen, haben sich in den Erdteil geteilt. In der Mitte und im N. wohnen germanische, im O. slavische und im S. und S.-W. romanische Völker. Erstere gehören überwiegend der evangelischen, die zweiten der griechischen, die letztgenannten der römisch-katholischen Kirche an. Diese zählt etwa 180 Millionen Bekenner, die beiden ersten zusammen zu gleichen Teilen 185 Millionen. Zerstreut leben 6v2 Millionen Juden und auf der Balkan- Halbinsel ebensoviel Mohammedaner. Die Beschäftigung der Bewohner erstreckt sich auf alle Zweige der menschlichen Thätigkeit, besonders blühen Landbau und Obstzucht, Gewerbe und Handel, Schiffahrt und alle geistigen Arbeiten. 7. Die Staaten Europas sind im N.: Schweden mit Norwegen, Dänemark, im O. Rußland, im S.-O. Österreich, Rumänien, Bulgarien, Serbien, Montenegro und die Türkei, im S.griechen- land, Italien, Spanien und Portugal, im W. Frankreich, Belgien, Niederlande und England, in der Mitte die Schweiz und das Deutsche Reichs Die Schweiz und Frankreich sind Republiken, Deutschland, Ruß- land, Österreich und die Türkei sind Kaiserreiche, Bulgarien und Monte- negro Fürstentümer, die übrigen Staaten sind Königreiche. Gieb an, wie die Staaten zu einander liegen! Wo liegen die Hauptstädte- Stockholm, Kopenhagen, Petersburg, Wien, Bukarest, Sofia, Bel- grad, Cetinje, Konstantinopel, Athen, Rom, Madrid, Lissabon, Paris, Brüssel, Haag, London, Bern, Berlin? In welcher Richtung reist man von der einen in die andere? — 6. Deutschland.*) (Flächeninhalt: 540 000 qkm. — Bevölkerung: 54 Will. Einw.) 1. Wie Europa das Herz der Erde, so kann Deutschland das Herz Europas genannt werden. Es vermittelt die Gegensätze von N. und S., O. und W. und zeichnet sich durch seine Lage, seine wechselvolle Boden- gestaltung und die Bildung seiner Bewohner aus. Es ist der Schauplatz der größten europäischen Kämpfe gewesen. 2. Das Deutsche Reich umfaßt 540000 qkm Fläche und zählt 54 Millionen Einwohner. Etwa 19 Millionen davon sind Katholiken, über 34 Millionen Protestanten und über lh Million Juden. Vom Bodensee bis an die Königsau, die dänische Grenze, sind es 900 km, von Metz bis Memel 1300 km. In Europa wird es nur von Rußland und Österreich an Ausdehnung und von Rußland an Volkszahl übertroffen. 3. Die natürlichen Grenzen sind im S. die Alpen, im N. die Nord- und Ostsee, im S.-W. die Vogesen. Im O. und N.-W. fehlen natürliche Grenzen. Inwiefern? — Die staatlichen Grenzen sind im N. Dänemark, im O. Rußland und Österreich, im S. Österreich und die Schweiz, im W. Frankreich, Belgien und die Niederlande. *) Vergl. Fig. 12 und Karte Ii am Schlüsse des Buches.

2. Bilder aus der Heimat- und Erdkunde - S. 65

1901 - Gera : Hofmann
Afrika hat keinen mächtigen Staat. Im N. liegen als mohammedanische Staaten das Kaiserreich Marokko, die französische Kolonie Algier., und der Schutzstaat Tunis, die türkischen Schutzstaaten Tripolis und Ägypten, im O. das christliche Abessinien. Die Küsten sind meist Kolonien der Eng- länder (Kapland!), Franzosen, Portugiesen und Deutschen. Im Innern sind viele Negerreiche. Der Kongo st aat unter dem Könige der Belgier und dem Schutze der Großmächte verspricht von Wichtigkeit für die Kultur des innern Afrika zu werden. Der ungegliederte, insel- und wasserarme, wüsten- reiche, noch wenig bekannte Erdteil ist der Entwicklung der Menschen nicht günstig gewesen. Kühne Afrikareisende, wie der englische Missionar Living- stone, der Amerikaner Stanley und die Deutschen Barth, Nachtigal, Wißmann, Em in Pascha, Peters u. a. m., haben sich um die Erforschung des „dunkeln Weltteils" sehr verdient gemacht. .. Das merkwürdigste Land im N.-O. Afrikas ist seit grauer Vorzeit Ägypten (1 Mill. qkm, fast 10 Mill. Einw.). Es hat die zweifache Größe Deutschlands, aber wenig über Vo der Einwohnerzahl. Es ist ein türkischer Vasallenstaat, in dem aber tatsächlich die Engländer die Herren sind. (Gieb Polack, Heimat- und Erdkunde 5

3. Neuer christlicher Kinderfreund - S. 299

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
299 herausbringen, als „Pardon!" dachte aber: „es würde nicht Viel helfen!" Der Leser denkt vielleicht auch, jetzt wird der Fran- zose den Husaren zusammenhauen, und freuet sich schon darauf. Allein das könnte mit der Wahrheit nicht bestehen. Denn wenn das Herz bewegt ist, und vor Schmerz fast brechen will, mag der Mensch keine Rache nehmen. Da ist ihm die Rache zu klein und verächtlich, sondern er denkt: Wir sind in Gottes Hand, und will nicht Böses mit Bö- sem vergelten. So dachte der Franzose auch, und sagte: „Daß Du mich mißhandelt hast, das verzeihe ich Dir; daß Du meine Eltern mißhandelt und zu armen Leuten gemacht hast, das werden Dir meine Eltern verzeihen; daß Du meine Schwester in den Brunnen geworfen hast und ist nimmer davon gekommen, das verzeihe Dir Gott!" — Mit diesen Worten ging er fort, ohne dem Husaren das Geringste zu Leide zu thun, und es ward ihm in seinem Herzen wieder wohl. Dem Husaren aber war es nachher zu Muthe, als wenn er vor dem jüngsten Gericht gestanden hätte, und hätte keinen guten Bescheid bekommen. Denn er halte von dieser Zeit an keine ruhige Stunde mehr, und soll nach einem Vierteljahr gestorben sein. Merke: Man muß in der Fremde Nichts thun, worüber man sich daheim nicht darf finden lassen. Merke: Es gibt Unthaten, über welche kein Gras wächst. Hebn. 47. Ein guter Sohn, der im Glücke sich nicht seiner geringen Eltern schämt. In dem Regiment des berühmten, von Friedrich dem Großen hoch geehrten Generals von Ziethen, stand auch ein Rittmeister, mit Namen Kurzhagen. ' Er war klug, tapfer und hatte ein kindliches Gemüth. Seine Eltern waren arme Landleute im Mecklenburgischen. Mit dem Verdienstorden auf der Brust rückte er nach Beendigung des siebenjährigen Krieges in Parchim ein. Die Eltern waren von ihrem Dörfchen nach der Stadt gekommen, um ihren Sohn nach Jahren wieder zu sehen, und erwarteten ihn auf dem Markte. Wie er sie erkannte, sprang er rasch vom Pferde und umarmte sie unter Freu- denthränen. Bald darauf mußten sie zu ihm ziehen und aßen allezeit mit an seinem Tische, auch wenn er vornehme Gäste hatte.

4. Neuer christlicher Kinderfreund - S. 227

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
227 fein zu gebrauchen. Die Engländer haben aber neuerlich die ruhmwürdigsten Anstrengungen zu feiner Unterdrückung gemacht. Die Neger sammt den im Süden Afrika's woh- nenden Hottentotten und Kaffern sind rohe Heiden, aber eine Menge von Missionaren sind auch hier beschäftigt, das Christenthum unter ihnen auszubreiten, und ihre Bemühun- gen sind bereits mit dem schönsten Erfolge gekrönt worden, was ja billig einen jeden Christen reizen sollte, auch Etwas für die Mission zu thun. Es finden sich hier junge Chri- stengemeinden, vor denen sich nicht allein jene alten kopti- schen Christengemeinden, sondern auch viele der unsrigen zu schämen haben. Ich glaube z. B. kaum, daß Viele von unseren Christen einen solchen Eifer für Gottes Wort haben werden, wie unter den Negern jenes arme alte Mütterchen, welches, da es durch Krankheit unfähig geworden war, zur Kirche zu gehen, den dürftigen Ertrag seiner sauern Arbeit vor Allem dazu anwandte, ein Wäglein sich machen zu las- sen, und einen Knaben zu belohnen, der sie darin alle Sonn- tage zur Predigt fahren mußte. Auch ist sehr die Frage, ob Viele unserer Christen eine solche Feindesliebe beweisen möchten, als jener alte Negersclave, der von seinem Herrn, dessen besonderes Vertrauen er genoß, beauftragt wurde, noch andere Sclaven für ihn auf dem Sclavenmarkte zu er- handeln. Als dieser hier eines alten abgelebten Sclaven ansichtig wurde, so gab er seinem Herrn tausend gute Worte, den solle er doch nur kaufen. Und als dies geschehen, und der alte Mann in die Besitzung seines neuen Herrn abge- führt war, so wußte der Neger gar nicht, was er ihm Alles zu Liebe thun sollte, nahm ihn in seine Wohnung, legte ihn auf sein Bett, speisete ihn von seinem Tische und tränkte ihn von seinem Becher. Deß verwunderte sich der Herr nun gar sehr, und fragte unsern Neger, ob denn der alte Mann etwa sein Vater sei, daß er ihm so viel Gutes thue. „Nein," erwiederte der Neger. „Aber dein älterer Bruder?" — „Auch nicht! " — „Etwa dein Vetter oder sonst ein Verwandter von dir?" — „Nichts von alle Dem," erwie- derte der Neger, „er ist nicht einmal mein Freund! " „Nun denn in aller Welt," sagte der Herr, „was beweget dich denn zu solcher Theilnahme für ihn?" — „ Er ist mein Feind, Herr! er verkaufte mich dem Sclavenhändler, und meine Bibel sagt mir: „Wenn deinen Feind hungert, so speise ihn, und wenn ihn dürstet, so tränke ihn." 15*

5. Neuer christlicher Kinderfreund - S. 306

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
306 iente Knospe hervor, auf die sich der Thau des Himmels reichlicher niedersenkt. Das Kind, von welchem hier erzählt werden soll, war eins von denen, von welchen es heißet: ,,Seine Seele ge- fällt Gott wohl, darum eilet er mit ihm aus diesem bösen Leben." Es war, da es starb, noch nicht neun Jahr alt. Ein frommer Prediger, der das Kind im Leben und- im Sterben gekannt, Christian Gerber, erzählt von ihm also: Die kleine Rosina war das einzige Kind sehr armer, aber gottesfürchtiger Eltern. Der Vater lebte als Tagelöh- ner zu Nickern, in der Pfarrei Lockwitz bei Dresden. Er hatte zwar ein eigen Häuslein, aber Nichts darinnen, als was seine Hände von Tag zu Tag, von Woche zu Woche erwarben, so Viel als eben zur Nahrung und Kleidung für ihn und die Seinen' hinreichte. Aber diese seine fleißigen Hände hatten nicht blos gelernt zu arbeiten, sondern auch sich gern zum Gebet zu falten; er betete oft und aus Her- zensgründe mit den Seinen, denn er war fromm. Dieser gute Vater war erst dreißig Jahr alt, da führte ihn Gott zum Krankenlager, von welchem er nicht wieder aufstand. Die Krankheit dauerte einige Wochen. Der Pfarrer Ger- der und sein adjungirter Hohn besuchten ihn oft in seinen letzten Tagen, um ihn zu trösten und zu stärken. Ihm sel- der war der Trost nicht so vonnöthen als seiner armen Frau; denn er war ruhig und gottergeben; die Frau aber sollte von dem lieben Mann und Versorger scheiden, und es war weder Geld noch Brot in dem Hause, als was mitleidige Seelen in's Haus brachten. In dieser Zeit der Leiden war das Töchterlcin des Tagelöhners, damals noch nicht acht Jahr alt, den armen Eltern zum besondern Trost. Wenn der Seelsorger weg war, blieb das Kind an des Vaiers Bette sitzen, sang ihm Lieder vor und betete ihm die Sprüche, die es vom Pfarrer gehört oder in der Schule ge- lernt hatte. Der Vater starb. — Die Wittwe trauerte sehr um ih- • reu frommen, fleißigen Ehemann, und weinte oft viel. Da tröstete das Mägdlein immer die Mutter, wenn sie diese so weinen sah, mit schönen Troftsprüchen aus der heil. Schrift, die sie in der Schule gehört hatte, oder mit Versen auö guten christlichen Liedern, z. B. mit dem Vers aus dem kinderfrommen Liede des Hans Sachs: „Warum betrübst du dich, mein Herz," mit dem Vers: ,„Äch Gott, du bist

6. Neuer christlicher Kinderfreund - S. 307

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
307 Noch heut' so reich, als du bist gewesen ewiglich; mein Ver- trauen steht ganz zu dir," und mit dem Vers aus Paul Gerhard's Liede: „Schickt uns Gott ein Kreuz zu tra- gen, dringt herein Angst und Pein, sollt' ich drum verza- gen?" Ober sie sagte zu der sorgenden Mutter: Liebe Mut- ter, weine nur nicht; wir wollen recht beten und arbeiten; wenn ich aus der Schule komme, will ich fleißig Strohhüte flechten; der liebe Gott wird uns nicht verlassen!" — So verging fast ein Jahr nach des Vaters Tode; die Wittwe hielt mit ihrem einzigen Kinde sparsam und treulich Haus, und Beide hatten durch Gottes Segen keinen Mangel. Das Magdlein ging fleißig zur Schule, flocht-nach der Schule eben so fleißig Stroh zu Hüten; seine einzige äußerliche Un- terhaltung und Freude war eine Henne, die sich die kleine Waise vom Küchlein auferzogen und mit den abgesparten Brotkrumen ernährt hatte. Eines Tages, in der Erntezeit, geht die Mutter zu einem Bauer in dem nächsten Dorfe, um bei diesem Hafer rechen zu helfen; das Mägdlein aber geht nach seiner Gewohnheit in die Schule, und setzt sich, sobald es nach Hause gekommen, vor die Thür seiner Hütte hin, um Stroh zu Hüten zu flechten. Da kommt ein Nach- barsmädchen von zwölf Jahren, ein Kind von sehr wilder Art, und will Rosinen nöthigen, mit ihr herumzusprin- gen und Muthwillen zu treiben. Die kleine, fromme Waise will das nicht. Hierüber erzürnt, reißt sie das stärkere Nach- barsmädchen zu Boden, und knieet ihr auf den Leib, bis das Kind vor Schmerzen laut aufschreit. Als die Mutter des Abends von der Arbeit nach Hause kommt, klagt ihr die Kleine, was ihr geschehen sei. Die Mutter aber meint, es werde ihr wohl nicht viel Schaden gethan haben, und geht mit dem Kinde schlafen. Am Morgen aber klagt dieses sehr über Schmerz in seinem Leibe, kann schon nicht mehr auf- stehen, und auch durch die von einem guten Arzte in Dres- den gebrauchten Arzeneimittel werden die Schmerzen nicht gelindert, sondern immer nur größer. Da bittet das Mägd- lein seine Mutter, sie solle ihm doch den Seelsorger holen lassen, daß er mit ihr bete wie mit ihrem Vater, denn sie werde sterben. Die Mutter sagt: „Mein liebes Kind, wen hätte dann ich? Du bist noch mein Trost. Du wirst ja nicht sterben wollen!" — Das Kind antwortet: „Liebe Mutter, Gott muß Euer Trost sein; vertrauet nur ihm! Wisset Ihr nicht, wie wir singen: „„Weil du mein Gott und Tröster bist, dein Kind du wirst verlassen nicht?" " Lasset nur den Herrn 20* »

7. Neuer christlicher Kinderfreund - S. 311

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
311 53. Franziska. In einem unscheinbaren Dörfchen am Rhein saß eines Abends, als es schon dunkeln wollte, ein armer junger Mann, ein Weber, noch an dem Webstuhl und dachte während der Arbeit unter andern an den König Hiskias, hernach an Vater und Mutter, denen ihr Lebensfaden auch schon von der Spule abgelaufen war, hernach an den Groß- vater selig, dem er einst auch noch auf den Knieen gesessen und an das Grab gefolgt war, und war so vertieft in sei- nen Gedanken und in seiner Arbeit, daß er gar Nichts davon merkte, wie eine schöne Kutsche mit vier stattlichen Schim- meln vor seinem Häuslein anfuhr und stille hielt. Als aber Etwas an dem Schlosse der Thür drückte, und ein holdcö ju- gendliches Wesen trat herein von weiblichem Ansehen mit wal- lenden schönen Haarlocken, und in einem langen himmelblauen Gewand; und das freundliche Wesen fragte ihn mit mildem Ton und Blick: „Kennst Du mich, Heinrich?" da war ihm, als ob er aus einem tiefen Schlaf aufführe, und war so erschrocken, daß er nicht reden konnte. Tenn er meinte, es sei ihm ein Engel erschienen, und es war auch so Etwas von der Art, nämlich seine Schwester Franziska, aber sie le-bte noch. Einst hatten sie manches Körblein voll Holz barfmß mit einander aufgelesen, manches Biusenkörbchen voll Erdbeeren am Sonntag mit einander gepflückt und in die Stadt getragen, und auf dem Heimwege ein Stücklcin Brot mit einander gegessen, und Jedes aß Wenig davon, da- mit das Andere genug bekäme. Als aber nach des Vatrrs Tode die Armuth und das Handwerk die Brüder aus der elterlichen Hütte in die Fremde geführt hatte, blieb Fran- ziska allein bei der alten gebrechlichen Mutter zurück, und pflegte ihrer also, daß sie dieselbe von dem kärglichen Ver- dienst ernährte, den sie in einer Spinnfabrik erwarb, und in den langen schlaflosen Nächten mit ihr wachte und aus einem alten zerrissenen Buche aus Holland erzählte, von den schönen Häusern, von den großen Schiffen, von der grau- samen Seeschlacht bei Doggersbank, und ertrug das Alter und die Wunderlichkeit der kranken Frau mit kindlicher Ge- duld. Einmal aber früh um zwei Uhr sagte die Mütter: „Bete mit mir, meine Tochter. Diese Nacht hat für mich keinen Morgen mehr auf dieser Welt!" Da betete und schluchzte und küßte das arme Kind die sterbende Mutter, und die Mutter sagte: „Gott segne dich und sei" — und

8. Neuer christlicher Kinderfreund - S. 312

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
312 nahm die letzte Hälfte ihres Muttersegens: „und sei dein Begleiter!" mit sich in die Ewigkeit. Als aber die Mutter begraben und Franziska in das leere Haus zurückgekommen war, und betete und weinte, und dachte, was jetzt aus ihr werden solle, sagte Etwas in ihrem Inwendigen zu ihr; „Geh nach Holland!" und ihr Haupt und ihr Blick richtete sich langsam und sinnend empor, und die letzte Thrä- ne für diesmal blieb ihr in dem blauen Auge stehen. Als sie von Dorf zu Stadt, und von Stadt zu Dorf betend und bettelnd und Gott vertrauend nach Holland gekommen war, und so Viel ersammelt hatte, daß sie sich ein sauberes Kleid- lein kaufen konnte, in Rotterdam, als sie einsam und ver- lassen durch die wimmelnden Straßen wandelte, sagte wieder Etwas in ihrem Inwendigen zu ihr: „Geh in selbiges Haus dort mit den vergoldeten Gittern am Fenster." Als sie aber durch den Hausgang an der mar- mornen Treppe vorbei in den Hof gekommen war, denn sie hoffte zuerst Jemand anzutreffen, ehe sie an einer Stuben- thür anpochte, da stand eine betagte freundliche Frau von vornehmem Ansehen in dem Hofe, und fütterte das Geflü- gel, die Hähne, die Tauben und die Pfauen. „Was willst Du hier, mein Kind?" Franziska faßte ein Herz zu der vornehmen freundlichen Frau, und erzählte ihr ihre ganze Geschichte. „Ich bin auch ein armes Hühn- lein, das Eures Brotes bedarf," sagte Franziska, und bat sie um Dienst. Die Frau aber gewann Zutrauen zu der Bescheidenheit und Unschuld und zu dem nassen Auge des Mädchens, und sagte: „Sei zufrieden, mein Kind, Gott wird Dir den Segen Deiner Mutter nicht schuldig bleiben. Ich will Dir Dienst geben und für Dich sorgen, wenn Du brav bist." Denn die Frau dachte: „Wer kann wissen, ob nicht der liebe Gott mich bestimmt hat, ihre Vergelterin zu sein!" und sie war eines reichen Rotterdamer Kaufmanns Wittwe, von Geburt aber eine Engländerin. Also wurde Franziska zuerst Hausmagd, und als sie gut und treu er- funden ward, wurde sie Stubenmagd, und ihre Gebieterin gewann sie lieb, und als sie immer feiner und verständiger wurde, wurde sie Kammerjungfer. Aber jetzt ist sie noch nicht Alles, was sie wird. Im Frühling, als die Rosen blühten, kam aus Genua ein Vetter der vornehmen Frau, ein junger Engländer, zu ihr auf Besuch nach Rotterdam, er besuchte sie fast alle Jahre um diese Zeit, und als sie Eins und das Andere hinüber und herüber redeten, und der Vetter er-

9. Neuer christlicher Kinderfreund - S. 235

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
235 in der sie schmachteten, doch so herunter gekommen, daß sie in sittlicher Hinsicht den Türken ziemlich gleich stehen. Mis- sionare sind aber auch hier thätig, Schulen anzulegen und das Volk zu unterweisen, und die neue Regierung thut hierin auch das Ihrige. 7. Wenden wir uns nordöstlich hin, so kommen wir zu dem Kaiserthum Rußland, das allein fast so groß ist, wie das halbe Europa, indem es 100,000 O. Meilen mit 62 Millionen E. hat. Und doch ist dies noch nicht Alles, denn zu Rußland gehört auch noch säst das ganze nördliche Asien, und da ist es denn, wenigstens dem Flächeninhalte nach, das größte Reich der Erde, nämlich 550,000 Q. Meilen groß. Das Land ist im Ganzen flach; außer dem Uralgebirge erhebt sich nur der Wolchonskiwald etwa 1200 Fuß hoch, auf dem mehrere Flüsse entspringen. Jmn. ist es sehr kalt, so daß fast alle Vegetation aufhört; in der Mitte wächst schönes Getreide und viel Holz, im S. gegen das schwarze Meer hin gedeihen sogar Südfrüchte. Holz, Getreide, Flachs, Lein, Hanf, Theer bilden die Haupt- gegenstände des russischen Handels. Das russische Reich ist von so vielen Völkerschaften bewohnt, daß in demselben au- ßer der russischen noch 40 Sprachen geredet werden. Auch gibt es hier Heiden, Muhamedaner, Juden und Christen aller Bekenntnisse; die herrschende Kirche ist aber, wie in Griechenland, die griechisch-christliche, welche jedoch wegen ihrer Anhänglichkeit an den Bilderdienst und todte äußerliche Gebräuche das Volk aus seinem niedrigen Kulturstande noch nicht recht hat erheben können. Unter den Städten sind zu merken: die Hauptstadt des Reichs, Petersburg an der Newa mit 540000 E. und einem Umfange von 5 */2 Meile, Moskau mit 375000 E., und die Handelsstädte Ar- changel mit 18000 E., Riga mit 60000 E., und im S. Odessa mit 72000 E. Rußland unterworfen ist noch das Königreich Polen mit 2300 Q. Meilen und 4 Millionen Einwohnern, welche meist Katholiken sind, unter denen sich aber auch viele Juden befinden. Die Polen haben manchen Kampf um ihre Freiheit gestritten, aber ihre Uneinigkeit hat sie in der Regel zu Grunde gerichtet. Das Land ist, wie Rußland, niedrig; die Hauptflüsse sind: die Weichsel, die Warthe, die Netze, der Niemen. Die Hauptprodukte be- stehen in Getreide, Holz, Hausthieren aller Art, auch Wild- pret. Die Industrie ist nicht bedeutend. Die Hauptstadt ist Warschau mit 170000 E. und 166 Kirchen. 8. Im

10. Neuer christlicher Kinderfreund - S. 323

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
323 lich folgen dir allein, will stets auf deine Stimme hören, will nie mich wieder rückwärts kehren. Christus, mein Helfer und mein Hirt, der treulich für mich sorgen wird, und mich bebüten, führen, weiden, in Ewigkeit nicht von mir scheiden. Hey. 70. Drei Paare und Einer. Du hast zwei Ohren und einen Mund, willst du's be- klagen? Gar Vieles sollst du hören, und Wenig d'rauf sa- gen. Du hast zwei Augen und Einen Mund, mach' dir's zu eigen! Gar Manches sollst du sehen, und Manches ver- schweigen. Du hast zwei Hände und Einen Mund, lern es ermessen! Zween sind da zur Arbeit, und Einer zum Essen. Friedrich Rückcrt. 71. Knabe und Hündchen. (Knabe:) Komm nun, mein Hündchen, zu deinem Herrn, ordentlich grade sitzen lern. (Hund:) Ach, soll ich schon lernen und bin noch so klein, o laß es doch noch ein Weil- chen sein! (Knabe:) Nein, Hündchen, es geht am Besten früh, denn später macht es dir große Müh'. Das Hündchen lernte; bald war es gescheh'n, da konnt es schon sitzen und aufrecht geh'n, getrost in das tiefste Wasser springen und schnell das Verlorne wiederbringen. Der Knabe sah seine Lust daran, lernte auch, und wurde ein kluger Mann. Hey. 72. Der Vogel am N est. Knabe, ich bitte dich, so sehr ich kann: rühre mein klei- nes Nest nicht an! O sieh nicht mit deinen Blicken hin! es liegen ja meine Kinder drin; die werden erschrecken und ängstlich schrei'n, wenn du schau'st mit den großen Augen hinein. Wohl sahe der Knabe das Nestchen gern, doch stand er behutsam still von fern. Da kam der arme Vogel zur Ruh, flog hin und deckte die Kleinen zu, und sah so freund- lich den Knaben an: hab' Dank, daß du ihnen kein Leid gethan! H.y. 73. Die Kapelle. Droben stehet die Kapelle, schauet still in's Thal hinab; drunten sitzt bei Wies' und Quelle froh und hell ein Hirtenknab'. Traurig tönt das Glöcklein nieder, schauerlich der Leichenchor; stille sind die frohen Lieder, und der Knabe lauscht empor. Droben bringt man sic zu Grabe, die sich freuten in dem Thal; Hirtenknabe, Hirtenknabe! dir auch singt man dort einmal. uhland. 21*
   bis 10 von 43 weiter»  »»
43 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 43 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 1
3 0
4 0
5 18
6 0
7 0
8 0
9 0
10 6
11 1
12 0
13 0
14 0
15 1
16 2
17 1
18 0
19 0
20 0
21 0
22 6
23 0
24 0
25 0
26 0
27 1
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 22
34 1
35 0
36 4
37 36
38 0
39 0
40 1
41 2
42 0
43 0
44 0
45 2
46 0
47 0
48 1
49 3

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 2
1 3
2 0
3 1
4 0
5 0
6 0
7 0
8 0
9 0
10 0
11 1
12 0
13 0
14 1
15 0
16 2
17 38
18 0
19 2
20 0
21 1
22 0
23 6
24 1
25 0
26 5
27 0
28 1
29 1
30 0
31 0
32 1
33 0
34 1
35 0
36 1
37 0
38 0
39 27
40 0
41 0
42 2
43 0
44 0
45 6
46 1
47 0
48 1
49 0
50 0
51 1
52 0
53 0
54 2
55 0
56 0
57 0
58 0
59 0
60 0
61 2
62 0
63 0
64 2
65 1
66 0
67 1
68 0
69 1
70 0
71 0
72 0
73 0
74 0
75 1
76 0
77 17
78 1
79 1
80 0
81 0
82 2
83 0
84 1
85 0
86 0
87 6
88 1
89 0
90 0
91 0
92 7
93 0
94 24
95 7
96 0
97 0
98 2
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 3
1 0
2 3
3 6
4 2
5 1
6 16
7 0
8 0
9 5
10 3
11 4
12 16
13 8
14 12
15 2
16 0
17 0
18 1
19 1
20 1
21 3
22 0
23 0
24 21
25 7
26 11
27 0
28 11
29 1
30 3
31 3
32 4
33 80
34 15
35 0
36 6
37 0
38 4
39 3
40 4
41 1
42 15
43 24
44 2
45 2
46 16
47 9
48 3
49 0
50 31
51 43
52 1
53 3
54 0
55 2
56 2
57 0
58 35
59 52
60 0
61 2
62 0
63 0
64 1
65 7
66 4
67 0
68 4
69 0
70 2
71 7
72 3
73 1
74 0
75 5
76 4
77 1
78 14
79 1
80 0
81 114
82 0
83 12
84 13
85 4
86 5
87 5
88 1
89 12
90 4
91 1
92 1
93 5
94 3
95 4
96 6
97 0
98 1
99 1
100 174
101 6
102 22
103 1
104 6
105 0
106 8
107 8
108 0
109 15
110 7
111 28
112 3
113 5
114 7
115 0
116 29
117 1
118 0
119 17
120 0
121 5
122 2
123 3
124 16
125 6
126 1
127 8
128 0
129 3
130 8
131 26
132 1
133 16
134 5
135 7
136 19
137 6
138 3
139 14
140 3
141 0
142 8
143 10
144 0
145 0
146 1
147 2
148 1
149 0
150 0
151 1
152 16
153 6
154 8
155 1
156 2
157 2
158 0
159 6
160 11
161 9
162 1
163 0
164 21
165 2
166 3
167 21
168 4
169 3
170 1
171 0
172 1
173 13
174 4
175 89
176 3
177 30
178 4
179 96
180 9
181 1
182 8
183 43
184 3
185 4
186 1
187 25
188 4
189 26
190 1
191 0
192 2
193 15
194 1
195 10
196 45
197 3
198 2
199 1