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1. Erdkunde - S. 297

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 297 deutende Summen umgesetzt. — Einen noch auffallendem Gegensatz zwischen dem äußern Ansehen und dem innern Gehalt liefern die Perlenbuden. Da sitzt in einer bretternen, mit Matten ausgeschlagenen schlechten Bude ein Mann, der auf einem Tischchen vor sich einige Bogen gelbes und graues Papier hat, worauf für mehr als 100 000 Rubel (1 Rubel = 3,24 Mark) Perlen liegen. Ein sehr wichtiger Handelsartikel sind die kostbaren indischen Shawls, deren viele verkauft werden. Unter den von den Europäern (fast aus- schließlich den Russeu) ausgestellten Waren nehmen Baumwollfabrikate die erste Stelle ein. (Nach Andree und Daniel.) Km chinesisches Kastmahl. Die Gebrüder Minqua, bei denen wir eingeladen waren, gehören zu den reichsten Kaufleuten. Am 2. März erhielten wir die chinesisch auf rotes Papier geschriebene Einladung, und am 4. um 6 Uhr abends begaben wir uns in das Haus, wo die beiden Brüder Minqua uns empfingen. Der englische Kaufmann Dent stellte uns vor. Es waren unser acht Offiziere der Fregatte, außerdem noch fünf andere Personen. Die beiden Minqua sowie die von ihnen eingeladenen chinesischen Freunde waren in Festtagskleidung erschienen, nämlich in langen Gewändern von blauem Seidenstoff mit prächtigen Stickereien. Ein kegelförmiger Strohhut mit einer Quaste aus Seiden- Plüsch bedeckte den Kopf. Bei ihrer Jugeud und vorteilhaften Gestalt stand den Chinesen der Anzng recht gut und hatte trotz des spitzigen Hutes und des laugen Zopfes etwas Würdevolles. Wir wurden in einen langen, durch Laternen von verschiedenster Form und Farbe erleuchteten Saal geführt; hier standen eine Reihe kleiner Theetische, deren jeder von zwei Lehnstühlen aus Bambus umstellt war. Ich nahm einen Schluck Thee, um das wunderbare Getränk einmal in seiner vollen Reinheit zu genießen, konnte ihm aber, obwohl der Geruch vortrefflich war, keinen sonderlichen Ge- schmack abgewinnen; durch den Mangel an Zucker schien mir der Thee scharf und trocken. Auch die andern europäischen Gäste teilten meine Ansicht. 13**

2. Erdkunde - S. 298

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 298 — Nach einigen Minuten kam Herr Dent mit einer Liste, rief fünf der Eingeladenen zu sich und verließ mit ihnen den Saal; dann kam er noch zweimal, um die übrigen Gäste — immer je fünf — abzuholen. In kurzer Zeit waren wir alle im Speisesaal versammelt, wo uns die Gastgeber erwarteten. Der Speisesaal war reich geschmückt und ebenfalls mit Laternen erleuchtet, die voll glänzender Zeichnungen und mit seidenen Quasten behängt waren. Ungeheure Rahmen mit farbigen Gläsern bildeten den Hintergrund des Zimmers, das auf der andern Seite mit Papierrollen behängt war, auf denen Sinn- und Lehrsprüche geschrieben standen. Ein prächtiger Teppich bedeckte den Boden. Die aus grün gefirnißten! Holze gefertigten Stühle waren mit Decken von blauem Tuche über- zogen, in welches mit Seide feine Blumen eingestickt waren. In der Mitte des Saales waren Tische in Dreieckform — jedoch von- einander getrennt — aufgestellt. An jedem derselben sollten fünf Gäste mit einem der Herren des Hauses Platz nehmen. Hierbei blieb die eine Seite der Tische leer. Ein Freund der Minqua machte den Wirt an dem Tische, wo ich saß. Jeder von uns hatte eine Untertasse von Porzellan und zwei kleine Stäbchen aus Ebenholz vor sich, welche unten mit Silber verziert waren; ferner lag vor jedem in einem dreieckigen, roten und weißen Papier ein Zahnstocher ans dem Flügelglied einer Fledermaus, endlich eine ganz kleine Tasse zum Trinken des Kamschu. Ein großer Teil des Tisches war von einem Dutzend blau geblümter Schüsseln bedeckt, welche die delikat zubereiteten, uns aber ganz unbekannten Speisen enthielten. Auf dem noch übrigen Platze des Tisches standen eine Menge von Schüs- seln, welche mit Blnmen, Früchten und Kuchen gefüllt, aber nur zur Augeuweide bestimmt waren. — Nuu begann das Mahl. Anfangs hatte ich meine liebe Not mit den Stäbchen; endlich gelang es mir aber doch, aus einem wunderlichen Gemische, worin ich Gurken- schnitte, Würste u. dgl. erkannte, einige Brocken herauszufischen. Das Gericht, in dem sich anch geräucherte Haifischflossen befanden, war gerade nicht schlecht. Hierauf kostete ich etwas Gebratenes, das aus Schwalben bereitet war. Auch dieses Gericht war gut, nur fand

3. Erdkunde - S. 274

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 274 — Gäste dient. Ein großer Ofen und ein Wandschrank mit Heiligen- bildern sind die Zierde des letztern. Einige Fenster, d. h. Löcher in der Wand, welche mit geöltem Papier verklebt sind, erhellen den Ranm notdürftig. Für alle Bequemlichkeiten zum Schlafen muß der Reisende selbst sorgen, da das Bett fehlt. Uber Nahrung und Kleiduug der christlichen Bosniaken schreibt der ehemalige Trappisten-Prior P. Franz aus Baujaluka folgendes: „Was essen die Rajas (das sind die Christen)? Ein- oder zweimal des Tages warmes Kukuruzbrot, das ohne Sauerteig und Salz gebacken und klotzig schwer ist. Die Wohlhabenderen verspeisen zum Brot Krautköpfe, welche sie in einem Bottich sauer gemacht haben. Geschnitten ist das Kraut nicht, da es an Hobeln fehlt. Diejenigen, welche sich recht gütlich thun wollen, essen zum Mais- brot Bohnen. Große Seltenheit ist ein Pilaw, d. i. Reisbrei mit Hammel- oder Hühnerfleisch. Milch, Butter und Schmalz sind sehr rar. Eier und Schweine müssen veräußert werden, damit nur die notwendigsten Dinge eingekauft und vor allem die hohen For- derungen der türkischen Grundherren befriedigt werden können. Das ungegorene Kukuruzbrot ist also die Hauptnahrung, welche wohl dickbauchig macht, aber wenig Kraft giebt. Wahrscheinlich von diesem Brote entstehen die unzähligen Spulwürmer, an denen hier sast alle Kinder leiden und dahinsiechen. Unser Kloster hat oft das Aus- sehen einer Kleinkinderbewahraustalt, da viele wurmleidende Kinder hierher getragen werden, um durch Arznei, meistens Chinin, vom Fieber und von den Würmern befreit zu werden. „Die vermöglicheren christlichen Bosniaken tragen in der kälteren Jahreszeit weißwollene Kleider, gegen die selbst die groben weißen Kutten der Trappisten noch fein erscheinen. Die ganz Armen gehen Sommer und Winter in leinenen Fetzen. Strümpfe und Schuhe sind dem Bosniaken unbekannte Dinge. Er kennt nur seine Opanken, d. i. ein rundes Stück Schweinsleder mit durchlöchertem Rand, das durch einen Riemen wie ein Tabaksbeutel zusammengeschnürt werden kann. Natürlich ist ein solcher Schweinslederschuh in kurzer Zeit durchgelaufen und kann auch nicht mehr ausgebessert werden; aber

4. Geschichte - S. 19

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
19 ward es auch unter dem Kessel lebendig: die Salpetersteine zerschmolzen, vermischten sich mit der Asche und dem Sande, und als das Feuer ausgebrannt war, verhärtete sich der Brei zu einer schönen, blanken, durchsichtigen Masse und wurde — Glas. Ein anderes mal weidete ein phönizischer Hirt seine Heerde nicht weit vom Meeresstrande. Sein Hund schnobert überall umher und kommt endlich zurück mit blutendem Maule. Der Hirt will den Schaden besehen, wischt die Schnauze des Hundes mit einer Flocke Wolle, aber siehe da! es ist kein Blut, sondern ein Saft, und nach einigem Suchen findet der Hirt eine zerbissene Schnecke. Eine schönere Farbe hatte der Hirt nie gesehen; er macht die Sache bekannt, man versucht es, Zeuge mit diesem Safte zu färben, was vortrefflich gelingt. Diese Purpurkleider wurden im Alterthum so kostbar geachtet, daß nur Könige und sonst sehr reiche Leute dergleichen tragen konnten. Der reiche Prasser im Evangelium z. B. kleidete sich in Purpur. Das Glas hatte bei den Phöniziern weniger Nutzen als bei uns; sie brauchten es nur als Münze und Putzwerk. Trinkgefäße verfertigten die Alten überhaupt aus Thon, Holz, Blech, Gold oder Silber; Fensterscheiben hat man in dem warmen Morgenlande nicht nothwendig; man schloß die Oeffnnngen höchstens durch Vorhänge, und statt der Spiegel, die erst später vorkamen, waren polierte Metallplatten im Gebrauch. Noch wichtiger ist für uns die Buchstabenschrift, deren Erfindung ebenfalls den Phöniziern zugeschrieben wird. Die Phönizier hatten nur 16 Buchstaben und schrieben von der Rechten zur Liuken, und alle, die von ihnen schreiben lernten, folgten ihrem Beispiele, z. B. die Israeliten, Chaldäer, Araber. Die Griechen schrieben nachher die erste Zeile nach der Rechten, die zweite nach der Linken, die dritte wieder nach der Rechten und so abwechselnd, ohne abzusetzen. Dies nannte man Bnstrophedon, Ochsenwendung, weil die Ochsen beim Pflügen so gehen. Noch später schrieben die Griechen bloß nach der Rechten hin. Man schrieb auf gepreßte Palmblätter, auf feine Lindenrinden, auf Leinwand, auf ägyptischen Papyrus, auf Thierhäute, die nirgends so trefflich zubereitet wurden wie in Perga-mns, und daher Pergament hießen. Man hatte schwarze

5. Erdkunde - S. 285

1888 - Freiburg im Breisgau : Herder
285 „Was essen die Rajahs (das sind die Christen)? Ein- oder zweimal des Tages warmes Kukurnzbrot, das ohne Sauerteig und Salz gebacken und klotzig schwer ist. Die Wohlhabenderen ver- speisen zum Brot Krautköpfe, welche sie in einem Bottich sauer ge- macht haben. Geschnitten ist das Kraut nicht, da es an Hobeln fehlt. Diejenigen, welche sich recht gütlich thun wollen, essen zum Maisbrot Bohnen. Große Seltenheit ist ein Pilaff, d. i. Reisbrei mit Hammel- oder Hühnerfleisch. Milch, Butter und Schmalz sind sehr rar. Eier und Schweinefleisch müssen verkauft werden, damit nur die notwendigsten Dinge eingekauft und vor allem die hohen Forderungen der türkischen Grundherren befriedigt werden können. Das ungegorene Kukuruzbrot ist also die Hauptnahrung, welche wohl dickbauchig macht, aber wenig Kraft giebt. Wahrscheinlich von diesem Brote entstehen die unzähligen Spulwürmer, an denen hier fast alle Kinder leiden und dahinsiechen. Unser Kloster hat oft das Aussehen einer Kleinkinderbewahranstalt, indem viele wurm- leidende Kinder hierher getragen werden, um durch Arzenei, meistens Chinin, vom Fieber und von den Würmern befreit zu werden. „Die vermöglicheren christlichen Bosniaken tragen in der kälteren Jahreszeit weißwollene Kleider, gegen die selbst die groben weißen Kutten der Trappisten noch fein erscheinen. Die ganz Armen gehen Sommer und Winter in leinenen Fetzen. Strümpfe und Schuhe sind dem Bosniaken unbekannte Dinge. Er kennt nur seine Opanken, d. i. ein rundes Stück Schweineleder, dessen Rand viele Löcher hat, durch welche ein Riemen gezogen ist, mittels dessen das Leder wie ein Tabaksbeutel zusammengeschnürt werden kann. Natürlich ist ein solcher Schweinslederschuh in kurzer Zeit durchgelaufen und kann auch nicht mehr ausgebessert werden; aber der Bosniake geht damit durch Dick und Dünn, durch schuhtiefen Kot wie durch kniehohen Schnee und ist so immer an den Füßen durch und durch naß." Im Wohnraum des Bosniaken giebt es auch nicht die einfachsten Möbel. Auf dem nackten Erdboden sitzt, ißt und arbeitet er; auf dem nackten Erdboden schläft er auch, den Arm als Kissen unter dem Kopfe. Die ganze Familie liegt um das Feuer herum, am nächsten sind die Kinder, welche auch im Winter nur mit einem

6. Erdkunde - S. 308

1888 - Freiburg im Breisgau : Herder
308 Handelsartikel sind die kostbaren indischen Shawls, deren viele verkauft werden. Unter den von den Europäern (fast ausschließlich den Russen) ausgestellten Waren nehmen Banmwollfabrikate die erste Stelle ein. (Nach Andrer und Daniel.) Gin chinesisches Oastmahk. Die Gebrüder Minqua, bei denen wir eingeladen waren, ge- hören zu den reichsten Kaufleuten. Am 2. März erhielten wir die chinesisch auf rotes Papier geschriebene Einladung, und am 4. um 6 Uhr abends begaben wir uns in das Hans, wo die beiden Brüder Minqua uns empfingen. Der englische Kaufmann Deut stellte uns vor. Es waren unser acht Offiziere der Fregatte, außer- dem noch fünf andere Personen. Die beiden Minqua, sowie die von ihnen eingeladenen chinesischen Freunde waren in Festtags- kleidnng erschienen, nämlich in langen Gewändern von blauem Seidenstoff mit prächtigen Stickereien. Ein kegelförmiger Strohhut mit einer Quaste aus Seidenplüsch bedeckte den Kopf. Bei ihrer Jugend und vorteilhaften Gestalt stand den Chinesen der Anzug recht gut und hatte trotz des spitzigen Hutes und des langen Zopfes etwas Würdevolles. Wir wurden in einen langen, durch Laternen von verschiedenster Form und Farbe erleuchteten Saal geführt; hier standen eine Reihe kleiner Theetische, deren jeder von zwei Lehnstühlen aus Bambus umstellt war. Ich nahm einen Schluck Thee, um das wunderbare Getränk einmal in feiner vollen Reinheit zu genießen, konnte ihm aber, obwohl der Geruch vortrefflich war, keinen sonderlichen Ge- schmack abgewinnen; durch den Mangel an Zucker schien mir der Thee scharf und trocken. Auch die anderen europäischen Gäste teilten meine Ansicht. Rach einigen Minuten kam Herr Dent mit einer Liste, rief fünf der Eingeladenen zu sich und verließ mit ihnen den Saal; dann kam er noch zweimal, um die übrigen Gäste — immer je fünf — abzuholen. In kurzer Zeit waren wir alle im Speisesaal versammelt, wo uns die Gastwirte erwarteten. Der Speisesaal war reich geschmückt und ebenfalls mit Laternen erleuchtet, die voll

7. Erdkunde - S. 309

1888 - Freiburg im Breisgau : Herder
309 glänzender Zeichnungen und mit seidenen Quasten behängt waren. Ungeheure Rahmen mit farbigen Gläsern bildeten den Hintergrund des Zimmers, das auf der andern Seite mit Papierrollen behängt war, auf denen eine Menge moralischer Sprüche geschrieben standen. Ein prächtiger Teppich bedeckte den Boden. Die aus grün ge- firnißtem Holze gefertigten Stühle waren mit Decken von blauem Tuche überzogen, in welches mit Seide feine Blumen eingestickt waren. In der Mitte des Saales waren Tische in Dreieckform — jedoch voneinander getrennt — aufgestellt. An jedem derselben sollten fünf Gäste mit einem der Herren des Hauses Platz nehmen. Hierbei blieb die eine Seite der Tische leer. Ein Freund der Min- qua machte die Honneurs an dem Tische, wo ich saß. Jeder von uns hatte eine Untertasse von Porzellan und zwei kleine Stäbchen aus Ebenholz vor sich, welche unten mit Silber verziert waren; ferner lag vor jedem in einem dreieckigen, roten und weißen Papier ein Zahnstocher aus dem Flügelglied einer Fledermaus, endlich eine ganz kleine Tasse zum Trinken des Kamschu. Ein großer Teil des Tisches war von einem Dutzend blau geblümter Schüsseln bedeckt, welche die delikat zubereiteten, uns aber ganz unbekannten Speisen enthielten. Auf dem noch übrigen Platze des Tisches standen eine Menge von Schüsseln, welche mit Blumen, Früchten und Kuchen gefüllt, aber nur zur Augenweide bestimmt waren. — Nun begann das Mahl. Anfangs hatte ich meine liebe Not mit den Stäbchen; endlich gelang es mir aber doch, aus einem wunderlichen Gemische, worin ich Gurkenschnitten, Würste u. dgl. erkannte, einige Brocken herauszufischen. Das Ragout, in dem sich auch geräucherte Haifisch- flossen befanden, war gerade nicht schlecht. Hierauf kostete ich etwas Gebratenes, das aus Schwalben bereitet war. Auch dieses Gericht war gut, nur fand ich einen starken, ekelerregenden Geschmack wieder, den ich schon bei der ersten Schüssel bemerkt hatte. Später kamen die berühmten Vogelnester an die Reihe; sie schmeckten aber fad. In allen Speisen, so vortrefflich sie bereitet waren, fand sich jene unbekannte Zuthat, welche mir den Magen umdrehte und meinen Widerwillen gegen das Essen fortwährend steigerte. Auf meine Frage erhielt ich die Antwort, es sei — Ricinusöl.

8. Mancherlei für Jung und Alt - S. 66

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
66 lebhaft erregt und die Teilnahme der Menge durch Rufe und Gebärden entzündend. Immer lauter jubelt die Menge, denn nun erscheint die zwischen zwei hintereinander schreitenden Kamelen schwebende Sänfte des „Fürsten der Pilgerfahrt" , eines mit der Leitung des Ganzen von der Negierung betrauten Beamten, sodann der Pilgersührer, der in der Wüste voranzieht und den Weg weist, und hinter ihm eine bunte Schar von Offizieren, Derwischen, Bürgern und Belustigen: des Volks. Wie die Kamele, so sind auch Pferde und Esel festlich gefärbt und mit Fähnchen und grünen Zweigen geschmückt. Jetzt ziehen mehrere Regimenter In- fanterie und Kavallerie, die in ihren kleidsamen Uniformen, mit ihren neuen glänzenden Waffen einen vortrefflichen Eindruck machen, gleichsam als Schutz des wichtigsten Teiles der Prozession an uns vorüber. Ihnen folgt, von berittenen Kawaffen 1 umgeben, der Polizeiches, und hinter ihm der Anführer des Pilgerzuges, der auf einem glänzend geschmückten Pferde seinen drei Schreibern und den Imams* 1 2 der orthodoxen Schulen voran- reitet. An diesen letztern schließen sich in endloser Reihe die durch ver- schieden gefärbte Turbane ausgezeichneten Derwischorden mit ihren Fahnen, sowie die Zünfte mit ihren Emblemen und Standarten. Die lange Reihe der Vorüberziehenden, zu denen sich Leute jeden Standes gesellt haben, will kein Ende nehmen. Jeder neu auftretenden Schar zieht eine Musik- bande voran und belebt die erschlaffende Teilnahme. Schon wollen wir ungeduldig unsern guten Platz verlassen, als sich aus der Ferne ein Brausen und Sausen wie das des brandenden Meeres hören läßt. Wir lauschen und unser Ohr empfindet, daß sich unentwirrbare Geräusche und Töne zu uns heranwälzen und an Kraft und Stärke gewinnen, je näher sie kommen. Nun unterscheiden wir den Ruf: „Der Machmal! der Machmal!" und bald schallt rings um uns her aus jedem Munde das gleiche Wort. Tief erregt wenden sich tausend Augen die Straße hinab, in der jetzt unter dem tobenden Zujauchzen des Volkes ein breites Ge- rüst auf dem Rücken eines Kamels langsam daherschwankt. Nun zieht es an uns vorüber, umdrängt von Menschen, die nach seiner segen- spendenden Berührung verlangen. Aus den Fenstern werden Tücher herabgelassen, deren Rand die Sänfte streifen und sie durch diese Be- Formel, sowie aus gleichmäßigen, die Worte begleitenden, im Takl ausgeführten Körperbewegungen: Beugungen nach vorn, nach rechts, nach links, oder Schwin- gungen um die eigene Achse. Der Dirigent der ganzen Übung steht in der Mitte und leitet mit Zuruf und taktmäßigem Händeklatschen das gleichmäßige Ausstößen der Worte und der mit ihnen verbundenen Körperbewegungen. Oft sucht man durch Musik und Gesang die religiöse Begeisterung zu steigern. 1 Kawaß — Gendarm. 2 Jmlm — Schriftgelehrter, Mofcheevorsteher, Priester, geistlicher Richter.

9. Mancherlei für Jung und Alt - S. 205

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
205 soldaten abgegeben worden waren, konnten 80 Divisionen Fußgänger- oder achthundert Bataillone zu 1000 Mann und acht Reiterdivisionen, ebenfalls zu 10 000 Pferden, gebildet werden. Persien, Medien, Baktrien hatten mit den Satrapien der Saken und Inder allein 300 000 Mann gestellt. Außerdem waren Streitwagen ans Libyen und Indien vor- handen, teils mit Pferden, teils mit wilden Eseln bespannt, und Dromedar- reiter ans Arabien, deren Streiter Herodot zusammengenommen auf 20 000 Mann schätzt: es war eine Macht von 900 000 Kämpfern und sie hatte noch weitere Vermehrung zu erwarten. Aus dem Marsche nach dem Olympos sollten die Kontingente der thrakischen Stämme und Make- donier zu derselben stoßen. Die Zahl der Nichtkämpfer, welche dieser Armee folgten, betrug 300 000 bis 400 000 Köpfe. Bei der Verteilung der Befehlshaberstellen wurden die Prinzen des Hauses, welche fast alle den Zug begleiteten, vorzugsweise bedacht. Die Gesamtzahl der Kriegs- schisie — es waren nur Linienschiffe — betrug 1207. Um zuverlässige Seesoldaten aus der Flotte zu haben, hatten die Perser, Meder und Saken dreißig Mann auf jedes Schiff stellen müssen. Die gesamte Mann- schaft der Flotte zählte etwa 250 000 Köpfe. Die Flotte wurde in vier Divisionen, jede zu etwa 300 Schiffen, eingetheilt. Die Transport- flotte zählte 3000 Fahrzeuge, meist Dreißigruderer; unter ihr befanden sich 850 Pferdeschiffe, um erforderlichenfalls Neiterabteilungen überzusetzen; sonst wurden auch diese zur Nachführung von Futter und Proviant ge- braucht. Die Mannschaft der Transportflotte wird etwa 150 000 Köpfe betragen haben. Nachdem die Einteilung und Organisation der Streitmacht vollendet war, hielt der König eine große Musterung ab. Er fuhr auf seinem Streitwagen, von Schreibern umgeben, zuerst die endlose Front des Fuß- volks hinab. Hier standen ans den Satrapieen des Ostens die Inder- in ihren weißen baumwollenen Gewändern, mit ihren großen Bogen und Rohrpfeilen; die Äthiopen des Ostens, die schwarzen Stämme vom Indus, die Stirnhäute von Pferden mit aufrechtstehenden Ohren und Mähnen auf dem Kopse, Schilde von Kranichhäuten in der Linken; die Gand- harer, die Baktrer mit indischem Bogen und kurzen Wurfspießen. Der Kern des Heeres gehörte dem Hochlande von Iran. Von hier waren die Saken aus den Steppen des Opus mit ihren hohen spitzen Mützen, ihren Bogen, Dolchen und Streitäxten, die Meder und Perser in Hosen und Ärmelröcken, mit leichten hölzernen Schilden und kurzen Säbeln an der rechten Hüfte, die Tiaren auf dem Haupte, die Sogdianer, die Par- ther, die Chorasmier, die Hyrkanier, die Arier, die Drangianer in bunten Mänteln und hohen Stiefeln, die Arachoten in ihren Ziegenpelzen. Vom Südufer des Kaspischen Meeres waren die Kaspier, d. h. die Kadusier,
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