Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Mittlere Schule
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
Die deutschen Dörfer am Anfange des 30jährigen Krieges.
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grundes, auch in der innern Stadt lebten viele Bürger von Ackernahrung. In kleineren Städten hatten die meisten Eigenthum in der Stadtflur, die reicheren wohl auch außerhalb. Deshalb waren in den Städten viel mehr Nutz- und Spanntbiere als jetzt, und die Hausfrau erfreute sich emes eigenen Kornbodens, von dem sie selbst das Brot backte, und wenn sie geschickt war, landesübliches feines Backwerk verfertgte. Ebenso an dem Weinban, der im Norden bis an das Land der Niedersachsen reichte, hatten die Städter großen Antheil. Die Braugerechtigkeit galt für einen werthvollen Vorzug einzelner Häuser. Fast jeder Ort Braute das $ier auf eigene Art. Der Luxus der Gastmähler, zumal bet Familienfesten, war nach dem Range der Burger gesetzlich bestimmt. In der volkstümlichen Küche hatte außer den indischen Gewürzen die Lieblingswürze des Mittelalters, der Safran, viel zu färben; auch wurden schon verzierte Schaugerichte hoch gepriesen, zuweilen wurden auch eßbare Speisen vergoldet ausgesetzt, und der Marzipan war bei anspruchsvoller Tafel das vornehmste Consect.
Verffnümnqen. Eifrig suchte der Bürger jede Gelegenheit, sich gesellig zu vergnügen Fastnachtsmnmmereien waren auch im nördlichen Deutschland allgemein; dann schwärmten die Masken durch die Straßen; das Lieblingskostüm war die Türken- Mohren- und Jndianertracht. Als im Kriege der Rath von Leipzig die Masken verbot, erschienen dieselben mit Spieß und Pistolen, und es, gab Tumult mit den Stadtwächtern. Nicht weniger beliebt waren die Schlittenfahrten. Weit seltener als jetzt war der öffentliche Tanz, selbst bei Hochzeiten und Handwerker-festen wurde er mißtrauisch beaufsichtigt, und mit der Abenddämmerung mußte ^edes Tanzvergnügen aufhören. Die größeren Städte hatten Rennbahnen, m denen die Patriziersöhne ritterliche Uebungen hielten und nach dem Ringe stachen, Schieß-häuser und Schießgräben für Armbrust und Büchse. Große Freude herrschte auf den Schützenfesten. ‘ Auch an den Festen einzelner Zünfte nahm das Volk lebendigen Antheil, und fast jede Stadt hatte ihre eigenen Volksfeste, z. B. Erfurt ein jährliches Wettlaufen für die Aermeren; dann liefen die Männer um Strümpfe, die Frauen um einen Pelz. Ein beliebtes Spiel der jungen Bürger, das leider in der Verkümmerung des nächsten Jahrhunderts fast verschwand, war das Ballspiel. Es gab eigene Ballhäuser und einen städtischen Ballmeister. Kamen vornehme Herren in die Stadt, so wurde wol gar eine Lage Saub auf den Markt gestreut und durch Pflocke und Schnuren bort ein Spielraum abgesteckt. Dann tpielten die vornehmen Herren, und aus den Fenstern sah die Bürgerschaft fröhlich zu. Bei großen Jahrmärkten jaber war seit mehr als 100 Jahren der Glückstops ein beliebtes Spiel. — Die Schaulust des Volkes war bamals größer als jetzt, jebenfalls genügsamer. Häufig waren Auszüge und stäbtische Feierlichkeiten; biekomöbie war allerbings noch ein seltenes Vergnügen, bafür würde den Bürgerkinbern fast immer die Freube, selbst die Rollen barzustellen; beim die Banben sahrenber Ko-möbianten waren noch etwas Neues und Seltsames. Aus den Jahrmärkten stauben die Schaububen sehr zahlreich. So war auf der leipziger Ostermesse von 1630 unter anbereni zu sehen: ein Vater mit sechs Kinbern, die sehr schön auf der Laute und Geige muficirten, — ein Weib, das mit den Füßen nähen, schreiben, Speise und Trank zum Munbe führen konnte, — ein einjähriges Kind mit einem Bart.
Nach Gustav Freitag.
134. Die deutschen Dörfer am Anfange des 30;ährigen Krieges.
Schutzeinrichtungen. Beim Beginn des' 30jährigen Krieges herrschte nach dem langen Frieden große Wohlhabenheit unter den Bauern. Die Dörfer waren nicht ganz ohne Schntzwehr; breite Gräben, Zäune ober Wänbe von Lehm und Steinen umgrenzten oft die Stätte des Dorfes; an den Hauptstraßen hingen Thore, welche zur Nacht geschlossen würden. In der Reget war der Kirchhof mit einer besonderen Mauer geschützt; er bildete mehr als einmal die Festung und letzte Zuflucht der Bewohner. Dorf und Flur würden durch Nacht- und Tagwächter beschritten.
_ Landwirthschaft. Die Häuser waren zwar nur von Holz und Lehm in ungefälliger Form, oft in engen Dorfstraßen zusammengebräugt; aber sie waren nicht arm an Hausrath und behaglicher Wohnlichkeit. Alte Obstpflanzungen umgaben
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Geschichte der neuen Zeit.
Krieg! die Wittwe, die ihren einzigen Sohn in's Feld schickte; Krieg! die Braut, die den Bräutigam zugleich mit Thränen des Stolzes und des Schmerzes entließ. Jünglinge, die kaum wehrhaft waren, Männer mit grauen Haaren und wankenden Knieen; Offiziere, die wegen Wunden und Verstümmelungen lange ehrenvoll entlassen waren, reiche Gutsbesitzer und Beamte, Väter zahlreicher Familien und Verwalter großer Geschäfte, in dieser Hinsicht jedes Kriegsdienstes entschuldigt, wollten sich selbst nicht entschuldigen. Ja, sogar Jungfrauen, unter mancherlei Verstellungen und Verladungen, drängten sich zu den Waffen.
Opferwilligkeit der Frauen. Neun Prinzessinnen, an der Spitze die hochherzige Prinzessin Wilh elm von Preußen, gründeten einen Frauenverein zum Wohle des Vaterlandes und erließen einen Aufruf an die Frauen im preußischen Staate. Sogleich gab auch das weibliche Geschlecht alles her, worauf es doch sonst hohen Werth legt, jede Art von Schmuck, jedes Kleinod, jedes Ersparte. Ein glänzendes Beispiel gab in Breslau ein junges Mädchen, das ganz arm, aber im Besitz eines schönen reichen Haares war, welches man ihr oft vergebens hatte abkaufen wollen. Sie opferte dasselbe, um das gelüste Geld den Freiwilligen zukommen zu lassen. Ihr edler Zweck wurde vollkommen erreicht. Denn die schone That blieb nicht verschwiegen; viele wünschten die Erinnerung daran bleibend zu machen, und es fand dankbare Anerkennung, als jemand das verkaufte Haar wieder kaufte und daraus allerlei Zierathen, Ringe, Ketten u. f. w. zum Verkauf anfertigen ließ. Goldene Trauringe wurden aus allen Gegenden des Landes zu mehreren Taufenden hingegeben. Es war die Veranstaltung getroffen, daß man dafür eiserne Ringe mit der Inschrift: „Gold gab ich für Eisen 1813" zurückerhielt, und diese Ringe werden in den betreffenden Familien noch jetzt wie ein Heiligthum betrachtet. Frauen und Mädchen aus allen Ständen nähten Montirungsstücke, Mäntel, Beinkleider, Hemden, zupften Wundfäden und strickten mit Emsigkeit für die Freiwilligen. Später aber haben sie bei Kranken und Verwundeten in den Lazarethen und Krankenhäusern eine Aufopferung bewiesen, die des schönsten Kranzes werth ist. Ueberhaupt war das weibliche Geschlecht mit einem Feuer für die Sache des Vaterlandes entbrannt, dem an Glanz und Glut kaum etwas gleich kommt, was irgend die Geschichte berichtet. Nach Arndt, Bnhke u. a.
170. Der Arühtingsfetdzug. 1813.
Großgörschen oder Lützen. (2. Mat). Napoleon, der inzwischen neue gewaltige Trupenmasseit gerüstet, rückte, durch die Streitmacht der deutschen Rheinbundfürsten verstärkt, wieder mit Uebermacht in's Feld. Als er durch die Ebene zwischen Saale und Elster marschirte, griff ihn bei Großgörschen^ in der Provinz Sachsen, das russisch-preußische Heer an. Dessen Oberfeldherr, der russische General von Wittgenstein, führte es jedoch ungeschickt.. Anfangs siegte die ungestüme Tapferkeit der Truppen, namentlich der von Dork, Blücher, Kleist geführten Preußen, die wie Verzweifelte fochten. Obwohl Napoleon immer neue Verstärkungen in's Gefecht brachte, behaupteten sie bis in die Nacht das Schlachtfeld; aber die Uebermacht war zu groß; sie mußten zuletzt doch den Rückzug antreten.
Bautzen. (21. Mai). Napoleon setzte sich nun in den Besitz aller Kräfte Sachsens und folgte dann den Verbündeten in die Lausitz. Diese erwarteten ihn bei Bautzen tm Königreich Sachsen. Nopoleon lieferte hier den Verbündeten eine zweitägige Schlacht, in der wiederum die Fehler der russischen Oberleitung gegenüber Napoleons Feldherrkunst den Heldenmuth der Truppen und der preußischen Generale fruchtlos machten. Indessen nach furchtbarem
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Extrahierte Personennamen: Arndt Napoleon Wittgenstein Napoleon Napoleon Nopoleon Napoleons
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Geschichte der neuen Zeit.
Degen zu Ew. Majestät Füßen". Mit ihm ergab sich das ganze französische Heer bei Sedan. Napoleon aber stellte sich selbst als Gefangener und überreichte seinen Degen an König Wilhelm, worauf ihm das Schloß Wilhelmshöhe bei Kassel zum Aufenthalt angewiesen wurde. Wilhelm schrieb an die Königin Augusta: „Die Kapitulation, wodurch die ganze Armee in
Sedan kriegsgesangen ist, ist soeben mit dem General Wimpffen geschlossen,
der an Stelle des verwundeten Marschalls Mac Mahon das Kommando führte. Der Kaiser hat nur sich selbst Mir ergeben, da er das Kommando nicht führt und alles der Regentschaft in Paris überläßt. Seinen Aufenthaltsort werde Ich bestimmen, nachdem ich ihn gesprochen habe in einem Rendezvous, das sofort stattfindet. — Welch eine Wendung durch Gottes Fügung!"
Dre französische Republik. Aus die Nachricht von dem Unglück des Kaisers fiel das pariser Volk von ihm ab und rief die Republik aus.
Die neue Regierung, die man sich gab, wurde in ganz Frankreich aner-
kannt und setzte den Krieg fort. Denn die Franzosen konnten den Gedanken nicht ertragen, daß sie besiegt seien und den Frieden mit Landabtretungen erkaufen sollten. Wie sie früher auf ihre überlegene Bewaffnung mit Chassepots und Mitrailleusen (Kugelspritzen) und auf die Vorzüglichkeit ihrer Soldaten, zumal der wilden Zuaven und Turkos, gebaut, so verließen sie sich jetzt aus die Menschenmassen, die nun überall in Frankreich zu den Waffen griffen und theils große regelmäßige Heere, theils Banden von Freischärlern (Franktireurs) bildeten. Aber auch Deutschland entsandte zur Verstärkung seiner Streitkraft immer neue Schaaren, besonders preußische Landwehr. — Jetzt wurde der Kampf ein Festungskrieg, wobei es sich namentlich darum handelte, Straßburg, Metz und Paris einzunehmen.
Liebeswerke. Unter dem Schutze der weißen Flagge mit dem rothen Kreuz durften die Gefallenen und Verwundeten herbeigeholt werden. Die Franzosen schossen jedoch auch mitunter aus Feldlazarethe und Verwundete Gleich nach dem Ausbruch des Krieges war man im ganzen Vaterlande bemüht, die geschlagenen Wunden zu lindern und zu heilen. In Hütten und Palästen, in Schulen und Privathäusern wurde Charpie für die Verwundeten gezupft und Linnen zu Verbänden hergerichtet. Auch warme Kleidungsstücke wurden beschafft. Viele Jungfrauen, Jünglinge und Männer, die nicht die Waffen trugen, eilten aus die Schlachtfelder, um als Krankenpfleger behülflich zu fein oder daheim in den Lazarethen Werke der Barmherzigkeit zu üben. Frauen und Kinder, deren Ernährer unter den Waffen standen, wurden in der Heimat unterstützt. — Nach dem Kriegsschauplätze gingen ganze Eisenbahnzüge mit Gaben der Liebe aller Art.
Ein Johanniter-Depot. Die eingelieferten Gegenstände wurden auf dem Kriegsschauplätze den Johannitern zur Vertheilung übergeben. Da gab es Kisten mit Cigarren (die aber oft den gutmüthigsten Menschen erzürnen konnten), Speck, Schinken, Zwieback, getrocknete Aepfel und Pflaumen, Fässer mit gebranntem Kaffee, Tonnen mit Heringen, Chokolade, Massen von wollenen Decken, Leibbinden, Kisten mit Wein, Rum 2c. Sehen wir uns die Thätigkeit in einem Johanniter-Depot an. Da kommt z. B. ein Soldat, der 3 Wochen im Bivouak gelegen hat und bittet um eine Leibbinde. Ein anderer ersucht um eine wollene Jacke oder um ein Paar Strümpfe 2c. Ein dritter möchte gern Cigarren oder etwas Tabak haben. Noch ein anderer kommt nach Rothwein, Rum, Kaffee rc. und jeder geht, so weit es möglich ist, befriedigt von dannen. Neben den Johannitern waren aber auch viele andere edelgesinnte Männer thätig und sorgten für die Vertheilung der eingetroffenen Waaren. Da gab es von früh bis spät zu schaffen und wenn man diese Herren in beschmutzten und abgeschabten
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Wilhelm Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Sedan Kassel Sedan Mahon Paris Gottes Frankreich Frankreich Deutschland Straßburg Paris
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ward es auch unter dem Kessel lebendig: die Salpetersteine zerschmolzen, vermischten sich mit der Asche und dem Sande, und als das Feuer ausgebrannt war, verhärtete sich der Brei zu einer schönen, blanken, durchsichtigen Masse und wurde — Glas.
Ein anderes mal weidete ein phönizischer Hirt seine Heerde nicht weit vom Meeresstrande. Sein Hund schnobert überall umher und kommt endlich zurück mit blutendem Maule. Der Hirt will den Schaden besehen, wischt die Schnauze des Hundes mit einer Flocke Wolle, aber siehe da! es ist kein Blut, sondern ein Saft, und nach einigem Suchen findet der Hirt eine zerbissene Schnecke. Eine schönere Farbe hatte der Hirt nie gesehen; er macht die Sache bekannt, man versucht es, Zeuge mit diesem Safte zu färben, was vortrefflich gelingt. Diese Purpurkleider wurden im Alterthum so kostbar geachtet, daß nur Könige und sonst sehr reiche Leute dergleichen tragen konnten. Der reiche Prasser im Evangelium z. B. kleidete sich in Purpur.
Das Glas hatte bei den Phöniziern weniger Nutzen als bei uns; sie brauchten es nur als Münze und Putzwerk. Trinkgefäße verfertigten die Alten überhaupt aus Thon, Holz, Blech, Gold oder Silber; Fensterscheiben hat man in dem warmen Morgenlande nicht nothwendig; man schloß die Oeffnnngen höchstens durch Vorhänge, und statt der Spiegel, die erst später vorkamen, waren polierte Metallplatten im Gebrauch.
Noch wichtiger ist für uns die Buchstabenschrift, deren Erfindung ebenfalls den Phöniziern zugeschrieben wird. Die Phönizier hatten nur 16 Buchstaben und schrieben von der Rechten zur Liuken, und alle, die von ihnen schreiben lernten, folgten ihrem Beispiele, z. B. die Israeliten, Chaldäer, Araber. Die Griechen schrieben nachher die erste Zeile nach der Rechten, die zweite nach der Linken, die dritte wieder nach der Rechten und so abwechselnd, ohne abzusetzen. Dies nannte man Bnstrophedon, Ochsenwendung, weil die Ochsen beim Pflügen so gehen. Noch später schrieben die Griechen bloß nach der Rechten hin. Man schrieb auf gepreßte Palmblätter, auf feine Lindenrinden, auf Leinwand, auf ägyptischen Papyrus, auf Thierhäute, die nirgends so trefflich zubereitet wurden wie in Perga-mns, und daher Pergament hießen. Man hatte schwarze
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(Pommerellen) Wenden, tut Süden Polen; das rechts von der Weichsel
gelegene Gebiet der Provinz hatten, ebenso wie Ostpreußen, die heidnischen
Preußen (Pruzzen) inne, ein in Sprache und nach Abstammung den Lithauern
verwandtes Volk, das jedoch südlich der Ossa, im Culmer Lande, stark pv-
lonisiert und mit Polen gemischt war.
Die heidnische Bevölkerung Westpreußens unterhielt außer mit den
deutschen Nachbarn in dem oben genannten Zeitraum sehr lebhafte Handels-
beziehungen mit den mohamedanifchen Reichen des Orients. Von dort ge-
langte viel arabisches Geld (kufische Münzen) ditrch Handelsaustausch hier-
her, außerdem lieferten die arabischen Handelsplätze unserm Norden Weine,
Früchte, leinene, seidene und baumwollene Stosse, von denen im Laufe der
Zeit nichts als die arabischen Namen sich erhalten haben, wie Damast, Atlas,
Kattun usw.; wahrscheinlich wurden auch Waffen, Geräte, Schiffstaue, Kauri-
muscheln und Glasperlen ausgeführt, ferner zahlreiche Schmucksachen aus
Silber, Hals- und Armringe aus mehreren gewundenen Silberdrähten usw.,
endlich die sogenannten Hakenringe, kleine offene Ringe ans Silber von der
Gestalt eines Hakens, deren eines Ende schleifenförmig umgebogen ist. Dafür
lieferte unser Norden den Arabern Sklaven, Mammutszähne, Jagdfalken,
Vieh, Leder, besonders aber Pelze vom Fuchs, Zobel, Hermelin, Wiesel,
Biber, Eichhörnchen und Hasen, Fischleim und Fischzähne, Honig, Wachs,
Getreide, Bernstein. Schwerter, Panzer, Pfeile und Pelzmützen; die zahlreichen
Geräte aus Eisen, wie Äxte, Messer, Pfeilspitzen, Lanzen usw. wurden wahr-
scheinlich hier verfertigt.
Es find uns nun aus jener Zeit in Westpreußen auch Überreste von
Wohnplätzen erhalten, nämlich Pfahlbauten in einigen Seen, z. B. im
Lonkorreker See (Kr. Löbau), im Skarliner See (Kr. Strasburg) usw. Aber
auch die Burg wälle, zwar in erster Linie für Verteidigungszwecke bestimmt,
find zum Teil auch bewohnt worden.
Die Erbanungsart der Burgwälle wurde überall genau der Ört-
lichkeit angepaßt, und es lassen sich in dieser Beziehung verschiedene
Typen unterscheiden.
Als vornehmster Typus sind die Ringwälle zu nennen, die dort an-
gelegt wurden, wo ein Schutz auf allen Seiten nötig war, also auf ebenem
Gelände oder auf flachen, leicht ersteigbaren Hügeln. Wie die Ringwälle
erbaut wurden, darüber gibt einen guten Aufschluß ein Bericht des Ibrahim
ibn Jaküb, der im Jahre 973, wahrscheinlich als Arzt, eine Sarazenen-
Gesandtschaft an den Kaiser Otto I. nach Merseburg begleitete. Er sagte
darin folgendes:
„Wenn sie (die Slaven) eine Burg gründen wollen, so suchen sie ein
Weideland, welches an Wasser oder Rvhrsümpfen reich ist und stecken dort
einen runden oder viereckigen Platz ab, je nach der Gestalt und dem Umfang,
welche sie der Burg geben wollen. Dann ziehen sie darum einen Graben
und häufen die aufgeworfene Erde auf. Diese Erde wird mit Brettern und
Balken so fest gestampft, bis sie die Härte von Pisé (tapia) erhalten hat.
Ist dann die Mauer (der Wall) bis zur erforderten Höhe aufgeführt, so
wird an der Seite, welche man auswählt, ein Tor abgemessen und von
diesem eine hölzerne Brücke über den Graben gebaut."
Ju dieser Schilderung ist zunächst bemerkenswert, daß der Wall, rund
oder viereckig, in sich geschloffen war. Ferner, die Erde zur Errichtung des
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trugen 120 Millionen Taler. Die landwirtschaftlichen Besitzungen waren so
heruntergekommen, daß sie in Sulchastationen um 1/e, ja um V10 ihres
heutigen Wertes verkauft wurden. Die Kriegsschulden der einzelnen Städte
waren sehr groß: so betrug die von Elbing über 2000000, die von Danzig
12000000 Taler. Auch um das Schulwesen stand es schlecht: ganz West-
preußen hatte 1816 nur 1133 Volksschulen. Ganz besonders erschrecklich
waren die Zustände natürlich in den entlegenen Gegenden der Provinz, der
Tuchler Heide und der sogenannten Kassubei. Dafür ist charakteristisch eine
Beschreibung, die der Oberforstmeister von Pannewitz in Marienwerder noch
1829 entwarf und in der es folgendermaßen heißt: „Besonders roh sind die
polnischen Bewohner der Wälder, namentlich der Tuchelschen Heide und in
Kassuben. Die Nahrung dieser Menschen ist mit der der Haustiere oft ganz
gleich. Ihr Bart und das Haupthaar wird nicht gekämmt, und die Kleidung
besteht in grober Leinwand und einer Art selbstbereitetem hellblauen, groben
Tuch, welches im Winter den schmutzigen, gelbbraunen Körper oft nur zum
Teil bedeckt, denn häufig sieht man selbst sechs- bis achtjährige Kinder beim
Froste im Hemde und barfuß im Schnee herumlaufen. Ein Strick befestigt
die Kleidung um den Leib und vertritt die Stelle von Schnallen, Nadeln
usw., deren in dieser Wildnis niemand bedarf. Viele dieser Halbwilden in
den Wäldern haben das ganze Jahr kein Brot im Hause, sondern genießen
es höchstens, wenn sie sich in der Stadt oder bei kirchlichen Anlässen etwas
zugute tun wollen. Manche haben nie Brot gekostet, und eine Delikatesse
ist es, wenn sie an Feiertagen das zwischen Steinen gequetschte Getreide zu
einem ungesäuerten Teig bilden und es in Kuchenform in der heißen Asche
backen. Die in ausgehöhlten Baumstämmen durch Klopfen selbst roh und
elend bereitete Graupe, ferner Sauerkohl, Kohlrüben, Buchweizen, Erbsen,
Kartoffeln und schmacklose Kräuter sind nächst der Milch das Hauptnahrungs-
mittel dieser Waldbewohner und überhaupt der meisten Landbewohner. Die
jungen Triebe der Kiefern, mit Wasser gekocht und dann bloß mit Salz
verzehrt, geben in der Tuchelschen Heide hie und da auch eine Speise ab;
sogar roh verzehren sie die Hirtenknaben. Die von Raupen, Staub und
Regen beschmutzten Blätter der Futterrüben werden ungewaschen auf das
Dach gebreitet, dort ohne Schutz getrocknet und so im Winter als Gemüse
in Suppen verzehrt. Pilze, selbst die der schlechtesten Art, sind eine Leckerei
für die Waldbewohner, werden aber für jeden andern ungenießbar zubereitet.
Fleisch ist eine seltene Speise und kommt in den Waldgegenden zuweilen
jahrelang nicht auf den Tisch; es wird daher das minder kraftgebende
Gemüse in oft unglaublich großen Massen verschlungen Zu dieser elenden
Lebensart kommt nun noch die ungemein große Unreinlichkeit, welche sich
kaum beschreiben läßt; Kopf, Bart, Kleider wimmeln von Ungeziefer; der
Körper wird fast nie gewaschen; Seife kennt der polnische Bauer garnicht,
und das vielleicht alle vier Wochen gewechselte Hemd wird, wie überhaupt
die Wäsche, auf einen Stein im Flusse oder See gelegt, dort angefeuchtet,
mit einem Stück Holz tüchtig geklopft, dann ausgerungen und getrocknet."
Ebenso elend waren die Wohnungsverhältnisse. „Schweine, Kälber und
Gänse leben oft in vertraulichem Vereine mit den Bewohnern, ein plumper
Tisch und eine rohe Bank und desgleichen Bettgestell und höchstens einige
Klötze zum Sitzen, ein schwarzgrauer Sack mit Moos, Stroh und selten
mit schlechten Federn als Bett, alles selbst gefertigt, eine große Wassertonne,
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in ungestümem Angriffe nach und bringt in des Feindes Reihen. Mann kämpft gegen Mann, bis der Sieg errungen worben ist. Die Sieger teilen burchs Los Beute und Gefangene und ziehen heim mit Siegesgesang.
6. Das Gefolge. Außer dem Heerbanne gab es noch eine freiwillige Waffeufreundschaft, die man das Gefolge nannte. Kriegslustige Jünglinge sammelten sich um einen als Anführer bewährten, hochgeachtet! Edeling und schwuren, vereint mit ihm leben und sterben zu wollen. Sie nannten ihn Fürst, b. H. der Vorberste. Träge Ruhe war ihnen verhaßt. Saß der eigene Volksstamm im Frieberr, so zog der Fürst mit seinen Gefolgs-mannen zu beit Völkerschaften, die sich im Kriege befanben.
1. Wie entstanben die Völkerschaften? Nenne solche! Gib ihre Wohnplätze an! 2. Welche Völkerschaft hat in beiner Heimat gewohnt? 3. Suche die Grenzen ihres Laubes zu bestimmen!
4. Wobnrch schützte unsere Völkerschaft ihr Land? Gib Schutzburgen ans unsrer Gegenb an! 5. Wobnrch wirst bu bar an erinnert, daß die benannten Orte Schutzburgen waren ? 6. Warum befestigten die Völkerschaften die Gegenben beim Eintritt nnb Austritt der Flüsse? 7. Kannst bu bir erklären, warum man die Erhöhungen Berge nennt ? 8. Inwiefern ist das Wort Burg mit Berg verwanbt? 9. Gib an, wie unsre Vorfahren das Land befestigten! 10. Unterscheide (Schutzburgen und Ritterburgen!
11. Erkläre die Namen: Herzog, Fürst, Heerbann, Gefolge!
12. Unterscheibe die Bewaffnung unserer Soldaten von berjenigen der Heerbannleute! 13. Unterschieb zwischen einem Herzog von heute und bern Heerbannherzog! 14. Denke, bu wärst ein cherus-fischer Kriegsmann und würbest zum Kampfe gerufen; was hättest bu zu tun? 15. Beschreibe die Heerbannschlacht! Gib durch Zeichnung die Ausstellung der Gegner an!
B. Die alten Deutschen und die Mmer.
1. Die Römer und ihr Reich, a. Die Römer. Jenseit des jwhen Alpengebirges, im Laube Italien, wohnten zu der Zeit, ba ^esus lebte, die Römer. Sie hatten ihren Namen von der Stadt Rom, waren von kräftiger, untersetzter Gestalt, hatten schwarzes Haar und gelbliche Hautfarbe. Die Männer gingen metst bartlos und kurzgeschoren. Sie kleibeten sich in ein weites, mantelartiges Gewanb, die Toga. Darunter hatten sie ein bis auf die Knie reichenbes, ärmelloses Untergewanb, die Tunika. Auch trugen sie golbene Ohrgehänge und Armbänber, gingen meist ohne Kopfbedeckung und hatten an den Füßen Sandalen. Sie
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Uebersicht von Asien. — Das russische Asien. 85
Sundainseln; 6) die großen Sundainseln (Sumatra, Java, 23orneo, Celebes).
6) Die Staaten von Iran: a) Belndschistan; b) Afghanistan; c) Persien
mit der Hauptstadt Teheran. 7) Arabien mit den Städten Mekka und Medina.
8) Die asiatische Türkei zerfällt in a) Kleinasien mit der Hauptstadt Kntahia;
b) Armenien mit der Hauptstadt Erzerum; e) Mesopotamien mit der Hauptstadt
Bagdad; 6) Syrien, Phönizien und Palästina mit den Städten Aleppo, Da-
maskus und Jerusalem. — 9) Halbinseln: Kamtschatka und Korea im O.,
Hinterindien mit der Halbinsel Malaka, Vorderindien und Arabien im S-,
Kleinasien im W. .
Meerbusen und Meerengen. Im nördlichen Eismeer der obüche Meer-
busen, im großen Ocean der ochotskische Meerbusen; im indischen Ocean: der
Meerbusen von Bengalen, der persische Meerbusen, der arabische Meerbusen
oder das rothe Meer. — Die Behringsstraße zwischen Asien und Amerika; die
Malakastraße zwischen Malaka und Sumatra; die Straße von Ormuz zwischen
dem indischen Ocean und persischen Meerbusen; die Straße von Bab-el-Mandeb
zwischen dem indischen Ocean und rothen Meer.
Gebirge. Derhimalaya zwischen Vorderindien und Tibet ist das höchste
Gebirge der Erde. Seine höchsten Gipfel sind: Der Mount Everest imaunt-
ewerest) oder Gaurisaukar (9000 m) und Dhawalajiri (8000 m). Die chinesi-
schen Alpen, die Gebirge der Mandschurei und das daurische (da-
urische) Gebirge im Osten. Das Altaigebirge zwischen Sibirien und der
Mongolei. Der Ural und der Kaukasus (mit dem Elbru?) an der Grenze
gegen Rußland. Der Taurus und der Libanon in Kkinafkn. Der Sinai
tttt N. am arabischen Meerbusen. Vorgebirge sind: Cap Tainmra im N.,
das Ostcap im O., Cap Romania und Cap Comorin im S., Cap Baba iin W.
Flüsse. Ins nördliche Eismeer münden: Der Ob, der Jenisei und die
Lena in Sibirien. In den großen Ocean münden: Der Amur in der Mand-
schurei; der gelbe und der blaue Fluß oder der Hoangho und der Jangtse-
Kiang in China. Ins indische Meer fließen: Der Brahmaputra, Ganges
und Indus in Vorderindien. Der Euphrat und Tigris fließt durch Meso-
potamieu in den persischen Meerbusen. Der Jordan in Palästina fließt ins
todte Meer.
Landseen. Das todte Meer in Palästina ist die tiefste Einfenkung der
Erde und hat öde Felsenküsten. Das caspische Meer (der größte Landsee der
Erde) grenzt an das europäische Rußland und ist größer als das Königreich
Preußen. Der Aral-, Balkasch-, Jssikul- und Baikalsee im russischen Asien.
Klima. Produkte. In der kalten Zone liegt ein Theil Sibiriens, in
der gemäßigten Zone der größte Theil Asiens, in der heißen Zone ein Theil
der südlichen Jnselglieder und Inseln. Das Klima ist daher sehr verschieden.
— Der Norden liefert Pelzthiere. _ In Iran giebt es Datteln und Baumwolle,
m Arabien Kaffee und Kameele, in Kleinasien Südfrüchte, in China Thee, in
Indien Elephanten, Diamanten und Reis.
Bewohner. Religion. Im Westen wohnen Kaukasier, im Osten Mon-
golen, im Südosten Malaien. Der Religion nach giebt es Brahmaisten,
Buddhaisten, Mnhamedaner, Christen und Inden.
103. Das russische Asien.
15 800 000 qkm; 8 Mill. E.
1) Kaukasien liegt auf beiden Seiten des Kaukasus zwischen dem schwarzen
und caspischen Meer. Hier wohnen die Tscherkessen. Die Hauptstadt heißt
Tifus. Baku am kaspischen Meer hat Naphtaquelleu. Eriwan ist die
Hauptstadt des russischen Armeniens.
2) Die Kirgisensteppe wird von mongolischen Nomadenhorden durch-
zogen, die sich besonders von der Viehzucht und Jagd ernähren. Feste An-
ftedelungen giebt es _ in dieser Steppe nicht. Die Kirgisen sind sehr gewandt,
Reiter. _ Sie sind meist Muhamedauer und sprechen
vshr Reichthum besteht in Pferden, Rindern, Kameelen und Schafen.
<. Isw1?* *auc^ r0r'. sie Raubzüge machen. Ihre notwendigen Zeuge
und Filzdecken verfertigen sie aus Wolle und Kameelhaaren. Vieh, Häute und
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
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Extrahierte Personennamen: Derhimalaya Cap_Baba Jordan
Extrahierte Ortsnamen: Asien Asien Sumatra Iran Afghanistan Teheran Mekka Medina Kleinasien Armenien Mesopotamien Bagdad Syrien Palästina Jerusalem Kamtschatka Korea Hinterindien Kleinasien Bengalen Asien Amerika Sumatra Tibet Sibirien Mongolei Kaukasus Kkinafkn Ostcap Sibirien China Vorderindien Palästina Palästina Balkasch- Asien Sibiriens Asiens Kleinasien_Südfrüchte China Indien Asien Baku