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1. Deutsche Geschichte für evangelische Volksschulen - S. 36

1901 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
36 Iv. Die Zeit des Verfalls der Aaisernracht. tiefen Graben. Auf jedem Thore wohnte eine Wächter; der mußte die Thore öffnen und schließen und die Zugbrücke, die über den Stadtgraben führte, aufziehen und niederlassen. Nachts waren alle Thore geschlossen. In weiterer Entfernung von der Stadt wurden auf Anhöhen und an wichtigen Straßen Warttürme erbaut, die ebenfalls von Wächtern bewohnt waren. Von Warte zu Warte lief ein Graben mit Wall, an dem dichtes Buschwerk wuchs. Das war die Landwehr. Drohte Gefahr, so meldete der Wächter durch verabredete Zeichen die Ankunft des Feindes nach der Stadt. — Die befestigte Stadt glich einer großen Burg; daher nannten sich die Bewohner Bürger. Wie der Ritter seine Burg, so mußten die Bürger ihre Stadt verteidigen. Daher besaß jeder Bürger Rüstung und Waffen und übte sich im Gebrauch derselben. Die wehrhafte Bürgerschaft ordnete sich nach Zünften, und ein Stadthauptmann führte sie in den Kampf. In Zeiten der Not rüstete die Stadt auch Kriegsknechte aus, die Sold erhielten. Alljährlich hielt die Bürgerschaft ein Schützensest, wobei die besten Schützen Preise bebekamen und der beste zum Schützenkönig ausgerufen wurde. Belagerung einer Stadt. Nahte ein Feind, so ertönte die Sturmglocke; die bewaffnete Bürgerschaft sammelte sich auf dem Marktplatze, und der Stadthauptmann gab Befehl, wo und wie die Stadt verteidigt werden sollte. Die Thore wurden geschlossen, die Zugbrücken aufgezogen, und Gilden und Söldner nahmen ihre Plätze hinter Mauern und Türmen. Die Feinde schritten zur Belagerung. Sie führten Sturmböcke herbei und versuchten damit die Mauern und Thore einzurennen, stellten Wurfmaschinen auf, mit denen sie dicke Steine in die Stadt schleuderten, suchten auf Sturmleitern und hölzernen Belagerungstürmen die Mauern zu erklimmen, und warfen brennende Pechkränze in die Gebäude; denn Kanonen und andere Feuerwaffen gab es damals noch nicht. Die Belagerten standen indes hinter den Zinnen und auf den Türmen und sandten wohlgezielte Pfeile und Steine in „die Reihen der Feinde, machten listige und kühne Ausfälle und gossen siedendes Öl, Pech oder heißes Wasser ans die Stürmenden hernieder. 5. Die Hansa. Unter dem Fehdewesen und der zunehmenden Unsicherheit hatte der Handel der deutschen Städte arg zu leiden. Wurde das Handelsgut auf Straßen und strömen in den Verkehr gebracht, so überfielen gar oft raublustige Ritter die vorüberziehenden Wagen und Schiffe, zwangen den Eigentümer zur Zahlung hoher Zölle, oder führten ihn samt seiner Habe gefangen fort, um ihn nur gegen hohes Lösegeld wieder freizugeben. Ohne sicheres Geleit von Reisigen und Knechten konnte kein Frachtwagen durchs Land fahren. Da schloffen die großen Handelsstädte, an ihrer Spitze Lübeck und Hamburg, einen Bund, die Hansa, stellten gemeinschaftlich ein Söldnerheer auf und rüsteten Kriegsschiffe aus, um Handel und Habe zu Lande und zu Wasser zu schützen. Die Raubritter hatten nun üble Tage: ihre Burgen wurden belagert und zerstört; sie selbst zierten die Galgen. Nicht besser erging es den Seeräubern; eine Flotte lief gegen sie aus, vernichtete ihre Fahrzeuge und ersäufte deren Mannschaften. Mit der Zeit gehörten mehr als sechzig Städte der Hansa an. Fürsten und Länder bemühten sich um ihre Freundschaft. Die deutschen Kaufleute zogen unter ihrem Schutze weithin nach England und tief nach Rußland hinein. Zu Lübeck wurden die Hansatage oder Bundes-

2. Deutsche Geschichte für evangelische Volksschulen - S. 38

1901 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
38 V. Die Zeit der Reformen. abgefeuert und beim Schießen auf eine Gabel gelegt werden. Von der Muskete haben die Musketiere noch heute ihren Namen. 3. Veränderte Kriegführung. Der Gebrauch der Feuerwaffen rief in der Kriegführung eine große Umwandlung hervor. Pulver und Blei verdrängten Schild und Lanze. Der tapferste Ritter auf seinem Rosse konnte einer Kugel nicht widerstehen. Es ist vorgekommen, daß ein Heer von 18000 Mann durch den geschickten Gebrauch einer Büchse zurückgedrängt wurde. Da hielt man das Fußvolk wieder größerer Beachtung wert. Die stärksten Mauern und Türme mußten den Kanonenkugeln weichen. Die Ritterburgen boten keinen Schutz mehr; sie wurden deshalb verlassen, verfielen und stehen seitdem als Ruinen auf unsern Bergen. Auch den Städtern nützten die Mauern allein nichts mehr; sie suchten deshalb ihre Befestigungen sicherer und stärker zu machen, indem sie die Mauern und Türme mit hohen und breiten Erdwällen umgaben. Breite Wassergräben und kleine Vor bürgen sollten die feindlichen Geschütze möglichst weit von der Stadt halten. 4. Die Söldner. Seitdem die Feuerwaffen im Kriege Anwendung fanden, zogen sich die -Ritter immer mehr vom Heerdienste zurück und suchten sich durch Geld von demselben freizukaufen. Im Falle eines Krieges blieb daher dem Landesherrn nichts anderes übrig, als, gleich den Städtern, für Geld eine Anzahl Kriegsknechte zu werben, die in der Handhabung der Feuerwaffen geübt waren. Das Geld, welches die Knechte für ihren Kriegsdienst bekamen, hieß Sold; daher wurden sie Söldner genannt. Aus dem Worte Sold ist unser Wort Soldat entstanden. Die Lehensheere wurden nun nicht mehr aufgeboten; die Söldnerheere traten an ihre Stelle. 24. Der erste Hohenzouer in Brandenburg. 1415* 1. Das Faustrecht in der Mark. Zur Zeit des Faustrechts befand sich auch die Mark Brandenburg in einem traurigen Zustande. Sie war zwar stets vergrößert worden, so daß sie sich um Havel und Spree von der Elbe bis zur Oder erstreckte; aber das Land hatte bisher wenig gute Herrscher gehabt; es befand sich daher oft in Not und Verwirrung. Am schlimmsten wurde es unter dem Kaiser Sigismund. Damals konnten die Ritter auch hier das Fehderecht ungestraft üben; die Bürger mußten deshalb beständig kriegsbereit fein. Sollte das Land nicht ganz verloren gehen, so mußte ihm ein starker Schirm- und Schutzherr erstehen. 2. Friedrich von Hohenzollern sichert den Landfrieden. In der Person des Burggrafen Friedrich von Nürnberg ans dem alten Grafengeschlechte der Zollern erkannte Kaiser Sigismund den rechten Mann. Er schickte ihn als Landeshauptmann dorthin. Als Friedrich zum ersten Male in die Mark kam, verweigerten ihm mehrere Städte und die meisten Ritter die Huldigung. Allein der neue Landes-

3. Deutsche Geschichte für evangelische Volksschulen - S. 36

1901 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
36 Iv. Die Zeit des Verfalls der 2iifermact?l. tiefen Graben. Auf jedem Thore wohnte eine Wchter; der mute die Thore ffnen und schlieen und die Zugbrcke, die der den Stadtgraben fhrte, aufziehen und niederlassen. Nachts waren alle Thore geschlossen. In weiterer Entfernung von der Stadt wurden auf Anhhen und an wichtigen Straen Warttrme erbaut, die ebenfalls von Wchtern be-wohnt waren. Von Warte zu Warte lief ein Graben mit Wall, an dem dichtes Buschwerk wuchs. Das war die Landwehr. Drohte Ge-fahr, so meldete der Wchter durch verabredete Zeichen die Ankunft des Feindes nach der Stadt. Die befestigte Stadt glich einer groen Burg; daher nannten sich die Bewohner Brger. Wie der Ritter seine Burg, so muten die Brger ihre Stadt verteidigen. Daher besa jeder Brger Rstung und Waffen und bte sich im Gebrauch derselben. Die wehrhafte Brgerschaft ordnete sich nach Znften, und ein Stadt-Hauptmann fhrte sie in den Kampf. In Zeiten der Not rstete die Stadt auch Kriegskuechte aus, die Sold erhielten. Alljhrlich hielt die Brgerschaft ein Schtzenfest, wobei die besten Schtzen Preise be-bekamen und der beste zum Schtzenknig ausgerufen wurde. Belagerung einer Stadt. Nahte ein Feind, so ertnte die Sturmglocke; die bewaffnete Brgerschaft sammelte sich auf dem Marktplatze, und der Stadthauptmann gab Befehl, wo und wie die Stadt verteidigt werden sollte. Die Thore wurden geschlossen, die Zugbrcken aufgezogen, und Gilden und Sldner nahmen ihre Pltze hinter Mauern und Trmen. Die Feinde schritten zur Belagerung. Sie fhrten Sturmbcke herbei und versuchten damit die Mauern und Thore ein-zurennen, stellten Wursmaschinen auf, mit denen sie dicke Steine in die Stadt schleuderten, suchten auf Sturmleitern und hlzernen Belagerungstrmen die Mauern zu erklimmen, und warfen brennende Pechkrnze in die Gebude: denn Kanonen und andere Feuerwaffen gab es damals noch nicht. Die Belagerten standen indes hinter den Zinnen und auf den Trmen und sandten wohlgezielte Pfeile und Steine in.die Reihen der Feinde, machten listige und khne Ausflle und gssen siedendes Ol, Pech oder heies Wasser auf die Strmenden hernieder. 5. Die Hansa. Unter dem Fehdewesen und der zunehmenden Unsicherheit hatte der Handel der deutschen Städte arg zu leiden. Wurde das Handelsgut auf Straen und Strmen in den Verkehr gebracht, so berfielen gar oft raublustige Ritter die vorberziehenden Wagen und Schiffe, zwangen den Eigentmer zur Zahlung hoher Zlle, oder fhrten ihn samt feiner Habe gefangen fort, um ihn nur gegen hohes Lsegeld wieder freizugeben. Ohne sicheres Geleit von Reisigen und Knechten konnte kein Frachtwagen durchs Land fahren. Da schlssen die groen Handelsstdte, an ihrer Spitze Lbeck und Hamburg, einen Bund, die Hansa, stellten gemeinschaftlich ein Sldnerheer auf und rsteten Kriegsschiffe aus, um Handel und Habe zu Lande und zu Wasser zu schtzen. Die Raubritter hatten nun ble Tage: ihre Burgen wurden belagert und zerstrt; sie selbst zierten die Galgen. Nicht besser erging es den Seerubern; eine Flotte lief gegen sie aus, vernichtete ihre Fahrzeuge und ersufte deren Mannschaften. Mit der Zeit gehrten mehr als sechzig Städte der Hansa an. Fürsten und Lnder bemhten sich um ihre Freundschaft. Die deutschen Kaufleute zogen unter ihrem Schutze weithin nach England und tief nach Ru-laud hinein. Zu Lbeck wurden die Hansa tage oder Bundes-

4. Deutsche Geschichte für evangelische Volksschulen - S. 38

1901 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
38 V. Die Zeit der Reformen. abgefeuert und beim Schieen auf eine Gabel gelegt werden. Von der Muskete haben die Musketiere noch heute ihren Namen. 3. Vernderte Kriegfhrung. Der Gebrauch der Feuerwaffen rief in der Kriegfhrung eine groe Umwandlung hervor. Pulver und Blei verdrngten Schild und Lanze. Der tapferste Ritter auf feinem Rosse konnte einer Kugel nicht widerstehen. Es ist vorgekommen, da ein Heer von 18000 Mann durch den geschickten Gebrauch einer Bchse zurckgedrngt wurde. Da hielt man das Fuvolk wieder grerer Beachtung wert. Die strksten Mauern und Trme muten den Kanonen-kugeln weichen. Die Ritterburgen boten keinen Schutz mehr; sie wurden deshalb verlassen, verfielen und stehen seitdem als Ruinen auf unfern Bergen. Auch den Stdtern ntzten die Mauern allein nichts mehr; sie suchten deshalb ihre Befestigungen sicherer und strker zu machen, indem sie die Mauern und Trme mit hohen und breiten Erdwllen umgaben. Breite Wassergrben und kleine Botburgen sollten die feindlichen Geschtze mglichst weit von der Stadt halten. 4. Die Sldner. Seitdem die Feuerwaffen im Kriege Anwendung fanden, zogen sich die Ritter immer mehr vom Heerdienste zurck und suchten sich durch Geld von demselben freizukaufen. Im Falle eines Krieges blieb daher dem Landesherrn nichts anderes brig, als, gleich den Stdtern, fr Geld eine Anzahl Kriegsknechte zu werben, die in der Handhabung der Feuerwaffen gebt waren. Das Geld, welches die Knechte fr ihren Kriegsdienst bekamen, hie Sold; daher wurden sie Sldner genannt. Aus dem Worte Sold ist unser Wort Soldat entstanden. Die Lehensheere wurden nun nicht mehr aufgeboten; die Sldnerheere traten an ihre Stelle. 34. Der erste Hohenzoller in Brandenburg. 1415. 1. Das Faustrecht in der Mark. Zur Zeit des Faustrechts befanb sich auch die Mark Brandenburg in einem traurigen Zustande. Sie war zwar stets vergrert worden, so da sie sich um Havel und Spree von der Elbe bis zur Oder erstreckte; aber das Land hatte bisher wenig gute Herrscher gehabt; es befand sich daher oft in Not und Verwirrung. Am schlimmsten wurde es unter dem Kaiser Sigismund. Damals konnten die Ritter auch hier das Fehderecht ungestraft den; die Brger muten deshalb bestndig kriegsbereit fein. Sollte das Land nicht ganz verloren gehen, so mute ihm ein starker Schirm- und Schutz-Herr erstehen. 2. Friedrich von Hohenzollern sichert den Landfrieden. In der Person des Burggrasen Friedrich von Nrnberg aus dem alten Grafengeschlechte der Zollern erkannte Kaiser Sigismund den rechten Mann. Er schickte ihn als Landeshauptmann dorthin. Als Friedrich zum ersten Male in die Mark kam, verweigerten ihm mehrere Städte und die meisten Ritter die Huldigung. Allein der neue Landes-

5. Geschichte - S. 19

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
19 ward es auch unter dem Kessel lebendig: die Salpetersteine zerschmolzen, vermischten sich mit der Asche und dem Sande, und als das Feuer ausgebrannt war, verhärtete sich der Brei zu einer schönen, blanken, durchsichtigen Masse und wurde — Glas. Ein anderes mal weidete ein phönizischer Hirt seine Heerde nicht weit vom Meeresstrande. Sein Hund schnobert überall umher und kommt endlich zurück mit blutendem Maule. Der Hirt will den Schaden besehen, wischt die Schnauze des Hundes mit einer Flocke Wolle, aber siehe da! es ist kein Blut, sondern ein Saft, und nach einigem Suchen findet der Hirt eine zerbissene Schnecke. Eine schönere Farbe hatte der Hirt nie gesehen; er macht die Sache bekannt, man versucht es, Zeuge mit diesem Safte zu färben, was vortrefflich gelingt. Diese Purpurkleider wurden im Alterthum so kostbar geachtet, daß nur Könige und sonst sehr reiche Leute dergleichen tragen konnten. Der reiche Prasser im Evangelium z. B. kleidete sich in Purpur. Das Glas hatte bei den Phöniziern weniger Nutzen als bei uns; sie brauchten es nur als Münze und Putzwerk. Trinkgefäße verfertigten die Alten überhaupt aus Thon, Holz, Blech, Gold oder Silber; Fensterscheiben hat man in dem warmen Morgenlande nicht nothwendig; man schloß die Oeffnnngen höchstens durch Vorhänge, und statt der Spiegel, die erst später vorkamen, waren polierte Metallplatten im Gebrauch. Noch wichtiger ist für uns die Buchstabenschrift, deren Erfindung ebenfalls den Phöniziern zugeschrieben wird. Die Phönizier hatten nur 16 Buchstaben und schrieben von der Rechten zur Liuken, und alle, die von ihnen schreiben lernten, folgten ihrem Beispiele, z. B. die Israeliten, Chaldäer, Araber. Die Griechen schrieben nachher die erste Zeile nach der Rechten, die zweite nach der Linken, die dritte wieder nach der Rechten und so abwechselnd, ohne abzusetzen. Dies nannte man Bnstrophedon, Ochsenwendung, weil die Ochsen beim Pflügen so gehen. Noch später schrieben die Griechen bloß nach der Rechten hin. Man schrieb auf gepreßte Palmblätter, auf feine Lindenrinden, auf Leinwand, auf ägyptischen Papyrus, auf Thierhäute, die nirgends so trefflich zubereitet wurden wie in Perga-mns, und daher Pergament hießen. Man hatte schwarze

6. Geschichte - S. 99

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
99 Pferden über Deutschland, das, zumal da gerade ein Kind auf dem Throne saß, zu unmächtig zum Widerstände war. Wo sie immer hinkamen, wurden die unerhörtesten Grausamkeiten verübt, alles Tragbare als Beute fortgenommen und viele tausend Männer, Weiber und Kinder an den Haaren zusammengebunden und in die Knechtschaft der Barbaren fortgeführt. Da wurde endlich ein thatkräftiger, dabei weiser und gerechter Mann, Heinrich, Herzog der Sachsen, zum Könige der Deutschen erwählt (reg. 919—936). Um sich der gefürchteten Ungarn zu entledigen, wandte er einen neunjährigen Waffenstillstand, den er erkaufte, dazu an, seine Deutschen in der Kampfweise der Feinde einzuüben, lehrte sie in geschlossenen Reihen fechten, schnelle Schwenkungen machen rc. Feruer liest er, da es damals in Deutschland uoch au großen Festungen fehlte und die Städte noch nicht mit Mauern und Wällen umgeben waren, alte Städte befestigen und mehrere Burgen bauen. Der neunte Mann vom Lande mußte iu die Stadt ziehen und die übrigen acht für ihn das Feld mitbauen. Auch der dritte Theil des Getreides wurde in die festen Plätze König Heinrich I. 5*

7. Heimatkundliches Lesebuch - S. 387

1912 - Danzig : Kasemann
— 387 - Marienwerder. Zweckdienlich und schön ist jeder Raum gestaltet, und zwanglos kommt seine Bedeutung nach außen zum Ausdruck. Dennoch ist alles, wie des Ordens Glieder selbst, streng geeint in eine große gesetzmäßige Erscheinung: jenes Banviereck, welches wie eine Bergschroffe weithin die Landschaft be- herrscht. Gespannt von dieser Eigenart hat man darin wohl den Geist wuchtiger, straffer friederizianischer Staatskunst verkörpert sehen wollen, Welcher den Orden und seine Meister in der Schule des großen Hohen- staufen erfaßte. Solch hohes Komturschloß, mit mehrfachen Terrassen, Mauern und Gräben umgeben und mit den erdenklichsten Mitteln gesichert, war füglich uneinnehmbar. Die Festigkeit gelang aber nur dadurch, daß außer Besatzung und Vorräten aller Wirtschaftsballast daraus ferngehalten und in Vorburgen abgeschoben war. Das aber waren Dinge von beträchtlichem Umfang; denn eine Ordenskomturei war darauf angewiesen, den Unterhalt aus eigenem Natural- und Handelsbetrieb zu beschaffen: die Erzeugnisse aus Feld und Wald, Rosse und Schlachtvieh, die Barmittel für Beschaffung der Bauten, für Haus- und Küchengerät. Dazu gehörten Stallungen, Speicher, Scheunen, Werkstätten, Mühlbetrieb und Wohnungen für Gesinde, Handwerker und Amtleute aller Art. Die Vorburgen dehnten sich deshalb gewaltig aus, waren oft zwei- oder dreigestaltig und selbständig befestigt, immer aber von

8. Heimatkundliches Lesebuch - S. 341

1912 - Danzig : Kasemann
341 (Pommerellen) Wenden, tut Süden Polen; das rechts von der Weichsel gelegene Gebiet der Provinz hatten, ebenso wie Ostpreußen, die heidnischen Preußen (Pruzzen) inne, ein in Sprache und nach Abstammung den Lithauern verwandtes Volk, das jedoch südlich der Ossa, im Culmer Lande, stark pv- lonisiert und mit Polen gemischt war. Die heidnische Bevölkerung Westpreußens unterhielt außer mit den deutschen Nachbarn in dem oben genannten Zeitraum sehr lebhafte Handels- beziehungen mit den mohamedanifchen Reichen des Orients. Von dort ge- langte viel arabisches Geld (kufische Münzen) ditrch Handelsaustausch hier- her, außerdem lieferten die arabischen Handelsplätze unserm Norden Weine, Früchte, leinene, seidene und baumwollene Stosse, von denen im Laufe der Zeit nichts als die arabischen Namen sich erhalten haben, wie Damast, Atlas, Kattun usw.; wahrscheinlich wurden auch Waffen, Geräte, Schiffstaue, Kauri- muscheln und Glasperlen ausgeführt, ferner zahlreiche Schmucksachen aus Silber, Hals- und Armringe aus mehreren gewundenen Silberdrähten usw., endlich die sogenannten Hakenringe, kleine offene Ringe ans Silber von der Gestalt eines Hakens, deren eines Ende schleifenförmig umgebogen ist. Dafür lieferte unser Norden den Arabern Sklaven, Mammutszähne, Jagdfalken, Vieh, Leder, besonders aber Pelze vom Fuchs, Zobel, Hermelin, Wiesel, Biber, Eichhörnchen und Hasen, Fischleim und Fischzähne, Honig, Wachs, Getreide, Bernstein. Schwerter, Panzer, Pfeile und Pelzmützen; die zahlreichen Geräte aus Eisen, wie Äxte, Messer, Pfeilspitzen, Lanzen usw. wurden wahr- scheinlich hier verfertigt. Es find uns nun aus jener Zeit in Westpreußen auch Überreste von Wohnplätzen erhalten, nämlich Pfahlbauten in einigen Seen, z. B. im Lonkorreker See (Kr. Löbau), im Skarliner See (Kr. Strasburg) usw. Aber auch die Burg wälle, zwar in erster Linie für Verteidigungszwecke bestimmt, find zum Teil auch bewohnt worden. Die Erbanungsart der Burgwälle wurde überall genau der Ört- lichkeit angepaßt, und es lassen sich in dieser Beziehung verschiedene Typen unterscheiden. Als vornehmster Typus sind die Ringwälle zu nennen, die dort an- gelegt wurden, wo ein Schutz auf allen Seiten nötig war, also auf ebenem Gelände oder auf flachen, leicht ersteigbaren Hügeln. Wie die Ringwälle erbaut wurden, darüber gibt einen guten Aufschluß ein Bericht des Ibrahim ibn Jaküb, der im Jahre 973, wahrscheinlich als Arzt, eine Sarazenen- Gesandtschaft an den Kaiser Otto I. nach Merseburg begleitete. Er sagte darin folgendes: „Wenn sie (die Slaven) eine Burg gründen wollen, so suchen sie ein Weideland, welches an Wasser oder Rvhrsümpfen reich ist und stecken dort einen runden oder viereckigen Platz ab, je nach der Gestalt und dem Umfang, welche sie der Burg geben wollen. Dann ziehen sie darum einen Graben und häufen die aufgeworfene Erde auf. Diese Erde wird mit Brettern und Balken so fest gestampft, bis sie die Härte von Pisé (tapia) erhalten hat. Ist dann die Mauer (der Wall) bis zur erforderten Höhe aufgeführt, so wird an der Seite, welche man auswählt, ein Tor abgemessen und von diesem eine hölzerne Brücke über den Graben gebaut." Ju dieser Schilderung ist zunächst bemerkenswert, daß der Wall, rund oder viereckig, in sich geschloffen war. Ferner, die Erde zur Errichtung des

9. Heimatkundliches Lesebuch - S. 499

1912 - Danzig : Kasemann
499 trugen 120 Millionen Taler. Die landwirtschaftlichen Besitzungen waren so heruntergekommen, daß sie in Sulchastationen um 1/e, ja um V10 ihres heutigen Wertes verkauft wurden. Die Kriegsschulden der einzelnen Städte waren sehr groß: so betrug die von Elbing über 2000000, die von Danzig 12000000 Taler. Auch um das Schulwesen stand es schlecht: ganz West- preußen hatte 1816 nur 1133 Volksschulen. Ganz besonders erschrecklich waren die Zustände natürlich in den entlegenen Gegenden der Provinz, der Tuchler Heide und der sogenannten Kassubei. Dafür ist charakteristisch eine Beschreibung, die der Oberforstmeister von Pannewitz in Marienwerder noch 1829 entwarf und in der es folgendermaßen heißt: „Besonders roh sind die polnischen Bewohner der Wälder, namentlich der Tuchelschen Heide und in Kassuben. Die Nahrung dieser Menschen ist mit der der Haustiere oft ganz gleich. Ihr Bart und das Haupthaar wird nicht gekämmt, und die Kleidung besteht in grober Leinwand und einer Art selbstbereitetem hellblauen, groben Tuch, welches im Winter den schmutzigen, gelbbraunen Körper oft nur zum Teil bedeckt, denn häufig sieht man selbst sechs- bis achtjährige Kinder beim Froste im Hemde und barfuß im Schnee herumlaufen. Ein Strick befestigt die Kleidung um den Leib und vertritt die Stelle von Schnallen, Nadeln usw., deren in dieser Wildnis niemand bedarf. Viele dieser Halbwilden in den Wäldern haben das ganze Jahr kein Brot im Hause, sondern genießen es höchstens, wenn sie sich in der Stadt oder bei kirchlichen Anlässen etwas zugute tun wollen. Manche haben nie Brot gekostet, und eine Delikatesse ist es, wenn sie an Feiertagen das zwischen Steinen gequetschte Getreide zu einem ungesäuerten Teig bilden und es in Kuchenform in der heißen Asche backen. Die in ausgehöhlten Baumstämmen durch Klopfen selbst roh und elend bereitete Graupe, ferner Sauerkohl, Kohlrüben, Buchweizen, Erbsen, Kartoffeln und schmacklose Kräuter sind nächst der Milch das Hauptnahrungs- mittel dieser Waldbewohner und überhaupt der meisten Landbewohner. Die jungen Triebe der Kiefern, mit Wasser gekocht und dann bloß mit Salz verzehrt, geben in der Tuchelschen Heide hie und da auch eine Speise ab; sogar roh verzehren sie die Hirtenknaben. Die von Raupen, Staub und Regen beschmutzten Blätter der Futterrüben werden ungewaschen auf das Dach gebreitet, dort ohne Schutz getrocknet und so im Winter als Gemüse in Suppen verzehrt. Pilze, selbst die der schlechtesten Art, sind eine Leckerei für die Waldbewohner, werden aber für jeden andern ungenießbar zubereitet. Fleisch ist eine seltene Speise und kommt in den Waldgegenden zuweilen jahrelang nicht auf den Tisch; es wird daher das minder kraftgebende Gemüse in oft unglaublich großen Massen verschlungen Zu dieser elenden Lebensart kommt nun noch die ungemein große Unreinlichkeit, welche sich kaum beschreiben läßt; Kopf, Bart, Kleider wimmeln von Ungeziefer; der Körper wird fast nie gewaschen; Seife kennt der polnische Bauer garnicht, und das vielleicht alle vier Wochen gewechselte Hemd wird, wie überhaupt die Wäsche, auf einen Stein im Flusse oder See gelegt, dort angefeuchtet, mit einem Stück Holz tüchtig geklopft, dann ausgerungen und getrocknet." Ebenso elend waren die Wohnungsverhältnisse. „Schweine, Kälber und Gänse leben oft in vertraulichem Vereine mit den Bewohnern, ein plumper Tisch und eine rohe Bank und desgleichen Bettgestell und höchstens einige Klötze zum Sitzen, ein schwarzgrauer Sack mit Moos, Stroh und selten mit schlechten Federn als Bett, alles selbst gefertigt, eine große Wassertonne,

10. Teil 1 - S. 11

1904 - Hannover [u.a.] : Meyer
— 11 — sorgen mußte. — In vielen Städten wohnten die Bürger, die das gleiche Handwerk trieben, in einer Straße zusammen. Danach erhielten die Straßen ihre Namen, wie Knochenhauer-, Schmiede-, Kramerstraße n. a. Auch erhielten manche Bürger uach ihrem Geschäfte den Zu- oder Familiennamen, wie Becker, Schuster, Schräder u. s. w. ,rj Io. Das Rathaus. Die Bürger mußten die meisten threr Angelegenheiten selbst ordnen. Daher wählten sie aus ihrer Mitte ■eine Anzahl erfahrener und tüchtiger Männer, die für Recht und Ordnung zu sorgen und über das Wohl und Wehe der Stadt zu wachen hatten. Das war der Rat: Einer von den Ratsherren führte den Namen Bürgermeister. Für den Rat bauten die Bürger das Rathaus; es war aus festem Gestein gefügt, mit mancherlei Zierrat versehen, und der Stolz der Bürgerschaft, jn den meisten Städten sind die alten Prächtigen Rathäuser noch heute ■erhalten. In einem Saale des Rathauses versammelten sich die Ratsmänner; in der Halle wurde Gericht gehalten, auch gefeiert und getanzt, wenn große Feste waren; von der Laube wurden die Namen der neuen Ratsherren und alles ausgerufen, was die gesamte Bürgerschaft wissen sollte. c. Das Bürgerheer. Wie der Ritter feine Burg, so mußten die Bürger ihre Stadt verteidigen. Geschlechter und Gilden bildeten daher ein einheitliches Bürgerheer, dem die Patrizier als Reisige oder Reiter, die Zünfte als Fußvolk angehörten. Jede Gilde hatte eigenes Wappen, Zelt und Banner und stand unter dem Befehle des Gildemeisters, dem ein Reisiger als Anführer zur Seite stand. In Zeiten der Not verstärkte die Stadt tue wehrhafte Bürgerschaft durch geworbene Knechte. Den Oberbefehl über die gesamte städtische Streitmacht führte ein Stadthauptmann, den der Rat aus den umwohnenden Adeligen erwählte. Für Ausrüstung der Knechte sorgte die Stadt. Die Bürger beschafften ihre Waffen selbst nach Vorschrift des Rates. Läutete die Rats-glocke Sturm, so eilte die Bürgerschaft auf den Marktplatz, jede Gilde an die Stelle, wo ihr Wappen sichtbar wurde, Mann für Mann in voller Rüstung, angetan mit Waffenrock, Panzer, Eisenhaube, und bewaffnet mit Schwert, Schild und Mordaxt, die Schützen mit Armbrust, Kocher und Pfeilen. Ging's dem Feinde entgegen, so entfaltete sich das Stadtbanner, und freudig zogen die Bürger hinaus in den Kampf. Wer im Felde von Banner und Hauptmann wich, dessen Leib und Gut war dem Rat verfallen. Um ihre Wehrfähigkeit zu erhöhen und die Freiheiten der Stadt besser verteidigen zu können, übten sich die Bürger regelmäßig in den Waffen und veranstalteten alljährlich große Schützenfeste. Die besten Schützen wurden durch Preise ausgezeichnet und als Schützenkönige besonders geehrt.
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