18 Deutsche Geschichte.
2. Erziehung des Ritterknabcn.
Von frhester Jugend an wurden die Ritter fr ihren Stand vorbereitet. Schon mit dem 7. Jahre kam der Knabe in den Dienst eines anderen Ritters. Er wartete als Edelknabe bei Tische auf, begleitete seinen Herrn auf die Jagd und auf Reisen und bte sich im Fechten, Schieen und Reiten. Nach vollendetem 14. Jahre wurde er Knappe und empfing das Schwert. Er folgte seinem Herrn in den Kampf und leistete ihm in Gefahr treuen Beistand. Im 21. Jahre wurde er zum Ritter geschlagen. Das geschah in der Kirche in Gegenwart von Fürsten und Edelfrauen. Am Altare mute der junge Ritter geloben, die Religion und ihre Diener zu beschtzen, die Schwachen und Unschuldigen zu beschirmen und dem Landes-Herrn treu zu bleiben. Dann empfing er knieend von einem Ritter drei leichte Schlge mit dem Schwerte auf die Schulter. Das war der Ritter-schlag. Nunmehr wurden ihm Schwert, Lanze, Helm und Panzer berreicht.
3. Turniere.
Zur Belebung des ritterlichen Sinnes trugen die Ritterspiele oder Turniere bei. Dieselben wurden meist auf dem Marktplatze einer Stadt abgehalten. In glnzender Rstung ritten die Ritter paarweise in die Schranken und sprengten mit eingelegter Lanze aufeinander los. Es galt, den Gegner aus dem Sattel zu heben oder die Lanze an seinem 'Brustharnisch zu zersplittern. Knieend empfing der Sieger aus den Hnden einer Edeldame den Preis: ein Schwert, eine goldene Kette oder bergt.
4. Die Ritterorden.
Zur Zeit der Kreuzzge entstanben die geistlichen Rittetorben. Ihre Mitglieber legten das Gelbde des Gehorsams, der Keuschheit und der Armut ab. Als ihre Hauptaufgabe betrachteten sie die Verteidigung der Kirche gegen die Unglubigen. Solche Ritterorden waren die Johanniter, die Templer, die deutschen Ritter. Die letzteren kamen gegen das Ende der Kreuzzge nach Preußen und unternahmen den Kampf gegen die heid-nischen Preußen.
5. Verfall des Rittertums.
Nach den Kreuzzgen artete der Ritterstanb aus. Viele Ritter lebten uutereinanber in bestnbiger Fehbe und suchten sich durch Raub und Plnbernng zu bereichern. Von ihren Burgen herab berfielen sie die vorberziehenben Kaufleute und raubten sie aus. Dem Lanbmanne entfhrten sie das Vieh von der Weibe und ans dem Stalle und steckten nicht selten sein Hans in Branb. Von den vorbeifahrenden Schiffen erhoben sie willkrliche Zlle. Deshalb wrben manche Ritter von den Fürsten verurteilt und ihre Burgen zerstrt. So geriet das Rittertum nach und nach in Verfall. Die Erfinbuug des Schiepulvers machte demselben vollstndig ein Ende.
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Preußen wird eine europische Gromacht. 43
gefhrt. Freilich war mancher harte Schlag mit dem Korporalstock ntig, um das zu erreichen. Aber im Heere herrschte auch eine Zucht die alle anstaunten. Eine groe Vorliebe hegte Friedrich Wilhelm fr lange Soldaten. Daher bildete er ein Regiment baumlanger Kerle, das Riesenreglment ge-nannt. Fr die grten seiner lieben blauen Kinder, trne Friedrich Wilhelm seilte Soldaten nannte, gab er der 1000 Thaler.
6. Kriege und Erwerbungen.
Der König setzte sein Heer nicht gerne dem Kriege aus. In einem kurzen Feldzuge gegen die Schweden gewann er Vorpommern bis zur Peene (1720). Gleich nach seinem Regierungsantritte war auch Ober-Geldern, ein blhender Landstrich mit 50000 Einwohnern, mit dem preuischen Staate vereinigt worden.
7. Bedeutung.
Friedrich Wilhelm I. hat die uere Machtstellung Preuens gehoben. Am meisten ist er jedoch fr die innere Entwicklung des Staates von Be-deutung. Durch sein Beispiel hat er das Volk zur Arbeitsamkeit, Spar-fantfeit und Einfachheit erzogen und insbesondere emeit tchtigen Beamtenstand herangebildet. So hat er den sinkenden Wohlstand wieder gefrdert und das deutsche Wesen gerettet. Er ist ferner der Vater der preuischen Volksschule. Seinem Sohne hinterlie er ein wohlgeschultes Heer von 83000 Mann und einen Schatz von 27 Millionen Mark. Friedrich I. hat den Knigstitel angenommen; Friedrich Wilhelm I. schuf seinem Staate die innere Kraft und Festigkeit, durch welche Preußen groß geworden ist.
8. Erklrung des Wahlspruches.
Der Wahlspruch heit vollstndig: ..Der preuische Adler weicht der Sonne nicht." Mit dem Adler ist der preuische Staat gemeint. Ebenso wie der Adler seinen Flug nach der Sonne richtet, strebt der preuische Staat nach der hchsten Macht. Dieser Spruch ist in unserer Zeit tu Erfllung gegangen. Die preuischen Könige sind jetzt zugleich deutsche Kaiser. Das deutsche Reich aber ist einer der mchtigsten Staaten der Erde. Friedrich Wilhelm I. hat durch seine Regierung viel zu der Gre Preuens beigetragen.
Friedrich Il> der Groe. 1740 1786.
Fr Ruhm und Vaterland!"
1. Die ersten Jugendjahre Friedrichs.
Friedrich wurde am 24. Januar 1712 geboren. Sein Vater wollte einen frommen Christen, einen guten Soldaten und einen sparsamen Hauswirt aus ihm machen. Die Erziehung des Prinzen war sehr streng. Von seinem achten Jahre an mute er Uniform tragen, exerzieren und in Regen und Wind Schildwache stehen. Die soldatischen bungen gefielen dem
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich Wilhelm_I. Friedrich_I. Friedrich Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I. Friedrich_Il> Friedrich Friedrichs Friedrich Friedrich
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ward es auch unter dem Kessel lebendig: die Salpetersteine zerschmolzen, vermischten sich mit der Asche und dem Sande, und als das Feuer ausgebrannt war, verhärtete sich der Brei zu einer schönen, blanken, durchsichtigen Masse und wurde — Glas.
Ein anderes mal weidete ein phönizischer Hirt seine Heerde nicht weit vom Meeresstrande. Sein Hund schnobert überall umher und kommt endlich zurück mit blutendem Maule. Der Hirt will den Schaden besehen, wischt die Schnauze des Hundes mit einer Flocke Wolle, aber siehe da! es ist kein Blut, sondern ein Saft, und nach einigem Suchen findet der Hirt eine zerbissene Schnecke. Eine schönere Farbe hatte der Hirt nie gesehen; er macht die Sache bekannt, man versucht es, Zeuge mit diesem Safte zu färben, was vortrefflich gelingt. Diese Purpurkleider wurden im Alterthum so kostbar geachtet, daß nur Könige und sonst sehr reiche Leute dergleichen tragen konnten. Der reiche Prasser im Evangelium z. B. kleidete sich in Purpur.
Das Glas hatte bei den Phöniziern weniger Nutzen als bei uns; sie brauchten es nur als Münze und Putzwerk. Trinkgefäße verfertigten die Alten überhaupt aus Thon, Holz, Blech, Gold oder Silber; Fensterscheiben hat man in dem warmen Morgenlande nicht nothwendig; man schloß die Oeffnnngen höchstens durch Vorhänge, und statt der Spiegel, die erst später vorkamen, waren polierte Metallplatten im Gebrauch.
Noch wichtiger ist für uns die Buchstabenschrift, deren Erfindung ebenfalls den Phöniziern zugeschrieben wird. Die Phönizier hatten nur 16 Buchstaben und schrieben von der Rechten zur Liuken, und alle, die von ihnen schreiben lernten, folgten ihrem Beispiele, z. B. die Israeliten, Chaldäer, Araber. Die Griechen schrieben nachher die erste Zeile nach der Rechten, die zweite nach der Linken, die dritte wieder nach der Rechten und so abwechselnd, ohne abzusetzen. Dies nannte man Bnstrophedon, Ochsenwendung, weil die Ochsen beim Pflügen so gehen. Noch später schrieben die Griechen bloß nach der Rechten hin. Man schrieb auf gepreßte Palmblätter, auf feine Lindenrinden, auf Leinwand, auf ägyptischen Papyrus, auf Thierhäute, die nirgends so trefflich zubereitet wurden wie in Perga-mns, und daher Pergament hießen. Man hatte schwarze
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— 387 -
Marienwerder.
Zweckdienlich und schön ist jeder Raum gestaltet, und zwanglos kommt
seine Bedeutung nach außen zum Ausdruck. Dennoch ist alles, wie des
Ordens Glieder selbst, streng geeint in eine große gesetzmäßige Erscheinung:
jenes Banviereck, welches wie eine Bergschroffe weithin die Landschaft be-
herrscht. Gespannt von dieser Eigenart hat man darin wohl den Geist
wuchtiger, straffer friederizianischer Staatskunst verkörpert sehen wollen,
Welcher den Orden und seine Meister in der Schule des großen Hohen-
staufen erfaßte.
Solch hohes Komturschloß, mit mehrfachen Terrassen, Mauern und
Gräben umgeben und mit den erdenklichsten Mitteln gesichert, war füglich
uneinnehmbar. Die Festigkeit gelang aber nur dadurch, daß außer Besatzung
und Vorräten aller Wirtschaftsballast daraus ferngehalten und in Vorburgen
abgeschoben war. Das aber waren Dinge von beträchtlichem Umfang; denn
eine Ordenskomturei war darauf angewiesen, den Unterhalt aus eigenem
Natural- und Handelsbetrieb zu beschaffen: die Erzeugnisse aus Feld und
Wald, Rosse und Schlachtvieh, die Barmittel für Beschaffung der Bauten,
für Haus- und Küchengerät. Dazu gehörten Stallungen, Speicher, Scheunen,
Werkstätten, Mühlbetrieb und Wohnungen für Gesinde, Handwerker und
Amtleute aller Art. Die Vorburgen dehnten sich deshalb gewaltig aus,
waren oft zwei- oder dreigestaltig und selbständig befestigt, immer aber von
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(Pommerellen) Wenden, tut Süden Polen; das rechts von der Weichsel
gelegene Gebiet der Provinz hatten, ebenso wie Ostpreußen, die heidnischen
Preußen (Pruzzen) inne, ein in Sprache und nach Abstammung den Lithauern
verwandtes Volk, das jedoch südlich der Ossa, im Culmer Lande, stark pv-
lonisiert und mit Polen gemischt war.
Die heidnische Bevölkerung Westpreußens unterhielt außer mit den
deutschen Nachbarn in dem oben genannten Zeitraum sehr lebhafte Handels-
beziehungen mit den mohamedanifchen Reichen des Orients. Von dort ge-
langte viel arabisches Geld (kufische Münzen) ditrch Handelsaustausch hier-
her, außerdem lieferten die arabischen Handelsplätze unserm Norden Weine,
Früchte, leinene, seidene und baumwollene Stosse, von denen im Laufe der
Zeit nichts als die arabischen Namen sich erhalten haben, wie Damast, Atlas,
Kattun usw.; wahrscheinlich wurden auch Waffen, Geräte, Schiffstaue, Kauri-
muscheln und Glasperlen ausgeführt, ferner zahlreiche Schmucksachen aus
Silber, Hals- und Armringe aus mehreren gewundenen Silberdrähten usw.,
endlich die sogenannten Hakenringe, kleine offene Ringe ans Silber von der
Gestalt eines Hakens, deren eines Ende schleifenförmig umgebogen ist. Dafür
lieferte unser Norden den Arabern Sklaven, Mammutszähne, Jagdfalken,
Vieh, Leder, besonders aber Pelze vom Fuchs, Zobel, Hermelin, Wiesel,
Biber, Eichhörnchen und Hasen, Fischleim und Fischzähne, Honig, Wachs,
Getreide, Bernstein. Schwerter, Panzer, Pfeile und Pelzmützen; die zahlreichen
Geräte aus Eisen, wie Äxte, Messer, Pfeilspitzen, Lanzen usw. wurden wahr-
scheinlich hier verfertigt.
Es find uns nun aus jener Zeit in Westpreußen auch Überreste von
Wohnplätzen erhalten, nämlich Pfahlbauten in einigen Seen, z. B. im
Lonkorreker See (Kr. Löbau), im Skarliner See (Kr. Strasburg) usw. Aber
auch die Burg wälle, zwar in erster Linie für Verteidigungszwecke bestimmt,
find zum Teil auch bewohnt worden.
Die Erbanungsart der Burgwälle wurde überall genau der Ört-
lichkeit angepaßt, und es lassen sich in dieser Beziehung verschiedene
Typen unterscheiden.
Als vornehmster Typus sind die Ringwälle zu nennen, die dort an-
gelegt wurden, wo ein Schutz auf allen Seiten nötig war, also auf ebenem
Gelände oder auf flachen, leicht ersteigbaren Hügeln. Wie die Ringwälle
erbaut wurden, darüber gibt einen guten Aufschluß ein Bericht des Ibrahim
ibn Jaküb, der im Jahre 973, wahrscheinlich als Arzt, eine Sarazenen-
Gesandtschaft an den Kaiser Otto I. nach Merseburg begleitete. Er sagte
darin folgendes:
„Wenn sie (die Slaven) eine Burg gründen wollen, so suchen sie ein
Weideland, welches an Wasser oder Rvhrsümpfen reich ist und stecken dort
einen runden oder viereckigen Platz ab, je nach der Gestalt und dem Umfang,
welche sie der Burg geben wollen. Dann ziehen sie darum einen Graben
und häufen die aufgeworfene Erde auf. Diese Erde wird mit Brettern und
Balken so fest gestampft, bis sie die Härte von Pisé (tapia) erhalten hat.
Ist dann die Mauer (der Wall) bis zur erforderten Höhe aufgeführt, so
wird an der Seite, welche man auswählt, ein Tor abgemessen und von
diesem eine hölzerne Brücke über den Graben gebaut."
Ju dieser Schilderung ist zunächst bemerkenswert, daß der Wall, rund
oder viereckig, in sich geschloffen war. Ferner, die Erde zur Errichtung des
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367
5 obersten Ämter') und die Landkomture, diese und die Provinzialkapitel die
Komture und die Pfleger.
Die Eigennützigkeit des Gemeinwesens gegenüber den Einzelgliedern, die
die Beamten ausdrücklich „mehr zu Dienern, denn zu Herren" stempelt, war
folgerichtig noch schärfer den gewöhnlichen Brüdern gegenüber ausgeprägt:
das Kapitel in den Statuten „vom Gehorsam" verlangt Demut, unbedingtes
Gehorchen und „Brechen des eigenen Willens in allen Dingen". Die Wider-
spenstigen sollen mit allen Mitteln zur Unterwerfung gebracht werden, „denn
wenn man den Aufrührerischen Schonung angedeihen läßt, so wird die Kraft
des Ordens geschwächt". Die Machtstellung des Ordens ist nächst Gottes
Gebot die oberste Richtschnur. — Bedenkt man, wie wenig in damaliger Zeit
der Gedanke der Unterordnung des Einzelnen unter das Interesse des Ge-
meinwohls, der der eigentliche Staatsgedanke ist, mit weit über die
Augenblicksbedürfnisse hinausgehenden Zielen namentlich in Deutschland noch
an Boden gewonnen hatte, so versteht man, welche Sonderstellung die ritter-
lichen Ordensgenossenschaften einnahmen. In ihnen waren infolge der Kon-
zentration des gesamten Strebens der Einzelnen auf ein Ziel ungeheure
Kraftmengen aufgespeichert, die da, wo es zu ihrer Auslösung kam, gewaltige
Wirkungen ausüben mußten. — Auch die Kirche und die rein geistlichen
Genossenschaften verlangten das unbedingte Jndienststellen der Einzelkraft;
sie waren aber gerade in der höchsten Bltitezeit die geschworenen Feinde des
Staatsgedankens, und eben jetzt hatten die in der Bildung begriffenen
Nationalstaaten gegen die Machtbestrebungen der Kirche von neuem das
Schwert erhoben, das der ermatteten Hand der Staufer entsunken war. Eine
Erziehung zum Staatsgedanken konnte also von der Kirche trotz ihrer den
staatlichen sehr verwandten Organisationsgrundsätze nicht ausgehen, sie er-
kannte nur einen Machthaber über den Völkern an: sich selbst. Die ritter-
lichen Ordensgenossenschaften dagegen waren zu Dreiviertel weltliche Or-
ganisationen, zu Kampf und harter Kolonisatorenarbeit bestellt und trotz des
mönchischen Charakters ihres täglichen Lebens von durchaus militärischem,
eroberungssüchtigem Geiste beseelt. Mit diesen weltlichen Zügen im Verein
mußte die bedingungslose Unterordnung des Einzelnen unter die Interessen
des Gemeinwesens, die rücksichtslose Ausnutzung aller Kräfte für die Zwecke
des Ganzen notwendig zum Staatsgedanken hinführen.
Stark gefördert wurde diese Tendenz durch das Bedürfnis der Ritter-
orden nach dem Besitz größerer Landesherrschaften. Er wurde für sie
zur Lebensbedingung, ihre Machtstellung hing wesentlich von der Größe
ihres Besitzes, der Quelle ihrer Einkünfte, ab. Allerorten waren sie daher
eifrig bemüht, ihn zu mehren. Im Anfang waren es vorwiegend Zu-
wendungen mildtätiger und um ihr Seelenheil besorgter Menschen, die den
Besitz der Orden ausmachten; sobald aber einiger Wohlstand erreicht war,
sich Die ö obersten Gebietiger waren die nächsten Gehilfen des Meisters; nach ihm nahm
den höchsten Rang in Friedenszeiten der Großkomtur ein, im Kriege der Marsch all.
Der Spittler chatte das Hospitalwesen, der Drapier die Bekleidung und Ausrüstung,
der Treßler die Finanzen unter sich. Land me ist er hieß der Verwalter jedes größeren
nicht im^ Gebiet des Hanpthauses liegenden Bezirks; Komtur der Vorsteher eines größeren
„Hauses" (Burg) mit dem dazugehörigen Gebiet. Was der Stellung dieser Beamten be-
sondere Stärke verlieh, war die Vereinigung des obersten Verwaltungsbeamten und des
obersten militärischen Befehlshabers in einer Person. Ihre Selbständigkeit und Macht-
befugnis waren außerordentlich groß.
Heimatkunde, Ii. Teil.
24
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sich bewalden, und wo Wald sein soll, da dulde man nicht, da er zu sehr behauen und verwstet werde. Und unser Wild im Walde sollen sie gut besorgen, desgleichen Falken und Sperber zu unserem Gebrauche hegen, auch den Zins fr die Mast sorgsam einfordern. Ferner sollen die Amt-leute, wenn sie die Schweine zur Mast in den Wald schicken oder unsere Meier oder deren Leute den Zins zu gutem Beispiele zuerst geben, damit alsdann auch die anderen Leute den Zins vollstndig zahlen.
38. Sie sollen auch gemstete Gnse und Hhner zu unserem Gebrauche jederzeit bereit und reichlich vorrtig haben, da sie an uns geschickt werden knnen.
36. Wir wollen, da sie die Hhner und Eier, welche die Knechte und Hrigen abgeben, alljhrlich vereinnahmen und, wenn wir ihrer nicht bedrfen, sie verkaufen.
40. Ein jeder Amtmann soll auf unseren Landgtern einzelne edle Vgel, Pfauen, Fasanen, Enten, Tauben, Rebhhner, Turteltauben, um des Schmuckes willen halten.
42. Auf jedem Gute sollen innerhalb des Wohnraumes sich befinden: Bettstellen, Pfhle, Federbetten, Bettleinen und Tcher fr Tische und Bnke, Gefe von Kupfer, dann Blei, Eisen, Holz, Feuerbcke, Ketten, Kesselhaken, xte, Beile, Bohrer und all dergleichen Gerte, so da man nicht ntig hat, sie anderswoher holen zu lassen und zu borgen. Und das Eisenzeug, das man im Kriege braucht, sollen sie in Verwahrsam haben, damit es sich gut hlt, und sobald man aus dem Kriege zurckkehrt, soll man es wieder verwahren.
43. In unfern Weiberhusern sollen sie der Bestimmung nach den Stoff zur Arbeit geben lassen, nmlich Flachs, Wolle, Waid, Scharlach, Krapp, Wollkmme, Kardendisteln, Seife, Gefe und anderes der Art, was hier notwendig ist.
45. Ein jeder Amtmann soll in seinem Sprengel gute Handwerker haben, als da sind Elsenschmiede, Gold- und Silberschmiede, Schuster, Dreher, Zimmerleute, Schildmacher, Fischer, Falkner, Seifensieder, Brauer, die nicht nur Bier sondern auch Apfel- und Birnenmost und andere Getrnke bereiten knnen, Bcker, die Semmeln fr unsere Wirtschaft zu backen verstehen, Netzemacher, die Netze zu spinnen verstehen zur Jagd, zum Fisch-und Vogelfang, und allerlei andere Handwerker.
47. Unsere Jger und Falkner oder die brigen Ministerialen, die uns in der Pfalz bestndig dienen, sollen auf unseren Landgtern gute Auskunft finden inbezug auf das, was wir oder die Knigin brieflich befohlen haben, wenn wir sie in unserem Dienst aussandten, oder wenn der Seneschall (Oberster des unfreien Gesindes) oder der Mundschenk (oberster Kellerei-Verwalter) ihnen auf unser Gehei etwas aufgetragen hat.
48. Unsere Kelterpressen auf unseren Gtern sollen in guter Ordnung sein. Und das sollen die Amtleute im Auge behalten, da keiner sich heraus-nehme, unsere Trauben mit den Fen zu treten (wie in den sdlichen Lndern), sondern da alles sauber und anstndig sei.
55. Wir wollen, da, was die Amtleute zu unserem Haushalte gegeben haben oder an Hofdiensten geleistet und sonst noch geliefert haben, sie in ein besonderes Rechnungsbuch schreiben, und was sie selbst auf dem Gute
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Bestimmung nhern und mit den Brgern des Staates in ein nheres und innigeres Bndnis treten.
b. Aus den Berichten der Militrreorganisations - Kommission
an den König Friedrich Wilhelm Iii. 1807.
Klippel: Das Leben des Generals von Scharnhorst. Leipzig 1871. Iii. Bd. S. 310 ff.
Punkt 5 der kniglichen Vorlage lautete: Wrde mit dem Eintritt der Uu-adligen nicht eine Abnderung zu treffen fein und solche mehr zugelassen werden mffen? dazu bemerkt die Kommission:
Einen Anspruch auf Offizierstellen knnen im Frieden nur Kenntnisse und Bildung gewhren, im Kriege ausgezeichnete Tapferkeit, Ttigkeit und berblicks Aus der ganzen Nation mssen daher alle Individuen, die diese Eigenschaft besitzen, aus die hchsten militrischen Ehrenstellen Anspruch machen knnen. Indem man bisher einem einzigen Stande diese Vorrechte gab, gingen alle Talente und Kenntnisse des brigen Teils der Nation fr die Armee verloren, und dieser Stand sah sich gar nicht in die Notwendig-keit versetzt, sich die militrischen Talente zu erwerben, da seine Geburt und eine lange Lebensdauer ihn zu den hchsten militrischen Ehrenstellen hinauf-bringen mute. Hierin liegt der Grund, warum die Offiziere in ihrer Bildung gegen alle brigen Stnde fo weit zurck waren. Aus eben diesem Grunde wurde die Armee als ein Staat im Staate angesehen, von den brigen Stnden gehat und zum Teil verachtet, da sie doch die Ver-einigung aller moralischen und physischen Krfte aller Staats-brger sein sollte. Die Begleichung Preuens mit den sich bildenden benachbarten Staaten,^ die zum Teil aus ehemaligen Mitbrgern des preuischen Staates bestehen, und die diese Fehler abgeschafft haben, wrde die bisherigen Verhltnisse um so drckender machen, und schon aus diesem Grunde wrde eine Abnderung notwendig sein.
In frheren Zeiten fand im preuischen Staate das ausschlieliche Recht des Adels zur Offizierstelle gar nicht statt; unter dem Kurfrsten Friedrich Wilhelm bestand die Hlfte der Offiziere aus Unadligen, ebenso unter König Friedrich I. Das weitere Avancement nach Anciennitt ver-hinderte jeden Wetteifer; man bedurfte ja keiner Anstrengung; eine gesunde ^eweskonstitution gewhrte alles, was man wnschte. Zur Ausrechterhaltung der Armee blieben dem Staate nur Strafen und willkrliche Belohnungen. ?ene!l auszuweichen, diese sind schwer anzuwenden und selten mit
den Krften des Staats bereinstimmend.
.Die durch Wetteifer erzeugten Talente und das gesetzliche Emporkommen des dadurch erzeugten Genies gingen der Armee und dem Staate gnzlich verloren. Zu den zum vorigen Artikel gehrigen berlegungen sind einige Erschlage aufgestellt worden, die wenigstens bei der Anstellung zum Offizier diesem Nachteil zuvorkommen sollen. Eine weitere Ausdehnung dieser Grund-satze bei den folgenden Graden wrde das einzige Mittel sein, um diesem groen Zwecke berall zu entsprechen.
Bei dieser Einrichtung wrde es unumgnglich notwendig sein, da dagegen die bisherigen Einschrnkungen des Adels ausgehoben wrden und m Jre^eit ehielte, seine Gter, an wen er wolle, verkaufen und alle Beschftigungen treiben zu drfen.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Wilhelm Klippel Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_I.
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Punkt 12 der kniglichen Vorlage lautet: Sobald aber bei der Rekrutierung weniger Exemtion (Befreiung) stattfindet, mte mit den militrischen Strafen eine nderung geschehen und sie zwar ebenso strenge, aber weniger diffamierend (beschimpfend) anzuordnen sein, deshalb eine Umnderung der Kriegsartikel vorzunehmen wre."
Diese Vernderung wird dringend ntig, sobald die Armee aus lauter Inlndern besteht und wie so sehr zu wnschen ist auch die wohlhabendere und gebildetere Klasse der Landeseinwohner dazu gezogen werden soll. Die Bestimmung im Detail wird aber mit groen Schwierigkeiten verbunden sein, eine sehr reifliche Erwgung und Prfung aller Verhltnisse erfordern. Fr bloe Dienstfehler oder solche Vergehungen, fr die Zivil-Personen keiner persnlichen Strafe unterworfen sind, knnten diese beim Militr vielleicht ganz abgeschafft, dagegen aber die hrtesten krperlichen Strafen und nach Umstnden Todesstrafe ohne Erla auf Subordinations-verbrechen gesetzt werden.
Infolge einer nochmaligen Beratung erhielt dieser Punkt folgenden Zusatz:
Im ganzen wrden die krperlichen Strafen abgeschafft werden knnen mit Ausnahme der Diebe, wo es sehr zu wnschen wre, wenn man diese bei Wiederholung ihres Verbrechens ganz aus dem Militr ausstoen knnte. Wer aber dreimal eines Fehlers sich schuldig gemacht htte, auf den bisher krperliche Strafen erfolgten, trte beim vierten Male in eine zweite Klasse, wo er mit krperlichen Strafen gezchtigt wrde; nur gute Auffhrung knnte ihn aus dieser Klasse wieder heraustreten lassen. Strenger einsamer Arrest wirkt oft sehr stark auf den Menschen.
Bei den zu entwerfenden Kriegsartikeln mssen Belohnungen eben so gut als Bestrafungen ausfhrlich angegeben werden.
72. (72.) Das politische Testament des Areierrn vom Stein.
1808.
G. H. Pertz a. a. O. Bd. Ii, S. 309 ff.
Umstnde, deren Darstellung es nicht bedarf, forderten meinen Austritt aus dem Dienste des Staates, fr den ich lebe, und fr den ich leben werde.
In den uern Verhltnissen herrscht die Notwendigkeit so stark und mchtig, da die Stimme eines Individuums darin wenig vermag. In der Verwaltung des Innern setzte ich mein Ziel. Es kam darauf an, die Disharmonie, die im Volke stattfindet, aufzuheben, den Kampf der Stnde unter sich, der uns unglcklich machte, zu vernichten, gesetzlich die Mglichkeit aufzustellen, da jeder im Volke seine Krfte frei in moralischer Richtung entwickeln knne, und auf solche Weise das Volk zu ntigen, König und Vaterland dergestalt zu lieben, da es Gut und Leben ihnen gern zum Opfer bringe.
Mit Ihrem Beistande, meine Herren,*) ist vieles bereits geschehen. Der letzte Rest der Sklaverei, die Erbuntertnigkeit, ist vernichtet, und der unerschtterliche Pfeiler jedes Throns, der Wille freier Menschen, ist gegrndet. Das unbeschrnkte Recht zum Erwerb des Grundeigentums ist proklamiert. Dem Volke ist die Befugnis, seine ersten Lebensbedrfnis
*) Es sind Steins politische Freunde und die Teilnehmer seines Wirkens gemeint.
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zugeben. Alles geht bunt durcheinander, die Straen, mit einem Kot^ ohne Ma bedeckt, wimmeln von preuischen Soldaten, die in ihrem Blwak-schmutze recht zu dem dstern Regenwetter passen, das unser getreuer Verbndeter gegen die Belagerten gewesen ist; alles rennt umher, um sich zu orientieren, die mchtigen Batterien und verlassenen Biwaks zu sehen, mit denen das Dorf und die ganze Umgegend bedeckt ist. Dazwischen treiben sich die franzsischen Offiziere mit ihren Burschen herum, die erst m den nchsten Tagen abgesetzt werden sollen, und der puppenartige Putz der Uniformen sticht grell ab gegen die dstere Lage, in der sie sich befinden. Die groe Strae, die nach Metz fhrt, wimmelt von Landleuten, die sich nach Metz hineingeflchtet hatten und nun, meist mit einem Pferde vor dem Wagen und dem Sielzeuge der geschlachteten andern darauf, oft im lcher-lichsten Gewand, mit allerlei Hausrat und Plunder beladen, nach ihren Drfern zurckkehren. Viele, viele finden nur kahle Trmmer, kaum einer wird sein Anwesen unverwstet wiederfinden. Man hat sie mit den sndhaftesten Lgen eingeschchtert, sie haben keine Mglichkeit des Urteils gehabt wer gibt ihnen Entschdigung fr ihren Untergang? Aber an alles das kann man nicht lange denken, es geht zu bunt durcheinander? Alle Stunden kommen neue Regimenter durch, endlose Kolonnen werden mit Fluchen und Schreien durchgejagt, dazwischen blht vor jedem Hause, das etwas zurckliegt und so ein geschtztes Pltzchen gibt, die Marketender-Industrie; es kommen sogar schon Omnibusse aus Metz heraus. Unsere smtlichen Burschen sind aus den Raub ausgezogen! Es steht hier vieles in Massen umher, was niemand" gehrt; zwei Wagen mit Pferden und Zeug haben wir uns ohne weiteres von der Gaffe weggenommen, sie gehren niemand", und wir brauchen sie, um uns fr den Marsch bequem und sicher einzurichten, also ist das Exempel fertig, wer will danach fragen? aber welches Elend klebt vielleicht an dem Besitze, was hat der arme con-voyer zu leiden gehabt, bis er von Pferd und Wagen davongelaufen ist?! Bei uns hat sich das Urteil der die franzsische Armee mchtig herabgestimmt, seit wir ihnen etwas nher aus die Finger gesehen haben. ^ Marigel mgen sie in der letzten Zeit gelitten haben, und Leiden des schlechten Wetters mgen sie noch hrter getroffen haben als uns Nordlnder. Aber heraus htten sie gemut, wenn sie wirklich ernstlich gewollt htten; keine preuische Armee von derselben Strke wrde sich haben so ein-schlieen lassen, sie htten uns auf vielen Stellen, z. B. da, wo wir zuletzt gestanden, fast ohne Waffen beifeite drcken knnen; wir haben auf einer gefllten Pulvertonne gelebt, ohne die Gre der Gefahr zu kennen, die der uns schwebte aber es hat an der eisernen Strenge gefehlt, ohne die Mafien, wie diese, nicht beherrscht werden knnen; der Eindruck der Niederlage vom 16. und 18. August ist zu mchtig und der Offizier nicht imstande gewesen, den gemeinen Mann mit fester Hand darber hinwegzuheben. Deshalb haben sie niemals mit vollem Ernste angegriffen. Es ist gar nicht anders zu nennen als ein Gottesgericht, der glnzendste Sieg des ernsten, eisernen sittlichen Willens der einen leicht berauschten und rettungslos entmutigten Leichtsinn! Natrlich schreit alles der Verrat," und die Metzer Zeitung vom 29. fragt Bazaine in einer offenen Ansprache, wieviel der Preis fr das verratene Frankreich betragen habe! Aber wir wissen ja, was es mit dieser Rckzugsbrcke der groen Nation auf sich
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